Über
1000 afroamerikanische Aktivisten,
Künstler, Wissenschaftler, Studenten
und Organisationen unterstützen die
"Solidaritätserklärung der Schwarzen
mit Palästina"
(darunter die
hierzulande bekannnten Angela Davis
und Mumia Abu Jamal) - Siehe
Erklärung in Englisch und Liste der
Unterstützer: http://www.blackforpalestine.com/
2015 - Solidaritätserklärung der
Schwarzen mit Palästina -
Die Palästina-Solidarität der
Schwarzen ist seit einem Jahr in
bemerkenswerter Weise gewachsen. Der
gegen uns gerichtete Terror – von
den zahlreichen Anschlägen auf unser
Leben als Schwarze bis zu Israels
brutalem Krieg gegen Gaza und seiner
Strangulierung der Westbank –
stärkte unsere Widerstandskraft und
brachte unsere Bewegungen im
gemeinsamen Kampf zusammen.
Palästinenser waren die ersten, die
den Demonstranten in Ferguson über
Twitter internationale Unterstützung
zukommen ließen und Palästinenser,
die in St. Louis leben, halfen uns
vor Ort. Im vergangenen November
besuchte eine Delegation
palästinensischer Studenten schwarze
Organisatoren u. a. in St. Louis,
Atlanta und Detroit, nur einige
Monate bevor die "Dream Defenders"
mit Vertretern von "Black Lives
Matter" aus Ferguson und anderen
anti-rassistischen Gruppen Palästina
besuchten. Im Laufe des Jahres,
während der Proteste in Ferguson,
New York und Baltimore,
übermittelten uns Palästinenser
zahlreiche Solidaritätsbotschaften.
Unsere Erklärung soll den Dialog
zwischen unseren Bewegungen
fortsetzen:
Am ersten Jahrestag des Gaza
Massakers, im 48. Jahr der
israelischen Besatzung, im 67. Jahr
der anhaltenden Nakba (arabischer
Begriff für Israels ethnische
Säuberung) – und im vierten
Jahrhundert der Unterdrückung der
Schwarzen in den heutigen USA –
bekräftigen wir, die
unterzeichnenden schwarzen
Aktivisten, Künstler,
Wissenschaftler, Schriftsteller und
politischen Gefangenen, mit dieser
Erklärung unsere Solidarität mit dem
palästinensischen Kampf und unser
Engagement für die Befreiung
Palästinas, seines Landes und seiner
Bevölkerung.
Wir können die Gewalt des letzten
Sommers weder vergeben noch
vergessen. Wir sind empört über
Israels Brutalität gegen Gaza mit
seiner Belagerung zu Land, Luft und
Wasser und seine drei
Militäraggressionen innerhalb von
sechs Jahren. Wir sind entsetzt über
Israels Angriffe auf Wohnhäuser,
Schulen, UN-Unterkünfte, Moscheen,
Rettungswagen und Krankenhäuser. Es
bricht unser Herz und wir sind
bestürzt über die Anzahl der Kinder,
die Israel in einer sogenannten
"defensiven" Operation tötete. Wir
weisen Israels Selbstdarstellung als
Opfer zurück. Jeder, der sich
ehrlich mit der Zerstörung von Leben
und Eigentum in Gaza befasst, wird
erkennen, dass das Gemetzel
einseitig von Israel ausging. Immer
noch sind in Gaza Hunderttausend
obdachlos. Das Massaker hat
verheerende Folgen in Gaza, heute
und noch in vielen Jahren.
Israels Unrecht und Grausamkeit
gegenüber den Palästinensern sind
nicht auf Gaza begrenzt und sein
Problem nicht auf eine bestimmte
palästinensische Partei. Israel
unterdrückt die Palästinenser in
allen besetzten Gebieten innerhalb
seiner Grenzen von 1948, bis in
Nachbarländer hinein. Die
israelischen Besatzungstruppen töten
weiterhin Demonstranten –
einschließlich Kinder – verüben
nächtliche Angriffe auf Zivilisten,
inhaftieren Hunderte von Menschen
auf unbegrenzte Zeit und demolieren
Häuser während immer mehr illegale
Siedlungen "nur für Juden"
entstehen. Israelische Politiker,
einschließlich Benjamin Netanjahu,
hetzen gegen palästinensische Bürger
innerhalb Israels anerkannter
Grenzen und es gibt dort über 50
Gesetze, die Nicht-Juden
diskriminieren.
Unsere Solidarität gilt all jenen,
die unter Besatzung und Belagerung
leben, den palästinensischen Bürgern
Israels und den 7 Millionen
palästinensischen Flüchtlingen in
Jordanien, Libanon, Syrien und
Palästina. Das Recht der Flüchtlinge
auf Heimkehr in ihre Heimat im
heutigen Israel ist der wichtigste
Aspekt der Gerechtigkeit für
Palästinenser.
Die Befreiung der Palästinenser ist
eine inhärente Gefahr für
israelischen Siedler-Kolonialismus
und Apartheid, einem Apparat, der
auf ethnischer Säuberung, Landraub,
und der Aberkennung
palästinensischer Humanität und
Souveränität beruht und durch diese
weiterbesteht. Obwohl wir uns des
Unterschieds zwischen der Form der
Apartheid in Israel/Palästina und
jener in den USA (und Südafrika)
bewusst sind, sehen wir Verbindungen
zwischen der Situation der
Palästinenser und der der Schwarzen.
Israels umfangreiche Festnahmen und
Inhaftierung von Palästinensern
erinnern an die Masseninhaftierung
von Schwarzen in den USA,
einschließlich der politischen
Gefangenschaft unserer
Revolutionäre. Soldaten, Polizei und
Gerichte rechtfertigen die tödliche
Gewalt gegen uns und unsere Kinder,
die keine unmittelbare Bedrohung
darstellen. Und obwohl wir weiterhin
von den USA und Israel auch ohne
deren Zusammenarbeit unterdrückt
werden, sind wir Zeugen des
gemeinsamen Trainings von Polizisten
und Soldaten beider Länder.
US-amerikanische und israelische
Behörden und Medien kriminalisieren
unsere Existenz, stellen die Gewalt,
die gegen uns ausgeübt wird, als
"isolierte Vorfälle" dar und
bezeichnen unseren Widerstand als
"illegitim" oder "Terrorismus".
Dieses Narrativ ignoriert die
Jahrzehnte- und Jahrhunderte lange
Gewalt gegen Palästinenser und gegen
Schwarze, die schon immer
wesentlicher Bestandteil Israels und
der USA war. Wir wissen, dass der
Rassismus, charakteristisch für
Israels Behandlung der
Palästinenser, auch gegen andere
Menschen in der Region gerichtet
ist, einschließlich Intoleranz,
Polizeibrutalität und Gewalt gegen
Israels afrikanische Bevölkerung.
Israelische Beamte bezeichnen
Asylsuchende aus Sudan und Eritrea
als "Eindringlinge" und halten sie
in der Wüste gefangen, der
israelische Staat sterilisierte
äthiopische Israelis ohne deren
Wissen oder Einwilligung. Diese
Probleme fordern uns heraus zur
gemeinsamen Aktion gegen Rassismus,
weiße Vorherrschaft und Zionismus.
Wir wissen, dass Israels Gewalt
gegen die Palästinenser unmöglich
wäre ohne US Unterstützung auf der
Weltbühne und deren Finanzierung der
Gewalt mit über 3 Milliarden
US-Dollar im Jahr. Wir fordern von
der US-Regierung ein Ende der
wirtschaftlichen und diplomatischen
Hilfe für Israel. Wir unterstützen
uneingeschränkt den Aufruf von 2005
der palästinensischen
Zivilgesellschaft zu Boykott,
Investitionsentzug und Sanktionen
(BDS) gegen Israel und fordern
schwarze und andere US Institutionen
und Organisationen auf, sich diesem
ebenso anzuschließen. Wir fordern
alle rechtschaffenen Menschen auf,
die zentrale Bedeutung des
palästinensischen Befreiungskampfs
anzuerkennen.
Der wachsenden BDS Bewegung schlagen
wir vor, die G4S, das weltweit
größte private
Sicherheitsunternehmen, ins Visier
unseres gemeinsamen Kampfes zu
nehmen. Tausende palästinensische
politische Gefangene, die illegal in
Israel und Hunderte von schwarzen
und braunen Jugendlichen, die in
privaten Jugendgefängnissen in den
USA inhaftiert sind, leiden unter
der G4S. Dieses Unternehmen
profitiert überall von Inhaftierung
und Abschiebung, von den USA und
Palästina bis nach Großbritannien,
Südafrika und Australien. Wir lehnen
jede Vorstellung von "Sicherheit"
ab, die unsere Gruppen unsicher
machen und betonen, niemand wird
befreit, bevor wir nicht alle frei
sein werden.
Wir richten diese Erklärung in
erster Linie an die Palästinenser.
Ihr Leiden bleibt nicht unbemerkt.
Ihr Widerstand und ihre
Widerstandskraft gegen Rassismus und
Kolonialismus inspirieren uns.
Gegenüber den Palästinensern, aber
auch gegenüber der israelischen und
US Regierung erklären wir, dass wir
uns mit kulturellen,
wirtschaftlichen und politischen
Mitteln für die Befreiung der
Palästinenser einsetzen während wir
den Kampf um unsere eigene
weiterführen. Wir ermutigen
Aktivisten diese Erklärung zu
nutzen, um die Solidarität mit
Palästina voranzutreiben und wir
fordern unsere schwarzen Politiker
auf, in dieser Frage endlich aktiv
zu werden.
Mit länderübergreifendem Dialog und
Zusammenwirken möchten wir den
gemeinsamen Kampf gegen
Kapitalismus, Kolonialismus,
Imperialismus und die verschiedenen
Rassismen in unseren Gesellschaften
stärken.
Auf dem Weg zur Befreiung.
(Übersetzung Doris Pumphrey) |