Gedicht
Wo
war die Sonne, als die entfesselten
Echos der Wut hallten?
Kann es nicht sein, dass die
Schatten sie verdunkelt haben in
Sabra und Shatila?
Wo war
Gott, als die Augen der Menschen von
eisiger Kälte befallen wurden?
Kann es nicht sein, dass er
gleichgültig geworden ist in Sabra
und Shatila?
Wo war
ich, in welcher Galaxie, als ich die
Nachricht las, gefühllos?
Werde nicht auch ich ein Verräter
sein von Sabra und Shatila?
Und wo
warst du, mächtiger Mann, mit deiner
Arroganz, der du in deinem Rucksack
die Leichen aller Kinder trägst von
Sabra und Shatila?
Wo ist
die Stimme des Staatsanwalts für
Recht und Gerechtigkeit?
Waren seine Gesetze nicht gültig in
Sabra und Shatila?
Wo ist
der Solz der Menschen oder sollte
man sagen die "Scheinheiligkeit"?
Warum wird soviel Leid nicht benannt
in Sabra und Shatila?
Was erzählst du mir, mein Freund?
Siehst du nicht, dass mein Gewissen
ruhig ist?
Was habe ich mit dem zu tun, was
geschehen ist in Sabra und Shatila?
Oder war ich vielleicht unter den
Soldaten, in einer gewissen
Entfernung aufgestellt, und
akzeptierte, was geschah in Sabra
und Shatila?
Es
ist Zeit, Komuniquees zu diktieren,
die dem Stachel die Spitze nehmen.
Was werden sie tun, um zu
verheimlichen, was geschehen ist in
Sabra und Shatila?
Was
werden sie tun, um die aufgeregte,
vollständige, kollektive
Verurteilung zu diffamieren?
Was werden sie tun, damit das
Schwären der Wunde aufhört in Sabra
und Shatila?
Wenn ich auch immer noch fern in
meiner Galaxie die Nachricht
besinge,
setzt der Engel des Entsetzens
seinen Weg fort in Sabra und Shatila.
Er
wandert durch Beirut und andere
Planeten, schleicht wie eine
Schlange ohne anzuhalten.
Unersättlich und vollgefressen in
Sabra und Shatila.
Vielleicht will er an meine Tür
kommen. Vielleicht wartet er schon
an der Ecke.
Die Wunde ist wieder offen und wird
offen bleiben in Sabra und Shatila.
Alberto Cortez, argentinischer Autor
und Sänger -
(in
der Quelle zwei Videos) -
Quelle -
aus
dem Spanischen übersetzt von K.
Nebauer