Nach 50
Jahren Besatzung muss gehandelt werden
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Hirtenbrief von Msgr. Joan E. Vives -
17.02.2017 - Ein weiteres Jahr sind Bischöfe
verschiedener Bischofskonferenzen aus aller
Welt im Januar in das Heilige Land
gepilgert, um die Christen zu unterstützen
und denen, die sich nach einem gerechten
Frieden sehnen, eine Stimme zu geben. Von
dort haben sie ein Schlusskomuniquee
herausgegeben, das ich für euch
zusammenfassen will. Seit dem Krieg von
1967, dem "Sechs-Tage-Krieg", der bald 50
Jahre her ist, leiden die Menschen im
Westjordanland, in Ost-Jerusalem und Gaza
unter der israelischen Besatzung, die die
Menschenwürde sowohl der Palästinenser als
auch der Israelis verletzt. Das ist ein
Skandal, an den wir uns niemals gewöhnen
dürfen, schon weil das Leiden andauert.
Es wäre
notwendig, dass wir Christen der westlichen
Länder unsere eigene Verantwortung im Gebet,
der Bildung des Bewußtseins und im Handeln
erkennen. Viele Menschen im Heiligen Land
haben ihr ganzes Leben unter der Besatzung
mit ihrer polarisierenden sozialen Spaltung
verbracht. Aber sie bekennen sich noch immer
zu Hoffnung und zum Ringen um Versöhnung.
Heute, mehr denn je, verdienen sie unsere
Solidarität.
Wir haben die
Verpflichtung uns gegen den Bau von
Siedlungen und immer noch mehr israelischen
Siedlungen in den besetzten
palästinensischen Gebieten zu stellen. Diese
'de facto'-Annexion des Landes untergräbt
nicht nur die Rechte der Palästinenser in
Regionen wie Hebron und Ost-Jerusalem,
sondern gefährdet, wie die UNO kürzlich
anerkannte, auch die Möglichkeit eines
Friedens.
Ebenso gibt es
die Pflicht zur Hilfeleistung für die
Bevölkerung des Gazastreifens, die in einer
von Menschen geschaffenen humanitären
Katastrophe lebt. Sie leben seit einem
Jahrzehnt unter der Blockade, die durch den
politischen Stillstand noch verschärft wird,
den der mangelnde gute Willen aller
Parteien verursacht ist.
Und wir können
weiterhin den gewaltfreien Widerstand
unterstützen, der, wie Papst Franzskus in
seiner letzten Friedensbotschaft erinnert,
große Veränderungen in der ganzen Welt
zustande gebracht hat.
Bischöfe und
Heiliger Stuhl befürworten mit der
internationalen Gemeinschaft eine
Zwei-Staaten-Lösung – eines israelischen und
eines palästinensischen Staates – mit einer
Nachbarschaft in Frieden, Respekt und
Kooperation, so schwierig das auch
erscheinen mag. Der Heilige Stuhl betont,
dass "wenn Israel und Palästina mit einer
Existenz Seite an Seite, versöhnt und
souverän innerhalb gegenseitig zugestandener
und international anerkannter Grenzen zu
existieren, nicht einverstanden sind, wird
Frieden ein ferner Traum und Sicherheit eine
Illusion bleiben".
Vor allem
haben wir Christen die Pflicht, der lokalen
Kirche im Heiligen Land, ihren Büros
(Agenturen), Volontären und NGOs zu helfen.
Unter schwersten Bedingungen haben sie sich
bewährt, ihre große Fähigkeit zur Erholung
und gezeigt und eine Arbeit getan, die das
Leben verändert. Es ist unser Glaube an
Gott, der uns Hoffnung gibt. Das Zeugnis der
Christen im Heiligen Land und besonders der
jungen Menschen sollen uns inspirieren und
uns helfen beharrlich zu bleiben. Die Bibel
sagt uns: "Erklärt das 50. Jahr zu einem
heiligen und verkündet im Land die
Freilassung all seiner Bewohner" (Lev.
25,10). In diesem Jahr, in dem sich die
Besatzung zum 50. Mal jährt, müssen wir für
die Freiheit aller im Heiligen Land beten
und alle, die sich für die Schaffung eines
gerechten Friedens einsetzen, effizient
unterstützen. - Joan E. Vives, Erzbischof
von Urgell
Quelle
Übersetzung:
K. Nebauer |