Palestine
Update Nr. 26 – 8.März 2017 -
Solidarität –
Boykott – Kinder – Frauen – und die
palästinensische Diaspora
-
Kommentar des Redakteurs Ranjan Solomon -
Solidarität verlangt Begleitung – am Ort
präsent sein, wenn die schlimmsten Dinge
passieren. Eine unter den vielen aktiven
Gruppen rund um die Erde, die Begleitende
aktivieren, sind die Quäker in UK. Sie haben
eine Beschreibung zu ihrem Neuanfang
gemacht, mit der wir uns beschäftigen wollen
– auch um zu zeigen, wie viele gewaltlose
Aktionen weltweit initiiert werden, um
Gerechtigkeit und Frieden für Palästinenser
und Israelis zu bringen. Auf Facebook finden
Sie die Beschreibung der Initiative.
Begleitung ist Solidarität. Und deshalb ist
sie keine neutrale Aktion, um Harmonie und
Gleichgewicht herzustellen. Sie tritt ein
für Gerechtigkeit. Nach dem Einsatz werden
die „BegleiterInnen" von den Opfern der
Besetzung in ihren Heimatländern erzählen.
(Soweit
der Kommentator! Dazu die österr.
Übersetzerin: Für Österreicher ist dieses
Programm nichts Neues mehr. Seit einigen
Jahren gibt es die Initiative EAPPI AUSTRIA
unter der wohlwollenden Patronanz des
Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich
auch. Die Koordinierungsgruppe setzt sich
aus Personen der Diakonie Österreich, des
Versöhnungsbundes und von Pax Christi Ö
zusammen.)
In dieser
Ausgabe von Palestine Updates werden
besondere Kampagnen hervorgehoben, die
bekannte Künstler betreffen. Da ist die
Geschichte des legendären Musikers und
Sängers Elton John, der für das Hotel in
Bethlehem am Rande der Trennungsmauer
gesungen hat. (Bericht unten). Palestine
Updates illustriert auch, wie Israel
versucht, die Einreise von BDS-Aktivisten zu
verhindern. BDS macht Israel Angst. Das
heißt nur, dass diejenigen, die
Gerechtigkeit suchen, die Kampagne
vorantreiben und ihre Basis vergrößern
müssen. Diejenigen, die auf der Seite des
Friedens und der Gerechtigkeit stehen, aber
Israels wirtschaftlicher Stärke nicht
angreifen wollen, müssen ihre eigene Wahl
der Solidarität treffen dürfen. Die
Geschichte wird die Gegenwart jener
ignorieren, die es nicht gewagt haben,
aufzustehen und sich zählen zu lassen, wenn
es wirklich wichtig ist. BDS ist eine
wichtige gewaltlose Option und wir hoffen,
sie wird von denen angegangen, die können.
Wenigstens 56
Palästinenserinnen schmachten derzeit in
Israels Gefängnissen und dürfen von ihren
Familienangehörigen nicht besucht werden –
eine böse Verletzung der Menschenrechte und
die Abwesenheit jedes Zeichens menschlicher
Gerechtigkeit. Dass sogar eine Gelegenheit
wie der Internationale Frauentag keine
Veranlassung für Israel darstellt,
unschuldige Gefangene frei zu lassen, ist
ein Zeichen für die Tiefe, in die Israels
politische Moral gesunken ist.
Zuletzt eine
Frage: Kann die palästinensische Diaspora
eine Kraft werden, mit der man zu rechnen
hat, wenn man ihre wirtschaftlichen
Anstrengungen und ihren politischen Zugang
einsetzt, um die politischen Sichtweisen im
Ausland zu verändern? - Ranjan Solomon, in
Solidarität
Quäker
UK als Ecumenical Accompaner (EAs) in
Palästina/Israel
- Die Quäker (Quakers
UK) haben kürzlich mit einem
Rekrutierungsprozess für EAPPI begonnen. Ab
2018 sollen freiwillige Begleiter nach
entsprechender Bewerbung für den Dienst in
der Westbank ausgesendet werden.
(Bemerkung der
Übersetzerin, die zum ökum.
Koordinierungskreis in Österreich gehört
siehe oben: Ich habe die technischen
Anmeldedetails für EAPPI Quaker hier nicht
aufgenommen.)
+ 56
Palästinenserinnen in israelischen
Gefängnissen: Mindestens 56 Frauen sind
derzeit in Israel gefangen, sagt eine lokale
NGO aus: „Die israelischen Behörden halten
56 palästinensische Frauen in den
Gefängnissen von Hasharon und Damon fest,
darunter 12 Jugendliche. Die
Gefangenengemeinschaft Palästina sagte in
einer Stellungnahme zum Internationalen
Frauentag, dass eine Anzahl der Frauen krank
seien und dringend in Spitals-pflege kommen
müssten. In der Stellungnahme wird auch
betont, dass „die Gefangenen keinen
Familienbesuch empfangen dürfen".
Quelle
Israel
ordnet Einreiseverbot für ausländische
Boykott-Aktivisten an:
Diejenigen,
die in ihrer Unterstützung von Boykott gegen
Israel oder irgendwelcher Institutionen im
Zusammenhang mit der 50 Jahre andauernden
Besetzung der palästinensischen Gebiete
aktiv geworden sind, könnten sich zurzeit in
Schwierigkeiten befinden, wenn sie das Land
und – durch Säumigkeit – die
palästinensischen Gebiete besuchen wollen.
Am 6. März hat das israelische Parlament
einem Gesetzesantrag zugestimmt und zum
Gesetz gemacht, dass Ausländern Einreisevisa
verweigert werden, die öffentlich zu
jeglicher Art von Boykott gegen Israel oder
seinen Siedlungen in der Westbank aufrufen
oder diesen unterstützen – wirtschaftlich,
kulturell, akademisch. Ziel dieser
Legislatur ist es, die Boykott-, Divestment-
und Sanktionen-Bewegung zu bekämpfen (BDS),
die sich in Europa und den Vereinigten
Staaten in den letzten Jahren einer
wachsenden Unterstützung und einem messbaren
Erfolg gegenüber sieht.
Mehr darüber in
Washington Post
In
offenem Brief drängen Palästinenser Richard
Gere, seinen Besuch in Israel abzusagen:
Die „Palästinensische Kampagne für
akademischen und kulturellen Boykott von
Israel" (PACBI) schreibt: „Wir
palästinensische Organisationen für
darstellende Kunst schreiben von Palästina
aus, Richard Gere zur Absage seiner ins Auge
gefassten Teilnahme an der Jerusalemer
Filmpremiere von „Norman" aufzufordern; sie
würde unbeabsichtigt unseren gemeinsamen
gewaltlosen Kampf für Menschenrechte
unterlaufen." In dem Brief steht: „Ohne
Rücksicht auf Ihre Intentionen würde Ihre
Anwesenheit in Jerusalem für Israel den
Stempel der Zustimmung zur Unterdrückung der
Palästinenser beinhalten. Der israelische
Diplomat Arye Mekel hat 2009 gesagt, ‚Wir
wollen bekannte Dichter und Schriftsteller,
Theater-Kompagnien und Ausstellungen nach
Übersee schicken. Auf diese Weise wollen wir
Israels hübscheres Gesicht zeigen, sodass
man uns nicht nur über den Kontext von Krieg
denkt‘. Kunst und Künstler werden von Israel
gebraucht (missbraucht), um das Land in
einem positiven Licht zu zeigen und
demzufolge seine unterdrückerische Politik
und militärische Besetzung zu übertünchen."
Der volle Text
des Offenen Briefes
>>>
f
Aufforderung
an Radiohead, ein Konzert im Juli in Israel
abzusagen:
Palästinenser
haben „Radiohead" aufgefordert, ihr Konzert
am 19. Juli in Israel abzusagen und sich an
die Kulturboykott-Linie zu halten.
Palästinensische Künstler und
Kulturinstitutionen brachten zur Kenntnis,
dass sie das bevorstehende Konzert im Juli
in Tel Aviv absagen werden, weil eine solche
Aufführung unabhängig von deren Intention
das Regime Israels von Besetzung und
Apartheid unterstützen würde, seine massiven
Verletzungen der Menschenrechte Palästinas
zu verdecken.
Israel kopiert
eine Seite aus der Propaganda-Broschüre der
südafrikanischen Apartheid und macht so kein
Geheimnis aus seiner Kulturmanipulation, um
ein Bild von „Demokratie" und „kultureller
Diversität" zu zeichnen.
Der volle Text ist
auf Facebook zu finden >>>
Elton
John spielte im „Walled Off Hotel" in
Bethlehem für Palästina:
Das Gefühl von
Anti-palästinensern muss sich in den Herzen
der Zuhörer ein bisschen komisch angefühlt
haben, nachdem die britischen Sängerikone
Sir Elton John mit „Ihr seid nicht allein,
nicht vergessen" den Palästinensern neue
Hoffnung zugesichert hatte. Johns
begeisternde Botschaft wurde via Video
während der Eröffnungszeremonie des neuen
Walled Off Hotel ausgestrahlt. „Hello
Bethlehem", sagte der Ehrengast: „Ich wäre
sehr gern heute Abend mit euch allen
zusammen, aber ihr wisst, „es gab keinen
Raum in der Herberge …" Es ist eine große
Freude für mich, heute Abend in Palästina
spielen zu dürfen. Bitte wisst, dass ihr
nicht allein seid und nicht vergessen!"
Quelle
Israel
hat seit 1967 15.000 palästinensische Frauen
arretiert:
Die Kommission
für die Sache der Gefangenen und ehemaligen
Gefangenen berichtet, dass seit 1967
ungefähr 15.000 Frauen gefangen genommen
wurden. Zurzeit werden 56 Frauen und Mädchen
von Israel festgehalten, davon sind 16
Kinder, 18 verheiratet, 11 krank und eine
wird unter Administrationshaft gehalten. Die
Frauen sitzen im Sharon- und im
Damon-Gefängnis ein, wurde in dem Bericht
zum Internationalen Frauentag im
„Middle
East Monitor" geschrieben. >>>
„Wir
haben das Recht zu lernen", protestieren
Kinder, als ihre Schule geschlossen wurde:
Wegen vermuteter „Verhetzung" in den
Lehrmitteln hatten die israelischen Behörden
vor mehr als zwei Wochen AL Nukhba, eine
private Volkschule im Stadtteil Sur Bahir im
besetzten Ostjerusalem geschlossen; die
Schüler versammelten sich Tage darauf im Hof
des israelischen Bürgermeisteramtes von
Jerusalem, um dort Unterricht zu haben und
gegen die Schließung der Schule zu
protestieren. Die Schüler hoben Transparente
empor, auf die Slogans in Arabisch, Englisch
und Hebräisch geschrieben waren wie „Al
Nukba wird nicht geschlossen" und „Wir haben
ein Recht zu lernen". –
Weitere
Details darüber finden Sie in >>>
Die
palästinensische Diaspora könnte die
Bewegung einfach revolutionieren:
Vor
einigen Monaten hatte eine Gruppe von
Palästinensern die Idee, eine Konferenz für
Diaspora-Palästinenser einzuberufen. Der
Aufruf zu der Versammlung fand breite
Zustimmung. Palästinenser in Europa, in
Nord- und Lateinamerika und in der
arabischen Welt, Palästinenser aus allen
Schichten und Interessen empfanden diese
Idee als eine Erfüllung ihres Ehrgeizes,
zusammen zu kommen und sich über ihre Sache
auszutauschen. Es war eine Gelegenheit, ihre
Verbindung zu ihrer Heimat und die Rolle,
die sie auf dem Weg des nationalen Kampfes
spielen könnten, zu bekräftigen.
Lesen Sie mehr
in >>>
Israel
verweigert Wiedergutmachung für tausende
Palästinenser:
Eine israelische Menschenrechts-Gruppe hatte
gewarnt, dass Israel sich selbst eine fast
vollständige Immunität gegen die Zahlung von
Kompensation in Fällen gegeben habe, wenn
israelische Soldaten palästinensische
Zivilisten getötet, verwundet oder zu
Krüppeln gemacht hatten. In einem am 28.
Februar erschienenen Bericht unter der
Überschrift „Getting Off Scot-Free" (ohne
Harm davonkommen) sagte B’Tselem, dass
Israel seine Verpflichtungen unter
internationalem Recht verletzt habe, indem
es vielen tausenden Palästinensern
Wiedergutmachung in den Gerichten Israels
verweigert habe. Dieser Bericht beschäftigt
sich nicht mit einer Betrachtung der
Verantwortlichkeit Israels für Todesfälle,
Verletzungen und die Beschädigung von
Eigentum während „Kriegshandlungen".
Internationales Recht inkludiert die
Befreiung von Kompensation sogar für
Zivilisten, wenn die Unfälle das Resultat
von Feindseligkeiten sind, wie z.B. Israels
wiederholte breitflächige Operationen in
Gaza -
Quelle
Übersetzt:
Gerhilde Merz)