Jürgen
Jung -
Herr Müller,
ich fasse es nicht! Wieso haben Sie sich nicht
beispielsweise mit mir in Verbindung gesetzt,
was doch das Mindeste an journalistischer Redlichkeit
gewesen wäre. Dann hätten Sie erfahren, dass
wir (von Salam Shalom) uns als Verein NIE der
BDS-Kampagne angeschlosssen haben.
Im Übrigen wissen wir gar nicht, warum wir aus
dem EineWeltHaus ausgeschlossen wurden. Es hiess
nur, „bis zur Klärung Eures Status im Trägerkreis
EineWeltHaus München e. V." könnten keine Räume
mehr an uns vermietet werden.
In einer äußerst knappen, öffentlich verlesenen
„Begründung" des Beirats des EWH hiess es darüber
hinaus, wir hätten „die Vereinbarung mit dem
EWH gebrochen". Wann, wo und in welcher Form
das geschehen sein soll, wurde nicht mitgeteilt.
Das heisst, wir werden sanktioniert und wissen
nicht einmal genau warum! Jedenfalls hat dieses
Vorgehen nichts zu tun mit dem Rechtstaatsgebot
des Grundgesetzes, das verlangt, einen Beschuldigten
zumindest anzuhören. Dazu haben wir trotz mehrmaliger
Aufforderung unsererseits nie die Gelegenheit
bekommen. Das alles scheint uns ein ziemlich
vordemokratisches, geradezu obrigkeitsstaatliches
Verhalten.
In Ihrem Artikel ist eine weitere Ungenauigkeit
enthalten. Die Veranstaltung mit dem jüdisch-israelischen
Publizisten Abraham Melzer wurde nicht unterbunden,
"weil die Grenze zwischen Israelkritik und Antisemitismus
überschritten werde", sondern weil - und das
ist ein feiner, aber entscheidender Unterschied
-"zu befürchten ist, dass die Grenze überschritten
werden könnte." Das heisst, aufgrund einer Befürchtung,
einer Vermutung wurde Herrn Melzer die Auftrittsmöglichkeit
von Seiten des Kulturreferats entzogen, was
ja wohl eine Ungeheuerlichkeit ist. Auch in
diesem Zusammenhang wurde die BDS-Kampagne nie
erwähnt, denn darum ging es ja auch nicht. [Diese
Richtigstellung wurde in der auf dem Palästinaportal
wiedergegebenen Online-Ausgabe immerhin berücksichtigt]
Die ganze Dürftigkeit der „Argumentation" gegen
uns zeigt sich genau darin, dass man uns dennoch
immer wieder (etwa von Seiten der CSU) fälschlich
mit der BDS-Kampagne identifiziert.
Nachdem ich Ihnen die beiden Ha'aretz-Artikel
(vom 29. 1.) geschickt hatte, hätte ich auch
von Ihnen zumindest erwartet, dass Sie darauf
hinweisen, dass die BDS-Kampagne mitnichten
etwas mit Antisemitismus zu tun hat (dazu im
Anhang ein weiterer aktueller Artikel der FR
aus jüdisch-religiöser Perspektive). Ein sehr
enttäuschter Jürgen Jung
Bezug:
München - Keine
Räume mehr für "Salaam Shalom" Antisemitismus-Vorwurf:
Eine-Welt-Haus reagiert
Die Siedlungen als Plastiktüten - Gideon
Levy
Warum ich, als stolze Israelin, möchte, dass
die Welt uns boykottiert - Ilana Hammerman
Freunde Israels,
boykottiert diesen Staat! | Frankfurter Rundschau
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