Mahmud Darwish –
der palästinensische Dichter des Exils
- Mahmoud Darwish ist der wesentliche Atem
des palästinensischen Volkes, der eloquente
Zeuge des Exils und der Zugehörigkeit… seine
Stimme ist äußerst notwendig, unvergesslich ,
wenn man ihn einmal entdeckt hat - Naomi Shihab
Mahmoud Darwish
(1941 – 2008) ist der unübertroffene Dichter
seiner Zeit und zwar ein
palästinensisch-arabischer Dichter aus dem
galiläischen Dorf von Barweh, das von Israelis
während der Nakba (Katastrophe) von 1948 mit
Hunderten anderer palästinensischer Dörfer bis
auf den Boden zerstört wurde. Wie
hundert-Tausende von Palästinensern wurde
Darwish mit seiner Familie ein Flüchtling, weil
das Dorf seiner Vorfahren zerstört worden ist.
Der Titel seines ersten Buches, „Wingless
Sparrows“ (Flügellose Sperlinge) spricht Bände.
Es wurde veröffentlicht, als er neunzehn war.
Und noch weist
Darwish den Antisemitismus zurück und sagt: Die
Anklage lautet, dass ich Juden hasse. Es ist
nicht angenehm, mich als Teufel und als Feind
hinzustellen. Ich liebe Israel natürlich nicht.
Ich habe keinen Grund dafür. Aber ich hasse die
Juden nicht.
Als junger Mann
erlebte er wegen seiner politischen Aktivität
Hausarrest und Gefangenschaft. 1971 verließ er
Palästina und studierte kurz an der Universität
von Moskau; danach arbeitete er für eine Zeitung
in Kairo, dann in Beirut als Herausgeber der
Palästinensischen Aspekte. Als er sich 1973 der
PLO anschloss, wurde ihm nicht erlaubt,
Palästina wieder zu betreten. Noch immer
erkannte er die Menschlichkeit der Juden; einige
waren seine Unterdrücker, andere seine Freunde:
Ich werde auch die Juden weiter als Menschen
ansehen … Der erste Lehrer, bei dem ich
Hebräisch lernte, war ein Jude. Meine erste
Liebesgeschichte meines Lebens war mit einem
jüdischen Mädchen. Der erste Richter, der mich
ins Gefängnis steckte, war eine jüdische Frau.
Also von Anfang an, sah ich Juden nicht als
Teufel oder Engel an – sie waren für mich
menschliche Wesen.
Darwish lebte
länger als 20 Jahre im Exil, zuerst in Beirut
und Paris bis es ihm 1996 erlaubt wurde, in
Ramallah zu leben. Aber selbst dann sprach er
davon, als würde sein Exil andauern, da er die
Westbank nicht als seine persönliche Heimat
ansah. Ein zentrales Thema in Darwishs Dichtung
ist watan oder Heimat:
Seine Dichtung
verdient internationale Anerkennung und wurde in
35 Sprachen übersetzt. Er gründete auch den
repräsentablen Literatur-Überblick „Al-Karmel“
1998 veröffentlichte er Sareer el Ghariba ( Bed
of the Stranger) seine erste Sammlung von
Liebes-Gedichten. 2000 veröffentlichte er
Jidariyya (Mural), 1997 ein langes Gedicht
über seine nahe Todes-Erfahrung. Durch sein
eloquentes Reden für sich und seine
palästinensischen Kumpel machte er es für die
Geschichte unmöglich, ihn zu ignorieren.
Wir haben über
den Plan, uns aus der Geschichte zu vertreiben,
triumphiert. Darwish‘s Einflüsse schließen
die arabischen Dichter Abd al-Wahhab al- Bayati
und Badr Shakir al-Sayyab mit Rimbaud und
Ginsberg ein. Er bewunderte auch den hebräischen
Dichter Yehuda Amichai, aber er beschreibt in
seiner Dichtkunst - als Herausforderung an
mich denselben Ort. Er wünscht die Landschaft
und Geschichte zu seinem eigenen Nutzen, der
sich auf meine eigene zerstörte Identität
gründet. So leben wir in einem Wettbewerb: Wer
ist der Besitzer der Sprache dieses Landes? Wer
liebt es mehr? Wer schreibt besser?“ Darwish
wurde zu einer Stimme des Mitgefühls und der
Vernunft, wenn er für die jungen Männer sprach,
die verzweifelt ins Martyrium getrieben wurden.
Wir sollten Selbstmordbomber nicht
rechtfertigen. Wir sind gegen Selbstmord-Bomber.
Doch müssen wir verstehen, was diese jungen
Leute zu solchen Aktionen treibt. Sie wollen
sich aus solch einem dunklen Leben selbst
befreien. Es hat nichts mit Ideologie zu tun, es
ist Verzweiflung. Wir müssen verstehen – nicht
rechtfertigen, was zu dieser Tragödie führt. Es
geht nicht darum, dass sie schöne Jungfrauen im
Himmel sehen, wie Orientalisten dies
porträtieren. Das palästinensische Volk liebt
das Leben. Wenn wir ihm Hoffnung geben – eine
politische Lösung – werden sie aufhören, sich
selbst zu töten.
Im März 2000
schlug der Minister für Bildung Yossi Sarid vor,
zwei Gedichte von Darwish auch in israelischen
Gymnasien zu lehren. Doch Ministerpräsident Ehud
Barak wies den Vorschlag zurück, auf Grund
dessen, dass Israel noch nicht „fertig sei“.
Dies klingt verdächtig wie weiße Verfechter der
Vorherrschaft ihren Kindern sagen, sie „seien
nicht bereit/fertig“ wie die Worte von Dr.
Martin Luther King jun. oder Langston Hughes
heißen. Zweifellos hatte der Vorfall mehr mit
Israels Politik und Rassismus zu tun als mit
Dichtung. Mit dem Tod von Darwish ist die
Debatte über ihn und seine Dichtung in den
israelischen Schulen wieder eröffnet worden.
(dt. Ellen Rohlfs)
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