Gazas
reiche Geschichte könnte den Tourismus anziehen
- Rami Alighari
- 18.Juli 2016 - Auf einem sandigen Hügel
in Rafah graben ein paar Arbeiter sorgfältig im
trockenen Sand. Die Ausgräber arbeiten im Auftrag
von Gazas Ministerium für Tourismus und Antiquitäten.
Die Örtlichkeit Tell Rafah , in der sie graben
- 40 acres -- gehört zu den größten
von Gazas 30 merkwürdigen archäologischen Örtlichkeiten.
Man glaubt, den Beweis zu haben, dass die menschliche
Besiedlung auf mehr als 4000 Jahre zurück geht.
Örtlichkeiten wie diese machen Gaza einzigartig. Es
ist eine Fundgrube für Archäologen, Historiker und
eventuell auch für die lokale Wirtschaft. Militärische
Besatzung, wirtschaftliche Kriegsführung, Gewalt
und eine Blockade seit 10 Jahren bedeutet, dass
das Potential unberührt liegt, selbst wenn es darauf
hinweist, dass dies eines der ärmsten Gebiete der Welt
ist.
Ein Zivilisations-Knotenpunkt,
wo Jahrtausende lang mit einander Handel getrieben wurde,
ist Gazas reiche Geschichte. Palästinenser in
Gaza werden euch stolz erzählen, dass keiner es fertig
brachte, es lang zu beherrschen. Sie werden die Ottomanen,
die Briten, die Ägypter und jetzt die Israelis nennen.
Aber sie könnten noch viel weiter zurückgehen. Die Besiedlung
kann bis 3500 v.Chr. zurückverfolgt werden bis
zu einer alten ägyptischen maritimen Siedlung,
der eine lokale kanaanitische Bevölkerung vorausging.
Gaza ( (Hazzatu) wurde in den Amarna-Briefen erwähnt,
einer alten Korrespondenz aus dem 14.Jahrhundert
v.Chr. Es wird auch im Madaba-Mosaik in Jordanien
dargestellt.
Als bedeutendes Handelszentrum
kämpften viele um Gaza. Die Philister, die Pharaonen
und Nebukadnezar – alle überfielen es, schreibt
Gerald Butt in seinem Buch „Life on Crossroads“. Alexander
der Große belagerte es zwei Monate lang
und zerstörte Gaza-Stadt im Jahr 332 v.Chr.
Die Römer nahmen die Stadt ein und gaben sie Herodes.
Araber, Türken und Mameluken waren eine Zeitlang hier.
Ägyptens Muhammad Ali kontrollierte es 1771 und Napoleon
1799.
Es überrascht nicht, dass
Wissenschaftler des alten Nahen Ostens und Archäologen
dahin gehen und ihre Hände dort schmutzig machen wollen.
Diese Geschichte könnte für die Palästinenser in Gaza
mit einer potentiellen Tourismus-Industrie von
großem Nutzen sein.
Unerschlossenes
Potential - Doch dies ist etwas für die Zukunft.
Seit 1967 von Israel besetzt, haben sich israelische
Archäologen an der Gelegenheit erfreut, Gaza zu erforschen.
Außerhalb einer kurzen Periode nach der Unterzeichnung
des Oslo-Abkommens. Mitte der 90er-Jahre hat sich die
Tourismus-Branche in den letzten Jahren nicht entwickelt.
Das Land bleibt besetzt. Nicht zu erreichen. Die von
Israel auferlegte Belagerung, ein Jahrzehnt lang, hat
die Wirtschaft des Küstenstreifens unterminiert und
Gazas alte Örtlichkeiten schwer geschadet, sagte Jamal
Abu Raida, ein Direktor des Tourismus-Ministeriums
im Gebiet. „Während der letzten neun Jahre war das Ministerium
nicht in der Lage gewesen, archäologische Örtlichkeiten
in Gaza zu reparieren oder wieder aufzubauen bzw.
fachgerecht auszugraben.“ Sagte Abu Raida zur
Electronic Intifada. „ dies ist besonders wegen der
geschlossenen Grenzen und der häufigen israelischen
Kriege gegen das Gebiet. Uns fehlen moderne Werkzeuge,
es fehlt uns an Material, um das, was ausgegraben wurde,
zu erhalten.
Während derselben Periode
litt Gaza an drei zerstörerischen militärischen
Angriffen. Schaden an archäologischen Stätten war unvermeidlich.
Abu Raida sagte, dass israelische Bombardements 2012
und 2014 in der Nähe des Mamluk al Basha-Palastes
z.B. im Herzen von Gaza-Stadt Risse in den
Wänden des fast 800 Jahre altem Baues verursachten.
Beschädigt wurde auch die Tel Umm al-Amr-Stätte,
etwa 6 Meilen südlich von Gaza-Stadt und
kostbare Ruinen und Relikte des Saint Hilarion-Klosters
aus dem 4. Jahrhundert. Trotz dieser bemerkenswerten
Stätten gibt es im Augenblick keine Tourismus-Industrie
in Gaza. Es gibt keinen Zugang zu Gaza, auch nicht vom
Meer. …
Eine hoffnungsvolle
Industrie - Asad Ashour, ein im Ruhestand lebender
Historiker aus Gaza sagte der Electronic Intifada, dass
während 1995 bis 2006 ausländische archäologische Delegationen,
hauptsächlich Franzosen nach Gaza kamen und historische
Stätten entdeckten. Es war mit einem diesen Teams, dass
lokale Ausgräber die Tel Umm al-Amr-Stätte fanden.
Tatsächlich mehren sich
die Anzeichen von Hotelbauten an Gazas Küste für Besucher,
die aber bis jetzt nicht kommen konnten. „Unser
Geschäft ist seit 2007 dezimiert worden, sagt
der Manager des fünfstöckigen Adam-Hotels an der Küste
Gazas. Wir hatten Hunderte von Palästinensern
aus Israel und aus anderen Ländern. Selbst Einheimische
kamen her. Das Geschäft ging gut. Jetzt ist es
eher ein „politischer Tourismus“, Solidaritätsgruppen,
internationale Menschenrechts-Arbeiter. Einige
planen für die Zukunft….
Ashour
sagte, Gazas reiche Geschichte könnte ein Magnet für
den Tourismus sein, auch ihm ist klar, dass solche Aussichten
unrealistisch sind, da es keine politische Lösung für
die Palästinenser gibt. Man hat noch nicht die
Hoffnung aufgegeben, ein richtiges nationales Museum
in Gaza zu bauen, um all die vielen Funde aus
dem Gebiet aufzunehmen. Es gibt augenblicklich
kein solch öffentlich finanziertes Museum. Aber es gibt
eine Reihe von Privatleuten, die begeisterte Sammler
sind.
Private Schätze
- In Gazas Süden in Khan Yunis hat Marwan Shahwan, ein
49jähriger Schreiner vor 13 Jahren ein privates Museum
in seinem Untergeschoss eröffnet. Er führte
den Reporter herum und wies ihn begeistert
auf alte Lehmkrüge und Schwerter hin. „Und hier
ist ein Teil der Ottomanischen Eisenbahn vom Anfang
des letzten Jahrhunderts“ und zeigte in eine Ecke
des Raumes.
„Es gibt wenigstens vier
Museen in Privatbesitz in Gaza, sagte Abu Raida
vom Ministerium für Tourismus. Er ist anscheinend nicht
darum besorgt, dass solche privaten Sammlungen, wo sich
unbezahlbare Artefakte befinden, beschädigt werden
könnten. Das Ministerium weiß um jedes einzelne Objekt
in diesen „Museen“. Die Besitzer arbeiten eng mit dem
Ministerium zusammen und leihen auch mal etwas aus.
Für ein richtiges nationales
Museum ist in Gaza einfach kein Geld vorhanden.
Wir waren in ständigem Kontakt mit potentiellen
Spendern wie der UNESCO mit unsern Vorschlägen für solch
ein Museum. Aber seit 2007 gab es keinen Fortschritt
mehr“.
Quelle (dt und stark gekürzt:
E. Rohlfs)
|