Defense
for Children International - Palestine
- Khaled
Quzmar, 29.Dezember ´2017 -
Was man über Kinder in
militärischer Haft wissen muss:
Liebe Ellen, jeden Tag steuern unsere Anwälte
auf die Militärgerichte zu und dienen als
einzige Verteidigung zwischen palästinensischen
Kindern und dem vollen Stoß eines israelischen
Militärgerichts-System, das eine 99Prozentige
Überzeugungsrate für die Palästinenser hat.
Israel ist das
einzige Land der Welt, das Kinder strafrechtlich
verfolgt und in militärischen Gerichten
verurteilt und zwar geschätzte 500 bis 700
Kinder in jedem Jahr. Diesen Gerichten fehlen
fundamentale faire Prozess-Rechte und
Schutzvorrichtungen.
Die Kinder
berichten allgemein von körperlicher und
verbaler Misshandlung ab Beginn ihrer
Verhaftung, von Zwang und Drohungen während des
Verhörs. Trauriger Weise wird dies nur immer
schlimmer. Wie sammelten Zeugenaussagen von
fast 600 palästinensischen Kinderverhafteten
zwischen 2012 und 2016 und fanden heraus:
45% wurden
mitten in der Nacht in ihren Häusern verhaftet.
72%
erlebten physisch Gewalt während der Verhaftung
66% muss
verbale Misshandlung, Demütigung oder
Einschüchterung durchmachen
96 %
werden ohne die Präsenz einen
Familienmitgliedes verhört
38 %
müssen auf Hebräisch geschriebene Dokumente
unterschreiben, in einer Sprache, die die Kinder
nicht verstehen.
KEIN KIND SOLLTE
IN EINEM MILITÄRGERICHSHOF STRAFRECHTLICH
VERFOLGT WERDEN. DU KANNST HELFEN, DIES ZU
VERÄNDERN. - Unsere Anwälte bieten den
palästinensischen Kindern, denen Verhaftung,
Gefängnis, Strafverfolgung im israelischen
Militärgerichts-System drohen, freie,
kinderfreundliche, legale Dienste an. Wir
arbeiten, um ihren Schutz und die Sicherheit
bei ihrer Entlassung aus dem Gefängnis sobald
wie möglich abzusichern. Diese selben Anwälte
sammeln auch Zeugenaussagen und Beweise, die
verstärken unsere Anwaltsarbeit, um einen
langanhaltend-wirkenden Wechsel zu erreichen.
Wir arbeiten mit
der
GlobalGiving Foundation Kampagne
zusammen, die uns helfen will, unsere Arbeit
aufrecht zu erhalten. Alle Spenden sind in den
US von der Steuer befreit. Willst Du mehr tun,
dann werde ein monatlicher Spender.
Falls ich während
der letzten 26 Jahre ein Sache gelernt habe,
dann ist es dies: die Natur der
Menschenrechtsarbeit ist lang und zu oft ist sie
herzzerbrechend. Aber jeder Aspekt unseres
Programms ist für jedes Kind, dem wir dienen,
lebensnotwendig; und wir können es uns nicht
leisten, hoffnungslos zu sein.
Khaled Quzmar,
Generaldirektor
Spenden Opitionen
>>>
Integration, nicht Distanzierung
der israelischen Araber, ist für die
Staats-Sicherheit unerlässlich
- Ayman Odeh, Haaretz 21.12.17 - Es gibt nur
eine mögliche Erklärung für die Wahlen in den
letzten zwei Wochen : die Irrsinnigkeit von
Verteidigungsminister Avigdor Liebermans. Das
Gefühl nahender Wahlen macht jeden verrückt,
besonders Lieberman, der seit langer Zeit
versucht, ein Image eines verantwortlichen
Erwachsenen darzustellen.
Vielleicht sollte
der letzte Angriff als ein Anzeichen der
Mäßigung oder ein böses Omen für das kommende
Schlimme sein. Immerhin rief Lieberman vor der
letzten Wahl vor dem Enthaupten von israelischen
Arabern – vermutlich beeinflusst von der
-islamischen Staats-Atmosphäre - den
gewöhnlichen Tenor von Ministerpräsident
Benjamin Netanjahus sehr rechter Regierung
und eine allgemeine Stimmung, die direkt zu
solchen Ideen führt.
Transfer und
Vertreibung hat immer schon mit der Plattform
von Liebermans schwächer werdender Partei zu
tun. Aber jeder, der Augen im Kopf hat, weiß,
dass das Vertreiben von Bewohnern aus Wadi Ara
und der Transfer seiner Gemeinden auf das
Gebiet des zukünftigen palästinensischen
Staates eine Fantasie ist, um es vorsichtig
auszudrücken. Nicht nur weil wir arabischen
Bürger dagegen sind und weil es die zwangsweise
Aufkündigung der Bürgerschaft von Hundert
Tausenden von Leuten zur Folge hat, aber auch
weil es undurchführbar ist. Israel wäre nie mit
seinen Grenzen in der Nähe von Hadera
einverstanden und um nach Afula zu reisen,
müsste man einen weiten Umweg durch Palästina
machen. Der Vertreibungsplan, wie seine Kolumne
am Donnerstag in Haaretz, ist Teil einer breiten
Strategie, um Gewalt zwischen Juden und Arabern
auszulösen, indem Israels arabische Bürger
entmenschlicht und delegitimiert werden, indem
man sie als erschreckend, gefährlich und
mörderisch darstellt.
Für Lieberman wird
israelische Identität dadurch aufgebaut, dass
man den Arabern die Staatsbürgerschaft nimmt.
Die Araber leben so auf geborgte Zeit in
Israel, ihre Existenz hier nicht etwas
Selbstverständliches ist. Das Ziel ist, der
arabischen Öffentlichkeit ihre politische
Legitimität zu verweigern. Ihre
Staatsbürgerschaft in Zweifel zu ziehen.
Immerhin bin ich ein Araber aus Haifa anders als
ein Araber aus Nazareth oder Rahat oder in Wadi
Ara?
Lieberman will uns
allen sagen, dass unsere Staatsbürgerschaft
zweifelhaft ist und uns in jedem Augenblick
genommen werden kann, unabhängig von unserm
Verhalten, nur einfach weil wir Araber sind.
Falls dies der Fall ist, haben wir natürlich
kein Recht, die Entscheidungen des Staates mit
zu beeinflussen. Schließlich sind wir nur
vorübergehende Gäste in unserer Heimat.
Während wir
Liebermans Angriffe, seine Hetze, hören, ist es
unmöglich, nicht an die dunkelsten Regime des
20. Jahrhunderts erinnert zu werden. In Haaretz
schrieb letzte Woche Daniel Blatman Worte, die
bei allen Juden nachklingen sollten:
„Hass-Propaganda mit zerstörerischen Botschaften
ist dafür bestimmt, in Zeiten der Krisen zu
Gewalt zu führen … Lieberman benützt genau
diese Methode. Er predigt ständig
anti-arabische Hass-Propaganda und schürt die
Feindschaft und den Verdacht gegen die arabische
Bevölkerung, die in breiten Sektoren der
jüdischen Öffentlichkeit existiert. Das Ende
eines Prozesses wird an die Wand der Geschichte
in Buchstaben aus Blut und Gewalt geschrieben.“
Wir dürfen Lieberman und seinen Mitarbeitern in
der Regierung nicht erlauben, uns dahin zu
führen.
Es ist wichtig auf
Liebermans Worte in einem breiteren Kontext zu
schauen. Der Verteidigungsminister vertritt
anti-demokratische Ansichten. Dies sind
klassische faschistische Ansichten, in denen es
keine Berücksichtigung
>>>
Weiße Weihnachten in Palästina
- Yara Hawari - 24. 12. 2017 - Schnee kam in
diesem Jahr in vielen Teilen des westlichen
Europa früh und viele hofften, er würde bis
Weihnachten bleiben. Ein weißes Weihnachten
wünschen sich viele …. Im „Heiligen Land ist ein
weißes Weihnachten von anderer Art: es wird dem
palästinensischen Volk auferlegt. Seit
Jahrzehnten ist der Himmel Palästinas
routinemäßig voll von weißem giftigen
Tränengas, das die israelischen Behörden
benützen, um ihrer Besatzung Nachdruck zu
verleihen.
Tatsächlich
zitierte bei einer kürzlichen Rede in der
London School of Economics der
UNRWA-Vertreter General Pierre Krahenbuhl (in
einem noch nicht veröffentlichten Bericht) von
medizinischen Experten, die bei den Bewohnern
des AIDA-Flüchtlingslager in Bethlehem fanden,
dass sie die Gemeinde ist, die in der Welt am
meisten dem Tränengas ausgesetzt ist.
Aida ist derselbe
Ort, an dem ein israelischer Kommandeur gefilmt
wurde , als er folgende Botschaft vom
Lautsprecher seines Jeep verkündete: „Volk von
Aida-Flüchtlingslager , wir sind die
Besatzungsmacht. Ihr werft Steine und wir werden
euch mit Gas bewerfen, bis ihr alle sterbt. Die
Kinder, die Jugendlichen, die Alten – ihr werdet
alle sterben. Wir wollen keinen von euch am
Leben lassen.“
Da Palästinenser
jetzt gegen die Entscheidung der Trump-Regierung
protestieren, die US-Botschaft nach
Ost-Jerusalem zu verlegen, ist der
palästinensische Himmel wieder weiß geworden
mit jenen uns bekannten Wolken und den
Gas-Strömen. Seit der Ankündigung von Präsident
Trump hat das palästinensische Rote Kreuz
berichtet, dass es 2505 Verletzte vom
Tränengas gibt, denen die Rot-Kreuz-Helfer Erste
Hilfe leisten mussten.
Tränengas ist
eine chemische Waffe, von der man annimmt, dass
sie vorübergehende Schmerzen verursacht. Deshalb
behaupten Behörden, die sie anwenden, es sei ein
wirksames Mittel gegen zivilen Ungehorsam. Doch
diese chemische Waffe kann tödliche Folgen
haben - besonders in geschlossenen Räumen. Die
längerfristigen Wirkungen nach ständigen dem
Tränengas Ausgesetzt-sein sind noch nicht
gründlich untersucht worden. Es wird aber
befürchtet, dass es zu Missgeburten, zu
Totgeburten und zu ernsten Atem-Beschwerden
kommt. Die Palästinenser kennen das Tränengas
gut, das als die US-Polizei dieses 2014 gegen
Black Lives Matter-Demonstranten in Ferguson ,
Missouri, gebrauchten, die Palästinenser Tips
gaben, wie man am besten Tränengas-Inhalation
behandelt. Sogar jetzt während ich dies
schreibe, juckt meine Nase in Erinnerung an
diesen Geruch. Dasjenige, das deinen ganzen
Körper füllt, dich ersticken lässt, in deinen
Augen brennt, dich an den Punkt bringt, wo du
das Gefühl hast, nicht mehr atmen zu können, ja
dich buchstäblich nicht mehr atmen lässt.
2015 starb der
54Jährige Hashem al Azzeh, ein wohl bekannter
Aktivist aus Hebron nachdem er zu viel
Tränengas eingeatmet hatte. Er versuchte wegen
Schmerzen in der Brust noch ins Krankenhaus zu
kommen, als israelische Soldaten ihn daran
hinderten. …
In einem andern
Teil Palästinas, im Dorf Billin, in dem die
Bewohner seit 12 Jahren wöchentlich eine
Demonstration gegen die Mauer abhalten, hat das
Tränengas ein tödliches Vermächtnis. 2009 wurde
der lokale Aktivist Baseem Abu Rahmah bei einer
friedlichen Demonstration getötet, als ein
Soldat einen Tränengaskanister mit hoher
Geschwindigkeit gegen seine Brust abfeuerte .
Drei Jahre später wurde Baseems Schwester bei
einer wöchentlichen Demo getötet, nach dem sie
Tränengas in hoher Konzentration eingeatmet
hatte. Bei beiden Gelegenheiten waren die
Tränengas-Kanister in den USA hergestellt
worden.
Palästina hat
gewissermaßen als Labor für nach Israel
importierte und exportierte Waffen aller Arten
gedient. Israel ist einer der größten
Waffen-Exporteure in der Welt geworden und kann
die Technologie als im „Kampf erprobt“
bezeichnen. Gaza ist ein vorzügliches Beispiel,
wo Israel einige seiner verheerendsten Waffen
demonstriert hat. Im 2008-09-Angriff auf Gaza
hat Israel umfassend und wiederholt weißen
Phosphor in dicht bewohntem Gebiet angewandt.
Human Right Watch nannte dies „ungesetzlich“
und beschrieb es als Feuerregen wegen seiner
extremen Verbrennungswunden auf der Haut.
Da die
Palästinenser fortfahren, mit Demos auf die
Straßen zu gehen, um ihre fundamentalen
Menschenrechte zu verlangen, werden sie auch
weiterhin mit Strömen von weißem Tränengas und
tödlichen Schüssen rechnen müssen. Dies beweist
ihnen noch einmal, dass die Besatzung und
Kolonisierung des palästinensischen Landes nicht
aufhört, nicht einmal zu Weihnachten.
Quelle (dt.
und geringfügig gekürzt: E. Rohlfs)
Stellungnahme
zur EKD-Schrift - „Antisemitismus. Vorurteile,
Ausgrenzungen, Projektionen und was wir dagegen
tun können“ (2017)
- Dr. Martin Breidert - Nicht nur die Kirche,
alle gesellschaftlichen Kräfte müssen gegen
Antisemitismus vorgehen. Die Frage ist
allerdings, wie Antisemitismus zu definieren
ist. Die EKD-Schrift berücksichtigt nicht die
empirische Studie von Wilhelm Kempf
„Israelkritik zwischen Antisemitismus und
Menschenrechtsidee“ (2015), die zu dem
frappierenden Ergebnis kommt, dass
antisemitische Klischees unter den Freunden
Israels häufiger sind als unter denen, die sich
für die Menschenrechte der Palästinenser
einsetzen. Es fehlen auch einige wichtige
Aussagen des Antisemitismusberichts der
Bundesregierung (2017). Alle verfügbaren Daten
zeigen, dass die Häufigkeit antisemitischer
Einstellungen in Deutschland kontinuierlich
sinkt - sowohl über die vergangenen Jahrzehnte
als auch über die vergangenen 15 Jahre
(Antisemitismusbericht 2017, Seite 62). Zum
Beispiel wollen keine Juden als Nachbarn haben:
5 Prozent der Bevölkerung - praktisch ebenso
viele wie keine schwarzen Nachbarn (4 Prozent)
oder keine Italiener (3 Prozent). Dagegen keine
Osteuropäer 14 Prozent, keine Muslime 21 Prozent
(!), keine Sinti und Roma 31 Prozent (AS-Bericht
2017, Seite 69).
Letztlich steht
es weder der Bundesregierung noch den Kirchen
noch irgendwelchen Kommissionen zu, darüber zu
befinden, was als Antisemitismus zu werten
ist. Allein die Gerichte sind befugt zu
entscheiden, was im Sinne des § 130 StGB als
antisemitische Volksverhetzung zu verstehen ist.
In der EKD-Schrift
wird behauptet, Juden könnten in der
Öffentlichkeit nicht mit Kippa erscheinen. Ein
Jude, der zwei Jahre mit Kippa durch München
ging, berichtet in der SZ das Gegenteil:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/selbstversuch-mit-kippa-durch-muenchen-1.2355644
Jüdische Freunde, die in Neukölln leben bzw.
dort Verwandte haben, bestreiten energisch, dass
dieser Berliner Bezirk eine No go area für Juden
sei, wie in den Medien behauptet und von Stellen
wie RIAS begierig aufgegriffen.
Auf S. 10 macht
sich die EKD-Schrift die vom israelischen
Minister Nathan Sharansky erfundene 3-D-Methode
zu Eigen, die in keiner Weise
wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Denn was
ist als Delegitimierung und Dämonisierung und
als doppelte Standards zu verstehen?
Wahr ist, dass sich der Staat Israel selbst
delegitimiert, wenn er Dutzende völkerrechtlich
verbindliche Resolutionen des
UN-Sicherheitsrates missachtet. Wahr ist, dass
der Staat Israel die Palästinenser dämonisiert,
wenn er sie in toto zu potentiellen
Terroristen abstempelt. Doppelte Standards
wendet Israel an, wenn es für die Palästinenser
in dem seit 50 Jahren besetzten Palästina
Militärrecht anwendet, für die jüdischen
Siedler dagegen israelisches Zivilrecht.
Der
jüdisch-israelische Philosoph Omri Boehm, der
öfter in der New York Times Beiträge
veröffentlicht, schrieb in der ZEIT am 20.8.
2015 unter der Überschrift „Eine aufgeklärte
Besetzung?“, Israel praktiziere „Apartheid“ und
„Staatsterrorismus“:
http://www.zeit.de/2015/32/israel-terror-westjordanland-justiz-willkuer
Dass es in
Israel selbst einen massiven Rassismus gegen
Palästinenser („Araber“) gibt, hat die
jüdisch-israelische Soziologin Nurit
Peled-Elhanan, Sacharow-Preisträgerin mit ihrer
Studie „Palestine in Israeli School Books.
Ideology and Propaganda in Education“
nachgewiesen. Darüber berichten deutsche Medien
nicht, sondern nur darüber, dass sich das
Umgekehrte in palästinensischen Schulbüchern
findet.
Jedes Jahr laufen
mehrere tausend jüdische Israelis am sog.
Jerusalem Day durch die palästinensische
Altstadt von Jerusalem mit der Parole „Death
to the Arabs!“
Der jetzige
israelische Verteidigungsminister Avigdor
Lieberman sagte im letzten Wahlkampf, man solle
„Arabern“, die sich nicht loyal verhielten, die
Köpfe abhacken:
http://www.sueddeutsche.de/politik/wahlkampf-in-israel-lieberman-will-arabischen-gegnern-den-kopf-abhacken-1.2386143
Die jetzige
israelische Justizministerin fordert, man solle
arabische Frauen töten, damit sei keine
Schlangen gebären können:https://en.wikipedia.org/wiki/Ayelet_Shaked
In Deutschland
wären beide Aussagen wegen Aufruf zum Mord und
wegen Volksverhetzung strafbewehrt.
Stattdessen eröffnete am 5.12. 2015 der
deutsche Justizminister zusammen mit seiner
israelischen Kollegin in Berlin eine Konferenz
mit dem Titel: „Rechtsstaat und Demokratie“.
>>>
EKD-Schrift - „Antisemitismus.
Vorurteile, Ausgrenzungen, Projektionen und was
wir dagegen tun können“
- pdf -
>>>
30. 12. 2017
Eine Kindheit im Kampf – Meine Begegnungen mit
Ahed Tamimi
- Der israelische Filmemacher und Aktivist Dror
Dayan lernte Ahed Tamimi kennen, als er Proteste
in ihrem Dorf in Palästina filmte. Die
16-Jährige ist letzte Woche von israelischen
Soldat*innen verhaftet worden. Inzwischen ist
sie zu einem weltweiten Symbol des
palästinensischen Widerstands geworden. Dror
lernte sie aber auch als normale Teenagerin
kennen.
Eine Kindheit im Kampf – Meine Begegnungen mit
Ahed Tamimi - Als ich von der Redaktion von
Klasse Gegen Klasse darum gebeten wurde, einen
etwas persönlicheren Text über Ahed Tamimi und
ihre Verhaftung zu schreiben, zögerte ich. Ja,
ein bisschen kenne ich Ahed – aber vielleicht
wäre „kennen“ etwas übertrieben. Ahed war
ungefähr 11, als ich zum ersten Mal in ihrem
Dorf Nabi Saleh war, und wahrscheinlich um die
15 bei meinem letzten Besuch. Obwohl ich oft bei
ihr zu Hause war und nach den Demos mit ihren
Eltern Kaffee trank, war sie schon zu alt dafür,
wie die kleinen Kinder im Dorf hemmungslos mit
den fremden Gästen zu spielen, die kein Arabisch
sprechen und mit denen man nur per Handzeichen
kommuniziert. Als sie alt genug für eine
erwachsene, politische Unterhaltung war, standen
meine fehlenden Sprachkenntnisse im Weg. Ja, ich
kenne Ahed Tamimi – per Kopfnicken und wortlosem
Gruß, oder durch den Sucher einer Kamera.
Aber nicht deswegen zögerte ich. Ich zögerte,
weil ich nicht der Meinung bin, meine
persönliche Erfahrungen in Nabi Saleh würden den
Fall von Ahed wichtiger machen als andere. Das
ist der Haken an dem Kampf in Nabi Saleh – seit
fast einem Jahrzehnt ist er von Journalist*innen
und internationalen Aktivist*innen so
durchtränkt, dass er dadurch schon fast
automatisch eine höhere Bedeutung verliehen
bekommt. Aheds Fall macht es umso deutlicher:
Allein seit Trumps Jerusalem-Entscheidung wurden
circa 150 palästinensische Kinder durch das
israelische Militär verhaftet – in den letzten
Jahren noch viele mehr. Viele werden gefoltert
und misshandelt. Aber
>>>
Warum hat der Staat Israel so viel Angst vor der
16-jährigen Ahed Tamimi?
- Die Unterstützung für Ahed ist eine
Verurteilung des Staates Israel. - Ariel Gold -
Die sechzehnjährige Ahed Tamimi war am
Donnerstag wieder vor Gericht, und der Richter
entschied zum dritten Mal, dass ihre Haft
verlängert wird, diesmal um weitere fünf Tage.
In den letzten anderthalb Wochen wurde Ahed
zwischen zahlreichen israelischen Gefängnissen
und Polizeidienststellen hin- und hergeschoben.
Sie wurde in kalten Isolationszellen
festgehalten, mit Kameras, die 24 Stunden am Tag
auf sie gerichtet waren. Wiederholt, ohne dass
ein Elternteil oder Anwalt anwesend war, haben
sie versucht, sie zu verhören. Die Begründung
für die Entscheidung des Richters, ihre Haft zu
verlängern, ist, dass sie "ein Risiko" für das
Militär und den Prozess der israelischen
Regierung gegen sie darstellt.
Israel hat Recht, dass Ahed Tamimi ein Risiko
darstellt. Aber es ist kein Risiko für eine der
am stärksten bewaffneten und fortschrittlichsten
Militärs der Welt oder für den Rechtsstreit, der
gegen sie geführt wird. Das Risiko, das sie
darstellt, besteht darin, dass sie sich weigert,
sich der israelischen Forderung zu unterwerfen,
dass die Palästinenser ihrer eigenen Besatzung
nachgeben. Die israelische Logik ist, dass die
Palästinenser mit ihrer eigenen Unterdrückung
zusammenarbeiten sollten. Sie sollten sich ruhig
durch die Checkpoints bewegen, ihre Taschen
öffnen, ihren Besatzern nicht in die Augen
schauen und den Diebstahl ihrer Ländereien,
Ressourcen und Freiheiten nicht herausfordern
oder protestieren. Die israelische Logik ist,
dass, wenn es ihnen nicht gefällt, sie gehen
können. Eigentlich würden sie es sehr
bevorzugen, wenn die Palästinenser gehen würden.
Die Strategie besteht darin, das Leben für die
Palästinenser so unerträglich zu machen, dass
sie freiwillig gehen. Das hat sogar einen Namen:
"Freiwillige Überweisung".
Seitdem Ahed ein kleines Kind war, haben sie und
ihre Familie aktiven Widerstand gegen die
israelische Besatzung geleistet. Von 2013 bis
heute haben sie regelmäßig Demonstrationen gegen
das Militär und die nahegelegenen Siedler
durchgeführt, die ihr Land und ihre Wasserquelle
übernommen haben. Die Proteste werden mit
Tränengas, Gummigeschossen, Skunk Water und
scharfer Munition beantwortet.
Im Jahr 2012 wurde Ahed's Vater von Amnesty
International zum Gefangenen aus
Gewissensgründen erklärt. Im Jahr 2013 wurde ihr
Onkel durch einen Tränengaskanister getötet, der
in den Kopf geschossen wurde. Im Jahr 2014 war
ihre Mutter fast permanent behindert, als sie
mit einem Geschoss des Kalibers.22 ins Bein
geschossen wurde. Im Jahr 2015 wurde ein Video
von Ahed, das ihren jüngeren Bruder daran
hindert, verhaftet zu werden, viral. Ihre
Cousins und ihr älterer Bruder haben Zeit in
israelischen Gefängnissen verbracht.
Am Freitag, den 15. Dezember, wurde Ahed's
14-jähriger Cousin Mohammed Tamimi während eines
Protestes gegen die Ankündigung von Präsident
Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels zu
nennen, mit einem Gummigeschoss ins Gesicht
geschossen. Er wurde in das Krankenhaus
gebracht, wo er operiert werden musste, und
wurde in ein medizinisch induziertes Koma
versetzt. Ein paar Stunden später, als
bewaffnete Soldaten zu Ahed's Haus kamen und
forderten, einzutreten, drückte sie zurück. Sie
schlug und trat sie und schrie, dass sie nicht
reinkommen konnten.
Shenila Khoja-Moolji schrieb gestern in
Aljazeera über den krassen Gegensatz zwischen
der Unterstützung, die Malala Yousafzai erhielt,
nachdem sie von den Taliban in den Kopf
geschossen worden war, und dem Schweigen von
feministischen und politischen Führern zu Ahed's
Fall. Zugegeben, es gibt einen großen
Unterschied zwischen dem Erschießen auf dem Weg
zur Schule und der Verhaftung nach dem Schlagen
eines Soldaten.
Malala wurde zu einem Treffen mit Präsident
Barack Obama eingeladen. Sie wurde von Senatorin
Hillary Clinton verfochten und als eine der 100
einflussreichsten Personen im Time Magazine
aufgeführt. In den Jahren 2013 und 2014 wurde
Malala für den Friedensnobelpreis nominiert und
2014 gewann sie. Im Gegensatz dazu, während
Ahed's Geschichte hat einige Berichterstattung
in den Nachrichten erhalten hat, hat sie noch
keine staatlichen Akteure oder prominente
Einflussnehmer zu finden, um ihre Sache zu
verfechten. Während der Westen dem Schicksal von
Ahed gegenüber weitgehend gleichgültig zu sein
scheint, ist Israel auf den Hass gegen das
Mädchen fixiert. Der israelische
Bildungsminister Neftali Bennett forderte Ahed
und ihre Familie auf, "den Rest ihres Lebens im
Gefängnis zu verbringen". Verteidigungsminister
Avigdor Liberman sagte, dass sie und ihre
Familie "das bekommen sollten, was sie
verdienen", und der prominente israelische
Journalist Ben Caspit sagte, dass Israel "einen
Preis bei einer anderen Gelegenheit, im Dunkeln,
ohne Zeugen und Kameras, genau bestimmen
sollte". Caspit versuchte daraufhin, seine
Drohung rückgängig zu machen, indem er sagte,
seine Worte seien aus dem Zusammenhang gerissen
worden. Aber wie die #MeToo-Bewegung deutlich
gemacht hat, eine Verleugnung der eigenen
Absichten, macht sie nicht rückgängig oder
entschuldigt sie.
Während die #MeToo-Bewegung immer mehr
marginalisierte Stimmen aufbaut und emporhebt,
wird Ahed's Stimme nicht erkannt, wenn sie als
eine Säule in der Bewegung angesehen werden
könnte. Ahed widerruft ihre Zustimmung zur
brutalen Besetzung Israels. Sie weigert sich,
ihre Zustimmung zu den israelischen
Streitkräften zu geben, die in das Haus ihrer
Familie einmarschieren, in einem weiteren
bösartigen, verdienstlosen Nachtangriff. Sie
konfrontiert ihre Angreifer und setzt sich gegen
das gewalttätige Machtsystem durch, das diesen
Kreislauf des Missbrauchs gegen Palästinenser
fortdauert. Genauso wie Überlebende sexueller
Übergriffe und Vergewaltigungen zum Schweigen
gebracht, angezweifelt und für die gegen sie
begangenen Verbrechen verantwortlich gemacht
werden, steht Ahed vor dem gleichen Rückschlag
ihrer Aggressoren. Israel arbeitet Überstunden,
um sie zu diskreditieren und ihre Stimme
auszulöschen, in der Hoffnung, dass die Menschen
ihre Erfindungen über ihre Wahrheit glauben
werden. Jetzt ist es an der Zeit, dass Stimmen
im #MeToo nach ihrer Freilassung rufen und
helfen, die Parallelen zu ziehen.
Shenila Khoja-Moolji erklärt die Gründe für die
fehlende Unterstützung von Ahed, die auf die
Akzeptanz staatlicher Gewalt, die selektive
Humanität der westlichen Gesellschaft und die
politische, nicht aber auf die individuelle
Natur von Ahed's Feminismus zurückzuführen sind.
Das sind alles gültige und wichtige Erklärungen.
Aber die Unterstützung für Ahed ist auch eine
Verurteilung des Staates Israel. Es handelt sich
um eine Verurteilung des israelischen
Militärgerichtssystems, das es erlaubt, Kinder
in Isolation zu halten und ihnen während des
Verhörs den Zugang zu ihren Eltern zu verwehren.
Es ist eine Verurteilung des israelischen
Siedlungsunternehmens und der fortgesetzten
Präsenz auf palästinensischem Land. Ahed zu
unterstützen, bedeutet, Israels Behauptung, dass
die Palästinenser sich an ihre Besatzer halten
müssen, dass sie die Türen für die Soldaten
öffnen müssen, die ihre Häuser betreten.
Sicherlich dürfen ihre 16-jährigen Mädchen den
Soldaten nicht den Arm heben. Es ist eine Sache,
Malala dabei zu unterstützen, die Taliban
anzugreifen, aber eine ganz andere, Ahed zu
unterstützen, wenn sie es mit Israels stärkstem
aller Starken aufnimmt.
Nicht alle
feministischen Führer haben Angst davor, ihre
Unterstützung für Ahed zum Ausdruck zu bringen.
CodePink veranstaltet eine Petition an den
israelischen Premierminister Benjamin Netanyahu,
in der er die Freilassung von Ahed fordert. Wir,
zusammen mit anderen, wie z.B. Jewish Voice for
Peace, bitten die Mitglieder des Kongresses, die
Gesetzgebung der Repräsentantin Betty McCollum
zu unterzeichnen, um zu verlangen, dass die
US-Hilfe für Israel nicht zum Missbrauch und zur
Inhaftierung palästinensischer Kinder führt.
Ahed ist eine Bedrohung für das gesamte
israelische Machtsystem. Sie ist sich nicht nur
ihrer eigenen inneren Kraft bewusst, sie hat
auch keine Angst vor ihren Angreifern. Dies ist
die gleiche Tapferkeit, die für Überlebende
sexueller Übergriffe erforderlich ist, um ihre
Geschichten zu erzählen und ihre Ankläger zur
Verantwortung zu ziehen. Es ist die Essenz des
Kampfes für die Rechte der Frauen und warum der
Feminismus so unvereinbar mit dem Militarismus
ist. Damit Ahed in ihrem Kampf für die Befreiung
ihres Volkes erfolgreich sein kann, müssen wir
sie erst einmal aus dem Gefängnis entlassen. Um
dies zu erreichen, brauchen wir alle Menschen,
die sich selbst als Feministinnen und
Menschenrechtsverteidigerinnen bezeichnen, #FreeAhed.
Quelle - übersetzt
mit DeepL
Ahed Tamimi slaps an Israeli soldier, occupying
her family's property in Nabi Salehc
- December 15, 2017. Drawing by Katie Miranda. -
The Ahed Tamimi case is one of the most
important events we have covered because it
exposes to the eyes of the world the difference
in moral tone between the two sides of the
conflict.
The optics are reminiscent of moments in the
civil rights struggle. On December 15 in
occupied Nabi Saleh, a 16-year-old girl with
long blonde hair, Ahed Tamimi, slapped a
heavily-armed Israeli soldier who was occupying
her back yard, not long after another Israeli
soldier had shot her cousin in the face; and
when video of the slapping came out, all of
Israeli society called for the girl’s arrest,
and many were enraged that the soldier was
passive. The next night Ahed Tamimi was arrested
in a midnight raid; and she is being held
without charges, as leading Israelis urge that
the key be thrown away, and worse.
Meantime, images of the imprisoned girl’s calm
precocious face, framed by the obdurate
shoulders of uniformed guards, go round the
world, radiating strength and resistance.
Ahed Tamimi behind bars - As Ben Ehrenreich
writes at the Nation, the slapping has revealed
Israel to the world as a bully because it struck
such “a hideous nerve” in Israeli society. While
Scott Roth anatomized that nerve for us:
Israelis are in “sheer denial” that their
country has any responsibility for the
“humiliation, violence, and terror of the
occupation.”
Which brings me to liberal Zionists. As readers
know, I care more about liberal Zionists than
anyone in America because they are gatekeepers
to the Democratic Party, and when
>>>
How Ahed Tamimi was slapped first, and why no
one is talking about it
- Jonathan Ofir - In this screen shot of Shehab
news agency video, Israeli soldier is seen
slapping away Ahed Tamimi with his left arm.
The video of Ahed Tamimi slapping Israeli
soldiers, which last week caused heated debate
in Israeli society concerning the soldiers
supposed lack of response, or ‘restraint’ as it
were, needs no lengthy introduction these days.
The discussion was rather exclusively about the
slap, and the humiliation – of the Israeli
soldiers, that is. Should they have reacted
violently? Was their supposed ‘restraint’, ‘good
for the Jews or bad for the Jews’? Was it good
to be such a ‘most moral army’ or was it
counterproductive to Israel’s image and
deterrence?
>>>
Eine Seite für Ahed Tamimi
>>> |