70 Jahre Nakba - kein Grund zum Feiern
- 20.04.2018 - Am Donnerstag
folgten anlässlich des israelischen
Unabhängigkeitstages rund 20.000
palästinensische Bürger in Israel dem
Aufruf zu einem „March of Return“. Sie
erinnerten an die 500 palästinensischen
Dörfer, die von zionistischen Milizen
zerstört wurden und an die seit 70
Jahren bestehende, fortgesetzte Nakba
des palästinensischen Volkes.
Die Demonstranten marschierten nach
Athlit, einem kleinen, von
zionistischen Milizen völlig
zerstörtes Dorf, südlich der Stadt
Haifa gelegen. Mit Schautafeln und
palästinensischen Fahnen erinnerten
die Protestierenden an die Namen
ihrer Dörfer, die zwischen 1948 und
1949 zerstört worden waren.
Die Nakba beinhaltet eine
palästinensische Erinnerung und
zugleich eine andauernde israelische
Aktion. Die Zwangsvertreibungen und
das Exil der Palästinenser endeten
nicht im heutigen Israel und in den
besetzten palästinensischen Gebieten
im Jahr 1948. Erst letzte Woche
wurden palästinensische Bürger in
der Ortschaft Umm Alhiran, in der
rund 1.000 Bürger lebten, gezwungen,
in eine nahe gelegene Stadt
umzuziehen. Seit Jahren versuchten
sie, dies zu verhindern. Umm Alhiran
ist eines von 59 nicht anerkannten
Dörfern im Naqab. Eine israelische
Anerkennung hätte es schließlich
ermöglicht, mit dem Wasser- und
Stromnetz verbunden zu werden.
Stattdessen wird Umm Alhiran nun
vollständig abgerissen, um an
gleicher Stelle eine neue Stadt
namens Hiran zu errichten. Gem.
Satzung ist diese dann
ausschließlich religiösen Juden
vorbehalten.
Landraub und Siedlungserweiterungen
auf privatem palästinensischem Land,
unterstützt und gefördert von der
israelischen Regierung, ist ein
fortlaufender Prozess. Jeden Monat
betrifft dies Dutzende von
Palästinensern, manchmal mehr als
100 pro Monat, so das UN-Büro OCHA
über die Häuserzerstörungen in den
besetzten palästinensischen
Gebieten. In den vergangenen Monaten
kam es vermehrt zu Aufrufen von
israelischen Regierungsbeamten, das
Westjordanland zu annektieren, ohne
den Palästinensern irgendwelche
Rechte zu gewähren. Dadurch würde
ein volles System der Apartheid
geschaffen.
Um die Nakba zu beenden, muss Israel
die Besatzung sofort beenden und die
Verantwortung für die Verbrechen der
Nakba anerkennen. Die historische
Ungerechtigkeit muss korrigiert
werden. Ayman Odeh, der Vorsitzender
Gemeinsamen Liste, eine politische
Partei in der Knesset, sagte: „Um
die Nakba zu beenden, müssen wir
Palästinenser als Menschen
akzeptieren und anerkennen. Die
einzige Zukunft für Palästinenser
und Israelis ist eine gemeinsame
Zukunft. Um die Nakba zu beenden,
müssen wir die Besatzung beenden und
einen unabhängigen palästinensischen
Staat mit Ost-Jerusalem als
Hauptstadt neben Israel errichten.
Um die Nakba zu beenden, müssen wir
eine gerechte Lösung für die
palästinensischen Flüchtlinge
umsetzen (…). Die Nakba wird enden,
wenn jüdische Schulkinder die Kultur
arabischer Palästinenser lernen,
genauso, wie arabische Kinder
jüdische Geschichte und Kultur
lernen, wenn sie die Geschichte
aller indigenen Völker des Landes
studieren, wenn palästinensische
Kinder mit der Freiheit leben, sich
überall hin zu bewegen und zu leben
und ihr Schicksal selbst bestimmen.
Dann können wir beginnen, die Nakba
als etwas Vergangenes zu betrachten
und um sie zu trauern.“
Mohammed
Ibrahim Ayub starb heute - 20. 4.
2018 - an der Grenze, des
Freiluftgefängnisses Gaza
Dokumentation - 2018 - Gaza - Der
"Große Rückkehrmarsch" >>>
Gaza 20. 4. 2018 - 4
Palästinenser (ein Kind, ein Behinderter) wurden getötet 445 weitere Palästinenser seien verletzt worden,
davon 125 durch Schüsse.
Quelle Facebook
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Quelle Facebook
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Dokumentation - 2018 - Gaza - Der "Große Rückkehrmarsch"
>>>
Palestine
Update Nr. 132 - 17. April 2018 - Meinung - Ranjan Solomon
- Hört
auf die Stimme der Palästinenser - Die
Palästinenser fühlen den Schmerz der Besetzung in einer Art,
die die Welt nicht immer leicht versteht. Es ist der
Schmerz, der durch das Leben unter dem Terror kommt, der
jeden einzelnen Akt der Unterdrückung und Grausamkeit
begleitet. Und doch besitzen sie als Volk die verblüffende
Fähigkeit, „Frieden und Liebe“ zu fordern, um ihre Sehnsucht
nach Freiheit zu realisieren – eine Sache, die unter der
derzeitigen israelischen Vorstellung ruiniert zu sein
scheint. Mit einem seltsamen Vertrauen und Überzeugung unter
diesen Lebensumständen versichern sie: „Trotz der
exzessiven Machtausübung der israelischen Besetzung und der
politischen, militärischen und wirtschaftlichen
Unterstützung, die Israel von seinen Geber-ländern erhält,
der Tötungen, Zerstörung, Verzerrung, Vertreibung,
Belagerung, dem Hunger und Gefangenschaft nimmt die
israelische Okkupation allmählich wahr, dass sie es nicht
geschafft hat, den Geist der Palästinenser zu zerbrechen,
der tief in ihrem Land und ihrer Geschichte verwurzelt ist.
Die Palästinenser wollen jetzt die Okkupation in einem
historischen, kulturellen, ethischen, moralischen Sinn
bedrängen und werden siegreich sein.“
In einem niedergeschriebenen Aufruf, der
ihre Sehnsucht nach Freiheit bestätigt, haben sie die
Herausforderungen für sich selbst, für die arabische Welt
und für die internationale Gemeinschaft festgehalten. Sie
bestätigen, dass ihre eigene Einigkeit der Schlüssel zum
Entstehen einer vereinigten und kreativen Volksbewegung ist.
Sie weisen Kompromisse und Konzessionen zurück, die der
Prüfung von felsenharten politischen Prinzipien nicht
standhalten. Sie fordern von arabischen Führern, ihre
Versöhnung mit Israel aufzuhalten, die Israel zur
Verschärfung seiner Dominanz verhilft, und stattdessen den
Kampf der Palästinenser zu unterstützen, speziell hin zu den
Nakba-Erinnerungen Mitte Mai. Zur internationalen
Gemeinschaft sagen sie „brich dein Schweigen“ und zwinge
Israel, Verträge und das Völkerrecht zu respektieren, und
schaffe die Straflosigkeit ab, durch die Israel sich in
brutaler Gewalt und dem Mord von unschuldigen und
unbewaffneten Bürgern ergeht.
Wir drängen alle Leser von Palestine
Updates, bitte diesen Aufruf zu lesen, der im Idealfall
einen weiten Kreis in der internationalen Gemeinschaft
erreichen sollte. In Solidarität Ranjan Solomon
Das
palästinensische Volk ist verpflichtet, die Freiheit zu
suchen- Wir sind ein Zusammenschluss palästinensischer
Gruppen und Organisationen der Zivilgesellschaft. Wir
richten unseren Aufruf an die Palästinensische Autorität
(PA), an alle Leiter palästinensischer Gruppen, an Israel,
die Amerikanische Administration, die arabischen Staaten,
die internationale Gemeinschaft, und alle guten Willens, die
uns unterstützen bei der Suche nach unserer Freiheit und
Unabhängigkeit.
Wir senden einen Ruf des Friedens und der
Liebe aus, einen starken Ruf, der aus der Stärke unseres
Glaubens an Gott wächst, seiner Gerechtigkeit und Liebe für
die ganze Menschheit, einen Ruf zu der Zeit, in der wir
sehen, dass das Potential, unsere Sache durchzubringen, d.h.
unsere Forderung nach Freiheit und Unabhängigkeit,
schwindet. Die Amerikanische Administration hat unsere
Geschichte und unsere Rechte auf Jerusalem, unsere Stadt
des Gebets und des Glaubens und die Hauptstadt unseres
Staates, missachtet. Israel ist entschlossen, seine
militärische Besetzung über uns aufrecht zu erhalten,
besonders durch die Belagerung von Gaza, und wird von der
Amerikanischen Administration unterstützt, was heißt, dass
es uns den „Deal des Jahrhunderts“ präsentieren will.
Als Antwort nehmen die Massen in Gaza
Zuflucht zum Frieden als einer wirksamen Waffe, indem sie
Friedensmärsche (friedliche Märsche) organisieren, an denen
Tausende teilnehmen. Diese Aktivitäten werden seit dem
Land-Tag („Tag des Bodens“) am Freitag, dem 30. März
veranstaltet. Diese Waffe ist das, wozu das Kairos-Dokument
„Die Stunde der Wahrheit“ aufruft: Hervorheben der
Beständigkeit (sumud), Widerstand gegen die Besetzung und
Forderung nach Freiheit: Frieden ist die einzige Waffe, die
wir anwenden können, um das zu erreichen.
Die Macht dieser neuen Waffe wurde
augenscheinlich, als Israel versuchte, sie in gewalttätige
Konfrontation durch die Anwendung von Gewalt umzuwandeln und
unbewaffnete Zivilpersonen tötete und tausende verletzte.
Nichtsdestoweniger sind die friedlichen Demonstrationen
weiter gegangen.
Der Druck von Israel und Amerika auf
arabische Länder hat versucht, die Palästinenser zu zwingen,
mit ihren friedlichen Demonstrationen aufzuhören. Für unsere
Seite und auf der Basis unserer Vision von Glauben und
Gottes Liebe und Gerechtigkeit für jeden Menschen, bitten
wir die Palästinenser dringend, ihren friedlichen Marsch
fortzusetzen. Ihr Mangel an Waffen macht sie stark, weil sie
das Leben, die Freiheit und Gleichheit suchen. Wir rufen die
Tausenden auf, ihre friedlichen Märsche in Gaza und in allen
Regionen der Westbank fortzusetzen.
Wir wenden uns mit unserem Aufruf an die
palästinensische Führerschaft und sagen: Seid einig. Die
Suche nach Freiheit erlaubt keine weiteren Trennungen und
Spaltungen. Lasst diese Demonstrationen die Herzen aller
zusammenfinden; lasst jene, die in den Parteien
Verantwortung tragen, sich vereinigen und vereinigt
Amtsträger und das Volk.
Wir fordern Israel und die Amerikanische
Administration auf, positiv auf den Ruf nach Frieden zu
antworten, der durch diese friedlichen Märsche verbreitet
wird. Anstatt diese als Bedrohung zu sehen, bieten sie in
der Tat einen Weg aus der Krise, in die wir mit euch geraten
sind. Beachtet die Schreie der Unterdrückten, der Leute,
denen ihr die Freiheit verweigert, und die von ihrem Land,
ihren Dörfern und Heimstätten vertrieben wurden. Verändert
eure Perspektiven: Leben erhalten ist nützlicher als Tod
schaffen!
Die Amerikanische Administration sagt,
sie wolle uns mit dem „Deal of the Century“ (= Geschäft des
Jahrhunderts) beschenken – aber, indem sie Jerusalem seiner
palästinensischen Bevölkerung wegnimmt, und es unter die
Souveränität Israels stellt, macht es dieses „Geschäft“ zum
Beginn einer frischen Ungerechtigkeit.
Der Druck auf arabische Länder nimmt auch
zu, die palästinensischen Führer zur Annahme des „Deal of
the Century“ – mit einigen Modifikationen – zu zwingen.
Basierend auf unsere Rechte und unsere Liebe für jedes
menschliche Wesen sagen wir: Lasst die Leute die
Ungerechtigkeiten aussprechen, die sie bedrängen – bis das
Gewissen aller in Israel und Palästina berührt wird und
die Welt aufwacht. Wir fordern die Palästinensische
Autorität (PA)
auf, stark und standfest zu sein
angesichts des ganzen Drucks und von Lösungen, die frische
Ungerechtigkeit für das palästinensische Volk schafft. Im
Besonderen melden wir, dass wir den Versprechen nicht
trauen, die von den Starken gegeben werden. Wir wissen, dass
die Starken diese Versprechen in der Vergangenheit nicht
gehalten haben und auch neue Versprechen für die Zukunft
nicht erfüllen werden. Der „Deal oft he Century“ mit Israel
und der Amerikanischen Administration sollten damit starten,
dass die unveräußerlichen Rechte der Palästinenser anerkannt
werden. Zu diesem Punkt mögen Verhandlungen starten. Ohne
diese klare und verbindliche Bedingung werden Verhandlungen,
Versprechen und der „Deal of the Century“ nicht mehr sein
als ein neues Mittel, um die Ungerechtigkeit beizubehalten,
uns unserer Freiheit zu berauben und uns der Okkupation und
rassistischen Diskriminierung zu unterwerfen.
An die Adresse von Israel und an die
Amerikanische Administration wiederholen wir, dass wir uns
verpflichten auf unsere Forderung nach Freiheit. Unsere
einzige Waffe ist Frieden und eure friedliche Antwort ist
die einzige Quelle der Sicherheit für euch. Ihr möget
wünschen, uns in Sklaverei zu halten, aber wir werden
standhaft bleiben und sagen nein zur Sklaverei. Wir
vertrauen darauf, dass die Zeit kommen wird, wenn ihr euer
Gewissen wieder entdeckt, eure menschliche Würde wieder
einsetzt, und das palästinensische Volk wieder als Menschen
betrachtet, mit denen man in Sicherheit, Gerechtigkeit,
Frieden und Gleichheit leben kann, eher, als Leute, die ihr
auszulöschen versucht.
Wie lange immer es dauern wird, eines
oder des anderen Tages wird die Ungerechtigkeit euer
Gewissen belasten. Eure Ungerechtigkeit uns gegenüber und
eure Macht werden die Grundlagen für eure Niederlage sein.
Eure Fähigkeit, rechtschaffen zu sein und das
palästinensische Volk fair und menschlich zu behandeln,
werden eure einzige Rettung sein.
Diese Fakten
fordern folgendes:
Von Palästinensern:
+ Eine sofortige Beendigung der
Spaltungen und die garantierte Unterstützung für eine
Volksbewegung – politisch, wirtschaftlich, in den Medien und
diplomatisch.
+ Einen
klaren palästinensischen Standpunkt der Zurückweisung
jeglicher Konzessionen, die palästinensische nationale
Rechte verletzen, fest bleiben angesichts von politischem
und wirtschaftlichem Druck, und keinen Versprechen Glauben
schenken.
+ Die
palästinensische Führung und politische Kräfte sollen
Ausschau halten nach neuen und kreativen Kampfmethoden, um
die Rechte der Palästinenser intakt zu halten. Das wird
gefordert im Lichte der verfehlten Friedensverhandlungen,
die in die Sackgasse gelangt sind aufgrund der israelischen
Unversöhnlichkeit und der amerikanischen Parteilichkeit, mit
der israelische Praktiken geschützt und unterstützt werden.
Von Arabern:
+ Gebt all den Druck auf die
Palästinensische Autorität (PA) auf, unfaire amerikanische
und israelische Vorschläge anzunehmen; stoppt alle Formen
der Normalisierung mit Israel; unterlasst es, politische
Deckung für Israels aggressive Praktiken gegen das
palästinensische Volk zu gewähren; und stärkt die
BDS-Bewegung gegen die israelische Besetzung.
+ Unterstützt den palästinensischen Kampf
durch weitergehende massive Demonstrationen, die ihren
Höhepunkt am Nakba-Erinnerungstag Mitte Mai haben werden.
International:
+ Startet internationale Initiativen und
Kampagnen gegen rassistische israelische Praktiken, die auf
palästinensischen Frieden mit Gewalt und der kaltblütigen
Ermordung von unbewaffneten Palästinensern antworten. Druck
sollte auf Israel ausgeübt werden, von der Anwendung von
Gewalt abzulassen und einen wirklichen Pfad des Friedens zu
beschreiten.
+ Eine Volksbewegung und Medienkampagne,
um die Belagerung des Gazastreifens aufzuheben und Präsident
Trump’s Entscheidung zur Anerkennung von Jerusalem als
Hauptstadt von Israel zu widerlegen. Solche Aktivitäten
sollten ihren Höhepunkt Mitte Mai erreichen, um an die 70.
Wiederkehr des Gedenkens an die immer noch weitergehende
palästinensische Nakba (= Katastrophe) zu erinnern.
+ Übt Druck aus auf die westlichen
Regierungen und Staaten, ihr Schweigen zu brechen und Israel
zu zwingen, internationale Resolutionen und Verträge zu
respektieren, die Besetzung zu beenden und eine gerechte und
endgültige Lösung zu akzeptieren.
Unterzeichnet von: Kairos Palestine -
Diyar Consortium - The YMCA/YWCA Joint Advocacy Initiative (JAI)
(=gemeinsame Initiative für Anwaltschaft) - The National Christian Association (NCA),
Jerusalem - The East-Jerusalem YMCA/HQ - The East
Jerusalem YMCA/Beit Sahour Branch - The Arab Educational
Institute (AEI), Bethlehem (Mitglied
von Pax Christi International) - Union of Arab Orthodox Club Jerusalem -
Arab Orthodox Club Beit Jala - Arab Orthodox Club
Beit Sahour - The Arab Orthodox Charitable Society, Beit
Sahour - Alternative Tourism Group (ATG), Palestine - Al
Qistas Forum for Dialogue and Concord Gaza
QuelleÜbersetzt: Gerhilde Merz
Israel
und die vielen Fragezeichen - 20. April 2018 -
Abi Melzer - Nach dem Massaker in Kishinew an Ostern 1903
hat Russland weltweit an Ansehen verloren. Nach dem Massaker
von Amritsar am 13. April 1919 an indischen Demonstranten,
angeführt von Gandhi, hat das britische Königreich weltweit
an Ansehen verloren. Nach dem Massaker an Demonstranten in
Soweto am 16. Juni 1976 hat die Apartheid-Regierung in
Südafrika an Ansehen verloren. Ähnliche Beispiele wird es
noch mehr geben. Nur Israel verliert sein Ansehen nicht.
Oder vielleicht doch? Was in Gaza Ostern 2018, genau 115
Jahre nach dem Massaker in Kishinew geschah, ist ebenfalls
ein Massaker. Oder wie soll man es nennen, wenn Soldaten auf
unbewaffnete Zivilisten, darunter auch Kinder, schießen, 17
von ihnen töten und mehr als 700 verletzen und am Ende noch
verhindern, dass Sanitäter den Verletzten zu Hilfe kommen?
Für die meisten Menschen auf der Welt ist das ein Massaker.
Zur Schande der Israelis muss man aber hinzufügen, dass sie
sich deswegen nicht schämen, sondern im Gegenteil, darauf
stolz sind.
Israelis, besonders rechtsgerichtete Netanjahu- und
Benett-Anhänger, finden das gut und richtig. Schließlich
handelt es sich nur um Palästinenser, deren Leben weniger
wert ist, als das Leben von Ratten oder Insekten, und
überhaupt nicht zu vergleichen mit dem Leben von Juden. So
ähnlich dachten auch die Nazis über die Juden.
Man darf nicht vergleichen!“ werden jetzt einige rufen. Ich
aber behaupte, dass man vergleichen muss, wenn man verstehen
will, was da passiert, und wenn man in der Entwicklung der
Menschheit weiterkommen will. Von Archimedes über Isaac
Newton bis Albert Einstein haben Wissenschaftler und andere
kluge Menschen Vergleiche angestellt und sind so zu neuen
Erkenntnissen gelangt. Warum soll man das, was die
nationalsozialistischen deutschen Judenhasser gedacht und
getan haben nicht mit dem vergleichen, was Israelis denken
und tun?
Jeder kennt das Motto der israelischen Armee: Nur ein toter
Araber ist ein guter Araber. Und als man den berüchtigten
israelischen Politiker und ehemaligen Armeegeneral Rechawam
Zeewi (genannt Gandhi) fragte, wie er das
Palästinenser-Problem sieht, sagte er ohne mit der Wimper zu
zucken: Durch das Zielfernrohr meines Gewehrs. Da lachten
viele Israelis. Anderen blieb das Lachen im Halse stecken.
Rassismus, Fremdenhass und insbesondere Verachtung von
Arabern sind in Israel weit verbreitet und gehören geradezu
zum guten Ton. Politiker, Gewerkschaftsbosse, Generäle und
sogar Rabbiner verbreiten dies im Glauben, dass sie die
Guten seien und man Araber hassen dürfe, weil sie ja keine
Menschen seien, sondern „menschenfressende Tiere“, wie es
neulich Benjamin Netanjahu ausgedrückt hat. Ein Rabbiner in
der Negev-Metropole Beer Sheva
>>>
Keine EU-Gelder für die
israelische Waffenindustrie - Basel,
20. April 2018 - Europäische
Gewerkschaften, politische Parteien,
Menschenrechtsorganisationen und Glaubensgemeinschaften
fordern die EU auf, ihre Unterstützung für israelische
Militärunternehmen einzustellen. Im Rahmen des europäischen
Forschungsprogramms Horizon 2020 fliessen EU-Gelder in die
Entwicklung und Legitimierung von Technologien und Methoden,
die von Israel für Kriegsverbrechen und
Menschenrechtsverletzungen eingesetzt werden.
Am 17. April, dem internationalen Tag der
Solidarität mit den palästinensischen politischen
Gefangenen, haben mehr als 150 europäische Gewerkschaften,
politische Parteien, Menschenrechtsorganisationen und
Glaubensgruppen aus über 16 europäischen Ländern die EU
aufgerufen, ihre rechtlichen Pflichten wahrzunehmen und
israelische Militärunternehmen von EU-Rahmenprogrammen
auszuschliessen.
Wie dringend dieser Aufruf – begleitet von
einem
Informationsvideo – ist, zeigt die aktuelle Situation in
Gaza: Mindestens 35 unbewaffnete Palästinenser_innen wurden
während der seit drei Wochen stattfindenden
Proteste von israelischen Heckenschütz_innen in der
Sperrzone zu Israel erschossen.
Zu den
150 unterzeichnenden Organisationen gehören das
Europäische Netzwerk gegen den Waffenhandel – ein Netzwerk
von 18 Organisationen aus 13 europäischen Ländern, die
Norwegische Gewerkschaft der Kommunalen und Allgemeinen
Angestellten, die Gewerkschaften Comisiones Obreras und CGT
in Spanien, La Centrale Generale FGTB in Belgien, UNISON in
Grossbritannien und Nordirland, die belgische
Arbeiterpartei, Podemos in Spanien, die Partei Sinn Féin in
Irland, Die Linken in Luxemburg, die globale katholische
Friedensbewegung Pax Christi International, Friends of the
Earth Finland, die NGO Human Rights League in Frankreich u.a.
Wie die unterzeichnenden Organisationen
betonen, „fliesst unter dem Deckmantel der Forschung und
dem Versprechen, dass die entwickelten Technologien und
Techniken ausschliesslich für zivile Zwecke verwendet
werden, das Geld europäischer Steuerzahler_innen in eine
Militärindustrie, zu der viele israelische Firmen gehören“.
Die unterzeichnenden Organisationen fordern
die EU auf, alle israelischen Militär- und
Sicherheitsunternehmen unverzüglich von den
EU-Rahmenprogrammen auszuschliessen. Eine Analyse
vergangener Projekte hat gezeigt, dass die EU durch die
israelische Teilnahme an den Programmen entschieden zur
Entwicklung und Legitimierung von Technologien und Methoden
beigetragen hat, die von Israel für Kriegsverbrechen und
Menschenrechtsverletzungen eingesetzt werden.
Aneta Jerska von der Europäischen
Koordination der Komitees und Organisationen für Palästina (ECCP)
sagte zur Veröffentlich des Aufrufs: „Es ist ermutigend,
dass so viele europäische Gewerkschaften,
zivilgesellschaftliche Organisationen und Gremien öffentlich
fordern, dass die EU ihre Unterstützung für Israels Völker-
und Menschenrechtsverletzungen beendet. Dies ist ein starkes
Zeichen dafür, dass der europäischen Öffentlichkeit sehr
wohl bewusst ist, dass Israel das palästinensische Gebiet
mit militärischen Mitteln besetzt und kolonisiert, was gegen
die UN-Resolutionen und das Völkerrecht verstösst. Wir als
Zivilgesellschaft sagen deutlich: Wir weigern uns,
mitschuldig zu sein“. Eine
deutsche Übersetzung des Aufrufs ist
hier zu finden.
Medienkontakt: Roman Vonwil, 077 467 17 03
Inszenierter Krieg - Reporterlegende entlarvt vermeintliches
Giftgas-Massaker als Fake. - Mathias Bröckers - Der
Nahost-Veteran unter Reportern Robert Fisk,
Auslandskorrespondent des Independent, hat in Douma bei
Damaskus mit dem Leiter der Klinik gesprochen, in dem am 7.
April angebliche Chemiewaffenopfer behandelt worden sein
sollen. Matthias Bröckers hat ihn für Rubikon gelesen.
Der legendäre Nah-Ost-Reporter Robert Fisk, in
Großbritannien als Auslandskorrespondent des Jahres mehrfach
ausgezeichnet, ist auf eigene Faust nach Douma gereist, um
die Wahrheit über den angeblichen Giftgasanschlag
herauszufinden. Er suchte das unteriridsche Krankenhaus auf,
aus dem die Videos von Kindern mit Sauerstoffmasken
stammten, die von den „White Helmets“ als Beleg für einen
Chemiewaffenangriff in die Welt gesetzt wurden. Als erster
Journalist überhaupt sprach Fisk mit dem Leiter der Klinik,
Dr. Rahaibani (1):
„I was with my family in the basement of my home three
hundred metres from here on the night but all the doctors
know what happened. There was a lot of shelling [by
government forces] and aircraft were always over Douma at
night — but on this night, there was wind and huge dust
clouds began to come into the basements and cellars where
people lived. People began to arrive here suffering from
hypoxia, oxygen loss. Then someone at the door, a ‚White
Helmet‘, shouted ‚Gas!‘, and a panic began. People started
throwing water over each other. Yes, the video was filmed
here, it is genuine, but what you see are people suffering
from hypoxia – not gas poisoning.“
Also: Aufgrund starker Winde wehten in der Nacht zum 9.
April aus den Trümmern der seit langem bombardierten Stadt
Staubwolken in die Keller und Unterstände der Bevölkerung
und die Menschen kamen zur Klinik, weil sie an Atemnot
litten. Nicht an Gasvergiftung. Bis ein „White Helmet“ an
der Tür „Gas“ schrie und eine Panik auslöste,
>>>
20. 4. 2018
70 Jahre Israel – 70 Jahre
Siedlerkolonialismus und permanenter Krieg gegen die
Palästinenser Der Staat, der den Juden die Befreiung bringen
sollte, ist zum inhumanen Besatzungs- und Apartheidsystem
geworden
Arn Strohmeyer
Israel feiert sich selbst anlässlich des 70. Geburtsages des
Staates, und die westlichen Staaten stimmen in den Jubelchor
ein und schicken hochrangige Regierungsdelegationen zu den
Feierlichkeiten der selbst ernannten „einzigen Demokratie im
Nahen Osten“, bei denen man die „gemeinsamen Werte“
beschwören wird. Aber eigentlich gibt es keinen Anlass zu
feiern, denn dieser Staat verdankt seine Existenz der
Vertreibung und Unterdrückung eines anderen Volkes, dessen
Land er sich angeeignet hat. Das zionistische
siedlerkolonialistische Israel führt seit über 70 Jahren
einen grausamen Krieg gegen die Palästinenser, der ihn aber
in eine ausweglose Lage gebracht hat, an der das ganze
zionistische Unternehmen nun zu scheitern droht.
Die
israelische Politik, der die Ideologie des Zionismus zu
Grunde liegt, ist eigentlich nur mit dem Begriff des
Tragischen zu verstehen, wobei man in diesem Zusammenhang
natürlich an die griechische Tragödie denken muss. Sie
thematisiert die Verstrickung des Protagonisten, der sich in
eine so ausweglose Lage bringt, dass er das Verhängnis durch
jedwedes Handeln nicht mehr abwenden kann und schuldig
werden muss. Sein Scheitern ist unausweichlich. Die
herannahende Katastrophe lässt sich nicht mehr abwenden. Der
Keim der Tragödie ist, dass der Protagonist der Hybris – der
Arroganz, dem Hochmut und der Selbstverblendung – verfällt.
Die Übereinstimmung mit der Situation Israels liegt auf der
Hand. Nur eines gibt es in der der israelisch-jüdischen
Tragödie nicht: Die griechische Tragödie sollte einen
Sinneswandel bei den Beteiligten hervorrufen – eine
Reinigung oder Katharsis. Das Durchleben von Jammer und
Rührung, die das Drama hervorrief, sollte zu einer
seelischen und moralischen Läuterung führen, davon kann in
der israelisch-jüdischen Tragödie keine Rede sein. Es gibt
keinerlei Empathie.
Der
Gedanke, die Situation Israels, seine Geschichte und seine
heutige Politik mit einer Tragödie in Verbindung zu bringen,
ist keineswegs neu. In der Bildung eines jüdischen
Nationalstaates sah schon der jüdische Publizist Isaac
Deutscher (1907 – 1967) „eine weitere jüdische Tragödie.“
Der Schriftsteller Erich Fried, ebenfalls ein Jude, hat
immer wieder von der „Tragödie“ geschrieben, die Israel im
Nahen Osten angerichtet habe. Und der deutsch-jüdische
Historiker Fritz Stern (1926 - 2016), der in den USA lebte
und lehrte, sagte in dem längeren Gespräch, das er mit
Helmut Schmidt führte, auf die Frage des Ex-Kanzlers, was
die Israelis tun könnten: „Das ist eine ganz große Tragödie.
Ich mache mir große Sorgen um die Zukunft Israels, wenn ich
an seine Politik denke.“
Die
tragische Entwicklung nahm ihren Anfang, als sich der
Zionismus dem universalistischen Denken verweigerte, das aus
der Aufklärung kam und das intellektuelle Judentum lange
Zeit geprägt hatte. Man kann einwenden, dass der Zionismus
gar nicht anders konnte, als den universalistischen Weg zu
verlassen. Denn wie sonst – ohne Gewalt – hätte er sonst im
Land eines anderen Volkes einen Staat gründen können? Aber
es gab die universalistische Alternative: Die Zionisten
hätten im Einvernehmen mit den dort ansässigen Arabern einen
Staat aller seiner Bürger/innen anstreben können, statt sich
als Staat einer einzigen Ethnie beziehungsweise Religion bei
völliger Negierung, ja Verachtung der einheimischen
Bevölkerung zu gründen. Die Zionisten entschieden sich also
für die partikularistische, stammesmäßige und zunehmend auch
religiös aufgeladene „Lösung“.
Am Anfang
der israelisch-jüdischen Tragödie stand also die Spaltung in
Partikularisten und Universalisten. Diese Teilung in
gegensätzliche Tendenzen war keineswegs neu, sie zieht sich
durch die gesamte Geschichte des Judentums. Es ist der
Gegensatz „zwischen Nationalismus und Universalismus,
zwischen Konservatismus und humanistischen
Fortschrittsdenken, zwischen Fanatismus und Toleranz.“ Die
jeweiligen Zeitumstände entschieden darüber, welche Richtung
gerade die Oberhand hatte. Der deutsch-jüdische
Psychoanalytiker Erich Fromm, von dem diese Unterscheidung
stammt, sah die universalistische Richtung aber klar im
Vorteil: „Das radikale humanistische Denken [kennzeichnet]
die Hauptentwicklungsstufen der jüdischen Überlieferung,
während die konservativ-nationalistische Richtung das
relativ unveränderte Relikt aus älteren Zeiten ist und nie
an der progressiven Evolution des jüdischen Denkens und
seinem Beitrag zu den universalen menschlichen Werten einen
Anteil hatte.“
Es gibt
Parallelen zwischen der universalistischen jüdischen Ethik
und der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte,
deren Präambel sich auf alle Mitglieder der menschlichen
Gemeinschaft bezieht, wobei die Anerkennung von deren Würde
und gleichen unveräußerlichen Rechten die Grundlage der
Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens in der Welt
bildet. Weiter heißt es dort in Anspielung auf die
Verbrechen der Nazis: „Da die Verkennung und Missachtung der
Menschenrechte zu Akten der Barbarei führten, die das
Gewissen der Menschheit tief verletzt haben, und da die
Schaffung einer Welt, in der den Menschen frei von Furcht
und Not Rede- und Glaubensfreiheit zuteilwird, als das
höchste Bestreben der Menschheit verkündet worden ist, (…)
verkündet die Generalversammlung [der UNO] die Allgemeine
Erklärung der Menschenrechte. “ Und in Artikel 1 heißt
es: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten
geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und
sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.“
Die
Zionisten entschieden sich aber klar gegen den
Universalismus und für die konservativ-nationalistische
Richtung, was aber auch Absonderung und Isolation bedeutet.
Nicht nur die Spaltung zwischen Partikularisten und
Universalisten aber ist uralt, sondern auch die gewollte
Trennung und Separation von den Nicht-Juden. Sie zieht sich
durch die ganze jüdische Geschichte. Der Begründer des
Zionismus. Theodor Herzl, erneuerte sie, indem er sich den
Judenstaat als endgültige Separation der Juden von den
Nicht-Juden als Antwort auf den Antisemitismus vorstellte,
also die radikale Abkehr der Juden von einer als für sie
feindselig begriffenen Welt und als Flucht in ein „Land ohne
Volk“, wo sich die Juden als eine abgesonderte und
geschlossene national-ethnische Gruppe entfalten können
>>>
Der große Tag VOR ZWEI TAGEN feierte der Staat
Israel seinen 70. Geburtstag. Tagelang hörten wir nichts
anderes. Unzählige Reden voller Platituden. Ein riesiges
Kitsch-Festival.
Uri Avnery - 21.April 2018
Jeder
stimmte zu: Es war ein historischer Augenblick, als David Ben-Gurion sich in einem kleinen Saal in Tel-Aviv erhob und
die Gründung des Staates erklärte. Jeder von damals, der
noch lebt, wurde diese Woche gefragt: Wo waren Sie in diesem
Augenblick? Was fühlten Sie, als die Geschichte an die Tür
klopfte? NUN JA, ich lebte. Und ich fühlte gar nichts.
Ich war Soldat in der neuen Armee, die noch nicht die
“Israelische Verteidigungsarmee” genannt wurde (das ist ihr
offizieller hebräischer Name). Meine Kompanie hatte ein
kleines Zeltlager in Hulda, einem Kibbutz südlich von Tel
Aviv. Wir sollten in der Nacht ein arabisches Dorf, dessen
Name al-Kubab war, in der Nähe von Ramle angreifen. Heftiger
Widerstand wurde erwartet, und wir trafen gerade alle Arten
von Vorbereitungen, wie Soldaten es vor einem Kampf tun, als
jemand angerannt kam und schrie: “Schnell, in den
Speisesaal, Ben-Gurion erklärt den Staat!” Im Speisesaal des
Kibbutz war das einzige Radio in der Umgebung. Jeder rannte
dorthin, ich auch. Offen gesagt, mir war die Erklärung
völlig gleichgültig. Wir waren mitten in einem verzweifelten
Krieg – verzweifelt für beide Seiten - , und wir wussten,
dass der Krieg entscheiden würde, ob unser Staat entstünde
oder nicht. Wenn wir den Krieg gewinnen würden, gäbe es
einen Staat. Wenn wir ihn verlören, gäbe es weder einen
Staat, noch uns.
Eine Rede eines Politikers irgendwo in Tel-Aviv würde daran
überhaupt nichts ändern. Aber ich war neugierig im Hinblick
auf ein Detail: Wie würde der neue Staat genannt werden? Es
hatte mehrere Vorschläge gegeben, und ich wollte wissen,
welcher übernommen wurde.
Als ich das Wort "Israel" hörte, verließ ich den Speisesaal
und ging zurück, um mein Gewehr zu reinigen. Der heftige
Kampf fand übrigens nicht statt. Als wir das Dorf von zwei
Seiten angriffen, flohen die Bewohner. Wir drangen in leere
Häuser ein, wo das noch warme Essen auf den Tischen stand.
Den Bewohnern sollte nie mehr erlaubt werden,
zurückzukehren. Am nächsten Morgen wurde meine Kompanie in
den Süden verlegt. Die ägyptische Armee drang in Palästina
ein, und wir sollten sie aufhalten, bevor sie Tel Aviv
erreichten. Aber das ist eine andere Geschichte.
DAVID BEN-GURION, dessen Stimme ich an diesem Nachmittag im
Radio gehört hatte, ist nun für alle Zeiten zum
Nationalhelden geworden, der Mann, der den Staat Israel
gegründet hat. Diese Woche lief eine Dokumentation über ihn
im Fernsehen. Der Direktor, Raviv Drucker, ein
ausgezeichneter Journalist, hat einen sehr guten Film
produziert. Er zeigt Ben-Gurion, wie er wirklich war, mit
all seinen Licht- und Schattenseiten. Im Vergleich zu ihm
waren seine Nachfolger im Amt des Premierministers zweite
Wahl, ganz zu schweigen von dem amtierenden Besetzer, der
gegen ihn ein Knirps ist.
Ben-Gurion war derjenige, der die Entscheidung traf, die
Gründung des Staates in diesem besonderen Augenblick zu
erklären, als der letzte britische Besetzer das Land
verlassen hatte und vier Armeen der benachbarten
Araberstaaten kurz davor standen, in das Land einzudringen.
Seine Kollegen waren erschrocken über die Entscheidung und
mussten von ihm gedrängt werden. Offen gesagt, ich glaube
nicht, dass diese Entscheidung so bedeutsam war. Wenn die
Erklärung um einige Monate verschoben worden wäre, hätte das
keinen großen Unterschied gemacht. Nachdem wir den Krieg
gewonnen hatten, wenn auch mit schweren Verlusten, hätten
wir den Staat zu jeder Zeit erklären können.
Obwohl die Dokumentation meistens korrekt ist, weist sie
doch einige Fehler auf. Zum Beispiel zeigt sie Massen in Tel
Aviv, die die Erklärung auf den Straßen bejubeln. Das ist
eine Fälschung. Da sie so oft wiederholt wurde, kann man
Drucker verzeihen, dass er sie für die Wahrheit gehalten
hat. In Wirklichkeit jubelten die Massen im November 1947,
als die Vereinten Nationen die Teilung Palästinas in einen
arabischen und einen jüdischen Staat beschlossen (mit einem
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Die Entstehung Israels als
Heldenepos Eine Antwort auf Bastian
Berbners ZEIT-Artikel: „70 Jahre Israel. Warum kommt der
Staat nicht zur Ruhe?“
Arn Strohmeyer
Man kann die
Geschichte eines Staates aus historisch-kritischer oder
mythisch-idealistischer Perspektive beschreiben. Für die
zweite Sicht hat sich der Publizist Bastian Berbner in einem
umfangreichen ZEIT-Artikel (Ausgabe vom 12.04.2018) über die
Entstehung Israels entschieden, das zur Zeit seinen 70.
Gründungstag begeht. Berbner reduziert den Entwicklungsweg,
den dieser Staat von seinen Anfängen bis heute genommen hat,
auf das Heldenepos zweier jüdischer Politiker: Arthur Ruppin
und Pinchas Wallerstein. Ein solches Vorgehen liest sich
sehr gefällig, birgt aber das Risiko, dass die historische
Realität (um nicht von historischer „Wahrheit“ zu sprechen)
dabei aus dem Blick gerät oder sogar ganz verschwindet. Der
Autor – das sei als Resultat schon vorweggenommen – ist
dieser Gefahr auch voll erlegen. Den inhumanen Realitäten,
die der der Zionismus (bei allen Erfolgen, die er für sich
selbst auch erzielt hat) im Lauf seiner Geschichte im Nahen
Osten geschaffen hat, geht Berbner lieber aus dem Weg.
Der Autor
erweckt den Eindruck, als sei der Beginn der zionistischen
Besiedlung in Palästina vorrangig das Werk eines Mannes
gewesen, des deutschen Juden Arthur Ruppin, der 1907 nach
Palästina ausgewandert war. Er wird als „Architekt eines
jüdischen Palästina, als Meister des Faktenschaffens“
geschildert. Ruppin kümmerte sich Berbner zufolge um alles,
kaufte vor allem Land von den Arabern (nicht immer mit
ehrenhaften Methoden), baute Straßen und Siedlungen,
richtete Schulen und Kindergärten ein und hatte die Vision,
auf einem Dünengelände bei Jaffa die Stadt Tel Aviv zu
bauen. Nur sehr zurückhaltend deutet der Autor an, worum es
den Zionisten als Fernziel eigentlich ging: einen rein
jüdischen (Staat ohne Araber) zu schaffen.
Berbner teilt
die Pläne und Visionen seiner Helden, ja er bewundert seine
beiden Hauptdarsteller maßlos. Dabei unterschlägt er mehrere
zum Verständnis der zionistischen Gründungsphase in
Palästina wichtige Fakten: Der Autor behauptet, dass die
Gründerväter der Bewegung keine Strategie gehabt und mehr
aus dem Instinkt heraus gehandelt hätten. Das Ziel der
Zionisten (und daraus ergab sich auch ihre Strategie) hatte
aber schon der Gründer der Bewegung Theodor Herzl klar
formuliert und vorgegeben: eben die Schaffung eines
homogenen jüdischen Staates. Da die dort lebenden Araber bei
der Realisierung dieses Zieles störten, sollten sie – so
Herzl – „unbemerkt außer Landes geschafft“, also vertrieben
werden. Dass auch die seit Jahrhunderten, wenn nicht seit
Jahrtausenden dort lebenden Palästinenser einen Anspruch auf
das Land haben, hat die Zionisten bis heute nicht
interessiert. Der ZEIT-Autor erwähnt diesen Umstand an
keiner Stelle seiner Ausführungen.
Die sehr
geschickte Strategie der zionistischen Bewegung bestand
darin, nicht nur „Fakten“ zu schaffen, sondern vor allem
„vollendete Tatsachen“ (“faits accomplis)“, die weder von
den einheimischen Arabern noch von auswärtigen Mächten
wieder rückgängig gemacht werden könnten. Nicht ein
einzelner Mann war da also tätig, sondern eine mächtige
Bewegung, die ihren Siedlerkolonialismus mit massenhafter
und teilweise illegaler Einwanderung von Juden, nicht immer
koscheren Landkäufen, dem Aufbau von bewaffneten Verbänden,
der Schaffung von Institutionen und Siedlungen nach
strategischen Gesichtspunkten in Angriff nahmen, bis sie so
mächtig geworden war, dass die Briten, die seit 1922 die
Mandatsmacht über Palästina waren, erst die Teilung des
Landes vorschlugen, dann nach massiven Terroranschlägen der
Zionisten ihr Mandat aufgaben und das Land 1948 verließen,
womit der Weg zur Staatsgründung für die Zionisten frei war.
Ihre wahren
Ziele hielten diese lange Zeit hinter wohlklingenden
Floskeln verborgen. War zuerst vom „friedlichen
Zusammenleben mit den Palästinensern“ die Rede (ab 1897),
war die nächste Stufe die „Errichtung einer jüdischen
nationalen Heimstätte“ (1918), dann folgte die Forderung
nach einem binationalen Staat (1929), ab dieser Zeit kam es
zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit den Palästinensern,
und schließlich postulierten die Zionisten ihren eigenen
Staat (1942), der dann im Mai 1948 auch gegründet wurde –
mit der gleichzeitigen Vertreibung eines Großteiles (genau
gesagt der Hälfte) der palästinensischen Bevölkerung in der
Nakba.
Die Zionisten
standen von Anfang an unter dem Rechtfertigungsdruck, den
Anspruch zu begründen, den sie auf das Land erhoben. Neben
den Angaben des Alten Testaments, die die
historisch-kritische Forschung heute zum großen Teil aber
als Legenden beziehungsweise Mythen betrachtet, führte die
zionistische Bewegung den Zustand des Landes zur Zeit ihrer
frühen Einwanderung an: es sei unter den Arabern zu einer
Ödnis, zu einem Brach- und Sumpfland verkommen. Die
Zionisten würden nun Zivilisation und Fortschritt dort
einführen, „die Wüste zum Blühen bringen“, einen
„paradiesischen Garten“ aus ihr machen, ja das Land
„erlösen“, wie sie es mit einem religiösen Begriff
bezeichneten.
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David
Grossman über Israel : Wir singen auf Hebräisch und Arabisch
den gleichen Vers - David Grossman - 19.04.2018 - Wie
leicht wäre es, sich Hass, Wut und Rachsucht zu überlassen:
Eine Rede vor Israelis und Palästinensern zum Gedenktag für
gefallene Soldaten und Terroropfer in Tel Aviv.
Es hat eine Menge Lärm und Aufregung rund um unsere Feier
gegeben; aber wir vergessen darüber nicht, dass es hier um
Erinnerung und Gemeinschaft geht. Der Lärm, auch wenn er
noch anhält, liegt nun hinter uns, denn im Herzen dieses
Abends herrscht tiefe Stille – die Stille der Leere durch
den Verlust.
Meine Familie und ich haben Uri im Krieg verloren, einen
jungen, freundlichen, klugen und lustigen Mann. Selbst nach
fast zwölf Jahren fällt es mir schwer, darüber öffentlich zu
sprechen. Es wird nie wieder sein wie vorher, noch wird es
jemals wieder etwas Vergleichbares geben. Es ist
unbeschreiblich schmerzhaft, mit diesem entschiedenen „Nein“
zurechtzukommen. Es gibt Augenblicke, in denen es fast alles
an sich reißt, was man hat, ein jedes „Ja“.
Es ist schwierig und anstrengend, dauernd gegen das Gewicht
des Verlusts anzukämpfen. Es ist schwierig, die Erinnerung
vom Schmerz zu scheiden. Es tut weh, sich zu erinnern, aber
zu vergessen ist noch fürchterlicher. Und wie leicht ist es
in dieser Situation, sich Hass, Wut und Rachsucht zu
überlassen. Aber immer dann, wenn ich durch Wut und Hass
versucht werde, spüre ich, dass ich den lebendigen Kontakt
zu meinem Sohn verliere. Ich habe meine Wahl getroffen. Und
ich glaube, dass diejenigen, die heute Abend hier sind,
dieselbe Wahl getroffen haben. Trauer isoliert nicht, sie
verbindet und stärkt. Hier können selbst alte Feinde –
Israelis und Palästinenser – sich in ihrer Trauer verbinden,
ja sogar durch sie.
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Dutzende durch Schüsse verletzt
Vier Palästinenser sterben bei Protesten
Vier Tote, Hunderte Verletzte: Das ist die
vorläufige Tagesbilanz der andauernden Unruhen im
Gazastreifen. Flugblätter hatten die Demonstranten
zuvor gewarnt, sich der israelischen Grenze zu
nähern. Doch ein Ende der Proteste ist nicht in
Sicht.
Bei erneuten Zusammenstößen mit israelischen
Soldaten sind im Gazastreifen vier Palästinenser
getötet worden. Sie seien an der Grenze zu Israel
durch Schüsse tödlich verletzt worden, teilte das
palästinensische Gesundheitsministerium mit. Einer
der Toten sei erst 15 Jahre alt gewesen, ein
weiterer behindert. 445 weitere Palästinenser seien
verletzt worden, davon 125 durch Schüsse. (...) Bei
Massenprotesten an der Gaza-Grenze sind seit Ende
März nunmehr 39 Palästinenser getötet
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Vier Tote bei Unruhen an Gaza-Grenze
Einer der Toten sei erst 15 Jahre alt gewesen, ein
weiterer behindert. 445 weitere Palästinenser seien
verletzt worden, davon 125 durch Schüsse
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Israeli soldiers open fire on Gaza protesters fourth
week in a row
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PCHR Weekly Report On Israeli Human Rights
Violations in the Occupied Palestinian Territory (12
– 18 April 2018)
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Preisverleihung in Israel
Nicht mit Natalie Portman
Die Auszeichnung mit dem israelischen Genesis-Preis
hatte sie zunächst "zutiefst berührt". Nun hat
Natalie Portman die Preisverleihung abgesagt - "aus
politischen Gründen".
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Israeli Colonists Cut 100 Olive Trees Near Nablus
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Hungarian
diplomats in the United States pay $45,000 a
month for the advice of Trump’s men in
Israel
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The world's
press needs to put Netanyahu on notice
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17. 4. 2017
Liberman said because Israel
is at war with Gaza, it would generally only allow humanitarian
life-saving cases to leave. (...)
High Court: Shot Gazan protestor can seek medical treatment
in West Bank
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Israeli officials commend soldier who cheered after
shooting unarmed Palestinian
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