"Er war mit Bandagen
bewaffnet": Israelisches Militär tötet zweiten Sanitäter
während dem Großen Rückkehrmarsch -
Ahmad Kabariti - 11.08.2018 - Es scheint, dass die
Tötung der Sanitäterin Razan al-Najjar im Juni durch
israelische Scharfschützen kein einmaliges tragisches
Geschehen war. Ihr Kollege, Abdullah al-Qatati, folgte ihr
am Freitag, Stunden, nachdem ein Waffenstillstand, der von
Ägypten und dem UN-Gesandten für die Region ausgehandelt
worden war, in Gaza verkündet worden war, und nach zwei
heißen Nächten, in denen zwei Palästinenser von Israelis
erschossen worden war.
Abdullah
al-Qatati, 22, (Bild links) wurde in der Nähe von Rafah in
die Brust geschossen, als er den 55-j. Ali al-Alloul
behandelte, der ebenfalls getötet wurde. Das Gaza
Gesundheitsministerium berichtete, dass während der 20.
Protestdemonstration des Großen Rückkehrmarsches mehr als
200 Demonstranten verletzt wurden.
"Ja, Abdullah
war bewaffnet", sagte sein Kollege Mohammed Sahweel, 27, im
Abu Yousef Al-Najjar Krankenhaus in Rafah. "Er war bewaffnet
mit Verbandsmaterial und Mundschutz."
"Verdient ein
Sanitäter eine Kugel in die Brust, nur weil er zu den
verletzten Jungen eilt?", fragt Sahweel unter Tränen.
Laut al-Qabatis
Kollegen, die sich vor der Leichenhalle versammelt haben,
war er während der Woche außer Freitag Sommercamp-Betreuer (Supervisor);
freitags arbeitete er als Sanitäter.
In einem Video
von al-Qabatis Mutter, die bei der Nachricht von seinem Tod
zusammenbrach und sagte: "Hör auf zu lügen, erzähl doch
nicht, dass er getötet wurde, Abdullah muss verletzt sein
und wird zu mir zurückkehren, wenn er sich erholt hat...
Komm zu mir zurück, Liebling!"
Am 20. Juni war
die 20-j. al-Najjar (Bild links) mit einer einzigen Kugel in
die Brust geschossen worden, während sie versuchte nahe dem
Grenzzaun verletzten Demonstranten zu helfen; die Kugel trat
auf ihrem Rücken wieder heraus.
Eine von der
israelischen Menschenrechtsorganisation B'Tselem
durchgeführte Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass
israelische Sicherheitskräfte mit Absicht geschossen und
al-Najjar getötet haben, womit sie den Behauptungen der
israelischen Armee widerspricht, es sei ein Unfall gewesen.
Letzten Monat
berichtete die israelische Tageszeitung Haaretz, dass die
interne israelische Untersuchung eingestellt wurde, um das
Militär von der Verantwortung für dutzende, mit scharfer
Munition getötete unbewaffnete Demonstranten während des
Großen Rückkehrmarsch freizusprechen.
Zum 20.
wöchentlichen Protest sammelten sich einige tausend
Demonstranten, zündeten Autoreifen an und warfen Steine.
Die
Demonstranten, die sich jede Woche (versammeln), fordern ein
Ende der bereits ein Jahrzehnt andauernden israelische
Blockade des Gazastreifens sowie die Rückkehr
palästinensischer Flüchtlinge in ihre angestammte Heimat in
Israel, von wo sie während des Krieges um die Zeit der
Gründung des Staates Israel 1948 geflohen oder vertrieben
worden waren.
Der Protest an
diesem Freitag fand nach extensiven israelischen Razzien am
Donnerstag im Gazasztreifen statt, nachdem Palästinenser am
Mittwoch Nacht mehr als 180 Rateten und Mörser abgefeuert
hatten. Es war eine der schwerwiegendsten Eskalationen seit
dem Gazakrieg von 2014 und nach Monaten zunehmender
Spannungen.
Donnerstag
Nacht hat ein israelischer Luftangriff ein fünfstöckiges
Gebäude, das ein kulturelles Zentrum in Gaza City
beherbergte, dem Erdboden gleichgemacht. Die EU sagte,
Israel und Gaza seien "gefährlich nahe" an einem neuen
Konflikt und forderte dringend eine "Deeskalation", um
Zivilisten von weiteren Gefahren bewahren. Reservegeneral
Doron Almog, früherer Chef des israelischen Südkommandos,
das für Gaza zuständig ist, sagte Freitag Morgen im
Armeeradio, die nächsten 24 Stunden würden entscheidend
sein.
Seit die
Proteste am 30. März begannen, sind mindestens 172
Palästinenser getötet worden. Die meisten von ihnen wurden
während der Proteste von israelischem Beschuss getötet
worden, andere starben bei Luftangriffen.
Für viele
Menschen in Gaza ist die Lage so katastrophal geworden, dass
sie trotz der Gefahr von scharfer Munition der israelischen
Soldaten demonstrieren.
Ursprünglich
sollten die Proteste bis 15. Mai stattfinden, dem Nakba-Tag,
im Gedenken an die Vertreibung von hunderttausenden
Palätinensern während der Zeit der Staatsgründung Israels.
Jedenfalls
haben viele Palästinenser nach dem Nakba-Tag weiterhin jede
Woche demonstriert, (da sie) keine Alternativen (haben).
Quelle
Übersetzung: K. Nebauer
Dokumentation - Razan
Al-Najjar wurde ermordet. >>>
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