24. 10. 2020
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Im September zerstörten die israelischen Behörden
76 Strukturen, deren Eigentümer Palästinenser waren, und zwangen
sie, diese zu zerstören oder beschlagnahmten sie, alle aus
Gründen von fehlenden Baugenehmigungen. Für Palästinenser ist es
fast unmöglich, diese zu erhalten. Als Ergebnis (dieser
Zerstörungen) wurden insgesamt 136 Menschen vertrieben und von
ungefähr 300 weiteren war der Lebensunterhalt oder der Zugang zu
Dienstleistungen betroffen.
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Seit der Notstandserklärung aufgrund von COVID-19
am 5. März 2020 wurden 461 Strukturen, deren Eigentümer
Palästinenser sind, in diesem Zusammenhang ins Visier genommen
und 572 Menschen dadurch vertrieben, was einen Anstieg von 31
Prozent (bei beiden Zahlen) im Vergleich zum gleichen Zeitraum
in 2019 darstellt, den höchsten Wert seit vier Jahren. In einer
Erklärung, die am 10. September abgegeben wurde, forderte der
Humanitäre Koordinator für die besetzten Gebiete, James
McGoldrick, die israelischen Behörden auf, sofort die unrechten
Zerstörungen einzustellen, die „die Nöte und Verletzbarkeit der
Palästinenser, die bereits in der Abnormalität der verlängerten
Militärbesatzung gefangen sind, noch vergrößern“.
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Von den Strukturen, die im September anvisiert
wurden, waren mehr als 30.000 Euro als humanitäre Hilfe
bereitgestellt worden. Das ist die größte Anzahl von
Hilfsstrukturen, die bis dato in einem einzigen Monat 2020
zerstört oder beschlagnahmt wurden. Weiteren fünf von Gebern
finanzierte Strukturen, die mehr als 40.000 Euros kosteten,
wurden Zerstörungsbefehle oder Befehle zur Arbeitseinstellung
ausgehändigt.
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Über 30 Prozent der Strukturen, die im September
anvisiert worden waren, wurden demontiert und beschlagnahmt.
Diese Praktiken, die in den letzten Jahren verstärkt wurden,
basieren auf Militärregeln, die die summarische Beschlagnahme
(ohne vorherige Benachrichtigung) von „neu eingerichteten“
Strukturen erlauben, die von einem israelischen
Zivilverwaltungsinspektor (ICA) als „beweglich“ definiert
wurden. Diese Regulierungen wurden im August 2020 geändert, um
die Frist der Durchführung solcher Beschlagnahmung auf 90 Tage
nach Installierung der Struktur (von zuvor 60 Tagen) zu
verlängern.
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Weitere neun Strukturen wurden auf der Basis des
Militärbefehls 1797 zerstört, die die Beseitigung ungenehmigter
Strukturen, die als „neu“ gelten, innerhalb von 96 Stunden nach
Ausstellung des „Beseitigungsbefehls“ erlauben. Diese
rechtlichen Mittel und entsprechenden Verfahren geben Grund zu
ernster Sorge, da sie erheblich einschränken oder verhindern,
dass die betroffenen Menschen vor einer gerichtlichen Instanz
gehört werden können.
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Fünfzehn aller Strukturen, die in diesem Monat ins
Visier gerieten (Häuser, Wasser und Sanitäranlagen sowie
Tierheime), darunter acht der Hilfsstrukturen, befinden sich in
dem Massafer Yatta-Gebiet des Hebron-Gouvernorates, das zum
geschlossenen Gebiet für Militärübungen erklärt wurde
(‘Schießzone 918’). In diesem Zusammenhang streben die
israelischen Behörden seit Jahren danach, die 1.400
Palästinenser, die in 14 Hirtengemeinschaften in diesem Gebiet
leben, zu vertreiben.
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Die palästinensische Beduinengemeinschaft von Ras
at Tin (~200 Menschen), im Ramallah-Gouvernorat ist auch in
einer ‚Schießzone‘ gelegen und sieht sich einer Reihe von
Druckmaßnahmen gegenüber, die insgesamt eine Zwangsumgebung
schaffen und die Gefahr einer Zwangsumsiedlung für die Bewohner.
Das zweite Mal in diesem Monat demontierten und beschlagnahmten
die Decke einer mit Spendengeldern errichtete Schule in dieser
Gemeinschaft, außer Baumaterialien, Stühlen und Tischen. Die
Schule nahm ihren Betrieb am 6. September 2020 auf und dient 50
palästinensischen Kindern, die zuvor fünf Kilometer laufen
mussten, um die am nächsten gelegene Schule zu erreichen. Man
erwartet, dass das gesamte Gebäude bald zerstört wird, infolge
des grünen Lichtes, was kürzlich zu diesem Zweck von einem
israelischen Gericht erteilt wurde. Zur Zeit gibt es im Gebiet C
und Ostjerusalem 52 Schulen mit schwebenden Zerstörungsbefehlen
oder Befehlen zur Arbeitseinstellung.
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Ebenfalls Sorge bereitet, dass die israelische
Regierung im September einige 6 Millionen Dollar für das
kürzlich errichtete „Ministerium für Siedlungsangelegenheiten“
bereitgestellt hat, um die ungenehmigten palästinensischen
Bauten im Gebiet C zu überwachen, laut eines israelischen
Medienberichts. Die Autorität für die Überwachung und
Strafverfolgung in dieser Angelegenheit ist jedoch Sache der ICA,
die eine separate Finanzierung erhält. Ungefähr 0,6 Prozent des
Gebietes C haben ein Planungsschema, das die ICA gebilligt hat,
in dem es den Palästinensern rechtlich erlaubt ist, zu bauen.
Das meiste davon ist bereits bebaut.
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In Ostjerusalem wurden 15 Strukturen in diesem
Monat zerstört, acht von ihnen wurden von ihren Eigentümern
(selbst) zerstört infolge der Ausstellung von Abrissbefehlen.
Selbstzerstörungen nahmen in diesem Jahr deutlich zu. Sie machen
die Hälfte aller ins Visier genommenen Strukturen in
Ostjerusalem aus. Das kommt durch eine Gesetzesänderung, die
Gebühren für jeden zusätzlichen Tag erhebt, an dem die Struktur,
die zum Abriss bestimmt ist, weiter genutzt wird.
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Am 1. Oktober wiesen die israelischen Behörden als
Reaktion auf rechtliche Schritte, die eine
Menschenrechtsorganisation eingeleitet hatte, darauf hin, dass
sie die Zerstörung bewohnter Häuser in Ostjerusalem im
Zusammenhang mit der einhergehenden Pandemie einfrieren würden.
Jedoch in Abwesenheit einer völligen Einfrierung der
aufgelaufenen Gebühren werden die Selbstzerstörungen
wahrscheinlich fortgesetzt.
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Auch in Ostjerusalem ordneten israelische Gerichte
im September in drei separaten Urteilen die Vertreibung von 12
palästinensischen Familien aus ihren Häusern in Silwan und der
Nachbarschaft von Sheikh Jarrah und die Übergabe der Grundstücke
an israelische Siedlerorganisationen an. Eine der Räumungen ist
am 5. November fällig und die restlichen im Laufe von 2021. Mehr
als 200 Familien in Ostjerusalem droht die Zwangsräumung
aufgrund ähnlicher Gerichtsverfahren, die gegen sie in die Wege
geleitet wurden.
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Für viele palästinensische Gemeinschaften in der
gesamten Westbank bedeutet das Zwangsumfeld, mit dem sie
konfrontiert sind, auch die Zerstörung von Eigentum durch
israelische Siedler. Bei einem beunruhigenden Vorfall am 17.
September in der Nähe des Dorfes Biddya (Salfit), zerstörten
israelische Siedler eine landwirtschaftliche Struktur, die
palästinensischen Farmern gehörte und rissen 445 Obstbäume aus.
Israelischen Quellen zufolge fordern die Siedler die
Eigentümerschaft über das Land und beabsichtigen, eine neue
Siedlung dort zu errichten, trotz fehlender Baugenehmigungen
oder einer fehlenden fiziellen Zusage.
(übersetzt von Inga Gelsdorf)
Homepage - OCHA
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Frauen und die Befreiung von Palästina
Palestine Update Nr. 412 - 14.10.20
Kommentar - Ranjan
Solomon - *Frauen und die Befreiung von Palästina -
Befreiungsbewegungen weltweit hatten immer Frauen dabei, die
während der Kämpfe lebens-wichtige Rollen ausfüllten. Wie Männer
waren auch sie der Folter, Gefängnisaufenthalten, Trennung von
ihren Familien und zahllosen Formen der Unterdrückung
ausgesetzt. Trotzdem, wenn die Befreiung heraufdämmert, weist
man den Frauen den Status der Zweiten zu, in der Politik und in
der Gesellschaft als Ganzer. Da gibt es verschiedene
ideologische Abstufungen in der Frauenbewegung. Organisationen
älterer Frauen haben eher einen Mittelstands-Anstrich. Sie sind
zufrieden mit philanthropischen Aktivitäten in der Sozialarbeit,
für die sie als „gewöhnliche, arme, bedauernswerte Frauen“
gehalten werden. Sich über die bestehende soziale Ordnung zu
erheben war nie innerhalb des Wirkungskreises ihrer sozialen
Vision.
In einem Artikel „Israelischer und palästinensischer Feminismus
– Post-koloniale Themen“ erklärt
Elisabeth Marteu:
„Die Geschichte der Frauenbewegungen in Israel und Palästina ist
unbestritten verankert in der Geschichte eines Konflikts, der
den Mittleren Osten geplagt hat.“ Sie beschreibt, wie der
arabische Nationalismus in den frühen Jahren des 20sten
Jahrhunderts aufgebrochen ist und Frauen erkannt hat, die „eine
sehr wichtige Rolle in diesen verschiedenen Bewegungen ausgeübt
haben, als helfende Mitarbeiterinnen, aber auch als Symbole
dieser kollektiven Kämpfe“.
Die politische Teilhabe der Frauen in der Politik – und deren
nicht-Vorhandensein – wird am besten verstanden, wenn man die
leeren Sitze rund um den Tisch der Entscheidungsträger zu sehen
bekommt, und die sogar noch komplexere Realität der vielen
Hindernisse und Herausforderungen, denen sich Frauen gegenüber
sehen, wenn sie politische Räume einnehmen wollen, um eine Kraft
in der politischen Arena zu werden. Es ist sichtbar, dass Frauen
sich 2020 immer noch an den Rändern des politischen und
öffentlichen Lebens befinden. Im globalen Trend hinken ihre
Zahlen immer noch weit hinterher, während sie einen gerechten
Platz in den politischen Räumen suchen. Strukturelle,
sozioökonomische, institutionelle und kulturelle Schranken bauen
sich vor ihnen auf.
Im palästinensischen Kontext, besonders beginnend mit der ersten
Intifada, spielten Frauen eine bedeutende Rolle. Viele haben
sich beklagt, dass ihre politische Teilhabe stattfand, ohne von
ihren Familien identifiziert zu werden. Sie gehören mit zu den
Zahlen jener, die mitten in der Nacht ihre Wohnungen heimlich
verlassen haben, um sich Soldaten entgegen zu stellen. Es gibt
Geschichten von weiblichen Märtyrern während der zweiten
Intifada, die sich an belebten Plätzen in Angriffen auf Israelis
in die Luft gesprengt haben.
Leila Khaled, eine ‚Ikone der Befreiung Palästinas‘, pflegt als
‚das Plakatmädchen der palästinensischen Militanz‘ bezeichnet zu
werden; Leila Khaleds Bild zuckte rund um die Welt, nachdem sie
1969 ein Passagier-Flugzeug entführt hatte. Das Bild einer
jungen, entschlossen wirkenden Frau mit dem karierten Shawl, die
nach der AK-47 griff, war ebenso bestimmend für ein Zeitalter
wie das von Che Guevara … Leila Khaled’s Beispiel gibt über ein
bemerkenswertes Leben ein einmaliges Bild vom Kampf der
Palästinenser – von der Spannung zwischen bewaffnetem und
politischem Kampf bis zum Niedergang der säkularen Linken und
dem Aufstieg von Hamas, und der Rolle der Frauen in einer
überwiegend männlichen Bewegung.
Khaled (76) war für eine Diskussion mit dem Titel „Wessen
Narrative? – Gender, Gerechtigkeit & Widerstand: Ein Gespräch
mit Leila Khaled“ vorgesehen und als palästinensische
Feministin, Militante und Führerin beschrieben. Zoom ließ den
Auftritt ausfallen und die Organisatoren bezeichneten dieses als
Versuch, palästinensische Narrativen zum Schweigen zu bringen.
Palästinensische Feministinnen haben in dieser Entscheidung
gegen Khaled einen Versuch gesehen, hegemoniale koloniale und
zionistische Vorstellungen über den Osten zu konfrontieren, und
die Palästinenser, im besonderen palästinensische Frauen als
Monster, Terroristen, rassistisch „Andere“ außerhalb des Reiches
der Menschlichkeit zu konstruieren.
Wir laden unsere LeserInnen ein, den Artikel „Palästinensischer
Feminismus“ zu lesen und weiterzugeben, der von der „Palästinensischen
feministischen Arbeitsgruppe“ zusammen-gestellt wurde.
Es ist ein kurzes Lesen, aber eines, das herausfordert und die
Leser zu einer Nachdenkpause über den Ort des Geschlechts (Gender)
in politischen Kämpfen einlädt. Das Lesen fordert auch heraus
zur Frage: Wenn Frauen solche bedeutende Rollen während des
Befreiungskampfes innehatten, warum finden sie sich rund um die
Erde bei den Auswirkungen von Freiheit und Befreiung außerhalb
der gleichen Aufteilung der Macht? Warum müssen sie Plätze an
den Rändern akzeptieren, obwohl sie die gleichen und oft viel
höhere Opfer gebracht haben als Männer?
Gleichwertige Teilnahme an der politischen Ära muss
zusammengehen mit den Kämpfen um Befreiung. Wenn das nicht
bewusst geschieht, werden die Situationen nach der Befreiung
Frauen in ungleichen Situationen in der politischen Arena
zurücklassen. Khaled, und die überwiegende Anzahl anderer
Feministinnen, die jetzt am Kampf teilnehmen, müssen diese
Agenda in den politischen Diskurs einbringen. Mit gleichem
Bewusstsein begabte Männer sollten in Partnerschaft mit den
Frauen arbeiten, um den rechtmäßigen Platz für die Frauen im
politischen Leben zu sichern. Gendermäßig gerechte
Gesellschaften müssen als Sitzplatz-halter für eine egalitäre
Gesellschaft in jedem Bereich der Gesellschaft, ob politisch,
wirtschaftlich, sozial oder kulturell dienen. Ranjan
Solomon
*Palästinensischer Feminismus*
Von der „Palästinensischen
feministischen Arbeitsgruppe“
Am 23. September
2020 blockierte die vereinigte digitale Plattform Zoom ein
Online-Klassentreffen über die palästinensische
Freiheitskämpferin Leila Khaled. Das Stück unter dem Titel
„Wessen Narrativen? Gender, Gerechtigkeit und Widerstand: Ein
Gespräch“ wurde von den Professoren Rabab Abdulhadi und Tomomi
Kinukawa gemeinsam organisiert und vom Studien-Programm
„Arabische und Muslimische Ethnien und Diasporas“ (AMED) und der
Abteilung für Frauen- und Genderstudien an der San Francisco
State University gemeinsam gesponsert. Beim Teil von AMED’s
Teaching Palestine – Pädagogische Praxis und die Unsichtbarkeit
der Gerechtigkeit – war das Online-Treffen der erste der
zweiteiligen Serie über Gender und sexuelle Gerechtigkeit in
arabischen, muslimischen und palästinensischen Gemeinschaften.
Das Ereignis erhielt eine beschämende Einwirkung der Rolle, die
technische Firmen spielen können im ausgedehnten Feld von
rassistischer, patriarchalischer und zionistischer Unterdrückung
von palästinensischer Sprechweise. Im Besonderen illustriert es
laufende Versuche, die palästinensischen Narrativen zum
Schweigen zu bringen – und dabei die spezifisch
palästinensischen feministischen Narrativen – die nicht nur die
Stimmen der Frauen laut werden ließen, die eine grundsätzliche
Rolle bei unseren historischen Befreiungskämpfen spielten,
sondern im allgemeinen eine geschlechterabhängige Analyse
unserer derzeitigen Kämpfe um Freiheit von patriarchalischer
Gewalt und die Maschinerie der siedler-kolonialen Enteignung
zeigten.
Von unserem Standpunkt als palästinensische Feministinnen aus,
die israelischer kolonialer Okkupation und Enteignung ausgesetzt
sind, bekräftigen wir, dass die Stimmen, Erfahrungen und
Narrativen der palästinensischen Frauen durch die gleiche
Gewaltstruktur lange überwacht, ausgespäht und zum Ziel genommen
wurden wie ebenso unsere Körper, unsere Sexualität, unsere
Ländereien und unser Leben. Wir verstehen, dass die versuchte
Entwertung und Ausmerzung unserer Narrativen als
palästinensische Feministinnen im Innersten zusammenhängt mit
der versuchten Ausmerzung unserer einheimischen Geschichte und
Gegenwart in unserem Heimatland. Wenn wir schreiben oder
sprechen über die Ungerechtigkeiten, mit denen unser Volk
konfrontiert ist, einschließlich der Geschichten über Gender und
sexuelle Gewalt, die ständig über unsere Gegenwart informieren,
haben viele von uns Israels gewaltige Versuche erlebt, unsere
Stimmen totzuschweigen und wenn wir dennoch reden, uns aus dem
Spiel zu nehmen und zu bestrafen mit politischer,
professioneller und persönlicher Unsichtbarkeit.
Wir erkennen dieses Ereignis auch als Fortsetzung im breiteren
Kontext der Zensur von Palästina in den Vereinigten Staaten,
einem Lackmus-Test für andere marginalisierte Gemeinschaften,
die sich gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit aussprechen. Im
Dezember 2019 unterzeichnete Donald Trump einen Befehl an die
Agenturen der Regierung, einschließlich der US-Abteilung für
Erziehung, eine verquere Definition von Antisemitismus
einzuführen, um die freie Rede über Palästina zu zensurieren,
nachdem Versuche gescheitert waren, ein ähnliches Gesetz in den
Kongress zu bringen. Dieser Befehl hat die Israelfreunde
ermutigt, Gelehrte, Studenten, Institutionen und andere, die
sich gegen die israelische Verletzung von palästinensischen
Rechten aussprechen, weiterhin zu attackieren. Zoom, und später
Facebook und YouTube zogen ihre Dienste an SFSU zurück, nachdem
tausende Zionisten dafür eintraten, dass die Plattform nur in
Beziehung zu diesem überhöhten Kontext von Überwachung und
Unterdrückung der Rede über Palästinenser in den Vereinigten
Staaten verstanden werden kann. In der Tat, diese Bewegung setzt
einen gefährlichen Präzedenzfall für die Ausweitung der
laufenden Praktiken von Unterdrückung in virtuellen Räumen,
nicht nur für Palästinenser, sondern ebenso für andere Gruppen
von Minderheiten.
Da wir zunehmend abhängen von digitalen Plattformen, um an das
breitere Publikum heranzukommen, und besonders, weil der Abstand
von Mensch zu Mensch in der Zeit von COVID-19 enger geworden
ist, wissen wir, dass diese Art von Unterdrückung als Waffe
benutzt wird, um jede und alle marginalisierten Gruppen, die
digitale Räume benutzen, um ihrer Opposition gegen die
unterdrückerischen Systeme, unter denen wir leben, zum Schweigen
zu bringen. Während wir akut die systemische Logik des
anhaftenden Rassismus in digitalen
Technologien für dem Rassismus zugänglichen
Gemeinschaften erkennen, produzieren digitale Plattformen auch
Gelegenheiten für soziales Verhalten angesichts der
Auslöschung.
Wenn digitale Plattformen weiterhin die Macht haben, die Themen
der Konversation zu diktieren, und wenn wir weiterhin um
Erlaubnis bei massiven technologischen Zusammen-ballungen zu
fragen haben, ob wir unsere vitalen Geschichten teilen dürfen,
können wir nur eine weitere Einschränkung erwarten, die der
palästinensische Gelehrte Edward Said „Erlaubnis zu erzählen“
nannte (1984). Als palästinensische Feministinnen kennen wir die
Hindernisse für dieses Moment allzu gut.
Außerdem ist die Zensur von AMED’s „Wessen Narrativen?“
Online-Treffen ein kräftiges Beispiel für die Bewaffnung der
Sprache und die hegemoniale Narrative des Unterdrückers, um
unsere Widerstandsgeschichten zum Schweigen zu bringen. Um die
Ablehnung seiner Dienste gegenüber dem Gremium zu rechtfertigen,
stellte Zoom fest, dass „angesichts der vom Redner berichteten
Nähe oder Mitgliedschaft in einer von USA bestätigten
ausländischen terroristischen Organisation … entschieden wir,
dass das Treffen die „Terms of Service“ von Zoom verletzt.“ Die
dargestellte Logik verweist auf die Entscheidung, was
Terrorismus bestimmt. Als eine herrschende Macht in der Region
führt USA fort, Israel mit eindeutiger finanzieller,
ideologischer, militärischer und diplomatischer Unterstützung zu
versehen. Um Khaled‘s eigene mächtige Worte zu paraphrasieren,
ist es nicht Terrorismus, der Okkupation und Kolonisation seines
Landes und Volkes zu widerstehen. Der wahre Terrorismus ist die
zionistische Okkupation selbst.
Koloniale Mächte haben in der Geschichte die Bedeutung von
Terrorismus so instrumentalisiert, dass er sich auf besondere
Akteure bezieht, und nicht auf Aktionen, und damit wurde die
Zuflucht zur Gewalt delegitimiert, unabhängig von den Zielen
oder Taktiken gewisser Akteure und im Vergeben von Gewalt der
mächtigsten Staaten. Dieser Prozess hat in der Zivilisation zu
Bildern geführt, um die Anwendung von Gewalt durch Indigene,
schwarze und braune Krieger als barbarisch, wild und jenseits
der Grenzen der regulierten Kriegführung zu beschreiben. Während
die internationale Gemeinschaft das Recht aller Völker –
einschließlich der Palästinenser – anerkannt hat, Gewalt
„gegenüber kolonialer Beherrschung und fremder Okkupation und
gegen rassistische Regime in der Ausübung ihres Rechts auf
Selbstbestimmung auszuüben“, haben Israel und die Vereinigten
Staaten sich geweigert, dieses Recht anzuerkennen und fahren
weiter fort, jede Anwendung von Gewalt durch nicht-staatliche
Akteure als kriminell und terroristisch anzuprangern.
Gleichzeitig haben die USA und Israel ihre Gewalt als
Verteidigung und gesetzeskonform dargestellt, auch wenn ihre
Streitkräfte Schulen, Spitäler, Kraftwerke, Anbauflächen,
Menschenansammlungen zu Beerdigungen, Schul-Abschlussfesten und
Hochzeiten angegriffen haben.
Als ein Kollektiv von palästinensischen Feministinnen, die vor
allem ihre Basis in USA haben, verstehen wir dieses als Teil
unserer Pflicht, uns den hegemonialen, kolonialen und
orientalistisch zionistischen Einbildungen zu stellen, die
Palästinenser, und im Besonderen palästinensische Frauen als
Monster, Terroristen, rassistisch „Andere“ außerhalb des
mensch-lichen Rahmens konstruieren. Wir anerkennen laufende
Versuche, Geschichten des Kampfes als „terroristisch“ zu
pervertieren und abzulehnen als Teil einer derzeitigen
Rechtsprechung, die darauf zielt, unsere indigene Existenz
abzuschaffen. Es ist uns bewusst, dass Angriffe auf
Palästinenser oft die Eingangstür sind für breitere Angriffe auf
emanzipatorische Bewegungen und sowohl weit von Ausnahmen und
eine Sache für allgemeine Betroffenheit sind. Als
palästinensische Feministinnen bewundern und ehren wir Leila
Khaled, wie wir auch alle palästinensischen Frauen zu Hause und
im Exil bewundern, die gekämpft haben, damit derzeitige und
zukünftige Generationen von PalästinenserInnen existieren und
existieren werden. Es ist unsere Ehre, dieses Legat durch unsere
feststehende Verpflichtung zum Befreiungskampf für die
Palästinenser zu führen.
Noura Erakat, Assistenzprofessorin für
afrikanische Studien, Rutgers Universität
Dr. Sarah Ihmoud, Assistenzprofessorin für Anthropologie, The
College of the Holy Cross
Dr. Hana Masri, Fellow mit Doktorat, Zentrum für
fortgeschrittene Forschung in globaler
Kommunikation, University of Pennsylvania,
Maisa Morrar, Gesundheits-Assistentin und Mitglied des
Palestinian Youth Movement
Dr. Loubna Qutami, Assistenzprofessorin für Asiatische und
afrikanische Studien, UCLA
Basima Sisemore, Forscherin, Othering & Belonging Institute, UC
Berkeley
Randa M. Wahbe, PhD-Kandidatin für Anthropologie, Harvard
Universität
(übers.: Gerhilde Merz) |
Israelis verspotten, misshandeln Familie des Hungerstreikers
Tamara Nassar - 26. Oktober 2020
Graffiti eines Patienten auf einem Krankenhausbett, der
einen Teller mit Essen verweigert
Drei Monate nach
dem Hungerstreik von Maher al-Akhras fordert ein
Menschenrechtsexperte der Vereinten Nationen seine sofortige
Freilassung. Al-Acrhras ist nach wie vor schwer krank. Er
protestiert gegen seine Inhaftierung ohne Anklage durch Israel,
indem er seit mehr als 90 Tagen jegliche Nahrung verweigert.
Ein Video, das
diese Woche in den lokalen Medien verbreitet wurde, zeigte
Israelis, die Al-Akhras' Familie im Kaplan Medical Center in
Zentralisrael schikanierten und drohten, ihn zu töten: Die
Israelis sind zu hören, wie sie ein jüdisches nationalistisches
Lied singen und schreien: "Wir werden euch besiegen". Al-Akhras'
Frau Taghrid erzählte der Palästinensischen Presseagentur Safa,
dass ihre Kinder und die Mutter ihres Mannes in der Halle vor
seinem Zimmer waren, als sie von Siedlern "angegriffen" wurden.
Safa sagte, die Israelis hätten auch gesungen, dass Al-Akhras
ein "Terrorist" sei, der es verdiene, getötet zu werden.
Berichten zufolge haben israelische Sicherheitskräfte zugesehen
und nichts unternommen, als die Familie von Al-Akhras in den
Hallen des Krankenhauses misshandelt wurde.
Am Freitag sagte Michael Lynk, der UN-Sonderberichterstatter für
die besetzten palästinensischen Gebiete, Ärzte, die Al-Akhras
untersuchten, "deuten darauf hin, dass er kurz davor steht, ein
größeres Organversagen zu erleiden", und fügte hinzu, dass
"einige Schäden dauerhaft sein könnten". Lynk forderte Israel
auf, Al-Akhras "sofort" freizulassen, wenn es Beweise habe, "die
in jedem demokratischen Staat akzeptabel wären".
Israel beschuldigt Al- Chrhras, Mitglied der politischen und
Widerstandsorganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad
zu sein, was Al- Chrhras bestreitet. Israel betrachtet praktisch
alle palästinensischen Parteien als "terroristische"
Organisationen, was bedeutet, dass jede politisch aktive Person
zur Festnahme ins Visier genommen werden könnte.
Der Sonderberichterstatter forderte Israel außerdem auf, seine
Praxis der Verwaltungshaft abzuschaffen, da sie "ein Gräuel in
jeder demokratischen Gesellschaft ist, die dem Rechtsstaat
folgt".
Unter Verwaltungshaftanordnungen kann Israel Personen ohne
Anklage oder Gerichtsverfahren festhalten, und den Gefangenen
ist es nicht erlaubt, Beweise gegen sie zu sehen. Im September
befanden sich in Israel 350 Palästinenser in Verwaltungshaft,
darunter zwei Gesetzgeber.
Freilassung verweigert - Al-Akhras, ein 49-jähriger Vater
von sechs Kindern, stammt aus der besetzten Stadt Silat al-Dahr
im Westjordanland in der Nähe von Dschenin. Israel hat ihn
wiederholt inhaftiert und er hat insgesamt fünf Jahre in seinen
Gefängnissen verbracht. Die israelischen Streitkräfte haben ihn
am 27. Juli erneut verhaftet und ihm einen viermonatigen
Verwaltungshaftbefehl erteilt, der auf unbegrenzte Zeit
verlängert werden kann.
Al-Akhras begann sofort, Nahrungsmittel zu verweigern. -
Israel hat keine Anklage gegen ihn erhoben, und er hat keinen
Prozess erhalten, nicht einmal vor den israelischen
Militärgerichten, wo es eine fast 100-prozentige
Verurteilungsrate gegen Palästinenser gibt.
Sein Anwalt, Ahlam
Haddad, beantragte wiederholt beim höchsten israelischen Gericht
die Freilassung von Al-Akhras. Das Oberste Gericht lehnte
konsequent alle Petitionen ab und bestand darauf, dass al-Akhras
bis zum Ende seiner administrativen Haftstrafe am 26. November
inhaftiert bleibt, obwohl das Gericht zugegeben hat, dass er
aufgrund seines Gesundheitszustands keinerlei Bedrohung
darstellt.
Rotes Kreuz "neutral". - In der ersten Erklärung seit dem
Beginn des Hungerstreiks von Al-Akhras sagte das Internationale
Komitee vom Roten Kreuz, es sei "ernsthaft besorgt" über den
"kritischen" Gesundheitszustand von Al-Akhras. Es fügte hinzu,
dass es als humanitäre Organisation "weder einen Hungerstreik
unterstützt noch sich gegen einen Hungerstreik ausspricht". Doch
trotz seiner selbst erklärten "neutralen" Haltung übertrug das
Rote Kreuz dem Gefangenen, seinen Vertretern und "den
zuständigen Behörden" die Aufgabe, "eine Lösung zu finden, die
jeden Verlust an Menschenleben vermeidet".
Pompeo verteidigt Israel - Unterdessen bat ein Reporter
während einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche den
US-Außenminister Mike Pompeo, sich zum Streik von Al-Akhras zu
äußern. "Er befindet sich an seinem 87. Tag im Hungerstreik. Er
steht kurz vor dem Tod", sagte Arikat von der palästinensischen
Zeitung Al-Quds und fragte Pompeo. Pompeo weigerte sich, auf den
Fall von al-Akhras oder die Verwaltungshaft im Allgemeinen zu
antworten, behauptete aber, dass "Israel das Recht hat, sich zu
verteidigen und die angemessenen Entscheidungen zu treffen, die
es für seine eigene Sicherheit braucht, und das werden wir
weiterhin verteidigen". Quelle |