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Professor Gert Weisskirchen - Brief Günter Schenk
 - Außenpolitischer Sprecher der SPD Fraktion
persönlicher Beauftragter der OSZE zur  Bekämpfung von Antisemitismus -
"Büroleiter" von Honestly Concerned  im Bundestag? - Kritik und Dokumentation

 Dezember 2007


 

mit Interesse hab ich am vergangenen Dienstag Ihr Interview in der Morgensendung des DLF angehört. Was man beim ersten Mithören leicht überhört, wenn man sich dann später (an diesem 3. Adventsonntag) die Mühe macht, den Text noch einmal durchzulesen, dann erscheinen schließlich Fragen, Fragen nach Sinn oder Unsinn des Gesagten. Die Frage des Antisemitismus und dessen Folgen gehören nun gewiss nicht zum Ersteren, sondern sie sind berechtigt, auch notwendig. Dies aber immer nur unter einer Voraussetzung: der Fragende sollte, wenn er seine Fragen in der Öffentlichkeit stellt, nicht nur von Redlichkeit beseelt, sondern auch von Gewissenhaftigkeit getrieben sein. 


 

Ich hab möchte nun dies an einem einzigen von Ihnen genannten Sachverhalt beleuchten: auf eine der Fragen von Herrn Degenhardt antworten Sie: 


 

Weisskirchen: Nein, das ist vollständig falsch, und wenn man sich anschaut - das macht man am besten, indem man Israel selbst besucht oder mit Menschen spricht, die aus Israel kommen -, wenn man sich anschaut, wie Israel gegenwärtig um sein Existenzrecht kämpfen muss, es wird ja bedroht, Hisbollah und Hamas haben sich ja ausdrücklich erklärt, oder wenn Sie den Iran nehmen oder auch in Syrien die Stimmung beobachten, die haben sich vorgenommen, Israel von der Landkarte auszuradieren. Also das Existenzrecht Israels steht auf dem Spiel, und dabei kann es für uns Deutsche nichts anderes geben, als dieses Existenzrecht zu verteidigen, an der Seite Israels zu stehen. 


 

Das, spätestens muss es bei einem ernsthaft mit der Nahost-Frage Beschäftigten klingeln: hab ich das richtig gehört, gelesen: Israel muss umsein Existenzreceht kämpfe,es wird bedroht? Das kann doch Ihr Ernst nicht sein! Bedrohen kann das nun tatsächlich - durch einen nicht allzu hellen Ministerpräsidenten dermaßen geoutet - die Atommacht, dazu mit modernsten Luft-, See- und Landstreitkräften gerüstete - Israel niemand. Selbst eine nicht existierende iranische Atombombe kann das nicht. 

Israel ist tatsächlich gefährdet. Es ist gefährdet als Demokratie, als Staat in einem Umfeld, zu dem es sich feindlich definiert - als "Brückenkopf" Amerikas, Europas, wo doch ein beachtlicher Anteil seiner Bevölkerung aus dem arabischen Kulturkreis stammen. Die Demokratie ist tatsächlich gefährdet, jede Demokratie!, wenn die elementarsten Werte de universellen Menschenwürde verloren gehen. 


 

Hier höre ich Sie schon antworten: aber, was macht Hamas, was macht Hezbollah? Greifen die nicht regelmäßig den mit uns befreundeten Staat an? Da allerdings zeigen Sie, dass Sie, der deutsche Sozialdemokrat, mein Parteifreund, Dinge mit zweierlei Maß messen. Die in Kellern und anderswo gebastelten Raketen benennen Sie, nicht aber die Menschenrechtsverletzungen, gezielten Ermordungen, Vertreibungen, Existenzgefährdungen und - Venichtungen gegenüber dem andern Teil der Bevölkerung. 


 

Und ich dachte, die Zeit kolonialistischen Denkens sei vorüber. Ich dachte, ein Menschenleben sei, im beginnenden 21. Jahrhundert,  so wertvoll wie das andere. 


 

Sie, lieber Genosse Weißkirchen, scheinen da nun ganz anderer Meinung zu sein: Um schreckliches Verhalten Ihrer Freunde (Ihrer Freunde, sag ich, denn meine Freunde in Israel sind diejenigen, die verzweifeln über die Verneinung humanistischer Werte in ihrem eigenen Staat) zu erklären, zu beschönigen, verweisen Sie auf 

Hamas und die Gefahren die von dieser Partei ausgehen. Da allerdings beginn ich, Ihnen Verdrehung der Tatsachen, üble Nachrede und Volksverhetzung vorzuwerfen. Ich sag Ihnen auch warum: Der politische Kopf von Hamas, Chaled Meschaal, im Asyl in Damaskus nach einem verbrecherischen Attentatsversuch des 

israelischen Geheimdienstes gegen ihn in Amman - was damals zu einer größeren diplomatischen Verwicklung zwichen Amman und Tel-Aviv führte - gab vor wenigen Tagen einem deutschen Journalisten ein umfassendes Interview, dessen kompletten Inhalt ich Ihnen anschließend mitteilte. Das Interview des von führenden israelischen Politikern - vielleicht auch von Ihnen? - als Terrorist bezeichneten Mannes beginnt mit der Überschrift: "Wie wollen Frieden" 


 

An diesem Interview wird in Zukunft alles gemessen werden, was andere, auch was Sie, Herr Weißkirchen, über Hamas verlautbaren lassen. Sie können sich in Zukunft nicht mehr darauf berufen, was Ihnen irgendeine Pressestelle zuflüstert über die Absichten von Hamas. Hier, im Interview steht es. Schwarz auf weiß. Bitte nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, es zu lesen. Es gibt nämlich tausende von Lesern, die es ebenfalls lesen werden. Und denen sollten Sie das Feld der "Wissenden" gewiss nicht allein überlassen. 


 

Vieles wäre noch zu sagen zu Ihren Antworten an Herrn Degenhardt, vergangenen Dienstag im DLF, allein, ich befürchte, Ihre Geduld wäre damit überdehnt und 

damit meine Bemerkungen überflüssig. Das will ich keinem von uns beiden zumuten. Hier ist kein Raum für eine verantwortungsvolle Textkritik, wer wen von der Landkarte auslöschen will.. Nur, für ein Zitat: O-Ton Weißkirchen: 

"....wenn es (gemeint ist Israel) ausradiert werden soll, wie Herr Ahmadinedschad gesagt hat...." Hat er das gesagt? Wo haben Sie das gelesen?  Aber: mit Verdächtigungen und Verdrehungen kann Glaubwürdigkeit in der Politik nicht wachsen. Ich meine die Glaubwürdigkeit UNSERER Politik, Herr Ahmadinedschad allerdings ist für die Glaubwürdigkeit der iranischen verantwortlich). Haben Sie sich, lieber Parteifreund, wenn Sie eine unhinterfragte Unterstützung Israels einforderten, jemals gefragt: welches Israel? 


 

Bitte lesen Sie das epochale, wie nicht nur ich finde, Interview von Herrn Chaled Meschaal. Ganz sicher kennen Sie es nicht, was ich für den außenpolitichen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion allerdings nicht sehr lobenswert finde, sollte sich mein Verdacht bestätigen. Ich danke für Ihre Geduld 


 

mit besten Grüßen 


 

Günter Schenk 

 

F-67930 Beinheim 

- Mitglied der SPD (1966) 

- Mitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft 

- Sprecher des Aktionsbündis für einen gerechten Frieden in Palästina

- Gründungsmitglied Farrah-France

- Besitzer eines Ehrenstempels israelischer Behörden im Passport: ENTRY DENIED, als Teilnehmer der Friedenskarawane Straßburg-Jerusalem (20.07.2005)

- collectif judeo-arabe et citoyen pour la paix, Strasbourg


 


 


 

 
 

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