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OCHA -
Berichte über den Schutz von Zivilpersonen

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Bericht über den Schutz von
Zivilpersonen
(28 Februar – 13. März 2023)
E-Mail v. 19.3.2023 v. OCHA
Letzte Entwicklungen (außerhalb der Berichtszeit)
Dieser Abschnitt
basiert auf Anfangsinformationen verschiedener Quellen. Weitere
bestätigte Einzelheiten werden im nächsten Bericht bereitgestellt.
•
Am 16. März drangen israelische Streitkräfte in Jenin
ein, wo sie vier Palästinenser erschossen, darunter ein Kind, und
mindestens 23 weitere verletzten.
•
Am 18. März wurde ein Palästinenser von israelischen
Streitkräften am Beit El/DCO-Kontrollpunkt am nördlichen Eingang von
Al Bireh (Ramallah) erschossen.
Besondere Ereignisse
aus der Berichtszeit
•
Israelische Streitkräfte töteten 14 Palästinenser,
darunter ein Kind, und verletzten 55 weitere, davon 30 mit scharfer
Munition bei vier Operationen, wobei es zu einem Schusswechsel mit
Palästinensern in Jericho, Jenin und Nablus kam.
Am 1. März führten
israelische Streitkräfte eine Fahndungs- und Verhaftungsoperation im
Aqbat Jaber-Flüchtlingslager (Jericho) durch und verhafteten vier
Palästinenser, die verdächtigt wurden, einen Israeli in dem Gebiet
durch eine Drive-by-Shooting-Attacke (Schüsse aus dem fahrenden
Auto) am 27. Februar getötet zu haben. Bei der Fahndungs- und
Verhaftungsoperation fand ein Schusswechsel zwischen israelischen
Streitkräften und Palästinensern statt, und ein Palästinenser wurde
mit scharfer Munition angeschossen, als er zu fliehen versuchte,
bevor er verhaftet wurde und später dann seinen Verletzungen erlag.
Ein weiterer Palästinenser wurde mit scharfer Munition von den
israelischen Streitkräften angeschossen und verletzt, und 25 weitere
benötigten während des Zwischenfalls ärztliche Behandlungen aufgrund
der Einatmung von Tränengas. Anschließend entfernten die
israelischen Streitkräfte die Kontrollpunkte, die sie rund um die
Stadt Jericho nach dem Schusswaffenangriff errichtet hatte.
Am 7. März drangen
israelische Streitkräfte in das Jenin-Flüchtlingslager ein, wo sie
ein Gebäude umstellten und sich einen Schusswechsel mit
Palästinensern lieferten, wobei sie sechs Palästinenser töteten und
26 weitere durch scharfe Munition verletzten. Einer der Verletzten,
ein 14-jähriges Kind, erlag am 9. März diesen Verletzungen. Dem
israelischen Militär zufolge wurden die Opfer verdächtigt, auf zwei
Israelis in Huwwara am 26. Februar geschossen und sie getötet zu
haben. Am 9. März drangen israelische Streitkräfte undercover und
weitere israelische Streitkräfte in das Dorf Jabaa (Jenin) ein,
angeblich, um Palästinenser, die verdächtigt wurden, in
Schusswaffenangriffe gegen Israelis in dem Gebiet involviert zu
sein, zu verhaften. Israelische Streitkräfte töteten drei
Palästinenser in einem Fahrzeug in der Nähe des Dorfeinganges. Sie
sagten, die Männer hätten das Feuer auf sie eröffnet. Ein weiterer
Palästinenser wurde verhaftet. Am 12. März erschossen israelische
Streitkräfte in der Nähe des Dorfes Sarra (Nablus) weitere drei
Palästinenser, die in einem Fahrzeug saßen und dem israelischen
Militär zufolge das Feuer auf einen Armeeposten eröffnet hatte. Ein
vierter Mann, der in dem Fahrzeug saß, stellte sich selbst. Die Al
Aqsa Märtyrer-Brigade behauptete, die getöteten Männer seien ihre
Mitglieder, deren Leichen wurden von den israelischen Behörden
einbehalten. Bei diesem Vorfall schossen die israelischen
Streitkräfte auf drei Palästinenser, die auf ihrem Weg zur Arbeit
waren und verletzten sie.
•
Zwei Kinder wurden von israelischen Streitkräften
in Qalqilya getötet. Am 2. März gaben israelische Streitkräfte
im Dorf Azzun tödliche Schüsse in den Rücken eines 15-jährigen
palästinensischen Kindes ab und verletzten zwei weitere Kinder mit
scharfer Munition. Dem israelischen Militär zufolge schossen
Soldaten auf Personen, die verdächtigt wurden, Molotow-Cocktails auf
sie geworfen zu haben. Am 10. März erschossen israelische
Streitkräfte am Eingang der Stadt Qalqiliya ein 16-jähriges
palästinensisches Kind. Israelische Streitkräfte schossen scharfe
Kugeln und Tränengaskanister auf die Palästinenser, die Steine und
Sprengkörper warfen. Fünfzehn palästinensische Kinder wurden bis
heute von israelischen Streitkräften in der Westbank getötet, im
Vergleich zum gleichen Zeitraum in 2022, wo es zwei waren.
•
Ein israelischer Siedler erschoss einen
Palästinenser in einem neu errichteten Siedlungsaußenposten in
Qalqilya. Am 10. März erschoss ein israelischer Siedler einen
Palästinenser, der in einen Siedlungsaußenposten im Osten von
Qalqilya eingedrungen war. Dem israelischen Militär zufolge trug der
Mann Messer und Sprengkörper mit sich. Seine Leiche wird von den
israelischen Behörden einbehalten. Das bringt die Anzahl der
Palästinenser, die von israelischen Siedlern in der Westbank seit
Jahresanfang getötet wurden, auf vier, drei von ihnen wurden
getötet, während sie Israelis angeblich angriffen oder versucht
hatten, diese anzugreifen.
•
Ein Palästinenser von der Westbank schoss auf - und
verletzte - drei Israelis in Israel. Am 9. März schoss ein Mann
aus Ni’lin (Ramallah) auf drei Israel im Zentrum von Israel und
verletzte sie, bevor er von einem Polizisten, der nicht im Dienst
war, erschossen wurde. Nach dem Schusswaffenangriff durchsuchten
israelische Streitkräfte das Dorf Ni’lin (Ramallah), wo sie den
Vater und den Bruder des palästinensischen Täters verhafteten und
das Haus seiner Familie vermessen haben, vermutlich in Vorbereitung
einer strafrechtlichen Zerstörung. Bei der Razzia feuerten
israelische Streitkräfte scharfe Munition, gummi-ummantelte
Stahlkugeln und Tränengaskanister auf Palästinenser, die Steine und
Molotow-Cocktails warfen; zwei Palästinenser wurden durch scharfe
Munition verletzt.
•
Insgesamt 271 Palästinenser, darunter mindestens 24
Kinder, wurden durch israelische Streitkräfte in der gesamten
Westbank verletzt, 39 von ihnen mit scharfer Munition. Außer den
55 bei den drei obengenannten Operationen in Jericho, im
Jenin-Flüchtlingslager und Nablus verletzten Palästinensern gab es
19 weitere Verletzungen bei vier Fahndungs- und Verhaftungs- und
anderen Operationen, die die israelischen Streitkräfte in mehreren
Ortschaften durchführten. In fünf Fällen verletzten die israelischen
Streitkräfte 84 Palästinenser, die meisten von ihnen wurden wegen
der Einatmung von Tränengas behandelt, nachdem israelische Siedler
in Begleitung israelischer Streitkräfte in die palästinensischen
Gemeinden von Qaryut, Huwwara und Burin (alle in Nablus) und der
Stadt Hebron eingedrungen waren. Weitere 85 Palästinenser wurden in
der Nähe von Beit Dajan (Nablus) und Kafr Qaddum (Qalqilya) bei
Demonstrationen gegen Zugangsbeschränkungen und
Siedlungsausweitungen verletzt. Israelische Streitkräfte verletzten
28 Palästinenser an den Eingängen von Azzun (Qalqiliya), Beit Ummar
und dem Al ‘Arrub-Flüchtlingslager (beide in Hebron), bei Vorfällen,
bei denen israelische Soldaten scharfe Munition und
Tränengaskanister auf die Palästinenser abschossen, die Steine auf
die israelischen Soldaten warfen, die an den
Militärbeobachtungstürmen stationiert waren. Außerdem wurde ein
israelischer Soldat verletzt, als Palästinenser Steine auf
israelische Streitkräfte am Eingang von Azzun (Qalqilya) warfen.
Insgesamt wurden 204 Palästinenser aufgrund der Einatmung von
Tränengas behandelt, 39 wurden mit scharfer Munition beschossen, 17
von gummi-ummantelten Stahlkugeln verletzt, zwei wurden brutal
angegriffen und neun weitere wurden verletzt, als sie von
Blendgranaten oder Tränengaskanistern getroffen wurden.
•
Israelische Siedler verletzten elf Palästinenser,
darunter zwei Kinder, und Personen, von denen man annimmt oder weiß,
dass es Siedler sind, beschädigten palästinensisches Eigentum bei 24
weiteren Vorfällen in der gesamten Westbank. Außer den von
israelischen Streitkräften in Zwischenfällen, die mit Siedlern in
Verbindung stehen, verletzten 84 Palästinensern wurden elf
Palästinenser unmittelbar von israelischen Siedlern verletzt. Am 3.
März griffen israelische Siedler brutal an und verletzten zwei
palästinensische Hirten, während sie ihr Vieh in der Nähe von
Khirbet Zantua (Hebron) weideten. Am 6. März wurden ein zweijähriges
palästinensisches Kind, eine Frau und drei weitere Palästinenser,
alle Mitglieder derselben Familie, verletzt, als israelische
Siedler in Huwwara eindrangen und Steine auf palästinensische
Häuser und Fahrzeuge warfen. Bei dem Vorfall kam es bei mindestens
vier Fahrzeuge und zwei Läden zu Beschädigungen durch Steine und
Gewehrschüsse von israelischen Siedlern. Israelische Streitkräfte
mischten sich ein und feuerten Tränengaskanister auf die
Palästinenser und verletzten fünfundzwanzig von ihnen. Bei zwei
unabhängigen Vorfällen, am 7. und 8. März in der Stadt Hebron,
griffen israelische Siedler palästinensisches Eigentum an, indem sie
Steine und leere Flaschen in Tal Rumeida und Wadi Al Hussein, dem H2
-Gebiet, Hebron, warfen. Ein achtjähriger palästinensischer Junge
und ein weiterer Palästinenser wurden dabei verletzt und Schäden an
palästinensischen Häusern und Fahrzeugen verzeichnet. Am 8. März
besprühte ein israelischer Siedler einen Palästinenser mit
Pfefferspray und verletzte ihn auf dem Gelände der Al Aaqsa
Moschee/Tempelberg in der Altstadt von Jerusalem. Am 8. März wurde
ein Palästinenser verletzt, als israelische Siedler sein Fahrzeug in
An Nassariya (Nablus) mit Steinen beworfen haben. In sechs Fällen
wurde in der Nähe von Al Mughayyir und Deir Nidham (beide in
Ramallah), Jit (Qalqiliya), Rujeib (Nablus), und Yasuf (Salfit)
Gemeindequellen zufolge Vandalismus an etwa 240 Olivenbäumen auf
palästinensischem Land, in der Nähe der israelischen Siedlungen,
verübt, dabei auch Land, für dessen Betreten eine Genehmigung des
israelischen Militärs erforderlich ist. Zusätzlich wurde
palästinensisches Eigentum beschädigt, und bei achtzehn
Zwischenfällen Vieh in der Nähe von Qalqiliya, Nablus, Hebron und
Bethlehem verletzt; das beschädigte Eigentum beinhaltete 12
Fahrzeuge, landwirtschaftliche Strukturen, zwei Wassertanks und
Steinmauern.
•
Israelischen Quellen zufolge verletzten die
Palästinenser vier israelische Siedler und beschädigten in 12 Fällen
mindestens vierzehn Fahrzeuge mit israelischen Kennzeichen, indem
Personen, von denen man annimmt oder weiß, dass es Palästinenser
sind, Steine auf israelische Fahrzeuge warfen, die auf den Straßen
der Westbank fuhren.
•
Die israelischen Behörden zerstörten,
beschlagnahmten oder zwangen Personen zur Zerstörung von 35
Strukturen im Gebiet C und Ostjerusalem, in der Westbank, darunter
13 Wohnstrukturen, indem sie das Fehlen von Israel ausgestellten
Baugenehmigungen bemängelten, die beinahe unmöglich zu erhalten sind.
Acht der Strukturen wurden von Gebern als humanitäre Hilfe
bereitgestellt. Das Ergebnis war, dass 74 Palästinenser, darunter 32
Kinder, vertrieben - und die Lebensgrundlagen von mehr als 170
weiteren beeinträchtigt wurden. Siebenundzwanzig der Strukturen
waren im Gebiet C, darunter sieben (alle von Gebern finanziert), die
bei einem einzigen Fall in Mantiqat Shib al Butum im Süden von
Hebron, zerstört wurden, was zur Vertreibung von vier Haushalten
führte, die aus 26 Personen bestand, darunter acht Kinder. Das ist
die dritte Zerstörung in derselben Ortschaft seit Februar 2022.
Weitere acht Strukturen wurden in Ostjerusalem zerstört, darunter
zwei von ihren Eigentümern selbst zerstörte Häuser, um die Zahlung
von Gebühren an die israelischen Behörden zu vermeiden. Der
Februar 2023 wies die höchste monatliche Anzahl an zerstörten
Strukturen in Ostjerusalem seit April 2019 aus; insgesamt 36
Strukturen wurden zerstört, im Vergleich zu einem monatlichen
Durchschnitt von elf in 2022.
•
Vier palästinensische Haushalte wurden aufgelöst
und die Menschen verließen ihren Wohnsitz nach der Errichtung eines
neuen israelischen Siedlungsaußenposten in der Nähe, da sie eine
zwangsweise Überführung befürchteten. Am 26. Februar nahmen
Menschen aus vier palästinensischen Haushalten ihre Zelte und ihr
gesamtes Hab und Gut, verließen die Wadi as Seeq-Gemeinde im Gebiet
C (Ramallah), und zogen in eine andere Ortschaft zwischen Sinjil und
Jaljiliya, im Gebiet B von Ramallah um. Das geschah, nachdem
israelische Siedler einen neuen Siedlungsaußenposten in der Nähe
errichtet hatten. Die vier Haushalte bestehen aus 27 Personen,
darunter 16 Kinder. Während diese Haushalte in früheren Jahren in
dieselbe Ortschaft im Rahmen saisonbedingt umzogen, berichteten sie,
dass ihr Umzug zu dieser ungewöhnlichen Zeit aufgrund der Errichtung
des Siedlungsaußenpostens geschah, und sie keine Rückkehr planten.
•
Im Gazastreifen eröffneten israelische Streitkräfte
bei mindestens 39 Gelegenheiten ein „Warnfeuer“ in der Nähe von
Israels Trennzaun oder vor der Küste, vermutlich, um
Zugangsbeschränkungen zu verstärken; vier Fischer wurden verletzt
und ein Fischerboot wurde beschädigt. In einem anderen Fall
wurde ein älterer palästinensischer Mann von israelischen
Streitkräften am Erez-Übergang verhaftet, während er seinen
Verwandten begleitete, der einen Arzttermin außerhalb von Gaza
hatte. Unabhängig davon wurde ein palästinensisches Kind von
israelischen Streitkräften bei dem Versuch verhaftet, durch den
Trennzaun nach Israel zu gelangen. Des Weiteren ebneten israelische
Militärbulldozer in mindestens acht Fällen Land innerhalb
Gazas ein, in der Nähe des Trennzauns in Khan Younis.
•
Am 8. März feuerten bewaffnete palästinensische
Gruppen in Gaza eine Rakete auf Israel ab. Die Rakete fiel auf
ein unbewohntes Gebiet und verursachte keine Verletzungen und auch
keine Schäden.
(übersetzt von Inga
Gelsdorf)
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Bericht über den Schutz von Zivilpersonen
14. – 27. Februar 2023
04. März
2023
Jüngste
Entwicklungen (außerhalb der Berichtszeit)
Dieser
Abschnitt basiert auf einer Erstinformation verschiedener Quellen.
Weitere bestätigte Einzelheiten werden im nächsten Bericht
bereitgestellt.
• Am
1. März erlag ein Palästinenser den Verletzungen, die er einen Tag zuvor
durch Schüsse der israelischen Truppen bei einer Fahndungs- und
Verhaftungsorganisation im Aqbat Jaber-Flüchtlingslager (Jericho), wo
es zu einem Schusswechsel mit den Palästinensern gekommen war, erlitten
hatte.
• Am
2. März führten israelische Streitkräfte eine Fahndungs- und
Verhaftungsoperation im Dorf Azzun (Qalqilya) durch, wobei sie auf ein
palästinensisches Kind schossen und es töteten.
Besondere
Vorfälle während der Berichtszeit
• Die
täglichen gewalttätigen Zwischenfälle, in die Palästinenser, israelische
Siedler und israelische Streitkräfte involviert waren, gingen in der
gesamten Westbank weiter: 16 Palästinenser, darunter drei Kinder,
sowie drei Israelis wurden getötet und 1.089 Palästinenser und fünf
Israelis verletzt. Zwischen dem 1. Januar und dem 27. Februar 2023
wurden in den besetzten Gebieten und in Israel 63 Palästinenser und 13
Israelis, außerdem ein Ausländer und ein israelischer Soldat getötet und
2.001 Palästinenser sowie mindestens 25 Israelis verletzt.
•
Israelische Streitkräfte töteten 10 Palästinenser und verletzten 453
weitere, 103 von ihnen mit scharfer Munition, während einer Operation,
bei der es zu einem Schusswechsel mit Palästinensern in der Altstadt von
Nablus kam. Ein weiterer Palästinenser starb, weil er Tränengas
ausgesetzt war, das laut dem Amtsarzt die Ursache für die
Verschlechterung seines bereits labilen Gesundheitszustandes war.
Dies ist die höchste Anzahl von Personen, die bei einer einzigen
Operation in der Westbank getötet wurden, seitdem OCHA im Jahr 2005
begann, die Daten aufzuzeichnen. Am 22. Februar fielen israelische
Streitkräfte in die Altstadt der Stadt Nablus ein, wo sie ein Gebäude
umstellten und sich einen Schusswechsel mit Palästinensern lieferten.
Dem israelischen Militär zufolge diente die Operation zur Verhaftung von
Palästinensern, die verdächtigt wurden, Angriffe gegen Israelis zu
planen. Bei der Operation zerstörten die israelischen Streitkräfte ein
Gebäude, in dem sich zwei Palästinenser weigerten, sich zu ergeben, und
töteten die Männer. Außerdem wurden bei derselben Operation weitere vier
Palästinenser bei Schusswechseln mit israelischen Streitkräften
erschossen. Die Operation verschärfte die Konfrontationen zwischen den
palästinensischen Bewohnern und den israelischen Streitkräften noch. Die
israelischen Streitkräfte feuerten scharfe Munition, gummi-ummantelte
Stahlkugeln und Tränengaskanister gegen die Palästinenser, die
ihrerseits Steine und Molotow-Cocktails auf sie schleuderten. Das
Ergebnis: vier Palästinenser, darunter ein 16-jähriges Kind, wurden von
israelischen Streitkräften mit scharfer Munition erschossen und 453
weitere verletzt, 103 von ihnen durch scharfe Munition. Israelischen
Medien zufolge wurden zwei israelische Soldaten verletzt. Laut
medizinischen Quellen verhinderten die israelischen Streitkräfte, dass
Krankenwagen in das Gebiet gelangen konnten. Nach der Operation
wurden von den Palästinensern in der gesamten Westbank und im
Gazastreifen Demonstrationen abzuhalten, bei denen sieben Palästinenser
verletzt wurden. Am 24. Februar erlag ein Palästinenser den
Verletzungen, die er einen Tag zuvor erlitten hatte, als die
israelischen Streitkräfte während einer dieser Demonstrationen, bei
denen Palästinenser Steine auf die Streitkräfte im Al
‘Arrub-Flüchtlingslager (Hebron) warfen, scharfe Munition auf ihn
abgefeuert hatten.
•
Während der Berichtszeit wurden weitere vier Palästinenser, darunter
zwei Kinder, von israelischen Streitkräften getötet oder starben an
zuvor erlittenen Verletzungen. Am 14. Februar fielen israelische
Streitkräfte in das El Far’a-Flüchtlingslager in Tubas ein. Dabei
lieferten sie sich einen Schusswechsel mit Palästinensern, bei dem ein
17-Jähriger getötet wurde. Dem israelischen Militär zufolge hatte er auf
sie geschossen, eine Anschuldigung, die jedoch von Augenzeugen und
Menschenrechtsorganisationen bestritten wird. Bei demselben Zwischenfall
erlitt ein 13-Jähriger eine Bisswunde von einem Hund der israelischen
Streitkräfte. Am selben Tag erlag ein Palästinenser den am 1. Januar
2021 erlittenen Verletzungen. Ein israelischer Soldat hatte ihn in der
Ar Rakeez-Gemeinde von Masafer Yatta (Hebron) ins Genick geschossen, als
er versuchte, die Beschlagnahmung eines elektrischen Generators zu
verhindern. Am 20. Februar erlag ein 13-jähriges palästinensisches Kind
den am 8. Februar 2023 erlittenen Verletzungen. Ein israelischer Soldat
hatte es bei Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der
israelischen Arme, nachdem israelische Siedler zu Josefs Grab in der
Stadt Nablus vorgedrungen waren, angeschossen. Die Gesamtzahl der
von israelischen Streitkräften in der Westbank getöteten
palästinensischen Kindern beträgt bis heute zwölf (12), im Vergleich zu
zwei (2) in der gleichen Zeitspanne im Jahr 2022. Am 23. Februar
erlag ein weiterer Palästinenser den Verletzungen, die er am 12. Februar
bei einer Fahndungs- und Verhaftungsoperation erlitten hatte, als es zu
einem Schusswechsel zwischen israelischen Streitkräften und
Palästinensern im Jenin-Flüchtlingslager kam.
•
Zwei israelische Siedler und ein Palästinenser wurden bei zwei
verschiedenen Zwischenfällen am selben Tag in Nablus getötet.
Am 26. Februar wurden zwei israelische Brüder der Siedlung Har Barcha
von einem Scharfschützen, von dem man annimmt, er sei Palästinenser,
erschossen, als sie sich auf der Straße 60 in der Stadt Huwwara (Nablus)
befanden. Daraufhin leiteten die israelischen Streitkräfte eine Fahndung
nach dem Täter ein und verhängten gegen die Stadt und das umliegende
Gebiet Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Nach dem Angriff warfen
Berichten zufolge israelische Siedler aus den Siedlungen Yitzhar, Bracha
und Kfar Tappuah sowie aus anderen damit verbundenen
Siedlungsaußenposten Steine, griffen brutal die Menschen in der Stadt
Huwwara und den umliegenden Dörfern an und setzten palästinensisches
Eigentum in Brand. Ein Palästinenser wurde in der Nähe seines Hauses
im Dorf Za’tara erschossen und ein weiterer verletzt, beide durch
scharfe Munition, die entweder israelische Siedler oder israelische
Streitkräfte abfeuerten. Weitere neun Palästinenser wurden von
israelischen Siedlern verletzt, darunter ein Kind und eine Frau, sowie
erhebliche Schäden an palästinensischem Eigentum verursacht.
Mindestens 37 unbewohnte Häuser erlitten Schäden, darunter einige, die
von israelischen Siedlern in Brand gesetzt wurden, was zur Auflösung von
8 palästinensischen Haushalten sowie von Teilen weiterer fünf Haushalte
führte. Des Weiteren wurden mindestens acht kommerzielle Strukturen,
darunter sechs Autoreparaturwerkstätten, mit 55 palästinensischen
Privatfahrzeugen und 1.200 Schrottfahrzeugen verbrannt. Die Siedler
griffen außerdem ein Feuerwehrauto in Huwwara an und hinderte es an der
Einfahrt in die Stadt; das Fahrzeug wurde beschädigt und einer der
Feuerwehrmänner verletzt. Israelischen Streitkräften zufolge wurde ein
Soldat verletzt, nachdem Siedler ihn brutal verprügelt und versucht
hatten, ihn zu überfahren.
•
Ein Israeli, der gleichzeitig die US-Staatsangehörigkeit besitzt, wurde
von einem Schützen, von dem man annimmt, er sei Palästinenser, in der
Nähe von Jericho am 27. Februar aus dem Auto heraus erschossen. Der
Schütze setzte seine Fahrt fort und eröffnete das Feuer auf zwei weitere
Fahrzeuge, aber Verletzungen wurden nicht verzeichnet. Daraufhin
leiteten die israelischen Streitkräfte eine Fahndung nach dem Täter ein
und verhängten Einschränkungen der Bewegungsfreiheit gegen die Stadt
Jericho (siehe unten). Das bringt die Zahl der in der Westbank
einschließlich Ostjerusalems und in Israel seit Jahresbeginn getöteten
Israelis auf 13, außer einem Ausländer und einem Soldaten; in der
entsprechenden Zeitspanne im Jahr 2022 gab es keine (getöteten Israelis)
.
• Während der
Berichtszeit wurden 1.068 Palästinenser, darunter mindestens 102 Kinder,
von israelischen Streitkräften in der gesamten Westbank verletzt, 119
von ihnen wurden mit scharfer Munition angeschossen.
Darüber hinaus ttwurden 453 Palästinenser von israelischen Streitkräften
bei der Operation in der Altstadt von Nablus am 22. Februar verletzt,
weitere 39 Verletzte gab es bei 10 Fahndungs- und Verhaftungsoperationen
sowie weiteren Operationen, die israelische Streitkräfte in der gesamten
Westbank ausführten. Bei anderen 15 Zwischenfällen in Bethlehem, Hebron,
Nablus und Tubas, wurden 451 Palästinenser von israelischen
Streitkräften verletzt. Die meisten von ihnen wurden aufgrund der
Einatmung von Tränengas behandelt, nachdem israelische Siedler in diese
palästinensischen Gemeinden in Begleitung von israelischen Streitkräften
eingedrungen waren. Neunzig Prozent dieser Verletzungen wurden nach dem
Siedler-Angriff zwischen dem 26. und 27. Februar in der Stadt Huwwara
verzeichnet. Weitere 125 der gesamten Verletzungen wurden bei
verschiedenen Demonstrationen verzeichnet, unter anderem auch gegen die
Errichtung eines israelischen Außenpostens in der Wadi as Seeq-Gemeinde
(Ramallah), und gegen die Ausweitung der Siedlungen sowie die
siedlungsbedingten Zugangsbeschränkungen in Beit Dajan und Beita (beide
in Nablus), und Kafr Qaddum (Qalqilya) und bei anderen Demonstrationen
gegen die Nablus-Operation, die zu 11 Todesopfern auf palästinensischer
Seite führte. Insgesamt wurden 866 Palästinenser aufgrund der Einatmung
von Tränengas behandelt, 120 wurden mit scharfer Munition angeschossen,
19 wurden durch gummi-ummantelte Stahlkugeln verletzt, 55 durch
Schrapnell, fünf wurden brutal angegriffen, zwei wurden von
Blendgranatenkanistern und einer von Tränengaskanistern getroffen.
•
Weitere acht Palästinenser, darunter zwei Kinder, wurden von
israelischen Siedlern angegriffen und bei weiteren 39 Zwischenfällen in
der gesamten Westbank beschädigten Personen, von denen man weiß oder
annimmt, dass sie Siedler sind, palästinensisches Eigentum.
Zusätzlich zu den von israelischen Siedlern oder Streitkräften bei den
siedler-bedingten Zwischenfällen verletzten Palästinensern.
Israelische Siedler verletzten in der Zeit vom 14. – 25. Februar fünf
Palästinenser, darunter ein Kind. Zwei der Verletzungen stammten von
scharfer Munition, die die Siedlern abgefeuert hatten. In 24 weiteren
Fällen in Ramallah, Bethlehem, Hebron, Jerusalem und Nablus wurden mehr
als 300 Bäume auf palästinensischem Land, einschließlich der Ländereien
in der Nähe von israelischen Siedlungen und neu errichteten israelischen
Siedlungs-Außenposten, verwüstet, sowie die Reifen von 25 Fahrzeugen
durchstochen, Graffiti an die Wände von drei Häusern gemalt, Ernten in
Brand gesetzt, landwirtschaftliche Geräte gestohlen und Wassertanks
angeblich von israelischen Siedlern beschädigt, wie Augenzeugen und
Quellen der örtlichen Gemeinde berichteten. Außerdem wurden zwischen dem
26. und 27. Februar nach den fatalen Schüssen auf zwei Siedler über
weitere 18 Fälle von Siedlergewalt in der gesamten Westbank berichtet,
bei denen israelische Siedler drei weitere Palästinenser verletzten,
darunter eine Frau, Steine warfen, 17 palästinensische Fahrzeuge
verwüsteten und die Reifen von weiteren sieben zerstachen oder
palästinensisches Eigentum in der Nähe von Tubas, Hebron, Ramallah sowie
Salfit und Nablus in Brand setzten.
•
Eine israelische Frau wurde verletzt und ihr Fahrzeug beschädigt,
nachdem die Palästinenser angeblich auf ihr Fahrzeug in der Nähe von
Nablus geschossen hatten. Bei fünf weiteren Zwischenfällen wurden
zwei israelische Siedler verletzt und an mindestens fünf Fahrzeugen mit
israelischen Kennzeichen Schäden verursacht, nachdem Personen, von denen
man annimmt oder weiß, dass es Palästinenser sind, Steine auf
israelische Fahrzeuge warfen, die auf den Straßen der Westbank fuhren.
•
Die israelischen Behörden beschlagnahmten, zerstörten oder zwangen die
Menschen, 66 Srukturen in Ostjerusalem und im Gebiet C der Westbank zu
zerstören, darunter 18 Wohnstrukturen, indem sie fehlende von Israel
ausgestellten Genehmigungen vorgaben, die jedoch so gut wie unmöglich zu
erhalten sind. 22 der Strukturen wurden von Geldgebern in Form von
humanitärer Hilfe bereitgestellt. Das Ergebnis war, dass 60
Palästinenser, darunter 29 Kinder, vertrieben wurden und die
Lebensgrundlagen von mehr als 200 weiteren beeinträchtigt waren. 49
der Strukturen lagen im Gebiet C, darunter 16 (alle von Geldgebern
gespendet), die bei einem einzigen Vorfall in der Lifjim-Gemeinde in
Nablus zerstört wurden, was zu einer Auflösung von drei Haushalten
führte, die aus 17 Personen bestanden, darunter zehn Kinder. Weitere 17
Strukturen wurden in Ostjerusalem zerstört, darunter acht, die von ihren
Eigentümern selbst zerstört wurden, um die Zahlungen von Gebühren an die
israelischen Behörden zu vermeiden. Im Februar 2023 wurde die höchste
Anzahl an Strukturen, die in Ostjerusalem in einem einzigen Monat seit
April 2019 zerstört wurden, verzeichnet, insgesamt 36, im Vergleich zu
einem monatlichen Durchschnitt von 11 zerstörten Strukturen im Jahr
2022.
•
Am 16. Februar sprengten die israelischen Behörden die Wohnung im 4.
Stock eines mehrstöckigen Wohnhauses als Strafmaßnahme, wodurch ein
Haushalt aufgelöst und 4 Personen, darunter drei Kinder, vertrieben
wurden. Die Wohnung gehörte der Familie des Mannes, der am 29.
Oktober 2022 in Hebron einen Siedler erschossen hat. Seit Anfang 2023
wurden sechs Häuser und eine Struktur aus strafrechtlichen Gründen
zerstört, im Vergleich zu 11 Häusern und drei weiteren Strukturen im
Jahre 2022, zu drei Häusern insgesamt im Jahr 2021 und sieben in 2020.
Strafrechtliche Zerstörungen sind eine Form der kollektiven Bestrafung
und als solche gemäß dem Völkerrecht rechtswidrig, da sie auf die
Familien eines Täters zielen, eines angeblichen Täters.
•
Israelische Streitkräfte schränkten die Bewegung der Palästinenser an
mehreren Ortschaften in der gesamten Westbank ein und unterbrachen den
Zugang von tausenden zu Lebensgrundlagen und Dienstleistungen. Nach
den tödlichen Schüssen auf zwei Siedler verhängte die israelische Armee
am 26. Februar eine Abriegelung der Stadt Huwwara (Nablus), schloss die
nahegelegenen Kontrollpunkte und versperrte den Eingang zum Dorf Beita
(Nablus) mit Betonklötzen, was die Bewegungsfreiheit von mehr als 19.000
Palästinensern behinderte. Am 27. Februar errichtete die israelische
Armee fliegende Kontrollpunkte an den Eingängen/Ausgängen der Stadt
Jericho, darunter auch Betonklötze, die die Bewegung von mindestens
50.000 Palästinenser einschränkten, infolge der tödlichen Schüsse auf
einen Israeli in der Nähe von Jericho zuvor am selben Tag. In zwei
verschiedenen Fällen, am 17. und 24. Februar, schränkten die
israelischen Streitkräfte die Bewegung von mehr als 10.000
Palästinensern durch das Schließen der Straßentore an den Eingängen zu
den Dörfern Azzun (Qalqilya) und An Nabi Salih (Ramallah) für vier,
bzw. drei Stunden ein.
•
Im Gazastreifen eröffneten israelische Streitkräfte mindestens in 33
Fällen ein Warnfeuer in der Nähe von Israels Trennzaun oder vor der
Küste, vermutlich, um Zugangsbeschränkungen durchzusetzen; vier Fischer
wurden verhaftet und ein Fischerboot beschlagnahmt, Verletzungen oder
Schäden wurden nicht verzeichnet. Unabhängig von einander wurden
vier palästinensische Kinder von israelischen Streitkräften verhaftet,
während sie versuchten, durch den Trennzaun nach Israel zu gelangen.
Außerdem fanden am 26. Februar entlang von Israels Trennzaun zu Gaza
Demonstrationen gegen die Nablus-Operation statt, die zu 11
palästinensischen Todesopfern geführt hatte (siehe oben). Palästinenser
verbrannten Reifen und warfen Steine sowie weitere Gegenstände in
Richtung des Zauns, und die auf der anderen Seite des Zauns
stationierten israelischen Streitkräfte schossen mit scharfer Munition,
gummi-ummantelten Stahlkugeln und Tränengaskanistern, so dass vier
Palästinenser verletzt wurden, darunter ein Kind.
•
Außerdem feuerten bewaffnete palästinensische Gruppen am 23. Februar
sechs Raketen und weitere Geschosse auf den Süden Israels; fünf
Raketen wurden von dem israelischen „Iron-Dome-System“ abgefangen, und
eine fiel auf ein offenes Gebiet in Israel. Israelische Streitkräfte
starteten Luftangriffe, die angeblich militärische Standorte der
bewaffneten Gruppen im Gazastreifen zum Ziel hatten. Verletzungen wurden
keine verzeichnet.
Dieser Bericht
spiegelt die Informationen wider, die zur Zeit der Veröffentlichung
verfügbar sind. Die meisten aktualisierten Daten und weitere wichtige
Vorfälle sind verfügbar unter: ochaopt.org/data.
Quelle und
Grafiken
(übersetzt von Inga Gelsdorf)
Bericht
über den Schutz von Zivilpersonen
v. 31. Januar – 13. Februar 2023
21 Feb 2023
Besondere
Ereignisse während der Berichtszeit
Dieser
Abschnitt basiert auf den ursprünglichen Informationen verschiedener
Quellen. Weitere bestätigte Einzelheiten werden im nächsten Bericht
bereitgestellt.
• Am
14. Februar erlag ein palästinensischer Mann den Wunden, die er im
Januar 2021 erlitten hatte, als ein israelischer Soldat ihn in der Ar
Rakeez-Gemeinde von Masafer Yatta (Hebron) in das Genick geschossen
hat, als er versuchte, die Beschlagnahmung eines elektrischen Generators
zu verhindern.
• Am
14. Februar wurde ein palästinensisches Kind von israelischen
Streitkräften bei einer Fahndungs- und Verhaftungsoperation im Al
Far’a-Flüchtlingslager (Tubas) getötet, bei der laut Berichten ein
Schusswechsel mit Palästinensern stattgefunden hat.
Besondere Geschehnisse während der Berichtszeit
•
Israelische Streitkräfte töteten 6 Palästinenser und verletzten 11 mit
scharfer Munition bei zwei Operationen, die einen Schusswechsel mit
Palästinensern einschlossen, einen in Jericho und einen weiteren in
Nablus. Am 6. Februar drangen israelische Streitkräfte in das Aqbat
Jaber-Flüchtlingslager (Jericho) ein, wobei sie ein Gebäude umzingelten
und ein Schusswechsel mit Palästinensern stattfand. Israelischen Medien
zufolge, wurden mindestens 5 Palästinenser getötet und ihre Leichen
einbehalten; weitere 4 wurden verletzt und verhaftet. Medizinischen
Quellen zufolge eröffneten israelische Streitkräfte das Feuer und
beschädigten mindestens zwei Krankenwagen und verhinderten deren Arbeit
innerhalb des Lagers. Israelischem Militär zufolge, das israelische
Medien zitierten, diente die Operation dazu, Palästinenser zu verhaften,
die verdächtigt wurden, Schussangriffe in der Nähe einer israelischen
Siedlung am 28. Januar ausgeführt zu haben, woraufhin israelische
Streitkräfte die Bewegungsfreiheit in die und aus der Stadt Jericho 5
Tage eingeschränkt hätten. Am selben Ort zerstörten die israelischen
Streitkräfte bei einer anderen Fahndungs- und Verhaftungsoperation am 4.
Februar zwei Strukturen, darunter ein Wohngebäude, das aus zwei
Häusereinheiten bestand, und beschädigten eine benachbarte Struktur, was
zur Vertreibung von 6 Menschen, darunter zwei Kinder, führte. Bei
derselben Operation wurden 14 Palästinenser verletzt, zwei durch scharfe
Munition, und 13 weitere verhaftet. Am 13. Februar drangen israelische
Streitkräfte in die Stadt Nablus ein, wo sie ein Gebäude umstellten und
sich einen Schusswechsel mit den sich den im Innern befindlichen
Palästinensern lieferten. Zwei der Besetzer wurden verletzt und danach
von israelischen Streitkräften verhaftet. Die Operation dauerte mehr als
vier Stunden, in denen die israelischen Streitkräfte scharfe Munition,
gummi-ummantelte Stahlkugeln und Tränengaskanister auf die dort
versammelten Palästinenser abfeuerten, die ihrerseits Steine (auf die
Soldaten) schleuderten. Ein Palästinenser, Zuschauer, wurde getötet und
80 weitere verletzt, darunter fünf mit scharfer Munition, und die
restlichen wurden aufgrund der Einatmung von Tränengas behandelt.
Medizinischen Quellen zufolge verhinderten die israelischen
Streitkräfte, dass die Krankenwagen in das Gebiet gelangten und hielten
drei medizinische Volontäre 3 Stunden lang unter Arrest.
•
Israelische Streitkräfte töteten zwei palästinensische Kinder bei zwei
Fahndungs- und Verhaftungsoperationen, die Schusswechsel mit
Palästinensern in Nablus und Jenin beinhalteten. Am 6. Februar
drangen israelische Streitkräfte in Nablus Stadt ein, wobei ein
Schusswechsel mit Palästinensern stattfand, bei dem sie einen 17jährigen
töteten, der nach Behauptungen des israelischen Militärs auf sie
geschossen habe. Diese Behauptung wird von Augenzeugen und
Menschenrechtsorganisationen bestritten. Am 12. Februar führten
israelische Streitkräfte eine Fahndungs- und Verhaftungsoperation in
Jenin Stadt aus, wobei sie sich einen Schusswechsel mit Palästinensern
lieferten und einen 14jährigen Palästinenser töteten.
Menschenrechtsorganisationen zufolge sind die Gründe des Vorfalls noch
nicht geklärt. Bei demselben Vorfall wurden zwei weitere durch scharfe
Munition verletzt und drei verhaftet. Somit steigt die Anzahl
palästinensischer Kinder, die von israelischen Streitkräften in der
Westbank bis heute in 2023 getötet wurden, auf neun insgesamt, im
Vergleich zu keinem in der gleichen Zeit im Jahre 2022.
•
Ein palästinensischer Fahrer tötete drei Israelis, darunter zwei Kinder,
und verletzte weitere vier, indem er mit seinem Auto in die Gruppe
hineinfuhr. Am 10. Februar wurden zwei Israelis, darunter ein
sechsjähriger Junge, getötet und weitere fünf verletzt, als ein
Palästinenser sein Auto auf sie lenkte, während sie an einer
Bushaltestelle in der israelischen Siedlung, Ramot, in Ostjerusalem
standen. Einer der Verletzten, ein achtjähriges Kind, erlag am
darauffolgenden Tag seinen Verletzungen. Der Angreifer wurde danach von
der israelischen Polizei erschossen. Am 13. Februar stach israelischen
Medien zufolge ein 14jähriger Palästinenser auf einen 17jährigen
Israeli in Jerusalems Altstadt ein und verletzte ihn, bevor er vom
Tatort floh.
•
Israelische Streitkräfte töteten zwei Palästinenser, verletzten zwei
weitere an oder in der Nähe israelischer Kontrollpunkte. Am 3.
Februar erschossen israelische Streitkräfte einen Palästinenser am
Huwwara-Kontrollpunkt (Nablus), mit der Behauptung, er habe versucht,
einen israelischen Soldaten anzugreifen. Am 9. Februar erschossen
israelische Streitkräfte einen Palästinenser, der laut den israelischen
Behörden versucht hatte, israelische Soldaten, die am
Militär-Beobachtungspunkt in der Nähe des Al Fuwwar-Flüchtlingslagers
(Hebron) stationiert waren, zu erstechen. Israelische Verletzte wurden
bei beiden Vorfällen nicht verzeichnet, und die Leichen der beiden
Palästinenser wurden von den israelischen Behörden am Ende der
Berichtszeit immer noch einbehalten.
•
Ein israelischer Polizeioffizier wurde am israelischen Kontrollpunkt in
Ostjerusalem bei einer palästinensischen Messerattacke getötet, nachdem
er versehentlich von einem Mitglied der israelischen Streitkräfte
angeschossen worden war. Am 13. Februar hatte angeblich ein
13jähriger Palästinenser auf einen Grenzpolizisten am
Shu’fat-Flüchtlingslager-Kontrollpunkt in Ostjerusalem eingestochen,
woraufhin ein anderer Soldat der israelischen Streitkräfte auf das Kind
schießen wollte, jedoch versehentlich den Offizier traf, der später dann
seinen Verletzungen erlag. Daraufhin verhafteten die israelischen
Streitkräfte den Jungen.
•
Ein israelischer Siedler erschoss einen Palästinenser mit scharfer
Munition in Salfit. Am 11. Februar drang eine Gruppe israelischer
Siedler, vermutlich aus der Siedlung Yair Farm, in das Dorf Qarawat Bani
Hassan ein, wo sie auf Palästinenser trafen, die am Bau arbeiteten.
Augenzeugen zufolge haben die israelischen Siedler und die Palästinenser
Steine aufeinander geschleudert. Einer der Siedler habe den
Palästinenser aus kurzer Entfernung erschossen. Israelische Streitkräfte
mischten sich ein und feuerten Tränengaskanister und gummi-ummantelte
Stahlkugeln auf die Palästinenser, wobei keine Verletzungen verzeichnet
wurden. Bei demselben Vorfall wurde ein israelischer Siedler
israelischen Medien zufolge durch einen Stein der Palästinenser
verletzt.
•
Ein älterer Israeli erlag seinen Verletzungen, die er bei einem
palästinensischen Angriff in Israel erlitten hatte. Im Mai 2022
griffen zwei Palästinenser Israelis mit Äxten an, töteten drei und
verletzten vier. Der Mann starb am 2. Februar, was die Anzahl der Opfer
bei diesem Vorfall auf insgesamt vier steigen lässt.
•
Während der Berichtszeit wurden 373 Palästinenser, darunter mindestens
58 Kinder, von israelischen Streitkräften in der gesamten Westbank
verletzt, wobei 18 von ihnen mit scharfer Munition beschossen wurden.
131 (35 Prozent) der Verletzungen geschahen bei Demonstrationen gegen
die Siedlungsausdehnung und siedlungsbedingte Zugangsbeschränkungen in
der Nähe von Kafr Qaddum (Qalqilya), Beit Dajan, und Beita (beide in
Nablus). Bei weiteren vier Vorfällen in Qaryut und Asira al Qibliya
(beide in Nablus) wurden 33 Palästinenser durch die israelischen
Streitkräfte verletzt, infolge des rechtswidrigen Eindringens
israelischer Siedler in diese palästinensischen Gemeinden in Begleitung
israelischer Streitkräfte. Weitere 177 Verletzungen erfolgten bei
Fahndungs- und Verhaftungs- und anderen Operationen, die von
israelischen Streitkräften durchgeführt wurden. Darüber hinaus
verletzten israelische Streitkräfte 30 Palästinenser bei einer
Zerstörung im Jabal al Mukabbir-Gebiet, in Ostjerusalem. Am 31. Januar
erklärten palästinensische Bewohner einen Streik für einen Tag, um gegen
die Verschärfung der Abrissmaßnahmen in dem Gebiet durch die
israelischen Behörden zu protestieren. Die restlichen zwei Verletzungen
geschahen an den Kontrollpunkten. Insgesamt wurden 313 Palästinenser
aufgrund der Einatmung von Tränengas behandelt, 18 wurden mit scharfer
Munition beschossen, 24 durch gummi-ummantelte Stahlkugeln verletzt,
sechs wurden körperlich angegriffen, zwei mit Pfefferspray besprüht,
fünf wurden von Blendgranatenkanistern und weitere fünf von
Tränengaskanistern getroffen.
•
Israelische Siedler verletzten sechs Palästinensern, darunter mindestens
ein Kind, bei vier Vorfällen, und Personen, von denen man weiß oder
annimmt, dass es sich um Siedler handelt, beschädigten palästinensisches
Eigentum in 16 Fällen (zusätzlich zu dem Palästinenser, der von
einem Siedler getötet wurde und den 33 Palästinensern, die von
israelischen Streitkräften bei den oben genannten Fällen, die mit
Siedlern im Zusammenhang stehen, verletzt wurden). Am 2. und 10. Februar
wurden zwei Palästinenser, darunter ein 14jähriger Junge, verletzt, als
israelische Siedler sie mit Pfefferspray in Huwwara und Jalud (Nablus)
verletzten. Am 10. Februar warfen israelische Siedler Steine auf die
Palästinenser und ihr Vieh in Qarawat Bani Hassan (Salfit) und
verletzten zwei Palästinenser. Am 11. Februar warfen israelische Siedler
Steine auf die Palästinenser, die auf den Straßen in der Nähe von Deir
Sharaf (Nablus) fuhren, verletzten einen Mann und beschädigten sein
Fahrzeug. Bei zwei weiteren Vorfällen in Marda und Yasuf (beide in
Salfit), wurde an 50 Bäumen Vandalismus auf palästinensischen
Ländereien, ebenso in der Nähe israelischer Siedlungen in Gebieten, wo
ein palästinensischer Zugang die Genehmigung des israelischen Militärs
(allgemein als „vorherige Koordinierung“ bekannt) erfordert. Bei
weiteren sieben Fällen warfen Personen, von denen man weiß oder annimmt,
dass es sich um Siedler handelt, Steine auf palästinensische Fahrzeuge
und zerstörten mindestens 35 von ihnen. Bei 12 Zwischenfällen wurde
palästinensisches Eigentum beschädigt und Vieh in oder in der Nähe von
Jenin, Ramallah, Salfit, Tubas, Hebron und Qalqiliya verletzt.
Augenzeugen und örtlichen Gemeindequellen zufolge Wohn- und
Landwirtschaftsstrukturen, Traktoren, Ernten und ein Wassernetzwerk.
•
Drei israelische Siedler wurden verletzt und Schäden an mindestens sechs
Fahrzeugen mit israelischen Nummernschilder verzeichnet, nachdem
Personen, von denen man annimmt oder weiß, dass es sich um Palästinenser
handelt, Steine auf israelische Fahrzeuge schleuderten, die auf den
Straßen der Westbank fuhren. Bei einem Vorfall setzten Palästinenser
ein Auto in Kafr Ein (Ramallah) israelischen Quellen zufolge in Brand.
Bei einem anderen Vorfall wurde ein Fahrzeug mit einem israelischen
Nummernschild von Gewehrsalven auf der Straße 465 bei Ramallah
beschädigt, keine Verletzungen wurden verzeichnet.
•
Die israelischen Behörden zerstörten, beschlagnahmten oder zwangen
Menschen zur Zerstörung von 30 Strukturen in Ostjerusalem und im Gebiet
C der Westbank, darunter neun Häuser, indem sie (als Grund) das Fehlen
von Israel ausgestellten Genehmigungen angaben, die so gut wie nie
erhältlich sind. Zwei der Strukturen wurden von Gebern in Form einer
humanitären Hilfe bereitgestellt. Das Ergebnis war, dass 55
Palästinenser, darunter 31 Kinder, vertrieben wurden und die
Lebensgrundlage von mehr als 100 weiteren gefährdet war. Siebzehn (17)
der Strukturen befanden sich im Gebiet C, darunter zwei Strukturen, die
in der Beduinengemeinde von Zatara al Kurshan (Bethlehem) lagen, in
Gebieten, die Israel zu „Schießzonen“, die wegen Militärübungen gesperrt
waren, klassifiziert hatte, und wo palästinensischen Gemeinden aufgrund
eines Umfeldes, das israelische Strategien und Praktiken geschaffen
haben, die zwangsweise Überführung droht. Die verbleibenden 13
Strukturen wurden in Ostjerusalem zerstört, darunter vier, die von ihren
Eigentümern zerstört wurden, um die Zahlung von Gebühren an die
israelischen Behörden zu vermeiden. Der Januar 2023 hat die höchste
Anzahl an zerstörten Strukturen in Ostjerusalem in einem einzigen Monat
seit April 2019, mit insgesamt 32 zerstörten Strukturen, im Vergleich zu
einem monatlichen Durchschnitt von elf zerstörten in 2022.
•
Israelische Streitkräfte schränkten die Bewegung der Palästinenser an
mehrern Orten in der gesamten Westbank ein, behinderten den Zugang von
Tausenden von Palästinensern zu Lebengrundlagen und Dienstleistungen.
Zwischen dem 28. Januar und 6. Februar richtete die israelische Armee
„fliegende“ Kontrollpunkte an allen Ein- bzw. Ausgängen der Stadt
Jericho ein, einschließlich Betonblöcken, die die Bewegung von
mindestens 50.000 Palästinensern 10 Tage lang behinderten, als Antwort
auf einen palästinensischen Schussangriff gegen eine israelische
Siedlung im Süden von Jericho, wobei keine Verletzungen zu verzeichnen
waren. Am 6. Februar schränkte die israelische Armee die
Bewegung(sfreiheit) von mehr als 7.000 Palästinenser ein, indem sie
Erdwälle an einer Seitenstraße in der Stadt Huwwara (Nablus) errichtete,
angeblich als Antwort auf das Steinewerfen der Palästinenser auf
Fahrzeuge von israelischen Siedlern. Am selben Tag schloss die
israelische Armee ein Landwirtschaftstor im Dorf Immatin (Qalqilya) und
verhinderte so, dass mindestens 50 Landwirte ihre Ländereien erreichen
konnten.
•
Im Gazastreifen eröffneten israelische Streitkräfte in mindestens 34
Fällen ein Störfeuer in der Nähe von Israels Trennzaun oder vor der
Küste, vermutlich, um Zugangseinschränkungen durchzusetzen; zwei Fischer
wurden verhaftet und ein Fischerboot beschlagnahmt, Verletzungen oder
Schäden waren nicht zu verzeichnen. Unabhängig davon wurden zwei
Palästinenser von israelischen Streitkräften verhaftet, als sie
versuchten, nach Israel durch den Trennzaun zu gelangen.
•
In drei Fällen feuerten bewaffnete palästinensische Gruppen Raketen und
andere Projektile in Richtung Israel. Palästinensisches Feuer wurde am
1., 11. und 13. Februar verzeichnet. Die Raketen wurden abgefangen
oder fielen auf freie Flächen in Gaza und Israel, und eine Israelin
wurde verletzt, als sie zu einer Zufluchtsstätte rannte. Am 2. und 13.
Februar führten israelische Streitkräfte Luftangriffe auf militärische
Ziele bewaffneter Gruppen im Gazastreifen aus. Keine Verletzungen wurden
verzeichnet.
Fußnoten
1
Palästinenser, die von Menschen, die nicht den israelischen
Streitkräften angehören, getötet oder verletzt wurden, zum Beispiel
durch israelische Zivilpersonen oder durch palästinensiche Raketen, die
ihr Ziel verfehlten, sowie solche, bei denen die unmittelbare
Todesursache oder die Identität des Täters umstritten, unklar oder
unbekannt ist, werden gesondert gezählt.
2 Unter
den israelischen Opfern in diesen Tabellen sind Menschen, die verletzt
wurden, als sie bei Raketenangriffen in Zufluchtsstätten liefen.
Ausländer, die bei palästinensischen Angriffen getötet wurden und
Menschen, deren unmittelbare Todesursache oder bei denen die Identität
des Täters umstritten, unklar oder unbekannt ist, werden gesondert
gezählt. In dieser Berichtszeit wird ein Mitglied der israelischen
Steitkräfte, das bei einem palästinensischen Angriff getötet wurde,
gesondert gezählt, da die Ursache seines Todes zum Zeitpunkt der
Erstellung dieses Berichts unklar war.
Dieser Bericht
spiegelt Informationen zur Zeit der Veröffentlichung wider. Die meisten
Daten und mehr Ereignisse sind verfügbar unter: ochaopt.org/data.
Quelle
(übersetzt von Inga Gelsdorf)
Bericht über den Schutz von Zivilpersonen
10. - 30.
Januar 2023
03 Feb 2023
Dieser Bericht beinhaltet
ausnahmsweise drei Wochen.
Besondere Ereignisse in der
Berichtszeit
• In der Berichtszeit wurden 31 Palästinenser, sechs Israelis und ein
Ausländer, getötet und 441 Palästinenser und neun Israelis in der
Westbank verletzt, darunter Ostjerusalem.
• Israelische Streitkräfte töteten zehn Palästinenser, darunter zwei
Kinder und eine Frau, und verletzten 26 weitere durch scharfe Munition
bei einer Operation der israelischen Streitkräfte im
Jenin-Flüchtlingslager. Das ist die höchste Zahl von Palästinensern,
die in einer einzigen Operation in der Westbank getötet wurden, seitdem
OCHA im Jahre 2005 begann, Daten von Opfern zu registrieren. Am selben
Tag wurde ein elfter Palästinenser von israelischen Streitkräften bei
einer Demonstration gegen die Operation in Jenin in der Stadt Ar Ram
(Jerusalem) getötet. Am 26. Januar fielen israelische Streitkräfte in
das Lager ein. Israels Militär zufolge, zitiert von den israelischen
Medien, diente die Operation dazu, Palästinenser zu verhaften, die
verdächtigt werden, Angriffe gegen die Israelis geplant zu haben. Bei
der Operation umstellten israelische Streitkräfte ein Gebäude. Es gab
einen Schusswechsel mit Palästinensern, wobei drei Palästinenser getötet
und ein weiterer verhaftet wurde, die angeblich alle dem Islamischen
Jihad angehörten. Weitere drei Palästinenser, die angeblich sowohl zu
den Al-Aqsa Märtyrer Brigaden, als auch zu dem Islamischen Jihad
gehörten, wurden bei Schusswechseln mit den israelischen Streitkräften
getötet. Außerdem wurden drei Palästinenser, darunter zwei Kinder (16
und 17 Jahre alt), und eine 61jährige Palästinenserin mit scharfer
Munition von israelischen Streitkräften erschossen, obwohl sie keine
unmittelbare Bedrohung darstellten. Bei der Operation feuerten die
israelischen Streitkräfte Tränengas in der Nähe von Jenins Krankenhaus
ab, wodurch die pediatrische Abteilung in Mitleidenschaft gezogen wurde
und die Evakuierung der Patienten, darunter auch Kinder, erforderlich
war. Mehrere Apartments wurden in dem Wohngebäude zerstört. Dabei wurden
drei Paläsinenser getötet, als die israelischen Streitkräfte dieses mit
von der Schulter abgefeuerten Raketen beschossen. Das führte zur
Vertreibung von drei Menschen. Verletzte israelische Soldaten wurden bei
der Operation nicht registriert. Am 29. Januar erlag ein Palästinenser,
der mit den Al-Aqsa Märtyrer Brigaden in Verbindung stehen soll, den
Verletzungen, die er durch den israelischen Beschuss im
Jenin-Flüchtlingslager am 26. Januar erlitten hatte. Infolge der
Operation hielten die Palästinenser in der gesamten Westbank
Demonstrationen ab, wobei Teilnehmer in manchen Fällen Steine und
Feuerwerkskörper auf israelische Streitkräfte warfen und israelische
Streitkräfte Tränengaskanister, gummi-ummantelte Stahlkugeln und scharfe
Munition abfeuerten. Ein Palästinenser wurde in der Nähe der Stadt Ar
Ram (Jerusalem) bei einem Protest gegen die Operation in Jenin getötet
und mindestens 147 weitere wurden verletzt (siehe unten).
• Ein Palästinenser erschoss sechs Israelis, darunter ein Kind, sowie
einen Ausländer (insgesamt sieben Todesfälle in einer israelischen
Siedlung in Ostjerusalem); und fünf Israelis wurden dabei verletzt,
außerdem ein Palästinenser bei einem anderen Schussangriff in
Ostjerusalem. Am 27. Januar wurde ein Palästinenser erschossen und sechs
Israelis, darunter ein 14jähriges Kind und ein Ausländer, sowie drei
weitere wurden in der israelischen Siedlung von Neve Ya’acov in
Ostjerusalem verletzt. Der Angreifer wurde danach von der israelischen
Polizei erschossen. Das ist der tödlichste palästinensische Angriff
gegen Israelis seit 2008.
Am 28. Januar schoss ein 13jähriges palästinensisches Kind auf zwei
Israelis in Silwan, Ostjerusalem, und verletzte sie, bevor es selbst
angeschossen und verletzt wurde. Zwei weitere Zwischenfälle mit
Schusswaffen wurden verzeichnet: einer in der Nähe von Almog, einer
israelischen Siedlung im Süden von Jericho und ein zweiter auf einen
israelischen Bus an der Straße 60 in der Nähe der Siedlung von Karmei
Tsur, im Norden von Hebron. Verletzungen wurden keine verzeichnet,
jedoch ein Schaden am Bus. Insgesamt wurden mindestens drei Fahrzeuge
mit israelischem Kennzeichen mit Steinen und Molotow-Cocktails, die von
Personen, von denen man weiß oder annimmt, dass sie Palästinenser sind,
auf Straßen der Westbank beworfen und in drei weiteren Fällen
beschädigt.
• Israelische Streitkräfte töteten sieben Palästinenser, darunter ein
Junge, und zwei weitere Palästinenser erlagen ihren Verletzungen,
die sie bei Fahndungs- und Verhaftungsoperationen und anderen
Operationen in der gesamten Westbank erlitten hatten. Am 11. Januar
schossen israelische Streitkräfte, nachdem eine Undercover-Einheit der
israelischen Armee in das Balata-Flüchtlingslager (Nablus) eingedrungen
war, bei einem Schusswechsel mit scharfer Munition auf einen
Palästinenser, der dann später seinen Verletzungen erlag. Am 12. Januar
wurde ein Palästinenser von israelischen Streitkräften getötet, als er
versuchte, sie an der Verhaftung seines Sohnes bei einer Fahndungs- und
Verhaftungsoperation im Qalandiya-Flüchtlingslager (Jerusalem) zu
hindern. Am 16. Januar fielen israelische Streitkräfte in das Ad
Duheisha-Flüchtlingslager (Bethlehem) ein, was Konfrontationen zwischen
den Palästinensern auslöste, die Steine und Molotow-Cocktails
schleuderten, und israelischen Streitkräften, die scharfe Munition und
Tränengaskanister abfeuerten. Das Ergebnis war, dass ein 14jähriger
Palästinenser von scharfer Munition getötet wurde. Am 19. Januar führten
israelische Streitkräfte eine Operation im Jenin-Flüchtlingslager aus,
bei der es zu einem Schusswechsel zwischen ihnen und den Palästinensern
kam. Zwei Palästinenser wurden getötet, einer von ihnen, ein Lehrer, der
einem der verletzten Palästinenser zu helfen versuchte. Bei derselben
Operation wurde angeblich ein israelischer Soldat durch ein
Explosionsgeschoss eines Palästinensers verletzt sowie drei
Palästinenser verhaftet. Am 12. Januar fielen israelische Streitkräfte
in die Stadt Qabatiya (Jenin) ein, wobei es zu einem Schusswechsel mit
Palästinensern kam; zwei Palästinenser wurden erschossen. Am 14. und 25.
Januar erlag ein Palästinenser seinen Verletzungen, die er am 2. Januar
durch isaelische Streitkräfte in Kafr Dan (Jenin) erlitten hatte, ein
anderer wurde mit scharfer Munition getötet, die von israelischen
Streitkräften im Shu’fat-Flüchtlingslager (Jerusalem) bei
Konfrontationen zwischen Demonstranten und israelischen Streitkräften
abgefeuert wurde. Beide Zwischenfälle geschahen bei strafrechtlichen
Zerstörungen der Häuser von zwei Palästinensern, die israelische
Soldaten getötet hatten, bevor sie selbst getötet wurden.
• Israelische Streitkräfte töteten weitere sieben Palästinenser,
darunter ein Kind, bei voneinander unabhängigen Zwischenfällen, von
denen sich einige an israelischen Militärkontrollpunkten bei Ramallah,
Qalqilya und Hebron ereigneten. Am 14. Januar jagten und erschossen
israelische Streitkräfte zwei Palästinenser in der Nähe von Al
Fandaqumiya (Jenin) in ihrem Fahrzeug. Dem israelischen Militär zufolge
hatten sie das Feuer auf Soldaten in der Nähe von Jaba’ (Jenin)
eröffnet. Am 15. Januar erschossen israelische Streitkräfte einen
Palästinenser an einem „fliegenden Kontrollpunkt“, der am Eingang von
Silwad (Ramallah) errichtet worden war. Laut Augenzeugen wurde er aus
nächster Nähe erschossen, nachdem er aus seinem Auto gestiegen war, um
nach seinem Sohn zu sehen, der von israelischen Streitkräften mit
Pfefferspray besprüht worden war. Laut israelischen Medien behaupteten
die israelischen Streitkräfte zunächst, der Mann habe Steine geworfen
oder versucht, die Waffe eines Soldaten zu ergreifen, aber dann gaben
sie zu, das Töten könne nicht gerechtfertigt sein. Am 17. Januar
eröffnete ein Palästinenser das Feuer auf Soldaten, die am
Militärkontrollpunkt in der Nähe von Halhul (Hebron) stationiert waren,
bevor er erschossen wurde. Den israelischen Streitkräften zufolge, die
seine Leiche einbehalten haben, wurde der Mann verdächtigt, am 15.
Januar auf einen Bus geschossen zu haben. Bei dem Zwischenfall wurden
zwei unbeteiligte Palästinenser von Schüssen mit scharfer Munition der
israelischen Streitkräfte verletzt. Bei einem anderen Zwischenfall am
30. Januar erschossen israelische Streitkräfte am Al
Salaymeh-Militärkontrollpunkt im H2-Gebiet von Hebron Stadt einen
Palästinenser, der laut den israelischen Streitkräften versuchte, zu
fliehen, nachdem er über den Fuß eines Soldaten gefahren war. Bei zwei
unabhängigen Zwischenfällen in der Nähe der israelischen
Kedumim-Siedlung im Osten von Qalqiliya: am 25. Januar erschossen
israelische Streitkräfte einen Palästinenser, der laut den israelischen
Streitkräften versuchte, die am Kontrollpunkt stationierten israelischen
Soldaten zu erstechen; am 29. Januar erschoss die Wache einer
israelischen Siedlung einen Palästinenser, der israelischen
Streitkräften zufolge in der Nähe der Siedlung mit einer Pistole
gesichtet wurde. Keine israelische Verletzten wurden bei allen fünf
Zwischenfällen verzeichnet. Am 27. Januar erlag ein palästinensisches
Kind (16 Jahre alt) den Verletzungen, die es durch Schüsse der
israelischen Streitkräfte bei einer Demonstration, die im Silwan-Viertel
von Ostjerusalem aus Protest gegen eine strafrechtliche Zerstörung in
dem Shu’fat-Flüchtlingslager stattfand, erlitten hatte (weitere
Einzelheiten unterhalb).
• Israelische Siedler erschossen zwei Palästinenser, die entweder auf
israelische Siedler eingestochen haben oder versucht haben, sie in einem
neu errichteten Siedlungsaußenposten in Hebron und Ramallah zu
erstechen. Am 11. Januar verletzte ein Palästinenser einen Mann mit
einem Messer in einem neuen Außenposten, der auf einem Land errichtet
worden war, das Palästinensern aus As Samu’ (Hebron) gehörte, bevor er
von einem anderen Siedler erschossen wurde. Am 21. Januar wurde ein
anderer Palästinenser von einem israelischen Siedler in einem neu
erbauten Außenposten in der Nähe von Kafr Ni’ma (Ramallah) bei dem
Versuch eines Angriffs mit einem Messer, wie in den in israelischen
Medien gezeigten Videoaufnahmen zu sehen, erschossen. Die Leichen der
beiden Männer wurden von den israelischen Behörden einbehalten.
• Während der Berichtszeit wurden 422 Palästinenser, darunter mindestens
49 Kinder, von israelischen Streitkräften in der gesamten Westbank
verletzt, 74 (18%) von ihnen wurden mit scharfer Munition
beschossen. Von den Verletzten wurden 249 (59 per cent) bei den
verschiedenen Demonstrationen verzeichnet, darunter Demonstrationen
gegen die Ausweitung von Siedlungen und siedlungsbedingten
Zugangsbeschränkungen in der Nähe von Kafr Qaddum (Qalqilya), Beit Dajan,
Beita und Jurish (alle in Nablus) und weitere Demonstrationen gegen die
Jenin-Operation, die zu 10 palästinensischen Todesopfer führte (siehe
oben). In weiteren sieben unabhängigen Zwischenfällen, alle im
Nablus-Gouvernement, wurden 95 Palästinenser verletzt, nachdem
israelische Siedler in palästinensische Gemeinden in Begleitung von
israelischen Streitkräften eingedrungen waren. Weitere 70 Verletzte gab
es bei Fahndungs- und Verhaftungsoperationen und anderen Operationen,
die von israelischen Streitkräften ausgeführt wurden; drei bei drei
Häuserzerstörungen (siehe unten); fünf, als israelische Streitkräfte
scharfe Munition auf Palästinenser feuerten, die versuchten, durch
Lücken in dem Trennzaun in Tulkarm, Jenin und Qalqilya zu ihrem
Arbeitsplatz in Israel zu gelangen. Insgesamt wurden 288 Palästinenser
aufgrund der Einatmung von Tränengas behandelt, 74 wurden mit scharfer
Munition angeschossen, 45 wurden von gummi-ummantelten Stahlkugeln
verletzt, sechs wurden brutal angegriffen, einer wurde von einer
Blendgranate getroffen, vier von Tränengaskanistern und vier durch
Schrapnell.
• Israelische Siedler verletzten 18 Palästinenser, darunter mindestens
ein Kind, in neun Fällen, und Personen, von denen man weiß oder annimmt,
dass es sich um israelische Siedler handelt, verursachten Schäden an
palästinensischem Eigentum in weiteren 42 Fällen (außer denen, die
von israelischen Streitkräften bei den oben genannten mit Siedlern
zusammenhängenden Vorfällen verletzt wurden). Am 27. Januar wurden fünf
Palästinenser mit scharfer Munition von israelischen Siedlern beschossen
und verletzt, die auf eine Gruppe von Palästinensern auf der Straße 60
in der Nähe des Eingangs von Beita (Nablus) das Feuer eröffneten. Am 11.
und 28. Januar warfen israelische Siedler Steine auf ein Fahrzeug mit
einem palästinensischen Nummernschild auf der Hauptstraße in der Nähe
von Huwwara und Qusra (beide in Nablus) und verletzten drei
Palästinenser. Am 13. Januar griffen israelische Siedler
palästinensische Wanderer in der Nähe der Al Mu’arrajat Ostgemeinde
(Ramallah) mit Stöcken und Schlagstöcken an und verletzten dabei zwei
Frauen. Am 18. Januar verletzten israelische Siedler zwei
palästinensische Hirten und griffen ihr Vieh in der Nähe der Khirbet Bir
Al Idd-Gemeinde von Masafer Yatta (Hebron) an. Am 20. Januar wurden zwei
Palästinenser und ein Siedler verletzt, als israelische Siedler und
Palästinenser sich gegenseitig mit Steinen bewarfen, nachdem die Siedler
Wohnwagen aufgestellt haben, um sich Ländereien, deren Eigentümer
Palästinenser sind, im Dorf Jurish (Nablus) anzueignen. Am 28. Januar
griffen israelische Siedler palästinensische Bewohner mit Steinen in
Qusra an. Das Ergebnis war, dass zwei verletzte Palästinenser und
Schäden an zwei Fahrzeugen und einem Haus verzeichnet wurden. In zwei
weiteren anderen Fällen am 27. und 29. Januar griffen israelische
Siedler Palästinenser, die auf den Straßen in der Nähe von Salfit und
Huwwara fuhren, brutal an und versprühten Pfefferspray, wodurch zwei
Männer verletzt und Schäden an ihren Fahrzeugen verursacht wurden. Bei
siebzehn weiteren Fällen wurden an mehr als 1.500 Bäumen Vandalismus auf
palästinensischen Ländereien verübt, wobei einige in der Nähe von
israelischen Siedlungen lagen, einschließlich den Gebieten, für deren
Zugang die Palästinenser eine Genehmigung des israelischen Militärs
benötigen (gemeinhin als „vorherige Koordinierung“ bezeichnet). Bei
anderen 13 Fällen warfen Personen, von denen man weiß oder annimmt, dass
es sich um Siedler handelt, Steine auf palästinensische Fahrzeuge und
beschädigten mindestens 21 von ihnen. Weiteres palästinensisches
Eigentum wurde in 12 Fällen in oder in der Nähe von Al Ganoub und A
Seefer (beide in Hebron), Kisan (Bethlehem), Ras ‘Ein al ‘Auja (Jericho)
und Beit Sira, Al Mazra'a al Qibliya, Turmus'ayya (alle in Ramallah)
beschädigt; Darunter waren landwirtschaftliche Strukturen, Traktoren,
Ernten und Vieh, wie Augenzeugen und Quellen der Ortsgemeinde
berichteten.
• Die israelischen Behörden zerstörten, beschlagnahmten oder zwangen
Menschen zur Selbstzerstörung von 88 Strukturen in Ostjerusalem und im
Gebiet C der Westbank, darunter 21 Häuser, unter Berufung auf nicht
vorhandene von Israel ausgestellte Baugenehmigungen, die so gut wie gar
nicht zu erhalten sind. Drei der Strukturen wurden von Gebern als
humanitäre Hilfe bereitgestellt. Das Ergebnis ist, dass 99
Palästinenser, darunter 54 Kinder, vertrieben wurden, und die
Lebensgrundlage von mehr als 21.000 weiteren beeinträchtigt wurde.
Fünfundfünfzig der Strukturen lagen im Gebiet C, darunter fünf
Strukturen, die aufgrund der Militäranordnung 1797, die nur eine Frist
von 96 Stunden und äußerst limitierte Gründe für den Einspruch erlaubt,
zerstört wurden. Die restlichen sechsundzwanzig Strukturen wurden in
Ostjerusalem zerstört, darunter acht, die von ihren Eigentümern zerstört
wurden, um die Zahlung von Gebühren an die israelischen Behörden zu
vermeiden. Im Gebiet B der Westbank versiegelten die israelischen
Behörden zwei im Bau befindliche Brunnen, einen in Habla und einen
weiteren in Kaqr Laqif (beide in Qalqiliya); beide Brunnen dienten als
Haupttrinkwasser- und Bewässerungsquelle für mindestens 1.500
palästinensische Familien in vier Gemeinden.
• Am 25. bzw. 28. Januar fielen israelische Truppen in die Shu’fat- und
Ras al ‘Amud-Flüchtlingslager ein, beide in Ostjerusalem, wobei
Truppen zwei mehrgeschossige Häuser zerstörten oder versiegelten, die
Familien gehörten, deren Familienmitglieder einen israelischen Soldaten
am 19. Oktober 2022 sowie sechs Israelis und einen Ausländer am 27.
Januar 2023 getötet hatten. Das Ergebnis dieser Zerstörung war, dass
zwei Familien, insgesamt 13 Personen, darunter fünf Kinder, vertrieben
wurden. Bei einer der Zerstörungen im Shu’fat-Flüchtlingslager warfen
Palästinenser Steine auf die israelischen Streitkräfte, die scharfe
Munition auf die Palästinenser abfeuerten. Ein Palästinenser wurde
getötet (Bericht siehe oben). Seit Anfang des Jahres zerstörten oder
versiegelten die israelischen Behörden vier Häuser und eine weitere
Struktur aus strafrechtlichen Gründen, im Vergleich zu ingesamt elf in
2022 und drei in 2021. Drei der Strukturen liegen im Gebiet B und zwei
in Ostjerusalem. Diese strafbedingten Zerstörungen sind eine Form der
kollektiven Bestrafung, die nach internationalem Recht verboten ist und
häufig Konfrontationen und Unruhen zwischen den palästinensischen
Gemeinden und israelischen Streitkräften entfachen, die Opfer ergeben.
• Einer von Gebern finanzierten Schule im Süden Hebrons droht
unmittelbar die Zerstörung. Am 18. Januar entschied der Oberste
israelische Gerichtshof, dass die geplante Zerstörung der Schule durch
die israelischen Behörden ab 28. Januar erfolgen kann. Die von Gebern
finanzierte Schule dient 47 Kindern in der palästinensischen
Beduinengemeinschaft von Khashm Al Karem, die sich in einem Gebiet
befindet, das als „Schießzone 917” im Süden Hebron definiert ist.
• Absperrungen in der gesamten Westbank behindern auch weiterhin den
Zugang von Tausenden von Palästinensern zu Lebensgrundlagen und
Dienstleistungen. Nach dem Schussangriff in der Nähe von Almog,
einer israelischen Siedlung im Süden von Jericho, am 28. Januar, bei dem
keine Verletzten oder Schäden zu verzeichnen waren, errichteten
israelische Streitkräfte „fliegende“ Kontrollpunkte an allen
Eingängen/Ausgängen der Stadt Jericho und schloss später alle fünf
Zugangspunkte in und aus der Stadt Jericho einen ganzen Tag lang (am 28.
Januar). Seit dem wurden fünf Kontrollpunkte errichtet, einschließlich
Betonblöcken, und israelische Soldaten wurden an den Haupteingängen der
Stadt stationiert. Erweiterte Fahndungen fanden an den Kontrollpunkten
statt, vor allem, wenn man die Stadt Jericho verlassen wollte. Das hat
die Bewegungsfreiheit von mehr als 50.000 Menschen eingeschränkt und
zwang die Bewohner, alternative unbefestigte Straßen und weite Umwege zu
nutzen, um zu Kliniken, Schulen und Märkten zu gelangen. Bei weiteren,
nicht zusammenhängenden Vorfällen im Gebiet H2 der Stadt Hebron
schlossen die israelischen Streitkräfte am 23. und 29. Januar den
Kontrollpunkt As Salaymeh (Kontrollpunkt 160) mehrere Stunden während
der Schulzeit. Das hat die Bewegungs(freiheit) von ungefähr 1.200
Bewohnern des Gebietes und den Zugang von ca. 300 Studenten zu elf nahe
gelegenen Schulen. Bei einem dieser Vorfälle verhängten die israelischen
Streitkräfte Altersbeschränkungen und erlaubten Kindern unter 13 Jahren
das Überschreiten des Kontrollpunktes. Am 15. Januar blockierte die
israelische Armee mit Erdwällen und Betonblöcken den Eingang zur Khirbet
‘Atuf-Gemeinde in Tubas und verhinderte so die Bewegungsfreiheit von
mindestens 120 Palästinensern, angeblich als Antwort auf das
Steinewerfen der Palästinenser auf Fahrzeuge mit israelischem
Nummernschildern.
• Im Gazastreifen eröffneten israelische Streitkräfte in mindestens 56
Fällen ein Warnfeuer in der Nähe des Trennzaunes oder vor der Küste,
vermutlich, um Zugangsbeschränkungen durchzusetzen, wobei weder
Verletzungen, noch Schäden zu verzeichnen waren. In einem Fall ebneten
israelische Militärbulldozer Ländereien in Gaza in der Nähe des
Trennzaunes, im Osten von Khan Younis, ein.
• Außerdem feuerten palästinensische bewaffnete Gruppen im Gazastreifen
am 25. und 26. Januar zahlreiche Raketen und andere Geschosse auf den
Süden Israels ab. Die Raketen wurden abgefangen oder fielen auf
leere Gebiete in Gaza und Israel. Die israelischen Streitkräfte
starteten eine Reihe von Luftangriffen und zielten auf militärische
Ziele der bewaffneten Gruppen im Gazastreifen. Auf beiden Seiten wurden
keine Verletzten verzeichnet, aber die in Gaza beschossenen Ziele wiesen
Schäden auf.
Dieser Bericht gibt die Informationen zur Zeit der Veröffentlichung
wider. Die aktuellsten Daten und weitere Vorkommnisse findet man unter:
ochaopt.org/data.
Quelle
(übersetzt von Inga Gelsdorf)
Bericht über den Schutz von Zivilpersonen
20. Dezember 2022 – 9. Januar. 2023
16. Jan 2023
Dieser Bericht
behandelt ausnahmsweise drei Wochen.
Die letzten Entwicklungen (außerhalb der Berichtszeit)
•
Am 16. Januar führten israelische Streitkräfte eine
Fahndungs- und Verhaftungsoperation im Flüchtlingslager Ad Duheisheh
(Bethlehem) durch, wobei sie auf ein Kind schossen, das kurz danach
seinen Verletzungen erlag.
•
Am 15. Januar töteten israelische Streitkräfte einen
Palästinenser an einem „fliegenden“ Kontrollpunkt am Eingang von Silwad
(Ramallah).
•
Am 14. Januar töteten israelische Streitkräfte zwei
Palästinenser am Eingang von Jaba’ (Jenin); Anfänglichen Informationen
von Medienquellen zufolge soll ein Schusswechsel stattgefunden haben. Am
selben Tag erlag ein weiterer Palästinenser seinen Verletzungen, die er
am 2. Januar in Kafr Dan (Jenin) erlitten hatte.
•
Am 12. Januar führten israelische Streitkräfte eine
Fahndungs- und Verhaftungsoperation im Qalandia-Flüchtlingslager
(Jerusalem) durch, wobei sie einen Palästinenser erschossen.
•
Am 12. Januar führten israelische Streitkräfte eine
Militäroperation in der Stadt Qabatiya (Jenin), durch, wobei ein
Schusswechseln mit Palästinensern stattfand. Zwei Palästinenser wurden
getötet.
•
Am 11. Januar stach ein Palästinenser auf einen
israelischen Siedler ein und verletzte ihn. Er wurde von einem weiteren
Siedler in einer neuen Siedlungsfarm im Süden von Hebron erschossen.
•
Am 11. Januar führten israelische Streitkräfte eine
Militäroperation im Balata-Flüchtlingslager (Nablus) durch. Bei einem
Schusswechsel mit Palästinensern wurde ein Palästinenser erschossen.
(Weitere Einzelheiten zu den oben genannten Geschehnissen im nächsten
Bericht)
Besondere Vorkommnisse während der Berichtszeit.
Am 21. Dezember töteten israelische Streitkräfte einen
23jährigen Palästinenser in Nablus City, in der Nähe von Josefs Grab.
Die israelischen Streitkräfte drangen in die Stadt ein, um den Weg für
Hunderte von israelischen Siedlern zu der Stätte zu bahnen. Die
israelischen Streitkräfte positionierten Scharfschützen auf den
Dachspitzen. Palästinenser protestierten dagegen, indem sie Steine
warfen und Reifen in Brand setzten; auch über Schusswechsel wurde
berichtet. Ein Palästinenser wurde erschossen und 35 weitere verletzt,
drei durch scharfe Munition, die israelische Streitkräfte abschossen.
Ein Krankenwagen wurde bei dem Versuch, die Verletzten zu bergen,
beschädigt, und drei Palästinenser wurden verhaftet. Dadurch steigt
die Gesamtzahl der Palästinenser, die im Jahre 2022 von israelischen
Streitkräften, die israelische Siedler zu dieser Stätte begleiteten,
getötetet wurden, auf sieben.
•
Israelische Streitkräfte töteten weitere vier
Palästinenser, darunter drei Kinder, und verletzten 12 weitere in Jenin,
Bethlehem und Nablus. Am 2. Januar drangen israelische Truppen im
Dorf Kafr Dan (Jenin) ein und setzten Sprengstoff ein, um die Häuser von
zwei Palästinensern, die am 14. September einen israelischen Soldaten am
Al Jalama-Kontrollpunkt in Jenin getötet hatten und bei dem
darauffolgenden Schusswechsel getötet wurden, strafrechtlich zu
zerstören. Bei der Operation in Kafr Dan, die über 24 Stunden andauerte,
schossen israelische Streitkräfte mit scharfer Munition und
Tränengaskanistern, und Palästinenser warfen Steine und
Molotow-Cocktails. Zwei Palästinenser, im Alter von 22 und 17 Jahren,
wurden erschossen und zehn weitere verletzt, sechs von ihnen durch
scharfe Munition. Am 3. und 5. Januar führten israelische Streitkräfte
Fahndungs- und Verhaftungsoperationen im Flüchtlingslager von Ad
Duheisha (Bethlehem) und Balata (Nablus) durch. Bei beiden Operationen
kam es zu Konfrontationen zwischen Palästinensern und israelischen
Streitkräften, bei dem letzteren Zwischenfall auch zu einem
Schusswechsel. Das Ergebnis war, dass ein 15- und ein 16-jähriger
Palästinenser getötet wurden. Zwei weitere wurden durch scharfe
Munition verletzt und drei Personen verhaftet. In der Berichtszeit
führten israelische Streitkräfte 202 Fahndungs- und
Verhaftungsoperationen durch und verhafteten 315 Palästinenser, darunter
mindestens 30 Kinder.
•
Insgesamt wurden 394 Palästinenser, darunter mindestens
40 Kinder, durch israelische Streitkräfte in der gesamten Westbank
verletzt. Bei 11 Demonstrationen wurde von 210 (55 Prozent)
Verletzten berichtet. 205 Verletzungen erfolgten bei Demonstrationen
gegen die Ausweitung von Siedlungen und die siedlungsbedingten
Zugangsbeschränkungen in der Nähe von Kafr Qaddum (Qalqilya), Beit Dajan
(Nablus) sowie Umm ad Daraj im Süden von Hebron. Fünf Verletzte wurden
bei anderen Demonstrationen, die in Solidarität mit der Familie eines
palästinensischen Gefangenen stattfanden, der in israelischer Haft am
20. Dezember verstorben war, verzeichnet. Sie verlangten von den
israelischen Behörden die Herausgabe der von den israelischen
Streitkräften einbehaltenen Leichen der getöteten Palästinenser. 34
weitere Verletzungen wurden bei dem oben erwähnten Zwischenfall in der
Nähe von Josefs Grab verzeichnet; über 140 wurden bei Fahndungs- und
Verhaftungsoperationen und anderen von israelischen Streitkräften
ausgeführten Operationen verzeichnet und zehn bei einer strafbedingten
Zerstörung in Kafr Dan (Jenin) (siehe unten). Insgesamt wurden 318
Palästinenser aufgrund der Einatmung von Tränengas behandelt, 36 mit
scharfer Munition beschossen, 21 mit gummi-ummantelten Stahlkugeln, fünf
wurden brutal angegriffen, einer wurde von einer Blendgranate, vier von
Tränengaskanistern und neun von Schrapnell getroffen.
•
Israelische Siedler verletzten bei acht Zwischenfällen
zwanzig Palästinenser, darunter fünf Kinder und sieben Frauen, und
Personen, von denen man annimmt oder weiß, das es sich um israelische
Siedler handelt, verursachten Schäden an palästinensischem Eigentum bei
weiteren 24 Zwischenfällen. Außer den 35 Palästinensern, die von
israelischen Streitkräften bei dem vorgenannten mit Siedlern in
Verbindung stehendem Zwischenfall bei Josefs Grab verletzt wurden,
wurden 13 Palästinenser, darunter ein 18 Monate altes Baby und zwei
weitere Kinder, von israelischen Siedlern bei vier Zwischenfällen am
23., 28. und 29. Dezember, auf den Hauptstraßen in der Nähe der Stadt
Huwwara und dem Dorf Osarin (beide in Nablus) verletzt, als Siedler
Steine auf palästinensische Kraftfahrzeuge warfen. Am 20. Dezember
wurden zwei Kinder brutal angegriffen und verletzt, als israelische
Siedler in einen öffentlichen Park im Al Mazra’a al Qabaliya-Dorf
(Ramallah) eindrangen und auf die Kinder einschlugen, auch mit Stöcken.
Am 25. Dezember sowie am 7. und 9. Januar griffen israelische Siedler
Palästinenser im Wadi al Joz-Gebiet von Ostjerusalem und in Khallet al
Louza (Bethlehem) brutal, auch mit Stöcken, an und verletzten vier von
ihnen, darunter zwei Frauen. Außerdem beschädigten sie mindestens drei
palästinensische Häuser und Kraftfahrzeuge. Bei acht weiteren
Zwischenfällen wurde an etwa 400 Olivenbäumen auf palästinensischen Land
bei Sinjil und Al Mughayir (beide in Ramallah), Jit, Kafr Thulth,
Immatin, Azzun, und Hajja (alle in Qalqiliya), und Mantiqat Shi’b al
Butum (Hebron), in der Nähe von israelischen Siedlungen, Vandalismus
verübt, darunter auch in Gebieten, für deren Zugang die Palästinenser
die Genehmigung des israelischen Militärs benötigen (gemeinhin als
„vorherige Koordinierung“ bezeichnet). In weiteren sieben Fällen warfen
Personen, von denen man annimmt oder weiß, dass es sich um israelische
Siedler handelt, Steine auf palästinensische Fahrzeuge und beschädigten
mindestens zehn von ihnen. Weiteres palästinensisches Eigentum wurde bei
zehn Zwischenfällen in Nablus selbst oder dessen Nähe, in dem H2-Gebiet
von Hebron, Tulkarm, und Salfit beschädigt; wie Augenzeugen und
Gemeindequellen vor Ort aussagten, waren darunter auch
landwirtschaftliche Strukturen, Stein- und Metallzäune sowie
Überwachungskameras und Ernteerzeugnisse.
•
Ein israelischer Siedler und ein israelischer Sanitäter
wurden verletzt und mindestens fünf Fahrzeuge mit israelischen
Kennzeichen bei fünf Zwischenfällen beschädigt, als Personen, von denen
man annimmt oder weiß, dass es Palästinenser sind, Steine auf Fahrzeuge
mit israelischen Kennzeichen, die auf den Straßen der Westbank fuhren,
laut israelischen Quellen geworfen haben. Die Zwischenfälle
ereigneten sich auf Straßen in der Nähe von Bethlehem, Ramallah und
Jerusalem.
•
Die israelischen Behörden zerstörten, beschlagnahmten
oder zwangen Menschen, 66 Strukturen in Ostjerusalem und im Gebiet C der
Westbank, darunter elf Häuser, aufgrund fehlender israelischer
Genehmigungen, die so gut wie unmöglich zu erhalten sind, zu zerstören.
21 der Strukturen wurden von Gebern als humanitäre Hilfe bereitgestellt.
Das Ergebnis war, dass 53 Palästinenser, darunter 21 Kinder, vertrieben
wurden und die Lebensgrundlagen von mehr als 700 weiteren gefährdet
waren. 61 der Strukturen lagen im Gebiet C, darunter drei Strukturen,
die auf der Militäranordnung 1797 basieren, die einen
96-Stunden-Bescheid und sehr begrenzte rechtliche
Einspruchsmöglichkeiten gegen eine Zerstörung bietet. Die verbleibenden
fünf Strukturen wurden in Ostjerusalem zerstört, darunter drei, die von
ihrem Eigentümer selbst zerstört wurden, um die Zahlung von Gebühren an
die israelischen Behörden zu vermeiden. In einem anderen Zwischenfall
beschlagnahmten die israelischen Behörden am 27. Dezember zwei
Wassercontainer und zwei landwirtschaftliche Traktoren der
Herdengemeinde von Hammamat al Maleh im Jordantal (Tubas), als sie
Wasser der Ein al Hilweh-Wasserquelle schöpften. Die Quelle, die für den
Hausgebrauch und die Viehzucht in dem Gebiet die Hauptquelle ist, liegt
auf dem Land, das als „Schießzone“ für israelisches Militärtraining
bezeichnet wird und wo der Zutritt für Palästinenser von den
israelischen Behörden verboten ist. Hammamat al Maleh ist eine der
schwächsten Gemeinden der Westbank, mit begrenztem Zugang zu Bildung und
Gesundheitsdiensten und zu Wasser, Sanitär und elektrischer
Infrastruktur.
•
Am 2. Januar 2023 überfielen israelische Streitkräfte
das Dorf Kafr Dan (Jenin), im Gebiet B, und zerstörten strafbedingt zwei
Etagenhäuser und eine landwirtschaftliche Struktur von Familien, deren
Mitglieder einen israelischen Soldaten im September 2022 getötet hatten.
Nachbarhäuser wurden beschädigt. Die vertriebenen Familien bestehen aus
17 Personen, darunter zwei Kinder. Zwei Palästinenser wurden bei der
Operation (siehe oben) getötet. 2022 wurden elf Häuser und drei weitere
Strukturen aus strafrechtlichen Gründen zerstört, im Vergleich zu drei
Strukturen im Jahre 2021. Strafbedingte Zerstörungen sind eine Form von
kollektiver Bestrafung, da sie auf die Familien eines Täters oder
angeblichen Täters zielen, und als solche nach dem Völkerrecht illegal
sind.
•
Israelische Streitkräfte blockierten die Haupteingänge
von drei Dörfern, wodurch der Zugang zu Lebensgrundlagen und
Dienstleistungen für Tausende von Palästinensern unterbrochen war.
Am 23. und 24. Dezember und am 8. Januar schränkte die israelische Armee
die Bewegung von mehr als 15.000 Palästinensern ein, indem sie die
Straßentore an den Eingängen von Azzun (Qalqiliya), Madama (Nablus) und
Tuqu’ (Bethlehem) schlossen. Der ehemalige Standort wurde für einige
Stunden geschlossen, wobei die letzteren beiden bis zum Ende der
Berichtszeit geschlossen blieben. Alle Schließungen wurden angeblich als
Reaktion auf das palästinensische Steinewerfen auf Fahrzeuge von
israelischen Siedler durchgeführt.
•
Im Gazastreifen eröffneten israelische Streitkräfte bei
mindestens 50 Gelegenheiten ein Warnfeuer in der Nähe des Gazastreifens
in der Nähe des Trennzaunes vor der Küste, angeblich, um
Zugangsbeschränkungen durchzusetzen; ein Haus erlitt einen leichten
Schaden und niemand wurde verletzt. In zwei Fällen ebneten
israelische Militärbulldozer Land innerhalb Gazas in der Nähe des
Trennzaunes, im Osten von Gaza Stadt und im Osten von Khan Younis eins.
In einem anderen Fall verhafteten israelische Streitkräfte einen
Palästinenser aus Gaza, als er über den Erez-Übergang ausreiste. Am 3.
Januar wurde angeblich eine Rakete aus dem Gazastreifen abgefeuert, die
neben dem Trennzaun in der Enklave landete. Über Verletzungen oder
Schäden wurde nichts berichtet.
Dieser Bericht gibt die Informationen weiter, die zur Zeit der
Veröffentlichung verfügbar sind. Die aktuellsten Daten und weitere
Geschehnisse sind verfügbar unter: ochaopt.org/data.
Quelle
(übersetzt von Inga Gelsdorf)
|
OCHA- Schutz von Zivilpersonen
Bericht über
den Schutz von Zivilpersonen vom 6. - 19. Dezember
2022
22. Dez. 2022
Jüngste
Entwicklungen (außerhalb der Berichtszeit)
Ersten Informationen lokaler Quellen
aus der Gemeinde zufolge wurde ein Palästinenser am 21. Dezember getötet
und mindestens 26 Palästinenser bei Zusammenstößen von Palästinensern
mit israelischen Streitkräften verletzt. Sie wurden ausgelöst, als
israelische Siedler Josefs Grabstätte (Nablus) besuchten.
(Mehr Einzelheiten zu dem oben genannten
Vorfall im nächsten Bericht)
Besondere
Ereignisse aus der Berichtszeit
Israelische Streitkräfte töteten bei zwei Fahndungs- und
Verhaftungsoperationen in Jenin vier Palästinenser, darunter ein
Mädchen. Am 8. Dezember führten
israelische Streitkräfte eine Durchsuchungs- und Verhaftungsoperation im
Morgengrauen in der Stadt Jenin und im Flüchtlingslager Jenin durch,
wobei ein Schusswechsel mit Palästinensern erfolgte: drei Palästinenser
wurden getötet und zwei weitere verletzt, einer von ihnen durch scharfe
Munition, ein Krankenwagen wurde beschädigt, angeblich durch das Feuer
israelischer Streitkräfte und drei Personen wurden verhaftet.
Israelischen Medien zufolge, die das israelische Militär zitierten,
waren alle drei Todesopfer bewaffnet und an dem Schusswechsel beteiligt,
eine Behauptung, die von Augenzeugen und Menschenrechtsorganisationen
bestritten wird. Sie behaupten, keiner der drei sei in die
Auseinandersetzungen involviert gewesen. Am 11. Dezember führten
israelische Undercover-Streitkräfte eine weitere Fahndungs- und
Verhaftungsoperation im Flüchtlingslager Jenin durch und verhafteten
drei Palästinenser. Ein Schusswechsel erfolgte mit Palästinensern, wobei
ein 15jähriges palästinensisches Kind, das auf dem Dach seines Hauses
stand, durch scharfe Munition in Kopf und Brust getötet wurde. Drei
weitere Palästinenser wurden verletzt. Laut dem israelischen Militär
wurde das Mädchen versehentlich erschossen. Somit steigt die Gesamtzahl
der Palästinenser, die bei Fahndungs- und Verhaftungsoperationen der
israelischen Streitkräfte in der gesamten Westbank getötet wurden auf 75
bis heute in diesem Jahr, darunter 16 Kinder. Insgesamt führten die
israelischen Streitkräfte in der Berichtszeit 144 Fahndungs- und
Verhaftungsoperationen durch und verhafteten 251 Palästinenser, darunter
mindestens 24 Kinder.
Israelische Streitkräfte töteten zwei weitere Palästinenser, darunter
ein Junge, bei zwei weiteren Zwischenfällen in der gesamten Westbank.
Am 7. Dezember eröffnete ein
Palästinenser das Feuer auf einen israelischen Militärposten in der Nähe
der Ofra-Siedlung (Ramallah). Er wurde nach einer Hetzjagd und einem
Schusswechsel zwischen ihm und israelischen Streitkräften erschossen. Am
8. Dezember wurde ein 16jähriger Palästinenser durch scharfe Munition,
die israelische Streitkräfte auf der Route 465 in der Nähe des Dorfes
Abud (Ramallah) abfeuerten, getötet. Israelischen Quellen zufolge
eröffneten die Soldaten das Feuer auf fünf Palästinenser, die angeblich
Steine und Farbbehälter auf Fahrzeuge von israelischen Siedlern, die auf
der Route 465 fuhren, geschleudert hatten, eine Behauptung, der
Augenzeugen widersprachen. Bei demselben Zwischenfall wurden drei
Palästinenser mit scharfer Munition verletzt, wobei einer von ihnen von
israelischen Streitkräften verhaftet wurde.
In
der gesamten Westbank wurden insgesamt 171 Palästinenser von
israelischen Streitkräften verletzt, darunter mindestens 44 Kinder.
Die meisten Verletzungen (116 oder 68 Prozent) wurden im Gouvernement
Nablus verzeichnet. Insgesamt wurden 126 Palästinenser aufgrund der
Einatmung von Tränengas behandelt, 12 wurden von gummi-ummantelten
Stahlkugeln getroffen, 23 mit scharfer Munition beschossen, vier brutal
angegriffen, zwei wurden durch Schrapnell verletzt und durch
Pfefferspray und vier wurden von Tränengaskanistern getroffen. Von den
Verletzten waren 22 in Zwischenfälle mit israelischen Siedlern
involviert, weitere 101 Verletzungen wurden bei Militäroperationen und
Zusammenstößen verzeichnet, darunter Fahndungs- und
Verhaftungsoperationen. Die verbleibenden 48 Palästinenser zogen sich
die Verletzungen bei Demonstrationen gegen die Ausweitung von Siedlungen
und siedlungsbedingten Zugangsbeschränkungen in der Nähe von Kafr Qaddum
(Qalqilya), Beit Dajan (Nablus), und An Nabi Salih (Ramallah) zu. Bei
zwei Zwischenfällen, am 9. und 16. Dezember, verletzten israelische
Streitkräfte 74 Palästinenser, darunter drei durch scharfe Munition, als
Unruhen in der Nähe eines Militärkontrollpunktes am Eingang zum Dorf
Osarin (Nablus) ausbrachen. Palästinenser warfen Steine auf die
Streitkräfte, die in der Nähe des Kontrollturms stationiert waren und
die Letzteren reagierten mit scharfer Munition und gummi-ummantelten
Stahlkugeln.
Israelische Siedler verletzten sechs Palästinenser, darunter ein Kind,
bei sechs Zwischenfällen, und Personen, von denen man annimmt oder weiß,
dass es sich um israelische Siedler handelt, verursachten Schäden an
palästinensischem Eigentum in 20 Fällen.
Außer den 22 Palästinensern, die von israelischen Streitkräften in
siedlerbedingten Vorfällen verletzt wurden, wurden sechs Palästinenser
von israelischen Siedlern verletzt. Am 16. Dezember wurde ein 16jähriger
Junge brutal angegriffen und verletzt, als circa 50 israelische Siedler,
angeblich aus der Yitzhar-Siedlung, in das Dorf Madama (Nablus)
eindrangen und Steine auf palästinensische Häuser und Fahrzeuge warfen.
Bei demselben Zwischenfall feuerten israelische Streitkräfte
Tränengaskanister ab und verletzten acht weitere Palästinenser. Bei drei
Zwischenfällen am 7., 9. und 14. Dezember wurden drei Palästinenser
verletzt, als israelische Siedler Steine auf deren Autos in der Nähe
von Huwwara und Madama, beide in Nablus, warfen. Am 9. und 15. Dezember
griffen israelische Siedler, angeblich aus den Siedlungen Efrata und Sde
Boaz, palästinensische Landwirte aus Khirbet An Nahla und Al Khadr
(Bethlehem) an und verletzten zwei von ihnen. Bei acht weiteren
Zwischenfällen in der Nähe von Turmus’ayya (Ramallah), Jit (Qalqiliya),
Urif, Madama und Beit Dajan (alle in Nablus), Yasuf (Salfit), Tuqu’
(Bethlehem), und Mantiqat Shi’ al Butum (Hebron) wurde laut Quellen aus
Gemeinden vor Ort an etwa 900 Olivenbäumen auf Ländereien der
Palästinenser in der Nähe israelischer Siedlungen, wo in manchen
Gebieten Genehmigungen des israelischen Militärs für den Zugang der
Palästinenser erforderlich ist (gemeinhin als „vorherige Koordinierung“
bezeichnet) Vandalismus verübt. Außerdem wurde palästinensisches
Eigentum beschädigt und Vieh verletzt in sieben Fällen, bei Qalqiliya,
Nablus, Hebron und Bethlehem; Schäden an Eigentum: 12 Fahrzeuge,
landwirtschaftliche Strukturen, zwei Wassertanks und Steinzäune.
Ein
israelischer Siedler wurde verletzt und Schäden an mindestens sechs
Fahrzeugen mit israelischem Kennzeichen wurden in sechs Fällen
verzeichnet, als Personen, von denen man
annimmt oder weiß, dass es sich um Palästinenser handelt, angeblich
laut israelischen Quellen Steine auf israelische Fahrzeuge schleuderten,
die auf den Straßen der Westbank fuhren. Bei einem weiteren Zwischenfall
wurde ein israelisches Fahrzeug beschädigt, nachdem Palästinenser
angeblich auf das Fahrzeug in der Nähe von Nablus geschossen haben.
Außerdem verhafteten israelische Streitkräfte am 8. Dezember laut
israelischen Medienquellen einen Palästinenser aus dem Dorf Silwad,
nachdem er einen israelischen Motorradfahrer mit seinem Fahrzeug in der
Stadt Tel Aviv (Israel). gerammt und verletzt hatte. Israelischen Medien
zufolge gab der Palästinenser zu, das Fahrzeug absichtlich gerammt zu
haben. Die Behauptung wurde von der Familie des Palästinensers
zurückgewiesen, mit der Behauptung, das Geständnis sei unter Druck
während der Ermittlung erzwungen worden.
Die
israelischen Behörden zerstörten, beschlagnahmten oder zwangen die
Menschen zur Selbstzerstörung von 57 Strukturen in Ostjerusalem und im
Gebiet C der Westbank, darunter 17
Häuser, aufgrund nicht vorhandenen israelischen Baugenehmigungen, die so
gut wie gar nicht zu erhalten sind. Dreizehn der Strukturen wurden von
Gebern als humanitäre Hilfe bereitgestellt. Das Ergebnis war, dass 44
Palästinenser, darunter 22 Kinder, vertrieben wurden, und der
Lebensunterhalt von fast 2.000 weiteren beeinträchtigt war. 46 der
Strukturen lagen im Gebiet C, darunter zwei Strukturen, die nach der
Militäranordnung 1797 zerstört wurden, die nur einen Bescheid von 96
Stunden und sehr begrenzte Gründe für einen rechtlichen Einspruch gegen
den Abriss bietet. Am 6. Dezember beschlagnahmten die israelischen
Streitkräfte zwei von Gebern finanzierte Zelte und eine Latrineneinheit
in Isfey al Fauqa (Hebron), in einem Gebiet, das von den israelischen
Behörden als „Schießzone 918“ klassifiziert wurde. Diese Strukturen
wurden bereitgestellt als Antwort auf den Abriss der Gemeindeschule
wegen nicht vorhandener Baugenehmigungen am 23. November 2022. Die
Schule diente 21 Studenten aus drei Gemeinden im südlichen Hebron. Die
verbleibenden sieben Strukturen wurden in Ostjerusalem zerstört,
darunter eine, die von dem Eigentümer in Al ‘Isawiya selbst zerstört
wurde, um die Zahlung von Abrissgebühren an die israelischen Behörden zu
vermeiden.
Am 18.
Dezember deportierten die israelischen Behörden einen palästinensischen
Rechtsanwalt, der in Administrativhaft,
ohne Gerichtsverfahren, seit dem 7. März 2022 gehalten wurde. Der
Ostjerusalemer Rechtsanwalt besitzt die französische
Staatsangehörigkeit, weshalb er nach Frankreich deportiert wurde; sein
permanente Aufenthaltsgenehmigung wurde wegen eines nicht spezifizierten
„Treubruches gegenüber dem Staat Israel“ widerrufen.
In
der Berichtszeit führten die israelischen Streitkräfte an drei
aufeinanderfolgenden Tagen (13. – 15. Dezember) eine Militärübung in
Masafer Yatta, im südlichen Hebron, durch.
Dieses Gebiet wurde von den israelischen Behörden als „Schießzone“ für
gesperrt deklariert. Die Übung, die gepanzerte Fahrzeuge, aber keine
scharfe Munition einschloss, verhinderte den Zugang der Palästinenser zu
den Grunddienstleistungen. Das ist das dritte Mal seit Jahresbeginn,
dass solche Aktivitäten in diesem Gebiet stattfinden, in dem mehr als
1.000 Palästinenser, darunter 560 Kinder, in 13 Hirtengemeinden in
Masafer Yatta leben. Solche Praktiken sind Teil des zwanghaften
Umfeldes, wodurch die Palästinenser gezwungen werden, ihre Gemeinden zu
verlassen und was eine zwanghafte Überführung ergeben könnte.
Im
Gazastreifen eröffneten in mindestens 39 Fällen israelische Streitkräfte
ein Sperrfeuer in der Nähe von Israels Trennzaun
oder vor der Küste, vermutlich, um
Zugangsbeschränkungen durchzusetzen. Keine Verletzungen oder Schäden
wurden verzeichnet. In drei Fällen ebnete das israelische Militär in der
Nähe des Trennzaunes im Osten von Gaza und Rafah Land innerhalb Gazas
mit Bulldozern ein.
Dieser Bericht spiegelt die zur Zeit des
Berichtes verfügbaren Informationen wider. Die aktuellsten Daten und
mehr Ereignisse siehe unter: ochaopt.org/data.
Quelle
(übersetzt von Inga Gelsdorf)
OCHA- Schutz von Zivilpersonen
Bericht v. 22. November – 5. Dezember 2022
Jüngste Entwicklungen
(außerhalb der Berichtszeit)
Laut einer ersten Information von Quellen
der örtlichen Gemeinde und Medien wurden sechs Palästinenser, darunter
zwei Kinder, zwischen dem 7. und 11. Dezember getötet.
Am 7. Dezember soll ein Palästinenser das
Feuer auf einen israelischen Militärposten in der Nähe der Ofra-Siedlung
eröffnet haben. Nach einer Hetzjagd und einem Schusswechsel wurde er von
israelischen Streitkräften getötet (Ramallah).
Am 8. Dezember fand ein Schusswechsel
zwischen israelischen Streitkräften und Palästinensern im
Jenin-Flüchtlingslager statt, bei dem drei Palästinenser getötet wurden.
Am selben Tag erschossen die israelischen Streitkräfte ein Kind bei
Zusammenstößen in der Nähe des Dorfes Abud (Ramallah).
Am 11. Dezember wurde ein 15jähriges
palästinensisches Kind durch scharfe Munition bei einer Fahndungs- und
Verhaftungsoperation, bei der ein Schusswechsel zwischen israelischen
Streitkräften und Palästinensern im Zentrum der Stadt Jenin erfolgte,
erschossen. (Mehr Einzelheiten zu den oben genannten Ereignissen
folgen im nächsten Bericht).
Besondere
Ereignisse während der Berichtszeit
•
Dreizehn Palästinenser und zwei Israelis wurden getötet
und 307 Palästinenser und 21 Israelis in den besetzten palästinensischen
Gebieten und in Westjerusalem während der Berichtszeit verletzt.
Gemessen am monatlichen
Durchschnitt war 2022 das tödlichste Jahr für die Palästinenser in der
Westbank,
seidem die Vereinten Nationen mit der Aufzeichnung der Todesopfer
systematisch 2005 begonnen haben.
•
Israelische Streitkräfte töteten sieben Palästinenser
bei Fahndungs- und Verhaftungsoperationen, und einer erlag Verletzungen,
die er bei einem früheren Einsatz erlitten hatte.
Am 23. November erlag ein Palästinenser
den Verletzungen, die er am 24. Juli bei einer Fahndungs- und
Verhaftungsoperation sowie einem Schusswechsel zwischen israelischen
Streitkräften und Palästinensern in der Altstadt von Nablus erlitten
hatte.
Am 28. November wurde ein Palästinenser,
der vor seinem Haus stand, von israelischen Streitkräften getötet, als
Zusammenstöße zwischen Palästinensern und israelischen Streitkräften in
Beit Ummar (Hebron) ausbrachen. Bei dem gesamten Vorfall wurden 18
Palästinenser verletzt, neun von ihnen durch scharfe Munition, ein
Krankenwagen wurde beschädigt, und die israelischen Streitkräfte
stürmten ein Krankenhaus und verhafteten einen Arzt, der die Verletzten
behandeltete.
Am 29. November wurden zwei Palästinenser
(Brüder) durch scharfe Munition getötet, vier verletzt und weitere vier
von israelischen Streitkräften verhaftet, als Unruhen ausbrachen bei
einer Fahndungs- und Verhaftungsoperation im Dorf Kafr Ein (Ramallah).
Erstinformationen besagten, dass einer der Brüder einen Molotow-Cocktail
in der Hand hielt, als er erschossen wurde.
Am 30. November wurde ein Palästinenser
(Unbeteiligter) getötet, ein weiterer verletzt und einer von
israelischen Streitkräften bei einer Fahndungs- und
Verhaftungsoperation, bei der ein Schusswechsel erfolgte, in der Stadt
Ya’bad (Jenin) verhaftet.
Am 1. Dezember wurden zwei Palästinenser,
die dem Islamischen Jihad und den Al Aqsa-Märtyrer-Brigaden angehörten,
getötet, zwei verletzt und vier bei einem Schusswechsel zwischen
Palästinensern und israelischen Undercover-Einheiten, die eine
Fahndungs- und Verhaftungsoperation im Flüchtlingscamp von Jenin
durchführten, verhaftet.
Am 5.Dezember wurde ein Palästinenser
durch scharfe Munition, die israelische Streitkräfte bei einer
Fahndungs- und Verhaftungsoperation im Ad Duheisha-Flüchtlingslager
(Bethlehem) abfeuerten, getötet.
•
Israelische Streitkräfte töteten fünf Palästinenser bei
vier weiteren Vorfällen in der gesamten Westbank. Am 22. November
erschossen israelische Streitkräfte einen 16jährigen Palästinenser und
verletzten 110 weitere, davon 10 durch scharfe Munition, bei
Zusammenstößen, einschließlich Steinewürfen und Schusswechseln zwischen
Palästinensern und israelischen Streitkräften, die ausbrachen, als
Dutzende von Siedlern in die Heilige Stätte von Josefs Grab in Nablus
City drangen.
Am 23. November erlag ein Palästinenser
seinen Verletzungen, die er bei diesem Vorfall erlitten hatte.
Am 29. November überfuhr und verletzte
ein Palästinenser eine israelische Soldatin in der Nähe der Kochav
Ya’akov-Siedlung, im Norden von Jerusalem; daraufhin wurde er von
israelischen Streitkräften verfolgt und in der Nähe eines
Kontrollpunktes getötet, der in die Stadt Ramallah führt. Ebenso wurde
ein Palästinenser durch scharfe Munition getötet, die israelische
Streitkräfte bei Zusammenstößen, die im Dorf Al Mughayyir (Ramallah)
ausbrachen, als israelische Streitkräfte Abrissbescheide für Strukturen
der Palästinenser ausstellten, abfeuerten.
Am 2. Dezember wurde ein Palästinenser
von einem israelischen Grenzpolizeibeamten in der Stadt Huwwara (Nablus)
getötet. Video-Aufnahmen beweisen, dass der israelische Offizier einen
Palästinenser im Schwitzkasten hielt und zwei andere Männer versuchten,
ihn zu befreien. Der Offizier entfernte sich mit dem Palästinenser, der
nach dem Gewehr des Offiziers griff. Es fiel zu Boden. Der Offizier
feuerte viermal mit seiner Pistole auf ihn. Sowohl palästinensische als
auch israelische Quellen berichten, dass der Palästinenser zuerst von
einem Israeli, der durch Huwwara fuhr, angeschossen wurde. Israelischen
Quellen zufolge wollte der Mann ein israelisches Auto aufbrechen, bevor
der Fahrer (ein israelischer Soldat außer Dienst) auf ihn schoss,
woraufhin der Palästinenser einen weiteren Beamten der israelischen
Streitkräfte mit dem Messer angriff. Palästinensischen Augenzeugen
zufolge versuchte der Mann, der in einen Streit mit dem im Auto
sitzenden israelischen Siedler verwickelt war, die Türe des Fahrzeugs zu
öffnen und wurde dabei von dem Siedler angeschossen und verwundet. Nach
dem zweiten Schuss, so fügten die Zeugen hinzu, sei dem Mann
medizinische Behandlung circa 20 Minuten lang verwehrt worden. Bei den
daraufhin folgenden Zusammenstößen zwischen palästinensischen
Steinewerfern und israelischen Streitkräften trugen 16 Palästinenser
Verletzungen davon.
•
Zwei Israelis wurden in Westjerusalem getötet. Am
23. November wurde ein 15jähriger, wie Magen David Adom berichtet,
getötet und 14 weitere verletzt, als zwei Sprengsätze in der Nähe der
Bushaltestellen in Westjerusalem und in der Nähe der Ramot-Siedlung in
Ostjerusalem, vermutlich bei einem palästinensischen Angriff,
explodierten. Einer der verletzten Israelis erlag am 26. November seinen
Verletzungen.
•
Insgesamt wurden 299 Palästinenser, darunter 17 Kinder,
durch israelische Streitkräfte in der gesamten Westbank verletzt.
Die meisten Verletzungen (177 oder 59 Prozent) wurden im Gouvernement
Nablus verzeichnet. Insgesamt wurden 203 Palästinenser aufgrund der
Einatmung von Tränengas behandelt, 45 wurden durch gummi-ummantelte
Stahlkugeln verletzt, auf 34 wurde mit scharfer Munition geschossen, 10
wurden mit Pfefferspray besprüht, drei brutal angegriffen, drei durch
Schrapnell verletzt und einer von einem Tränengaskanister getroffen; 136
Verletzte bei Zwischenfällen mit israelischen Siedlern, 93 bei
Militäroperationen und Zusammenstößen, darunter Fahndungs- und
Verhaftungsoperationen, 68 bei Demonstrationen gegen die Ausweitung von
Siedlungen und gegen siedlungsbedingte Einschränkungen, einer bei einem
Abriss und einer bei seinem Versuch, durch eine Lücke im Trennzaun zu
seinem Arbeitsplatz in Israel zu gelangen. Bei einem der Zwischenfälle,
am 24. November, schossen israelische Streitkräfte auf 19
palästinensische Studenten der Palästinensischen Technischen Universität
in Tulkarm City und verletzten sie, drei von ihnen mit scharfer
Munition, als Unruhen am nahegelegenen Trennzaun-Kontrollpunkt
ausbrachen. Außerdem wurden zwei israelische Grenzpolizeibeamte
verletzt, als Palästinenser Steine auf die israelischen Streitkräfte
am Eingang zum Ayda-Flüchtlingslager (Bethlehem) warfen.
•
Acht Palästinenser und vier israelische
Siedler erlitten Verletzungen bei Fällen, in die Siedler involviert
waren. Außer den 136
Palästinenser, die bei Zwischenfällen mit Siedlern von israelischen
Streitkräften verletzt wurden, wurden acht Palästinenser von
israelischen Siedlern verletzt. Am 23. November griffen israelische
Siedler brutal eine palästinensische Frau in der Nähe von Khallet
Sakariya (Bethlehem) an und verletzten sie.
Am 24. November wurde ein Palästinenser
verletzt, als israelische Siedler Steine auf sein Fahrzeug in der Stadt
Huwwara (Nablus) warfen.
Am 29. November wurden ein dreijähriges
palästinensisches Kind, eine schwangere Frau und zwei weitere
Palästinenser verletzt (einer durch Steine und drei durch Pfefferspray),
als israelische Siedler in das Dorf Al Mughayyir einfielen und Steine
auf palästinensische Häuser und Fahrzeuge warfen. Zuvor sollen
israelische Siedler aus der Adei Ad-Siedlung palästinensische Landwirte
aus Al Mughayyir angegriffen und einen Palästinenser verletzt haben,
sowie Erntegeräte in einem Gebiet an sich genommen haben, wo der Zugang
der Landwirte eine vorherige Koordinierung mit dem israelischen Militär
erfordert.
Am 1. Dezember griffen israelische
Siedler ein 17jähriges Kind im Gebiet H2 der Stadt Hebron an und
verletzten es.
In der Berichtszeit warfen Menschen, von
denen man annimmt oder weiß, dass es sich um Palästinenser handelt,
Steine auf israelische Fahrzeuge, die auf den Straßen der Gouvernements
Ramallah und Jerusalem fuhren. Dabei wurden vier israelische Siedler
verletzt und Fahrzeuge beschädigt.
•
Israelische Streitkräfte verriegelten eine Stadt
rundherum und blockierten die Haupteingänge zu vier Dörfern, wodurch
Tausenden von Palästinensern der Zugang zu Lebensunterhalt und
Dienstleistungen verwehrt wurde.
Am 22. November errichtete die
israelische Armee Erdwälle an zwei Kreuzungen im Gebiet B der Stadt
Huwwara (Nablus), wodurch die Bewegungsfreiheit von mindestens 7.000
Palästinensern fünf Tage lang eingeschränkt wurde, angeblich als
Reaktion auf Steinewürfe der Palästinenser auf Fahrzeuge von
israelischen Siedlern.
Am 22., 25. und 30. November schränkte
die israelische Armee die Bewegung(sfreiheit) von mehr als 12.000
Palästinensern ein, indem sie die Eingänge zu den Dörfern Majdal Bani
Fadil und Qusra (beide in Nablus), zwei Tag lang beschränkte und die
Straßentore zum Eingang des Dorfes Haris (Salfit) drei Stunden lang
schloss, angeblich als Reaktion auf Steinwürfe von Palästinensern auf
Siedlerfahrzeuge.
Am 3. Dezember blockierte die israelische
Armee auf den Vorfall in Huwwara (siehe oberhalb) hin den Eingang zum
Dorf Osarin (Nablus), was die Bewegungsfreiheit von mindestens 2000
Palästinensern behinderte. Seit Anfang 2022 wurden in der gesamten
Westbank fast 70 ständige oder temporäre neue Absperrungen verzeichnet.
•
Die israelischen Behörden zerstörten, beschlagnahmten
oder zwangen die Menschen zur Zerstörung von 58 Strukturen, darunter 10
Wohnhäuser und eine Schule aufgrund fehlender von Israel ausgestellter
Genehmigungen. Fünf der Strukturen wurden von Gebern als humanitäre
Hilfe bereitgestellt. Als Ergebnis wurden 47 Palästinenser, darunter 27
Kinder, vertrieben und war der Lebensunterhalt von mehr als 160 weiteren
betroffen. 56 der Strukturen, die das Ziel (des Abrisses) waren, lagen
im Gebiet C, darunter fünf Strukturen, die auf der Militäranordnung 1797
basieren, die nur einen 96 Stundenbescheid bereitstellen, äußerst
begrenzte Möglichkeiten für einen rechtlichen Einspruch gegen den
Abriss. Außerdem wurden zwei Strukturen von ihren Eigentümern in
Ostjerusalem selbst zerstört, um die Zahlung von Gebühren an die
israelischen Behörden zu vermeiden.
•
Eine von Gebern finanzierte Schule wurde zerstört, und
eine andere erhielt einen Abrissbescheid, der gegen sie ausgestellt war,
in Hebron.
Am 23. November zerstörten die
israelischen Behörden die von Gebern finanzierte Isfey Al Faqua-Schule,
die 21 Studenten aus drei Gemeinden im Süden von Hebron diente. Isfey Al
Fauqa ist eine der 13 Hirtengemeinden, die aus circa 1.150 Menschen
bestehen, die Hälfte von ihnen sind Kinder, in einem Gebiet, das von den
israelischen Behörden als Schießzone 918 in Masafer Yatta klassifiziert
wurde.
Am 29. November stellten die israelischen
Behörden einen Abrissbefehl aus, mit einem 96 Stundenbescheid gegen eine
andere von Gebern finanzierte Schule in Khashem al Karem (Hebron).
Am 1. Dezember sicherten
Rechtshilfepartner eine einstweilige Verfügung gegen die Zerstörung,
die für 21 Tage gültig ist, solange keine zusätzliche Konstruktion an
der Schule in dieser Zeit stattfindet.
•
Im Gazastreifen eröffneten israelische Streitkräfte in
mindestens 33 Fällen ein Sperrfeuer in der Nähe des Trennzauns vor der
Küste, vermutlich, um Zugangsbeschränkungen durchzusetzen. Das
Ergebnis war, dass drei palästinensische Fischer verletzt, sechs
verhaftet und zwei Fischerboote beschlagnahmt wurde. Unabhängig davon
wurde am 3. Dezember ein Palästinenser von israelischen Streitkräften
verhaftet, als er versuchte, nach Israel ohne Genehmigung durch den
Trennzaun einzudringen. Außerdem wurde am 3. Dezember eine Rakete aus
Gaza abgefeuert, die auf einem freien Feld im Süden Israels landete;
keine Verletzungen oder Schäden wurden verzeichnet. Über Nacht führten
die israelischen Streitkräfte Luftangriffe gegen Gaza aus; Verletzungen
wurden keine verzeichnet.
Dieser Bericht spiegelt Informationen
wider, die zur Zeit der Veröffentlichung verfügbar waren. Die
aktuellsten Daten und weitere Ereignisse sind verfügbar unter:
ochaopt.org/data.
Quelle
(übersetzt von Inga Gelsdorf)
Bericht über den Schutz von Zivilpersonen
vom 8. - 21.
November 2022
Jüngste Entwicklungen
(außerhalb der Berichtszeit)
• Am 24. November wurde der Leichnam eines 17jährigen Israelis, der
Berichten zufolge bei einem Autounfall in Jenin am 23. November tödlich
verunglückt war, dem israelischen Militär übergeben, nachdem der
Leichnam aus dem Krankenhaus geholt worden und von einer
palästinensischen Gruppe im Flüchtlingslager von Jenin über 30 Stunden
lang festgehalten worden war.
• Am 23. November erschossen israelische Streitkräfte bei zwei separaten
Vorfällen zwei Palästinenser, darunter ein Kind, und verletzten 210
weitere bei Konfrontationen zwischen Palästinensern und israelischen
Streitkräften, die aufgrund eines Besuches von Josefs Grab durch
israelische Siedler in der Stadt Nablus ausgelöst wurden.
• Am 23. November erlag ein Palästinenser seinen Verletzungen, die er
durch Schüsse der israelischen Streitkräfte bei einer israelischen
Fahndungs- und Verhaftungsoperation in der Altstadt von Nablus am 24.
Juli 2022 erlitten hatte.
• Am 23. November gingen zwei Explosionen in der Nähe der
Bushaltestellen in Jerusalem hoch. Ein israelisches Kind wurde getötet
und 14 weitere verletzt. Infolgedessen fahndeten die israelischen
Streitkräfte nach potentiellen Verdächtigen in palästinensischen
Gemeinden.
• Am 23. November zerstörten die israelischen Behörden die von Gebern in
Massafer Yatta, im Süden von Hebron, finanzierte Isfey Al Faqua-Schule,
nachdem der Oberste Israelische Gerichtshof eine einstweilige Verfügung
gegen das Abrissverbot aufgehoben hatte. Die Schule diente 21 Schülern
aus drei verschiedenen Gemeinden. Isfey Al Faqua ist eine der 13
Hirtengemeinden, die in einem Gebiet liegen, das von dem israelischen
Militär zur „Schiesszone 918“ in Masafer Yatta bestimmt wurde, das die
Heimat von 1.150 Palästinensern ist, die Hälfte von ihnen sind Kinder.
(Weitere Einzelheiten über die oben erwähnten Vorfälle werden im
nächsten Bericht bereitgestellt)
Besondere Ereignisse in der Berichtszeit
• Fünf Palästinenser und drei Israelis wurden getötet, und weitere 146
Palästinenser sowie fünf Israelis wurden in der Westbank verletzt. Ein
weiterer israelischer Siedler erlag den Verletzungen, die er bei einem
palästinensischen Messerangriff in der Nähe des Dorfes Al Funduq (Qalqilya)
am 25. October 2022 erlitten hatte. Gemessen am monatlichen Durchschnitt
ist 2022 das tödlichste Jahr für Palästinenser in der Westbank, seitdem
die Vereinten Nationen 2005 damit begonnen haben, systematisch die Opfer
zu zählen, mit 127 getöteten Palästinensern dieses Jahr bis zu diesem
Zeitpunkt.
• Zwei Palästinenser, darunter ein Kind, wurden getötet und 60 weitere
von israelischen Streitkräften verletzt bei zwei verschiedenen Vorfällen
in der Westbank.
• Am 9. November wurde ein 15jähriger Palästinenser von scharfer
Munition getroffen, die israelische Streitkräfte abfeuerten, während der
selbstgebastelte Sprengsatz (IED), den er bei den gewalttägigen
Auseinandersetzungen in der Stadt Nablus angebracht haben soll,
explodierte. Dies geschah, als israelische Siedler und Mitglieder des
israelischen Parlaments Josefs Grab besuchten, was Auseinandersetzungen
zwischen Palästinensern und israelischen Streitkräften auslöste und zu
Verletzungen von 60 Palästinensern führte. Josefs Grab hat wiederholte
Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und israelischen
Streitkräften gesehen, die israelische Siedler in all den Jahren
begleitet haben.
• Seit Anfang 2022 haben israelische Streitkräfte vier Palästinenser
getötet, darunter zwei Kinder, und 525 weitere verletzt, während sie die
israelischen Siedler zu der Stätte begleitet haben. Am 10. November
schossen israelische Streitkräfte auf einen 29jährigen Palästinenser,
der versuchte, zu seinem Arbeitsplatz in Israel durch eine Lücke im
Trennzaum in der Nähe des Dorfes Anin (Jenin) zu gelangen, mit scharfer
Munition und verletzten ihn tödlich. Offiziellen medizinischen Quellen
zufolge litt der Mann unter schwerem Blutverlust, als er auf einem
israelischen Militärstützpunkt mindestens eine Stunde lang in Haft
genommen wurde, wodurch sein Transport ins Krankenhaus verzögert wurde,
wo man ihn später dann für tot erklärte. Das ist der vierte
palästinensische Arbeiter, der bei dem Versuch, durch nicht erlaubte
Öffnungen in dem Trennzaun zu gelangen, seit Anfang 2022 getötet wurde.
Bei einem weiteren Vorfall feuerten die israelischen Streitkräfte
scharfe Munition auf einen Palästinenser, der versuchte, durch die
Lücken in dem Trennzaun in Tulkarm zu gelangen, um zu seinem
Arbeitsplatz in Israel zu gelangen.
• Ein Palästinenser tötete drei Israelis und verletzte weitere drei bei
einer Messerattacke und einem Rammangriff in der Nähe von Salfit. Am 15.
November verübte ein 19jähriger Palästinenser einen Angriff in und um
die Ariel-Siedlung. Zwei Israelis wurden erstochen, bevor der Täter
einen weiteren israelischen Siedler mit einem gestohlenen Fahrzeug
rammte und tötete. Er wurde von israelischen Streitkräften danach
erschossen. Nach dem Angriff überfielen die israelischen Streitkräfte
Haris (Salfit), die Heimatstadt des Täters und nahmen die Maße von
seinem Haus als Vorbereitung einer strafrechtlichen Zerstörung. Bei
einem anderen Zwischenfall am 8. November starb ein 55jähriger
israelischer Siedler an den Verletzungen, die er am 25. Oktober 2022
erlitten hatte, nachdem ein palästinensischer Mann auf ihn in der Nähe
des Dorfes Al Funduq (Qalqilya) eingestochen hatte. Seit Anfang des
Jahres wurden zehn Israelis in der Westbank getötet, darunter vier
Mitglieder der israelischen Streitkräfte, hingegen wurden im Vergleich
dazu drei Israelis 2021 getötet.
• Israelische Streitkräfte erschossen zwei palästinensische Kinder und
verletzten fünf weitere bei einer Fahndungs- und Verhaftungsoperation in
Ramallah und im Jenin-Flüchtlingslager. Am 14. November wurde ein
15jähriges palästinensisches Mädchen und ein weiterer Mann wurde bei
einer Fahndungs- und Verhaftungsoperation im Morgengrauen in Beituniya
(Ramallah) verletzt und verhaftet. Der UN-Sonderkoordinator, Tor
Wennesland, forderte Israel auf, eine sofortige und gründliche
Untersuchung des Vorfalls vorzunehmen. Israelischen Medienquellen
zufolge, die die israelische Armee zitierten, eröffneten die
israelischen Soldaten das Feuer auf ein verdächtiges Fahrzeug, das auf
sie zuraste. Örtlichen Gemeindequellen nach schoss die israelische Armee
aus der Entfernung mit scharfer Munition auf das Auto. Am 21. November
wurde ein 17jähriger palästinensischer Jugendlicher getötet, der auf dem
Weg zur Schule war, und drei weitere wurden bei einer Operation
israelischer Streitkräfte in der Nähe des Jenin-Flüchtlingslagers
verletzt. Bei der Operation schossen die israelischen Streitkräfte eine
schultergestützte Rakete ab und hatten einen Schusswechsel mit
Palästinensern, bevor sie einen weiteren Palästinenser verhafteten. Seit
Anfang des Jahres erschossen die israelischen Streitkräfte 63
Palästinenser, darunter 15 Kinder, bei Fahndungs- und
Verhaftungsoperationen in der gesamten Westbank; 20 der Todesfälle
ereigneten sich im Jenin-Flüchtlingslager.
• Insgesamt wurden 138 Palästinenser, darunter mindestens 18 Kinder,
durch israelische Streitkräfte in der gesamten Westbank verletzt, 23
(17%) von ihnen wurde mit scharfer Munition beschossen. Die Mehrheit der
Verletzungen (67%) geschah im Gouvernement von Nablus; 60 bei
Auseinandersetzungen, die in der Nähe von Josefs Grab ausgebrochen waren
(siehe oben), 31 in der Nähe von Beit Dajan und Beita bei
Demonstrationen gegen die Zugangsbeschränkungen und Siedlungsausweitung
in dem Gebiet, und ein Kind bei einer Fahndungs- und
Verhaftungsoperation in der Altstadt von Nablus. Weitere drei wurden bei
wöchentlichen Protesten gegen die Siedlungsausweitung in Kafr Qaddum (Qalqilya)
verletzt. 23 weitere Palästinenser wurden bei Auseinandersetzungen mit
israelischen Streitkräften verletzt, 13 bei Fahndungs- und
Verhaftungsoperationen sowie spontanen Festnahmen, zwei an „fliegenden“
Kontrollpunkten, vier, als israelische Streitkräfte Palästinenser brutal
angriffen und Tränengaskanister auf sie abschossen, als sie versuchten,
ihr Land in der Nähe einer israelischen Siedlung in Dura (Hebron) und
hinter dem Trennzaun in Qaffin (Tulkarm) zu erreichen, und einer, als
israelische Streitkräfte scharfe Munition auf einen Palästinenser
abgefeuert haben, der versuchte, durch Lücken in dem Trennzaun in
Tulkarm seinen Arbeitsplatz in Israel zu erreichen. Insgesamt wurden 94
Palästinenser wegen der Einatmung von Tränengas behandelt, 23 wurden mit
scharfer Munition beschossen, neun wurden von gummi-ummantelten
Stahlkugeln verletzt, neun wurden brutal angegriffen, einer wurde mit
Pfefferspray besprüht, einer wurde von einer Blendgranate getroffen und
ein anderer wurde von einem Tränengaskanister getroffen. In einem
anderen Fall wurde am 10. November ein 11jähriger durch die Detonation
eines nicht explodierten Sprengkörpers verletzt, nachdem er Munition in
der Nähe seines Hauses im Dorf Tell (Nablus) gefunden und manipuliert
hatte. Der Sprengkörper soll einen Tag zuvor von israelischen
Streitkräften bei einer Militäroperation abgefeuert worden sein. (nicht
in der Gesamtzahl enthalten)
• Insgesamt führten die israelischen Streitkräfte 110 Fahndungs- und
Verhaftungsoperationen durch und nahmen 159 Palästinenser fest, darunter
mindestens sieben Kinder in der gesamten Westbank. Zwischen Januar und
dem 21. November 2022 wurden mehr als 500 Palästinenser jeden Monat im
Durchschnitt in der Westbank verhaftet.
• Israelische Streitkräfte blockierten die Haupteingänge von vier
Städten und verhinderten so den Zugang tausender Palästinenser zu
Lebensunterhalt und Dienstleistungen. In zwei Fällen blockierte die
israelische Armee zwei Kreuzungen im Gebiet B der Stadt Huwwara (Nablus)
mit zwei Erdwällen und verhinderte so die Bewegungsfreiheit von
mindestens 7.000 Palästinenser, angeblich als Reaktion auf
Palästinenser, die Steine auf Siedlerfahrzeuge geworfen haben. Am 15.
November schränkten israelische Streitkräfte die Bewegungsfreiheit von
mehr als 9.000 Palästinenser ein, indem sie die Straßentore an den
Eingängen der Dörfer Kifl Haris und Bruqin (Salfit) einen Tag und drei
Stunden lang jeweils geschlossen haben; das ereignete sich nach dem
Angriff gegen die Siedlung Ariel und nach Protesten israelischer Siedler
gegen die Verschlechterung der Sicherheitsbedingungen in dem Gebiet. Am
20. November schloss die israelische Armee das Straßentor zum
Haupteingang der Stadt Azzun (Qalqiliya) nach einem Tag der Öffnung,
wovon mindestens 11.000 Palästinenser betroffen waren, die gezwungen
waren, einen Umweg von 7 Kilometern zu nehmen, um die
Dienstleistungszentren in Qalqilya und Nablus zu erreichen. In den
letzten zwei Monaten blieb das Tor meistens geschlossen, angeblich, weil
Palästinenser auf Fahrzeuge israelischer Siedler, die auf der Straße 55
fuhren, Steine geworfen haben.
• Die israelischen Behörden zerstörten 33 palästinensische Strukturen
und beschlagnahmten drei weitere in der Westbank, da von Israel
ausgestellte Genehmigungen fehlten. Als Ergebnis wurden 40 Personen,
darunter 20 Kinder, vertrieben und die Lebensgrundlagen von mehr als 120
weiteren beeinträchtigt. 35 der betroffenen Strukturen befanden sich im
Gebiet C, darunter acht Strukturen, die auf der Grundlage des
israelischen Militärbefehls (1797) zerstört wurden, der nur eine
96stündige Vorankündigung und sehr begrenzte Gründe für eine juristische
Anfechtung des Abrisses bereitstellt. Die andere Wohnstruktur wurde von
der Jerusalemer Stadtverwaltung in Sur Bahir abgerissen, wodurch eine
Hausgemeinschaft, die aus vier Personen, darunter 2 Kindern bestand,
vertrieben wurde.
• Israelische Siedler verletzten acht Palästinenser, darunter zwei
Kinder, bei sieben verschiedenen Zwischenfällen; und Personen, von denen
man weiß oder annimmt, dass es sich um israelische Siedler handelte,
verursachten Schäden an palästinensischem Eigentum in 24 Fällen. Am 15.,
16. und 17. November wurden sieben Palästinenser, darunter ein Kind,
verletzt und 12 Fahrzeuge beschädigt, darunter ein Gemüselastwagen, der
in Brand gesteckt wurde, bei fünf verschiedenen Zwischenfällen, nachdem
israelische Siedler Steine auf palästinensische Fahrzeuge auf den
Hauptstraßen in der Nähe von Beit Lid (Tulkarm), der Kedumim-Siedlung in
Qalqilya, in der Nähe der Siedlungen, Shavei Shomron und Yitzhar in
Nablus sowie am Eingang zur Stadt Hebron geworfen hatten. In weiteren 16
Fällen warfen während der Berichtszeit Personen, von denen man annimmt
oder weiß, dass es sich um israelische Siedler handelt, in der gesamten
Westbank Steine auf palästinensische Fahrzeuge, was Schäden an 16
Fahrzeugen ergab. Am 18. November griff eine Gruppe von israelischen
Siedlern, angeblich von den Außenposten der Siedlerfarm, in der Nähe der
Rimonim-Siedlung, begleitet von israelischen Streitkräften Palästinenser
an und verletzten ein 14jähriges Kind, während diese ihr Vieh in der
Nähe des „ Al Mu’arrajat Center“ der Beduinengemeinde, im Osten von
Ramallah, weideten. Quellen der Gemeinde zufolge leistete ein
palästinensisches medizinisches Team dem Kind Erste Hilfe, aber die
israelischen Streitkräfte verhafteten sowohl das Kind als auch das
medizinische Team, bis eine israelische Ambulanz erschien und das Kind
in ein israelisches Krankenhaus brachte. In drei Fällen, am 18. und 19.
November, feierten circa 35.000 israelische Siedler und andere Gruppen
ein religiöses Festival im H2-Gebiet der Stadt Hebron. Sie hatten die
Genehmigung, über die Kontrollpunkte in das H1-Gebiet zu gelangen, das
die Palästinensische Autorität kontrolliert, wo sie palästinensisches
Eigentum angriffen und es beschädigten. In drei weiteren Fällen stahlen
Siedler 170 Olivensetzlinge eines palästinensischen Farmers aus Al
Mughayyir (Ramallah), verübten Vandalismus an etwa 100 Olivenbäumen,
nachdem sie mit ihrem Vieh in palästinensisches Land eingedrungen waren
in Mantiqat Shi'b al Butum (Hebron), und fällten neun Bäume, darunter
vier 15 Jahre alte Bäume, Eigentum einer palästinensischen Familie aus
Qaryut (Nablus) in einem Gebiet in der Nähe der Shilo-Siedlung, zu dem
man nur Zugang nach vorheriger Absprache mit dem israelischen Militär
erhält. Abschließend wurden Augenzeugen und örtlichen Gemeindequellen
zufolge bei sieben verschiedenen Vorfällen in der Nähe von Kafr ad Dik (Salfit),
Kafr Thulth (Qalqiliya), Susiya, Tarqumiya, des H2-Gebiets der Stadt
Hebron (alle in Hebron), und Al Mughayir (Ramallah), zwei von Gebern
finanzierte landwirtschaftliche Strukturen, zwei Wassertanks, Vieh,
sowie Steinzäune, alle - von Siedlern beschädigt.
• Nach israelischen Berichten wurden in sechs verschiedenen Fällen zwei
israelische Siedler verletzt und Schäden an mindestens sechs Fahrzeugen
mit israelischen Nummernschildern verursacht, nachdem Personen, von
denen man annimmt oder weiß, dass es sich um Palästinenser handelt,
Steine auf israelische Fahrzeuge geworfen hatten, die auf den Straßen
der Westbank unterwegs waren.
• Im Gazastreifen wurden am 17. November 21 Palästinenser derselben
Familie, darunter 11 Kinder, getötet, als ein Feuer in einem Wohngebäude
im Jabalia-Flüchtlingslager im nördlichen Gaza ausbrach. Ungesicherte
Handhabung trug zu der Schwere des Falles bei. Das ergab eine Ermittlung
durch die de-facto-Behörden. Die begrenzte Einsatzfähigkeit des
palästinensischen Zivilschutzes aufgrund von Meinungsverschiedenheiten
mit der Palästinensischen Autonomiebehörde und dem von Israel verhängten
Verbot wichtiger Materialien trug ebenfalls zu der großen Anzahl von
Todesfällen bei.
• Im Gazastreifen eröffneten bei mindestens 23 Vorfällen israelische
Streitkräfte das Feuer in der Nähe des Trennzaunes oder vor der Küste,
vermutlich, um Zugangsbeschränkungen zu Gebieten in Gaza durchzusetzen:
keine Opfer wurden verzeichnet. In mindestens zwei Fällen ebneten
israelische Militär-Bulldozer 50 Meter Land in Gaza, in der Nähe des
Trennzaunes im Osten von Deir al-Balah, ein.
Dieser Bericht gibt zur Berichtszeit verfügbare Informationen wieder.
Die aktuellsten Daten und mehr Geschehen sind verfügber unter:
ochaopt.org/data.
Quelle
(übersetzt von Inga Gelsdorf)
OCHA-Bericht
über den Schutz von Zivilpersonen
v. 27. September – 10. Oktober
2022
Jüngste Entwicklung (außerhalb der
Berichtszeit)
•
Am 14. und 15. Oktober wurden vier Palästinenser von
israelischen Streitkräften erschossen bei drei getrennten Vorfällen
in der gesamten Westbank, einige von ihnen waren in Schusswechsel
zwischen Palästinensern und israelischen Streitkräften involviert.
•
Am 12. Oktober wurde ein 18jähriger Palästinenser von
israelischen Streitkräften im Al- ‘Arrub-Flüchtlingslager (Hebron)
bei einer Demonstration gegen die Schließung des-Flüchtlingslagers
und von Anata in Jerusalem erschossen (siehe unten).
•
Am 11. Oktober tötete ein Palästinenser einen
israelischen Soldaten, während dieser einen Siedleraufmarsch
sicherte, durch Schüsse aus einem fahrenden Auto in der Nähe einer
Siedlung in Nablus. Infolgedessen verschlossen die israelischen
Streitkräfte sämtliche Eingänge in die Stadt Nablus, mit einer
Ausnahme.
(Mehr
Einzelheiten zu den o.g. Vorfällen werden im nächsten Bericht
bereitgestellt)
Wichtige
Ereignisse der Berichtszeit
Tägliche gewalttätige Zwischenfälle
zwischen Palästinensern, israelischen Siedlern und israelischen
Streitkräften führten in der gesamten Westbank dazu, dass 13
Palästinenser, darunter fünf Kinder, sowie ein israelischer Soldat
getötet und 434 Palästinenser und sieben Israelis verletzt wurden.
Bis heute ist 2022 das Jahr mit den meisten Todesopfern in der
Westbank im Vergleich zur selben Zeit in den vorherigen 16 Jahren.
Die UN hat die Führerschaft gedrängt, “Ruhe wiederherzustellen
und eine weitere Eskalation zu vermeiden.”
•
Neun Palästinenser wurden von
israelischen Streitkräften erschossen, darunter ein Junge, und 44
andere wurden bei drei Fahndungs- und Verhaftungsoperationen in den
Flüchtlingslagern von Jenin und Al Jalazun verletzt.
Am 28. September schossen israelische Streitkräfte angeblich
Sprengkörper auf ein Gebäude im Jenin-Flüchtlingslager, wodurch zwei
Palästinenser getötet wurden, die als „Gesuchte“ definiert wurden.
(Weitere Einzelheiten siehe unten). Bei der Operation fand ein
Schusswechsel zwischen israelischen Streitkräften und Palästinensern
statt. Drei weitere Palästinenser wurden getötet: darunter ein
Unbeteiligter und ein 12jähriger Junge, der verletzt wurde und
später dann seinen Verletzungen erlag. 31 andere wurden verletzt,
darunter 21 von scharfer Munition. Circa 500 Studenten wurden
mehrere Stunden lang in einer Schule gefangen gehalten. Am 3.
Oktober drangen israelische Kräfte in das Al
Jalazun-Flüchtlingslager (Ramallah) ein, eröffneten das Feuer und
töteten zwei Palästinenser, die in einem Auto unterwegs waren, und
verletzten einen dritten. Israelische Streitkräfte beschlagnahmten
das Fahrzeug, hielten die Leichen zurück und verhafteten den
verletzten Palästinenser. Wie israelische Behörden von israelischen
Medien zitiert wurden, hatten die Palästinenser versucht, Soldaten
zu überfahren, eine Anschuldigung, die von lokalen palästinensischen
Quellen bestritten wurde. Am 8. Oktober drangen die israelischen
Streitkräfte erneut in das Flüchtlingslager (Jenin) ein, wo ein
Schusswechsel zwischen ihnen und Palästinensern stattfand. Zwei
Palästinenser, darunter ein Junge, wurden erschossen, und zwölf
weitere verletzt, zehn von ihnen durch scharfe Munition. Einer
wurde verhaftet. Israelische Verletzte durch Palästinenser wurden
bei keiner der drei Operationen verzeichnet. Das lässt die
Gesamtzahl getöteter Palästinenser bei Militär- und Fahndungs- und
Verhaftungsoperationen durch israelische Streitkräfte in der
Westbank
2022 auf 70 steigen, einschließlich 27 in Flüchtlingslagern.
•
Israelische Streitkräfte erschossen
zwei palästinensische Jungen bei zwei Vorfällen in Qalqiliya und
Jerusalem. Am 1.
Oktober eröffneten israelische Streitkräfte das Feuer auf zwei
Palästinenser auf einem Motorrad in der Stadt Al 'Eizariya
(Jerusalem), erschossen einen von ihnen, ein 17jähriges Kind. Die
israelischen Behörden behaupten, dass sie versuchten, einen Molotow
Cocktail auf die Soldaten zu werfen, eine Behauptung, die von
Augenzeugen bestritten wird. Medizinischen Quellen zu Folge wurde
das Kind aus kurzer Entfernung mit scharfer Munition in den Nacken
geschossen, und keine Spuren von entzündlichem Material wurden auf
seinem Körper gefunden. Am 7. Oktober eröffneten die israelischen
Streitkräfte das Feuer auf eine Gruppe von Kindern in der Nähe des
Trennzaunes von Qalqilya und töteten einen 14jährigen mit scharfer
Munition. Die israelischen Streitkräfte behaupten, der Junge habe
einen Molotow Cocktail auf die Soldaten geworfen, das wird jedoch
von palästinensischen Augenzeugen bestritten. Israelische Verletzte
wurden bei keinem Vorfall verzeichnet. Das bringt die Gesamtzahl
an palästinensischen Kindern, die in der Westbank seit Beginn 2022
getötet wurden, auf 27, mindestens 24 von ihnen durch israelische
Streitkräfte, im Vergleich zu 17 getöteten Kindern im gesamten Jahr
2021.
•
Ein weiterer 17jähriger Junge wurde
von israelischen Streitkräften im Dorf Al Mazra’a Al Gharbiyeh (Ramallah)
bei einem Zwischenfall mit einem Siedler getötet.
Am 7. Oktober drangen israelische
Siedler, begleitet von israelischen Streitkräften, in einen Brunnen
und einen öffentlichen Park im Gebiet B des Dorfes Al Mazra’a Al
Qibliya (Ramallah) ein. Quellen der Gemeinde berichten, israelische
Siedler hätten Steine geworfen und Palästinenser schikaniert, die
ebenfalls Steine warfen. Die israelischen Streitkräfte mischten sich
ein, schossen mit gummi-ummantelten Stahlkugeln und scharfer
Munition. Das Ergebnis war, dass ein Junge erschossen und 51 weitere
verletzt wurden. Dieses Jahr war Zeuge eines Anstiegs der
Zwischenfälle mit israelischen Siedlern, die in palästinensische
Gemeinschaften und Privateigentum eindrangen. Sie arteten in
Auseinandersetzungen mit Palästinensern und Zusammenstößen zwischen
Palästinensern und israelischen Streitkräften, die sich einmischten,
aus. Seit Beginn des Jahres wurden vier Palästinenser, darunter
zwei Kinder, getötet und 1.490 von israelischen Streitkräften bei
Zwischenfällen im Zusammenhang mit Siedlern verletzt. Bei
einem Durchschnitt von zwei Wochen ist die Zahl der Fälle zwischen
Palästinensern und israelischen Streitkräften infolge von Angriffen
oder Übergriffen von Siedlern in diesem Jahr um 167 Prozent im
Vergleich zu 2021 gestiegen.
•
Ein israelischer Soldat und ein
palästinensischer Mann wurden getötet und drei Mitglieder der
israelischen Streitkräfte sowie 52 Palästinenser bei
palästinensischen Angriffen und israelischen Operationen in Nablus
und Jerusalem verletzt.
Am 2. Oktober eröffneten Palästinenser das Feuer auf Fahrzeuge von
israelischen Siedlern in der Nähe des Beit Furik-Kontrollpunktes (Nablus),
wodurch ein Siedler verletzt wurde. Anschließend schlossen
israelische Streitkräfte die nahegelegenen Straße, während sie
Fahndungs- und Verhaftungsoperationen durchführten. Am 5. Oktober
durchsuchten israelische Streitkräfte und umzingelten ein
palästinensisches Haus in Deir al Hatab (Nablus), wobei
Schusswechsel mit Palästinensern stattfanden, bevor einer der
Besetzten sich selbst stellte, schossen israelische Streitkräfte
scharfe Munition, gummi-ummantelten Kugeln und Tränengaskanister auf
Palästinenser, die auf sie Steine warfen. Ein bewaffneter
Palästinenser wurde getötet und 52 weitere verletzt, darunter sechs
durch scharfe Munition. Bei dem Zwischenfall schossen israelische
Streitkräfte Tränengaskanister auf drei Journalisten und einen
palästinensischen Krankenwagen, während er den Verletzten Erste
Hilfe leistete. Am 8. Oktober eröffnete ein Palästinenser das Feuer
auf einen israelischen Militär-Kontrollpunkt am Eingang des
Shu’fat-Flüchtlingslagers in Ostjerusalem, tötete eine israelische
Soldatin und verletzte zwei weitere, darunter einen
Sicherheitsbeamten. Der Angreifer befindet sich noch auf freiem Fuß.
Daraufhin schlossen die israelischen Streitkräfte sämtliche Eingänge
und Ausgänge des Gebietes, schränkten die Bewegungsfreiheit von
mindestens 130.000 Menschen heftig ein oder verhinderten sie ganz,
auch die von medizinischen und humanitären Mitarbeiter. Am 2.
Oktober eröffneten die Palästinenser das Feuer auf die am
Huwwara-Kontrollpunkt (Nablus) stationierten Soldaten; ein Soldat
wurde verletzt.
•
Ein 7jähriger palästinensischer Junge
starb bei israelischen Militäraktivitäten im Dorf Tuqu’ (Bethlehem)
am 29. September.
Quellen der örtlichen Gemeinde zufolge wurde der Junge tot
aufgefunden, die Umstände sind ungeklärt. Die UN hat eine
Untersuchung gefordert.
•
Insgesamt wurden 433 Palästinenser,
darunter mindestens 45 Kinder von israelischen Streitkräften in der
gesamten Westbank verletzt, 65 von ihnen durch scharfe Munition. 67
der Verletzten wurden bei
Beita und Beit Dajan (beide in Nablus) sowie Kafr Qaddum (Qalqilya)
bei Protesten gegen die Siedlungen verzeichnet. Weitere 95
Palästinenser wurden bei Demonstrationen und Zusammenstößen
verletzt, die in Nablus, Qalqilya, Ramallah, Bethlehem und Hebron
als Protest gegen die Schließung des Shu’fat-Flüchtlingslagers und
‘Anata in Jerusalem sowie die israelischen Militäroperationen im
Jenin-Flüchtlingslager stattfanden. In Al Mazra’a al Gharbiyeh und
Al Bireh (beide in Ramallah), Burqa und Madama (beide in Nablus),
wurden 63 Menschen durch israelische Streitkräfte verletzt, die die
Siedler begleiteten, die in vier Fällen in palästinensische
Gemeinschaften eindrangen, wodurch Auseinandersetzungen mit
Palästinensern entstanden, (weitere Einzelheiten siehe unten). Laut
palästinensischen Quellen feuerten israelische Streitkräfte
Schallgranaten, Tränengaskanister und gummi-ummantelte Kugeln auf
die Bewohner, die Steine warfen. Weitere 198 Menschen wurden bei
Militäroperationen und Fahndungs- und Verhaftungsoperationen
verletzt, (Einzelheiten siehe oben). In einem anderen Fall, am 8.
Oktober, wurden zehn Palästinenser verletzt und acht von
israelischen Streitkräften in der und um die Altstadt von Jerusalem
herum verhaftet, darunter fünf Kinder, nachdem die Palästinenser
sich anlässlich der Geburtstagsfeierlichkeiten des Propheten
Mohammad dort versammelt hatten. Israelische Streitkräfte sollen
angeblich den Palästinensern befohlen haben, sich zu entfernen, und
dann gummi-ummantelte Kugeln, Schallgranaten und Tränengaskanister
auf die Palästinenser abgefeuert haben, die angeblich Flaschen
geworfen haben.
•
Insgesamt führten israelische
Streitkräfte 145 Fahndungs- und Verhaftungsoperationen aus und
verhafteten 127 Palästinenser, darunter 13 Kinder, in der gesamten
Westbank. Das Jerusalem
Gouvernement hatte die höchste Anzahl von Operationen (59) und die
höchste Anzahl von Verhaftungen (43). Bis heute ist die monatliche
Durchschnittsanzahl der verhafteten Palästinenser in der Westbank
2022 die höchste seit 2017. Bei
15 dieser Operationen feuerten die
israelischen Streitkräfte scharfe Munition auf die Palästinenser,
die Steine warfen, und in einigen Fällen das Feuer auf israelische
Streitkräfte eröffneten. Das Ergebnis war, dass 10 Palästinenser
getötet und 198 verletzt wurden, darunter 40 durch scharfe Munition.
•
Die israelischen Behörden zerstörten,
beschlagnahmten oder zwangen die Palästinenser zur Selbstzerstörung
von 24 palästinensischen Strukturen in Ostjerusalem und im Gebiet C
der Westbank, unter Berufung auf fehlende von Israel ausgestellte
Genehmigungen; drei der Strukturen waren von Gebern bereitgestellte
humanitäre Hilfe. Das Ergebnis
war, dass 71 Menschen, darunter 41 Kinder, vertrieben wurden und die
Lebensgrundlagen von etwa 36 weiteren beeinträchtigt. Etwa 22 der
Strukturen waren im Gebiet C, und zwei weitere Strukturen wurden in
Ostjerusalem von ihren Eigentümern aufgrund der Ausstellung von
Abrissbefehlen selbst zerstört, um Gebühren zu vermeiden, die
anfallen, wenn die Struktur von israelischen Behörden zerstört wird.
•
Am 28. September zerstörten die
israelischen Behörden das erste Stockwerk eines vierstöckigen
Wohngebäudes im Jenin-Flüchtlingslager (Jenin), was zur Auflösung
eines 5 köpfigen Haushaltes führte, darunter ein Kind.
Die ebenfalls oben erwähnte Zerstörung fand Berichten zufolge im
Endstadium einer Militäroperation statt, bei der sich die
Verdächtigen verborgen und sich geweigert haben, sich zu ergeben.
Die israelischen Streitkräfte forderten sie auf, sich selbst zu
stellen, und schossen explosive Geschosse auf das Gebäude,
zerstörten eine Wohnung und verursachten Schäden an anderen
Wohnungen an dem Gebäude oder an benachbarten Gebäuden. Bei der
Operation wurden vier Palästinenser getötet und ein weiterer wurde
verletzt und erlag später seinen Verletzungen. Das ist das fünfte
Mal seit Beginn 2022, wo israelische Streitkräfte von der Schulter
abgefeuerte Explosivgeschosse in überfüllten Stadtgebieten bei
Militäroperationen in der Westbank einsetzen.
•
Israelische Siedler verletzten 35
Palästinenser und Personen, von denen man weiß oder annimmt, dass es
sich um israelische Siedler handelt, beschädigten palästinensisches
Eigentum in 42 Fällen. Am
28. September und 4. Oktober drangen
israelische Siedler in die Städte Madama und Huwwara (beide in
Nablus) ein, wo sie unbebautes Land in Brand setzten, und
Palästinenser brutal angriffen oder Steine auf Menschen und Häuser
warfen. 19 Palästinenser wurden verletzt. In der H2-Zone der Stadt
Hebron warfen israelische Siedler Steine auf palästinensische Häuser
und besprühten die Bewohner mit Pfefferspray; acht Palästinenser,
darunter drei Kinder, wurden verletzt. In mindestens fünf Fällen
blockierten israelische Siedler die Kreuzungen auf der Straße 60
zwischen Nablus und Jenin, in der Nähe des Kontrollpunktes Beit El (Ramallah)
und am Huwwara-Kontrollpunkt. Israelische Siedler warfen Steine auf
palästinensische Kraftfahrzeuge und verursachten einen schweren
Verkehrsstau. Solche Vorfälle entwickelten Konfrontationen zwischen
Palästinensern, die Steine warfen, und israelische Streitkräfte, die
sich einmischten, indem sie scharfe Munition, gummi-ummantelte
Stahlkugeln und Tränengaskanister abschossen. Vier Palästinenser
wurden von Steinen verletzt, die Berichten zufolge von Siedlern
geworfen wurden, und mindestens zwölf Fahrzeuge von
palästinensischen Eigentümern wurden beschädigt. In weiteren drei
Fällen in Biddya (Salfit), Ein el Beida (Tubas) und Jurat al Khiel
(Hebron) wurden drei palästinensische Hirten verletzt, nachdem
Siedler sie angegriffen und brutal angegriffen hatten, während sie
ihre Ländereien bearbeiteten und ihr Vieh hüteten. In mindestens 16
weiteren Fällen wurden mindestens 20 Fahrzeuge von palästinensischen
Eigentümern beschädigt, als israelische Siedler sie in der Nähe von
Nabus, Qalqiliya, Jerusalem und Ramallah mit Steinen bewarfen.
Zusätzlich wurden etwa 500 Bäume palästinensischer Eigentümer in
Brand gesetzt, ausgerissen oder in 13 unterschiedlichen Fällen
beschädigt. Weitere 13 Fälle in Hebron, Jerusalem, Nablus, Ramallah,
Salfit und Tubas führten zu Schäden an Kulturpflanzen, Vieh,
landwirtschaftlichen Geräten, Wassertanks, Strukturen für den
Lebensunterhalt und Wassernetzwerken. Am 4. Oktober stürmten
israelische Siedler angeblich aus Yitzhar die Urif-Schule (Nablus),
während Unterricht dort stattfand, und warfen Steine, indem man die
Verwaltung zwang, die Schule aufzugeben und die Schüler in
Sicherheit zu bringen; zwei Studenten und der Direktor wurden
verletzt, 250 Studenten waren auf andere Weise beeinträchtigt und
man berichtete über Schäden am Eigentum. Daraufhin schossen
israelische Streitkräfte Tränengaskanister auf Palästinenser, die
Steine auf Siedler warfen.
•
Vier israelische Siedler wurden bei
vier Zwischenfällen in der gesamten Westbank verletzt, darunter
einer, nachdem Palästinenser auf ihre Fahrzeuge bei Nablus
geschossen hatten und in drei anderen Fällen, nachdem Personen, von
denen man weiß oder annimmt, dass es Palästinenser sind, Steine auf
israelische Kraftfahrzeuge geworfen hatten, die auf den Straßen der
Westbank unterwegs waren. Mindestens vier Fahrzeuge mit israelischen
Nummernschildern wurden israelischen Quellen zufolge beschädigt.
•
Im Gazastreifen eröffneten
israelische Streitkräfte in mindestens 25 Fällen ein Sperrfeuer in
der Nähe von Israels Trennzaun oder vor der Küste, voraussichtlich,
um Zugangsbeschränkungen in Gebieten innerhalb Gazas durchzusetzen;
zwei Fischerboote wurden beschädigt, jedoch wurde von keinen
Verletzungen berichtet. Ein palästinensischer Mann wurde verhaftet,
während er angeblich versuchte, durch den Trennzaun bei
Beit Lahiya nach Israel zu
gelangen.
Dieser
Bericht spiegelt die Informationen wider, die zur Zeit der
Veröffentlichung zur Verfügung standen. Die aktuellsten Daten und
mehr Ereignisse unter:
ochaopt.org/data.
Quelle
(übersetzt von Inga
Gelsdorf)
|
OCHA
OCHA-Report: Israels Besatzung ist die Ursache
humanitärer Hilfen in Palästina
- Juni 2016 - Die
israelische Besatzung ist der wichtigste Auslöser für die
humanitäre Hilfe, die an die palästinensische Bevölkerung in der
Westbank und im Gaza-Streifen geleistet wird. Zu diesem Ergebnis
kommt ein neuer Bericht das UN-Büros für die Koordination
Humanitärer Angelegenheiten (OCHA).
In dem am Montag vorgelegten Jahresbericht "Fragmented Lives"
gibt OCHA einen umfassenden Überblick über die zu Grunde
liegenden Ursachen und Einflussfaktoren für die schlechte
humanitäre Situation in den besetzten palästinensischen Gebieten
für das Jahr 2015. Im vergangenen Jahr hat sich diese mit den
Verletzungen des Völkerrechts, der systematischen Verweigerung
der Rechte für Palästinenser und dem anhaltenden Konflikt,
unterbrochen von häufigen Ausbrüchen der Gewalt weiter
fortgesetzt, so OCHA.
"In diesem Monat leben die Palästinenser das 50. Jahr unter
israelischer Besatzung. [...] Dieser Bericht zeigt ganz deutlich
die verheerenden Auswirkungen dieser andauernden Situation. Die
4,8 Millionen Palästinenser sind in zunehmenden Maße anfällig
für Verletzungen des internationalen humanitären Rechts und der
Menschenrechte, " sagte David Carden, der Leiter des örtlichen
OCHA-Büros. >>>
Der vollständige OCHA-Bericht
in englischer Sprache >>> |
|
Schutz von
Zivilpersonen
Bericht vom 13. - 26.
September 2022
Jüngste
Entwicklung (nach der Berichtszeit)
•
Am 28. September wurden vier Palästinenser getötet, und
dutzende andere während einer israelischen Militäroperation verletzt,
bei der ein Schusswechsel mit Palästinensern stattfand.
•
Am 29. September starb ein siebenjähriger
palästinensischer Junge bei einer Aktion der israelischen Streitkräfte
in Tuqu’ (Bethlehem); die UN forderte eine Untersuchung.
(Weitere
Einzelheiten über beide Vorfälle im nächsten Bericht)
Besondere Vorkommnisse aus der Berichtszeit
•
Drei Palästinenser, darunter ein Junge,
und ein israelischer Offizier wurden in Jenin getötet. Am 14.
September gab es einen Schusswechsel zwischen zwei Palästinensern und
israelischen Soldaten, die am Jalama-Kontrollpunkt (Jenin), nahe der
nördlichen Grenze der Westbank mit Israel, stationiert waren. Das
Ergebnis davon war, beide Palästinenser (22 und 23 Jahre alt), einer von
beiden arbeitete bei den palästinensischen Sicherheitsdiensten, und ein
israelischer Offizier wurden getötet. Am folgenden Tag drangen
israelische Streitkräfte in Kafr Dan (Jenin) ein, von wo die Täter
gekommen waren und nahmen die Maße des Zweifamilienhauses, angeblich in
Vorbereitung ihres Abrisses als Strafmaßnahme. Bei der Razzia feuerten
die israelischen Streitkräfte scharfe Munition und Tränengaskanister auf
die Bewohner, die Steine warfen. Ein 17jähriger Junge wurde erschossen
und drei andere durch scharfe Munition verletzt. Ein anderer
Palästinenser wurde verhaftet. Am 15. September schlossen die
israelischen Behörden vier Tage lang die Jalama- und
Salem-Kontrollpunkte an der Grenze zwischen der Westbank und Israel, in
der Nähe von Jenin, und sperrten bis zum 29. September für Inhaber von
Genehmigungen, die in Kafr Dan (Jenin) leben, die Einreise über alle
Kontrollpunkte nach Israel. Die Verwandten der Täter dürfen nimmer noch
den Kontrollpunkt bis auf Weiteres nicht nutzen.
•
Israelische Streitkräfte erschossen einen
Palästinenser und verletzten drei weitere in Nablus.
Am 25. September eröffneten israelische Streitkräfte bei einer
Militäroperation in Nablus City das Feuer auf einen Palästinenser auf
einem Motorrad, der nach Angaben der israelischen Behörden bewaffnet
war, und töteten ihn. Zum Ende der Berichtszeit wurde sein Leichnam von
den israelischen Behörden immer noch zurückgehalten. Später fand ein
Schusswechsel zwischen bewaffneten Palästinensern und israelischen
Streitkräften statt, bei dem drei bewaffnete Palästinenser durch scharfe
Munition verletzt wurden.
•
Zwei Palästinenser wurden bei zwei
Angriffen oder mutmaßlichen Angriffen in der Westbank und Israel
erschossen. Am 24.
September rammte ein 36jähriger Palästinenser mit seinem Fahrzeug ein
israelisches Polizeiauto, das auf der Straßenseite in der Nähe der Gilad
Farm-Siedlung (Nablus) parkte, bevor er von einem israelischen Soldat
erschossen wurde. Israelischen Medien zufolge wurde ein israelischer
Polizeioffizier verletzt. Während die israelischen Behörden behaupteten,
dass die Kollision absichtlich verursacht wurde, vermuten Augenzeugen
und eine erste Ermittlung einer Menschenrechtsorganisation, dass es ein
Unfall war und dass das Opfer die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren
hat. Israelischen Medien zufolge griff ein 23jähriger Palästinenser aus
dem At Tur-Gebiet von Ostjerusalem am 22. September Israelis, die in
Autos saßen und an der Ampel im Abschnitt der Straße 443 anhielten, die
innerhalb Israels nahe der Westbank-Grenze verläuft, tätlich an,
versuchte sie zu erstechen und besprühte sie mit Pfefferspray. Der
Palästinenser wurde von einem Beamten der Grenzpolizei außer Dienst
erschossen. Am Ende der Berichtszeit werden immer noch beide
palästinensischen Leichname von den israelischen Behörden
zurückgehalten. Seit Jahresbeginn wurden zwölf Palästinenser von
israelischen Streitkräften bei palästinensischen Angriffen oder
versuchten/angeblichen Angriffen in der Westbank und in Israel
erschossen.
•
Ein unbeteiligter Palästinenser wurde von
palästinensischen Sicherheitskräften in Nablus erschossen und zwei
weitere verletzt. Am 19.
September führten palästinensische Sicherheitskräfte eine Operation in
Nablus durch, um einen Palästinenser zu verhaften, der angeblich ein von
den israelischen Behörden „Gesuchter“ war. Daraufhin fand ein
Schusswechsel zwischen den palästinensischen Sicherheitskräften und
bewaffneten palästinensischen Fraktionen, die die Entlassung des Mannes
verlangten, statt. Der Vorfall schloss Steinewerfen und
Reifen-in-Brand-setzen ein. Ein Palästinenser, angeblich ein
Unbeteiligter, wurde erschossen und zwei andere verletzt.
•
Insgesamt wurden 175 Palästinenser,
darunter mindestens 29 Kinder, von israelischen Streitkräften in der
gesamten Westbank verletzt, 15 von ihnen durch scharfe Munition.
115 der Verletzungen wurden in der Nähe von Beita und Beit Dajan (beide
in Nablus), Kafr Qaddum (Qalqilya) und At Tuwani (Hebron) während
Protesten gegen die Siedlungen verzeichnet. Weitere 23 Palästinenser
wurden von israelischen Streitkräften bei einer Demonstration gegen die
Blockierung des Haupteingang zum Dorf mit Erdwällen in der Nähe von
Qusra (Nablus) seit dem 13. September verletzt. In Huwwara (Nablus)
wurden drei Palästinenser verletzt, als israelische Siedler in
Begleitung von israelischen Streitkräften die Bewohner tätlich angriffen
und Steine auf Kraftfahrzeuge und Läden in der Gemeinde warfen. Laut
palästinensischen Quellen feuerten israelische Streitkräfte
Schallgranaten, Tränengaskanister und gummi-ummantelte Stahlkugeln auf
die Bewohner, die Steine warfen (mehr Einzelheiten siehe unten). Weitere
28 Personen wurden bei sieben Fahndungs- und Verhaftungs- sowie
Militäroperationen in Kafr Dan (Jenin), Husan (Bethlehem), Beit Ummar,
At Tuwani (beide in Hebron) und Nablus City verletzt. Bei zwei
Zwischenfällen schossen israelische Streitkräfte scharfe Munition auf
die Palästinenser, die versuchten, ihre Arbeitsstätten in Israel durch
inoffizielle Öffnungen in dem Trennzaun bei Tulkarm und Ramallah zu
erreichen; einer wurde von scharfer Munition verletzt und 15 weitere
wurden verhaftet. Seit Jahresbeginn wurden drei palästinensische
Arbeiter erschossen und 30 andere von israelischen Streitkräften
verletzt, als sie versuchten, durch inoffizielle Öffnungen in dem
Trennzaun zu gelangen. Bei einem anderen Vorfall führten israelische
Streitkräfte nach dem palästinensischen Angriff auf der Straße 443 am
22. September (siehe oben) in dem Gebiet At Tur in Ostjerusalem, aus dem
Täter stammte, eine Razzia durch. Dutzende von Polizisten waren dort im
Einsatz, die die Bewegungsfreiheit der Bewohner blockierten, wodurch
Konfrontationen mit den israelischen Streitkräften ausgelöst wurde. Das
Ergebnis war, dass fünf Palästinenser von gummi-ummantelten Stahlkugeln
verletzt wurden.
•
Am 26. September wurden Verletzungen und
Verhaftungen von Palästinensern auf dem Haram al Sharif/Tempelberg, in
der Altstadt von Jerusalem verzeichnet.
An diesem Tag stürmten Siedler und andere Israelis das Gelände
anlässlich des jüdischen Neujahrs. Die israelischen Behörden hatten
tausende Polizisten im Einsatz, richteten Metallbarrieren in und um die
Altstadt auf, die den Zugang, auch zum Haram al Sharif/Tempelberg,
einschränkten. Israelische Streitkräfte feuerten gummi-ummantelte
Stahlkugeln, Blendgranaten und Tränengaskanister auf die Palästinenser
in der Al Qibli Moschee, verschlossen die Tore mehrere Stunden lang mit
Eisenketten und hinderten die Gläubigen daran, das Gebäude zu verlassen.
Laut den israelischen Behörden warfen die Palästinenser Steine und
Feuerwerkskörper. Mindestens zwei Palästinenser wurden verletzt und fünf
weitere brutal angegriffen und von israelischen Streitkräften verhaftet.
•
Die israelischen Behörden zerstörten oder
beschlagnahmten 45 Strukturen von Palästinensern im Gebiet C der
Westbank, aufgrund fehlender von Israel ausgestellter Genehmigungen;
vier der Strukturen waren als von Gebern finanzierte humanitäre Hilfe
bereitgestellt worden. Das Ergebnis war, dass
21 Menschen, darunter 13 Kinder, vertrieben wurden und der
Lebensunterhalt von über 270 anderen gefährdet war. Alle Strukturen
waren im Gebiet C, darunter 13 Strukturen, die ohne Warnung
beschlagnahmt wurden, was die Eigentümer daran hinderte, im Voraus
Einspruch einzulegen. Das bedeutet einen bedeutenden Anstieg dieser
Beschlagnahmungen im Vergleich zu dem 14tägigen Durchschnitt seit Beginn
des Jahres (vier). In Ras ‘Atiya (Qalqiliya) und Kur (Tulkarm)
versiegelten die israelischen Behörden zwei Brunnen, die im Gebiet B
lagen, ohne Vorwarnung. Die Brunnen waren die einzige Bewässerung für
etwa 4.000 Dunam von kultiviertem Land und dienten auch als Trinkwasser;
ihre Versiegelung gefährdet mehr als 8.000 Palästinenser in drei
benachbarten Dörfern.
•
Während der Berichtszeit führten
israelische Streitkräfte 120 Fahndungs- und Verhaftungsoperationen durch
und verhafteten 216 Palästinenser, darunter mindestens zehn Kinder, in
der gesamten Westbank. Das
Hebron-Gouvernement wies die höchste Anzahl an Militäroperationen (34)
sowie Verhaftungen (66) aus. Bei sieben Fahndungs- und
Verhaftungsoperationen feuerten israelische Streitkräfte scharfe
Munition auf Palästinenser, die Steine warfen, in einigen Fällen
schossen sie auf israelische Streitkräfte. Das führte zu 28 Verletzungen
bei den Palästinensern, 13 davon durch scharfe Munition.
•
Israelische Siedler verletzten acht
Palästinenser, und in 11 Fällen beschädigten Menschen, von denen man
weiß oder annimmt, dass sie israelische Siedler sind, palästinensisches
Eigentum. Am 19. und 22.
September griffen israelische Siedler acht Palästinenser brutal an und
besprühten sie mit Pfefferspray an den Kontrollpunkten, Huwwara und at
Za’atara (beide in Nablus). Insgesamt 60 Bäume von Palästinensern wurden
in der Nähe der israelischen Siedlungen Qaryut und Deir Sharaf (beide in
Nablus) sowie Qawawis ausgerissen oder verwüstet. In acht Fällen wurde
in der H2-Zone von Hebron City, bei Khirbet Bir al 'Idd (Hebron), in
Silat adh Dhahr (Jenin), in Burqa und Burin (beide in Nablus), in Sinjil
und in Al Mu'arrajat-Ost (beide in Ramallah), Vandalismus an mindestens
neun Fahrzeugen verübt und drei palästinensische Strukturen für den
Lebensunterhalt durch Steinewerfen beschädigt.
•
Ein israelischer Siedler wurde verletzt
und Schäden an einer Synagoge und an einem Fahrzeug mit israelischem
Kennzeichen verursacht, als Menschen, von denen man annimmt, dass sie
Palästinenser sind, das Feuer auf die israelische Siedlung von Carmel
(Hebron) und auf israelische Fahrzeuge in Huwwara (Nablus) eröffneten.
In weiteren sieben Fällen warfen Menschen, von denen man weiß oder
annimmt, dass es Palästinenser sind, Steine auf israelische Fahrzeuge,
die auf Straßen der Westbank fuhren. Das Ergebnis war israelischen
Quellen zufolge, dass sechs Israelis verletzt waren und mindestens
sieben Fahrzeuge beschädigt wurden.
•
Vom 26. bis 28. September schaltete das
Kraftwerk von Gaza eine seiner drei Turbinen, die in Betrieb waren,
aufgrund des Mangels an Treibstoff durch Israels Schließung seiner
Grenzen zu Gaza wegen der jüdischen Feiertage ab. Die Stromerzeugung,
die von dem Treibstoff, der aus Israel importiert wird, abhängt, wurde
von 70 auf 50 Megawatt reduziert.
Die ständigen Stromausfälle häuften sich von 12 auf 16 Stunden täglich
und unterbrachen die Lieferung der grundlegenden Dienstleistungen.
•
Außerdem eröffneten die israelischen
Streitkräfte im Gazastreifen bei mindestens 39 Zwischenfällen ein
Störfeuer in der Nähe von Israels Trennzaun oder vor der Küste,
vermutlich, um Zugangsrestriktionen in Gebieten innerhalb Gazas
durchzusetzen. Bei den
meisten Zwischenfällen wurden Landwirte oder Fischer gezwungen, sich aus
ihren Arbeitsgebieten zu entfernen. Ein Palästinenser wurde verhaftet,
als er versucht haben soll, in Israel durch den Trennzaun bei Beit
Lahiya einzudringen. Vier palästinensische Fischer wurden von der
israelischen Marine vor der Küste von Gaza, bei Deir Al Balah verhaftet
und ihre Boote beschlagnahmt. In vier Fällen führten israelische
Streitkräfte Landeinebnungen in der Nähe des Trennzaunes im Rafah-Gebiet
durch.
Dieser Bericht gibt Informationen zur
Zeit der Veröffentlichung wider. Die aktuellsten Daten und weitere
wichtige Ereignisse unter:
ochaopt.org/data
.
Quelle
(übersetzt von Inga Gelsdorf)
Bericht über den Schutz von Zivilpersonen vom 30. August – 12. September 2022
OCHA - 16. Sept. 2022
Jüngste Entwicklung (außerhalb der Berichtszeit)
• Am 14. September gab es einen Schusswechsel zwischen israelischen Streitkräften und zwei Palästinensern am Jalama-Kontrollpunkt in Jenin. Ein israelischer Offizier und die beiden Palästinenser wurden getötet. Am nächsten Tag führten die israelischen Streitkräfte eine Fahndungs- und Verhaftungsoperation in Kafr Dan (Jenin) durch, wobei sie ein palästinensisches Kind erschossen. Mehr Einzelheiten im nächsten Bericht.
Besondere Vorkommnisse während der Berichtszeit
• Israelische Streitkräfte erschossen drei Palästinenser während drei Fahndungs- und Verhaftungsoperationen in der Westbank. Am 1. und 7. September überfielen israelische Streitkräfte die Flüchtlingslager Al Bireh (Ramallah) und Al Far’a (Tubas) und schossen scharfe Munition und gummi-ummantelte Stahlkugeln auf die Bewohner, die Steine und Molotow-Cocktails schleuderten; ein 21- und ein 26-jähriger Palästinenser wurden bei der Schießerei angeschossen und drei weitere verhaftet. Am 5. September belagerten israelische Streitkräfte ein Wohngebäude in Qabatiya (Jenin), wobei sie die Bewohner des Gebäudes aufforderten, sich selbst zu stellen. Man berichtete über einen Schusswechsel mit Palästinensern. Israelische Streitkräfte schossen scharfe Munition und Tränengaskanister auf die Bewohner, die Steine und Molotow-Cocktails warfen. Ein 19jähriger Palästinenser wurde getötet. Insgesamt führten israelische Streitkräfte 125 Fahndungs- und Verhaftungsoperationen durch und verhafteten 240 Palästinenser, darunter 13 Kinder insgesamt in der Westbank. Das Jerusalem-Gouvernement verzeichnete die höchste Anzahl an Operationen (29) und das Hebron-Gouvernement die höchste Anzahl an Verhaftungen (48). Bei sieben dieser Operationen feuerten israelische Streitkräfte scharfe Munition auf die Palästinenser, die Steine warfen und in einigen Fällen auf die israelischen Streitkräfte schossen, was zu 61 Verletzungen bei den Palästinensern führte, darunter 13 durch scharfe Munition.
• Zwei Palästinenser, darunter ein Kind, wurden erschossen, während sie Berichten zufolge mit dem Messer auf israelische Soldaten einstachen oder sie mit einem Hammer schlugen in Hebron and Ramallah. Am 2. September stach ein 19jähriger Palästinenser auf einen israelischen Soldaten in der Nähe der Beit Einun-Kreuzung in Hebron ein und verletzte ihn. Er wurde von israelischen Streitkräften erschossen. Am 8. September versuchte ein 17jähriger Palästinenser, einen israelischen Soldaten mit dem Messer in der Nähe des Beit El/DCO-Kontrollpunktes in Ramallah anzugreifen und mit einem Hammer auf ihn einzuschlagen. Er wurde von israelischen Streitkräften erschosssen. Beide Leichen wurden bis zum Ende der Berichtszeit immer noch von den israelischen Behörden zurückgehalten. Seit Anfang des Jahres wurden acht Palästinenser von israelischen Streitkräften bei palästinensischen Angriffen oder versuchten/angeblichen Angriffen gegen Israelis in der Westbank erschossen. Außerdem eröffneten Palästinenser am 4. September das Feuer auf einen Bus, der israelische Soldaten ins Jordantal transportierte und verletzten sechs von ihnen sowie den Fahrer. Daraufhin folgten Schusswechsel und das Auto der Verdächtigen fing Feuer. Zwei der Verdächtigen wurden verletzt und verhaftet.
• Zwei Palästinenser wurden getötet, und 16 weitere wurden von israelischen Streitkräften bei einem Abriss als Strafmaßnahme in der Stadt Jenin verletzt. Am 6. September setzten israelische Streitkräfte Sprengkörper ein, um das Familienhaus eines Palästinensers zu zerstören, der drei Israelis erschossen und neun andere in Israel im April 2022 verletzt hatte. Bei der Operation schossen die israelischen Streitkräfte mit scharfer Munition und Tränengaskanistern, und die Palästinenser schossen ebenfalls scharfe Munition ab, warfen Steine und Molotow-Cocktails. Ein 19jähriger Palästinenser, der Berichten zufolge den Vorfall filmte, wurde erschossen, und 16 andere verletzt. Darunter war ein 25jähriger Mann, der von scharfer Munition getroffen wurde und am 11. September seinen Verletzungen erlag.
• Insgesamt 315 Palästinenser, darunter mindestens 37 Kinder, erlitten Verletzungen in der gesamten Westbank durch israelische Streitkräfte. 121 der Verletzungen wurden aus der Nähe von Beita und Beit Dajan (beide in Nablus) und Kafr Qaddum (Qalqilya) bei anti-Siedlungsprotesten berichtet. Weitere fünf Palästinenser wurden bei einer Demonstration in der Nähe des Al Jib-Kontrollpunktes (Jerusalem) während der Solidaritätsproteste bei den wöchentlichen Demonstrationen im Dorf An Nabi Samwil verletzt (mehr Einzelheiten siehe unten). Bei fünf getrennten Vorfällen, in At Tuwani (Hebron), Kisan (Bethlehem), Sinjil (Ramallah) und der Stadt Nablus, wurden 112 Personen verletzt, nachdem israelische Siedler in Begleitung israelischer Streitkräfte palästinensische Gemeinschaften angegriffen hatten. Palästinensischen Quellen zufolge feuerten israelische Streitkräfte Schallbomben, Tränengaskanister und gummi-ummantelte Stahlkugeln auf die Bewohner, die Steine warfen. Weitere 16 Personen wurden bei dem Schusswechsel verletzt, der in Jenin bei einem Abriss als Strafmaßnahme entstand. Außerdem wurden 61 Palästinenser bei Militäroperationen verletzt. 45 Verletzungen wurden am 30. August gemeldet, als israelische Streitkräfte in das Dorf Rujeib (Nablus) eingedrungen sind und ein Wohngebäude belagert haben und Berichten zufolge tragbare Raketen abgeschossen und Schusswechsel mit Palästinensern im Innern des Gebäudes ausgetragen hatten, die sich anschließend selbst stellten; israelische Streitkräfte feuerten Tränengaskanister und scharfe Munition auf die Palästinenser, die Steine warfen. Den israelischen Behörden zufolge werden diejenigen, die verhaftet wurden, verdächtigt, auf ein Sicherheitsfahrzeug in einer Siedlung am 26. August geschossen zu haben (mehr Einzelheiten siehe unten). Von den 320 verletzten Palästinensern wurden 25 von scharfer Munition getroffen.
• Die israelischen Behörden zerstörten, beschlagnahmten oder zwangen Palästinenser zur Zerstörung von 44 Strukturen in Ostjerusalem und im Gebiet C der Westbank, deren Eigentümer Palästinenser sind, unter dem Vorwand fehlender von Israel ausgestellten Baugenehmigungen. Das Ergebnis war, dass 29 Menschen, darunter 10 Kinder, vertrieben wurden und der Unterhalt von etwa 140 weiteren davon beeinträchtigt war. Etwa 35 der Strukturen lagen im Gebiet C, darunter 19, die ohne vorherige Warnung beschlagnahmt wurde, so dass die Eigentümer im Voraus keinen Einspruch erheben konnten. Das stellt eine bedeutende Zunahme dieser Beschlagnahmungen gegenüber dem zweiwöchentlichen Durchschnitt seit Anfang des Jahres (vier) dar. Neun andere Strukturen wurden in Ostjerusalem zerstört, darunter fünf, die von ihren Eigentümern aufgrund von Abrissbescheiden selbst zerstört wurden, um Gebühren zu vermeiden, die anfallen, wenn die Struktur von israelischen Behörden abgerissen wird.
• Am 6. September zerstörten die israelischen Behörden ein unbewohntes Apartment in einem mehrstöckigen Gebäude in der Stadt Jenin, im Gebiet C aus strafrechtlichen Gründen. Das Haus gehörte der Familie eines palästinensischen Mannes, der drei Israelis in Israel im April 2022 erschossen hat und danach selbst erschossen wurde. Während der Operation wurde ein Palästinenser erschossen, und ein anderer erlag später seinen Verletzungen (siehe oben). Weitere zwei Häuser wurden durch die Explosion beschädigt, was zwei palästinensische Haushalte betroffen hat, die aus 12 Personen bestanden, darunter acht Kinder. Seit Beginn 2022 wurden 11 Häuser aus strafrechtlichen Gründen abgerissen, im Vergleich zu drei Häusern im gesamten Jahr 2021 und sieben in 2020. Strafrechtliche Abrisse sind eine Form von kollektiver Bestrafung, die nach internationalem Recht illegal ist, da sie auf die Familie eines Täters oder vermutlichen Täters zielt, die nicht in die angebliche Tat involviert ist.
• An zwei aufeinanderfolgenden Tagen führten israelische Streitkräfte Militärübungen in der Nähe von 13 palästinensischen Hirtengemeinschaften von Masafer Yatta im Süden Hebrons durch. Dieses Gebiet wurde von den israelischen Behörden zur „Schießzone“ bestimmt und als Sperrzone für israelisches Militärgebiet deklariert. Das Training ging bis 15. September weiter, beschränkte den Zugang der Palästinenser zu Grunddienstleistungen und bedrohte ihre Sicherheit. Außerdem haben die israelischen Behörden bei verschiedenen Gelegenheiten seit Beginn des Schuljahres den Zugang von Lehrern und Studenten zur Schule in Masafer Yatta, wo vier Schulen sind, durch befestigte und fliegende Kontrollpunkte blockiert. Alle Schule in dem Gebiet sind durch die israelischen Behörden vom Abriss bedroht. Am 30. August hielten die israelischen Streitkräfte einen Schulbus an, der Schüler zur Al Fakhiet-Schule transportierte, und zwangen mindestens 30 Kinder, zu Fuß den weiten Weg zur Schule zurückzulegen. Am nächsten Tag wurden neun Lehrer der Jinba-Schule, die in das Gebiet von Yatta fuhren, von israelischen Streitkräften angehalten und gezwungen, ihren Weg zu Fuß fortzusetzen. Mehr als 1.000 Palästinenser, darunter 560 Kinder, in Masafer Yatta leben mit dem Risiko einer zwangsweisen Überführung.
• Israelische Streitkräfte schränken die Bewegung(sfreiheit) der Palästinenser an verschiedenen Ortschaften in der gesamten Westbank ein. Am 31. August blockierten israelische Streitkräfte mit Erdwällen einen landwirtschaftlichen Weg in Deir Istiya (Salfit) und verhinderte so den Zugang von etwa 400 Farmern zu ihren Ländereien. In weiteren fünf Fällen blockierten israelische Streitkräfte am 4., 7., 9. und 10. September mit Erdwällen und verschlossen die Metalltore von Khirbet Atuf (Tubas), Qarawat Bani Hassan (Salfit), An Nabi Salih und Deir Nidham (beide in Ramallah) sowie Azzun (Qalqiliya), wodurch 18.000 Palästinensern der Zugang zu Lebensunterhalt und Dienstleistungen blockiert wurde und sie gezwungen waren, lange Umwege in Kauf zu nehmen. Diese Blockaden sind die Konsequenzen für angebliches Steinewerfen und Schüsse auf einen israelischen Bus (siehe oben). Bei verschiedenen Gelegenheiten haben die israelischen Streitkräfte die den palästinensischen Bewohnern der umgesiedelten Gemeinde An Nabi Samwil auferlegten Bewegungs- und Zugangsbeschränkungen noch verschärft. Da sie vollkommen im Gebiet C auf der Jerusalem-Seite gelegen ist und wo die Bewohner mit der ständigen Bedrohung der Zerstörungen, Siedlergewalt sowie Bewegungs- und Zugangsbeschränkungen leben. Bewohner des Gebietes haben wöchentliche Demonstrationen gegen die neuen Zugangsmaßnahmen, bei denen drei Palästinenser verhaftet wurden, veranstaltet.
• Israelische Siedler verletzten 21 Palästinenser und Personen, von denen man weiß oder annimmt, dass sie Siedler sind, beschädigten palästinensisches Eigentum in 27 Fällen. Am 8., 9. und 12. September schossen israelische Siedler auf palästinensische Bauern, griffen sie brutal an und israelische Siedler schossen auf palästinensische Landwirte, die ihr Land in Sinjil (Ramallah), At Tuwani (Hebron) und Khallet al Laufouza (Bethlehem) bearbeiteten, griffen sie körperlich an und besprühten sie mit Pfefferspray. Das Ergebnis waren 21 verletzte Palästinenser, darunter mindestens zwei mit scharfer Munition. Überall wurden 126 Bäume, deren Eigentümer Palästinenser waren, in der Nähe der israelischen Siedlungen bei Haris (Salfit), Qaryut (Nablus) sowie Deir Ibzi’ und Sinjil (beide in Ramallah) entwurzelt oder beschädigt. In sieben Fällen wurden sowohl in der H2-Zone von Hebron City, als auch in Huwwara, Burin, Tell, Beita und Madama (alle in Nablus), neun Autos, die Palästinensern gehörten, zerstört und drei palästinensische Häuser Berichten zufolge durch Steinewerfen beschädigt. Weitere neun Vorfälle in Al Mazra’a al Qibliya, Al Mughayyir, und Deir Nidham (alle in Ramallah), An Naqura, Beit Dajan, Einabus sowie Burqa (alle in Nablus) führten zu Schäden an Anbaukulturen, Vieh, landwirtschaftlichen Geräten, Wassertanks und Strukturen, die dem Lebensunterhalt dienen. Am 31. August stürmten laut Berichten israelische Siedler aus Yitzhar die Urif-Schule (Nablus), während der Unterricht stattfand, und warfen Steine, was die Verwaltung zwang, die Schule aufzugeben und die Studenten in Sicherheit zu bringen; 250 Studenten waren betroffen und eine Beschädigung der Schule wurde verzeichnet. Laut dem Dorfrat und Augenzeugen waren israelische Streitkräfte in dem Gebiet bei dem Angriff vor Ort, aber sie griffen nicht ein, um die Siedler aufzuhalten. Daraufhin schossen israelische Streitkräfte Tränengas auf die Palästinenser, die Steine auf Siedler aus Protest über den Angriff warfen.
• Zwei israelische Siedler wurden verletzt, nachdem die Palästinenser auf deren Fahrzeug in der Nähe von Josephs Grabstätte in Nablus City das Feuer eröffnet hatten. In weiteren drei Fällen warfen Personen, von denen man weiß oder annimmt, dass sie Palästinenser sind, Steine auf israelische Fahrzeuge, die auf Straßen der Westbank fuhren. Laut israelischen Quellen führte das dazu, dass drei Fahrzeuge beschädigt waren.
• Im Gazastreifen wurden drei Palästinenser, darunter ein 9- und ein 12jähriger Junge, durch die Explosion eines nicht explodierten Sprengkörpers verletzt, nachdem sie mit der Munition, die sie gefunden haben, herumgebastelt haben, während sie Schrott im Osten von Khan Yunis sammelten.
• Bei mindestens 42 Zwischenfällen eröffneten israelische Streitkräfte ein Warnfeuer in der Nähe von Israels Trennzaun oder vor der Küste, vermutlich, um Zugangsbeschränkungen in Gebieten innerhalb Gazas durchzusetzen. Berichten zufolge zwangen die meisten Vorfälle Bauern und Fischer, sich von den Gebieten ihrer Arbeit zu entfernen. Zwei palästinensische Kinder wurden von israelischen Streitkräften verhaftet, als sie versuchten, den Zaun im Osten von Rafah zu überqueren. Bei mindestens sieben Vorfällen ebneten israelische Militärbulldozer das Land in Gaza in der Nähe des Trennzauns im Osten von Rafah ein.
Dieser Bericht spiegelt Informationen wider, die zur Zeit der Veröffentlichung verfügbar war. Die aktuellsten Daten und mehr Ereignisse sind verfügbar unter: ochaopt.org/data. Quelle (übersetzt von Inga Gelsdorf)
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OCHA
Bericht: Westbank-Zerstörungen und Vertreibungen – Juli 2020
Schwerpunkte
• 27 bewohnte Häuser, die seit Beginn der
Pandemie trotz des Moratoriums zerstört wurden.
• 10 zusätzliche Strukturen, die im beschleunigten Verfahren
zerstört wurden (Militärbefehl 1797)
• 4 Strukturen der humanitären Hilfe abgerissen und weitere 8
davon bedroht.
Überblick
Im Juli zerstörten oder beschlagnahmten die israelischen
Behörden 72 Strukturen, die Palästinensern gehörten, alle
aufgrund fehlender Baugenehmigungen, die für Palästinenser kaum
erhältlich sind. Das liegt 30 Prozent über dem monatlichen
Durchschnitt während des ersten Halbjahres von 2020 und fast 40
Prozent über dem monatlichen Durchschnitt von 2019. Das Ergebnis
war, dass insgesamt 33 Menschen vertrieben wurden und von mehr
als 350 weiteren wurde der Lebensunterhalt oder ihr Zugang zu
Dienstleistungen beeinträchtigt. Insgesamt 388 Strukturen wurden
abgerissen oder beschlagnahmt, ein leichter Anstieg im Vergleich
zum selben Zeitraum in 2019.
Seit dem Ausbruch von COVID-19 im März 2020 wurden insgesamt 27
bewohnte Häuser im Gebiet C und Ostjerusalem, die vor diesem
Datum dort standen, abgerissen oder beschlagnahmt aufgrund von
fehlenden israelischen Baugenehmigungen: Das Ergebnis war, dass
159 Palästinenser, einschließlich 89 Kindern, vertrieben wurden.
Sieben dieser Häuser wurden von ihren Eigentümern selbst
abgerissen, um zusätzliche Kosten und Verluste zu vermeiden.
Diese Zerstörungen geschahen trotz eines Moratoriums, das von
den israelischen Behörden im Zusammenhang mit der Pandemie
verkündet worden war; Mitte Juli wiesen die israelischen
Behörden daraufhin, dass das Moratorium in Ostjerusalem
aufgehoben wurde.
Im Gebiet C wurden insgesamt 55 Strukturen im Juli abgerissen
oder beschlagnahmt: das Hebron Gouvernorat, das das Epizenter
der Pandemie ist, ist weiterhin dasjenige, das am meisten
betroffen ist, gefolgt von Bethlehem und Jerusalem.
Am 21 Juli zerstörten die israelischen Behörden ein Gebäude am
Stadtrand von Hebron City: während die Hebron-Stadtverwaltung
behauptete, es sei geplant worden, um als Testzenter für
COVID-19 zu dienen, stritten die israelischen Behörden diese
Behauptung ab. Die Zerstörung wurde auf der Grundlage des
Militärbefehls 1797 ausgeführt, die die beschleunigte Entfernung
nicht genehmigter Strukturen, die als „neu“ gelten, innerhalb
von 96 Stunden nach der Ausstellung der „Abrissorder“ erlaubt.
Die UN hat wiederholt ihre Sorge über dieses Verfahren
ausgedrückt, das die Gelegenheit betroffener Menschen, vor einer
gerichtlichen Instanz gehört zu werden, erheblich einschränkt.
Weitere 9 Strukturen wurden im Juli aufgrund dieser Order
abgerissen.

Der größte Abriss ereignete sich am 2 . Juli bei einer
Hirtengemeinschaft im Zentral-Jordantal, wo die israelischen
Behörden 12 Strukturen abrissen, darunter 4 Wohnzelte; die
Letzteren war zu der Zeit des Vorfalls unbewohnt, aufgrund des
jahreszeitlich bedingten Wegzugs der betroffenen Familie. Die
Gemeinschaft befindet sich in einem Gebiet, das als „Schießzone“
zum Training des israelischen Militärs bestimmt ist. Weitere 6
Strukturen wurden in vier palästinensischen
Beduinengemeinschaften im Gebiet C des Jerusalem-Gouvernorates
abgerissen oder beschlagnahmt, in einem Gebiet oder in dessen
Nähe, das zur Erweiterung der Ma’ale Adumim-Siedlung (der
E1-Plan) dient.
Auch im Gebiet C händigten die israelischen Behörden am 29. Juli
15 Befehle zur Arbeitseinstellung und 3 ‘Entfernungs-Aufträge’
unter dem beschleunigten Verfahren (Militärorder 1797) aus, die
sich gegen Häuser, öffentliche Einrichtungen und Strukturen, die
den Lebensunterhalt in der Hirtengemeinschaft von Fraseen (Jenin)
betrafen, richteten. Diese Gemeinschaft ist zwischen der
israelischen Siedlung von Hermesh und einem Siedlungsaußenposten
gelegen, der vor einem Jahr als Landwirtschaftsfarm errichtet
wurde, und praktisch all diese Strukturen sind nun vom Abriss
bedroht.
Vier der im Juli von den israelischen Behörden zerstörten oder
beschlagnahmten Strukturen waren als humanitäre Hilfsmaßnahme im
Wert von über 6.000 Euros vorgesehen. Es gab einen leichten
Rückgang bei der Fokussierung auf von Sponsoren finanzierte
Strukturen in den ersten sieben Monaten von 2020, im Vergleich
zu dem gleichen Zeitraum im letzten Jahr (65 vs. 71). In einer
Gemeinde erhielten weitere acht, von Sponsoren finanzierte,
Hilfsstrukturen, die über 21.000 Euros gekostet hatten, Befehle
zur Arbeitseinstellung.
In Ostjerusalem wurden insgesamt 17 Strukturen in diesem Monat
zerstört, darunter drei, die ihre Eigentümer selbst zerstören
mussten. Das liegt etwas über dem Monatsdurchschnitt der im
ersten Halbjahr 2020 betroffenen Strukturen, stimmt jedoch mit
dem Monatsdurchschnitt von 2019 überein. Fünf der zerstörten
Strukturen waren in der Umgebung von Al-‘Isawiya, wo die
israelischen Behörden neben den laufenden Polizeioperationen
auch mehrere Dunam Land einebneten.
Wichtig ist, anzumerken, dass die Stadtverwaltung von
Westjerusalem am 19. Februar 2020 verkündete, sie würde die
Zerstörung von Häusern in der Umgebung von Al-‘Isawiya für sechs
Monate einfrieren.
Quelle
Mit Grafiken - englischer Text pdf Datei
• (übersetzt von Inga Gelsdorf)
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