1. Februar 2006
Liebe Freunde,
Unglücklicherweise verhüllen die Medien mehr als sie
den Augen zeigen. Ein Beispiel aus der letzten
Woche. Ich erinnere mich nicht mehr genau, ob dies
am Mittwoch oder am Donnerstag ( 26.1.06) war. Aber
das ist im Augenblick auch nicht so wichtig, wenn es
auch für die betroffenen Familien wichtig war. Das
Geschehen wurde wenigstens 3 mal in den
Radio-Nachrichten im B-Programm gebracht. Deshalb
weiß ich davon. Aber es wurde an jenem Abend
nicht im Fernsehen gezeigt. Wenigstens nicht in den
beiden Kanälen, die ich aufsuchte. Und obwohl ich
die Zeitungen am selben Tag durchsah und die
Print-elektronik-Ausgaben des nächsten Tages und die
Print-Ausgabe von Haaretz, die ich abonniert habe:
kein einziges Wort wurde davon berichtet. Da ich
dachte, ich hätte etwas übersehen, suchte ich bei
Google. Auch hier nichts. Gestern Abend fragte
ich dann Gideon Levy von Haaretz danach. Er
bestätigte, dass das Geschehen weder im Fernsehen
noch in den Tageszeitungen gebracht wurde, mit einer
Ausnahme: Yedioth Ahronot, die dieses Geschehen
zwischen den Sportnachrichten brachte. Warum dort?
Weil einer der Männer ein Fußballer ist. ...
Worum geht es, dass die Medien – abgesehen vom Radio
– dies lieber verschweigen? Acht Frauen aus dem
israelisch-arabischen Dorf Jaljulia wurden
mitten in der Nacht - die übliche Zeit für
israelische Polizei- und Militärüberfälle – aus dem
Schlaf gerissen. Sie wurden von ihren Familien
weggezerrt, zur Polizeistation gebracht und später
entweder vor oder bei Morgendämmerung ohne einen
Pfennig am Checkpoint von Qalandia einfach
abgesetzt. Man sagte ihnen noch, sie sollten sich in
die besetzten Gebiete aufmachen wer weiß
wohin; denn ihr Zuhause war seit Jahren in Jaljulia
gewesen. Was hatten sie verbrochen? Sie waren
illegal in Israel, die eine seit 10 Jahren, andere
seit 5 Jahren. Alle haben Kinder im Alter zwischen 6
Monaten und 5 Jahren. Die Frauen waren legal
verheiratet und ihre Männer waren israelische
Staatsbürger, aber die Frauen hatten nicht die
Erlaubnis erhalten, legal mit ihren Männern in
Israel zu leben. Um dieses Problem zu lösen, riss
man sie mitten in der Nacht also aus dem Schoß ihrer
Familie ...
Ist es nicht wunderbar dieses Israel? Kann man
darüber nicht stolz sein? Bist du nicht glücklich
darüber, kein Palästinenser zu sein? Und was soll
man über die israelischen Medien sagen? Es scheint,
diese Geschichte war für sie zum Drucken nicht
wichtig genug ... Abgesehen davon, wie viele
Israelis kümmern sich schon um palästinensische
Frauen, die irgendwohin gestoßen werden ?
Ich frage mich, wie viel wir nicht erfahren, weil
die Medien ihrer Pflicht nicht nachkommen.
Dorothy Naor ( New
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