Israelische Kultur – 1
Die IDF verspricht – und sie hält ihr Versprechen. Vor
einigen Wochen versprach die IDF den Dorfbewohnern von
Al-Farsieyah im Jordantal, ihr Dorf würde vollkommen
zerstört werden und dass man sie obdachlos unter dem Himmel
lassen würde. Die Armee versprach – und wie abgemacht, kamen
die Soldaten mit Fahrzeugen und Bulldozern. Die Häuser
wurden zerstört, die Hütten wurden zerstört, die Zelte
wurden zerstört, die Viehställe wurden zerstört. Alles,
total alles wurde zerstört. Dazu war nicht viel Zeit nötig
und keine großen Anstrengungen , um das ganze Dorf zu
zerstören und von der Erdoberfläche verschwinden zu lassen.
(Nun, es war ein ziemlich kleines Dorf, nur gerade etwas
mehr als 100 Leute …)
Nicht dass die Soldaten, die da an jenem Morgen in der
letzten Woche zum Zerstören von al-Farsieyah kamen,
notwendigerweise sehr böse Leute waren. Wahrscheinlich waren
sie ganz gewöhnliche Leute, gewöhnliche israelische Bürger,
Soldaten wie eben Soldaten sind - wie die meisten
Soldaten in den meisten Armeen der menschlichen Geschichte.
Sie gehorchen den Befehlen und führen die Aufgabe aus,
die man ihnen gestellt hat – zur Zufriedenheit ihrer
Kommandeure.
Das israelische Gesetz stellt klar fest, dass es
eindeutig illegale Befehle gibt, über denen die schwarze
Fahne der Illegalität flattert. Ein Soldat kann nicht nur
sich weigern, solch einem Befehl zu gehorchen - er
muss es sogar. Wie vom Obersten Gerichtshof des
Staates Israel nach dem Kafr Kassem Massaker 1956 festgelegt
wurde, war der Befehl, unbewaffnete Zivilisten an die Wand
zu stellen und zu erschießen, solch ein eindeutig illegaler
Befehl.
Aber das ist nicht in Al-Farsieyah geschehen. Keiner wurde
ermordet – Gott sei Dank. Alles, was geschehen ist, war,
dass (nur) einige Häuser, einige Hütten und einige Ställe
zerstört wurden und dass eine Handvoll Leute, die sowieso
schon arm waren, wieder ganz von vorne anfangen müssen. Das
ist alles. Ist auch dies ein eindeutig illegaler Befehl?
Oder war es nur ein illegaler Befehl, der nicht eindeutig
war, bei dem der Soldat rechtlich verpflichtet ist, zuerst
zu gehorchen und später Fragen zu stellen. Vielleicht ist es
auch nur ein unangenehmer Befehl, aber sonst völlig legal –
nach all den Regeln und Verfahren, die im Besatzungsrecht
vom 43 Jahre alten Besatzungsregime festgelegt wurden.
Nur spezielle Experten, erfahrene Anwälte können
versuchen, solche Fragen zu beantworten. Und es ist längst
nicht sicher, dass sie klare und zuverlässige
Antworten geben können. Wie der Armeestabschef gerne sagt –
und auch der Verteidigungsminister – ist es
inakzeptabel, dass jeder Soldat vor der Schlacht erst
zum Anwalt läuft. Selbst wenn er in die Schlacht gegen
Bewohner eines winzigen Weilers geht, die keine Waffen
tragen und nicht versuchen, Widerstand gegen die Zerstörung
ihrer Häuser zu leisten.
Israel Kultur – 2
Nach drei Jahren Renovierung wurde das aufgemotzte
Israel-Museum in Jerusalem neu eröffnet. Die Renovierung des
Museumsprojektes war eine der größten in Israel . Die Kosten
betrugen 100 Millionen Dollar. Tatsächlich hat das Museum
seinen Ausstellungsraum verdoppelt und den Eingangspavillon,
die Gärten und Ausstellungen erneuert.
An der glänzenden Eröffnungsfeier nahmen der Präsident
Peres, Ministerpräsident Netanyahu, Jerusalems Bürgermeister
Barkat, der Präsident des Obersten Gerichtes Beinisch als
auch Minister und Knessetmitglieder der kulturellen
Elite Israels teil.
„Ich bin so stolz auf dieses geistige und künstlerisch
gelungene Werk, das in spezieller Weise unsern nationalen
Charakter darstellt“, sagte der Präsident.
Ministerpräsident Netanyahu erzählte Kindheitserinnerungen:
„Ich wuchs nicht weit von hier auf. als wir Kinder waren,
spielten wir hier auf dem Hügel. Der Hügel war felsig mit
einem einzigen Baum, einer Eiche. Jetzt findet man an der
Stelle der Eiche Modigliani, Lifschitz, Pissarro, Van Gogh,
die ganze Kultur der Welt ist hier in einer stillen
aber erstaunlichen Weise vertreten. Die wunderbare
Verbindung zwischen den Werten unseres Erbe und der
Weltkultur stellt tatsächlich die Brücke dar zwischen
unserer Vergangenheit und unserer Zukunft.
Israelische
Kultur – 3
Shir Regev wurde vor 20 Jahren in Tuval in Galiläa
geboren. Als er geboren wurde, war die israelische Besatzung
in der Westbank schon für eine ganze Generation eine
Tatsache. Er hat nie eine andere Realität kennen gelernt.
Als es für Regev Zeit wurde, seinen Militärdienst
anzutreten, in der „moralischsten Armee der Welt“, wartete
er nicht, bis er das Grundtraining absolviert hatte und
einer Einheit zugeordnet wurde und ihm befohlen wurde,
Häuser in Al Farsieyah zu zerstören und dann zu überlegen,
ob der Befehl legal oder illegal ist. Er wartete auch nicht
auf die Eröffnung des Israel-Museums, um sein Wissen über
das jüdisch historische Erbe und die Weltkultur zu
erweitern und wie dieses mit einander verbunden ist. Als der
Tag kam, an dem er zum Militär eingezogen wurde, schrieb er
einen Brief ans Militär:
„ Ich glaube, es ist meine persönliche Pflicht zu
verweigern und mich von einer Armee abzusetzen, deren
Hauptzweck es ist, als Besatzungspolizei zu dienen, um die
„israelische Ordnung“ aufrecht zu erhalten und diese
wehr- und rechtlosen Palästinensern aufzuzwingen. …
Da ich das medizinische Profil eines Kampfsoldaten habe,
hätte ich, wenn ich mich der Armee angeschlossen hätte,
zweifellos dem maffiosen System dienen müssen, das nichts
mit der festgelegten Rolle einer
Verteidigungsarmee zu tun hat. Dies ist eine Armee, die
Interessen dient, die ich nicht vertreten kann.
Deshalb hege ich in dem Dilemma zwischen Militärdienst
und meinem Gewissen keine Zweifel an dem, wo ich zu stehen
habe.“
Shir Regev verbüßt zur Zeit zum 3.Mal hintereinander
eine Haftstrafe. Er muss wahrscheinlich noch mehrere
Gefängnisstrafen abbüßen, bis die Militärbehörde davon
überzeugt ist, dass er nicht aus demselben Stoff ist wie die
Zerstörer palästinensischer Häuser.