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----- Original Message -----
From: <fraueninschwarz@gmx.com>
To: <FIS-V%fraueninschwarz@gmx.com>
Sent: Sunday, April 22, 2007 10:36 PM
Subject: Tag der palaestinensischen Gefangenen



Der folgende Brief wurde u.a. an EU-Außenkommissarin Dr. Benita
Ferrero-Waldner, Dr. Heinz Patzelt, Generalsekretär von Amnesty
International Österreich und Dr. Karl Blecha gesendet.


 

 Frau Bundesministerin
 Dr. Ursula Plassnik
 Bundesministerium für europäische und
 internationale Angelegenheiten
 Minoritenplatz 8
 1014 Wien

 17. April 2007


 Sehr geehrte Frau Bundesministerin!

 Anlässlich der Mahnwache der Frauen in Schwarz (Wien) zum "Tag der Solidarität mit den palästinensischen politischen Gefangenen", die wir am Dienstag, 17. April 2007 von 15 bis 17 Uhr, vor der Pestsäule am Graben im 1. Wiener Gemeindebezirk abgehalten haben, möchten wir Ihnen in Erinnerung rufen, dass sich derzeit etwa 11.000 palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen oder Internierungslagern (detention camps) befinden. Unter den Gefangenen sind auch 40 Mitglieder des Parlaments (Palestinian Legislative Council) und 3 Minister der vorherigen palästinensischen Regierung, die ohne Anklage in Haft sind.

 Im April 2007 - nach Angaben des palästinensischen statistischen Zentralamtes - war 890 PalästinenserInnen ihr Haftgrund nicht bekannt gegeben worden. 4.820 Gefangene sind derzeit ohne Anklage inhaftiert.

 Mit der heutigen Mahnwache haben wir auch besonders gegen die Inhaftierung palästinensischer Kinder protestiert: laut Defence for Children International - Palestine Section befinden sich derzeit ca. 398 Kinder unter 18 in israelischen Gefängnissen. 2006 wurden etwa 700 palästinensische Kinder verhaftet, die Mehrheit von ihnen männlich, die in Administrativhaft - Verhaftung ohne Gerichtsverhandlung - sind.

 Seit 1967 wurden mehr als 650.000 Palästinenserinnen und Palästinenser verhaftet, ca. 25% der gesamten palästinensische Bevölkerung, darunter 10.000 palästinensische Frauen. Während der 2. Intifada waren es 600 Frauen, derzeit (April 2007) sind noch 118 (1,1% aller Gefangenen) in israelischer Haft. Im Jahr 2005 wurden 18 Frauen inhaftiert, darunter waren fünf jünger als 18 Jahre. Drei Frauen waren schwanger und mussten ihre Kinder in israelischer Haft gebären.

 Seit dem Ausbruch der 2. Intifada wurden mehr als 4.000 palästinensische Frauen, darunter 344 Kinder festgenommen und in israelische Gefängnisse verbracht. Dies bedeutet 3,1% aller Inhaftierten sind Frauen und Kinder.

 Insgesamt starben bis heute (April 2007) 186 Palästinenser in israelischen Gefängnissen und Haftanstalten. Diese Zahlen belegen die mangelnde humanitäre Situation und die Anwendung von psychischer und physischer Folter in der Haft. 75 der Verstorbenen wurden in der Haft ermordet, 69 starben an den Folgen der Folter und 42 aufgrund mangelnder oder verweigerter medizinischer Versorgung bzw. Hilfe. 60 Gefangenen haben sich in den letzten sieben Jahren umgebracht.

Alle Welt kennt den Namen des seit 10 Monaten entführten israelischen Soldaten Gilad Shalit, aber nur Wenige den Namen Hussam Shaheen. Der palästinensische Menschenrechts- und Friedensaktivist Hussam Shaheen, Sekretär für internationale Beziehungen der Fatah Youth Organization (FYO) und Vorsitzender der FYO in Jerusalem wurde im Jänner 2004 gefangengenommen und ist nun seit mehr als 3 Jahren in einem israelischen Gefängnis. Am 10. April 2007 hat das israelische Militärgericht in Ofrah bei Ramallah eine Gefängnisstrafe von 20 Jahren über Hussam Shaheen verhängt.

 Hussam ist sein ganzes Leben ein Friedensaktivist und Unterstützer des Friedensprozesses. 1992 trat er dem palästinensischen Zentrum für das Studium von Gewaltfreiheit bei und wurde zum Direktor des Jugendprogramms ernannt.
 Hussam war aktiv an der Organisation von Konfliktlösungen und Workshops für Gewaltlosigkeit palästinensischer Jugendlicher beteiligt.  1996 wurde Hussams Engagement für Menschenrechte und Freiheit mit dem Vorschlag für den Reebok Menschenrechts-Preis gewürdigt.

 Im Al Khadr Dorf bei Bethlehem wurde Land für die Ausdehnung der illegalen israelischen Siedlung Efrat beschlagnahmt. Hussam und 120 andere Demonstranten haben Zelte aufgestellt, um die israelischen Militärjeeps und andere bewaffnete Fahrzeuge davon abzuhalten, den Ort zu erreichen. Soldaten erklärten das Gebiet zur geschlossenen Militärzone. Hussam sang "Shalom kein, Efrat low", hebräisch für "Frieden ja, Efrat nein" und wurde festgenommen.
 Er wurde nur fünf Tage lang festgehalten und hat seine Demonstration sofort nach seiner Freilassung fortgesetzt, um den fortschreitende Raub palästinensischen Landes zu verhindern.

 Am 28.01.2004 nahmen die israelischen Besatzungsmächte Hussam in Ramallah fest. Seitdem war er in Isolationshaft und psychischer und körperlicher Folterung ausgesetzt.

 Hussams Fall ist nur einer von Tausenden in Palästina. Vielen der Gefangene wurden ihre Rechte verweigert: das Recht auf eine faire Verhandlung, das Recht über den Grund der Festnahme informiert zu werden, das Recht auf Essen, Wasser und medizinische Versorgung.

 Zusätzlich zu diesen genannten Verletzungen der Menschenrechte sind die meisten der Inhaftierten unschuldige Zivilisten, die nie eine Straftat begangen haben. Im Gegenteil, sie sind politische und Friedensaktivisten, die für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte in ihren Gemeinschaften kämpfen.

 Es sind nicht nur die Gefangenen, die leiden, die Familien der gefangenen Männer und Frauen leiden ebenfalls sehr darunter. Sie werden selten darüber informiert, warum ihre Liebsten gefangen genommen wurden, noch wird ihnen mitgeteilt, wo sie festgehalten werden. Rechtsanwälte dürfen die Gefangenen nur selten besuchen und können so keine wirksame Rechtsvertretung anbieten oder den Familien Informationen zur Verfügung stellen. Palästinensische Familien können ihre verhafteten Kinder selten oder nie besuchen, weil sie keine Erlaubnis bekommen, nach Israel einzureisen.

 Die "Frauen in Schwarz (Wien)" - Teil einer weltweiten Bewegung von Frauen für Frieden - haben seit über sechs Jahren gegen die israelische Besatzung palästinensischen Landes protestiert und regelmäßig Mahnwachen abgehalten, um die österreichische Bevölkerung über die verzweifelte Situation der unter dieser Okkupation lebenden PalästinenserInnen zu informieren.

 Wir ersuchen Sie, sehr geehrte Frau Bundesministerin, alles in Ihrer Macht Stehende zu unternehmen, damit es zu einer baldigen Freilassung der politischen Gefangenen kommt.

 Darüber hinaus wollen wir unserer Hoffnung Ausdruck verleihen, dass internationaler Schutz - so wie im Südlibanon - auch in den Besetzten palästinensischen Gebieten beschlossen werden möge.

 "Frauen in Schwarz (Wien)" sind auch davon überzeugt, dass nur eine vollständige Beendigung der israelischen Besatzung palästinensischen Landes zu einem dauerhaften Frieden führen wird.


 Mit bestem Dank für Ihre Bemühungen zeichne ich
 mit freundlichem Gruß,



 Tina Salhi
 für: Frauen in Schwarz (Wien)
 womeninblack-vienna@gmx.net
 www.fraueninschwarz.at
 

 

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