Alternative Information Center
Komitee für die
sofortige Freilassung Tali Fahimas
Liebe Mitglieder der Solidaritätsbewegungen,
Am Sonntag, dem 17. Juli,
wird der Prozess von Tali Fahima fortgesetzt. Aus
diesem Anlass rufen wir alle Solidaritätsbewegungen
rund um die Welt auf, sich uns anzuschließen, um die
Menschen in aller Welt und den Staat Israel wissen
zu lassen, dass die Verfolgung und ungerechte
Inhaftierung einer Frau, die die Hoffnung auf eine
Zukunft der Freundschaft und Gemeinschaft von
PalästinenserInnen und Israelis repräsentiert, nicht
unbemerkt durchgehen wird.
Tali Fahima, eine
jüdisch-israelische Frau, wird nun schon seit über
einem Jahr vom israelischen Geheimdienst (GSS)
drangsaliert, weil sie es gewagt hat, sich der
Apartheidslogik der Besatzungsmacht zu widersetzen:
Sie zeigte öffentlich Solidarität mit den Menschen
im Flüchtlingslager von Jenin, ihrem alltäglichen
Bemühen, am Leben zu bleiben und ihren Unterdrückern
Widerstand zu leisten. Ihr Beispiel zeigt, wie wenig
israelische Institutionen (einschließlich des
Rechtssystems) bereit sind, Kameradschaft zwischen
beiden Bevölkerungen zu tolerieren. Es zeigt auch,
wie wichtig es für internationale
Solidaritätsbewegungen ist, eine andere Stimme
hörbar zu machen. Über ein Jahr im Gefängnis
verbringend, nutzt Tali jede Gelegenheit, um ihrer
Solidarität mit allen politischen Gefangenen
Ausdruck zu verleihen und ihre Forderung nach einem
Ende aller Formen der Unterdrückung von
PalästinenserInnen nachdrücklich zu betonen.
Daher werden wir am 17. Juli
die sofortige Freilassung Tali Fahimas und aller
politischer Gefangenen des Staates Israel verlangen.
Wir fordern euch auf, euch
dieser internationalen Kampagne anzuschließen. Dies
ist auch eine Gelegenheit für uns alle, gemeinsam
unsere Botschaft bezüglich der Realität der
Kriegsführung in dieser Region zu bekräftigen: Sie
ist weder Schicksal noch eine Naturkatastrophe,
sondern das Ergebnis geplanter und höchst
kalkulierter Politik im Namen des Staates Israel. Zu
einer Zeit, in der die Welt über die Bereitschaft
des israelischen Prämierministers Sharon begeistert
ist, eine kleine Zahl illegaler Siedlungen zu
evakuieren , um woanders eine größere Zahl von
Siedlungen auszubauen und zu festigen, demonstriert
die Behandlung des Falls Tali Fahima durch alle
israelischen Institutionen mit äußerster Klarheit,
wie wenig Israel wirklich wünscht, mit seinen
palästinensischen NachbarInnen in Frieden zu leben.
Aktionsmöglichkeiten:
Kundgebungen, Demonstrationen, Mahnwachen und
Konferenzen
1. Am 17. Juli werden
wir vor dem Gericht, in dem Talis Verfahren
stattfindet, eine große Demonstration veranstalten.
Wir würden uns freuen, von anderen Veranstaltungen
zu hören, die an diesem Tag weltweit stattfinden.
2. Wir ermutigen euch
und würden euch dabei unterstützen, Konferenzen zu
veranstalten, die sich mit Tali Fahima, politischen
Gefangenen in Israel und Palästina und mit
Aktivitäten israelisch-palästinensischer Solidarität
generell auseinandersetzen.
3. Wir würden uns
freuen, wenn bei allen Veranstaltungen der
Solidarität mit Palästina und den PalästinenserInnen
Tali Fahimas Fall erwähnt wird.
Informationen, Fotos und
Materialien aller Art können auf folgender Webpage
gefunden werden:
www.FreeTaliFahima.org
Protest-und Solidaritätsbriefe
1. Briefe, die Protest
und Bestürzung über Tali Fahimas Inhaftierung und
Behandlung zum Ausdruck bringen, können an den
israelischen Generalstaatsanwalt, den
Verteidigungsminister und den Prämierminister
geschickt werden. Kopien sollten an israelische
Botschaften und Konsulate, sowie an eure jeweiligen
diplomatischen Vertretungen in Israel geschickt
werden. Ein Beispiel für so einen Brief und die
relevanten E-mail- und Faxadressen können unter
www.FreeTaliFahima.org gefunden werden.
2. Aufgrund ihrer
Isolation ist Tali dankbar für alle Briefe, die ihr
ins Gefängnis geschickt werden. Ihre
Gefängnisadresse ist ebenfalls auf der Webpage zu
finden.
Petitionen und Spenden
1. Petitionen können auf der Webpage gefunden
werden, aber eure Organisationen können auch eigene
kreiren. Die Petition, die zur Beendigung von Talis
Isolationshaft rief, hat sich als äußerst effektiv
erwiesen. Tali wurde für neun Monate und totaler
Isolation gehalten. Im April 2005, nachdem eine
internationale Petition zirkuliert und von
AktivistInnen und Intelektuellen aus der ganzen Welt
unterschrieben wurde, erhielt sie das Recht, mit
anderen Gefangenen zu sprechen.
2. Wir haben
Schwierigkeiten, alle Rechtskosten und Talis
Bedürfnisse im Gefängnis zu finanzieren. Talis
Familienmitglieder werden seit Beginn ihres Falls
ununterbrochen drangsaliert und haben selbst große
finanzielle Schwierigkeiten. Wir wären sehr dankbar,
über die Webpage Spenden zu erhalten.
Kontakt
Wir danken euch für die Verbreitung dieses Aufrufs.
Bitte informiert uns über all eure Aktivitäten
bezüglich Tali Fahima. Wir werden euch gerne über
alle neuen Entwicklungen auf dem Laufenden halten.
Bitte wendet euch
dazu an:
yossi(at)alt-info.org (preferably in English).
Alternative
Information Center Komitee für
die sofortige Freilassung Tali Fahimas
Lese auch >>>
Bericht einer Gerichtsverhandlung in
Israel: Tali Fahima
Ein Brief aus Israel
Von Jakob Katriel, 23.Juli 2005
An alle, die die
internationale Petition zur Freilassung von Tali
Fahima aus der Einzelhaft unterschrieben haben.
Ich habe das Gefühl,
dass ich Euch/Ihnen einen aktuellen Bericht schulde
zum Stand der noch andauernden Schikanen gegenüber
Tali Fahima, einer israelischen Friedenaktivistin,
die den Mut hatte, die Kriminalität der israelischen
mörderischen Praktiken gegenüber den Palästinensern
aufzudecken und die rassistische Entmenschlichung
der Palästinenser in allen Teilen des
unterdrückerischen Besatzungssystems zu kritisieren.
Nach einem Jahr im
Gefängnis - neun Monate davon verbrachte sie in
Isolationshaft ( die nur dadurch beendet wurde, weil
der internationale Druck , dank Ihrer/ Euerer
Unterstützung zu hoch wurde) - hatte Tali Fahima
endlich die ersten drei Tage ihrer
Gerichtverhandlung ( 17.-19. Juli), die Mitte
September fortgesetzt wird. Von der im ganzen 18
Stunden dauernden Vernehmung, war etwa die Hälfte
hinter verschlossenen Türen, um einige der
verachtenswerten Geheimdienstagenten und
palästinensischen Kollaborateure nicht aufzudecken.
Ich war bei den Sitzungen dabei, die öffentlich
waren. In ihnen wurde ein junger Palästinenser aus
Jenin H. Muhammed Al-Rul, der jetzt in israelischem
Gefängnis sitzt, gehört.
H. Al-Rul ist eine
eindrucksvolle, würdige Erscheinung. Er beschrieb in
ziemlich ausführlicher Weise die Folterbehandlung,
die er während der Zeit durchgemacht hat, als der
israelische Geheimdienst versuchte, ihn dazu zu
überreden, ein belastendes Zeugnis gegen T. Fahima
auszusagen. Um Sie/Euch nicht unnötig mit den
Details zu belasten, hier nur das Wichtigste der
meistens erfolgreichen, hinterlistigen Taktik des
Geheimdienstes(GSS): Nach einem langen und grausamen
Verhör,( während er unter den schändlichsten
Bedingungen gehalten wurde, in Isolierhaft, kein
Zugang zum Anwalt, seine Familie wusste nicht, wo er
war), das für den Geheimdienst nicht das erwünschte
Ergebnis brachte, wurde er in eine Zelle mit anderen
Palästinensern gebracht, ( die sich schließlich als
israelische Kollaborateure entpuppten), die sich
aber selbst als Mitglieder einer palästinensischen
militanten Gruppe vorstellten, sagten ihm, dass Frau
Fahima eine Agentin des israelischen Geheimdienstes
sei, dass er ein Verräter sei, der mit ihr zusammen
arbeiten würde und dass er wie ein Verräter
behandelt werde. Unter dieser Bedrohung und in einem
verzweifelten Versuch, sein Leben zu retten, erfand
er eine vollkommen phantastische Geschichte über
seinen eigenen glorreichen Anteil am
palästinensischen Kampf und erfand eine Geschichte
um Frau Fahima, die geholfen hätte, ein höchst
geheimes Dokument, das ein israelischer Soldat in
Jenin verloren hat, zu übersetzen. Dieses höchst
geheime Dokument besteht aus zwei Seiten: die eine
zeigt Photographien von vier Jeniner Bewohnern, die
der Geheimdienst ermorden wollte. Auf der andern
Seite war eine Luftaufnahme des Jeniner
Flüchtlingslagers mit Pfeilen auf die Wohnungen
dieser vier „gesuchten“ Palästinenser. Dieses
Dokument wurde nach der zum Glück verfehlten
Militäroperation („Krokodilstränen“ genannt) in
Jenin gefunden. Es wurde noch am selben Abend von
den Palästinensern, die es fanden, dem
Al-Jaseera-Fernsehen zugespielt. Kurz danach wurde
es in israelischen Zeitungen gezeigt und inzwischen
auf mehreren Internetseiten. Es wurde auch vor
Gericht gezeigt. Während es jetzt ziemlich klar ist,
dass Frau Tahima dieses Dokument nicht gesehen
hatte, bevor es im Fernsehen gezeigt wurde, ist
vielleicht noch wichtiger, darauf hinzuweisen, dass
es auf jeden Fall überholt war, als es von den
Palästinensern gefunden worden war, dass sehr wenig
Text darin war, der übersetzt werden musste, dass
seine Bedeutung und die Identität der Leute, die
ermordet werden sollten, jedem Bewohner des
Flüchtlingslagers klar war, dass H Z. Zbeidi, dem
F. Fahima angeblich das Dokument übersetzt hat,
selbst fließend hebräisch kann und ihre Hilfe gar
nicht brauchte und schließlich dass F. Fahima
niemals in ihrem Leben die Gelegenheit hatte, eine
Luftaufnahme zu prüfen, geschweige denn zu
interpretieren hatte. Sie hatte auch keine Ahnung
von militärischen Dingen und spricht kein Arabisch.
Mit ihren Gastgebern in Jenin sprach sie hebräisch.
Auf jeden Fall beschrieb
H. Al-Rul sehr überzeugend die Umstände, unter denen
er gezwungen wurde, jene phantasievollen
Ausführungen zu machen, die die einzige Basis für
die Belastung von T. Fahima waren. Er bestätigte
ganz klar, dass alle Ausführungen reine Phantasie
waren und leugnete jede Verstrickung von T.Fahima in
eine Aktivität außer der, dass sie versuchte, einen
Computer-Club für palästinensische Kinder im
Flüchtlingslager einzurichten ( ähnlich einer
anderen israelischen Frau, der verstorbenen Arna Mer,
deren Kindergarten beide H. al-Rul als auch H.
Zbeidi als kleine Kinder – also vor 20 Jahren -
besuchten.) Es ging ihr um die Botschaft des
Friedens und der Gewaltlosigkeit.
Wie es typisch für
Israel ist, wurde der Inhalt der Zeugenaussagen, die
hinter „geschlossenen Türen“ stattfanden, in der
verbreitetsten Tageszeitung am Freitag, den 22.7. 05
veröffentlicht. Das Interessanteste daran war wohl,
dass der israelische Geheimdienst sich größte Mühe
gab, F. Tahima für den Geheimdienst zu gewinnen, um
ihm zu helfen, M. Zbeidi zu eliminieren. Er sei sehr
wütend gewesen, dass sie das ablehnte.
Vielleicht wollen
Sie/wollt Ihr auch wissen, welche prominenten
israelischen Politiker und Intellektuelle ihre
Solidarität mit F. Fahima und ihre Empörung
gegenüber der hinterlistigen Haltung des GSS und
der schändlichen Kollaboration des Gerichtes
ausdrückten. Unter denen, die an der Demonstration
und bei der Gerichtsverhandlung teilnahmen, möchte
ich die früheren Parlamentsmitglieder F. Yael Dayan
( z.Zt vertretende Bürgermeisterin von Tel Aviv), H.
Uri Avnery (Gush Shalom), F. Shulamit Aloni (
frühere Bildungsministerin, die beste die wir
hatten) und F. Tamar Gojansky, die viele Israelis
als eine der besten und effektivsten
Parlamentarierinnen halten – sogar die, die nicht
immer mit ihr politisch einer Meinung sind .
Ich möchte noch daran
erinnern, dass ein Distriktrichter in Tel Aviv im
Januar ihre Entlassung angeordnet hatte. Sie solle
unter Aufsicht ihrer Mutter bleiben. Aber ein
ultra-rechter Richter des Obersten Gerichtes,
Elyakim Rubinstein, übernahm den Staatsappell und
machte diese Anordnung rückgängig.
Wir wollen einen
Mahnwache vor der nächsten Gerichtsverhandlung ...
vor dem Tel Aviver Distriktgericht halten ...
Mit freundlichen Grüßen!
Jakob Katriel
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