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US-Boot wird nach Gaza
segeln ungeachtet israelischer Drohungen
Jane
Hirschmann
The Electronic Intifada 18. Mai 2011
Übersetzung: Fatima Radjaie

Aktivisten aus
den ganzen USA haben Geld aufgebracht, um ein US-Boot nach
Gaza zu schicken
Gaza zerfällt unter dem
Gewicht der israelischen Blockade, die von der Obama
Administration gedeckt wird. Annähernd 80 Prozent der
Palästinenser in Gaza sind jetzt von Hilfsmitteln abhängig.
Ein Großteil der Infrastruktur, die während der israelischen
Angriffe im Winter 2008/09 zerstört wurde, bedarf der
Reparatur. Tausende von Familien leben immer noch zusammen
mit ihren Verwandten oder sind obdachlos.
Die Kinder bekommen zu wenig
Bildungsmöglichkeiten aufgrund von beschädigten und total
überfüllten Schulen und einem Mangel an Schulbüchern. Ihre
Gesundheit ist gefährdet durch verunreinigtes Wasser und
Nahrungsmangel.
Als Reaktion darauf werden
mehr als 1000 Menschenrechtsaktivisten aus der ganzen Welt
sich diesen Juni auf einem Dutzend Booten auf den Weg machen
zum Gazastreifen, um den Blick der Öffentlichkeit auf diese
von Menschen gemachte Tragödie zu lenken.
Unser Boot - das
amerikanische Boot - trägt den Namen "The Audacity of Hope"
(Der Mut zur Hoffnung). Es wird circa 60 Studenten,
Krankenschwestern, Künstler, Journalisten und Filmemacher,
Juristen, Akademiker sowie einfache Zivilpersonen mit vielen
Glaubenszugehörigkeiten mit sich führen. Viele von uns sind
Juden.
Im Mai letzten Jahres
stürmten israelische Militärkräfte das türkische humanitäre
Hilfsschiff Mavi Marmara und töteten neun Passagiere,
darunter einen amerikanischen Staatsangehörigen. Eine
Untersuchungsmission des UNO-Hochkommisariats für
Menschenrechte befand, dass die "Umstände der Tötung von
mindestens sechs der Passagiere entsprechend den Regeln
einer außerrechtlichen, willkürlichen Massenhinrichtung
waren." Der Tod aller Zivilisten an Bord des humanitären
Schiffes sind unentschuldbar. Und jetzt hat die israelische
Regierung wieder damit gedroht, Gewalt gegen uns anzuwenden.
Israel besteht darauf, dass
es das Recht zur Blockade über Gaza hätte und dazu, seine
(Gaza's)Bewohner auf einer beschränkten Diät zu halten sowie
seine Wirtschaft zu zerstören, indem es vom internationalen
Handel abgeschnitten wird. Der Rest der Welt ist damit nicht
einverstanden. Der UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die
Blockade als "inakzeptabel" bezeichnet und gesagt, dass sie
sofort beendet werden muss. Sogar US-Präsident Barack Obama
hat die Belagerung "unhaltbar" genannt, ungeachtet der
vollen Unterstützung unserer Regierung für Israels Politik.
Israel begründet den Zweck
der Blockade damit, zu verhindern, dass Waffen in die Hände
der Hamas-Regierung in Gaza gelangen. Es gibt viele Wege
dies zu tun, ohne dass 1,5 Millionen Menschen innerhalb
eines Raumes, der ungefähr zweimal so groß ist wie
Washington DC, gefangen gehalten werden. Gaza's Kinder,
Frauen, ältere Menschen und andere Zivilpersonen bezahlen
den Preis für Israel's Ablehnung von internationalen
Inspektionen, Diplomatie und Verhandlungen zur Erreichung
seines Ziels. Nach internationalem Recht ist dies bekannt
als Kollektivbestrafung und kann als Verbrechen gegen die
Menschlichkeit betrachtet werden.
Die Regierungen der USA und
Europas haben nichts zur Beendigung von Israel's Blockade
unternommen. Diejenigen von uns, die auf der "The Audacity
of Hope" (der Mut zur Hoffnung) nach Gaza segeln, haben sich
dafür entschieden, internationale Menschenrechte dort zu
unterstützen, wo es unsere Regierungen nicht tun. Wir segeln
als ein Ausdruck von menschlicher Solidarität mit den
belagerten Menschen in Gaza.
Wir werden unbewaffnet und
gewaltlos sein. Vertreter der Medien, die eingeladen sind,
mit uns zu fahren, werden dies bezeugen können. Die Ladung
des Bootes wird internationalen Überprüfungen offenstehen,
bevor es in See sticht. Unsere Fracht besteht aus
Solidaritätsbriefen für die Menschen in Gaza von Tausenden
von Amerikanern.
Wie die Welt dieses Jahr in
Tunesien und Ägypten miterleben konnte, verfügt menschliche
Solidarität über weit mehr Kraft als Waffengewalt. Entgegen
der Propaganda der israelischen Regierung gegen uns, glauben
wir, dass die meisten in der Welt sich gegen den Vorstoß,
Gaza auf Verzweiflung und Abhängigkeit zu reduzieren,
stellen. Dov Weisglass, ein Berater des ehemaligen
israelischen Premierministers, drückte sich kurz und bündig
über Israels Bestreben aus. Bekanntermaßen sagte er zur
israelischen Blockade über Gaza: "Die Idee ist, die
Palästinenser auf eine Diät zu setzen, aber sie nicht vor
Hunger sterben zu lassen." Wir lehnen diese unmenschliche
Handlungsweise ab.
Dessen ungeachtet hat die
israelische Regierung eine Panik-Kampagne gestartet, in der
sie uns beschuldigt, "Terroristen" mit Verbindungen zur
Hamas zu sein, die dazu "bereit sind, Märtyrer zu werden."
Dies ist falsch. Unser Ziel ist es, die illegale Belagerung
von Gaza zu beenden und auf das Unrecht der andauernden
israelischen Besatzung der Palästinensischen Gebiete
hinzuweisen.
"The Audacity of Hope" (Der
Mut zur Hoffnung) segelt in Frieden und wird sich nicht von
israelischen Drohungen einschüchtern lassen. Unsere Aktionen
sind stark in Einklang mit dem moralischen Antrieb, der
Freiheitsfahrer vor 50 Jahren dazu brachte, nach Süden zu
fahren und gewaltfrei an der Seite von Afro-Amerikanern zu
stehen gegen die von der Regierung gebilligte Gewalt und Jim
Crow Diskriminierung. Wir unterstützen sowohl die Freiheit
der Palästinenser vor der israelischen Dominanz als auch die
wirtschaftliche Öffnung von Gaza gegeüber der Welt.
Jane Hirschmann ist Mitglied
von "Juden sagen Nein!" in New York City und eine der
landesweiten OrganisatorInnen des US-Bootes nach Gaza. Seit
vier Jahrzehnten in der Antikriegs-Bewegung aktiv, ist
Hirschmann auch Psychotherapeutin und Co-Autorin von drei
Büchern.
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