Rela
Mazali, New Profile, schreibt über einen Artikel in Haaretz
vom 16.11.06
Adding Insult to Injury von Relly Sa’ar
Außer den Verletzungen nun auch die die Beschimpfung
(Vorbemerkung von GS: Bei George Orwell “Animal Farm” heißt es
„Alle
Menschen sind gleich – einiger sind gleicher“
Wenn
Orwell die israelische Version gekannt hätte, hätte er wohl
folgendermaßen geschrieben: „Alle Menschen sind gleich – einige
sind weniger gleich …“
Das ist
die Realität in der selbst erklärten „einzigen Demokratie im
Nahen Osten“
Wenn so
etwas wo anders geschehen würde? Z.B. mit russisch-jüdischen
Emigranten in Deutschland ? Wie wäre dann wohl die Reaktion –
frage ich (ER).
Nun
Rela Mazali:
Länger
als ein Jahrzehnt vor und während der 50er Jahre hat das
israelische Gesundheits-Establishment zwischen 150 000 und 200
000 Kinder, vor allem mit dunklerer Hautfarbe regelmäßiger
Bestrahlung ausgesetzt, um eine Epidemie der Ringelflechte (Tinea
capitis) zu verhindern. Vierzig Jahre später, 1994, erkennt der
Staat endlich seine Verantwortung für die schlimmen Schäden
an, die er vor allem den Mizrahim-Kindern ( jüd.. Kindern aus
arabischen Ländern) zugefügt hat. Es wurde ein Gesetz erlassen,
dass die Opfer dieser Politik entschädigen soll. Doch weniger
als 17 000 Opfer wurden vom ausgewiesenen Komitee anerkannt.
Von den 34 000 Leuten, die einen Antrag auf Entschädigung
gestellt hatten, wurden 47 % abgelehnt. Nun will der Staat die
Entschädigungen für die Opfer noch mehr kürzen.
Die
Ringelflechten-Geschichte gibt ein eindeutiges Beispiel für die
herablassende, rassistische Einstellung der staatlichen
Institutionen und deren Praxis. Im Kontext des
eurozentrischen Kolonialismus mussten sich die Kinder der aus
arabischen Ländern einwandernden Juden dieser Tortur (nach der
Bestrahlung wurden ihnen alle Haare ausgezogen) unterziehen; vom
Gesundheitsministerium wurden sie als primitive, schmutzige
Leute abgestempelt, die der Reinigung, Bildung, Zivilisierung
und Entwicklung besonders bedürfen.
In einem
Prozess, der ihre Menschenrechte völlig missachtete, haben die
medizinischen Behörden sie tatsächlich zu unwissenden Subjekten
eines umfangreichen Experimentes gemacht.
Abgesehen von der besonderen Bedeutung dieser Angelegenheit für
die Öffentlichkeit und für die besonders davon Betroffenen,
macht es etwas deutlich, was im Staat und in der Gesellschaft in
Israel tief verwurzelt ist, nämlich Rassismus. Außerdem
enthüllt es, dass dieser strukturelle Rassismus nicht der
Vergangenheit angehört und nun überwunden ist, sondern dass er
sich bis in die Gegenwart erhalten hat.
(dt.
Ellen Rohlfs) |