Für wen ist
der Krieg in Gaza?
Eyad Sarraj,
Gaza, 12. 6.07
Mein Baby ist gerade bei
seinen Großeltern, nur wenige Straßen
weiter. Trotzdem können wir es wegen der
Schießerei nicht nach Hause holen. Wir
versuchten, ihm etwas Milch zu bringen. Ich
müsste ein Bluttest machen lassen und eine
medizinische Infusion - es geht aber
nicht. In unserer sonst ruhigen Straße
verbringen die Leute schlaflose Nächte, da
die Knallerei und das Explodieren von Bomben
pausenlos weiter geht und einfach
schrecklich ist. Irgendjemand sagte schon,
mit all diesen Waffen, die wir
angeblich besitzen, hätten wir Israel
besiegen können. Leute werden in ihren
Wohnungen getötet . Die Unmenschlichkeit ist
erschreckend.
Ein Mann wurde mit
gefesselten Händen von der 10. Etage eines
Hauses in den Tod geworfen. Verwundete
Soldaten wurden ins Krankenhaus gebracht,
dann von Maskierten in ihren Betten
erschossen. Man spricht über
wahnsinnige Methoden der Folter: Nägel
werden in die Knie geschlagen.
Das eine Lager sagt
vom anderen, es sei ungläubig „koffar“ und
es sei seine heilige Pflicht, es zu töten.
Das andere Lager sagt, sie würden Nazis
bekämpfen. Es liegt so viel Hass in der Luft
und Rache zwischen den Familienclans.
Es ist nicht nur
ein politisch militärischer Machtkampf. Er
ist viel komplexer. Wir alle sind von Israel
besiegt worden, und das Gefühl der
Demütigung entlädt sich nun gegen die
kleineren Feinde innerhalb unserer
Gesellschaft. Israel hat uns außerdem
mit Folter und Unterdrückung brutalisiert
und hat so viel Schmerz und Trauma
verursacht. Nun taucht das hässliche Gesicht
vergifteter und chronischer Gewalt auf. Wir
benehmen uns jetzt wie ein Haufen wilder
Katzen, die einmal verwöhnt und geschätzt
wurden, nun aber eingesperrt sind und die
man verhungern lässt.
Auf der politischen Ebene
sehen die Führer aus wie kleine
Schauspieler, während die großen sich
irgendwo anders befinden wie z.B. in
Washington, Tel Aviv und Teheran. Es sieht
immer mehr danach aus, dass wir dazu da
sind, von den Kleinen und Großen getötet
zu werden, damit sie mit unserm Blut und
unsern Leibern Pluspunkte sammeln können.
Die große Frage ist nun, wie vielen
unserer Führer ist das bewusst? Und
wenn ihnen das bewusst ist, warum machen sie
bei diesem ( grausamen) Spiel mit?
Solange eine Partei der
andern den Rücken brechen will, bleibt es
ein Rezept für zukünftige Katastrophen.
Sollte es ( nicht so schnell wie möglich)
eine Einladung für Washington, Tel Aviv und
Teheran sein, sich in Kairo zu treffen ?!
(dt. Ellen
Rohlfs)
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