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Jakob Augstein hat nicht die
Antisemitismus-Debatte in
Deutschland angeheizt.
Erhard Arendt
Der
nachfolgende Text des
Direktors für Internationale
Beziehungen
am Simon-Wiesenthal-Center in Paris,
Shimon Samuels
belegt das wovor er Augstein im
Auge, warnt.
Es geht nicht um das
wovor er warnt, um Antisemitismus, es
geht um die unkritische Verteidigung
eines Staates, um die Diffamierung
seiner Kritiker, um den Umgang mit
ihnen.
Die 3D Kriterien die Samuels als
Maßstab ansetzt, erfüllt Samuels
selber nicht. Er arbeitet mit einer
Doppelmoral. Gaza ist sicher „nur
ein Freiluftgefängniss“, ist kein
Lager (wie Augstein - begrifflich
falsch - gesagt haben soll), das zu
behaupten ist einzig eine
unzutreffende Behauptung, ist
deswegen nicht antisemitisch.
Ansonsten lenken die Proteste gegen
Augstein davon ab, dass – leider –
jedes seiner Worte zutreffend ist
und die Politik und breite
Öffentlichkeit sich seiner – unserer
- Kritik anschließen würde.
Die israelische Regierung, die IDF,
die Siedler sind mehr als zu
kritisieren. Diese Kritik
rassistisch zu nennen ist
rassistisch.
Die 3D Kriterien,
sind sehr einfach allgemein
formuliert:
D-ämonisierung von Juden,
D -oppelstandard, mit dem Juden
gemessen werden, und
D -elegitimierung von Juden.
Da, wo man von anderen Formen
des Rassismus spricht kann man
generell sagen:
"Der Rassismus war immer an der
D -ämonisierung von Menschen zu
erkennen, dem
D -oppelstandard, mit dem Menschen
gemessen wurden, und der
D -elegitimierung von Menschen,
"Rassen" und Glaubensrichtungen."
Diese 3D Kriterien kann man so auch
auf andere Staaten, Personen
beziehen. Insofern widerspricht das
was Samuels schreibt den 3D
Kriterien und ist rassistisch. Sie
nur auf Juden zu beziehen ist schon
rassistisch. Sehr einfach – siehe
oben – lassen sie sich
allgemeingültig darstellen.
Wenn er schreibt:
„Um bei diesem moralischen
„Re-Engagement“ zu helfen, schlage
ich einen „ethischen Code zum Umgang
mit Antisemitismus“ vor“
begrenzt er anschließend, Kritik
delegitimierend, diesen ethischen
Code auf Israel, die Juden.
Dieser Code kann, könnte weitgehend
für alle Länder und Religionen
gelten, er müsste es. Ihn angewandt,
zeigt diese einseitige Formulierung
von Samuels ebenfalls, er
argumentiert rassistisch.
So kann man seinen „ethischen Code“
in vielen seiner aufgeführten Punkten auf ihn, auf die
Kritiker Augsteins anwenden und muss
dann leider feststellen,
dass dieser
Code zum Bumerang wird.
(eher auf die Kritiker
Augsteins, als auf Augstein
anzuwenden ist.)
Nur ein Beispiel. So schreibt
Samuels: „5. Wenn Medien
Boykottdrohungen gegen Israel
unterstützen, entspricht das dem
Tatbestand der Diskriminierung und
verletzt den Grundsatz der
Wirtschaftsfreiheit.“
Nun Herr Samuels und andere Damen
und Herren. Darf man diesen
„ethischen Code“ auch auf andere
Länder, z. B. den Iran anwenden und
muss so den Boykott gegen den Iran
verurteilen. Tun Sie das?
Dann schreibt Herr Samuels: „6.
Medien, die Antisemitismus
verbreiten, befördern auch andere
Formen der Diskriminierung (aufgrund
von Nationalität, Ethnie, Glauben,
Geschlecht).“
Verbreiten vielleicht auch Medien,
ihre Autoren und Verbreiter
Rassismus, wenn sie jedes notwendige
kritische Wort über Israel als
Antisemitismus diffamieren? Mir fällt da
auch der Begriff
„Islamophobie“ ein. Also warum
schreiben die Kritiker Augsteins
nicht, „dass Medien die Rassismus
verbreiten…..“
Ebenso kann man seinen Punkt 8 sehr
gut auf die Kritiker Augsteins
anwenden.
Dann schreibt er: „9. Wer
willentlich und absichtlich den
Staat Israel delegitimiert, muss
damit rechnen, öffentlich zur
Rechenschaft gezogen oder gar
verklagt zu werden.“
Wie wäre es allgemeingültig mit
diesem „ethischen Code“ 9. Wer
willentlich und absichtlich einen
Staat oder seine Kritiker delegitimiert,
muss damit rechnen, öffentlich zur
Rechenschaft gezogen oder gar
verklagt zu werden“?
Das durchgeführt, müssen wir leider
auf unsere Meinungsfreiheit
verzichten, müssten eine
Zensurbehörde (in Deutschland
vielleicht geleitet von Henryk M.
Broder) einführen der man, um nicht
zu delegitimieren, seine Text
vorlegt.
Wie machen wir es dann wieder mit
dem Iran, den man dämonisiert und
delegitimiert, bei dem man (denkt
man an die Atombomben Israels) einen
Doppelstandard anlegt?
Wie machen wir es mit den
Palästinensern, die man glaubt, als
Untermenschen behandeln zu können,
von denen man verlangt was man bei
sich selber nie zulassen würde,
denen man zumutet, was man sich
selber nie zumuten ließ?
Scheinheilig scheint es mir schon
wenn er schreibt: „10. Das Internet
verstärkt den Einfluss von
Schmähungen. Es schafft
Anknüpfungspunkte dafür, dass immer
wieder
neuer Hass entsteht. Das muss
Journalisten besonders bewusst
sein.“
Augstein hat eindeutig Kritik an
einem sich immer mehr in Schuld
verstrickenden Staat geübt. Seine
Kritiker lassen mit ihren
unpassenden Diffamierungen „neuen
Hass entstehen“
Das muss nicht nur Journalisten,
auch Rabbis und anderen bewusst
sein.
http://www.tagesspiegel.de/meinung/antisemitismus-debatte-um-augstein-auch-worte-koennen-toeten/7617228.html
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