
Ein
erster herzlicher Gruß aus Bethlehem
Don 12 Apr 2007 00:05:54 CEST
Wir sind am Dienstag wie geplant und gut in Palästina angekommen.
Nachdem es für uns zunächst spannend war, ob auch wirklich alle
Koffer in Tel Aviv angekommen, und nicht in Zürich hängen geblieben
sind, haben wir am späten Nachmittag unser Hotel in Bethlehem durch
alle Kontrollen hindurch sicher erreicht.
Nach Bezug unserer Zimmer verschafften wir uns mit Pater Rainer bei
einem längeren, etwas windigen und kalten Rundgang entlang der Mauer
einen ersten Eindruck. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe des
Hotels. Die Höhe, der blanke Beton und der Stacheldraht übertrafen
in der Realität den Eindruck, den wir bereits aus den Filmen und
Presseberichten erahnten, bei weitem.
Zum Abendessen lernten wir unseren Reiseleiter Hassan kennen, der
uns in ausgezeichnetem Deutsch das Programm für den nächsten Tag
vorstellte. Zum Entsetzen einiger Gospelsterne war die Abfahrt zur
Besichtigungstour nach Jerusalem bereits für 8:15 Uhr geplant.
Wir erlebten die Highlights Jerusalems, also die biblischen Stätten
aus dem Leben und Wirken Jesu, die verschiedenen Stadtviertel,
natürlich die typischen orientalischen Basare und sogar schon einige
arabische Spezialitäten. Das Erleben dieser geschichtsträchtigen
Orte, die Wurzeln unseres Glaubens, wurde verstärkt durch die von
Pater Rainer jeweils vorgelesenen, entsprechenden Bibelstellen, was
uns zum Singen unserer Lieder inspirierte. Sogar unseren
muslimischen Reiseleiter Hassan haben wir mit unserem "Gott segne
dich" zu Tränen gerührt.
Nach diesem sehr umfangreichen Besichtigungsprogramm und einem
üppigen arabischen Abendessen machten wir noch unseren
"Antrittsbesuch" im Internationalen Begegnungszentrum und erfuhren
von dessen Leiter Mitri Raheb aus berufenem Munde über die
schwierigen Lebensumstände der eingeschlossenen Palästinenser. Die
Informationen die wir in diesem zweistündigen Gespräch erhielten,
übertrafen in erschreckender Weise alles, was wir bisher über die
Situation wussten. Dies alles hier jetzt wiederzugeben, wäre ein
abendfüllendes Programm. Darüber nächstes Mal mehr, denn …
… jetzt freuen wir uns auf unser Bett, um für den morgigen Workshop
und das Konzert fit zu sein.
Inshalla, Schalom, Salam

Anna ma’ak kul el ayaam hattah inqidaa’ al dahri …
Sam 14 Apr 2007 00:27:21 CEST
...
so klang es am Donnerstag im Talitha Kumi bei unserem turbulenten
,Workshop mit ca. 250 Schülern der 8. bis 11. Klassen. Nach der
Begrüßung durch den Schulleiter Dr. Dürr, der uns mit den Zielen
dieser Schule vertraut gemacht hat, versuchten wir Gospelsterne uns
an arabischen Texten, so dass es uns nach etwa 1,5 Stunden gelang,
„Gott segne Dich“ im Wechsel auf Arabisch und Deutsch zu singen.
„Gott ist da“ sangen wir zusammen mit den palästinensischen Schülern
auf Deutsch.
Ein kurzer Abstecher führte uns wieder zum ICB, den Ort, an dem am
nächsten Tag die Feier zur Grundsteinlegung der ersten und einzigen
Fachhochschule für Kunst, Musik und Medien in Palästina stattfinden
soll. Nachdem der Ablauf sowie die Örtlichkeiten für unseren
musikalischen Beitrag zu diesem, für die Zukunft der
palästinensischen Jugend so wichtigen Ereignis abgestimmt waren,
ging es nach einer kurzen Mittagspause schon wieder durch die
Checkpoints nach Jerusalem in die Schmidt-Schule gegenüber dem
Damaskus-Tor.
Zwar war die vorbestellte PA-Technik vorhanden, doch schon beim
ersten Blick bewahrheiteten sich unsere Befürchtungen, denn das
extra angemietete Keyboard entsprach nicht den Anforderungen unserer
Musikprofis – es hatte für unseren Juha zu wenig Tasten. Ein Flügel,
den wir hinter dem Bühnenvorhang entdeckten, tat es auch, nachdem
wir ihn zusätzlich mit einem Mikro bestückt hatten.
Eine sich anbahnende Enttäuschung konnten wir fast nicht
unterdrücken, denn kurz vor Konzertbeginn saßen nur 20 Besucher in
dem ca.300 Personen fassenden Konzertsaal. Trotzdem sind wir mit
voller Energie in den Saal gestartet und fanden –hurra, hurra-,
schon fast 50 Zuhörer vor. Der Saal füllte sich dann noch rasch bis
auf ca. 125 Personen. Diese spornten uns nach besten Kräften an, so
dass es mal wieder ein rundum gelungenes Konzert wurde. Hassan,
unser Reiseleiter, bestätigte uns aber, dass dies für einen
Donnerstag eine sehr gute Resonanz war. Die begeisterten
Schülerinnen im Publikum baten uns spontan, bei ihrer Morgenandacht
am nächsten Tag zu singen. Da dies so kurzfristig leider nicht
möglich war, luden wir sie und ihre Mitschülerinnen zu unserem
Konzert am Samstag in Bethlehem ein. Mit traurigen Augen teilten sie
uns jedoch mit, dass ihnen dies nicht möglich ist, da sie wegen der
„Sicherheitsbestimmungen“ nicht nach Bethlehem eingelassen werden!
In ihrer Freude baten uns die Mädels nach dem Konzert um Autogramme.
Alle Sänger mussten sich auf unseren abgenommenen Plakaten mit ihrem
Namen verewigen.
Zum Ausklang des Abends führte uns Hassan in ein von ihm
reserviertes „Beduinenzelt“ mit arabischen Vorspeisen und Gerichten
bei Wein, Bier und natürlich auch Wasser. Bei diesem „Festgelage“
kamen wir überraschend in den Genuss berauschender Düfte aus
Wasserpfeifen.
In weiser Voraussicht hatten wir mit Hassan den Plan, am nächsten
Tag um 8.00 Uhr (!) einen Gottesdienst auf den Hirtenfeldern zu
feiern, bereits aufgegeben.
Deswegen war unser erster Termin am Freitag der Besuch des Caritas
Baby Hospitals in Bethlehem, dem einzigen Kinderkrankenhaus in ganz
Palästina. Hier werden jährlich 34.000 Kinder der Ärmsten und
bedürftigsten Familien behandelt. Ein beeindruckendes Projekt, das
seit 1952 praktisch nur aus Spendenmitteln finanziert wird. Dieser
Besuch war für uns alle tief bewegend.

Nach der Mittagspause ging es zur Grundsteinlegung beim ICB. Bei
stürmischem, aber trockenem Wetter standen wir vor viel kirchlicher
und politischer Prominenz auf der Papstbühne des Jahres 2000.
Passend zu den hochrangigen Festgästen waren Presse und TV
vertreten. Auch der Bayerische Rundfunk mit Herrn Wölfle und einem
Kamerateam hatten sich eingefunden, nachdem sie bereits vormittags
im Baby-Hospital Aufnahmen von den Gospelsternen und ein Interview
mit Eric gedreht hatten.
Bischof Huber, der Ratsvorsitzende der EKD, war sichtlich erfreut,
die Gospelsterne als Award-Sieger von Berlin hier in Bethlehem zu
diesem besonderen Anlass zu hören. Ganz offensichtlich fand unser
„Lobet den Herren“ große Anerkennung, auch bei allen
Kirchenvertretern. Den Abschluss bildete das Lied „Großer Gott, wir
loben Dich“, von allen gesungen in Deutsch, Englisch und Arabisch –
allerdings konnte nur unser Hassan alle drei Strophen MIT Text
singen.
Trotz der recht anstrengenden Stunden bei Kälte und Wind - denn wir
hatten wirklich keine 26°C, sondern gefühlte 10 und gefrorene Zeh’n
- besuchten wir dann noch Faten Mukarker, eine christliche
Palästinenserin. Sie berichtete sehr anschaulich und fesselnd aus
ihrem Leben unter diesen besonderen Bedingungen hier in Palästina.
Wir wünschten ihr viel Erfolg und Kraft für ihre weitere Arbeit und
ließen diesen Tag mit „Gott segne dich“ bei ihr ausklingen.

Samstags-Bericht aus Bethlehem
Mon 16 Apr 2007 00:02:57 CEST
„…nur
der frühe Vogel fängt den Wurm…“, also wieder einmal früh aus den
Federn.
Es wurde ein Tag mit einem Programm, das leicht zwei Tage hätte
füllen können.
Von den Hirtenfeldern hatten manche von uns schon in den Führern
gelesen, in dieser Gegend finden sich zahlreiche Grotten, die noch
heute als Unterstände für Hirten und ihr Vieh dienen.
Franziskanermönche waren hier am Werk und haben aus mehreren dieser
Grotten Gottesdiensträume gemacht. Und oben, über allen erhebt sich
die Verkündigungskirche mit einem schönen großen Engel. Zwischen all
diesen Steinen und Grotten blüht ein unwahrscheinlich roter Mohn der
auf vielen Fotos zu finden sein wird. In der größten Grotte las
Pater Reiner uns den Teil der Weihnachtsgeschichte vor der sich hier
zugetragen haben soll (Hassan : „…oder 100m weiter drüben!“) und
spontan stimmten wir die 2,5 Strophen von „Stille Nacht“ an.
Schon wieder waren wir unter Zeitdruck und so mussten wir nach einer
viel zu kurzen Besichtigung gleich weiter, denn die Kinder vom ICB
wollten wir schließlich nicht warten lassen. Auch das Wetter drängte
uns, denn ein Regenschauer überzog Bethlehem und verwandelte die
steilen Straßen in Rutschbahnen, wie Glatteis bei uns in den Bergen,
was bei dem LKW vor uns zu rauchenden Reifen und den Stadtbus zu
unkontrollierten Schlingerbewegungen (Bauchtanz) führte.
Auf diese bewegende Fahrt folgte jetzt ein Workshop mit vielen
Überraschungen: 200 Kinder zwischen 6 und 16 mit mindestens 10
Lehrern stürmten freudig einen 200qm großen Musikraum: „Haben die
Lehrer die Lieder mit den Kindern schon geübt?“ – „wie geübt? ...
Sie singen doch jetzt ein Konzert für uns!“ Au weia,... spontan, wie
wir sind, ...raus…aufstellen…und los gings. Da es eigentlich ein
Workshop war, wurden die Kinder von Eric miteinbezogen und diese
begeisterten Kinder revanchierten sich unter Leitung ihres
Religionslehrers mit einigen lebendigen arabisch gesungenen Liedern,
welche auch uns zu so manch arabischen (!?) Bewegungen verführten.
Ganz überraschend stellte sich eine prominente Zuschauerschar ein:
die EKD-Delegation, in Begleitung von Hr. Hahne (ZDF-Redakteur) und
Hr. Wölfel (BR) mit Kamerateam, die sich schnell von der
Begeisterung anstecken ließen – allen voran der Vorsitzende der EKD,
Bischof Huber. Die Augen strahlten um die Wette und der Satz „wie
herrlich sich alles fügt, wenn das Vertrauen genügt…“ bekam ein
konkretes Gesicht.
Nach diesen intensiven Begegnungen war der Abschied nicht einfach,
doch um den Kalorienhaushalt aufrecht zu erhalten fuhren wir mittags
zurück ins Hotel, um uns für den Nachmittag mit Huhn und Pommes zu
stärken.
Nach einer viel zu kurzen Siesta ging es mit dem Bus auf zur
Geburtskirche in Bethlehem.
Hassan erklärte in seinem sympathischen Akzent die historischen
Hintergründe und verteidigte unseren Platz in der Reihe der
Wartenden vor der Geburtsgrotte; Mit einem wichtigen Auftrag standen
wir nun also in der Katharinenkirche: Über 100 Kerzen galt es für
unsere Förderer und Freunde anzuzünden – eingeleitet mit einigen
Gedanken von Peter und Martina entzündete jeder von uns 3 Kerzen…
Der Kanon „Mache dich auf und werde Licht“ erfüllte nicht nur den
Kirchenraum zum Abschluss dieser Aktion, sondern auch unsere Herzen
mit den unterschiedlichsten Gefühlen.
Welcher Ort könnte passender für ein Gruppenfoto sein, als der Platz
vor der Geburtskirche!? Mit der Unterstützung sämtlicher Ketten-,
Foto-, Schalen- und Postkartenverkäufer und der örtlichen Polizei
schlüpften wir unter den Augen sämtlicher Touristen und Pilger in
unsere Roben und formierten uns zum Gruppenbild, das sicherlich bald
im Internet zu sehen sein wird.

Mal wieder drängte die Zeit und unter den wachsamen Augen eines
einzelnen jungen Polizisten ging es durch den Zuk rauf (schnauf,
schnauf) zum ICB, wo wir schon von „unserem“ Tontechniker erwartet
wurden. Ein klasse Mann, den wir sofort mit nach Hause nehmen
würden. Nach einer zackigen Stellprobe noch ein kurzes Einsingen und
das Konzert hätte beginnen können. Ausnahmsweise pünktlich standen
wir in unserem 2x 10qm großen Backstagebereich und warteten auf
unseren Auftritt. Doch im arabischen Zeitverständnis sieht man das
alles nicht so eng, so dass wir erst um 19.15h von Lara angekündigt
wurden. Das Konzert wurde ein voller Erfolg, und am Ende war allen
(auch denen, die unsere deutschen Texte nicht verstehen konnten) die
Rührung ins Gesicht geschrieben. Eric bedankte sich noch ganz
herzlich für die freundliche Gastfreundschaft, die wir hier erfahren
durften und am Ende gab es noch eine besondere Überraschung für
einen ahnungslosen Konzertbesucher: Erwin vom Caritas Baby Hospital
wurde von Rosi (im „perfekten“ Englisch) auf die Bühne gebeten –
durch die Übergabe unserer Aussendungskerze brachten wir unsere
emotionale und finanzielle Unterstützung zum Ausdruck. Sichtlich
gerührt bedankte sich Erwin und trug die brennende Kerze ehrfürchtig
zurück zu seinem Platz.
Nach einem solch erfüllten und bewegenden Tag hatten wir uns den
zweiten Abend im Beduinenzelt nun tatsächlich verdient (...)
(info@gospelsteren.de)
Quelle Homepage der
Gospelsterne
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