Zusammenstellung von Ellen Rohlfs
Bei uns hört man in
letzter Zeit im Kontext des Libanonkrieges, man solle doch
ja nicht „Ursache und Wirkung verwechseln“– es war vor allem
Angela Merkel die diesen guten Ratschlag gab. Und nun plappern
dies viele Leute nach z.B. der CDU-Politiker Gerster im DLF. Auch H.
Freitag von der DIG in Ostfriesland, sogar Oberkirchenräte ...
Nun habe ich in der
letzten Zeit Artikel aus der isr. und internationalen Presse übersetzt,
die ganz erstaunliche Dinge ans Tageslicht fördern, von denen man bei
uns nichts hört. Angela Merkel behauptete: die Hisbollah habe Israel
über Monate hinweg mit Raketen beschossen? Das ist für sie die
Ursache des Konfliktes. Woher hat sie diese Information? Sie
war schlichtweg falsch informiert. Und dabei erhält unsere Regierung
regelmäßig Berichte, und im Internet kann sich auch jeder eines besseren
belehren lassen ( vgl.auch Artikel von Mellentin in Spiegel
Online, 29.7.06)
Die Provokationen Israels sind ein Teil der Ursachen
Das Abfeuern von
Katjuschas begann – wenn man von dem Beschuss am 28.5. 06 nach einer
gezielten Tötung (1.Provokation) eines der Hisbollah
nahestehenden Palästinenser am 26.5.06 in Sidon (nach
Prof. Amal Saad-Ghoraibeh, Beirut) durch einen Mittelsmann
(Mahmoud Rafeh) des
isr. Geheimdienstes absieht - erst nach den
israelischen Bombardements . Dies hier war gewissermaßen das Vorspiel –
aber eine klare israelische Provokation
gegenüber der Hisbollah.
Es gibt mindestens
5 Ursachen des Konfliktes
(Israel nahm übrigens einen Mordversuch am israel. Botschafter in
London 1982 als Anlass bzw. Vorwand 1982 in den Libanon
einzumarschieren)
1.Ursache :
a) bei Prof. Ilan Pappe ( „Was
will Israel?“) kann man nachlesen, dass sich Israel seit
Jahren auf diesen Krieg gegen den Libanon vorbereitet hat.
Viele der Offiziere der IDF waren Pappes Schüler. Er kennt ihre
Mentalität. Israel wollte endlich seine militärische Macht ausleben. Das
Militär war frustriert, in den beiden Intifadas nur gegen Steine
werfende Jugendliche vorgehen zu können. Die IDF wollte endlich die
angesammelte, modernste militärische Ausrüstung in einem richtigen Krieg
ausprobieren und die Abschreckung neu beleben – und sich nicht nur
mit einem „low intensity conflict“ befassen – das war einfach zu
langweilig .
b) Prof. Gerald Steinberg bestätigt , dass seit 2004 die
israelischen Angriffe intensiv „durchgespielt und einstudiert worden
waren“ und dass sie (nach Haaretz 4.8.) sogar auf eine
Gruppe von Neo-Cons in den USA zurückgehen, die im Gespräch mit
Natanyahu schon
1996 nicht nur bewusst den Oslo-Prozess vollends zerstörten, sondern
einen „Neuen Strategie-plan“ präsentierten: „A Clean Break
for Securing the Realm“ (Israel) . Hier war an eine Destabilisierung der
Region gedacht, verbunden mit Angriffen auf den Libanon, Syrien
und den Irak – damals auch besonders stark im Interesse der us- und
israelischen Rüstungsindustrie. (nach Shraga Elam, isr. Journalist in
der Schweiz lebend, der schon sehr früh und immer wieder darüber
schrieb)
Die gefangen
genommenen isr. Soldaten waren längst vergessen (Uri Avnery).
2. Ursache:
Diese Pläne wurden also lange vor
dem 11.9.2001 geschmiedet, um – und das ist wichtig ! - eine Vormacht
der USA wegen der Ölreserven im Nahen Osten aufzubauen und
dort Marionettenregime in Afghanistan, im Irak, Libanon ... einzusetzen.
Angeblich / heuchlerisch will man den Ländern im NO „Demokratie und
Freiheit“ bringen. Nach dem 11.9. hatte man endlich den
lang ersehnten Vorwand; denn nun musste ein Krieg gegen den
Terrorismus im Nahen Osten geführt werden, zunächst gegen die
Taliban in Afghanistan ..und schließlich im Irak ( die fadenscheinigen
Gründe dazu wurden bald als Lügen entlarvt) ...Die USA sind
außerdem daran interessiert, im Norden des Libanon einen großen
Militär-Flughafen zu bauen; eine große US-Ölpipeline wurde - nach
Avnery -einen Tag vor Kriegsausbruch ( in Gegenwart des isr. Minister
für Infrastruktur) von Baku kommend im türk.Hafen Ceyhan
eingeweiht. Sie soll dann vor der syr. und libanesischen Küste entlang
nach Ashkelon geleitet werden. Dazu benötigen die USA die
Sicherheit dieser beiden Länder, die durch Israel und die Türkei noch
besonders abgesichert werden sollen.
Nun warteten die IDF
in Israel nur auf Terrorakte, um einen Vorwand zu haben,
einen Krieg gegen die „Terrororganisation Hisbollah“ und gegen den
Libanon führen zu können. Die Gefangennahme eines isr,
Soldaten durch Palästinensers im Gazastreifen war dann auch
Anlass, noch einmal über den Gazastreifen herzufallen.
Der brutale Kampf im Gazastreifen verläuft nun ohne Medienpräsenz
im Schatten des Libanonkrieg. Der Genozid geht ungesehen weiter. ( s.
meine Dokumentation),
Die Libanesen
mussten noch mehr provoziert werden – eine schon seit Moshe
Dayan bekannte isr. Taktik bes. an der Nordgrenze zu Syrien.
Wie geschah das jetzt 2006?
„Sobald es einen Schimmer von Stabilität gab, befahl der Staat Israel
„gezielte Tötungen““ -wie die in Sidon, die dem Libanonkonflikt voraus ging
(Oren Ben-Dor, 26.7.06 „The Independent“)
Es gibt nach der
1. Provokation der gezielten Tötung
in Sidon ( s.o) nach Refusenik Sergej .Sendler
eine
2. Provokation : über die Grenze
hinweg das Erschießen von 3 libanesischen Hirten im Juni 2006
durch isr. Militär. (Statement der Resisters of War International,
Paderborn, 28.6.06)
Die 3. Provokation: das isral. Militär besetzte wegen der Wasservorkommnisse
weiter die Sheva-Farmen, ein umstrittenes, aber im Grunde
libanesisches Gebiet . Dort wurden die 2 isr. Soldaten gefangen
genommen. Israel verletzte die Blaue Linie, die Grenze zum Libanon, auf
täglicher Basis – aber der Libanon darf sich anscheinend nicht selbst
verteidigen
Am schlimmsten aber waren (als
4.Provokation )
die von UNIFIL seit Juli 2000 – Juli 2006 aufgezeichneten
Überflüge isr. Militärflugzeuge tief über libanesischem Territorium
und mit die Schallmauer durchbrechenden Flugzeugen ( Überschallknalle)
über dicht bevölkertem Gebiet in niedriger Höhe. (Vom Gazastreifen
ist dies bekannt – vom Libanon war es bis jetzt nicht bekannt und unsere
Presse schweigt auch darüber.. (Ran HaCohen berichtet darüber in
www.antiwar ) und die
5. Provokation: das israelische
Militär weigerte sich, ( mit dem Abzug im Jahr 2000) die Karten der
Minenfelder im Grenzgebiet herauszugeben. Diesen Minen fallen immer
wieder liban. Zivilisten zum Opfer. (Die 8 getöteten isr. Soldaten vor
dem 12.7. sollen mit ihrem gepanzerten Fahrzeug solch einer
isr.Mine zum Opfer gefallen sein ( das kann ich nicht belegen, las es
aber irgendwo) Also gab es mindestens 5 Provokationen
von israelischer Seite, bevor die beiden Soldaten gefangen genommen
wurden – und die Katjuschas flogen jetzt erst - nach der 1.
Bombardierung im Libanon durch Israel ....
-
Warum entführte die Hisbollah zwei
israelische Soldaten? Nachdem im Gazastreifen
-
nach der Entführung
(auch eine isr. Provokation !!)
von zwei pal. Zivilisten durch eine isr.
Undercovereinheit aus Khan Yunis einen Tag vor der Gefangennahme
des einen isr. Soldaten - ein Soldat entführt worden war und man
diesen im Tausch gegen pal. Gefangene herausgeben wollte, dachte die
Hisbollah an die libanesischen Gefangenen in israelischen Gefängnissen,
( drei oder mehr ? Einer soll schon 23 Jahre dort sitzen ) um auch
sie auszutauschen.
-
Dazu kommen 9600
oder mehr palästinensische zumeist polit Gefangene
in Israels Gefängnissen.
Auch die
Hisbollah wäre bereit gewesen, die 2 isr. Kriegsgefangenen
gegen lib. Gefangene auszutauschen (Jonathan Steele , Beirut , im
Guardian am 28.706). Israel lehnte ab.
Israel wollte den
Krieg
Die 3.
Ursache: Der Verteidigungsminister Amir Peretz gab Anfang
Juli (nach Ilan Pape) der Forderung des israelischen Militärs
ohne Zögern nach, den Gazastreifen zu „zermalmen“ und den Libanon „
zu Staub zu mahlen“, um den Job von 1948 zu vollenden, wie
Sharon es einmal ausdrückte: um damit die völlige Vertreibung
der Palästinenser aus dem Gazastreifen und der Libanesen aus dem
Südlibanon zu erreichen.
Die 4. Ursache:
Es geht um das Wasser
des Litaniflusses; denn das Wasserproblem wird in Israel immer größer
.Der Plan zum Bau eines Kanales zum Jordan liegt seit vielen
Jahren in isr. Schubladen.
Die 5.Ursache : Ablenkung:
Der Krieg war längst vorbereitet und das Militär wartete auf eine
Provokation, um diese als Vorwand zu nehmen , loszuschlagen (die
Gefangennahme der 2 isr. Soldaten)--- und nun wird offensichtlich,
wie sehr die USA auch daran interessiert sind, weil sie voll im
Irak-Sumpf stecken, und für ihre und der Welt Öffentlichkeit
Ablenkung durch den Krieg im Libanon brauchen, dazu ihre
neuen kürzlich noch einmal an Israel gelieferten , angeblich
noch zielsicheren Waffen im Libanon und im Gazastreifen ausprobiert
werden sollen .
(Clusterbomben mit
Depleted Uran, Vakuumbomben, Phosphorbomben, chemische und
noch nicht klar definierte Waffen -- das sind klar Kriegverbrechen
...)..Die
US-Rüstungsindustrie steckt hier tief mit drin – wie weit auch
die deutsche Rüstungsindustrie (U-Boote, Dingos, Panzerersatzteile) ??
Ist Frau Merkel deshalb an keiner Waffenpause interessiert?
Haben wir uns schon so sehr den USA- Kriegsverbrechern
angeglichen? Soll das Morden im Libanon also weitergehen ?
Unglaublich ! Spricht noch jemand von unsern christl.
Werten?
Den USA geht es auch nicht um einen baldigen Waffenstillstand,
weil Israel noch nicht das Militärziel der USA erreicht hat.
Résumée: Die Ursachen des Krieges liegen
also - nicht beim Katjuscha-Beschuss Israels, nicht an
der Gefangennahme der 3 Soldaten - sondern
1. in den Interessen der USA, wegen der Ölvorkommnisse die Vormachtstellung
im Nahöstlichen Raum, auch im Iran, zu bekommen – Israel soll
militärisch helfen/ vorbereiten: Einfall in den Libanon, möglichst
Syrien ....
Operation „A Clean
Break“.
Womöglich auch Vorbereitung eines Krieges gegen den Iran
2. an den Interessen der US/
isr.Rüstungsindustrie (Neo-Cons) (und der deutschen?)
3. Ablenkung vom Morast, in dem die USA im Irak stecken
4. Israels Interesse am Wasser des Litani und an Landgewinnung
5. die Zerschlagung der sog. „Terrorgruppen“ von Hamas und Hisbollah –
denn sie verlangen das Ende der Besatzung, sie klagen die doppelte Moral
der internationalen Gemeinschaft an und verlangen endlich eine gerechte
Lösung des Palästinaproblems und der Flüchtlingsfrage, den Abriss
der Mauer ...
Vorgeschobene
Gründe: Katjuschabeschuss, Freilassung der Gefangenen, Sicherung der
Grenzen Israels, Existenzrecht Israels ...
„Wirkungen“: Der
Einfall Israels in den Libanon als längst geplante kriegerische
Aktion ist also keine Wirkung, keine Re-Aktion auf die Katjuschas
der Hisbollah - sondern ein Plan, der jetzt ausgeführt
wurde, weil die Hisbollah mit der Gefangennahme der 2 Soldaten einen
Anlass gaben.
Die Katjuschas der
Hisbollah sind also eine Re-Aktion auf diese Invasion – darf sich der
Libanon, darf sich die Hisbollah nicht gegen die Zerstörung des
südlichen Libanon, der Zerstörung der Infrastruktur, das Töten der
Menschen dort wehren , darf der Libanon nicht auch in sicheren
Grenzen leben?
Nicht Israels
Existenz sondern die Existenz des Libanon und der Palästinenser
ist bedroht.
Wer ist der Terrorist, muss man hier fragen |