TRANSLATE
Israel kroch in die EU – und keiner hat es bemerkt
Robert
Fisk, 1.8.2010
http://www.informationclearinghouse.info/article26058.htm
Der Tod von fünf
israelischen Militärangehörigen bei einem
Helikopterabsturz in Rumänien in der letzten Woche hat
kaum Schlagzeilen gemacht.
Es war eine
Nato-Israel-Übung im Gange. Nun das ist OK. Man stelle
sich den Tod von fünf Hamaskämpfern bei einem
Helikopterabsturz in Rumänien in dieser Woche vor . Wir
würden dieses außerordentliche Phänomen noch genauer
untersucht haben. Ich vergleiche nicht Israel mit der
Hamas. Israel ist das Land, das vor 19 Monaten … mehr
als 1300 Palästinenser um- brachte – unter ihnen mehr
als 300 Kinder – während die gemeine, blutsaugende und
terroristische Hamas 13 Israelis tötete ( drei von ihnen
Soldaten, die tatsächlich von den eigenen Leute
versehentlich erschossen wurden).
Aber es gibt eine
Parallele. Der Richter Richard Goldstone, der prominente
jüdische südafrikanische Richter entschied in seinem
575-Seiten langen Bericht über das Gaza-Blutbad, dass
beide Seiten Kriegsverbrechen begangen hätten – er wurde
natürlich zu recht von allen möglichen empörten
Unterstützern Israels in den USA „böse“ genannt, und von
sieben EU-Regierungen wurde sein ausgezeichneter Bericht
zurückgewiesen. Da stellt sich von selbst eine Frage:
Was macht die Nato eigentlich, wenn sie mit einer Armee,
die wegen Kriegsverbrehen angeklagt ist, Kriegsspiele
unternimmt?
Oder, um mehr auf den Punkt
zu kommen, was tut die EU bloß, wenn sie mit den
Israelis auf Schmusekurs geht? In einem
bemerkenswerten, detaillierten Buch, das im November
veröffentlicht werden wird, wird der unermüdliche David
Cronin eine mikroskopisch genau Analyse von „unseren“
Beziehungen zu Israel geben. Ich habe gerade das
Manuskript gelesen. Es ließ mich atemlos zurück. In
seinem Vorwort sagt er: „Israel hat während der letzten
10 Jahre so starke politische und wirtschaftliche
Beziehungen zu der EU geknüpft, dass es in allem ein
Mitgliedstaat der Union wurde - nur nicht dem Namen
nach.“ Tatsächlich war es Javier Solana, der
zwielichtige „top dog“ der EU-Außenpolitik ( der frühere
Nato-Generalsekretär), der letztes Jahr tatsächlich
sagte, dass „ Israel - erlauben sie mir dies zu sagen -
ein Mitglied der EU ist, ohne ein Mitglied der
Institution zu sein.“
Pardon, haben wir das
gewusst? Haben wir dafür gestimmt? Wer hat dies
genehmigt? War David Cameron – der sich so energisch für
den Beitritt der Türkei in die EU bemüht – damit
einverstanden? Wahrscheinlich ja, da er sich weiter
selbst ein „Freund Israels“ nennt, nachdem dieses Land
eine phantastische Serie gefälschter Pässe für seine
Mörder in Dubai produzierte. Wie Cronin sagt, „die
Feigheit der EU gegenüber Israel steht in starkem
Kontrast zur robusten Position, die sie eingenommen hat,
als größere Brutalitäten in anderen Konflikten
passierten.“ . Nach dem russisch-georgischen Krieg 2008
z.B. beauftragte die EU eine unabhängige Delegation
damit, herauszufinden, ob das Völkerrecht missachtet
worden sei. Sie verlangte auch eine internationale
Untersuchung der Menschenrechtsverletzungen nach dem
Sri Lanka-Krieg gegen die Tamil-Tiger. Cronin hat sich
nicht vor Europas Verantwortlichkeit für den jüdischen
Holocaust gedrückt. Er stimmt darin überein, dass es
immer eine moralische Pflicht unserer Regierungen sein
wird, dass dies nie wieder geschehen wird. …
Aber das ist nicht der
Punkt. 1999 verkaufte Großbritannien Waffen an Israel im
Wert von 11,5 Mill. P.Sterling, innerhalb zwei Jahren
hatte sich das fast verdoppelt auf 22,5Mill. Das
schloss kleine Waffen, Granaten herstellendes Werkzeug
und Geräte für Kampfflugzeuge und Panzer ein – und das
für ein Land, das die Westbank (und den Gazastreifen)
besetzt und illegale Siedlungen nur für Juden auf
arabischem Land baut. Es gab ein paar Ablehnungen,
nachdem Israel 2002 umgebaute Centurion-Panzer gegen die
Palästinenser einsetzte, aber 2006 in dem Jahr, in dem
Israel weitere 1300 Libanesen mordete (die meisten waren
Zivilisten) und in einem anderen „Kreuzzug“ gegen
Hisbollahs „Weltterror“ - gewährte Großbritannien mehr
als 200 Waffenlizenzen.
Einiges britisches
Ausrüstungsmaterial ging natürlich via USA nach
Israel. 2002 lieferte „head-up display“, die von
BAE-Systeme für Lockheed Martin hergestellt waren, der
sie prompt in F-16-Kampfbomber installierte, die für
Israel bestimmt waren. Die EU war nicht dagegen.
Außerdem gaben die Britten zu, sie hätten 13 Mitglieder
des israelischen Militärs trainiert. US-Flugzeuge, die
Rüstungsgüter zur Zeit des Libanonkrieges für Israel
transportierten, wurden auf britischen Flugplätzen ( und
leider auch auf irischen) betankt. In den ersten drei
Monaten von 2008 genehmigten wir weitere 20 Mill. Pfund
Sterling für Waffen für Israel – gerade rechtzeitig für
Israels Morden im Gazastreifen. Apache-Hubschrauber, die
gegen die Palästinenser eingesetzt wurden, enthalten
Teile die von SPS- Aerostructures in Nottinghamshire,
Smith Industries in Cheltenham, Page Aerospace in
Middlesex und Meggit in Hampshire hergestellt werden -
Muss ich noch mehr
schreiben? Israel ist – nebenbei gesagt – für seine
„logistische“ Hilfe für die Nato in Afghanistan gelobt
worden, wo wir im Jahr mehr Afghanen töten als die
Israelis gewöhnlich Palästinenser töten. Das überrascht
nicht, seitdem Israels Militärboss Gabi Ashkenazi das
Nato-Hauptquartier in Brüssel besucht hat, und sich für
mehr Kontakt mit der Nato ausgesprochen hat. Und Cronin
spricht sich überzeugend für eine außergewöhnliche –
fast obszön schöne – finanzielle Vereinbarung in
„Palästina“ aus. Die EU finanziert Projekte im
Gazasteifen, die Millionen wert sind. Diese werden
regelmäßig von Israels Waffen – made in USA – zerstört.
So läuft dies. Die europäischen Steuerzahler blechen für
die Projekte. Die US-Steuerzahler blechen für die
Waffen, die Israel benützt, um sie zu zerstören. Dann
blechen EU-Steuerzahler, damit wieder aufgebaut werden
kann. Und dann der US-Steuerzahler …
Nun du wirst verstanden
haben. Israel hat übrigens schon ein „individuelles
Kooperationen-Programm“ mit der Nato, das Israel in das
Computernetz der Nato mit einschließt.
Alles in allem ist es gut,
solch einen kräftigen Verbündeten wie Israel an seiner
Seite zu haben, selbst wenn seine Armee ein lärmender
Pöbel ist und einige seiner Leute Kriegsverbrecher. Da
wir nun schon so weit gekommen sind, warum fragen wir
nicht die Hisbollah, ob sie sich nicht auch der Nato
anschließen will. Man stelle sich nur vor, wie ihre
Guerillataktiken unsern Kerlen in Helmand helfen
könnten. Und da Israels Apache-Hubschrauber oft
libanesische Zivilisten töten – 1996 eine ganze
Ambulanz mit Frauen und Kindern z.B. in Stücke gerissen
durch eine Boeing Hellfire AGM 114C Luft-Bodenrakete –
lasst uns hoffen, dass die Libanesen noch freundliche
Grüße an die Leute von Nottinghamshire, Middlesex,
Hampshire und natürlich Cheltenham schicken können.
(dt. Ellen Rohlfs)
|