„Wir müssen sie alle töten“: Effy Eitan, der Schlägertyp-Messias
Jim
Holstun und Irene Morrison
Oberst
Efraim (Fein) Eitam folgte nur den Befehlen, als er seinen Soldaten
sagte, sie sollen Ayyad Aqel 1988 schlagen. Sie schlugen ihn zu Tode.
Eitam,
der seitdem mehrere ranghohe Posten in der israelischen Regierung
einnahm, begleitete als Sonderbotschafter Ministerpräsident Netanyahu
zum „Caravan for Democracy“-Programm des Jüdischen National Fund.(JNF)
… Seit Israel gegründet wurde, hat der JNF die ethnische Säuberung der
Palästinenser und die Besiedlung auf ihrem enteigneten Land
organisiert; Eitan sieht sich selbst als messianischer Soldatenprophet,
der die zukünftige Vertreibung der Palästinenser aus Israel und den
besetzten Gebieten vorbereitet. Hillel von Buffalo, New York, lud Eitam
auf den Campus der Universität von Buffalo (UB) auf Empfehlung von Prof
Ernest Sternberg ein, einem Vorstandsmitglied der „Wissenschaftler für
Frieden im Nahen Osten und ein Gründer seines lokalen Campuskapitels.
Im
Februar 1988 - zu Beginn der 1. Intifada - sagte der
Verteidigungsminister Yitzjak Rabin diskret zur israelischen Armee,
‚brecht den Palästinensern die Knochen’. Nach dem Zeugnis israelischer
Soldaten leitete Oberst Eitan die Botschaft an seine Givati Brigade
weiter, die damals den Gazastreifen besetzte. Am 7. Februar befahl er
vier Soldaten, die Knochen von zwei Brüdern im al-Bureij-Lager zu
brechen. Sie fesselten sie, verbanden ihnen die Augen, schlugen sie eine
Zeitlang in ihrer Wohnung, dann nahmen sie sie in einen abgeschlossenen
Olivenhain, wo sie sie 20 Minuten mit Stiefeln bearbeiteten und
schlugen. Khalid überlebte, sein 21 jähriger Bruder Ayyad starb. 1990
verurteilte ein israelisches Kriegsgericht diese Soldaten wegen
Überfall, gab dreien von ihnen einen niedrigeren Rang und verurteilte
den vierten zu zwei Monaten Gefängnis ( Guardian, 2.11 1990 „Soldier
jailed …“)
Eitans
Soldaten bezeugen, dass er den Befehl gegeben und sich am Schlagen der
Givati beteiligt habe. Er gibt zu, mit vier Schlagstöcken in seinem
Jeep, einschließlich einer splitterfesten, unvorschriftsmäßigen Knute,
die aus einem dicken Seil gemacht war, durch den Gazastreifen gefahren
zu sein. Die Armeerichter fanden, dass Eitans gewalttätiges Verhalten
zur Norm geworden war und zum Vorbild für die unter seinem Kommando
stehenden (‚Soldier sentenced for Palestinian Beatings,’Associated Press
31.Oktober 1990) ; Givati commander denies telling Men to break bones’
The Jerusalem Post, 23 Febr.1990); ‚Givati 4 are convicted’, The
Jerusalem Post, 2 Oct.1990) Er erhielt nach fast zwei Jahren keine
Strafe. Als aber am 13. Juli 1992 Rabin Ministerpräsident wurde,
erhielt er einen Tadel und eine Empfehlung gegen eine Beförderung. Die
Jerusalem Post zitiert Quellen, die andeuten, dass sein wahrscheinlicher
Einspruch beim israelischen Obersten Gericht wegen einer Verurteilung
Auswirkungen auf seine Beförderung hatte, einschließlich Rabin …(
19.Juli 1992)
Als
Ehud Barak Rabins Generalstabschef wurde, beförderte dieser ihn trotz
allem zum Brigadegeneral. Im Dezember 2000 nach Rabins Tod weigerte sich
Baracks Nachfolger Shaul Mofaz, Eitam zum Generalstabchef zu befördern.
Verärgert hielt er in der Bar-Ilan-Universität einen aufhetzenden
Anti-Oslo-Vortrag. Er nannte den Chef der palästinensischen Behörde
Yasser Arafat ‚einen elenden Mörder’, griff die Regierung an, die die
Kontrolle über Jerusalem teilen wolle und schlug eine neue Nakba oder
Enteignung vor: die israelische Armee könne morgen Judäa und Samaria und
den Gazastreifen erobern und die Bevölkerung übernacht vertreiben, das
sei kein Problem. Wir haben nur ein Problem mit dem Willen, dieses
auszuführen. Als Nation seien wir gehemmt ( ‚Eitan quits IDF’, The
Jerusalem Post, 27.Dezember 2000)
Kurze
Zeit danach zog er sich aus der Armee zurück, seine Karriere aber
blühte. Im Februar 2003 in die Knesset gewählt, half er, die
national-religiöse Partei und die erneuerte religiöse
national-zionistische Partei zu gründen. 2002-04 hatte er in der
Regierung von Ministerpräsident Sharon mehrere Ämter auf Kabinettebene,
einschließlich des Ministerposten für Wohnung und Bau, ein Posten, der
dazu verwendet wurde, die Siedlungen auf dem Golan, in der Westbank und
im Gazastreifen zu vergrößern.
In
einem langen Interview mit der israelischen Tageszeitung nannte Eitan
die palästinensischen Bürger Israels ‚eine tickende Bombe’ und ein
‚Krebsgeschwür’ (‚Dear God, this is Effi’ 20.März 2002) Abgesehen von
Israel seien die anderen Nationen ‚Welten von Robotern ohne Seele’. In
klassisch faschistischer Art, stellte er fest, dass im Krieg die
‚unglaublichsten Dinge’ vorkommen würden. Er scheint zu glauben, der
Messias zu sein, dessen Mission es sei, ‚das Volk und den Staat Israel
zu retten’. ‚Solch ein Führer’, sagt Eitan, ‚führe das jüdische Volk. Er
stünde nicht nur auf dem Platz, an dem Ben Gurion stand , sondern auch
da, wo Moses und König David stand. Wie kann man da noch bescheiden
bleiben? Wie soll man sich da nicht zwischen Koalitionsabkommen und
politischen Intrigen verirren und in einem Prozess, in dem die Ordnung
der Natur und die des Himmels und der Erde mit einander verstrickt sind
(‚Dear God, this is Effi’, Haaretz, 20.März 2002)
Aber
dieser bescheidene Messiah hat keine Angst, sich die Hände schmutzig zu
machen.
Durch
das Töten von Aqel nicht zur Einsicht gekommen, fährt er mit seiner
rassistischen gewalttätigen Hetze fort. In einer Tel Aviver Synagoge
regte er 2002 zum Mord an Yasser Arafat samt seinen Kollegen an: ‚Wenn
ich jetzt die Order herausgeben könnte, dann wäre er in 15 Minuten tot –
zusammen mit seiner ganzen Bande’ Für den früheren al-Aqsa Märtyrer
Brigadeführer Marwan Barghouti – damals von Israel angeklagt und für
einen Prozess vorbereitet, schlug Eitan vor, man solle ihn nur in einen
Olivenhain hinausnehmen und dort in den Kopf schießen (NRP-Führer Eitan:
‚Arafat, Barghouti sollten getötet werden’ Jerusalem Post, 5. Juli 2002)
In
typisch kolonialer Weise hat er die Palästinenser ‚Kreaturen’ genannt,
die aus den Tiefen der Dunkelheit kommen’, ‚kollektiv schuldig sind’ und
die willkürlich nicht nur wegen des Bluts an ihren Händen getötet
werden sollten , sondern wegen ‚des Bösen in ihren Köpfen.’ ‚Wir müssen
sie alle töten,’ sagte er ( „A Reporter at Large: Among the settlers’,
the New Yorker, 31.Mai 2004).
Eitan
hat wiederholt zu einer Vertreibung der Palästinenser im Bausch und
Bogen aufgerufen z.B. 2002 bei einem israelischen Angriff auf die
Westbank hätte es solch eine Möglichkeit gegeben, um sie nach Jordanien
zu treiben. Das würde unser jüdisches Gewissen sauber lassen (
‚Israelischer Nationalist hofft, das Land zu überzeugen und die
Palästinenser zu vertreiben, Associated Press, 7.April 2002) „2006
sagte er: ‚Wir werden die große Mehrheit der Araber aus Judäa und
Samaria vertreiben müssen’ ( ‚Leftist blast Eitan’s statement on Arabs,
Haaretz, 11.September 2006)
2008
wandte er sich an die arabischen Knessetmitglieder und sagte: ‚Der Tag
wird kommen, an dem wir euch aus diesem Haus verbannen werden und aus
dem nationalen Heim … Ihr .. werdet nach Gaza vertrieben werden, wo euer
Volk lebt, das gegen uns kämpft. Dorthin gehört ihr’. (‚Die Sicherheit
wurde nach dieser antiarabischen Rede verstärkt’, Ynet, 15.April 2008)
Während Israels Angriff auf den Gazastreifen im letzten Winter sprach
sich Eitan auch für eine Massenvertreibung von Gazas Zivilisten aus und
für eine ‚freie Jagdzone’ …
Die
israelische Presse dokumentierte noch andere umwerfende Statements von
Eitan: über die ‚Sehr moralische israelische Armee“, aber auch über die
Anwendung menschlicher Schutzschilde, wobei ein Jeniner Teenager … zu
Tode kam; seine Forderung, dass den palästinensischen Bürgern Israels im
Negev, der Krieg erklärt werden solle ; dass sich die Palästinenser
nicht mehr an die Nakba erinnern dürfen, dass israelische Politiker
hingerichtet werden sollen, die die besetzten Gebiete zurückgeben
wollen, dass die Hamas-Führer geköpft werden sollen . …etc. etc
……
Gegen Eitams Besuch in der Universität von Buffalo wurde protestiert.
40 Studenten standen auf dem Campus und protestierten gegen seine
Anwesenheit. Sie waren alarmiert worden von UB-Studenten für
‚Gerechtigkeit in Palästina’ und dem ‚Palästinensisch-Israelischen
Komitee des Western New Yorker Friedenszentrum’. Ein paar
Eitam-Unterstützer spuckten gegen die Demonstranten und schrieen
„Terroristen!“, aber mehr Passanten schlossen sich ihnen an …
Wie
die kürzlichen Aktionen gegen den früheren israelischen
Ministerpräsidenten Ehud Olmert in New Orleans, der Universität in
Kentucky, in der von Arkansas und Chikago und San Franzisko zeigen,
können israelische Kriegsverbrecher nicht länger mehr damit rechnen,
respektvoll aus US-Campusforen auf Staatskosten Propagandatouren zu
machen. Da liegt etwas in der Luft.
Jim
Holstun lehrt Literatur an der SUNY Buffalo und hat mehrere Artikel bei
The Electonic Intifada veröffentlicht
Irene
Morrison ist Assistentin des Direktors des Western NY Peace Center
(dt
und stark gekürzt: Ellen Rohlfs)
http://electronicintifada.net/v2/article10914.shtml 2.Nov. 09
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