Sabra und
Chatila: Öffentlichkeitsarbeit
zum Genozid
Eqbal Ahmad/La Haine.es
29.09.2015
10
Gründe, die eine politische
Verantwortung der israelischen
Regierung beweisen
1.
Menahem Begin und Ariel Sharon
beschlossen – in Verletzung
eines internationalen Abkommens
mit Bürgschaft durch die USA –
etwa um 11 Uhr nachts am
Dienstag, den 14. September 1982
die Invasion von Westbeirut,
d.h. wenige Minuten nach der
Nachricht vom Tod von Bechir
Gemayel (libanesischer
Politiker, paramilitärischer
Kommandant und gewählter
Präsident). Er war ein hoher
Befehlshaber der Libanesischen
Falange Partei und Kommandant
der Miliz Libanesische (Streit)Kräfte
während der ersten Jahre des
libanesischen Bürgerkrieges.Er
wurde am 23.August 1982 zum
Präsidenten gewählt, als sein
Land im Bürgerkrieg und besetzt
war.
2.
Vor Morgengrauen des Mittwoch,
15. September marschierte die
Israelische Armee in Westbeirut
ein. Die für diese Verletzung
angegebene offizielle Begründung
war die Sorge Israels wegen der
Gefahren einer sich
ausbreitenden bürgerlichen
Gewalt. Die Generale Sharon und
Eytan trafen aber Arrangements
für den Angriff der Falangisten
auf die Flüchtlingslager
gleichzeitig mit ihrer Invasion
in Westbeirut.
3.
General Eytan flog am 14.
September spät nachts nach
Beirut. Dort traf er sich mit
Amir Drori, Kommandant der
Division für Westbeirut.
Gemeinsam fuhren sie zu den
Hauptquartieren der Falangisten,
wo Eytan "den Kommandanten der
Milizen die Generalmobilisierung
aller ihrer Kräfte befahl...".
Diese Chefs des israelischen
Generalstabs informierten sie,
dass sie in die Flüchtlingslager
fahren sollten. Weder Amin
Gemayel noch sein Vater Pierre,
Gründer der Partei der Falange,
wurden von den Befehlen Eytans
informiert, und ebenso wenig von
der darauf folgenden Bewegung
der Milizen zu den Lagern.
Scheinbar behielt General Sharon
diese Information für das
Treffen mit beiden am folgenden
Tag zurück.
4.
Vom Hauptquartier der
Falangisten begab sich General
Eytan zum vorgelagerten
Befehlsstand, von dem aus man
die Flüchtlingslager überblickt,
und blieb dort vom frühen Morgen
des Mittwoch, 14. September bis
zum Morgen des Donnerstag, 16.
September. Er traf sich dort im
Befehlsstand zwischen 8 und 9
Uhr morgens am Donnerstag mit
General Sharon; nach der
Genehmigung der Vereinbarung mit
den Falangisten telefonierte er
von der Terrasse oberhalb der
Flüchtlingslager mit
Premierminister Menahem Begin.
Er soll Begin gesagt haben: "Es
gibt keinerlei Widerstand in
Beirut, alle Operationen laufen
gut". Anwesend am Ort war der
Chef des Mossad, der Leiter des
israelischen militärischen
Geheimdienstes, der zweite Chef
des Generalstabs (Moshe Levi),
der General Drori, der Brigadier
General Yaron, der Kommandant
der Division und weitere
Offiziere. General Sharon
telefonierte ein weiteres Mal
mit Begin: Der
Verteidigungsminister sprach
zwei Mal von der Terrasse des
Befehlsstandes mit dem
Premierminister. In einem dieser
Telefonate entschied man sich
die verzögerte israelische
Meldung folgendermaßen zu
formulieren: "... die
israelische Armee ist heute
Nacht in Westbeirut
einmarschiert, um möglichen
schweren Ausschreitungen
zuvorzukommen und die Ruhe
sicherzustellen..." Vom
Befehlsstand begab sich General
Sharon zum Hauptquartier der
Falangisten und ordnete an, dass
die Falangisten ihre Operationen
mit der FDI koordinierten.
5.
Um
11 Uhr vormittags am Donnerstag,
16. September trafen sich
General Amir Drori und General
Amos Yaron mit Offizieren der
Falange, um das Eindringen der
Milizen in die Lager zu
"koordinieren" und ein
"Kommunikationssystem" im
israelischen Befehlsstand
oberhalb der Flüchtlingslager
einzurichten. Bei seiner
Rückkehr informierte
Generalstabschef Eytan das
israelische Kabinett von der
Möglichkeit einer drohenden
Rache der Falangisten: "Ich
kann in ihren Augen schon sehen,
was sie erwartet... es wird
schrecklich sein", soll er
im Kabinett kommentiert haben.
6.
Die Milizen drangen am
Donnerstag, den 16. September um
6 Uhr morgens in die Lager ein.
Etwa eine Stunde später hörte
ein israelischer Oberleutnant,
der arabisch spricht und einer
der Adjutanten von General Yaron
war, ein Gespräch, in dem Elias
Hobeika, Chef des
"Geheimdienstes" der Falange,
das Signal gab, in den Lagern
mit dem Töten von "Frauen und
Kindern" zu beginnen. Der
israelische Oberstleutnant
informierte General Yaron, der
in diesem Moment anwesend war.
7.
Möglicherweise war dies die
erste Information – wenn auch
nicht die einzige – über das
massive Morden, die von Yaron
und anderen israelischen
Offiziere ignoriert wurde. Gegen
8 Uhr abends kommunizierte ein
anderer Offizier der Milizen aus
den Flüchtlingslagern per Radio
mit dem israelischen
Befehlsstand, um zu fragen, was
er mit den 45 Personen machen
sollte, die er festgehalten
hatte. Man sagte ihm, er solle
"den Willen Gottes" erfüllen.
Der israelische
Geheimdienstoffizier, der die
Meldung erhielt, teilte diese
Information seinen Vorgesetzten
(inkl. Yaron) nicht mit, weil
innerhalb einer Stunde "ein
Treffen der Offiziere des
Hauptquartiers des Lagers für
kurz danach geplant" war. Ein
wenig später war General Yaron
und sein Personal im Speiseraum
des Befehlsstandes, als ein
Verbindungsoffizier der Falange
eintrat, um zu melden, dass
ungefähr dreihundert Terroristen
und Zivilisten getötet worden
seien; das geschah in
Gegenwart vieler Offiziere der
israelischen Armee, die dort
waren, einschließlich General
Yaron. Um 8.40 abends
während des Treffens teilte der
Geheimdienstoffizier die zuvor
erhaltene Information, die er
zurückgehalten hatte, mit. Der
Bericht der Kommission Kahan
zeigt, dass er von Yaron
unterbrochen und zum Schweigen
gebracht wurde.
8.
Um
11.30 nachts des 16. September –
Tag Eins – ließ das israelische
Kommando im Libanon einen
Bericht in verschiedenen
Geheimdiensteinheiten in Israel
zirkulieren, der besagt:
VORLÄUFIGE INFORMATION
ÜBERMITTELT VOM KOMMANDANTEN DER
LOKALEN (STREIT)KRÄFTE DER
FALANGISTEN IM FLÜCHTLINGSLAGER
VON CHATILA BESTÄTIGT, DASS
SEINE MÄNNER BIS JETZT ETWA 300
PERSONEN LIQUIDIERT HABEN. DIESE
ZAHL SCHLIESST TERRORISTEN UND
ZIVILISTEN EIN. Am Freitag, den
17. September um 5.30 morgens
wurde diese Information von der
Nacht zuvor Oberst Hevroni
übermittelt, dem Bürochef des
Direktors des israelischen
militärischen Geheimdienstes.
9.
Für Freitag, den 17. September
häuften sich die Informationen
über das begonnene Massaker und
wurden laut des Berichts der
Kommission Kahan von den
israelischen Autoritäten
systematisch ignoriert. Am
Freitag traf sich General Eytan
um 4 Uhr nachmittags mit
wichtigen Kommandanten der
Falangenmiliz (nachdem er von
Ort und Stelle Informationen
über das Massaker erhalten
hatte) und genehmigte die
Fortsetzung der "Operationen" in
den Lagern "bis 5 Uhr morgens;
um diese Uhrzeit sollte die
Aktion wegen des
'nordamerikanischen Drucks'
gestoppt werden. In derselben
Nacht telefonierte General Eytan
mit Verteidigungsminister Ariel
Sharon, um ihn zu informieren,
dass die 'Christen sich selbst
übertroffen' und die
Zivilbevölkerung mehr geschlagen
hätten als erwartet". Das
Schlachten dauerte bis Samstag,
18. September 8 Uhr morgens.
10.
Während der 40 Stunden, die das
Massaker dauerte, gewährte die
israelische Armee logistische
Unterstützung einschl.
Beleuchtung und Traktoren, um
die Leichen heraus zu holen.
Revista de Estudios Palestinos/Marcha
Quelle:
www.palestinalibre.org/articulo.php?a=57993
Übersetzung: K. Nebauer
|