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In Rafah geht der Krieg unbeobachtet und unverhindert weiter

 

Bericht aus Rafah von Mike 22.1.04

 

Während die Welt zur Seite schaut und einige über den Welt-Terrorismus „debattieren“, über die „Mauer“ und die Zahl der Häuser, die zerstört wurden  usw  ... gehen Israels Kriegsverbrechen unverhindert weiter. Mike

 

Aus Rafah wird heute geschrieben:

Rafah ist einer der einfachen Orte wie all die anderen Flüchtlingslager in Palästina , einer der Orte, die durch internationale Maschinen und Bulldozer zu Schaden kommen. Die Maschinen hören nicht das Schreien der Menschen, nicht das Schreien von Um Sami, die den israelischen Bulldozerfahrer bittet, anzuhalten, bis sie das Haus verlassen hat. Diese Maschinen hören nicht die Stimme von Um Amar, die dem Bulldozerfahrer zuschreit, sie wolle ihr Kind noch herausholen. Sie hören nicht die Stimme des dicken Mannes Ibrahim Abu Issa, der nicht allein aus seinem Haus heraus kommen konnte, auch nicht die des 65 jährigen Mohammed A.S., der dachte, seine weiße Flagge könnte ihm helfen, als er sie vor einem israelischen Soldaten schwenkte. Ich kann noch immer keinen Sinn darin finden oder eine Erklärung für das, was hier geschehen ist. Ist das ein Krieg gegen die Palästinenser? . Nein, das ist es nicht. Es ist ein Krieg gegen die Menschheit. Es ist die internationale Technik, die unschuldige Menschen bekämpft, die in ihren Häusern schlafen, wie jetzt gerade um 1 Uhr 42 mitten in der Nacht.

 

In diesem Augenblick, wo ich schreibe, geht das Bombardieren und Schießen weiter. Verbrechen in jeder Straße: die israelischen Soldaten erschossen die 31jährige Mona Ahmed Ismail, während sie in der Bäckerei für ihre Kinder und ihre Familie Brot backte. Das Leben hier ist sehr schlecht, hier in Rafah, wo die Menschen in allen Straßenecken schlafen.

Bitte verbreite diese Nachrichten mit meinem letzten Bericht, den ich mit einigen Bildern auf meine Webseite (www.rafah.vze.com) gesetzt habe. Danke!  Mohamed

 

In den letzten paar Tagen gab es so viele Angriffe, Überfälle und Verbrechen . Vom westlichen Rafah zum östlichen gibt es kein Haus, das nicht irgendwie von israelischen Verbrechen getroffen wurde. Wenn man vom Norden Rafahs bis zum Süden geht, kann man kaum verstehen, was hier geschehen ist. Es war wie ein Erdbeben, überall zerstörte Häuser. Vor drei Tagen zerstörte die israelische Armee einen Teil der Al-Tawhid-Moschee und heute zerstörten sie den Rest von ihr. Vor zwei Tagen zerstörte die IDF drei Häuser in der Nähe der Morage Siedlungen. Einige andere Häuser wurden auch zerstört und ließ die Kinder der Al Jaria und Malahay Familien  bei kaltem Wetter ohne Dach über dem Kopf. Sie zerstörten auch viele Olivenbäume und zwei Hühner- und Schafställe im selben Gebiet.

 

Auf der andern Seite appelliert das Palästinensische Menschenrechtszentrum (PHRC) an die internationale Gemeinschaft, endlich gegen die israelische Armee in Rafah vorzugehen. Doch dies kam ein paar Stunden nach dem Rückzug der Armee aus dem Rafah-Lager. Sie hinterließ 10 zerstörte Häuser, eine große Anzahl verletzter Leute und 5 weitere teilweise zerstörte Häuser. Wie das PHRC sagt, hat Rafah die größte Zahl zerstörter Häuser. Außerdem ist die israelische Politik der Hauszerstörung ein Kriegsverbrechen gegen die internationalen Gesetze der Menschenrechte - aber die internationale Gemeinschaft tut nichts. Das ermutigt die israelische Regierung, mit dem Zerstören der Häuser weiterzumachen.

 

Beim letzten Angriff auf das Flüchtlingslager schlugen israelische Soldaten auch den 15jährigen Yehiya I.Q. und seine Brüder Ali (17) und Mohammed ( 27) nordwestlich von Rafah Stadt. Nach den medizinischen Unterlagen des Al-Najjar Krankenhauses haben alle drei gebrochene Arme und Beine. Dieses kam nach dem gestrigen Verbrechen, wo die IDF, mit internationalen Waffen ausgerüstet, nach einem Beschuss aus Kanonen 20 Häuser zerstörte und mindestens 6 Leute verletzte. Als die Panzer und Bulldozer sich vor zwei Stunden zurückzogen, ließen sie viele zerstörte Häuser und Verletzte zurück.

 Das mag sich leicht lesen, wenn man sicher in seinem Haus sitzt. Versucht doch einen Augenblick euch vorzustellen, dass das Kind, das sein Haus verloren hat, euer Sohn ist, euer Bruder oder eure Schwester.?!

 

In diesen Augenblicken beginnen neue Angriffe, obwohl die Armee sich erst vor kurzem aus dem Block O in Rafah zurückgezogen hat. Drei Kinder  zwischen 9 und 12 wurden  schwer verletzt. Das medizinische Personal glaubt, dass die Kinder von einer Bombe verletzt wurden, die wie ein Spielzeug aussah.

....Es wurden vor allem die Häuser der Familien Queshta ganz zerstört - im ganzen 31 Häuser  und 5 weitere teilweise zerstört, auch Bäume, Wasservorräte, Strom und Telefonleitungen.....

 

Die Rafah-Familien appellieren an die Welt, dass dies gestoppt wird, was dort geschieht. Um Samir sitzt in den Ruinen ihres Hauses und hebt die Arme gen Himmel und weint: „Ist das denn rechtens, was diese Kriminellen gegen uns tun? Was habe ich denn getan? Was habe ich getan, als der betrunkene Fahrer des  Bulldozers mein Haus in weniger als 5 Minuten zerstörte? Wo seid ihr Araber? Wo sind die Menschenrechte? Wo ist die Welt? Wo sind all die Lügner?“ Sie spricht auch die internationalen Journalisten an: „Was tut ihr hier? Ihr seid nur Händler, die um des eigenen Gewinns hier seid und nicht um der Gerechtigkeit und des Friedens willen. Ihr macht viele Photos ... was haben wir von euren Photos? Die Folge davon sind nur noch mehr Überfälle und Angriffe.“

Um Amaar sitzt auch in den Ruinen ihres Hauses; sie schreit und weint über das, was ihrer Familie zugestoßen ist: sie zerstörten mein Haus und die Möbel darin, sie töteten meinen Sohn und das Kind meines Sohnes, sie vertrieben uns von der Erde, wohin soll ich gehen? Soll ich auf die UNRWA warten, dass sie mir ein Zelt bringt, auf das Rote Kreuz, dass es mir Decken bringt? Ich will nichts. Ich will mein Haus, nur mein Haus. Ich werde jetzt auf dem Schutt schlafen. Ich werde nie von hier fortgehen. Diese Israelis kamen 1948 als Gäste und wir nahmen sie auf. Und dies hier ist die Folge unserer Gastfreundschaft. Wir wurden heimatlos und unsere Gäste wurden die Besitzer des Landes. Nein, nein, nein ich werde nicht gehen. Ich werde hier sterben in dieser Ecke, in der ich sonst immer gesessen habe.

 

So sieht das Leben im Rafah-Flüchtlingslager aus. Die israelischen Soldaten schießen auf alles, was sich bewegt, sogar auf Tiere. Hier ist das Ende der Welt, hier ist der Ort, wo die Wahrheit getötet wird, so töteten sie auch Tom Hurndal, Rachel Corrie und James Miller

 

(Aus dem Englischen übersetzt und ein wenig gekürzt: Ellen Rohlfs)

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