Mein Name ist
Hayat
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Johr Al-Deek
ist eine Gegend, von der wenige etwas
gehört haben. Sie liegt irgendwo zwischen
der Stadt Gaza und den Flüchtlingslagern.
Dieses Dorf mit seinem Bauernland, seinen
Häusern und Menschen wurde von den israelischen
Soldaten nahezu täglich angegriffen,
auch schon vor dem Angriff von 2014.
Die Leute hatten sich an solche Aktionen
gewöhnt, es ist ja ein Grenzgebiet.
Aber die
Bewohner von Johr Al-Deek halten die
Schrecken des Traumas vom Gaza-Krieg
2014 in ihren Erzählungen immer präsent.
Sie haben gedacht, sie erlebten einfach
einen Albtraum, sie wollten es nicht
glauben. Wie konnte es ihren Häusern
passieren, die vor dem Angriff hoch
aufgebaut waren, dass sie bis in die
Grundfesten zerstört wurden durch die
Kriegsmaschinerie der israelischen Besatzung.
Das ganze
Dorf war von der Landkarte des Gazastreifens
weggewischt.
Während
des israelischen Angriffs wurden in
Johr Al-Deek rund 1000 Häuser beschädigt,
570 davon bis auf den Grund zerstört.
Hunderte Bauern hatten ihr Land und
ihre Ernte verloren. Die Granaten hatten
dutzende Dorfbewohner getötet.
Abu Mohammad,
ein Einwohner von Johr Al-Deek, erinnert
sich an die Angriffe, sein Gesicht wirkt
hart und verschlossen, er leidet unter
der Obdachlosigkeit wie es seiner Familie
passierte. Solches Leiden ist unvorstellbar.
Er berichtet, wie während des Ramadan
2014 „wir saßen um den Esstisch beim
Fastenbrechen, als wir plötzlich das
Geräusch von Explosionen vernahmen.
Ich habe versucht, meine Kinder zu beruhigen..“
Und er fügt hinzu: „Ein Freund rief
an, um sich über mich und meine Familie
zu erkundigen, nachdem er gehört hatte,
dass das Haus eines Freundes niedergebombt
worden sei. Mir kam nur in den Sinn:
das Haus meines Bruders – es war nicht
weit weg von diesem Geräusch.“
„Ich rannte
hinaus um zu sehen, was wirklich passiert
war und ließ meine Familie und die Kinder
schreien, ich sollte sie doch nicht
allein lassen und zu einem so gefährlichen
Ort rennen“. – Während der Erzählung
überkam ihn ein Ausdruck der Trauer.
Er sagte: „Ich kam an und sah, dass
das Haus eines Freundes bombardiert
worden war und alle Bewohner waren noch
drin. Wir kümmerten und sofort um die
Verletzten, als von israelischen Panzern
Salven auf uns gefeuert wurden. Wir
hatten eine Person aus dem Schutt gezogen
und mussten weg, ehe wir die Toten bergen
konnten.“
Israelische
Streitkräfte verhinderten, dass die
Rettungsfahrzeuge unsere Nachbarschaft
erreichen konnten. Ungezielte Granaten
flogen uns um die Ohren, während wir
immer wieder versuchten, die Rettung
zu erreichen – umsonst. Das hat bis
4 Uhr früh gedauert, dann erst erlaubten
sie der Rettung, auf das Gelände zu
kommen.“
„Die Rettung
evakuierte uns von unserem Wohnbereich
und brachte uns in eine UNRWA-Schule,
die als Schutzraum benutzt wurde. Dort
erlebten wir die Agonie der Obdachlosigkeit.“
In
einer anderen Ecke saß Abu Taher und
erinnerte sich an die Scheußlichkeiten
dieser Tage. Er sagte: „Die Erinnerung
an die Kindheit meiner Kinder, alle
diese glücklichen Momente, alles, was
mir gehört hatte, die harte Arbeit eines
ganzen Lebens, das alles wurde in wenigen
Sekunden unter den Planierraupen der
Besatzung begraben.“
„Es gab
kein Pardon. Ich ging zurück zu der
Stätte, die einmal ein großes Haus gewesen
war; ich fand nur Schutt. Ich schaute
herum und war von der Szene schockiert.
Es war, als wäre ein alles zerstörendes
Erdbeben über uns hereingebrochen“.
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PIEF
POST – Sonntag, 7. August 2016 -
Übersetzt
von Gerhilde Merz
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