Palestine
Update Nr. 49 - 10.Juni 2017 -
Freiheit und Würde sind nicht
verhandelbar!
-
Ranjan Solomon, Herausgeber -
Meinung
- Der vor kurzem beendete Hungerstreik von
palästinensischen Gefangenen unterstreicht einen
wesentlichen Aspekt über den weitergehenden
Kampf der Palästinenser um Freiheit von der seit
50 Jahren bestehenden illegalen Besetzung
palästinensischer Gebiete. Israel hat Zuflucht
genommen bei jeder bekannten List, um
Palästinenser zum Rückzug zu gewinnen. Es muss
noch irgendwie eine Methode finden, um das Atmen
der Palästinenser zum Schweigen zu bringen.
Kapitulation durch die Palästinenser steht nicht
zur Debatte. Dieser sture Unwillen, es sein zu
lassen und zu kapitulieren ärgert Israel in
einem Ausmaß, dass sie unter der Hand ständig
neue Methoden finden, um den Widerstand zu
schwächen. Im Falle dieses Hungerstreiks von
Gefangenen sah die Welt, wie israelische
politische und militärische Führer jämmerliche
Drohungen und Bedingungen für ein Ende des
Streiks verwenden. Ein Minister ging in seiner
Verachtung so weit, dass er forderte, die
Gefangenen ihren eigenen Tod ansehen zu lassen
oder aufzugeben. Am Ende haben die Gefangenen
mehr gewonnen als Israel dachte, sie würden
nachgeben. Es erinnert an das Wort Gandhis, der
einmal sagte: „Zuerst ignorieren sie dich, dann
machen sie dich lächerlich, dann bekämpfen sie
dich, und zuletzt gewinnst du“.
Die
Geschichte ist voll von Narrativen über
Unterdrückte, die ihre Bestimmung durch
hartnäckigen Kampf überwunden haben. Immer ist
es teuer gewesen. Zehntausende sind zu Märtyrern
geworden für die Sache, für die sich geopfert
haben. Aber Freiheit und Gerechtigkeit sind aus
der Unterwerfung entstanden.
Es
gibt Ermutigung in der Verbreiterung der
Koalition der Aktivisten, die Grenzen
überschritten haben, um Israels absurden Regeln
zu trotzen, Menschen auf definierte und
abgegrenzte Gebiete zu beschränken. Solidarität
kann man nicht in die Grenzen verweisen. Und das
findet seine Logik in dem Faktum, dass die
Menschheit nur eine ist. Träumer werden nicht
durch die Geographie in Grenzen gehalten.
„Stell‘ dir kein Land vor…“ sang der große
Dichter und revolutionäre Sänger John Lennon.
Auch Kunst kann ihre Wirkung zeigen. Ein
Künstler in Gaza ist ein Rebell, wenn er den
Strand wählt, um Skulpturen in den Sand zu
graben, die die Sache Palästinas und politische
Entwicklungen darstellen, die im belagerten
Gazastreifen stattgefunden haben.
Israels verzweifelte Antwort ist Siedlungen auf
illegalem/gestohlenem Land auszubreiten als
seinem Weg, das Siedler/Kolonisten Projekt zu
vergrößern. Sie machen sich damit lustig über
den Willen der internationalen Gemeinschaft,
verletzen internationales Recht, mißachten
UNO-Resolutionen und verschlechtern infolge
dessen ihren eigenen Ruf in den Augen der Welt ,
besonders bei jenen, die Gerechtigkeit als
Vorbedingung für Frieden sehen. Die Verzweiflung
der Israelis ist an der mutwilligen Zerstörung
palästinensischen Eigentums zu sehen als ihren
Weg, die Psyche der Palästinenser zu demütigen.
Sie schicken Gefangene zurück ins Gefängnis ohne
gültigen Grund oder Sinn entsprechend der
anstößigen Praxis eines Administrationsgesetzes
als einen Weg, andere, die versucht sein könnten
die Okkupation herauszufordern, von ernsten
Protesten abzuhalten. Sie verderben die
natürlichen Ressourcen, wodurch sie normales
Leben unmöglich machen und sogar für eine
Wiederherstellung unbrauchbar. Durch die
Entsorgung von Abwässern ins Meer z.B., wo
Menschen mit Vergnügen schwimmen, sind die
Küsten rund um Gaza sehr arg verschmutzt.
Es
ist erstaunlich, dass Israel gar nichts gelernt
hat von 50 Jahren Widerstand gegen die
Besetzung. Je ernster die angewandten Maßnahmen
sind, umso phantasiereicher wird die Antwort.
Nicht, dass diese Maßnahmen Momente der Freude
und als Erfolge zu zählen sind. Jeder Tod, jede
Hauszerstörung, Gefangennahme, Zerstörung
landwirtschaftlicher Flächen, Trennung durch
Barrieren und Checkpoints, Verweigerung der
Rückkehr von Flüchtlingen und noch mehr
enteigneter Siedlungsraum sind Momente akuter
Qual für die Palästinenser. Sie sind Flecken auf
israelischem Leben, denn sie kriminalisieren
ihre Nation.
Am
Ende des Tages leben die Israelis ein mageres
Leben. Sie sind menschlich arm geworden durch
ihre eigene Unverschämtheit, obwohl sie bis
jetzt mit dem Abstreiten dieses Faktums leben.
Die Besetzung wird ihren moralischen Charakter
auffressen und wenn sie damit die Grenzen der
Intoleranz erreichen, wird Israel als
Gesellschaft zusammenbrechen.
Israels Besetzung ist deshalb ein
selbstmörderisches Abenteuer, das darauf wartet,
sich einzugraben und zu desintegrieren. Die
bessere Option wäre eine auf Dialog
ausgerichtete Lösung, die beiden Seiten erlaubt,
Gerechtigkeit für Versöhnung und Frieden zu tun.
Das kann nur zu Lasten Israels gehen.
Niemals
übergeben - „Die Palästinenser sind das am
meisten unterdrückte Volk der Welt.
Sie
leben unter einer illegalen brutalen
faschistischen Okkupation. Jeden Tag müssen die
Palästinenser ihren Unterdrückern begegnen.
Israel hat die Panzer, die Bulldozer und die
schweren Waffen. Die Palästinenser haben nur
Steine und ihre Leiber. Ihre Botschaft ist: Ihr
könnt unser Land und unsere Olivenhaine stehlen;
ihr könnt uns einmauern, uns aussperren, uns
blockieren und ihr könnt unsere Leiber töten.
Aber ihr könnt uns unsere Freiheit und Würde
nicht nehmen, wenn wir uns nicht ergeben…
Alle, die sagen, der Hungerstreik der
palästinensischen Gefangenen sei kein
vollständiger Sieg gewesen, sollten versuchen,
40 Tage und 40 Nächste lang nichts zu essen.
Nach 20 Tagen ist das Körperfett weg. Nach 30
Tagen überlebt der Körper mit Muskeln, Knochen,
Mark und inneren Organen. Am 40. Tag gibt es
Dauerschäden und die Organe fangen an, nicht
mehr zu funktionieren. Nach 40 Tagen kannst du
bereit sein für den Todesengel.
Der
„Hungerstreik für Freiheit und Würde“ der
palästinensischen Gefangenen war ein
vollständiger Erfolg. Er war ein riesiger Sieg
für das ganze palästinensische Volk. Es verdient
unseren höchsten Respekt und unsere
Gratulationen. Wir müssen von ihnen lernen.
Netanyahu sagte, er würde nicht mit
„Selbstmord-Terroristen“ verhandeln. Er nannte
den Hungerstreik „psychologischen Terrorismus“.
Auf der ganzen Welt sind Menschen in Solidarität
mit den Palästinensern auf die Straße gegangen.
Die
Palästinenser sind Freiheitskämpfer. Sie haben
ein Recht unter internationalem Gesetz, ihren
Unterdrückern zu widerstehen, und sei es durch
die Anwendung von Gewalt gegenüber der
Militärbesatzung. Es sind die Netanyahus und die
Liebermans, die das internationale Gesetz
verletzen. (Dieser Artikel wurde aus „Freiheit,
Würde und die Zukunft von Palästina“ exzerpiert;
Dank an Counterpunch.org;
Quelle
Koalition
von Friedensaktivisten baut „Felsen der
Standhaftigkeit“ in der Westbank
- Immer seitdem die Besetzung 1967 begann, haben
die Palästinenser verschiedene Taktiken
versucht, um die israelische Herrschaft zu
beenden, aber ohne Erfolg. Sie versuchten
gewalttätige und friedliche Methoden und
investierten Jahre für Dialog, aber das alles
hat nicht zu einem greifbaren Ergebnis geführt.
Als neue Strategie verbinden sie jetzt ihre
Kräfte mit betroffenen Israelis und
Diasporajuden, um strategische gewaltlose
Allianzen zu bilden.
Jahrelang haben israelische Friedensgruppen
ihren Aktivismus auf Israel selbst durch
Demonstrationen innerhalb von Tel Aviv gegen die
Praktiken der Regierung beschränkt. Sie
überquerten selten, wenn überhaupt, die Grüne
Linie, um bei den Palästinensern an ausgesetzten
Orten zu sein. Ein Durchbruch ist kürzlich
gelungen, als eine Koalition von fünf
palästinensischen, israelischen und jüdischen
Diasporagruppen – inspiriert von den „Felsen der
Standhaftigkeit“-Protesten in USA, ein
Sumud-Freiheits-Camp schufen im Dorf Sarura im
Süden von Hebron in der Westbank. (Siehe
Facebook). Das Gebiet steht unter der vollen
Kontrolle des israelischen Militärs. Die
palästinensischen Bewohner leben in der
ständigen Angst vor der Gewalt sowohl der
Soldaten wie auch der israelischen Siedler und
sind ständig unter dem Druck, das Land verlassen
zu müssen, damit Israel sich ihr Land aneignen
kann.
Der
Punkt für dieses Lager ist, durch die ständige
Präsenz der Koalition einen Akt von radikalem
zivilem Ungehorsam zu setzen. Teilnehmer dieser
Kampagne haben geschworen, sich nicht von der
Stelle zu rühren, selbst wenn die israelische
Armee versuchen sollte sie wegzuzerren. Während
der ersten 12 Tage überfielen israelische
Soldaten das Lager und konfiszierten Zelte,
Musikausrüstungen und sogar ein Auto, das einem
einheimischen Palästinenser gehörte. Aber
niemand wurde arretiert. Die Koalition
praktizierte gewaltlosen Widerstand, und nach
jedem Überfall der Armee baute sie ihre Zelte
wieder auf.
Quelle
Künstler
schreibt Geschichte Palästinas als
Sandskulptur(en) in den Strand von Gaza
-
Der 26jährige Osama Sbeata ist ein
ungewöhnlicher Gazaer. Wie die meisten Leute in
Gaza besucht auch er den Strand, aber aus
anderen Gründen – um die Geschichte Palästinas
durch Skulpturen im Sand zu dokumentieren. Er
ist der erste Sand-Bildhauer. Er kommt aus
Shajaiya, einer Gegend im Gazastreifen, die im
Krieg von 2014 zerstört wurde, und was zuerst
nur ein Hobby war, hat er zu einer wichtigeren
Sache umgewandelt. Er bringt drei- dimensionales
Leben in die wichtigen Ereignisse in Palästina
und drückt ihre Bedeutung mit seinem kreativen
Auge aus. Ein Bericht sagt aus: „Wenn Sbeata
sein Werkzeug aufnimmt zu graben und Sand
umzusetzen – sein Werkzeug ist eine eiserne
Schaufel – formt er verschiedene Bilder, die die
Stadt Gaza darstellen oder die Sache Palästinas
oder politische Entwicklungen, die stattgefunden
haben“. Seine Arbeit braucht Geduld und
Entschlossenheit, um Präzision in den Sandhügel
zu bringen. Glück für ihn: in der schwierigen
wirtschaftlichen Situation von Gaza liegt das
Material für seine Kunst zur freien Verfügung
vor seinen Füßen.
Quelle
Ausdehnung
israelischer Siedlungen – eine „Pflanzerei“ für
das globale Rechtssystem
- Das Mitglied des Exekutiv-Komitees der
Palestine Liberation Organisation (PLO), Hanan
Ashrawi, kritisierte neulich israelische
Bewegungen, die den Bau von mindestens 2500
Wohneinheiten in illegalen Siedlungen auf der
ganzen Westbank vorantreiben.
Israels zivile Administration brachte Pläne für
den Bau von wenigstens 1500 Wohneinheiten in
Siedlungen heraus, darunter 102 Wohneinheiten in
Amichai. Dieser Plan ist der erste Schritt für
eine Bautätigkeit von ungefähr 2500 neue
israelische Wohneinheiten im besetzten
palästinensischen Gebiet. Die Pläne kamen auch
heraus, als der israelische Minister für
Hausbau, Yoav Galant, sich für zusätzliche
67.000 illegale Siedlungs-Wohneinheiten
einsetzte, die quer über die Westbank entstehen
sollen. „Israel macht sich lustig über die
internationale Gemeinschaft und das globale
Rechtssystem“, sagte Ashrawi über dieses
Vorhaben. „Israels kriechende Annexion von
Palästina eskaliert wegen der Unfähigkeit der
inter-nationalen Gemeinschaft, ihre verbalen
Stellungnahmen und Verurteilungen in ernsthafte
und konkrete Aktionen umzusetzen, um Israel zur
Verantwortung zu ziehen“.
Quelle
Israelische
Siedler beschädigen Autos der Palästinenser im
besetzten Ostjerusalem:
Kürzlich beschädigten israelische Siedler Autos
der Palästinenser mutwillig im Stadtteil Beit
Safafa im besetzten Ostjerusalem, sagen
palästinensische Quellen. Die Siedler schlitzten
Reifen einiger Autos im Dorf auf und sprühten
anti-arabische Graffiti auf einige Mauern im
Dorf.
Das
ist eine (nahezu) Wiederholung eines Ereignisses
vor einigen Tagen, als verdächtigte israelische
Extremisten auch eine Anzahl von Fahrzeugen in
palästinensischem Besitz im besetzen
Ostjerusalem schwer beschädigten; mindestens
eines davon war mit der Botschaft „Tod den
Arabern“ in Hebräisch beschmiert. Erst im
vergangenen Monat wurden rassistische und
islamfeindliche Graffiti auf 17 Fahrzeuge im
Stadtteil Shufat in Ostjerusalem gesprüht;
einige der Botschaften lauteten „(Prophet)
Mohammad ist ein Schwein“ in Hebräisch.
Viele palästinensische Aktivisten und
Menschenrechtsgruppen haben Israel beschuldigt,
eine „Kultur der Straflosigkeit“ zu spielen,
wenn Israelis sich in rassistischen und
gewalttätigen Aktionen gegen Palästinenser
austoben.
Quelle
Israel
erneuert Administrationshaft des Anwalts für
gefangene Palästinenser
- Israels Militärregierung verlängerte die
Administrationshaft für den Rechtskundigen der
palästinensischen Gefangenen, Hasan Safadi,
einen Journalisten, der als Medien-Koordinator
für Addameer arbeitet – eine NGO, die
palästinensische Gefangene in Gefängnissen
sowohl in Israel wie auch in Palästina
unterstützt. Safadi hätte am 10. Juni aus der
Administrationshaft entlassen werden sollen. Die
Behörden entschieden, dass seine Haft um weitere
6 Monate bis zum 8. Dezember 2017 verlängert
wird, wobei sie das illegale System der
Administrationshaft anwenden, das Israel
erlaubt, in israelischen Gefängnissen
Einsitzende ohne Anklage oder die Erlaubnis,
sich vor Gericht zu verteidigen, auf Verdacht
hin festzuhalten.
Während seines früheren Gerichtsverfahrens hatte
der Militärankläger unbewiesen behauptet, Safedi
arbeite zusammen mit einer illegalen
Organisation und habe den Libanon besucht, der
mehr als einmal zum Feindstaat erklärt wird. Er
wurde auch angeklagt für nicht spezifizierte
illegale Aktivitäten und Umgang mit anderen
palästinensischen Festgehaltenen, ohne dass
deren Identität festgestellt wurde.
Quelle
Im
Dreck schwimmen – Die Welt ignoriert die
Schmutzwasserkrise in Gaza
- Die Palestinian Environmental Quality
Authority (PEQA) fand durch eine Studie heraus,
dass fast 50 % der Strände von Gaza durch direkt
eingeleitetes oder nur teilweise gereinigtes
Abwasser verschmutzt sind. Sie forderte die
Bevölkerung von Gaza auf, ihr Baden auf
umweltmäßig saubere Zonen und weit weg von
Abwasserkanälen zu beschränken. Die Leute werden
nicht leicht aufhören, ans Meer zu gehen. Ein
Bürger sagte: „Ich persönlich werde meinen Sohn
jeden Tag zum Strand führen, solange, bis er gut
schwimmen kann. Die See ist das Erbe für jeden
Gazaer“. Die Familien gehen zum Picknick an den
Strand und verbringen ihre Tage mit Schwimmen in
der Sonne.
Quelle
Übers:
Gerhilde Merz
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