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Schauen Sie sich um. So sieht Annexion aus  - Haggai Matar - 03.03.2018 - Die Annexion von Palästina wird nicht eines Tages kommen, sie geschieht täglich, und so sieht sie aus: Banales Gesetz ändert etwas an den Hochschulräten.

Es wird keinen definitiven Moment, kein Geschehen oder keinen Punkt in der Geschichte geben, an dem wir sagen können, die Annexion ist geschehen. Israels Annexion ist ein Prozess – ein bewußter Prozess –, der sorgfältig geplant worden ist, vor langer Zeit begonnen hat und in den kommenden Jahren weitergeführt werden wird.

Man kann sich über kleine Schritte Richtung Annexion kaum zu sehr aufregen, wie (zum Beispiel) über ein Gesetz, das eine Universität von der Zuständigkeit eines Hochschulrates zu einem anderen verschiebt. Die internationale Gemeinschaft wird keinen Surm vom Zaun brechen. Der UN-Sicherheitsrat wird keine Dringlichkeitssitzung einberufen. Die EU wird nicht mit Sanktionen drohen. Doch genau so wird die Annexion von Palästina aussehen.

Die Knesset hat am Montag ein Gesetz verabschiedet, das israelische Universiäten in den besetzten palästinensischen Gebieten unter die Schirmherrschaft des israelischen Hochschulrates stellt, eine zivile Einrichtung, die durch ein israelisches Gesetz geschaffen wurde, um Universitäten und Colleges in Israel zu überwachen. Siedlungscolleges und -universitäten wurden bisher vom Hochschulrat in Judäa und Samaria beaufsichtigt, einer militärischen Einrichtung, die eigens deshalb geschaffen wurde, weil sich die zivile Jurisdiktion des Rates nicht über die Grenzen des Staates Israel hinaus erstreckt.

Dies war nicht das erste Mal, dass die Knesset entschied, sie könnte Gesetze erlassen über die Grenzen des Territoriums hinaus, über das der Staat Souveränität beansprucht. Israel herrscht über die Westbank nicht mittels Gesetzen seiner gewählten zivilen Regierung, sondern vielmehr mittels einem Militärregime, ohne Bindung an den Teil des Völkerrechts, der sich mit besetzten Gebieten befasst. Die Anwendung von Zivilrecht en gros auf ein besetztes Territorium kommt einer Annexion gleich.

Es gibt viele andere kleine Schritte Richtung Annexion, die für die nächste Zeit oder auf lange Sicht geplant sind. Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu betonte am Montag die Notwendigkeit diese Pläne auf eine organisierte Weise voranzutreiben, und nicht als ad hoc-Vorschläge von einzelnen Politikern, die darauf aus sind Schlagzeilen zu machen.

"Hinsichtlich der Frage der Anwendung von israelischem Recht in Judäa und Samaria und im Jordantal", sagte der Premierminister auf einer Fraktionssitzung des Likud unter Bezugnahme auf das ganze Westjordanland, "... sollte es staatlich geförderte Gsetzgebung sein und nicht private Gesetzgebung. Das ist ein Prozess von historischen Konsequenzen... wir werden intelligent voegehen." (Link zu der in Hebräisch aufgenommenen Rede im Original.)

Die Medien klinkten sich sofort auf einen anderen Teil von Netanyahus Rede ein, in der er behauptete Israel koordiniere und führe laufend Gespräche mit den Vereinigten Staaten hinsichtlich der Annexionspläne. Das Büro des Premierministers war gezwungen diesen Teil der Rede zurückzunehmen, was sogar noch bessere Schlagzeilen gemacht hat. Dass der Premierminister offen und unverfroren darstellt, wie er plant israelisches Recht auf die palästinensischen Gebiete anzuwenden, ist allerdings kaum noch eine Neuigkeit. Es ist bereits voll in den Mainstream-Diskurs eingedrungen.

Und das ist der Punkt. Annexion ist kein Thema mehr, über das die israelische Rechte in geschlossenen Sitzungen und Konferenzen am Rand flüstert. Die israelische Regierung fühlt sich nicht mehr an die Konventionen der letzten Jahrzehnte gebunden, nach denen sie der Welt konstant versichert, dass sie daran arbeite eine Zwei-Staaten-Lösung zu erreichen – wenn auch erst in ein paar Jahren. Ironischerweise sind die einzigen Weltführer, die heute bereit sind diese falsche Ernsthaftigkeit zu verkünden, die, die wie Donald Trump nie in ein Zwei-Staaten-Ergebnis investiert haben, um damit zu beginnen, und die wie John Kerry für immer aus dem öffentlichen Leben verschwunden sind.

Über Annexion wird gesprochen, als würde sie sich von selbst ergeben. Aber Annexion ist nicht das Ziel. Das Ziel ist einfach Israels Kontrolle über das ganze Gebiet zwischen Jordan und Mittelmehr (ohne den Gazastreifen, zumindestens derzeit) zu stärken und zu zementieren. Annexion ist nur ein Mittel, um das zu erreichen.

Wir können damit rechnen, dass wir in den kommenden Monaten sehen werden, dass immer weitere Gessetze in der Knesset verabschiedet werden, die den Annexionsprozess weiter bringen – wie das Hochschulgesetz oder das sogenannte Regularisierungsgesetz, das den Diebstahl von privatem Land, das Palästinensern gehört, durch jüdische Siedler regularisiert.

Manche dieser Gesetze mögen genügend Aufmerksamkeit der Welt auf sich ziehen, um ein paar Protestäußerungen einzubringen. Viele werden so unbedeutend erscheinen, dass niemand sie beachtet, und wenn, dann wird man kaum verstehen was, wenn überhaupt etwas, diese Gesetze tatsächlich verändern. Und die Wahrheit ist, dass viele dieser kleinen Gesetzesentwürfe und Strategien nicht viel ausmachen, wenn man sie einzeln nimmt. In der Menge allerdings sieht Annexion so aus.  Quelle           Übersetzung: K. Nebauer
 

Palestine Update Nr. 116 – 21.2.18 – Banktechnologie und Apartheid-Israel - Meinung - Ranjan Solomon

Wie Banken-Technologie Apartheid-Israel demontieren kann.



Israel ist eine abhängige Wirtschaft, die ihr Vorankommen durch das Fordern von Hilfe mittels doppelter Drohung – finanzieller und militärischer – mit Erpressung und Erzeugen einer künstlichen Angst vor der Vernichtung durch angebliche Feinde managt und riskiert, sich mehr Feinde zu schaffen. Heute leisten zehntausende TeilnehmerInnen an Kampagnen weltweit mittels BDS Widerstand gegen das rassistisch-kolonialistische System Israels. Sie sind überzeugt davon, dass dieses das wirksamste Instrument für eine Beendigung der israelischen Apartheid ist. Dieser Artikel ist ein Auszug aus einer längeren Version, die einen umfangreichen Vergleich zwischen BDS in Südafrika und der derzeitigen Bewegung für Sanktionen gegen Israel ist. Bitte, lesen Sie ihn und verteilen Sie ihn breitflächig.
Ranjan Solomon

Die Frage von Sanktionen in Südafrika und Palästina

Auszug aus „Eurasia Review“ (Nachrichten und Analyse)

„Bei gegebenem Erfolg von Sanktionen zur Beendigung der Apartheid besteht seit einigen Jahren ein beträchtliches Interesse an Sanktionen als Mittel zur Lösung anderer seit langem bestehender internationaler Konflikte. Da ist ein offensichtlicher Missbrauch – und in Konsequenz Misskredit von Sanktionen durch USA als ein Instrument, um die amerikanische militärische und Finanz-Hegemonie in der Welt zu sichern. Das kann belegt werden durch die US-Sanktionen gegen Irak, Venezuela, Libyen und Iran, die die Bezahlung für Ölexporte in anderen Währungen und/oder Gold anstatt in US-Dollars haben wollten, was dann zu einem „Regime-Wechsel“ führte.

Die Banken-Technologie ist in den drei Dekaden seit der Südafrika Bank-Sanktionen- Kampagne natürlich dramatisch vorangeschritten. Der Platz für die Bestimmung der Kurse ist nicht mehr New York sondern Brüssel, wo das Hauptquartier der „Society for Worldwide Inter-bank Financial Telecommunications“ (SWIFT) liegt. SWIFT ist im Wesentlichen ein riesiger Computer, der die Zahlungsbedingungen von mehr als 11.000 Banken in mehr als 200 Ländern beglaubigt. Jede Bank besitzt einen SWIFT-Code, wobei der 5. und der 6. Buchstabe das Herkunftsland identifizieren. Die Boykott-, Divestment-, Sanktions-Bewegung (BDS) wurde 2005 eingerichtet und nach der südafrikanischen Erfahrung modelliert. Während es mehr als 25 Jahre Sanktionen in Südafrika brauchte, um einen signifikanten Erfolg zu erzielen, ist Israel heute zunehmend wütend über BDS, das unter anderen für den Friedens-Nobelpreis 2018 nominiert wurde. Es ist bemerkenswert, dass die Verleihung des Friedens-Nobelpreises 1984 an Desmond Tutu einen enormen Zuspruch für die internationale Solidarität mit der Anti-Apartheid-Bewegung ergab. Der norwegische Pensionsfonds, der Fonds von mehr als 1 Trillion US-Dollars administriert (Anm.: 1 Trillion = 10 hoch 18 = 3. Potenz von 1 Million), hat Elbit Systems, die bedeutendste israelische Waffenfabrik auf die Schwarze Liste gesetzt.

Andere skandinavische und niederländische Institute folgten. Auch kirchliche Pensionsfonds in den USA fangen an, sich einzubringen. Jüngere und fortschrittliche jüdische AmerikanerInnen distanzieren sich zunehmend von der rechtslastigen israelischen Regierung, und sympathisieren sogar mit den Palästinensern. Europäische Regierungen haben 2014 ihre
Bürger vor den rufschädigenden und finanziellen Risken bei Geschäftstransaktionen mit israelischen Siedlungen in der Westbank gewarnt.

Der UN-Menschenrechtsrat hat im Jänner 2018 eine Liste von mehr als 200 israelischen und amerikanischen Firmen zusammengetragen, die aktiv beteiligt sind an der Förderung und finanziellen Unterstützung der Besetzung von palästinensischen Territorien unter Verhöhnung der Genfer Konventionen und anderen Instrumenten des internationalen Rechts. In Antwort darauf hat die israelische Regierung substantielle finanzielle und andere Mittel in gesetzliche Initiativen – sowohl in Israel wie auch international – angelegt, um das BDS-Phänomen zu kriminalisieren und die Bewegung als antisemitisch zu verunglimpfen. Das erweist sich jedoch bereits als kontraproduktiv, wie durch Zusammenstöße und Gerichtsfälle in den USA illustriert.

Die Buchstaben IL im SWIFT-Code identifizieren israelische Banken. Programmatisch müsste es eine einfache Sache sein, Transaktionen nach und von IL-Konten zu suspendieren.
Das würde die Bezahlung für Importe und Einnahmen für Tätigkeiten bei israelischen Exporten blockieren. Die Schwierigkeit dabei ist der politische Wille, und der Einfluss der israelischen Lobby. Der Präzedenzfall und die Wirksamkeit von SWIFT-Sanktionen war allerdings bereits im Falle von Iran angewendet worden. Unter Druck von den USA und Israel instruierte die Europäische Union SWIFT, Transaktionen mit iranischen Banken ruhend zu stellen, um die iranische Regierung unter Druck zu setzen, um 2015 über das Abkommen über iranische Atomwaffen zu verhandeln.

Es ist jetzt anerkannt, dass der sogenannte „Friedensprozess“, der von der US-Regierung mediiert worden war, letztlich eine Decke gewesen ist, unter der die Okkupation und weitere israelische Siedlungen „jenseits der Grünen Linie“ ausgedehnt worden waren. Der Plan ist jetzt, unter der Teilnahme der Vereinten Nationen neue Verhandlungen zwischen Israel und Palästina durchzuführen und fordert die internationale Gemeinschaft heraus mitzuhelfen, dass solche Verhandlungen Erfolg haben könnten. Zu den Zielen der Mithilfe bei der Ausbalanzierung der Waage in solchen Verhandlungen wird vorgeschlagen, dass die SWIFT-Sanktionen gegen israelische Banken die israelischen Finanz- und politischen Eliten treffen müssen, die über den Einfluss auf die israelische Regierung verfügen, sich auf vier festgesetzte Bedingungen einzulassen, nämlich:

+ sofort alle palästinensischen politischen Gefangenen zu entlassen;
+ die Besetzung der Westbank (einschließlich Ostjerusalem) und von Gaza aufzugeben, und die
   Apartheidmauer abzureißen;
+ die Grundrechte der arabischstämmigen Palästinenser wahrzunehmen;
+ und das Rückkehrrecht von Palästinensern anzuerkennen.      (übers: Gerhilde Merz)
 


Weil da nichts ist...
- Uri Avnery - 3. März 2018 - Die Flut der Korruptionsaffären, die nun über Netanyahus Familie, ihre Assistenten und Bedienstete hereinbricht, scheint seine Popularität bei denen, die sich “das Volk” nennen, nicht zu beeinträchtigen.

Im Gegenteil, laut Meinungsumfragen eilen die Wähler der anderen nationalistischen Parteien zur Rettung “Bibis”.

Sie halten ihn für einen großen Staatsmann, den Retter von Israel, und sind deshalb bereit, alles andere zu vergeben und zu vergessen. Riesige Bestechungen, generöse Geschenke, alles.

Seltsam. Meine Ansicht ist genau das Gegenteil. Ich bin nicht bereit, “Bibi” alles zu vergeben, weil er ein großer Staatsmann ist, denn ich glaube, dass er ein sehr kleiner Staatsmann, beziehungsweise überhaupt kein Staatsmann, ist.

Das endgültige Urteil über Bibis Fähigkeiten wurde frühzeitig in seiner Karriere von seinem Vater abgegeben.

Benzion Netayahu, ein Geschichtsprofessor und ein Experte auf dem Gebiet der spanischen Inquisition, hatte keine sehr hohe Meinung von seinem zweiten Sohn. Er bevorzugte viel mehr seinen ältesten Sohn, Jonathan, der bei der Operation in Entebbe getötet wurde. Das könnte übrigens der Ursprung von Bibis tiefen Komplexen sein.

Politisch war Benzion der extremste Rechte, den es je gab. Er verachtete Vladimir Jabotinsky, den brillianten Führer der rechten Zionisten, wie auch seinen Schüler, Menachem Begin. Für ihn waren beide liberale Schwächlinge.

Benzion, der fühlte, dass seine Talente in Israel nicht geschätzt wurden, und zu einem Lehrauftrag in die Vereinigten Staaten ging, wo er seine Söhne aufzog, sagte über Binyamin: “Er könnte ein guter Außenminister, aber kein Premierminister sein.” Nie wurde ein präziseres Urteil über Bibi gefällt.

Binyamin Netanyahu hat in der Tat die Voraussetzung zum Außenminister. Er spricht perfekt (amerikanisches) Englisch, wenn auch ohne die literarische Tiefe seines Vorgängers, Abba Eban. Über Eban bemerkte David Ben-Gurion bekanntlich: "Er kann wunderbare Reden halten, aber Sie müssen ihm sagen, was er sagen soll.”

Bibi ist ein perfekter Repräsentant. Er weiß, wie man sich den Großen dieser Erde gegenüber verhält. Er gibt eine gute Figur auf internationalen Konferenzen ab. Er hält bei wichtigen Gelegenheiten gut gestaltete Reden, obwohl er dazu neigt, primitive Tricks anzuwenden, die ein Churchill nicht angerührt hätte.  >>>
 


Palestine Update Nr. 117 – 24. Februar 18 - Israel und Palästina – Was liegt vor uns?

 Meinung - Ranjan Solomon

 

Der Exekutivdirektor von AMEC, Na’eem Jeenah, sprach als Teil eines Podiums, das von SISO (Save Israel, „Stop the Occupation“) und Liliesleaf Farm am 5. Februar 2018 in Liliesleaf organisiert worden war. Die anderen Teilnehmer an der Podiumsdiskussion waren Alon Liel, der frühere israelische Botschafter für Südafrika, und Benjamin Pogrund, ein früherer Journalist aus Südafrika und jetzt in Israel lebend. Die drei Sprecher machten sich Gedanken zum Thema „Israel und Palästina – Was liegt vor uns?“

Wir drucken den Beitrag von Na’eem Jeenah ab. Es ist dies eine kraftvolle Analyse und wert, gelesen und breit gestreut zu werden.

 

 

Israel und Palästina – Was liegt vor uns? - Von Na’eem Jeenah - Um es klar zu sagen: „Was liegt vor Israel und Palästina – ist nicht Israel und Palästina!

Die Wirklichkeit, wie sie heute ist, bedeutet: Wir haben keine zwei Staaten, genannt Israel und Palästina, und wir werden auch keine zwei Staaten haben. Es gibt heute keinen palästinensischen Staat, auch wenn bestimmte Teile der offiziellen Leitung Palästinas uns – und sich selbst - gern überzeugen wollen, dass es einen gibt. Alles, was wir haben, ist ein Bantustan, das ganz bestimmte Spuren eines Staates aufweist – wie es etwa mit Bophuthatswana oder Venda solche im Südafrika unter Apartheid gegeben wurden. In der Tat, der Palästinensische „Staat“ von heute hat weniger Macht als die südafrikanischen Bantustans in den 1970ern und 19080ern; hat weniger Autorität, weniger Unabhängigkeit, weniger Souveränität, und kann sich nicht verlassen auf den Staat, der ihn sozusagen „ins Leben geworfen“ hat, indem er ihn finanziell unterhielt (wie das bei den südafrikanischen Bantustans der Fall war).

Die heutige Realität ist, dass wir einen Staat haben – Israel – der das ganze (britische) Mandat Palästina einnimmt und das ganze Land vom Jordan bis zum Mittelmeer kontrolliert. Die Tatsache, dass dieser Staat seine Macht über das ganze Territorium über verschiedene Kontroll-Funktionen in verschiedenen Teilen dieses Landes ausübt, darf nicht ablenken von dem Umstand, dass dieses ganze Land de facto unter der Kontrolle eines Staates und daher Teil eines  einzigen Staates ist.

Wenn wir von der Zukunft reden wollen, die einen israelischen und einen palästinensischen Staat Seite an Seite haben soll, dann müssten – aller mindestens – der palästinensische Staat in dieser Konfiguration einer sein, in welchem alle israelischen Siedlungen abgerissen sein müssten; dessen Hauptstadt in Jerusalem sein müsste; dessen Grenzen nach den Vorgaben von 1967 verlaufen. Dieser Staat müsste die volle Kontrolle über seine Grenzen haben und das heißt, Ausübung der vollen Souveränität auf seinem ganzen Gebiet – einschließlich dem Luftraum über diesem und dem Wasser, Gas und anderen Ressourcen unter diesem. Und, eine solche Lösung müsste die Ausübung des Rückkehrrechtes für alle palästinensischen Flüchtlinge zu ihren Wohnungen sein  – wo immer in einem dieser beiden Staaten diese Wohnhäuser stehen. Nichts davon sind phantasievolle Forderungen der Palästinenser; alle diese sind garantiert und werden eingefordert durch das Völkerrecht.

Aber das alles ist nicht mehr eine plausible Realität der Zukunft – wenn es je eine war. Israel hat versichert, dass eine solche Lösung nicht in Frage kommt. Israel und seine aufeinander folgenden Regierungen haben versichert, dass es keine Möglichkeit geben kann für einen unabhängigen, souveränen und lebensfähigen Staat Palästina an der Seite eines israelischen Staates. Das wurde systematisch vorangetrieben durch die Konstruktion und Ausdehnung der  Siedlungen und der Infrastruktur der Siedlungen, die Errichtung der sogenannten „Trennungsmauer“, mit der palästinensisches Land gestohlen wurde und andere geographische und technische soziale Veränderungen, die Israel durchgeführt hat. Das ist es, warum kein israelischer Politiker mehr über die Zweistaaten-Lösung spricht. Diese Realität und die Tatsache, dass Israel eine US-Administration an seiner Seite hat, die willens ist, ihm alles zu geben, was es haben will, heißt, dass Israel nicht mehr vorzugeben braucht, dass es eine Zweistaaten-Lösung wünscht. Und auch vor zwei Jahren, als die Beamten der israelischen Regierung gelegentlich auf die Zweistaaten-Lösung hingewiesen haben, war es klar, dass sie nicht von zwei Staaten sprachen, sondern von einem israelischen Staat, der ein palästinensisches Bantustan kontrolliert. Netanyahu‘s „Vision“ eines Palästinenserstaates war eine solche, bei dem dieser Staat keine Kontrolle haben sollte über seine Grenzen, keine Kontrolle über seinen Luftraum, keine Souveränität im Jordantal, wo israelische Truppen auf Dauer stationiert wären, keine Kontrolle über seine Sicherheit, keine Armee, keine Polizeikräfte außer  jenen unter israelischer Oberhoheit, keine Möglichkeit, in Jerusalem seine Hauptstadt einzurichten oder irgendeinen anderen Zugriff auf Jerusalem… Kurz gesagt, Netanyahu brachte eine Zweistaaten-Lösung zum Ausdruck, bei der der Wohnraum des palästinensischen Volkes ein Bantustan und permanenter Vasall von Israel sein sollte.

Natürlich war alles dieses, wurde uns gesagt, notwendig im Interesse der Sicherheit Israels. Denn, natürlich verdienen Palästinenser keine wie immer geartete Sicherheit. Palästinenser brauchen nicht sicher zu sein vor einem kriegführenden rassistischen Staat mit einer der mächtigsten Armeen in der Welt, die ihr Land besetzt; Palästinenser haben kein Recht sich zu verteidigen. Nur die Sicherheit Israels ist zu betrachten.

Unter den Palästinensern gibt es heute nur mehr einige wenige, die glauben, dass eine Zweistaaten-Lösung möglich ist. Im allgemeinen glauben die meisten Palästinenser, dass Oslo tot ist, und dass die Vereinbarungen und Geschöpfe von Oslo irrelevant sind.

Die Veranstaltung wird von SISO ausgerichtet, und obwohl ich die Organisation nicht kritisiere, frage ich, ob der Slogan „Rette(t) Israel, Stopp(t) die Besetzung“ realistisch ist. Ich nehme an, die Antwort auf diese Frage hängt zum Teil davon ab, was mit „Israel“ gemeint ist. Welche Grenzen, welche Mächte, was heißt Natur und Charakter des Staates, wer sind die Bürger und ihre Nation …

Die Zukunft für Israelis und Palästinenser -  das „Was liegt vor uns? – ist nicht das Ende der Besetzung in der Art, die Israel in der Form „retten“ wird, in der es jetzt existiert. Das wahrscheinlichere zukünftige Szenario stellt sich so dar, dass die Besetzung so „endet“, dass sie zu  einem Israel de jure wird, einem einzigen Staat vom Fluss bis zum Meer.

Die wirkliche Frage wird dann nicht sein, ob wir in Zukunft einen oder wie Staaten haben werden. Die wirkliche Frage ist: Wie geht der Weg von dort, wo wir jetzt stehen, zu einer zukünftigen Realität des „einen Staates“. Die wirkliche Frage ist, ob dieser Weg ein EINER sein wird, der (im Großen und Ganzen) gewaltlos, ausverhandelt, sorgfältig anvisiert und wieder angedacht mit einem minimalen Verlust an Leben und minimalem Elend für israelische Juden und für Palästinenser (ganz besonders für Palästinenser) oder ob dieser Pfad charakterisiert sein wird durch Kriegführung, massive Gewalt, Blutvergießen, Tod und Elend für alle Betroffenen (besonders Palästinenser).

Bei der gegenwärtigen extremen Ungleichheit an Macht zwischen den Palästinensern und Israelis liegt die Entscheidung, welcher Weg einzuschlagen ist, weitestgehend in den Händen der Israelis und den Unterstützern Israels in der ganzen Welt.

Wenn Israel mit seiner Gewalt fortfährt – das zu tun es überzeugt ist – und unversöhnlich  weiterhin seine militärischen und Sicherheitskräfte einsetzt, um zu versuchen, das palästinensische Volk zu unterdrücken und seine legitimen Sehnsüchte und Forderungen, kommen wir zur gleichen Zukunft, aber auf der zweiten, mehr belastenden und blutigen Route. Palästinenser, wie sie über die letzten 70 Jahre bewiesen haben, werden nicht die ständigen Opfer sein; sie werden zurückschlagen – auch wenn das Gleichgewicht der Kräfte immens gegen sie ist. Wie die Beiträge, die wir während Liliesleaf verstreut gelesen haben, behaupten, ist ein solcher Widerstand in der Natur der menschlichen Wesen begründet.

Lassen Sie mich also zum Ende kommen, indem ich Ihre Aufmerksamkeit auf zwei Aussagen lenke, die ich während der letzten Stunde hier gelesen habe und welche die Unterstützer Israels in diesem Raum veranlassen sollten, Pause zu machen und nachzudenken.

Am Eingang zu diesem Institut, Museum und Monument steht ein Zitat aus einem Umkhonto we Sizwe Pamphlet, das bald nach seiner Gründung herausgegeben wurde. Es sagt: „Die Geduld des Volkes ist nicht endlos. Die Zeit kommt im Leben einer Nation, wo nur zwei mögliche Wege vorhanden sind: Unterwirf dich oder kämpfe. Diese Zeit ist jetzt für Südafrika gekommen.“ Wenn auch nicht weiter zitiert wurde an der Tafel des Eingangstors, geht es weiter: „Wir wollen uns nicht unterwerfen und wir haben keine andere Wahl als mit allen Mitteln innerhalb unserer Kraft zur Verteidigung unseres Volkes, unserer Zukunft und unserer Freiheit zurückzuschlagen.“

Und am Eingang zu dieser Halle ist ein Zitat des früheren Präsidenten des African National Congres (ANC), der bekannt ist für sein Eintreten für Gewaltlosigkeit, Chief Albert Luthuli, der in Antwort auf die Verurteilung beim Rivonia Treason Trial sagte. …“niemand kann tapfere Männer dafür tadeln, dass sie Gerechtigkeit suchen, indem sie Methoden der Gewalt anwenden, noch können sie getadelt werden, wenn sie versuchen, eine organisierte Kraft zu schaffen, um am Ende Frieden und Harmonie zwischen den Rassen zu erreichen.“ 

Die Wahl und die Entscheidung liegen, wie ich sagte, in den Händen der Israelis und ihrer Unterstützer.         Quelle             Übers:: Gerhilde Merz)  
 


Leserbreif von Karin Nebauer
- An die SZ -  Im Artikel "Umzug zum Unabhängigkeitstag" vom 24./25.2. wird gesagt, die Palästinenser würden am 15, Mai der Nakba (Katastrophe) gedenken. "Dabei geht es um den Verlust ihrer Heimat nach der Gründung des Staates Israel 1948, Während des ersten Nahostkrieges nach der Staatsgründung gab es nach Schätzungen etwa 700.000 Flüchtlinge."

Das ist sehr vorsichtig formuliert, denn mindestens 750.000 Palästinenser haben ihre Heimat nicht nur verloren, sondern wurden vertrieben. 1967 wurden noch einmal etwa 300.000 Palästinenser vertrieben. Und diese Vertreibung geht bis heute mit den Häuserzerstörungen, Landenteignungen, dem Siedlungsbau und im Jordantal der Zerstörung ganzer Dörfer von Palästinensern, übrigens auch im Negev, der zum eigentlichen Staatsgebiet Israels gehört. Die Knesset bereitet seit langem in kleinen Schritten die Annexion des Westjordanlandes vor.

Zum Artikel "Macht und Ohnmacht" vom 2. März (Interview von Alex Rühle mit Samuel Salzborn): Antisemitismus und Antizionismus werden völlig vermischt. Die Aussagen erscheinen etwas schwammig. Dass die Antipathie gegenüber Israelund v.a.unter Muslimen wächst, hat sich Israel mit seiner brutalen Besatzung, der strangulierenden Blockade des Gazastreifens, der Inhaftierung tausender Palästinenser, darunter hunderter Kinder usw. selbst zuzuschreiben. Leider wird das von Herrn Salzborn (sowie Herrn Wolfson und anderen) völlig außer Acht gelassen.

Sollten Sie die Absicht gehabt haben, eine Diskussion über den Antisemitismus hierzulande zu eröffnen, würde ich vorschlagen Herrn Prof. Rolf Verleger, Neurologe an der Universität von Lübeck und selbst Jude und Holocaustüberlebender zu diesem Thema zu interviewen oder einen seiner Texte zu diesem Thema azudrucken.
 

Quelle facebook

 

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