Am 17. April gedenken Palästinenser und Palästinenserinnen überall auf der Welt an die derzeit mehr als 6.500 palästinensischen Gefangenen, die in israelischer Haft sind.  - Eine Million Palästinenser – 20% der gesamten palästinensischen Bevölkerung – wurde seit Beginn der israelischen Militärbesatzung der Westbank, Ost-Jerusalems und des Gaza-Streifens im Jahr 1967 bereits inhaftiert.

Unter den derzeit etwa 6.500 palästinensischen, politischen Gefangenen sind auch 500 in sog. Administrativhaft, d.h. ohne Anklageerhebung inhaftiert. Unter diesen sind 350 Kinder, 62 Frauen, acht Mitglieder des Palästinensischen Legislativrates und 18 Journalisten. Derzeit benötigen 1.800 inhaftierte Palästinenser medizinische Versorgung; 700 leiden an schweren bzw. chronischen Krankheiten. Seit 1967 starben 214 palästinensische, politische Gefangene in israelischem Militärgewahrsam; 72 durch bzw. an den Folgen der Folter, sieben verstarben mangels ausbleibender medizinischer Versorgung, sieben weitere starben durch Schüsse des israelischen Personals in den Gefängnissen und 75 wurden ermordet bzw. außergerichtlich getötet. 

Inhaftierte Kinder sind besonders verletzlich und werden im Zuge der Festnahmen und Inhaftierungen systematisch gewalttätig. Oftmals werden sie mitten in der Nacht von schwer bewaffneten israelischen Besatzungssoldaten aus ihren Häusern entführt. In der Regel erhalten ihre Familien keine Nachricht zum Verbleib ihrer Kinder. Diese sind verbaler Beschimpfungen (74,5%) und Einschüchterungen (62%) durch die Soldaten ausgesetzt. Oft zwingen die Soldaten sie dazu, Geständnisse ihrer angeblich verübten Taten in hebräischer Sprache zu unterschreiben – eine Sprache, die sie nicht sprechen und verstehen. Israel ist das einzige Land auf der Welt, das Kinder systematisch vor Militärgerichte stellt und so strafrechtlich verfolgt. So werden etwa 500-700 palästinensische Kinder jedes Jahr verhaftet, inhaftiert und vor israelische Militärgerichte gestellt. Insgesamt 8.000 palästinensische Kinder wurden seit dem Jahr 2000 inhaftiert.

PLO-Exekutivmitglied Dr. Hanan Ashrawi erinnerte am Tag der Gefangenen an ihr Schicksal, die Verstöße gegen das Völkerrecht und das Leiden in den israelischen Gefängnissen: „Israel verletzt weiterhin die Rechte palästinensischer politischer Gefangener, einschließlich durch die Willkür der Verhaftungen, der sog. Administrativhaft, Freiheitsentzug, Misshandlung und Folter von palästinensischen Männern, Frauen, Kindern und alten Menschen. Palästinenser werden von Israel aus dem besetzten Palästina entführt, medizinisch vernachlässigt und ihre Gesundheitsversorgung ist mangelhaft. Auch werden die Besuche durch Familienangehörige ständig behindert und hinzu kommen andere gravierende Verstöße.“

Dr. Ashrawi forderte die Internationale Gemeinschaft, die Hohen Vertragsparteien der Vierten Genfer Konvention, die Vereinten Nationen und das Rote Kreuz auf, sofort einzugreifen und auf Israel einzuwirken, seine Verpflichtungen als Besatzungsmacht gegenüber den palästinensischen politischen Gefangenen nachzukommen: „Es gibt keine Rechtfertigung oder gesetzliche Grundlage für fortgesetzte Verbrechen,“ so Ashrawi. „Den palästinensischen Gefangenen werden ihre grundlegenden Rechte und ihre Menschenwürde verweigert. Das widerspricht allen Formen des internationalen Rechts und des humanitären Völkerrechts,“ so Ashrawi weiter. Sie forderte die sofortige Freilassung insb. der inhaftierten Parlamentarier, so Marwan Barghouti, Khalida Jarrar und Ahmad Sa’adat. „Israel muss dazu gebracht werden, das Völkerrecht und die Konventionen hinsichtlich der Immunität von gewählten Vertretern einzuhalten,“ so Ashrawi abschließend. 

Weiterführende Links: 


Bericht über inhaftierte palästinensische Kinder
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Monatlicher Bericht zu inhaftierten Palästinensern (Addameer)
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