Werk des
Künstlers Edel ʿNạny, dass innerhalb der Ausstellung "#
Jerusalem, 51 Jahre Besetzung " gezeigt wurde.
Jerusalem, 2018, Kohle auf Leinwand, 100/100 cm
Mit neuen Gesetzen nimmt Netanjahu das Judentum, wie wir es
kennen, als Geisel - Der Führer der größten jüdischen
Bevölkerung der Welt gibt bewusst die moderne jüdische
Identität auf, um ein neues Judentum einzuführen. Was für
eines? Schauen Sie sich einfach das Jüdische
Nationalstaatsgesetz und das Holocaust-Gesetz an. - David
Sarna Galdi - 22. Juli 2018
Premierminister Benjamin Netanjahu hat Anfang des Monats den
Zorn der jüdischen Welt heraufbeschworen, als er im
nationalen Fernsehen seine Unterstützung für eine
abgeänderte Version des umstrittenen polnischen
Holocaust-Gesetzes verkündete , ein Trick der
antidemokratischen Regierung Polens, um damit Akzeptanz
(Wohlwollen) für ihre rechtsgerichtete Basis zu erhalten.
Das Gesetz gefährdet effektiv die freie Diskussion über den
Holocaust und präsentiert eine weiß gewaschene Erzählung des
polnischen Verhaltens während des Zweiten Weltkriegs: dass
polnische Behörden und die meisten Zivilisten sich sehr
bemüht haben, Juden zu retten, und der Verrat eines Juden
durch einen Polen eine seltene Ausnahme war. Politiker aus
dem gesamten israelischen Spektrum griffen den
Premierminister scharf an. Yad Vashem, Israels
Holocaust-Museum, äußerte eine offizielle Ablehnung ,
während der israelische Preisträger und Holocaust-Historiker
Yehuda Bauer die bissigste Anklage vorbrachte und das
Gesetz als "Verrat" und "völlige Lüge" bezeichnete.
Wenige Wochen später drückte Netanjahu das umstrittene
Jüdische Nationalstaatsgesetz trotz heftiger Gegenreaktionen
aus der Öffentlichkeit und von Institutionen durch die
Knesset. Das Gesetz ist oberflächlich gesehen Commonsens und
stellt den jüdischen Charakter Israels wieder her. Es
unterlässt jedoch auf raffinierte Weise jegliches Bekenntnis
zur Gleichberechtigung, legalisiert den bevorzugten
Siedlungsbau für Juden und degradiert den arabischen Status
als Amtssprache des Staates.
Einfach gesagt, es ist ein unnötiger ultranationalistischer
Angriff - ein Rassengesetz, das die Diskriminierung von
Israels Minderheiten institutionalisiert, insbesondere von
Arabern, die 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Bevor es
verabschiedet wurde, versammelten sich tausende
Demonstranten in Tel Aviv, um dagegen zu protestieren. Ein
Bündnis von 14 amerikanisch-jüdischen Organisationen äußerte
offiziell ihre Missbilligung, und politische Vertreter aller
Seiten sprachen sich gegen das Gesetz aus.
Das Timing dieser beiden scheinbar nicht zusammenhängenden
Gesetzestexte entlarvt Netanjahus stillen Coup: eine
kalkulierte, radikale Revision dessen, was es bedeutet, Jude
zu sein.
Aufgeben des Judentums - Die jüdische Identität hat sich
im Lauf der Geschichte zweimal grundlegend verändert. Erst,
als das Exil die hebräische Nation zu einer vertriebenen
zerstreuten Minderheit machte, die sowohl Antisemitismus als
auch erfolgreiche Assimilation in der Diaspora erlebte.
Juden begannen auf der Grundlage ihrer Gastkultur anders zu
sehen, zu sprechen und zu denken. Schließlich sahen
jemenitische Juden wie Jemeniten und polnische Juden wie
Polen aus.
Das
zionistische Projekt hat das Judentum noch einmal neu
definiert. Es stempelte das Bild des Juden als schwaches,
gebeugtes Opfer des Ghettos ab - verdorben durch das Exil.
Es versuchte auf drastische Weise verschiedene, einander
fernstehende Juden in eine mächtige Nation robuster Arbeiter
/ Kämpfer zu verwandeln, die eine einzige Sprache sprechen.
Nach dem Holocaust wurde Israel natürlich als Garant der
jüdischen Sicherheit und als Spiegel jüdischer Werte
angesehen. In der Diaspora geborene israelische Führer wie
Moshe Dayan, die Ikone eines Generals und Ministers,
formulierten es unumwunden, als sie argumentierten, dass
ihre Regierung "nicht nur das Volk Israel, sondern die
Interessen aller Juden repräsentieren sollte".
Aber mit Netanyahu an der Spitze hat Israel wiederholt und
zielgerichtet auf das Weltjudentum und seine Sensibilitäten
gespuckt. Das Ergebnis? Fünfzig Jahre nach der Euphorie nach
dem Sechstagekrieg humpelt der idealistische Fernzionismus
der Diaspora-Juden wie ein dreibeiniger Hund. Eine kürzlich
durchgeführte Studie des Pew Research Center fand heraus,
dass nur 35 Prozent der amerikanischen Juden zwischen 18 und
50 Israel als Kern ihrer jüdischen Identität bezeichnen.
Eine
mutierte Identität - Es ist kein Zufall. Netanjahu hat
die Würfel geworfen und eine kalkulierte Entscheidung
getroffen, nicht nur amerikanische Juden im Widerspruch zu
Israels aufsteigender populistischer Agenda zu lassen,
sondern auch das Judentum selbst.
Das ist das Judentum, das wir kennen: ein progressives,
gelehrtes Judentum im Dialog mit der Außenwelt seit
Tausenden von Jahren. Das Judentum, dessen größte Werke und
Erneuerungen sich in Babylon, Spanien und Polen
entwickelten. Ein intellektuelles Judentum, das die
Aufklärung aufgenommen und befruchtet hat (Mendelssohn);
Philosophie (Buber, Scholem, Marx, Frankl, Arendt);
amerikanische Bewegungen für die Gleichberechtigung (Steinem,
Friedan, Milk); und Kultur (Gershwin, Berlin, Streisand,
Mailer, Allen, Marx, Polanski). Tolerantes Judentum mit der
Sensibilität eines Außenseiters, der "den Fremden liebt",
wie es 36 Mal in der Torah geboten wird.
Netanjahu will all das in den Mülleimer der Geschichte
werfen. Er möchte jüdische Identität in jüdische Hybris
verwandeln und Israel in eine ummauerte Festung einer
illiberalen Ethnokratie .
Wie sonst kann man Netanjahus Befürwortung eines bösartigen
polnischen Gesetzes erklären, das den Holocaust entweiht?
Wie kann man Netanjahus Verrat an reformierten und
konservativen Juden in der heiligsten Gemeinschaft des
Judentums verstehen ? Wie erklärt man, dass Netanjahu
Präsident Trumps Lob der amerikanischen Neonazis und die
mehr als 190 antisemitischen Drohungen und Anschläge in den
USA 2016 ignoriert hat ? Diese Fragen wurden in dieser Woche
noch relevanter, als Netanjahu den ungarischen
Premierminister Viktor Orban zu einem offiziellen Besuch
begrüßte, trotz der nur schwach verschleierten
antisemitischen Rhetorik und Schmeichelei von Politikern,
die mit Nazis verbündet sind .
Nur Netanjahus
Judentum (Alt-Judaism) kann das neue Phänomen von Führern
wie John Hagee , Richard Spencer oder auch Orban erklären ,
die pro-israelisch sind und gleichzeitig als Antisemiten
denunziert werden.
Es gibt
Gerüchte, dass Netanjahus Kapitulation vor dem
Holocaust-Gesetz Teil einer Gegenleistung ist, die darauf
abzielt, osteuropäische Botschaften nach Jerusalem zu
verlegen. Es gibt diplomatische und politische
Entschuldigungen für alle Aktionen von Netanjahu - aber es
gibt auch ein größeres Bild. Der Anführer der größten
jüdischen Bevölkerung der Welt gibt bewusst die moderne
jüdische Identität auf, um sie zu einem neuen Judentum zu
führen. Was für eine? Schauen Sie sich die Gesetze der
jüdischen Nation und des Holocaust an.
Netanjahus Judentum (Alt-Judaism) legalisiert den Landraub ,
beschränkt die Redefreiheit der eigenen Bevölkerung,
misshandelt afrikanische Flüchtlinge , zerstört
israelisch-beduinische Gemeinden , diskriminiert
gleichgeschlechtliche Paare, hält linke Juden davon ab nach
Israel einzureisen , und verherrlicht einen wegen Totschlags
verurteilten Soldaten. Es missachtet die Sprache seiner
einheimischen Minderheiten, weil es rassistisch ist. Es
dämonisiert die Presse, weil es die Wahrheit fürchtet. Es
finanziert die Judaisierung von Ost-Jerusalem und der West
Bank, weil es gierig ist und die Spuren einer
konkurrierenden Erzählung auslöschen muss. Es widersetzt
sich einer homosexuellen Ehe oder einer zivilen Ehe, weil es
von einer intoleranten orthodoxen Hegemonie beherrscht wird.
Netanjahu sieht die Zukunft des Judentums nicht als einen
Platz mit vielen Nuancen, Einflüssen und Debatten, sondern
eher als einen seltenen, bösartigen Vogel, der in einem
Käfig lebt und außerhalb davon ausgestorben ist.
David Sarna Galdi ist ein ehemaliger Redakteur der Zeitung
Haaretz. Er arbeitet für eine gemeinnützige Organisation in
Tel Aviv. Quelle
Übersetzt von K. Nebauer
Palestine
Update Nr 155/A - 10.7.18 -
Die EU muss die Übersiedlung der Botschaft der USA nach
Jerusalem bekämpfen -Yara Hawari
Als die
USA im Mai ihre Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem
übersiedelte, war dies ein gefährlicher Vorgang, der
Israel nicht nur ermutigte, die Annexion und Kolonisierung
von palästinensischem Land fortzuführen, sondern auch
Drittstaaten einlud, mitzutun und ihre Verantwortlichkeiten
unter dem Völkerrecht zu verletzen. Zehn Tage nach der
Übersiedlung folgten Guatemala und Paraquay dem Schritt und
öffneten Botschaften in Jerusalem. Auch Honduras hat Pläne
umzuziehen angekündet. Eine Normalisierung des Schrittes der
USA ist mit verschiedenen Staaten angedacht; dazu gehört
das UK (das Vereinigte Königreich mit seiner Ankündigung,
dass sie an Treffen in der neuen Botschaft teilnehmen
werden.
Die EU hat klar Position bezogen: Vor der Übersiedlung hat
der Führer der EU-Delegation in der UNO festgestellt, dass
die EU weiterhin den internationalen Konsens von Jerusalem
aufrecht erhalten wird einschließlich der Abstandnahme von
der Ansiedlung diplomatischer Missionen in Jerusalem, bis
der endgültige Status der Stadt gefunden wird.
Individuelle EU-Staaten wiederholten diesen Standpunkt,
wobei Frankreich feststellte, dass diese Übersiedlung dem
Völkerrecht zuwiderläuft. Die Republik Tschechien, Ungarn
und Rumänien, die alle bei der Eröffnungszeremonie der
Botschaft anwesend waren
blockierten jedoch eine gemeinsame Stellungnahme zur
Verurteilung der Übersiedlung der USA.
Warum
die EU wichtig ist - Dieses politische Manövrieren in
Jerusalem der letzten Zeit ist ärgerlich, folgt jedoch einem
immer schlechter werdenden Umgang mit den Palästinensern in
der City. In der Tat, die internationale Gemeinschaft war
lange machtlos in Bezug auf die Sicherung der legalen und
historischen Rechte der Palästinenser sowohl in
Ost- wie auch in Westjerusalem.
Dazu gehört das Recht auf Rückkehr für die Flüchtlinge, die
Rückgabe von Eigentum und volle politische Rechte. Dieses
Fehlverhalten, über Rhetorik und verbale Verurteilungen
hinauszugehen und das Völkerrecht wirksam werden zu lassen
hat Israel erlaubt, seine Kontrolle über das
palästinensische Volk und sein Land immer mehr zu
verschärfen. Die Normalisierung der Souveränität Israels
über ganz Jerusalem durch die USA und andere in der jüngsten
Zeit ist ganz besonders gefährlich, weil es wieder die
Botschaft an Israel sendet, dass es keine Konsequenzen für
die Annexion von palästinensischem Land und mehr allgemein,
die Verletzung des Völkerrechts zu fürchten hat.
Mitgliedstaaten der EU sollten an keinen diplomatischen
Treffen oder Funktionen am Platz der neuen Botschaft der USA
teilnehmen.
Innerhalb dieses politischen Kontextes und dem globalen
politischen Rechtsruck bleibt der EU (Europäische Union)
einer der wenigen Räume übrig, um die Menschenrechte
Palästinas in der internationalen Arena aufrecht zu halten.
Das ist zum Teil wegen der Basis der Gründung der EU im
Völkerrecht und auch wegen der starken Unterstützung von
Europas Völkern für die Rechte und die Souveränität
Palästinas. Aber vielleicht am wichtigsten ist, dass die EU
die Fähigkeit hat, Israel durch die verschiedenen
wirtschaftlichen,
kulturellen und
wissenschaftlichen Abkommen, die sie teilen, „an
der Stange“ zu halten.
Ganz sicher, die EU steht in dieser Beziehung
Herausforderungen gegenüber. Einige EU-Mitgliedstaaten - wie
Polen und Ungarn - haben autoritäre Regime, die mit Israel
eng verbunden sind, während andere, einschließlich
Frankreich, Deutschland und UK es vermieden haben, Druck auf
Israel zu machen, damit dieses seine Verletzungen der
palästinensischen Rechte beendet und damit gute
diplomatische Beziehungen erhalten werden können. Dieser
Mangel am Willen, in Aktion zu treten, ging zu Lasten der
Rechte der Palästinenser und fordert die Integrität des
Völkerrechts heraus. In diesem Sinne sind die nachfolgenden
Empfehlungen ein Startpunkt für die EU, seine
Verpflichtungen für das palästinensische Volk aufrecht zu
halten – und zum internationalen gesetzlichen Rahmen, den
sie versucht aufrecht zu halten.
Sofortige Schritte für Aktion der EU
1.Im Lichte der blockierten gemeinsamen Stellungnahme
soll die EU ihre 28 Mitgliedstaaten ermutigen, unabhängige
Stellungnahmen zu geben, in denen die Übersiedlung der
amerikanischen Botschaft verurteilt und der nachteilige
Effekt betont wird, den das auf die Erreichung der
palästinensischen Souveränität und seiner grundlegenden
Menschenrechte hat.
2.Der Hohe Repräsentant der Union für
Außenangelegenheiten und Sicherheitspolitik soll permanent
wiederholen, dass EU-Mitgliedstaaten ihre Verantwortlichkeit
für Drittstaaten aufrecht zu erhalten haben, und israelische
Kriegsverbrechen oder US-Verletzungen des Völkerrechts nicht
helfen oder dazu aufhetzen dürfen.
3.Die EU und ihre Mitgliedstaaten müssen die
internationale Nicht-Anerkennung der israelischen
Souveränität über Jerusalem erzwingen. Dazu gehört die
Verurteilung europäischer Ereignisse, die in Jerusalem
abgehalten werden wie die Randrundfahrt Giro d’Italia und
der für das nächste Jahr geplante Eurovision Song Contest.
Solche Veranstaltungen sind ein wichtiger Teil von Israels
Versuchen, die Souveränität über die Stadt zu normalisieren.
4.EU-Mitgliedstaaten müssen sowohl kollektiv wie auch
unabhängig auf die legalen und historischen Rechte
Palästinas sowohl in Ost- wie auch in Westjerusalem pochen.
Sie müssen auch die Spannkraft (sumud) und Versuche der
Palästinenser, ihre Souveränität zu verlangen unterstützen,
ohne sie zu entpolitisieren. Ein wichtiger Schritt in diese
Richtung wäre die Befürwortung und Forderung der Rückkehr
der PLO-Institutionen nach Jerusalem und Unterstützung der
Organisation von Graswurzel-Bewegungen.
Yara Hawari ist Fellow für Palästina Politik von
Al-Shabaka, dem palästinensischen Politik-Netzwerk. Sie
vervollständigte ihren PhD für Mittelost-Politik an der
Universität von Exeter. Ihre Forschung hatte „Oral-History“-Projekte
und Erinnerungspolitik zum Schwerpunkt im weiteren Umfeld
von Studien über indigene Völker. Yara unterrichtete
verschiedene Unterstufen-Kurse an der Universität von Exeter
und arbeitet weiter als freie Journalistin und publiziert
für unterschiedliche Medienstellen: z.B. Al Jazeera
Englisch, Middle East Eye und The Independent.
Quelle
Übersetzt von Gerhilde Merz
In
dieser Episode von Kopf an Kopf stellt Mehdi Hasan Danny
Ayalon vor die Frage, ob Israel nach monatelangen Protesten
entlang des Gaza-Zauns für die jüngsten Morde an
Palästinensern verantwortlich ist.
Der frühere stellvertretende Außenminister von Israel und
Botschafter in den Vereinigten Staaten ist seit mehr als
zwei Jahrzehnten ein Schlüsselspieler und vertrauenswürdiger
Berater in Israels Außenpolitik. Er war politischer Berater
von drei Premierministern - Ariel Sharon, Ehud Barak und
zuletzt Bejamin Netanyahu.
Da die Region den 70. Jahrestag der Gründung des Staates
Israel markiert, der zur Vertreibung von 750.000
Palästinensern in der sogenannten "Nakba" oder "Katastrophe"
führte, fordern wir ihn heraus, ob Israels palästinensische
Demonstranten erschossen werden moralisch oder legal. Wir
untersuchen auch, ob der Iran mehr oder weniger eine
Bedrohung darstellt, seit die USA sich aus dem Atomabkommen
zurückgezogen haben und Netanjahu Israels Demokratie
untergräbt, indem er versucht, die Bürgerrechte
einzuschränken und das Land nach ganz rechts zu drängen.
Zu uns gesellt sich eine Gruppe von drei Experten: Avi
Shlaim, renommierter israelisch-britischer Historiker und
emeritierter Professor an der Universität Oxford. Paul
Charney, Vorsitzender der britischen Zionistischen
Föderation. Diana Buttu, israelisch-palästinensische
Anwältin und ehemalige Beraterin der Palästinensischen
Befreiungsorganisation.
Anmerkung des Herausgebers: Seit der Aufzeichnung dieses
Programms kam eine Untersuchung der israelischen
Menschenrechtsorganisation B'Tselem zu dem Ergebnis, dass
israelische Sicherheitskräfte den palästinensischen
Sanitäter Razan al-Najjar bei einem Protest entlang des
Gaza-Zauns "vorsätzlich getötet" hätten.
Die Episode wurde auch aufgezeichnet, kurz bevor die Knesset
am 19. Juli das umstrittene "Jüdische Nationalstaat" -Gesetz
verabschiedete. Gaza-Tötungen:
Quelle
Sie zeigt mir, dass Sie, wie auch andere deutsche
Politiker*innen entweder von einer unglaublichen Ignoranz
besessen sind oder mit einer beispiellosen Gewissenlosigkeit
aus opportunistischen Gründen die bestens dokumentierten
Fakten des Israel-Palästina-Konflikts verdrängen.
Dem rassistischen, nun auch staatlich sanktionierten
Apartheidstaat Israel, der sich täglich über die von der UNO
im Völker- und Menschenrecht gestalteten Normen hinwegsetzt
und Verbrechen begeht, die längst vor den Internationalen
Gerichtshof in Den Haag gehören, widersetzt sich mit
friedlichen Mitteln die internationale BDS-Bewegung, die
auch ich unterstütze.
Auch 30 weltweit vertretene jüdische Organisationen bejahen
die Boykott-, Desinvestitionen- und Sanktionsbewegung. Sie
sind zunehmend besorgt angesichts der gezielten Angriffe
gegen Organisationen, die die Rechte der Palästinenser*innen
im Allgemeinen und die gewaltfreie BDS-Bewegung im
Besonderen unterstützen und die auf zynische Weise den
judenfeindlichen Rassismus mit dem vom Völkerrecht gedeckten
Widerstand gegen die israelische Besatzungs- und
Apartheidpolitik gleichsetzen.
Sogar die EU stellt die BDS-Bewegung unter den Schutz der
Meinungsfreiheit.
Ich möchte hier noch einen der zahlreichen prominenten
Unterstützer der BDS-Bewegung erwähnen, den kürzlich
verstorbenen genialen Physiker Stephen Hawking.
Wollen Sie, Frau Ministerin, im Ernst all diese Menschen,
auch jüdische liberale Weltbürger, als Unterstützer einer
Widerlichkeit ansehen? Ist die vom Zionismus gesteuerte
Israelisierung der deutschen Politik schon so tief in die
Köpfe von Politikern*innen eingedrungen?
Wenn ja, dann danke ich Ihnen dafür, dass Sie mir in Zukunft
den Weg ins Wahllokal erspart haben. Mit freundlichen
Grüssen - W.Behr
Die palästinensische Nakba war nicht nur ein historisches
Ereignis. Sie wird seit 70 Jahren ununterbrochen
weitergeführt.. Israel stielt weiterhin
palästinensisches Land, widerruft Aufenthaltsrechte und
zerstört palästinensische Häuser, so dass jüdische Israelis
an ihrer Stelle leben können. - Mohamed Buttu - 24. Mai 2018
Vor siebzig Jahren wurde meine Welt und die von fast einer
Million anderer Palästinenser für immer durch die Gründung
des Staates Israel verändert. Aus unserem Zuhause und
unserem Land vertrieben, um Platz für einen jüdischen
Mehrheitsstaat zu schaffen, der über Nacht in Flüchtlinge im
Exil oder in Binnenvertriebene verwandelt wurde, wurden
unsere Leben auf den Kopf gestellt und zerschlagen.
Sieben Jahrzehnte später setzt Israel fort, systematisch
Palästinenser in Israel und im besetzten Westjordanland zu
entwurzeln und zu verdrängen, Teil unserer Bemühungen,
unsere Präsenz auf dem Land auszulöschen und uns durch
jüdische Israelis zu ersetzen, die Jahr für Jahr
unerbittlich seit 1948 weiter bestehen.
Ich wurde 1939 in Nazareth, Palästina, als sechstes von neun
Kindern geboren und wuchs in einer kleinen Stadt namens
al-Mujaydil auf. Ich erinnere mich gerne an meine Kindheit,
an meine Cousins, die in der Nachbarschaft wohnten, und an
den Geruch von frischen Mandeln, Zitronen und Regen. Aber im
April 1948 änderte sich alles.
Mein Vater kam aus Haifa zurück, als der Wagen, in dem er
war, von Mitgliedern einer zionistischen Miliz angehalten
wurde, die ihn zusammen mit den anderen Passagieren
festgebunden und mit verbundenen Augen entführt hatte. Wir
hatten keine Ahnung, wo er war oder ob er lebte oder tot
war. Die Massenvertreibung von Palästinensern durch
zionistische Paramilitärs war in vollem Gange, Zehntausende
waren bereits aus ihren Häusern vertrieben, und Terror und
Chaos breiteten sich im ganzen Land aus. Meine Mutter,
überzeugt, dass mein Vater getötet worden war, hielt eine
Beerdigung für ihn.
Nach drei Wochen wurde mein Vater plötzlich ohne Erklärung
entlassen. Als er nach Hause kam, erfuhr er, dass
zionistische Kämpfer sich unserer Stadt näherten. Aus Angst
um unsere Sicherheit entschloss er sich, mit uns nach
Nazareth zu fliehen, wo er hoffte, vorübergehend Zuflucht zu
finden, bevor er bald nach Hause zurückkehren würde. Sechs
Wochen später wurde die Stadt angegriffen. Ich kann mich
lebhaft an Kugeln erinnern, die zwischen meinen Füßen
landeten. Mein Vater entschloß sich, noch einmal umzuziehen,
und wir machten uns auf den Weg nach Norden, auf einer fast
50 Meilen langen Reise in den Libanon.
Im Laufe der Zeit stellten wir fest, dass die benachbarten
arabischen Staaten Palästina nicht befreien und uns erlauben
würden, nach Hause zu gehen. Deshalb beschloss mein Vater
1950, dass wir alleine zurückkehren würden. Auf dem Weg nach
Jordanien ging er über die Westbank über die Grenze nach
Israel und kam in Nazareth an. Der Rest von uns folgte kurz
danach und machte die Reise auch zu Fuß, mit Ausnahme meiner
ältesten Schwester, die in Jordanien zurückblieb, weil sie
ein kleines Kind hatte und befürchtete, von israelischen
Soldaten auf der Reise getötet zu werden, wie viele
Palästinenser es versuchten Rückkehr war gewesen.
Als wir zurückkamen, entdeckten wir, dass die ungefähr
150.000 Palästinenser, die im heutigen Israel verblieben, in
unserem eigenen Land als unerwünschte Ausländer behandelt
wurden. Obwohl wir die Staatsbürgerschaft erhielten, wurde
uns das meiste Land weggenommen und wir wurden bis 1966
unter Militärherrschaft gestellt. Meine Mutter wurde sogar
wegen "Infiltration" in ihr eigenes Land strafrechtlich
verfolgt und zusammen mit mir und meinen Geschwistern
deportiert. Wir erhielten nur einen Aufschub und ersparten
uns eine zweite Ausweisung als Folge von Protesten von
Palästinensern, die fürchteten, dass Israel plante, alle
diejenigen, die noch blieben, zu vertreiben.
Aber während wir bleiben durften, waren die Wunden, die wir
erlitten hatten, immer noch frisch und schmerzhaft.
Al-Mujaydils Häuser waren vollständig von der Landkarte
gestrichen und durch neue ersetzt worden, die für jüdische
Einwanderer gebaut worden waren. Die Moschee wurde zerstört,
ebenso der muslimische Friedhof. Es blieben nur noch zwei
Kirchen und ein christlicher Friedhof. Heute stehen ein Park
und eine L'Oreal-Fabrik auf dem Gelände meiner Heimatstadt.
Ein Schild im Park besagt, dass die Stadt 1950 von
iranischen Einwanderern gegründet wurde. Stellen Sie sich
vor, wie es ist, hilflos zuzusehen, wie Ihr Zuhause und Ihre
wertvollsten persönlichen Besitztümer von Fremden besetzt
oder zerstört werden und die Geschichte Ihrer Familie und
Ihres Volkes gelöscht wird.
Meine Geschichte ist nicht einzigartig. In der Tat bin ich
einer der Glücklichen. Ungefähr 750.000 Palästinenser wurden
aus ihren Häusern vertrieben und wurden daran gehindert,
zurückzukehren, was als Nakba bekannt wurde ("Katastrophe"
auf Arabisch). Mehr als 400 palästinensische Städte und
Dörfer wurden systematisch zerstört oder für den Gebrauch
jüdischer Israelis übernommen. Und Hunderte von
Palästinensern wurden in etwa zwei Dutzend Massakern
getötet, die den Fluchtflug anstießen.
Heute stiehlt Israel weiterhin palästinensisches Land,
widerruft die Aufenthaltsrechte und zerstört
palästinensische Häuser, so dass jüdische Israelis an ihrer
Stelle leben können. Ein lebendiges Beispiel dafür ist, dass
Israel gerade dabei ist, die gesamte Gemeinde Umm al-Hiran
im Süden Israels zu zerstören und seine palästinensischen
Bewohner, die Staatsbürgern sind, zu vertreiben. An seiner
Stelle plant Israel den Bau einer Judenstadt namens "Hiran".
Seit mehr als 50 Jahren leben Palästinenser in den besetzten
Gebieten unter einer repressiven israelischen
Militärherrschaft ohne Rechte, während palästinensische
Bürger Israels Dutzenden von Gesetzen unterliegen, die uns
diskriminieren. Eines dieser Gesetze verhindert, dass wir
uns mit Familienangehörigen wiederbegegnen, die 1948
ausgewiesen wurden, meine Schwester unter ihnen. Obwohl sie
in al-Mujaydil geboren wurde, aufwuchs, heiratete und ihr
erstes Kind zur Welt brachte, weigerte sich Israel, sie
zurückkehren zu lassen und sich unserer Familie
anzuschließen. Als Folge davon verbrachte sie ihre Tage in
Jordanien, wo sie 2002 verstarb und immer noch sehnte, nach
Hause zurückzukehren. Meine Cousins bleiben in der ganzen
Welt verstreut.
Millionen von anderen Palästinensern bleiben weiterhin in
verarmten, überfüllten Flüchtlingslagern staatenlos. In
vielen Fällen leben sie nur wenige Kilometer von den Häusern
entfernt, aus denen sie vertrieben wurden, wo jüdische
Israelis jetzt leben. In den vergangenen Wochen nahmen die
Palästinenser in Gaza, die seit mehr als einem Jahrzehnt
unter einer grausamen und illegalen Belagerung leiden, am
Großen Rückkehrmarsch teil und forderten, dass Flüchtlinge
ihr legales Recht, nach Hause zu gehen, ausüben dürfen. Ein
Recht, das festgeschrieben ist Resolution 194 der
UN-Generalversammlung von 1948. Etwa drei Viertel der
Bevölkerung Gazas sind Flüchtlinge aus dem Inneren Israels.
Als Antwort darauf haben israelische Scharfschützen mehr als
100 unbewaffnete Demonstranten erschossen und getötet.
Die Nakba war nicht nur ein historisches Ereignis. Es ist
seit 70 Jahren unvermindert. Jedes Mal, wenn ich Nazareth
verlasse, komme ich an der Stadt vorbei, in der ich
aufgewachsen bin. Obwohl ich es sehen kann und ich immer
noch die Taten zu mehr als 100 Morgen Land habe, kann ich
nicht zurückkehren und dort leben. Ich habe ein Enkelkind,
einen wertvollen 4-jährigen Jungen, den ich mehr als alles
andere auf der Welt liebe. Ich träume von einem Tag, an dem
er in unserer Heimat in Freiheit und Gleichheit leben und
beten kann, dass er nicht das gleiche Leiden erleiden muss
wie das rassistische Apartheidregime, das Israel in unserem
Land aufgebaut hat.
Quelle