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Der Fall Achille Mbembe darf kein Einzelfall bleiben!
Ein satirisch gemeinter Offener Brief an den Antisemitismus-Beauftragen Dr. Felix Klein
Arn Strohmeyer - 11.05.2020

Sehr geehrter Herr Dr. Klein,

Sie haben zusammen mit dem FDP-Politiker Lorenz Deutsch (nomen est omen!) den aus Kamerun stammenden afrikanischen Philosophen und Historiker Achille Mbembe des Antisemitismus bezichtigt. Anlass dazu sind u.a. Zitate, in denen er den Staat Israel mit Kolonialismus in Verbindung bringt und ihn mit dem Apartheidstaat Südafrika vergleicht. Sie haben wohl besonders an der Stelle Anstoß genommen, in der Mbembe schrieb, das Apartheidregime in Südafrika – und in einer ganz anderen Größenordnung und in anderem Kontext – die Vernichtung der europäischen Juden seien emblematische Manifestationen des kolonialen Grundprinzips, das er „Trennungswahn“ nennt: die Differenzierung zwischen dem Körper des Kolonialisten und der übrigen niedrigen Welt, zu deren „bösen Objekten“ auch die Einheimischen gehörten. Auch wenn Mbembe hier auf gemeinsame Grundprinzipien verweist, von Gleichsetzung oder Relativierung spricht er nicht. Weder die Einzigartigkeit des Holocaust noch das Existenzrecht Israels stellt Mbembe – auch in anderen Texten – in Frage.

Mit Ihrem ausgemachten Spürsinn für Antisemitismus (das ist schließlich Ihr Job) haben Sie in diesen Sätzen Mbembes gleich den Bezug zu Israel entdeckt. Denn auch in Israel gibt es ja eine „Trennung“ bzw. „Differenzierung“ zwischen den Kolonialisten und den unterworfenen und unterdrückten Palästinensern, es gibt dort sogar eine Materialisierung der „Trennung“ – die „Trennmauer“, die die zionistischen Herren des Landes von den indigenen Einheimischen (den Palästinensern) trennt. Der Vergleich mit dem Apartheid-Südafrika war für Sie sicher der Auslöser, den Alarmknopf zu drücken und laut „Antisemitismus!“ zu rufen.

In dem Essay „Israel, die Juden und wir“ behandelt Mbembe Antisemitismus, Holocaust, israelische Politik und imperiale und postkoloniale Verbrechen als wesensgleich: „In dem Maße, wie die magische Illusion der ‚Befreiung‘ sich auflöst, versinkt Israel wie die gesamte Postkolonie in der Wiederholung: Wiederholung des Verbrechens, Wiederholung der Käuflichkeit, Wiederholung der verlogenen Versprechen, Wiederholung der Dummheit und das Falschen, Wiederholung des Rechts zur Ungerechtigkeit und zur Untat, Wiederholung der schändlichen Arbeit, die darin besteht, den Platz der Mörder einzunehmen und das dumme Leben derer zu reproduzieren, die, gestern Opfer, heute Verfolger, sich jenem sachwachsinnigen Spiel hingeben, das Vergewaltigung, Raub, Kolonisierung und Schutzgelderpressung heißt.“

Was Mbembe hier schreibt, ist bezogen auf Israel zugegeben nicht sehr freundlich, denn er meint ja nicht mehr und nicht weniger, dass ein Kausalzusammenhang zwischen Antisemitismus und Holocaust auf der einen Seite und dem brutalem Vorgehen Israels gegen die Palästinenser andererseits besteht. Dieselbe Kausalbeziehung sieht er zwischen den Verbrechen der europäischen Kolonialisten und den nachfolgenden Schandtaten afrikanischer postkolonialer Herrscher. Israel in einem Atemzug mit afrikanischen Potentaten zu nennen und diesen Staat auf eine Stufe mit den Despotien dort zu stellen, da muss ein Antisemitismus-Jäger natürlich zur Büchse greifen, zielen und abdrücken.

Nun sei hier am Rande angemerkt: Der israelische Psychologie-Professor Benjamin Beit-Hallahmi hat am Ende der 1980er Jahre ein Buch veröffentlicht, das aufzeigt, wie enge politische und wirtschaftliche Kontakte Israel mit den übelsten Despotien der Dritten Welt gepflegt hat. Das Buch ist damals auch in Deutschland erschienen: „Schmutzige Allianzen. Die geheimen Geschäfte Israels“ (Knaur-Verlag, München, 1989). Dieses Buch hat damals sogar DER SPIEGEL ausführlich und sehr positiv rezensiert, so etwas wäre heute gar nicht mehr möglich, dafür würden Sie schon sorgen, das ist ja Ihr Job.

Am Ende seines Buches schlussfolgert Beit-Hallahmi, dass die Israelis den Gedanken der Befreiung und Selbstbestimmung, der damals die Dritte Welt bewegte, nicht einmal denken durften, denn das hätte ja – die von ihnen selbst praktizierte Unterdrückung der Palästinenser vor Augen – zu sehr peinlichen Fragestellungen geführt und so eine existentielle Bedrohung des Zionismus bedeutet. Deswegen sei der Begriff der Menschenrechte für das politische System Israels von höchster Brisanz, weil jede Auseinandersetzung mit ihnen an den Grundfesten des Zionismus rütteln würde. Harter Tobak, aber geschrieben von einem israelischen Hochschullehrer!

In diesem Buch schildert der Verfasser übrigens auch ausführlich die sehr engen, nicht nur partnerschaftlichen, sondern sehr freundschaftlichen Beziehungen Israels mit dem Apartheidstaat Südafrika, die Zusammenarbeit erstreckte sich auf alle Gebiete – auch auf den Bau gemeinsamer Atomwaffen. Der damalige südafrikanische Premierminister Johannes Vorster, ein Nazi-Sympathisant, durfte bei seinem Staatsbesuch in Israel im April 1976 sogar in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem einen Kranz niederlegen und bewegende Worte sprechen. Damals war das noch etwas Besonderes. Heute pflegt Israel ja ganz offiziell enge Beziehungen mit Anhängern, Freunden des Autoritarismus oder Neo-Faschismus als da sind: Bolsanaro, Orban, Strache, Wilders, den Le Pens, Salvini, Vertretern der AFD und und…

 

 

Ich bin etwas abgeschweift, will Ihre Geduld nicht strapazieren und endlich zum eigentlichen Anliegen meines Schreibens kommen. Ich möchte Sie auf einen weiteren „Antisemiten“ aufmerksam machen, der Ihrem Jägerauge bisher offensichtlich nicht in den Blick gekommen ist: der palästinensische Literatur- und Musikwissenschaftler Edward Said, der sich auch immer wieder politisch geäußert und seine Ansichten in vielen Artikeln und Büchern niedergeschrieben hat. Als Palästinenser ist er, auch wenn er später in den USA gelebt und gearbeitet hat, laut israelischer Definition schon von Haus aus ein „Terrorist“ und „neuer Nazi“. Dass er dann auch ein „Antisemit“ ist, ergibt sich da ja automatisch.

Ich will das auch belegen. In seinen Büchern vergleicht er das südafrikanische Apartheid-Modell immer wieder mit dem zionistischen Staat Israel, nennt Israel sogar einen „kolonialistischen Apartheidstaat“ – und das schon vor zwanzig oder dreißig Jahren! Und niemand ist bisher darauf aufmerksam geworden und hat daran Anstoß genommen! In seinem Buch „Das Ende des Friedensprozesses. Oslo und danach“ (2002) beschreibt er die kolonialistische Lösung, die sich die Zionisten für die Palästinenser ausgedacht haben und die in Südafrika schon an Menschen schwarzer Hautfarbe ausprobiert wurde: „Diese Lösung sieht die Aufteilung des Landes in unzusammenhängende Bantustans (Reservate) vor, in denen eine Apartheidpolitik den weißen (heute israelischen Siedlern) besondere Privilegien einräumte, während die Eingeborenen in ihren eigenen heruntergewirtschafteten Ghettos leben durften. Dort konnten sie die Verantwortung für ihre Gemeindeangelegenheiten übernehmen, blieben jedoch den weißen (wiederum: israelischen) Sicherheitsbestimmungen unterworfen. Die ist das südafrikanische Modell.“

Said hat hier schon vor zwanzig Jahren den bestehenden kolonialen Zustand beschrieben, der nun mit Hilfe des „Jahrhundert-Deals“ von US-Präsident Trump endgültig festgeschrieben und umgesetzt werden soll. An anderer Stelle schreibt Said: „In den Annalen der Apartheid oder des Kolonialismus findet sich nichts, was dem grausamen Einsperren von 1,3 Millionen Menschen, die man wie menschliche Sardinen in den Gazastreifen gezwängt hat, und der Situation der fast zwei Millionen Menschen des Westjordanlandes gleichkäme.“

Das sind sehr bedenkliche Sätze, der unbedingten Aufmerksamkeit eines Antisemitismusbeauftragten würdig. Nun ist Edward Said im Jahr 2003 verstorben, aber vielleicht gibt es die Möglichkeit, seine Veröffentlichungen nachträglich auf den Index zu setzen. Zum Fall Edward Said kommt ein anderes sehr bedenkliches Faktum hinzu. Said war ein enger Freund des israelischen Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim. Auch dieser hat sich immer wieder kritisch über die israelische Politik geäußert.

In einem SPIEGEL-Interview (Nr. 25/2012) hat er Ungeheures von sich gegeben. Ich zitiere: „Seit dem Sechstagekrieg haben die israelischen Politiker immer wieder eine Verbindung hergestellt zwischen dem europäischen Antisemitismus und dem Umstand, dass die Palästinenser die Gründung des Staates Israel nicht hinnehmen. Was aber absurd ist! Die Palästinenser waren in erster Linie nicht antisemitisch, sie haben ihre Vertreibung nicht akzeptiert. Es gibt keine Verbindung zwischen dem Palästina-Problem und dem Antisemitismus.“ Hier fegt Barenboim eine der Grundmaximen der zionistischen Ideologie vom Tisch: dass die Gründung Israels die unmittelbare Folge des Holocaust sei, weil die Juden nur in ihrem eigenen Staat vor Verfolgung sicher seien.

 

 

Auf die Frage, ob er ein israelischer Patriot sei, antwortete Barenboim: „Worauf kann man heute stolz sein? Wie wollen Sie Patriot sein in einem Staat, der seit 45 Jahren fremdes Territorium besetzt? Der nicht in der Lage ist zu akzeptieren, dass es noch eine andere Erzählung von den vergangenen 60 Jahren gibt.“ Und: „Dauerhaft ruht Israels Sicherheit aber nur auf einer Säule – der Akzeptanz des Staates durch die Palästinenser. Es ist nicht die Atombombe, die Israel sicher macht.“ Und als das israelische Parlament 2018 das Nationalstaatsgesetz beschloss, das die Palästinenser ganz offiziell zu Bürgern zweiter oder dritter Klasse macht, weil Israel ausschließlich der Staat der Juden sei, erklärte Barenboim, dass er sich für diesen Staat zutiefst schäme.

Daniel Barenboim hat zusammen mit Edward Said das „West Eastern Divan Orchester“ gegründet, ein Orchester, in dem Israelis und Palästinenser zusammen musizieren und sogar ein Konzert im palästinensischen Ramallah gegeben haben! Eine israelisch-palästinensische Verschwörung schrecklichen Ausmaßes!

Ich hoffe, Ihnen mit meinem Schreiben ein paar Tipps für weitere Aktivitäten gegeben zu haben. Der Fall Mbembe darf kein Einzelfall bleiben! Auch die Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit muss ihre Grenzen haben!

Mit freundlichem Gruß
Arn Strohmeyer
11.05.2020

 

 Mbembe zum Antisemitismusvorwurf: „Gigantische Diffamierungskampagne“
Der in Deutschland attackierte Kameruner weist die Antisemitismusvorwürfe gegen ihn zurück – mit einer Ausnahme. Und: Felix Klein möge sich entschuldigen.

11. 5. 2020

(...) Was ist geschehen?

Ich bekomme unzählige Botschaften von alarmierten Menschen, die sich Sorgen um mich, mein Wohlergehen und meine Sicherheit machen, und das zu Recht. Sie haben erfahren, dass ich seit einigen Wochen Objekt völlig grundloser, ebenso verrückter wie hinterhältiger Attacken seitens der Rechten und extremen Rechten in Deutschland bin.

Am Ursprung dieser Diffamierungskampagne steht ein Lokalpolitiker aus Nordrhein-Westfalen. Er heißt Lorenz Deutsch. Er kennt mich nicht und ich kenne ihn nicht. Offiziell ist er FDP-Mitglied. Ich bin gefragt worden, ob er irgendwelche Verbindungen zu Neonazikreisen oder Ultranationalisten pflegt. Ich weiß darüber nichts.
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Was ich weiß, ist, dass er nicht wollte, dass ich die große Eröffnungsrede der Ruhrtriennale dieses Jahr halte. Das Festival wurde wegen Covid-19 abgesagt.

Unser Politiker konnte nicht sagen, dass er keinen Neger auf dem Festival wollte. Er konnte nicht sagen, dass er mich ablehnt, weil ich antikoloniale Thesen vertrete. Oder weil ich für die Rückgabe afrikanischer Kulturgüter eingetreten bin. Oder weil ich mich gegen Europas Umgang mit Migranten und Asylsuchenden ausspreche.

Also hat er etwas Besseres gefunden. Er hat eine teuflische Idee gehabt: Ein antisemitischer Neger – das schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe!

Wie sonst soll man diese gigantische Diffamierungskampagne mit rassistischen Zügen erklären?

Er hat behauptet, ich sei BDS-Mitglied. Absolut falsch. Ich bin von nichts Mitglied, keiner Kirche, keiner politischen Partei, keiner Organisation. Ich gehöre nicht einmal der Lehrergewerkschaft meiner Universität an.

Aber für Deutsche ist die Idee unerträglich, dass ein Neger ganz allein nachdenken und moralische Standpunkte beziehen kann. Ein Neger ist ein Objekt, das man verwendet. Da das deutsche Parlament BDS zu einer antisemitischen Bewegung erklärt hat, sagte sich Lorenz Deutsch: Es genügt, dass er mich in all der Macht seiner Phantasie mit BDS in Zusammenhang bringt, damit ich tatsächlich Antisemit bin.

Er hat dann in einem meiner letzten Bücher geblättert, „Politiques de l'Inimitié“, dann in einem Vorwort zu einem Buch, das afrikanische Forscher vor einem Jahrzehnt veröffentlicht haben („The Politics of Analogy“). Er hat zwei Passagen ausgewählt, auf die er sich stützt, um zu behaupten, dass ich erstens den Holocaust und die Apartheid vergleiche (und damit den Holocaust relativiere) und zweitens den Staat Israel mit dem Apartheidstaat vergleiche (und damit Israel das Existenzrecht abspreche).

Völlig falsch. Hat er sich überhaupt die Mühe gemacht zu lesen? Ich  >>>

 

 

 

 

Grünes Licht für Annexion
Deutschland sollte helfen, die Straflosigkeit für die israelische Siedlungspolitik zu beenden, anstatt den internationalen Rechtsweg zu behindern
11. 5. 2020 - René Wildangel ist Nahost­experte beim European Council on Foreign Relations (ECFR).Zuvor arbeitete er für Amnesty International und leitete das Büro der Heinrich-Böll-Stiftung in Ramallah.

Deutschland ist zu Recht stolz auf die langjährige Unterstützung des Internationalen Strafgerichtshofes, dessen rechtliche Grundlage mit dem Römischen Statut 1998 geschaffen wurde. Heute ist Deutschland der zweitgrößte Finanzgeber und sieht den Gerichtshof als zentral an „im Ringen um mehr Gerechtigkeit und beim Kampf gegen die Straflosigkeit schwerster Verbrechen“. Im Widerspruch dazu hat sich die Bundesregierung jüngst gegen eine Untersuchung im Fall Palästinas positioniert und mit Blick auf die Annexionspläne der israelischen Regierung ein fatales Signal gesendet.

Im Dezember 2019 hatte die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs, Fatou Bensouda, erklärt, dass alle „Kriterien nach dem Römischen Statut erfüllt sind, um eine Untersuchung [zur Situation in Palästina] einzuleiten“. In einem weiteren ausführlichen Bericht von Ende April hat sie das nochmals ausführlich begründet. Eine abschließende Einschätzung zur rechtlichen Zuständigkeit, die eine weitere Kammer des Gerichts abgeben soll, steht wegen der Coronakrise noch aus.

Ausgerechnet Deutschland hat sich ins Zeug gelegt, um eine solche Untersuchung im Grundsatz zu verhindern. Das Auswärtige Amt legte eine Einschätzung vor, laut der Palästina   >>>

 

 

 


Antisemitismus, Apartheid und Michael Wolffsohn
 Abi Melzer  - 11. Mai 2020

Camus beschreibt in seinem Buch „Die Pest“ vordergründig eine tödliche Epidemie, die Situation der Quarantäne einer gesamten Stadt und wie sich die ihr unterworfene Bevölkerung nach anfänglicher Lähmung in „Freiwilligengruppen“ organisiert und sich der „Pest“ in innerem und äußerem Widerstand erfolgreich entgegenstemmt. Vieles im Roman liest sich vor dem Hintergrund unseres eigenen Erlebens der Kontaktsperre, örtlicher Ausgangssperren sowie der Quarantäne in Zeiten der Corona-Krise wie eine realitätsnahe Vorwegnahme der heutigen Pandemie. Camus verwendete die Beschreibung des Verlaufs der Pest nur als beispielhafte Symbolik. Ihm ging es um einen politischen Vergleich: Die Pest – das war für ihn die Besatzung Frankreichs durch die Nazis von 1940 bis 1944 im historisch-konkreten Sinne. Die Pest – das war für ihn aber auch die Warnung vor erneuten, anderen Formen der Diktatur. Was aber für uns in Deutschland und fast überall auf der Welt, eine neue unheimliche und erschreckende Erfahrung bedeutet, ist für Palästinenser, die im von den Israelis besetzten Palästina leben, eine seit Jahrzehnten erlebte tagtägliche Erfahrung. Die Pest – das ist auch die Besatzung Palästinas.

Seit Wochen ist die gesamte Welt von einem tödlichen Virus befallen, und man hat kaum noch Zeit und Nerven, sich mit etwas anderem zu beschäftigen. Jetzt, wo die verantwortlichen Politiker glauben, die beinahe diktatorischen Fesseln lockern zu können und man sich für die Zeit nach der Pandemie vorbereitet, gibt es erstaunlicherweise immer noch Ewiggestrige, blinde und taube Mitbürger, die genau dort weitermachen zu wollen, wo sie vor Wochen aufgehört haben, nämlich bei der Antisemitismushysterie.

Es sind immer die gleichen, die hinter der faschistoiden Politik eines Benjamin Netanjahu stehen, diese verteidigen, indem sie nicht darüber reden, sie ignorieren und verschweigen, und stattdessen wieder das Thema aus der Mottenkiste hervorholen, das inzwischen die Bevölkerung leid bis zum Erbrechen hat. Es sind immer dieselben Kandidaten, die bekannten Hetzer, Lügner und Leugner: Henryk M. Broder, Michael Wolffsohn, Chajim Noll, die diversen Antisemitismusbeauftragten, die das vom Beruf aus müssen und die diversen jüdischen pseudo Politiker, die sich nicht um ihre Aufgabe kümmern, sondern sich berufen fühlen, Weltpolitik zu machen, wie Josef Schuster, Charlotte Knobloch und andere.

Da wird, weil man sonst niemanden hat, ein angesehener afrikanischer Intellektuelle, ein bedeutender Philosoph und Gegner von Kolonisation und Apartheid, als Antisemit stigmatisiert, weil er sich erlaubt hat, in den hunderten und tausenden Seiten, die er im Verlauf von zwanzig Jahren veröffentlicht hat, auch einige wenige Seiten über die israelische Apartheid und Besatzung von Palästina zu schreiben. Nein, diese armseligen jüdischen wie nichtjüdischen Zeitgenossen beschäftigen sich nicht mit dem Sohn von Benjamin Netanjahu, der das neue Gesicht für eine antideutsche und antieuropäische Werbekampagne der AfD geworden ist. Die AfD macht Werbung für ihre nationalistische, rassistische und antidemokratische Politik mit dem Gesicht des Sohnes des israelischen Ministerpräsidenten. Wer hätte sich sowas vor Jahren vorgestellt? Dabei ist doch Yair

 

Dokumentation  - Philosoph Achille Mbembe - Unter "Antisemitismusverdacht"  >>>

Gibt es keine Grenze für den anti-palästinensischen Rassismus der New York Times?
Michael F. -  8. Mai 2020 - Übersetzt mit DeepL

Die New York Times brachte am Donnerstag einen Beitrag von Daniel Pipes, einem der führenden Anstifter des antimuslimischen Hasses in den Vereinigten Staaten und berüchtigter anti-palästinensischer Demagoge.

Was ist sonst noch neu?
- Chefredakteur James Bennet hat bereits früher erwogen, Platz für den Neonazi Richard Spencer zu schaffen. Er hat dies nicht getan, zum Teil wegen Spencers "giftigem Standpunkt", aber auch, weil seine rassistische Bewegung, Teile Amerikas in einen ausschließlich weißen Ethnosstaat zu verwandeln, noch nicht groß genug ist. Sollte der Nationalsozialismus mehr Unterstützung erhalten, könnte Spencer - oder irgendein neuer Fanatiker - durchaus auf den Seiten der "Zeitung der Rekorde" willkommen sein.

Der anti-palästinensische Rassismus hat für Bennet jedoch sowohl die Hürden der giftigen Sichtweise als auch der Popularität genommen. Folglich stand es Pipes, der Chef der rechtsextremen Denkfabrik Middle East Forum, frei, gegen Palästinenser zu hetzen.

In einem Artikel mit seiner üblichen Verachtung für die Palästinenser argumentierte Pipes gegen die Annexion von Teilen des Westjordanlandes durch Israel, weil dies eines Tages dazu führen könnte, dass Palästinenser für die Bürgerrechte in Frage kämen. "Arabische Staatsbürger sind meiner Meinung nach der letzte Feind von Israels Status als jüdischer Staat", erklärte Pipes.

Es ist diese Furcht und dieser Hass auf palästinensische Babys und Körper, die anti-palästinensische Eiferer wie Pipes antreibt, aber auch rechte und liberale Zionisten wie Bret Stephens und Bari Weiss, die beide im April 2017 für Bennets Meinungsseite begonnen haben. Ihre Meinung ist identisch mit der von Weißen, die sich gegen die Stimmabgabe an schwarze Amerikaner oder gegen das Ende der Apartheid in Südafrika aussprachen, weil sie die weiße Macht nicht aufgeben wollten.

Aber in diesem Fall hat Bennet, der von der The Electronic Intifada um eine Erklärung gebeten wurde, vielleicht festgestellt, dass Pipes - mit seinem anti-palästinensischen Rassismus in seinem Gesicht - zu Präsident Donald Trump durchdringen kann, der gegen die Annexion ist, wo die weiche Bigotterie der New York Times nicht ausreicht.

Liberale Zionisten glauben immer noch an einen jüdischen Staat, der israelischen Juden besondere und bessere Rechte gewährt als den Palästinensern. Aber sie haben das Argument unter den Zionisten verloren, dass dies am besten durch ethnische Trennung in Form einer Zwei-Staaten-Lösung erreicht werden kann.

Pipes ist jetzt ein Mittel zum Zweck: weiche zionistische Bastionen wie die Meinungsseite der New York Times werden seine giftige anti-palästinensische Aufhetzung tolerieren, solange er für die Sache des Schutzes des zionistischen Traums von einem ausschließenden jüdischen Staat rekrutiert werden kann.

Was liberale Zionisten eher beunruhigt hat, sind nicht Israels Verletzungen der palästinensischen Rechte als solche, sondern dass diese Verletzungen in einem Rahmen stattfinden, der ihrer Meinung nach verteidigt werden kann. In ihren Augen bot die Zwei-Staaten-Lösung einen solchen Rahmen, und die Pläne Israels, das Gebiet der Westbank zu annektieren, sprengen diesen Rahmen.

Die Vortäuschung, dass die Apartheid-Realität, unter der die Palästinenser leben, vorübergehend ist, bis zum Abschluss eines nie endenden "Friedensprozesses", wird für immer verschwunden sein. An ihre Stelle wird de jure die Apartheid treten, die liberale Zionisten nicht wegerklären können.

Die Straffreiheit, die Israel heute sowohl von den demokratischen und republikanischen Einrichtungen in den USA als auch von der Europäischen Union genießt, könnte unter dem wachsenden Druck der Basis zerbrechen, damit Israel die Konsequenzen tragen muss. Sowohl Pipes als auch Bennet sind alarmiert, dass eine Annexion "Israels schwindende Zahl von Freunden in der Demokratischen Partei entfremden und schwächen würde".

Bennet antwortet auf seine Unsicherheit
- Derartigen anti-palästinensischen Rassismen Raum zu geben, ist weder für die Zeitung noch für Bennet neu. Er hat diese Grenze 2017 zu seiner Zufriedenheit überschritten, als er Yishai Fleisher veröffentlichte, einen israelischen Siedler in der besetzten Stadt Hebron im Westjordanland. Fleisher ergriff die Gelegenheit, für ethnische Säuberungen einzutreten. Er versuchte, die hässliche Idee zu bereinigen, indem er eine "großzügige Entschädigung" für Palästinenser vorschlug, "freiwillig auszuwandern".

Fleisher schob auch die Option eines Wohnsitzes ohne Wahlrecht oder Staatsbürgerschaft nur für jene Palästinenser vor, die bereit waren, "dem jüdischen Staat Treue zu schwören". Wie euphemistisch dies auch immer beschrieben wird, es läuft darauf hinaus, die einheimische Bevölkerung des Landes der rassischen Unterwerfung durch koloniale Siedler zu unterwerfen.

Bennet brachte das Thema Fleisher und Spencer im Dezember 2017 in einer internen Diskussion mit Mitarbeitern der New York Times zur Sprache, von der Einzelheiten an die HuffPost durchgesickert sind. Er wechselte direkt von einer Verteidigung der Fleisher-Operation zum Nachdenken über ein mögliches Werk von Spencer.

Intellektuell muss Bennet wissen, dass es ein kurzer Sprung von einem Frömmler zum anderen ist. Dennoch ist Fleisher in Bennets Augen legitimiert durch den Erfolg der Bigotterie, für die er innerhalb Israels eintritt, während Spencer in Schach gehalten wird - vorerst - offenbar nicht nur durch die Hässlichkeit seiner Ansicht, sondern durch seinen ungewissen Erfolg. Bennet sagte, er und seine Kollegen hätten "eine echte Debatte darüber geführt, ob [die Fleisher-]Arbeit eine Grenze überschreitet". Sie überlegten, ob sie "den Palästinensern ihre "Persönlichkeit" absprachen und ob es eine Form der "Hassrede" sein könnte. Aber Bennet war der Meinung, dass im Fall von Fleisher "dieser spezielle Gesichtspunkt von enormer Tragweite ist", da er "tatsächlich Realität vor Ort schafft". Er rechtfertigte die Haltung mit den Worten: "Zu glauben, dass wir diesen Standpunkt legitimieren, indem wir ihn auf unseren Seiten haben" oder "uns selbst zu sagen, dass wir die Realität irgendwie verändern, indem wir ihn nicht auf unseren Seiten zulassen, scheint mir ein wenig illusorisch zu sein". Er argumentierte, dass unsere Leser "sich diesen Argumenten stellen müssen".

Dies wirft die offensichtliche Frage auf, warum die Zeitung es nicht für nötig hält, ihre Leser regelmäßig mit den Ansichten und Erfahrungen der Palästinenser zu "konfrontieren" - die zwar nicht ganz ausgeschlossen, aber verschwindend selten sind.

Hält Bennet so wenig von seinen Lesern, dass er annimmt, sie seien mehr an den Ansichten von Frömmlern interessiert als an denen, die versuchen, sie abzuwehren? Die Feuilletonseite der Zeitung schwimmt im anti-palästinensischen Rassismus. Es ist einfacher, dort mit abscheulichen anti-palästinensischen Gefühlen und Behauptungen der Unterstützung eines ausschließlichen jüdischen Staates zu erscheinen, als für gleiche Rechte für Juden und Palästinenser innerhalb der bereits bestehenden Ein-Staat-Realität zu plädieren.

Der Standpunkt von Pipes ist nichts Neues. Seine Stimme ist nur die jüngste Erweiterung der Bigotterie, die sich seit Jahren auf dieser op-ed-Seite abspielt. Und es ist ein Zeichen dafür, dass der anti-palästinensische Rassismus der New York Times nicht besser wird, sondern immer extremer wird.    Quelle

 

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