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Sind wir alle Antisemiten und Islamophobe?

Das Buch von Sabine Schiffer und Constantin Wagner zu diesem Thema lässt viele Fragen offen

Arn Strohmeyer

Sabiner Schiffer / Constantin Wagner

 Antisemitismus und Islamophobie.

Ein Vergleich

2, erweitere und überarbeitete  Auflage,
 ISBN 978-3-86489-353-7,
39 Euro -
Frankfurt/Main

Wenn man sich heute über Fragen wie Judentum, Holocaust, Antisemitismus und Israel authentisch informieren will, sollte man zu Arbeiten kritischer jüdischer bzw. israelischer oder amerikanischer Autoren greifen, da die deutschen Analysen so von der Holocaust-Schuld bestimmt sind, dass ihre Aussagekraft nur beschränkt ist. Wenn das Ergebnis dieser Forschung ist, dass jede Aussage über Juden, die man als kritische Auseinandersetzung deuten könnte (es muss ja gar nicht um Antisemitismus gehen), eine Projektion ist, also mit Juden gar nichts zu tun hat, sondern eine Fiktion Außenstehender ist, dann kann man eigentlich zum Thema nicht mehr viel sagen. Wenn man dann noch hinzufügt, dass auch gut gemeinte antirassistische Diskurse versteckte unbewusst vorhandene rassistische Denkmuster enthalten, dann sind wir also offenbar alle „Antisemiten“ oder „Islamophobe“, ob wir wollen oder nicht.

Von diesen Voraussetzungen ist das Buch von Sabine Schiffer und Constantin Wagner Antisemitismus und Islamophobie. Ein Vergleich weitgehend bestimmt. Man fragt sich bei der Lektüre immer wieder: Wo verläuft denn die Grenze zwischen der Projektion und der Realität? Die Autoren arbeiten diese Grenze nicht klar genug heraus. Ein im politischen Diskurs oft genanntes Beispiel: Die Anhänger Israels betrachten es schon als Antisemitismus, wenn man behauptet, dass es reiche Juden in den USA gibt, die Israel mit vielen Dollars unterstützen. Diese Leute sind aber namentlich bekannt, sie bekennen sich auch zur Unterstützung Israels und jüdische Autoren haben ausführlich über sie geschrieben. Ist die jüdische Lobby in den USA nun eine Projektion (ihre Benennung also Antisemitismus) oder eine nicht zu leugnende Realität? Man könnte viele weitere Beispiele für diese Fragestellung nennen.

Wenn man diesen Gedanken konsequent zu Ende denkt, ergibt sich eine absurde Gleichung: Für jedwede Äußerung über Juden und über den Staat Israel können niemals konkrete Handlungen und Fakten relevant sein, sondern es handelt sich immer nur um Ressentiments gegen Juden. Die Fakten (und die Kritik an ihnen) – also etwa an Israels Besatzungspolitik und der Unterdrückung der Palästinenser – sind so gesehen stets eine Projektion. Auf diese Weise kann man Fakten völlig ausschalten oder sogar sagen, dass es sie gar nicht gibt. Mit dieser Methode arbeitet der jüdische Sozialwissenschaftler Samuel Salzborn.

Schiffer und Wagner kritisieren ein solches Vorgehen und bedienen sich seiner zugleich. Es ist ja so etwas wie ein Dogma der gegenwärtigen Antisemitismusforschung. Auf diese Weise begeben sich die beiden Autoren einer wirklichen – auch kritischen – Auseinandersetzung mit der jüdischen bzw. islamischen Realität in Deutschland. Es ist ja eine Wunschvorstellung, dass es eigentlich keinerlei Integrationsprobleme wegen „kultureller Andersartigkeit“ oder „Fremdheit“ mit jüdischen oder moslemischen Zuwanderern geben sollte, sondern nur ein gemeinsames „Wir“. Die Autoren neigen aber dazu, überall nur Stereotypen, Verschwörungen und Projektionen zu sehen, wo es um Vorbehalte gegen die „Fremden“ geht. Dass Menschen auch Ängste vor dem „Fremden“ entwickeln können, sich vielleicht sogar von ihnen überfordert fühlen können, gestehen sie ihnen nicht zu.

Das Feststellen von Andersartigkeit oder Fremdheit ist ja nicht immer mit Antisemitismus oder Islamophobie gleichzusetzen. Viele jüdische bzw. israelische Autoren haben mit dem Aufzeigen jüdischer Eigen- oder Besonderheiten gar kein Problem. Sie betonen immer wieder, dass es neben dem jüdischen Universalismus auch den jüdischen Partikularismus gibt, also das Vertreten von jüdischen Stammes- und Sonderinteressen, etwa die uralte Tendenz, sich abzusondern und zu isolieren, oder dem Glauben anzuhängen, dass die Juden das von Gott auserwählte Volk sind, was sie stolz und zuversichtlich mache, ja, sie halten sich „für vornehmer, höher stehend, den anderen überlegen“.

So hat es der Jude Sigmund Freud formuliert und nennt Moses als Urheber dieser Einstellungen und Eigenschaften, die dieser den Juden „für alle Zukunft“ mitgegeben habe. Wie stark solche Prägungen auch heute noch für jüdisches Leben sind, kann man bei jüdischen bzw. israelischen Autoren wie Erich Fromm, Eva Illouz, Shlomo Sand und vielen anderen nachlesen. Man muss doch etwa die Frage stellen dürfen, ob die israelische Verweigerung des Völkerrechts im Umgang mit den Palästinensern und die Entscheidung, sich durch eine „Trennmauer“ von diesem Volk zu separieren, etwas mit jüdischen Absonderungs- und Isolationstendenz zu tun hat. Auch die Tatsache, dass es in Israel einen ausgeprägten Rassismus gegenüber den Palästinensern gibt, muss in die Betrachtung unbedingt mit einbezogen werden.

Für die beiden Autoren Schiffer und Wagner grenzen solche Aussagen offenbar schon an Antisemitismus, denn die Juden als homogene Gruppe gibt es nach ihrer Auffassung gar nicht, weil dieses Volk sich sehr differenziert präsentiert. Was ja auch richtig ist, aber es muss ja ein paar Grundgedanken geben, die typisch „jüdisch“ sind und diese Menschen über die Jahrtausende als große Gemeinschaft zusammengehalten haben. Da gleich von Antisemitismus zu sprechen, wenn man solche gruppentypischen, gemeinsamen Einstellungen und Eigenschaften aufzählt, ist absurd. Umfragen in Israel aus der letzten Zeit haben z.B. immer wieder belegt, wie bedeutend der Gedanke der Auserwähltheit bei Juden – auch säkularen – noch ist.

Aus der Hervorhebung von Besonderheiten einer Ethnie muss ja nicht gleich ein Feindbild entstehen, das als Bedrohung empfunden und bekämpft werden muss. Das Fremde zu akzeptieren und mit ihm zu leben, macht demokratische Reife aus. Es zu leugnen, ist dagegen viel gefährlicher. (Wir erleben das gerade in Deutschland, dass Muslime – etwa Palästinenser – ihr Narrativ nicht öffentlich darstellen können, weil nur das jüdisch-israelische erlaubt ist, das palästinensische gilt als antisemitisch).

Hier liegt das Defizit des Buches von Schiffer und Wagner. Die Autoren gehen ihr Thema zu einseitig an, indem sie so gut wie alle Probleme den vermeintlichen fremdenfeindlichen Deutschen und den in ihrer Sicht voreingenommenen Medien zuschieben, die „andere“ Seite aber so gut wie kritiklos davonkommen lassen. Beispiel: Die Autoren gehen ausführlich im Zusammenhang mit dem deutsch-jüdischen Verhältnis auf den Konflikt Israels mit den Palästinensern ein, nennen aber nicht oder nur am Rande den Hauptverantwortlichen für die schon über 100 Jahre andauernde gewaltsame Auseinandersetzung: den Zionismus und sein siedlerkolonialistisches Vorgehen.

Die analysieren sehr gründlich den gegenwärtigen Antisemitismus und zeigen auch sehr gut die Ähnlichkeiten zwischen Antisemitismus und Islamophobie auf, vermeiden aber tunlichst einen der Hauptgründe für den Antisemitismus in der heutigen Welt zu nennen: die menschenrechtswidrige israelische Besatzungspolitik und brutale Unterdrückung der Palästinenser. Ebenso verschweigen sie, dass Israel den Antisemitismusvorwurf auch noch instrumentalisiert, um seine Gewaltpolitik vor Kritik zu schützen. Hier hätte man sich eine viel klarere und deutlichere Sprache gewünscht.

Foto Archiv
 

Israelische Siedler, unterstützt von der Armee, schließen die Eingänge zu einem Dorf in der Umgebung von Nablus

25. November 2021 - Übersetzt mit DeepL

 Israelische Siedler, die von israelischen Streitkräften unterstützt werden, haben heute Abend die Haupteingänge zum Dorf al-Lubban ash-Sharqiya im Süden von Nablus geschlossen, wie ein WAFA-Korrespondent berichtete.

Eine Gruppe von Siedlern sperrte unter dem Schutz israelischer Streitkräfte den Haupteingang des Dorfes al-Lubban ash-Sharqiya sowie den Nordeingang mit ihren Fahrzeugen ab und hinderte Palästinenser daran, das Gebiet zu betreten oder zu verlassen.

Berichten zufolge versammelten sich Siedler an den Eingängen des Dorfes, tanzten und sangen in provokanter Weise und hissten die israelische Flagge.     Quelle    T.R.




Soldaten "laden" den Gouverneur von Jerusalem zum Verhör vor

NOV 25, 2021 - Übersetzt mit DeepL

Israelische Soldaten sind am Donnerstag in das Haus des Gouverneurs von Jerusalem, Adnan Gheith, im Viertel al-Wista in der Stadt Silwan südlich der Al-Aqsa-Moschee in der besetzten Hauptstadt eingedrungen und haben ihn zum Verhör in die Vernehmungseinrichtung al-Maskobiyya vorgeladen.

Medienberichten zufolge drangen mehrere Armeejeeps in die Stadt ein, bevor die Soldaten Gheiths Haus umstellten und dort einbrachen.

Sie fügten hinzu, dass die Soldaten in Begleitung von Geheimdienstoffizieren das Anwesen gewaltsam durchsuchten und Gheith vor den Augen seiner Familie angriffen, bevor sie ihn entführten.


Es ist erwähnenswert, dass Israel im August dieses Jahres eine Anordnung erlassen hat, die es Gheith für drei Jahre verbietet, andere Teile des Westjordanlandes zu betreten oder auch nur an Treffen oder Aktivitäten teilzunehmen, die darauf abzielen, den Jerusalemer Palästinensern zu helfen.

Die Anordnung schränkt auch Gheiths Bewegungsfreiheit in Ostjerusalem ein und enthält eine Karte, auf der eingezeichnet ist, wo er sich innerhalb von Silwan aufhalten darf, und verbietet ihm jeden Kontakt mit palästinensischen Beamten.

Die erste Anordnung, die ihm den Zutritt zu anderen Teilen des Westjordanlandes untersagte, erging im Jahr 2018, unmittelbar nachdem er von der Palästinensischen Autonomiebehörde zum Gouverneur ernannt worden war, und seither wurde er 28 Mal entführt.


Am Donnerstag hatten die Soldaten einundzwanzig Palästinenser aus ihren Häusern in verschiedenen Teilen des Westjordanlands entführt, darunter elf in der besetzten Hauptstadt Jerusalem.  Quelle

 

Israel genehmigt die Erweiterung einer illegalen Kolonie in Jerusalem

NOV 25, 2021 - Übersetzt mit DeepL

Der israelische "Bau- und Planungsausschuss" des Stadtrats der besetzten palästinensischen Hauptstadt Jerusalem hat den Bau eines so genannten "neuen Viertels" in der illegalen Kolonie Atarot nördlich von Jerusalem genehmigt.

Nach israelischen Medienberichten sollen die neuen Gebäude auf einer Fläche von mehr als 1243 Dunam errichtet werden, und der Plan umfasst auch ein Gewerbegebiet.

Der Plan sieht neben mehr als tausend Wohneinheiten auf dem illegal besetzten palästinensischen Land auch Hotels und öffentliche Infrastrukturen vor.

Sven Kuhn von Bergdorf, ein hochrangiger Vertreter der Europäischen Union, verurteilte die israelischen Pläne als klaren und eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht.


Bergdorf, der die EU-Delegation im Westjordanland und im Gazastreifen leitet, gab diese Erklärung bei einem Besuch einiger palästinensischer Viertel im besetzten Ost-Jerusalem ab.

"Die jüngsten Genehmigungen für Tausende von Wohneinheiten für israelische Siedler zielen darauf ab, die Palästinenser von ihrer Stadt zu trennen und die Identität Ost-Jerusalems zu verändern. Die israelischen Siedlungen verstoßen eindeutig gegen das Völkerrecht", sagte Bergdorf. "Solche Maßnahmen verstoßen nicht nur gegen die Verpflichtungen Israels als Besatzungsmacht, sondern sie schüren auch die Spannungen vor Ort", so der EU-Diplomat.

Der Besuch, an dem mehrere europäische Delegierte teilnahmen, wurde von der israelischen Nichtregierungsorganisation Ir Amin organisiert, die die Delegierten auch über die katastrophalen Folgen der anhaltenden israelischen kolonialistischen Aktivitäten informierte.

In diesem Zusammenhang gaben EU-Diplomaten eine gemeinsame Erklärung ab, in der sie den israelischen Plan scharf kritisierten und bekräftigten, dass die Europäische Union keine einseitigen israelischen Änderungen an den Grenzen von vor 1967, einschließlich des besetzten Ost-Jerusalem, anerkennt, die nicht zwischen den Palästinensern und Israel vereinbart wurden.

Es ist erwähnenswert, dass Israel im vergangenen Monat den Bau von 1860 Wohneinheiten in dreißig illegalen Kolonien im besetzten Westjordanland genehmigt hat. Quelle

 

NACHRUF

Rolf Verleger gestorben – ein jüdischer Kritiker Israels

Heiko Flottau 21. November 2021

Professor Rolf Verleger, ehemaliges Mitglied des Zentralrates der Juden in Deutschland und Kritiker der israelischen Besatzungspolitik, ist gestorben. Bei der Beerdigung auf Berlins Jüdischem Friedhof in Weissensee fehlte ein Trauergast – ein Vertreter des Zentralrates. Beerdigungen können die Basis für Versöhnung sein – oder wenigstens für eine Art politischen Waffenstillstand – so denn ein Zerwürfnis aktuellen oder auch prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten etwa über Konflikte zwischen zwei Völkern entspringt. Wer Grösse zeigen will, lässt sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen.

Rolf Verleger hätte eine solche Geste verdient gehabt. Sie ist ausgeblieben. Die Fronten zwischen ihm und dem Zentralrat waren zu verhärtet. Wie im Nahen Osten, wo sich Israelis und Palästinenser seit Jahrzehnten in einem Konflikt verknäuelt haben. Oder realistischer: wo Israel die Besetzung palästinensischen Landes nicht beenden will.

Rolf Verleger war – neben Rupert Neudeck, Professor Udo Steinbach, Professor Norman Paech, Nirit Sommerfeld und manch anderen, Gründungsmitglied des 2017 in Deutschland ins Leben gerufenen Bündnisses für Gerechtigkeit zwischen Israelis und Palästinensern e. V., abgekürzt BIP.

In der Satzung heisst es, die Palästinenser hätten die Existenz des Staates Israels in den Grenzen von 1949 seit langem akzeptiert und durch ihre Vertretung, die PLO, wiederholt anerkannt. «Sie werden jedoch niemals die Besatzung ihrer Restheimat – der Westbank, Ost-Jerusalems und des Gaza- Streifens – akzeptieren.» Denn diese Besatzung entziehe durch die «ungebrochene Kolonisierung und Enteignung von Land, die regelmässige Zerstörung von Häusern, Gärten und Plantagen und die Gewalt der Siedler den Palästinensern die Existenzgrundlage».

Rolf Verleger hat über sich selber in seinem Buch «Hundert Jahre Heimatland?» (siehe Journal21 vom 10.Oktober 2017) geschrieben: «Mein Vater war 1942 in Auschwitz, seine Frau und seine drei Kinder wurden dort umgebracht. Er hat überlebt. Meine Mutter wurde 1942 mit ihren Eltern von Berlin nach Estland deportiert. Sie allein hat überlebt. (...) 1948 heirateten meine Eltern. Mein Vater wollte wieder Kinder haben, jüdische Kinder.» Bewusst, schreibt Rolf Verleger weiter, hätten sich seine Eltern für Deutschland entschieden, wo sein Vater eigentlich gern gewohnt habe. Rolf Verleger wurde Psychologe, war bis 2017 Professor an der Universität Lübeck und von 2006 bis 2009 Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland.

Zum Konflikt zwischen Rolf Verleger und dem Zentralrat kam es nach dem Tod Heinz Galinskis. Galinski war 1988 zum Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland gewählt worden. Damit hatte eine Epoche begonnen, in welcher der Zentralrat «eine Rolle als Kontrollinstanz für die Einhaltung der Menschenrechte» übernommen habe, schreibt Verleger in seinem Buch. Diese Rolle habe der Zentralrat später leider aufgegeben, weil er sich «vorbehaltlos mit der Politik des Staates Israel» identifiziere und damit als moralische Instanz ausfalle. Denn Israels Politik verletze «in vielfältiger Weise die Menschenrechte der palästinensischen Bevölkerung». 
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BIP-Aktuell #196: Nachrufe auf Prof. Dr. Rolf Verleger

Freunde und Kollegen verabschieden sich

Rupert Neudeck – Rolf Verlegers Weggefährte

Rolf Verleger ist gestorben, weil wir alle mit dem Tod in uns geboren werden. Sein zugewandtes Lächeln werde ich nicht vergessen; auch nicht seine unbedingte Wahrheitsliebe. Er war ein leiser stetiger Kämpfer, kein Schreier; ganz besonders setzte er sich als Jude für die Palästinenser ein. Er gab wie Rupert die Hoffnung auf eine Veränderung zum Guten im Heiligen Unheiligen Land Israel nicht auf. „Wenn man die richtigen Lehren aus dem Dritten Reich gezogen hat, kann man zu heutigem Unrecht nicht schweigen. (Beides war ihm wichtig). Wer sich für Menschenrechte einsetzt, braucht Rückgrat – auch wenn er sich den Vorwurf des Antisemitismus einhandelt.“ Das sagte er und so lebte er. Im Talmud gibt es die Geschichte von den 36 Gerechten, ohne deren selbstlose Werke die Welt längst verfallen wäre. Niemand weiß, wer sie sind. Wenn ein Gerechter abberufen wird, wird ein neuer geboren. Ich möchte mir gern vorstellen, dass Rupert Rolf empfangen hat und dass beide uns Lebenden helfen, ihre Arbeit fortzusetzen.

Christel Neudeck,ihr verstorbener Mann war Mitbegründer von BIP    mehr >>>

 

 

Eine Seite für Prof. Dr. Rolf Verleger
 

 

Palestine Update – Spezialausgabe, 17. Nov. 21

 

 
Wer wird Israels F.W. de Klerk sein?

 John Minto - 15. 11. 2021

 „Der Zusammenbruch der Apartheid in Israel wird zum Spiegelbild des Zusammenbruches der Apartheid in Südafrika. Zunehmender innerer und äußerer Druck wird unvermeidlich durchbrechen und Israel wird gezwungen sein, einen einzigen säkularen demokratischen Staat zustande zu bringen, sobald der internationale Druck nicht mehr tolerierbar ist für die pro-israelischen westlichen Alliierten des rassistischen Staates“, sagt John Minto, Autor des Artikels „Wer wird Israels F.W. de Klerk sein?“ Dieser Artikel dient verpflichtendem Lesen und dem Vergleich zwischen südafrikanischer und der israelischer Apartheid.  

 Der Tod des früheren südafrikanischen Präsidenten F.W. de Klerk markiert die Beendigung einer Ära. De Klerk teilte einen Nobel-Preis mit Nelson Mandela für seine Rolle, die er eingenommen hatte bei den Verhandlungen auf Seiten der weiß-afrikanischen Regierung, als sie den Übergang von dem weißen Minoritätsregime zu einer Demokratie vorbereiteten, wo jeder in Südafrika die gleichen Rechte haben sollte. Aus diesem Grund allein – wenn nicht auch aus anderen – ist der Platz von De Klerk in der Geschichte festgeschrieben.

 Mehr noch zu seinen Gunsten wird über seine bewegende Entschuldigung in den letzten Tagen seines Lebens berichtet, die er gegenüber den Schwarzafrikanern wegen des Rassismus, der schlechten Behandlung, der Würde-Verweigerung und Brutalität aussprach, die sie aus den Händen des weißen Regimes aushalten mussten, das von 1948 an bis zu den ersten demokratischen Wahlen 1994 an der Macht war.

 Israel datiert seine rassistische Politik gegen die Palästinenser auch, hält aber – anders als das weiße Südafrika – immer noch fest an seiner exklusiven Macht im historischen Palästina. Die israelische Menschenrechtsgruppe B’Tselem beschreibt Israel als „ein Regime von jüdischer Vorherrschaft vom Jordanfluss bis zum Mittelmeer. Das ist Apartheid“.

 Das Ende der israelischen rassistischen Apartheidpraktiken gegenüber Palästinensern wird auf ähnliche Weise kommen wie das der Apartheid in Südafrika. In Südafrika wurde der innere Kampf der schwarzen Arbeiter, Studenten und Organisationen der Zivilgesellschaft aller Arten gegen ein weißes Kolonialregime verstärkt durch eine internationale Solidarbewegung, die Boykotts, Beraubung und Sanktionen (BDS) aller Art zur Isolierung von Südafrika ausführte. Dieser internationale Druck wurde bis zu dem Punkt in den späten 1980ern aufgebaut, wo die USA und das UK das alte Regime nicht mehr unterstützen konnten. Maggie Thatcher vom Vereinigten Königreich und der US-Präsident Ronald Reagan bestanden daraufhin daran, dass die weiße Regierung einen Verhandlungsprozess beginnen musste, um die südafrikanische Apartheid so zu beenden, dass die privatisierte kapitalistische Wirtschaft im Welthandel weiterhin aktiv bleiben konnte.

 In einem Fall von „Übergabe des Pakets“ fand sich De Klerk mit dabei, dass er es in der Hand hatte, als die USA und das UK gezwungen waren, die „Musik einzustellen“. In vielen Bereichen war De Klerk nicht weniger Hardliner als irgendeiner von den anderen rassistischen Leitern, die ihm vorangegangen waren. Es war die breitere internationale Situation, mit der die führenden westlichen Nationen ihn zwangen, so zu handeln – und er tat es!

 Jedoch, wie Geschichte über Persönlichkeiten erzählt zu werden pflegt, beschreiben etliche Leute De Klerk als eine erleuchtete Person, die zuletzt das Böse an der Apartheid sah und sich entschloss, damit ein Ende zu machen. Nicht wirklich. Innerer und internationaler Druck forderten zur Balance und Menschen weltweit können trotz ihrer Regierungen für sich in Anspruch nehmen, an der Veränderung mitgearbeitet zu haben. Aber De Klerk wird in der Geschichte als der weiße südafrikanische Führer in Erinnerung bleiben – alle seine rassistischen Vorgänger sind bereits in die Vergessenheit entschwunden.

Internationaler Druck hat sich viele Jahre lang auf Israel aufgebaut, und ich denke, 2021 ist der Wendepunkt. Trotz alledem, was politische Führer in den USA und in Europa sagen, der Boden hatte begonnen, unwiederbringlich wegzuschlittern von der israelischen Narrative und unterstützt das palästinensische Volk als das einheimische Volk, das von einem rassistischen Kolonialregime aus seinem Land vertrieben worden ist und jetzt seine zentrale Stellung wieder einzunehmen beginnt. Von jetzt an wird Israel zunehmend mehr um seine Legitimität kämpfen und um sein Überleben als ein rassistischer Staat, trotz der Selbstüberhebung seiner Führer, und trotz der Anzahl von Atombomben und Marschflugkörpern, die es besitzt. Diese werden überhaupt nicht zählen, wenn deren politische Unterstützung ausläuft.

 Da wird es diejenigen geben, die sagen, dass israelische Hardliner niemals auf gleiche Rechte für jedermann eingehen werden und sie werden auf die Siedlerbewegung zeigen – die in illegalen israelischen Siedlungen auf palästinensischem Land lebt und deren Rassismus und Brutalität gut bekannt sind – und die in zunehmendem Ausmaß von Israel als die Frontlinie seiner Pläne benutzt wird, wenn es um die Fortsetzung der Vertreibung der Palästinenser von ihrem Land geht. Aber auch Südafrika hatte sein Äquivalent zur Siedlerbewegung unter den extrem rechten Afrikaans, die beiseite stehen mussten und isoliert wurden, als der Druck auf sie zukam. Das Gleiche wird auch Israel passieren. Bereits bevor die Verhandlungen um gleiche Rechte begonnen hatten, hat ein Viertel der jüdischen Israelis ausgesagt, dass sie glücklich wären, wenn sie in einem Land leben könnten, wo jeder die gleichen Rechte hat. Die Zahl wird überquellen – wie es auch in Südafrika der Fall war – zu einer Unterstützung durch die Mehrheit, wenn einmal der Weg zur Demokratie eingeschlagen ist. 

International bewegt sich die Situation in eine ähnliche Richtung. Die meisten Juden, die in der Welt verstreut leben, haben einen derartigen Umschwung bereits getan. 25 % der Juden in Amerika beschreiben Israel als einen Apartheid-Staat, und unter den jungen Juden geht dieser Prozentsatz auf 38 % hinauf. Hier in Neuseeland ist der gleiche Generationenwechsel in der jüdischen Gemeinde zu spüren. Die alten Sicherheiten gehen weg, und der tiefsitzende Rassismus innerhalb des Judenrates in Neuseeland blickt hin auf den Verlust von Glaubwürdigkeit und Einfluss. Er wird bald eine vergehende Kraft sein.   

Die USA wird weiter trachten, auf Israels Gewimmer einzugehen, bis sich der innere und internationale Druck bis zu dem Punkt erhöht haben wird, wo USA einfach Israel zwingen muss, ein Abkommen mit den Palästinensern auszuhandeln, wie es auch seinerzeit mit Südafrika getan hat. Anfänglich wird USA versuchen, eine Zweistaaten-Lösung zu erzwingen, um seine strategische Position im Mittleren Osten zu behalten, aber die rechte Zeit für diese Option ist abgelaufen. Israels illegale Siedlungen haben das, was ein palästinen-sischer Staat hätte werden können, in einen Block von Schweizer Käse umgewandelt. Eine Einstaat-Lösung, bei der jede/r seine gleichen Rechte hat, ist der einzige gangbare Weg vorwärts.

Unsere Arbeit in der internationalen Solidaritätsbewegung ist es, Druck aufzubauen, und die drei Schlüsselwörter sind dazu Boycott - Divestment - Sanctions  (BDS) – Die drei Wörter sind ein Schrecken für den Staat Israel, wie sie seinerzeit auch das weiße Südafrika in Schrecken versetzt haben. Wenn Israel über BDS heult und versucht, pro-palästinensische Kampagnen abzuwürgen, ist das palästinensische Volk auf der Gewinnstraße.

Also: Wer wird Israels F.W.de Klerk? Wer wird der übriggebliebene israelische Führer sein, der das „Paket hochhält“, wenn die Musik zu Ende ist? Wird es Naftali Bennet sein? Benjamin Natanyahu? Yair Lapid? Dann können sie wenigstens sicher sein, dass die Geschichte sich ihrer erinnert, wenn alle ihre rassistischen Vorgänger nur mehr furcht-erregend graue,  historische Fußnoten sind. Es ist nicht wirklich wichtig, wer davon diese ist. Wenn der Druck einmal da ist, werden auch die rassistischsten, reaktionären, faschistischen Führer tun, was die internationale Gemeinschaft sie zu tun zwingt.

In der Zwischenzeit sollten jene von uns außerhalb von Israel mit den Worten des internationalen Experten für Apartheid, dem südafrikanischen Erzbischof Desmond Tutu sagen: „Nennt es Apartheid und Boykott.“  

John Minto (geb. 1953) ist ein Politikaktivist in Neuseeland, bekannt durch seine Beteiligung an verschiedenen linken Gruppen, und veranlasste die bemerkenswerten „Halt All Recist Tours“. Eine Dokumentation über die 100 wichtigsten Geschichtemacher in Neuseeland reiht ihn als No. 89 ein. Heute beschäftigt er sich mit der Gruppe „Global Peace and Justice for Auckland and the Unite Union“. Er schreibt auch wöchentliche Kolumnen für “The Press” und anderes.

  Quelle Update       Quelle Artikel          (Übersetzung Gerhilde Merz)    

 

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Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache

Israeli settlers attack Palestinian homes north of Nablus (wafa.ps)

Belgium To Label All Products Made In Israeli Colonies – – IMEMC News

Israeli Soldiers Bulldoze Lands, Close Roads, Near Nablus – – IMEMC News

Soldiers Confiscate A Palestinian Tractor In Northern Plains – – IMEMC News

Israeli Soldiers Abduct 21 Palestinians In West Bank – – IMEMC News

Soldiers Invade al-‘Isawiya And Silwan In Jerusalem, Abduct A Young Man – – IMEMC News

Palestine welcomes Belgium’s decision to accurately label products of illegal Israeli settlements (wafa.ps)

Israeli settlers erect menorah on Islamic mosque near Jerusalem (wafa.ps)

Israeli forces, settlers assault student in West Bank village (wafa.ps)

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PCBS issues report on Construction Cost Index /CCI/ (wafa.ps)

Israeli forces detain 24 Palestinians, injure another in West Bank raids (wafa.ps)

Palestinian injured, others suffocate in Ramallah-district town raid (wafa.ps)

Germany contributes 25 million euros in support of Palestine refugees in Gaza and Lebanon (wafa.ps)

Palestine records 266 new Covid-19 cases, one death (wafa.ps)

Weather: Autumn conditions, drop in temperature (wafa.ps)

 

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