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 KurznachrichtenArchiv - ThemenLinksFacebook   -   Dienstag, 14. Dezember 2021   -   Sponsern SieAktuelle TermineSuchen

 




Schlappe für Fatah bei Kommunalwahl im Westjordanland

12. 12. 2021

Bei der ersten Runde einer Kommunalwahl im Westjordanland hat die gemäßigte Fatah-Bewegung des Palästinenserpräsidenten Mahmoud Abbas schlecht abgeschnitten. Weniger als 30 Prozent von insgesamt 1.503 Sitzen in 154 Gemeinderäten seien an Kandidaten von Parteien gegangen, darunter auch die Fatah, teilte die Zentrale Wahlkommission am Sonntag mit. Über 70 Prozent gingen an unabhängige Kandidaten. Die im Gazastreifen herrschende, mit Fatah rivalisierende Hamas boykottierte.

An der Kommunalwahl nahmen nach Angaben des Wahlkomitees gut 66 Prozent von 405.687 Wahlberechtigten teil. Die zweite Wahlrunde - dann in den Städten - ist am 26. März geplant. Die letzte Kommunalwahl fand 2017 statt.

Die bisher letzte Präsidentenwahl in den Palästinensergebieten fand 2005 statt, die letzte Parlamentswahl 2006. Abbas hatte im April zur Erbitterung vieler Palästinenser die erste Wahl seit mehr als 15 Jahren abgesagt. Als Grund führte er den Konflikt mit Israel um Jerusalem an. Beobachter vermuteten als Motiv jedoch die Sorge vor einer Niederlage der tief gespaltenen Fatah. Die  -  mehr >>>

 

Abstimmen unter Besatzung: Wahllokal in Dschenin am Samstag

Fatah lässt »wählen«
Stimmabgabe in Kommunen der palästinensischen Westbank ohne Oppositionshochburgen. Hamas boykottiert erneut
Von Gerrit Hoekman

Am Sonnabend hat auf der palästinensischen Westbank die erste Runde der Kommunalwahlen stattgefunden, die auf kleinere Gemeinden beschränkt war. Größere Städte, in denen rund 70 Prozent der Wahlberechtigten leben, sind erst am 26. März 2022 dazu aufgerufen abzustimmen. Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas, fürchtet dort eine herbe Niederlage, auch wenn die islamistische Hamas die Kommunalwahlen wie auch schon 2012 und 2017 boykottierte.

Aref Jaffal, Direktor der palästinensischen Organisation Arab World Democracy and Electoral Monitor (Al-Marsad), kritisierte am Sonnabend gegenüber Al Dschasira das Aufteilen der Wahlen in zwei Runden als »eindeutig politisch« motiviert. »Die kleinen Räte wurden in der ersten Phase gewählt, weil sie von Familien kontrolliert werden und das Bündnis zwischen diesen Familien und der Fatah dazu führt, dass sie die Mehrheit der Stimmen erhält.« Die meisten kleinen Gemeinden nominierten nur eine parteinahe Liste, die dann automatisch gewählt würde, so Jaffal. So geschehen in 162 Dörfern, in denen die Fatah ohne jegliche Konkurrenz gewonnen hat. -  mehr >>>

Palästinensische traditionelle Frauenkleider, jedes Kleid verweist auf eine bestimmte palästinensische Stadt und einen bestimmten Bezirk und hat auch eine bestimmte Geschichte.

 

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„Keine Luft zum Atmen“ von Asmaa al-Atawna
Ein großes Gefängnis namens Palästina

Asmaa al-Atawna erzählt in ihrem Debütroman „Keine Luft zum Atmen“ vom Leben in einem besetzten Land – und der enttäuschenden Flucht nach Europa.

Rolf Brockschmidt - 13. 12. 2021

Asmaa, Tochter einer Beduinenfamilie aus einem Flüchtlingslager in Gaza, hat es geschafft. „Ich würde den Schlüssel zu einem privaten Raum haben, wo niemand mich störte. Es würde ein sauberer, ruhiger und sicherer Raum sein, weit weg vom Krieg und von der Flucht und weit weg von den verstohlenen Blicken der Leute aus dem Schwarzen Viertel.“ Nach ihrem Aufbegehren gegen patriarchalische Strukturen in ihrer Familie und einer abenteuerlichen Flucht ist es der jungen palästinensischen Studentin gelungen, in einem Frauenhaus in Toulouse ein eigenes Zimmer zu bekommen. Ein Stück Freiheit, für das sie so lange gekämpft und vieles hinter sich gelassen hat.

„Keine Luft zum Atmen. Mein Weg in die Freiheit“ ist der interessante Debüt-Roman der palästinensischen Autorin Asmaa al-Atawna, die einen ähnlichen familiären Hintergrund wie ihre gleichnamige Protagonistin hat und heute in Frankreich lebt. Al-Atawna erzählt im ersten Teil des Romans schonungslos aus der Perspektive der jungen Frau die Geschichte einer Befreiung, die allerdings mit der Flucht nach Europa noch kein wirklich gutes Ende findet.

Im zweiten Teil nähert sie sich in eingeschobenen Rückblenden der Geschichte ihrer Familie, ihrer Kindheit und den beengten Verhältnissen in Gaza. „Ich lebte  - mehr >>>

 

Die Kampagne «Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen»

Hintergründe, Ziele und Methoden

Florian Weis, Tsafrir Cohen, Katja Hermann - Dezember 2021

In Deutschland löst der Umgang mit der BDS-Kampagne (Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) heftige Reaktionen und Kontroversen aus, die auch die politische Linke betreffen. Während der Deutsche Bundestag den Beschluss «Der BDS-Bewegung entschlossen entgegentreten – Antisemitismus bekämpfen» im Mai 2019 mit großer Mehrheit verabschiedet hat, erfährt die Kampagne breite Unterstützung in der palästinensischen Zivilgesellschaft, in diversen politischen Diskursen im globalen Süden, an US-amerikanischen Universitäten sowie in vielen anderen Ländern und findet Anklang bei Teilen der israelischen Friedensbewegung. Allerdings ist auch in progressiven Kreisen eine zunehmend kritische Haltung zu BDS vernehmbar, etwa im Vereinigten Königreich.

Das Westasien-Referat der Rosa-Luxemburg-Stiftung (RLS) hat dieses Thema aufgegriffen und ein Papier erstellt, in dem es sich mit den Hintergründen, Zielen und Methoden der BDS-Kampagne auseinandersetzt. In dem Text geht es um die Frage, was diese Kampagne für die politische Linke, und insbesondere für die deutsche Linke, bedeutet und wie ein Umgang mit BDS in Deutschland aussehen kann.

Das Papier, das im September 2019 entstanden ist, wurde zunächst in einem internen Fachgespräch reflektiert und kontrovers diskutiert. Ziel war es, mit diesem Text zu einer Versachlichung und Differenzierung der allzu häufig aufgeheizten Diskussion beizutragen. Während die Verfasser*innen und andere an der Diskussion beteiligte Kolleg*innen durchaus unterschiedliche Haltungen zur BDS-Kampagne einnehmen und nicht alle jede einzelne Aussage im Papier teilen, sind sie sich darin einig, dass eine – auch streitbare – Debatte über den Hintergrund und die Motivation der BDS-Kampagne und über gewaltfreie Formen von Widerstand gegen die israelische Besatzungspolitik möglich sein muss. Bewusst ist uns aber auch, dass diese Debatte ohne eine kritische Reflexion über das Fortbestehen von antisemitischen Erklärungsmustern, leider auch in Diskursen zum israelisch-palästinensischen Konflikt, unvollständig bleibt.

Die Debatte um BDS ist seitdem weitergegangen, in Teilen wird sie mittlerweile kenntnisreicher und differenzierter geführt, was sicherlich auch daran liegt, dass sich deutlich mehr und sehr unterschiedliche Akteure aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen daran beteiligen. Angesichts vielfach schrumpfender demokratischer Debattenräume ist das eine begrüßenswerte Entwicklung – Räume für die demokratische politische Debatte müssen erhalten und gestärkt werden, auch in Deutschland. Vor diesem Hintergrund soll die Veröffentlichung des BDS-Papiers an dieser Stelle als ein Debattenbeitrag verstanden werden.     Quelle

 

Zugehörige Dateien - Die Kampagne «Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen» -  mehr >>>

 

Haaretz"-Herausgeber sagt, Israel sei ein Apartheidstaat" - während seine Zeitung weiterhin vor einem israelisch-iranischen Krieg warnt

Haaretz-Verleger: "Das Produkt des Zionismus, der Staat Israel, ist kein jüdischer und demokratischer Staat, sondern ein Apartheidstaat, schlicht und einfach."

James North -  12. 12. 2021 - Übersetzt mit DeepL

Amos Schocken ist das israelische Äquivalent zum letzten Sulzberger, der die Kontrolle über die New York Times geerbt hat. Schocken, Mitte 70, leitet Haaretz, die angesehenste Zeitung Israels, in dritter Generation und äußert sich regelmäßig in Kolumnen und in den sozialen Medien.

Erst neulich bezeichnete Schocken Israel als "Apartheidstaat". Er reagierte damit empört auf einen rechten Abgeordneten der Knesset, des israelischen Parlaments. Hier ist das vollständige Zitat: Das Produkt des Zionismus, der Staat Israel, ist kein jüdischer und demokratischer Staat, sondern ein Apartheidstaat, schlicht und einfach.


Haaretz ist nach wie vor unverzichtbar für das Verständnis der entscheidenden Wahrheiten über Israel/Palästina, Wahrheiten, die die New York Times ignoriert und vertuscht. Jüngstes Beispiel: In der gestrigen Times findet sich eine Analyse der Differenzen zwischen den USA und Israel über die Neuverhandlungen des Iran-Atomabkommens. Der Artikel könnte von den Falken in der israelischen Regierung verfasst worden sein. Der allgemeine Tenor ist Sympathie für Israel und das Gefühl, dass die amerikanischen Entscheidungsträger naiv sind. Der Bericht erwähnt euphemistisch israelische "verdeckte Angriffe" und "Sabotageoperationen" gegen den Iran, nennt aber keine weiteren Einzelheiten. Erst im letzten Absatz (dem 23.) räumt die Times ein, dass der amerikanische CIA-Direktor William Burns sagt, die USA "glauben weiterhin, dass der Iran keine Entscheidung getroffen hat, sein Atomprogramm zu bewaffnen".

Wenden wir uns an Haaretz. Beginnen wir mit dem angesehenen Reporter für nationale Sicherheit, Amos Harel. Er ist kein Radikaler, aber er weiß, wie man berichtet und die ganze Geschichte erzählt, und er hat offensichtlich zuverlässige Quellen innerhalb des israelischen Militärs. Er beginnt damit, dass er bezweifelt, dass Israel überhaupt in der Lage ist, die iranischen Atomanlagen erfolgreich anzugreifen - ein Aspekt, den die Times ignoriert:

Realistischerweise wäre ein israelischer Luftangriff auf den Iran - ein Thema, das in der Fachwelt heftig diskutiert wird - vor einem Jahrzehnt möglich gewesen. Jetzt, da die israelischen Verteidigungskräfte erst damit begonnen haben, die Einsatzpläne aufzufrischen, wird es wahrscheinlich Jahre dauern, bis diese Option ernsthaft in Betracht gezogen wird.

Harel warnt auch davor, dass ein israelischer Angriff gefährliche Folgen für den gesamten Nahen Osten haben könnte, ein weiterer Aspekt, den die Times übersehen hat:

[Es besteht das Risiko, dass der Angriff einen regionalen Krieg auslöst, in dem die israelische Heimatfront einem noch nie dagewesenen Angriff der Hisbollah [Irans Verbündeter, die politisch-militärische Bewegung im Libanon] ausgesetzt ist.] Mit anderen Worten: Die Pistole, die Israel in der Hand hält, hat im Moment fast keine Munition.

Harel ist ein guter Reporter, der sich um die Details kümmert und eine gesunde Verachtung für Euphemismen hat. Was in dem Times-Artikel als "Sabotageoperationen" gegen den Iran bezeichnet wird, entpuppt sich als "Ermordung von Atomwissenschaftlern, Explosionen an Atomanlagen, Cyberangriffe, Angriffe auf iranische Schiffe, umfangreiche Luftangriffe gegen pro-iranische Milizen in Syrien und ein systematischer Angriff auf Konvois, die Waffen aus dem Iran an die Hisbollah schmuggeln. . ."

Die Wahrheitsfindung von Haaretz hörte damit nicht auf. In einem Leitartikel wurden zwei hochrangige israelische Sicherheitsbeamte dafür gescholten, dass sie "in den letzten Tagen eine Reihe von arroganten, prahlerischen Drohungen gegen den Iran ausgesprochen haben", und es wurde davor gewarnt, dass sich die aktuelle Diskussion nicht auf Israels Säbelrasseln konzentrieren sollte, sondern auf "einen iranisch-israelischen Krieg, der nach einem solchen gefährlichen Angriff ausbrechen könnte".

Vor einem Jahrzehnt veröffentlichte der Chefredakteur des New Yorker, David Remnick, einen anregenden langen Bericht über Haaretz und seinen Herausgeber Amos Schocken. Remnick zitierte ausführlich aus einem Artikel, den Schocken damals selbst geschrieben hatte und in dem er argumentierte, dass "Hatikvah", Israels Nationalhymne, geändert werden sollte, weil "ihr Text nur von jüdischen Bestrebungen handelt". sagte Schocken:

Wie kann sich ein arabischer Bürger mit einer solchen Hymne identifizieren? Ist es nicht an der Zeit zu erkennen, dass die Gründung Israels nicht nur die Geschichte des jüdischen Volkes, des Zionismus, des Heldentums der israelischen Verteidigungskräfte und der Trauer ist? Dass es auch die Geschichte der Spiegelung des Zionismus und des Heldentums der IDF-Soldaten im Leben der Araber ist: die Nakba - die palästinensische "Katastrophe", wie die Araber die Ereignisse von 1948 nennen - der Verlust, die Familien, die auseinandergerissen wurden, die Zerrüttung des Lebens, das Eigentum, das weggenommen wurde, das Leben unter der Militärregierung und andere Elemente der gemeinsamen Geschichte von Juden und Arabern, die am Unabhängigkeitstag, und nur noch an diesem Tag, in einer völlig einseitigen Weise dargestellt werden.  Quelle

 

Israel plant sechs Siedlungen in palästinensischen Vierteln von Ost-Jerusalem

Die Pläne umfassen Siedlerviertel in Sheikh Jarrah, Damaskus Gate, Beit Safafa, Beit Hanina und Sur Baher

Israelische Demonstranten versammeln sich nach einer Messerstecherei im Ostjerusalemer Viertel Sheikh Jarrah, 8. Dezember 2021 (AFP)

Mustafa Abu Sneineh -  13. Dezember 2021 - Übersetzt mit DeepL


Das Referat des Generalkonsulats im israelischen Justizministerium hat Pläne für den Bau von Wohnkomplexen und Wohnvierteln für jüdische Siedler in verschiedenen Gebieten Ost-Jerusalems gefördert, das Israel 1967 besetzt hat.

Das israelische Projekt am Damaskustor zielt darauf ab, das Gebiet vollständig für die palästinensische Präsenz zu sperren, das Heilige Becken in Siedlungsprojekte umzuwandeln und arabische Wahrzeichen vollständig zu zerstören.

Die Pläne umfassen ein Siedlerviertel in Sheikh Jarrah, ein weiteres in der Nähe des Damaskustors in der Altstadt, zwei in der Nähe von Beit Safafa und eine jüdische Gemeinde in Beit Hanina und Sur Baher - zwei palästinensischen Vierteln nördlich bzw. südlich der Altstadt von Jerusalem.

Haaretz berichtet, dass die Einheit des Generalstaatsanwalts eng mit israelischen Siedlergruppen wie Elad, Ateret Kohanim und Nahalat Shimon zusammenarbeitet, um Palästinenser gewaltsam aus ihren Häusern in Ostjerusalem zu vertreiben und sie durch jüdische Siedler zu ersetzen.

Nahalat Shimon stand hinter dem Versuch, Dutzende von palästinensischen Familien aus dem Viertel Sheikh Jarrah zu vertreiben, was im Mai zu weitreichenden Protesten in Ostjerusalem und im besetzten Westjordanland führte, die mit Gewalt beantwortet wurden, sowie zu einer israelischen Offensive im Gazastreifen.

In den letzten Jahren haben Siedlergruppen Klagen gegen palästinensische Bewohner von Sheikh Jarrah, Silwan und Batn al-Hawa eingereicht, um zu beweisen, dass jüdische Pächter seit vor 1948, während der britischen Mandatszeit oder vor der Übernahme Palästinas durch die Briten von der osmanischen Herrschaft im Jahr 1917, Eigentum an palästinensischen Grundstücken und Immobilien haben.

Es gibt schätzungsweise 900 Grundstücke, die von der Generalkustodie verwaltet werden.

Dem Bericht zufolge plant Israel den Bau von Dutzenden von Siedlereinheiten zwischen Beit Safafa und Talpiot südlich der Altstadt von Jerusalem. Ein weiterer Komplex soll auf 3,3 Dunam in Sur Baher errichtet werden.

In der Gegend um das Damaskustor ist ein weiterer Wohnkomplex für jüdische Siedler hinter palästinensischen Geschäften auf dem al-Musrara-Markt geplant. Derzeit leben in dem Gebiet 10 jüdische Familien auf Grundstücken, die von der Generalverwaltungsbehörde an die rechtsgerichtete Siedlergruppe Homot Shalem verkauft wurden.

In Beit Hanina errichtet Israel auf einem sechs Dunam (0,6 Hektar) großen Grundstück Siedlereinheiten.

Diese Siedlungen schließen das in der vergangenen Woche angekündigte Projekt für Givat Shaked aus, das 473 Wohnungen für israelisch-jüdische Siedler, eine Synagoge sowie eine Grund- und eine Aufnahmeschule in der Nähe von Beit Safafa und Sharafat - zwei palästinensischen Vierteln an der Hauptstraße zur Stadt Bethlehem - vorsieht.

Suhail Khalilieh, Forscher am Applied Research Institute - Jerusalem (ARIJ), erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Wafa, dass die geplanten israelischen Siedlungspläne die Geografie und Demografie Jerusalems dramatisch verändern werden.

"Das israelische Projekt am Damaskustor zielt darauf ab, das Gebiet vollständig für die palästinensische Präsenz zu sperren, das Heilige Becken [rund um die Jerusalemer Altstadt] in Siedlungsprojekte umzuwandeln und arabische Wahrzeichen vollständig zu zerstören", sagte Khalilieh.

Im Oktober erklärte Israel außerdem, dass es ein neues jüdisches Viertel in Givat Hamatos, im südlichen Ostjerusalem nahe der Stadt Bethlehem, bauen werde. Givat Hamatos, Atarot und Givat Shaked liegen alle jenseits der Waffenstillstandslinie von 1967.

Israel macht es den Palästinensern in Ostjerusalem unmöglich, neue Häuser zu bauen. Seit der Übernahme der Kontrolle über die Stadt im Jahr 1967 hat Israel kein einziges neues Viertel für Palästinenser genehmigt.

Bis Mai hatte Israel 61 Grundstücke palästinensischer Bewohner Ostjerusalems abgerissen: Bei 33 handelte es sich um Häuser, die übrigen wurden als Geschäfts- und Nichtwohngebäude genutzt, so Ir Amim, eine israelische Rechtsgruppe.

Im Jahr 2019 lebten 358.800 Palästinenser und 557.600 Israelis in Ostjerusalem.   Quelle

 

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Wein aus Gaza: von einer internationalen Marke zu einem strafbaren Verbrechen

Die christlichen Feiertage und das Neujahrsfest rücken näher und bringen manche in Stimmung für ein Glas Wein. Wie sehen die Vorbereitungen unter der Hamas im Gazastreifen aus, wo sowohl Muslime als auch Christen diese Feiertage begehen?

Hadeel Al Gherbawi - 13. Dezember 2021


Während im Gazastreifen seit Tausenden von Jahren Wein hergestellt wird, sind Wein und Spirituosen unter der Kontrolle der Hamas im Gazastreifen, wo eine konservative Gesellschaft vorherrscht, die an den Lehren der islamischen Ideologie festhält, heute illegal.

Vor zwei Monaten entdeckten Archäologen in der heutigen israelischen Stadt Yavne ein riesiges Industriegebiet aus der byzantinischen Zeit, in dem sich eine Weinkellerei befand, die vor 1.500 Jahren die größte der Welt war. Unter den Funden befanden sich Tausende von Tongefäßen mit der Aufschrift "Gaza-Wein", damals eine Weltmarke.

Der Gaza-Streifen war früher für seine Weinproduktion bekannt. In den Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, einer der weltweit meistzitierten multidisziplinären wissenschaftlichen Zeitschriften, wurden 2019 Forschungsergebnisse veröffentlicht, die darauf hindeuten, dass die kommerzielle Produktion von luxuriösem "Gaza-Wein" lange Zeit als wirtschaftliche Grundlage der spätantiken Besiedlung der Negev-Wüste angenommen wurde.

Auf die Frage, ob es derzeit Wein im Gazastreifen gibt, sagte ein muslimischer Bürger des Gazastreifens gegenüber Al-Monitor unter der Bedingung der Anonymität: "Vor ein paar Monaten besuchte ich die Hochzeit eines christlichen Freundes, und mir fielen Flaschen auf, die ich auf den Märkten nicht gesehen hatte. Zuerst dachte ich, es handele sich um Flaschen mit Gerste oder alkoholfreien Getränken, aber als ich nachfragte, stellte ich fest, dass es drei Arten von Spirituosen gibt - Wein, Arak und Cognac - und dass diese über die Grenzübergänge in den Gazastreifen gelangen, wo die Behörden Christen oder ausländischen Bürgern erlauben, ein oder zwei Flaschen mitzubringen".

Er bemerkte: "Ich war auf einer Party und sah Christen, die Wein tranken, aber es war nicht wie auf dem Bildschirm, denn sie tranken in Maßen."

Er sagte, er sei überrascht, dass die Christen heimlich trinken wollten, da dies erlaubt sei und nicht als Straftat gewertet werde. Ihr Argument sei, dass sie es dabei belassen wollten, um die konservative und muslimische Gemeinschaft im Gazastreifen nicht zu beunruhigen und die Behörden in Gaza dazu zu bringen, die Entscheidung, ihnen die Einfuhr von Alkohol zu gestatten, rückgängig zu machen.

"Ich denke, dass die religiösen Unterschiede respektiert werden müssen, wenn es um Wein geht. Spirituelle Getränke sind eine persönliche Freiheit für Christen, und wir sollten ihnen nicht die Überzeugungen und Gesetze anderer aufzwingen", fügte er hinzu.

Gaza ist eine Gemeinschaft, die sich stark den islamischen Lehren verpflichtet fühlt, die den Muslimen das Trinken und den Verkauf von Alkohol verbieten, wie es im Koran heißt: "Ihr Gläubigen! Rauschmittel, Glücksspiele, Götzenopfer an Altären und Wünschelruten sind allesamt Abscheulichkeiten, das Werk des Satans. Wendet euch also gänzlich davon ab, damit ihr den wahren Erfolg erlangt. (5:91) Mit Rauschmitteln und Glücksspielen will der Satan nur Feindschaft und Haß zwischen euch schüren und euch vom Gedenken an Allah und vom Gebet abbringen. Wollt ihr also davon ablassen?" [Al-Maidah: 90, 91]

Die Hamas-Bewegung, die Mitte 2007 die Kontrolle über den Gazastreifen übernommen hat, hat alle Wein- und Spirituosenvorräte im Gazastreifen vernichtet. Sie schloss und verbrannte alle Orte und Geschäfte, die alkoholische Getränke verkauften. Seitdem werden die Grenzübergänge und Tunnel streng kontrolliert, um die Einfuhr von Schmuggelware wie Drogen und Alkohol zu verhindern.

Dennoch finden die Bewohner des Gazastreifens gelegentlich leere Weinflaschen auf den Straßen, was beweist, dass es in Gaza tatsächlich Alkohol gibt, wenn auch nur in geringen Mengen.

Sechzehn Tonnen alkoholhaltiger Pralinen wurden Mitte 2020 auf den Märkten in Gaza beschlagnahmt und vernichtet. Die Behörden im Gazastreifen gehen nicht zimperlich mit Drogen- oder Alkoholhändlern um und verhängen Todesurteile gegen große Drogenhändler.

Al-Monitor sprach mit einem 61-jährigen orthodoxen Christen aus Gaza, der seit 23 Jahren in seinem Haus Wein herstellt.

"Im August letzten Jahres, als die Traubensaison zu Ende ging, habe ich mich entschlossen, Trauben aus dem Gazastreifen zu verwenden, insbesondere aus dem Gebiet von Sheikh Ijlin, da es jetzt schwierig ist, Trauben aus Hebron zu importieren. Ich kaufe 60 Kilogramm schwarze Trauben, presse sie aus und füge eine bestimmte Menge Zucker und Hefe hinzu. Dann nehme ich ein mittelgroßes Fass und schließe es mit einem Schlauch an eine leere Flasche an, um sicherzustellen, dass die Luft aus dem Fass entweicht und kein Sauerstoff eindringt, damit der Wein nicht verdirbt", sagte er.

Nach etwa eineinhalb Monaten sind die Trauben vergoren. Ich öffne das Fass und probiere den Wein, dann fülle ich ihn in die Flaschen, die ich habe, verschließe sie fest und lagere sie an einem trockenen Ort."

Zu den Geschäften, die Alkohol und Spirituosen verkaufen, sagte er: "Vor dem Aufstand von 1987 ging ich hin und kaufte Weinflaschen, da sie öffentlich erhältlich und von der Regierung lizenziert waren. Im Jahr 2003 war es möglich, Geschäfte zu finden, die sie heimlich an Christen und ausländische Mitarbeiter internationaler Einrichtungen verkauften. Aber nach 2007 übernahm die Hamas-Bewegung die Kontrolle über den Gazastreifen und es herrschte eine konservative islamische Herrschaft, was einige Leute dazu veranlasste, heimlich zu Hause Alkohol herzustellen, aus Angst, verfolgt zu werden.

Er fügte hinzu: "Ich trinke nur zu festlichen Anlässen und auf Hochzeitsfeiern Alkohol, oder wenn ich Bauchschmerzen habe. Ich werde nie beschwipst oder betrunken."

Ein christlicher Angestellter einer internationalen Organisation sagte gegenüber Al-Monitor: "Wir stellen zu Hause Alkohol her, aber wir verkaufen ihn nicht und trinken ihn nur zu besonderen Anlässen und bei Hochzeiten. Wir leben in einer konservativen Gesellschaft unter der Herrschaft der Hamas".

Sie sagte: "Das Christentum verbietet Wein und Alkohol nicht, denn in der Bibel steht: 'Wein, der das Herz des Menschen erfreut, Öl, das sein Angesicht leuchten lässt, und Brot, das sein Herz stärkt.' [Psalm 104:15] Wir trinken nur in Maßen und werden weder beschwipst noch betrunken."

Kamel Ayad, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Orthodoxen Kirche in Gaza, erklärte gegenüber Al-Monitor: "Die Heilige Bibel verbietet die Trunkenheit vom Wein und stellt Trunkenbolde auf die gleiche Stufe wie Ehebrecher und Diebe. Lasst euch nicht täuschen. Weder Unzüchtige, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Männer, die sich homosexuellen Handlungen hingeben oder sie vollziehen, noch Diebe, noch Habgierige, noch Trunkenbolde, noch Schimpfwörter, noch Betrüger werden das Reich Gottes erben', sagt die Bibel" (1. Korinther 6:9, 10).

Die Bibel sagt auch: "Betrinkt euch nicht mit Wein, der zu leichtsinniger Unbesonnenheit führt. Erfüllt euch stattdessen mit dem Geist" (gemeint ist der Heilige Geist) (Epheser 5,18).

Eine offizielle Quelle an den Grenzübergängen zum Gazastreifen erklärte in einer Presseerklärung: "Es gibt ein palästinensisches Gesetz, das die Einfuhr einer bestimmten Menge Alkohol für jede Person erlaubt, und es gilt auch für Zigaretten und Shisha-Tabak, aber aufgrund der Situation im Gazastreifen wird Alkohol nur in die christliche Gemeinschaft gebracht."

Er fügte hinzu: "Christen in Gaza sowie Ausländer, einschließlich derer, die in internationalen Einrichtungen arbeiten, dürfen bestimmte Mengen Alkohol einführen, sofern sie nicht für den Handel bestimmt sind. Es stimmt nicht, dass Alkohol an den Grenzübergängen nach Gaza eingeführt werden darf, denn die Tausenden von Weinflaschen, die an den Grenzübergängen beschlagnahmt wurden, werden vernichtet".

Das palästinensische Strafgesetzbuch von 1936 stellt den Konsum von Alkohol oder Rauschmitteln nicht unter Strafe, und das 2013 erlassene Gesetz über psychotrope Substanzen betrachtet Alkohol nicht als psychotrope Substanz.

Das Palästinensische Revolutionsstrafgesetzbuch von 1970, das nicht für Zivilisten gilt, sieht "eine Freiheitsstrafe oder eine Geldstrafe von 10 [ägyptischen] Pfund vor, wenn eine betrunkene Person an einem öffentlichen Ort angetroffen wird, und diese Strafe wird erhöht, wenn der Rauschzustand mit Ausschreitungen verbunden ist."

Das Gesetz über den Verkauf und die Herstellung von Alkohol aus dem Jahr 1927, das unter das zur Zeit des Mandatsgebiets Palästina geltende britische positive Recht" fällt, besagt, dass eine Person nur dann eine Destillationsanlage erwerben oder Alkohol herstellen darf, wenn sie im Besitz einer Lizenz ist, und solche Lizenzen können derzeit im Gazastreifen nicht erteilt werden.     Quelle

 

Sind Zionisten antisemitischer als Antizionisten?

Peter Beinart - 13. 12. 2021

Wahrscheinlich schon. Die Beweise deuten nicht nur darauf hin, dass Antizionismus nicht gleich Antisemitismus ist, sondern dass, obwohl einige Antizionisten tatsächlich Antisemiten sind, der Judenhass in den Vereinigten Staaten und Europa unter den Anhängern des jüdischen Staates weiter verbreitet ist. Ich werde weiter unten erklären, warum.

Doch zunächst ein Wort zu unserem Zoom-Gespräch am Freitag, den 17. Dezember. Es wird zu unserer üblichen Zeit, mittags ET, und unter dem üblichen Link stattfinden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Danach wird es bis zum neuen Jahr keine Newsletter oder Zoom-Gespräche mehr geben.

Die Telefonkonferenz an diesem Freitag wird sich mit dem Thema "Siedlerkolonialismus" befassen. Wenn Sie den pro-palästinensischen Diskurs verfolgen, haben Sie diesen Begriff wahrscheinlich schon einmal gehört. Er suggeriert, dass Israel - wie die USA und Australien - ein Land ist, das von Siedlern gegründet wurde, die die einheimische Bevölkerung dominierten und verdrängten. Wenn Sie den Pro-Israel-Diskurs verfolgen, haben Sie vielleicht gehört, dass diese Behauptung als ungenau und beleidigend zurückgewiesen wird. Von dieser Debatte hängt eine Menge ab. Und diesen Freitag werden wir sie führen.

Professor Alan Johnson ist Herausgeber der Zeitschrift Fathom und Senior Research Fellow am Britain Israel Communications and Research Center. Letzten Monat hat er einen offenen Brief verfasst, in dem er erklärt, warum Israel keine 'Siedlerkolonialgesellschaft' ist. Leila Farsakh ist außerordentliche Professorin für Politikwissenschaft an der University of Massachusetts in Boston und Autorin u. a. von Palästinensische Arbeitsmigration nach Israel: Labor, Land and Occupation. Sie wird für das Paradigma des Siedlerkolonialismus argumentieren. Es dürfte eine faszinierende Diskussion werden. Bitte nehmen Sie teil.

Nun zurück zu Antizionismus und Antisemitismus. Der französische Präsident Emmanuel Macron, der ehemalige Außenminister Mike Pompeo und der Geschäftsführer der Anti-Defamation League, Jonathan Greenblatt, sind alle der Meinung, dass Antizionismus - also die Ablehnung eines Staates, der Juden gegenüber Palästinensern bevorzugt - Antisemitismus darstellt. Das ist ein Irrtum. Der Satmarer Rebbe ist ein leidenschaftlicher Antizionist; er ist kein Antisemit. Zwanzig Prozent der amerikanischen Juden sind der Meinung, dass Israel ein demokratischer, nicht-jüdischer Staat sein sollte; auch sie sind nicht alle Antisemiten. Und die überwiegende Mehrheit der Palästinenser sind Antizionisten; warum sollten sie es nicht sein? Für die Palästinenser hat der politische Zionismus Vertreibung und Unterwerfung bedeutet. Ein jüdischer Staat bietet den von ihm kontrollierten Palästinensern entweder die Staatsbürgerschaft zweiter Klasse oder gar keine Staatsbürgerschaft. Sich dagegen zu wehren, macht Palästinenser nicht zu Antisemiten; es macht sie zu Menschen.

Die eigentliche Frage ist nicht, ob Antizionismus Antisemitismus ist. Es geht darum, wann sowohl Antizionismus als auch Zionismus sich mit Antisemitismus überschneiden. Ich sage beides, weil einige Antizionisten tatsächlich Antisemiten sind: Die Hamas-Charta von 1988 zum Beispiel verurteilte die Existenz Israels als jüdischen Staat und zitierte auch die Protokolle der Weisen von Zion, in denen behauptet wird, dass die Juden die Welt beherrschen wollen. Aber auch einige Zionisten sind Antisemiten: Arthur Balfour, der britische Außenminister, der 1917 erklärte, dass "die Regierung Seiner Majestät die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina mit Wohlwollen betrachtet", hatte sich zwölf Jahre zuvor als Premierminister für eine Gesetzgebung zur Beschränkung der jüdischen Einwanderung aus Osteuropa eingesetzt.

Denken Sie an drei Kreise: Antizionisten, Zionisten, Antisemiten. Wann überschneiden sie sich - und wann nicht?

In den USA deuten die Daten darauf hin, dass - im Gegensatz zu dem, was man von Politikern und jüdischen Führern hört - Zionisten wahrscheinlich eher Juden hassen als Antizionisten. Eine Umfrage nach der anderen zeigt, dass die Feindseligkeit gegenüber Israel in den USA heute auf der Linken viel größer ist als auf der Rechten. Und obwohl in Umfragen in der Regel nach den Ansichten der Menschen über Israel und nicht über den Zionismus gefragt wird, liegt es nahe, dass Linke, die Israel eher verurteilen, auch eher gegen den Zionismus sind. Studien über Antisemitismus deuten jedoch darauf hin, dass er auf der amerikanischen Rechten viel stärker ausgeprägt ist. Anfang dieses Jahres haben die Politikwissenschaftler Eitan Hersh und Laura Royden Amerikanern eine Reihe von Fragen gestellt, die traditionell zur Messung antisemitischer Einstellungen verwendet werden - zum Beispiel: "Juden in den Vereinigten Staaten haben zu viel Macht" und "Juden sind Israel gegenüber loyaler als gegenüber Amerika". Sie stellten fest: "Während über Antisemitismus in den USA oft durch eine "beide Seiten"-Linse geschrieben wird, deuten unsere Ergebnisse - die ersten ihrer Art, die Hypothesen durch Experimente an einer großen repräsentativen Stichprobe testen - darauf hin, dass das Problem des Antisemitismus auf der rechten Seite viel ernster ist als auf der linken." Es sei denn, Sie definieren Antizionismus als Antisemitismus, dann haben Sie eine Tautologie geschaffen: Die Amerikaner, die Juden am ehesten ablehnen, und die Amerikaner, die den Zionismus am ehesten ablehnen, sind unterschiedliche Menschen.

In Europa sieht die Geschichte ähnlich aus, allerdings mit einer beunruhigenden Wendung. In diesem Herbst veröffentlichten Andras Kovacs, Soziologe und Professor für Jüdische Studien an der Central European University, und Gyorgy Fischer, ehemaliger Forschungsleiter von Gallup in Ungarn, eine faszinierende Studie mit dem Titel "Antisemitische Vorurteile in Europa". Bis zu einem gewissen Grad ähneln die von ihnen gefundenen Beweise denen in den USA. In der Regel mögen die Westeuropäer beispielsweise Juden mehr, Israel aber weniger, während die Osteuropäer Juden weniger, Israel aber mehr mögen. In Rumänien, Polen und der Tschechischen Republik beispielsweise ist die Unterstützung für Israel und die Feindseligkeit gegenüber Juden mit am höchsten auf dem Kontinent. In Großbritannien, Schweden und den Niederlanden hingegen ist die Sympathie für Israel weitaus geringer, ebenso wie der Antisemitismus.

Die Gründe dafür sind kein Geheimnis. Kovacs und Fischer stellen eine starke Korrelation zwischen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit fest. "Antisemitismus", schreiben sie, "ist größtenteils eine Manifestation und Folge von Ressentiments, Distanzierung und Ablehnung gegenüber einem verallgemeinerten Fremden." Aus diesem Grund sind die antisemitischsten Länder Europas auch die islamfeindlichsten. Aber gerade die Fremdenfeindlichkeit, die einige Europäer - vor allem Osteuropäer - dazu bringt, Juden abzulehnen, kann sie auch dazu bringen, Israel zu bewundern. Israel verfolgt nämlich genau die Art von Einwanderungspolitik, die sich viele europäische Fremdenfeinde für ihr eigenes Land wünschen: eine Einwanderungspolitik, die Angehörige der dominanten Gruppe willkommen heißt und so gut wie alle anderen aussperrt. Und wenn Sie ein Fremdenfeind sind, der die Juden in Ihrem Land nicht mag, weil sie die ethnische und religiöse Reinheit verwässern, bietet Israel ihnen einen Ort, an dem sie mit ihresgleichen zusammen sein können. Das ist einer der Gründe, warum Arthur Balfour 1917 den Zionismus befürwortete. Ihm gefiel die Idee einer jüdischen Heimat in Palästina auch deshalb, weil er wollte, dass die osteuropäischen Juden dorthin gingen und nicht in sein Land.

Die Parallelen zur amerikanischen Rechten sind offensichtlich. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban verteufelt George Soros in klassisch antisemitischer Manier und lobt gleichzeitig Israel. Als Präsident bezeichnete Donald Trump amerikanische Juden als Geldgierige, die Israel gegenüber loyal sind oder sein sollten, während er Benjamin Netanjahu bedingungslose Unterstützung gewährte. Die ideologische Dynamik ist dieselbe. Die Juden im eigenen Land sind schlecht, weil sie die traditionellen ethnischen und religiösen Hierarchien untergraben - sowohl weil sie nicht christlich sind als auch weil sie dazu neigen, andere Minderheiten und Einwanderergruppen zu unterstützen. Aber Israel hält die ethnischen und religiösen Hierarchien aufrecht, und das macht es gut. Ann Coulter zum Beispiel, die die amerikanischen Juden oft verhöhnt, bewundert Israel vor allem deshalb, weil es die Art von Einwanderungspolitik betreibt, die sie in den USA durchsetzen möchte.

Wenn das alles wäre, was Kovacs und Fischer herausgefunden haben, könnten sich die Linken ziemlich selbstgefällig fühlen. Aber das ist nicht alles. Israelkritische Europäer äußern im Allgemeinen seltener als israelfreundliche Europäer traditionelle antisemitische Haltungen. Sie sagen seltener: "Das Leiden der Juden war eine Strafe Gottes" oder "Die Interessen der Juden in diesem Land unterscheiden sich stark von den Interessen der übrigen Bevölkerung". Kovacs und Fischer untersuchten aber auch, ob die Anti-Israel-Stimmung auf andere Weise in den Antisemitismus übergeht. Und sie fanden heraus, dass dies bei einem großen Teil der israelfeindlichen Europäer der Fall ist. Sie baten die Europäer, auf Aussagen wie "Wegen Israels Politik mag ich Juden immer weniger", "Wenn ich an Israels Politik denke, verstehe ich, warum manche Menschen Juden hassen" und "Israelis verhalten sich gegenüber den Palästinensern wie Nazis" zu antworten. Die beiden Forscher fanden heraus, dass etwa ein Viertel der Europäer, die einen Boykott Israels befürworten, all diesen antisemitischen Aussagen nicht zustimmen, ein weiteres Viertel stimmt einigen von ihnen zu, und ein weiteres Viertel stimmt allen zu.

Europäische Muslime scheinen besonders häufig zuzulassen, dass ihre Feindseligkeit gegenüber Israel ihr Bild von Juden prägt. Kovacs und Fischer stellen fest, dass die Wahrscheinlichkeit, dass europäische Muslime antisemitische Ansichten vertreten, die sich nicht auf Israel beziehen, zwar geringer ist als bei vielen christlichen Bevölkerungsgruppen in Osteuropa, dass sie aber deutlich häufiger antisemitische Ansichten vertreten, die sich auf Israel beziehen. Dies anzuerkennen ist schwierig, weil Fanatiker wie Trump und Orban den muslimischen Antisemitismus nur allzu gerne als Rechtfertigung für die in den USA und Europa grassierende Islamophobie benutzen. Mutige fortschrittliche Muslime wie Mehdi Hasan haben dies aber dennoch anerkannt. Wie er 2013 in einem Essay im New Statesman schrieb, "wird Antisemitismus in einigen Teilen der britischen muslimischen Gemeinschaft nicht nur toleriert, sondern ist Routine und alltäglich".

Offensichtlich sind europäische Muslime nicht die einzigen, die Israel und Juden miteinander in Verbindung bringen. Nicht-muslimische Antizionisten in den USA tun dies, wenn sie jüdische Studenten auffordern, für Israels Handlungen einzustehen. Das tun Zionisten auch. Donald Trump vermengte jüdische Identität und Zugehörigkeit zu Israel, als er einer Gruppe amerikanischer Juden im Jahr 2020 sagte, Israel sei "euer Land". Und jüdische Führer in der Diaspora tun dies, wenn sie behaupten, der Zionismus sei ein inhärenter Ausdruck der jüdischen Identität und keine politische Entscheidung.

Die Verwechslung von Zionismus und Jüdischsein ist sowohl für Palästinenser als auch für Juden gefährlich. Für Palästinenser ist es gefährlich, weil sie als Antisemiten gebrandmarkt werden, weil sie einen jüdischen Staat ablehnen. Für Juden ist es gefährlich, weil sie für die Handlungen dieses jüdischen Staates verantwortlich gemacht werden. Und während Antisemitismus in den USA und Europa insgesamt ein größeres Problem der Rechten als der Linken ist, ist diese besondere Form des Antisemitismus, die sich aus der Vermengung von Israel und Juden ergibt, ein Problem sowohl der Rechten als auch der Linken. Unabhängig davon, wie man zum Zionismus steht, ist dessen Bekämpfung eine gemeinsame Verantwortung, die wir alle teilen.  Quelle

 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache

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