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 KurznachrichtenArchiv - ThemenLinksFacebook   -    17. Juli  2022   -   Sponsern SieAktuelle TermineSuchen

 

Ist Deutschland eine Bananenrepublik?

Die Antisemitismus-Hysterie untergräbt die Kunstfreiheit /
Anmerkungen zum Rücktritt der Leiterin der Documenta

Arn Strohmeyer - 17.07.2022

Die Leiterin der Documenta, Sabine Schormann, konnte dem Druck der Antisemitismus-Jäger nicht mehr standhalten und hat hingeworfen. Damit ist die Documenta endgültig im Desaster versunken. Die Israel-Anhänger und die meisten Medienvertreter, die genau das wollten, können die Sektkorken knallen lassen! Was für sie ein Triumph ist, ein Sieg im Kampf gegen den Antisemitismus, wie sie ihn verstehen, ist in Wirklichkeit eine Schande für dieses Land. Es hat sie als unfähig erwiesen, die Stimme des Südens, der die furchtbare Erfahrung mit dem westlichen Kolonialismus machen musste, anzuhören bzw. seine Kunst anzuschauen.

Werner Ruf hat es so treffend formuliert: „Nicht die Stimme des Südens, der Entrechteten, ‚der Verdammten dieser Erde‘ (Frantz Fanon) soll gehört und verstanden werden, sondern die Definitionsmacht der Herrschenden wird durchgesetzt.“ Die Definitionsmacht in Politik und Kultur, das beweist der „Antisemitismus-Skandal“ der Documenta, ist die von Israel vorgegebene Erinnerungspolitik an den Holocaust. Sie ist das deutsche Staatsdogma und die deutsche Staatsräson, koste es, was es wolle. Dass die Meinungs- und die Kunstfreiheit – also wesentliche Elemente der Demokratie dabei unter die Räder kommen – , wird hingenommen, dank des höheren Wertes Israel.

Nun ist die Erinnerung an den Holocaust ja eine überaus wichtige, bedeutende und unerlässliche Sache, aber die deutsche Erinnerungspolitik ist wegen ihrer totalen Israel-Abhängigkeit schon lange ins Gerede gekommen. Da die Erinnerungspolitik immer die Magd der großen Politik ist – ganz besonders in diesem historisch schwierigen Fall –, ist das Holocaust-Gedenken auf der deutschen Seite nicht selbstbestimmt und zweckfrei, sondern vollständig im Kielwasser der Erinnerungsideologie, die sich in Israel herausgebildet hat. Das israelische Gedenken ist aber dadurch belastet, dass es den Genozid an den europäischen Juden als Staat einerseits in vieler Hinsicht für sich monopolisierend instrumentalisiert und andererseits durch seine brutale Okkupationspolitik über die Palästinenser dem sittlich-humanen Erbe, das die Holocaust-Opfer der Nachwelt verpflichtend auferlegt haben, in diametraler Weise widerspricht.

Mit diesem untragbaren und unerträglichen Widerspruch ist auch die deutsche Erinnerungspolitik belastet und sie hat wegen ihrer symbiotischen Abhängigkeit von Israel bisher nichts getan, diese spezielle Art des Widerspruchs aufzulösen. Ganz im Gegenteil, sie tut alles, um sie aufrechtzuerhalten. Das israelische Holocaust-Gedenken ist zutiefst partikularistisch-zionistisch, das heißt stammesbezogen, nationalistisch und damit antiuniversalistisch. Die deutsche Erinnerungspolitik hat die israelische Vorgabe ohne Wenn und Aber übernommen und gibt ihr eigenes Gedenken dennoch als universalistisch aus – eine verhängnisvolle historische und politische Unwahrheit. Dem Dilemma, in das sie dadurch geraten ist, kann sie nicht entkommen. Das Urteil, das man deshalb an dieser Stelle fällen muss, kann nur lauten: Solange das deutsche Gedenken sich nicht aus der Umarmung mit dem zionistischen Erinnern gelöst hat, ist es tief in der Krise, wenn nicht schon gescheitert!

Der deutsch-jüdische Historiker Alfred Grosser hat es als das Vermächtnis des Holocaust bezeichnet: man dürfe Auschwitz nur gedenken, wenn man gleichzeitig für die Gleichheit aller Menschen überall auf der Welt eintrete, also auch für die Palästinenser, das sei die zwingende Konsequenz aus Auschwitz. Das ist natürlich ein furchtbarer Hieb gegen den Besatzungs- und Apartheidstaat Israel, denn wo wird die Ungleichheit reiner und brutaler praktiziert als in Israel?

Sinn des Holocaust-Erinnerns kann es ja nur sein, zweck- und absichtsfrei der Opfer dieses Genozids zu gedenken. Aber die deutsche Erinnerungspolitik tut genau das nicht, sondern sie ist zum Erinnerungsdiktat und Herrschaftsinstrument geworden. Exekutiv schreibt sie vor, was in Deutschland gesagt und geschrieben werden darf. Richtschnur ist dabei ein instrumentalisierender Antisemitismus-Begriff, den selbst Israelis inzwischen als „infam“ und „perfide“ bezeichnen (Moshe Zuckermann), denn er dient letzten Ende nur dazu, Israels brutale Okkupationspolitik gegen Kritik abzuschirmen.

Diesem Zwangsdiktat der Holocausterinnerung ist nun auch die Documenta zum Opfer gefallen. Es sind dieselben Kreise, die die indonesische Stimme des Südens (und zu den Entrechteten und Verdammten dieser Erde gehören immer auch noch die Palästinenser) wie jetzt auf der Documenta zum Schweigen bringen. Der Holocaust und der Antisemitismus müssen als Gründe dafür herhalten, dass die Indonesier ihr Geschichtsnarrativ nicht erzählen dürfen und die Palästinenser aus der Kultur als „Antisemiten“ ausgeschlossen werden sollen. Denn sie waren es, die am Anfang der ganzen Antisemitismus-Debatte auf der Documenta standen.

Wie sehr die ganze Debatte von deutscher Hysterie bestimmt ist, belegt ein Korrespondenten-Bericht des Deutschlandfunks aus Israel und ein Interview mit Moshe Zuckermann. In Israel ist der Antisemitismus-Skandal in Kassel überhaupt kein Thema!

 

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Nach Antisemitismus-Vorfall bei Documenta

:Generaldirektorin tritt zurück


Auf der Kunstschau war ein antisemitisches Werk gezeigt worden. Die Aufarbeitung ging schleppend. Nun gibt es personelle Konsequenzen: Sabine Schormann geht.

Der Antisemitismus-Skandal bei der documenta hat Konsequenzen: Die Generaldirektorin der Ausstellung, Sabine Schormann, legt ihr Amt nieder. Die Ausstellung soll grundlegend reformiert werden. Dabei sollen externe Experten helfen, wie Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung am Wochenende beschlossen.

Bereits vor Beginn der documenta fifteen waren Antisemitismus-Vorwürfe gegen das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa laut geworden, das die 100-Tage-Ausstellung kuratiert hatte. Kurz nach der Eröffnung der Schau, die neben der Biennale in Venedig als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst gilt, wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt: Das Banner „People's Justice“ des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde erst verhüllt und dann abgehängt.

Der Aufsichtsrat äußerte am Samstag „tiefe Betroffenheit“ über die Vorgänge: Das Werk habe „eindeutig antisemitische Motive“ enthalten. Die Präsentation des Banners am Eröffnungswochenende „war eine klare Grenzüberschreitung“, der documenta sei damit „erheblicher Schaden zugefügt“ worden.   mehr >>>

 

Textsammlung: 2022 - Antisemitismusdebatte documenta

 

 

Antisemitismus auf documenta?

BIP-Aktuell #221: 

„Deutschland hat ein Problem mit seiner Erinnerungskultur“
 

Dieses Interview zwischen Matthias Lohr und BIP-Mitglied Ahmed  Tubail wurde ursprünglich von der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA) am 2. Juli 2022 veröffentlicht, mit dem Untertitel: Der Palästinenser Ahmed Tubail kritisiert die Angriffe auf die documenta. Man wolle den globalen Süden dämonisieren. Die deutsche Erinnerungskultur lasse keinen Blick von außen zu.


Mehr als 100 zivilgesellschaftliche Organisationen starten eine Kampagne zur Sammlung von einer Million Unterschriften von EU-Bürger*innen, um den europäischen Handel mit illegalen Siedlungen in besetzten Gebieten zu beenden.
Die Europäische Bürgerinitiative ist ein offizielles Instrument, um die Stimmen der EU-Bürger zu verstärken und ihre demokratische Beteiligung zu verbessern. Wenn die Initiative innerhalb eines Jahres nach ihrem Start eine Million Unterschriften von Bürgerinnen und Bürgern in allen EU-Mitgliedstaaten sammelt, ist die Europäische Kommission gesetzlich verpflichtet, den Vorschlag zu prüfen, mit den Unterzeichnern zu diskutieren und gesetzgeberische Maßnahmen einzuleiten.

Die Europäische Bürgerinitiative (EBI) unterliegt EU-Regularien:  https://www.cidse.org/de/2022/04/07/take-action-to-end-european-trade-with-illegal-settlements/
Hier kann man teilnehmen.
 
Kassel – Die documenta wird nicht nur wegen antisemitischer Motive kritisiert, sondern auch weil palästinensische Künstler einseitig auf den Nahostkonflikt schauen würden. Darüber sprachen wir mit dem Deutsch-Palästinenser Ahmed Tubail, der seit 36 Jahren in Kassel lebt.
 
In manchen Medien ist davon die Rede, die documenta sei eine Kunstschau der Schande. Für Sie auch?    mehr >>>



Quelle Facebook - um das Bild zu vergrößern auf das Bild klicken

Flüchtlingslager im Gazastreifen

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Israelische Menschenrechtsverletzungen in den besetzten palästinensischen Gebieten

 (Wöchentliches Update 23. – 29. Juni 2022)

Verletzung des Rechts auf Leben und körperliche Unversehrtheit: Ein palästinensisches Kind wurde getötet und 23 Palästinenser, darunter ein Kind und eine Frau, wurden durch das Feuer israelischer Besatzungstruppen (IOF) getötet, wobei Dutzende andere bei den IOF-Angriffen in der Westbank, einschließlich des besetzten Ostjerusalems, Erstickungsfälle erlitten.

Einzelheiten wie folgt:
Am 25. Juni 2022 erlag Mohammed ‘Abdullah Suliman (16) aufgrund einer Kopfverletzung durch eine scharfe Kugel, die die IOF einen Tag zuvor auf ihn am Eingang des Dorfes Silwad in Ramallah abgefeuert hatte. Mehr Informationen sind hier verfügbar.

Bei den Verletzten handelte es sich um Opfer der exzessiven Gewaltanwendung, die mit der Niederschlagung friedlicher Proteste und Zusammenkünfte, die palästinensische Zivilpersonen organisiert hatten, einhergingen, und zwar wie folgt:

Am 23. Juni 2022 wurden 3 Palästinenser durch das Feuer der IOF verletzt; einer erlitt eine lebensbedrohliche Verletzung bei Zusammenstößen infolge des Übergriffes der IOF auf das Dheisheh- Lager in Bethlehem. Am selben Tag wurde ein Palästinenser von einer gummi-ummantelten Stahlkugel verletzt, und zwei weitere wurden beim Übergriff der IOF auf das Ein as-Sultan-Lager im Süden von Jericho verhaftet.

Am 24. Juni 2022 erlitten 9 Palästinenser Verletzungen durch gummi-ummantelte Stahlkugeln bei Zusammenstößen infolge der Niederschlagung des wöchentlichen Protestes von Kafr Qaddoum im Norden von Qalqilya durch die IOF. Außerdem wurde ein Sanitäter des Medizinischen Hilfswerks von einem Tränengaskanister bei der Niederschlagung eines friedlichen Protestes gegen die Konfiszierung von Ländereien im Dorf Beit Dajan in Nablus im Gesicht verletzt.

Am 25. Juni 2022 wurden fünf Palästinenser, darunter ein Kind, durch gummi-ummantelte Stahlkugeln bei Zusammenstößen verletzt, die auf die Niederschlagung der IOF des wöchentlichen Protestes von Kafr Qaddoum im nördlichen Qalqilya folgten. Am selben Tag wurde eine ältere Frau bei einem Protest, den Dutzende der Bewohner des Dorfes Kisan, im Osten von Bethlehem gegen einen Crusher, den ein Siedler in der Nähe ihrer Häuser im Dorf aufgestellt hatte, organisierten, von einem Tränengaskanister am Fuß getroffen. Die IOF griff die Demonstranten an und verhaftete den Vorsitzenden des Gemeinderates sowie dessen Kind vorübergehend. Des Weiteren erlitt ein Palästinenser eine Schusswunde in den Unterleib bei Zusammenstößen mit der IOF in der Nähe eines Militärkontrollpunktes im Bab al-Zawiyia-Gebiet, im Zentrum von Hebron.

Am 26. Juni 2022 litten drei Palästinenser unter Erstickungsnot und andere erlitten Prellungen nach einem Angriff der IOF auf das Dorf An-Nabi Samuil im besetzten Ostjerusalem. Bei diesem Angriff verhaftete die IOF einen Palästinenser und beschlagnahmte Baugeräte und einen Bulldozer.

Am 27. Juni 2022 wurde ein Palästinenser bei Zusammenstößen während des Übergriffes der IOF auf das östliche Viertel in Jenin von einer scharfen Kugel am Knie getroffen. Die IOF verhaftete vier Geschwister, schlug die Heckscheibe ihres Autos ein und zog sich wieder zurück. Ebenso erlitt ein Palästinenser eine Schusswunde am Fuß und ein Kind Prellungen durch Schläge während Zusammenstößen infolge des IOF-Übergriffes auf das Jalazone-Lager, im Norden von al-Bireh. Bei dem Überfall der IOF wurden vier Palästinenser verhaftet.

Außerdem wurden 5 Schüsse der IOF auf Fischerboote vor Gazas Küste verzeichnet.

”Bis heute in 2022 tötete die IOF 64 Palästinenser, darunter 49 Zivilpersonen: 14 Kinder, 5 Frauen (eine von ihnen war die Journalistin, Shireen Abu ‘Aqlah), ein Palästinenser wurde von einem israelischen Siedler erstochen, die restlichen waren Aktivisten; 6 von ihnen wurden ermordet. Außerdem wurden bei diesen Angriffen 914 weitere verletzt, darunter 103 Kinder, 5 Frauen und 19 Journalisten, alle in der Westbank, bis auf 15 Fischer im Gazastreifen.

Landeinebnung, Zerstörungen und Bescheide

Die IOF riss ein Haus und eine Wohnbaracke ab und machte so eine 2-köpfige Familie zu Obdachlosen. Ebenso wurden von der IOF eine kommerzielle Einrichtung, 3 Zelte für das Vieh sowie 11 Schuppen abgerissen. Einzelheiten, wie folgt:

Am 26. Juni 2022 zwang die IOF einen Palästinenser, unter dem Vorwand einer nicht vorhandenen Baugenehmigung, einen Teil seines Hauses im Wadi al-Joz-Viertel, im besetzten Ostjerusalem abzureißen, in dem er und seine behinderte Frau lebten.

Am 27. Juni 2022 zerstörte die IOF das Gebäude des Gemeinderates, 4 Wohnzelte, 3 Zelte für Vieh und Geflügel sowie anderes Eigentum von 8 Familien im nördlichen Jordantal, im Osten von Tubas.

Am 28. Juni 2022 zerstörte die IOF eine Wohnbaracke und landwirtschaftliche Einrichtungen und riss Bäume im Dorf Az-Za’ayyem im besetzten Ostjerusalem aus. Am selben Tag zerstörte die IOF einen landwirtschaftlichen Raum im Dorf Nahalin, westlich von Bethlehem. Außerdem zerstörte die IOF 11 aus Stahlrohren erbaute Schuppen im Dorf Tarqumiyah in Hebron.

Am 29. Juni 2022 zerstörte die IOF einen Lebensmittelladen in der Nähe des Jalamah-Kontrollpunktes, im Norden von Jenin, und stellte Abrissbescheide für 4 kommerzielle Einrichtungen im selben Gebiet aus.

Seit Anfang 2022 machten die israelischen Besatzungstruppen 78 Familien zu Obdachlosen, insgesamt 447 Personen, darunter 91 Frauen und 210 Kinder. Das war das Ergebnis der Zerstörung von 78 Häusern und 40 Wohnzelten durch die IOF. Sie zerstörte außerdem noch 52 weitere zivile Objekte, ebnete freie Landgebiete ein und stellte Dutzende von Abriss-, Baustopp- und Evakuierungsbescheide aus.

Siedlerangriffe gegen palästinensische Zivilpersonen und ihr Eigentum:

Am 24. Juni 2022 drangen israelische Siedler in das Dorf Kisan, im Osten von Bethlehem, ein, schrieben rassistische Slogans an die Wände und hissten die israelische Flagge auf der Moschee des Dorfes.

Am 26. Juni 2022 griffen israelische Siedler aus der “Shilo”-Siedlung, im Nordosten von Ramallah, palästinensische Bauer an, die sich auf ihren Ländereien zwischen den Dörfern Turmus_Ayya und Al-Mughayyir, im Osten der Stadt, befanden. Ebenso schlug die IOF brutal auf zwei Palästinenser ein und setzte zwei Fahrzeuge in Brand.

Bis zum heutigen Zeitpunkt in 2022 führten Siedler 154 Angriffe gegen Palästinenser und ihr Eigentum in der Westbank aus.

Übergriffe der IOF und Verhaftungen von palästinensischen Zivilpersonen:

Die IOF führte 175 Übergriffe auf die Westbank, darunter das besetzte Ostjerusalem, aus. Diese Übergriffe beinhalteten Razzien und Durchsuchungen von zivilen Häusern und Einrichtungen sowie die Errichtung von Kontrollpunkten. Bei diesen Übergriffen wurden 78 Palästinenser verhaftet, darunter 6 Kinder und 2 Frauen. Ebenso führte die IOF am 29. Juni 2022 einen limitierten Übergriff im Osten des Dorfes al-Qarara aus, im Osten von Khan Yunis.

Bisher führte die IOF in diesem Jahr 4.312 Übergriffe auf die Westbank aus, darunter das besetzte Ostjerusalem, bei denen 2.776 Palästinenser verhaftet wurden, darunter 279 Kinder und 25 Frauen. Die IOF führte ebenso 22 limitierte Übergriffe im Osten des Gazastreifens auf und verhaftete 65 Palästinenser, darunter 41 Fischer, 23 Infiltratoren und 3 Reisenden am „Erez“-Übergang von Beit Hanoun.

Israelische kollektive Bestrafungs- und Absperrpolitik sowie Einschränkungen der Bewegungsfreiheit:

Mittlerweile hält die israelische Besetzung ihre illegale und unmenschliche Blockade des Gazastreifens bereits 15 Jahre lang aufrecht. Einzelheiten im monatlichen Update zu den Gaza-Übergängen, siehe: monthly update .

In d.er Westbank, darunter auch das besetzte Ostjerusalem, verhängte die IOF weiterhin Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Zusätzlich zu ihren bereits vorhandenen 108 permanenten Kontrollpunkten errichtete die IOF 92 vorübergehende Militärkontrollpunkte in der Westbank, darunter auch das besetzte Ostjerusalem.
(übersetzt von Inga Gelsdorf)

In 2022 errichte die IOF bis heute 2.098 vorübergehende Militärkontrollpunkte und verhaftete 109 Palästinenser an diesen Kontrollpunkten. temporary military checkpoints and arrested 109 Palestinians at those checkpoints   Quelle


 

Israelische Menschenrechtsverletzungen in den besetzten palästinensischen Gebieten

 (Wöchentliches Update 30. Juni- 06. Juli 2022)
 

Verletzung des Rechts auf Leben und körperliche Unversehrtheit

Zwei Palästinennser wurden getötet und 34 weitere, darunter 5 Kinder, durch Schüsse der israelischen Besatzungskräfte (IOF) verletzt, während Dutzende andere bei den IOF-Angriffen Erstickungsanfälle in der Westbank, einschließlich des besetzten Ostjerusalems, erlitten. Außerdem starb eine palästinensische Gefangene im Gefängnis aufgrund medizinischer Fahrlässigkeit, während ein Patient aus dem Gazastreifen starb, nachdem sein Gesundheitszustand sich verschlechtert hatte und ihm die Ausreise in die Westbank verweigert wurde. Einzelheiten, wie folgt:

Am 02. Juli 2022 starb eine palästinensische Gefangene, und zwar Sa’diyia Matar (64) aus Hebron, nachdem sie das Bewusstsein im israelischen „Damon“-Gefängnis verloren hatte, da sie unter mehreren Erkrankungen litt. Der Tod von Matar wirft ein Licht auf die medizinische Fahrlässigkeit in den israelischen Gefängnissen und Untersuchungseinrichtungen. Mehr Einzelheiten hier:  here.

Am 3. Juli 2022 erlag Kamel ‘Alawna (18) seinen Verletzungen, die er einen Tag zuvor durch das IOF-Feuer am Eingang zum Dorf Jaba im Süden Jenins erlitten hatte. Mehr Einzelheiten hier: here.

Am 06. Juli 2022 tötete die IOF Rafeeq Riyad Ghannam (20) kaltblütig, nachdem sie auf ihn geschossen und ihn bei ihrem Übergriff auf das Dorf Jaba in Jenin in der Nähe seines Hauses verwundet hatte. Die IOF ließ ihn mindestens 40 Minuten lang verbluten, bevor er von einem israelischen Krankenwagen abtransportiert wurde. Später wurde dann Ghannams Tod verkündet. Er erlag seinen Wunden. Sein Leichnam ist immer noch in israelischem Gewahrsam.

Unterdessen waren diejenigen, die verletzt waren, Opfer des exessiven Einsatzes von Gewalt während der Überfälle auf die palästinensischen Städte und Dörfer und der Niederschlagung der friedlichen Proteste, die von palästinensischen Zivilpersonen organisisiert wurden. Es war, wie folgt:

Am 01. Juli 2022 wurden 17 Palästinenser, darunter 5 Kinder durch gummi-ummantelte   Stahlkugeln der IOF bei den Zusammenstößen infolge der Niederschlagung des wöchentlichen Protestes von Kafr Qaddoum im Norden von Qualqilya, verletzt.

Am 02. Juli 2022 erlitten 8 Palästinenser, darunter 3 Kinder, Verletzungen durch gummi-ummantelte Stahlkugeln bei Zusammenstößen infolge der Niederschlagung des wöchentlichen Protestes von Kafr Qaddoum im nördlichen Qalqilya. Am selben Tag wurden zwei Palästinenser mit scharfer Munition in ihre Extremitäten geschossen und weitere, darunter Journalisten, erlitten Erstickungsanfälle bei Zusammenstößen mit der IOF in der Nähe eines Militärkontrollpunktes im Gebiet von Bab al-Zawiyia, im Zentrum von Hebron.  Darüber hinaus litten Dutzende von Palästinenser unter Erstickungsanfällen bei der Niederschlagung eines friedlichen Protestes gegen die Siedlungsaktivitäten im Gebiet von ‘Ein al-Baida, im Süden von Hebron.

Am 04. Juli 2022 wurde ein Palästinenser bei Zusammenstößen während des Überfall auf das Dorf Abu Dis im besetzten Ostjerusalem durch eine scharfe Kugel verletzt. Außerdem wurde ein Palästinenser von Splittern einer scharfen Kugel, die eine israelische Undercover-Einheit,  ““Mista’aravim”, in Dura in Hebron abfeuerte, verletzt, konnte jedoch entkommen. Danach trafen Nachtruppen im Zentrum von Dura ein, wo es zu Zusammenstößen kam, bei denen 4 Palästinenser durch scharfe Munition verletzt wurden; einer von ihnen erlitt lebensgefährliche Verletzungen.

Am 06. Juli 2022 wurde ein Palästinenser von einer scharfen Kugel bei Zusammenstößen während des Überfalls der IOF auf das Flüchtlingslager in Jenin am Bein verletzt. Die IOF verhaftete einen Palästinenser aus demselben Gebiet und zog sich danach zurück.

Darüber hinaus wurden  9 Schüsse der IOF auf Fischerboote vor Gazas Küste verzeichnet. Des Weiteren eröffnete die IOF dreimal das Feuer auf landwirtschaftliche Gebiete im Westen und Osten des Gazastreifens. 

In 2022 bis heute wurden 66 Palästinenser durch IOF-Angriffe getötet, darunter 51 Zivilpersonen: 14 Kinder, 5 Frauen (eine von ihnen war die Journalistin Shireen Abu ‘Aqlah), ein Palästinenser, der auf einen israelischen Siedler eingestochen hatte und der Rest waren Aktivisten; 6 von ihnen wurden ermordet. Außerdem wurden 950 andere bei diesen Angriffen verletzt, darunter 108 Kinder, 5 Frauen, und 19 Journalisten, alle in der Westbank, außerdem 15 Fischer im Gazastreifen.  Ein Gefangener und eine Gefangene starben in israelischen Gefängnissen.

Landeinebnungen, Zerstörungen, Bescheide und Siedlungsaktivität

Die IOF zerstörte 3 Häuser und machte 12 Personen, darunter 7 Kinder, obdachlos. Außerdem zerstörte die IOF eine kommerzielle Einrichtung, landwirtschaftliche Räume und ein Wassernetzwerk. Darüber hinaus übergab die IOF Baustopp-Bescheide für 4 Häuser in der Westbank.

Am 30. Juni 2022 stellte die IOF Baustopp-Bescheide für 2 Häuser im Dorf, Ma’in, und eine Blechbarracke für Vieh im Dorf al Rabya, im Süden von Hebron aus. Außerdem zerstörte die IOF einen landwirtschaftlichen Raum von 50 qm im Osten von Yatta City in Hebron.

Am 03. Juli 2022 stellte die IOF für zwei Häuser in dem Gebiet von al-‘Abadiyia und al-Kharou’a, im Süden von Hebron, Baustoppbescheide aus.

Am 04. Juli 2022 zerstörte die IOF zwei Häuser; eins von ihnen befand sich im Bau in dem Tam Qissa-Gebiet, unter dem Vorwand, der Bau sei nicht genehmigt, und machte so eine 12-köpfige Familie, darunter 7 Kinder, obdachlos. Man muss erwähnen, dass eine 10-köpfige Familie, darunter 6 Kinder, gezwungen wurde, in das im Bau befindliche Haus zu ziehen. Am selben Tag zerstörte die  IOF ein im Bau befindliches Gebäude, das aus drei Etagen bestand und auf einer Fläche von 400 Quadratmetern im Dorf As-Sawahira_ash-Sharqiya im besetzten Ostjerusalem. Während der Zerstörung griff die IOF den Eigentümer des Gebäudes und dessen Söhne an und verhaftete zwei von ihnen. Einer der Verhafteten war ein Student der Hochschule (Tawjihi) und hatte seine letzte Prüfung an dem Morgen. Außerdem zerstörte die IOF einen Wasserbrunnen im östlichen Yatta City in Hebron.

Am 05. Juli 2022 zerstörten israelische Bulldozer Stützmauern und ein Wassernetzwerk im Dorf Duma, im Südosten von Nablus. Am selben Tag zerstörte die IOF eine weißblechgedeckte Anlage von 170 Quadratmetern, die als Autoreparaturwerkstatt benutzt wird.

Seit Anfang 2022 machten die israelischen Besatzungskräfte 79 Familien heimatlos, insgesamt 448 Personen, darunter 92 Frauen und 217 Kinder. Dies war das Ergebnis der IOF-Zerstörung von 81 Häusern und 40 Wohnzelten. Die IOF zerstörte auch 54 andere Zivilobjekte, ebnete freie Landgebiete ein und stellte Dutzende von Abriss-, Baustopp- und Evakuierungsbescheiden aus.

Siedlerangriffe auf palästinensische Zivilpersonen und deren Eigentum

Am 03. Juli 2022 erlitt ein Palästinenser Prellungen, nachdem israelische Siedler ihn angegriffen haben, als er sein Land zwischen den Dörfern Kafr al-Labad und Shufa, im Süden von Tulkarm bearbeitete.

Bis heute in diesem Jahr führten Siedler 155 Angriffe gegen Palästinenser und ihr Eigentum in der Westbank aus; einer dieser Angriffe führte zur Ermordung eines Palästinensers, ein israelischer Siedler hat ihn erstochen.

Übergriffe und Verhaftungen von palästinensischen Zivilpersonen durch die IOF

Die IOF führte 178 Übergriffe auf die Westbank aus, darunter auch das besetzte Ostjerusalem. Diese Übergriffe beinhalteten Razzien und Fahndungen in Häusern und Einrichtungen von Zivilpersonen sowie die Errichtung von Kontrollpunkten. Bei diesen Übergriffen wurden 91 Palästinenser verhaftet, darunter 4 Kinder. Am 6. Juli 2022 rückte die IOF in das Dorf Silwad in Ramallah ein und führte eine breitangelegte Verhaftungskampagne durch, wobei 27 Palästinenser  verhaftet wurden. Im Gazastreifen führte die IOF am 05. Juli 2022 eine limitierte Razzia im Osten des Maghazi-Lagers aus.  Auch am 03. Juli 2022 verhaftete die IOF zwei Palästinenser, darunter ein Kind, als diese versuchten in den Osten von Rafah zu gelangen. Das Kind wurde später wieder entlassen.

Bis heute in diesem Jahr führte die IOF 4490 Überfälle auf die Westbank aus, darunter auch das besetzte Ostjerusalem, bei denen  2867 Palästinenser verhaftet wurden, darunter 283 Kinder und 25 Frauen.  Die IOF führte auch 23 limitierte Übergriffe auf den östlichen Gazastreifen aus und verhaftete 67 Palästinenser, darunter 41 Fischer, 25 Infiltratoren und drei Personen, die über den Beit Hanoun “Erez”-Übergang reisen wollten.

Israelische kollektive Bestrafungs- und Aussperrpolitik sowie Einschränkungen der Bewegungsfreiheit:

Mittlerweile hält die israelische Besatzung ihre illegale und menschenunwürdige Blockade des Gazastreifens seit 15 Jahren aufrecht.  Seit mehreren Monaten wurde keine bemerkenswerte Änderung verzeichnet, weder bei der Bewegung von Gütern an dem Karam Abu Salem-Übergang, im Südosten von Rafah, oder bei der Bewegung von Personen am Erez-Übergang im Norden von Beit Hanoun.

Aufgrund der israelischen Blockade starb Jihad Mousa Humaidan Al-Qedra (55) am 22.04.2022, nachdem die israelischen Behörden seine Ausreise aus dem Gazastreifen zur Behandlung verweigerten. Weitere Informationen hier: here.

In der Westbank, darunter auch das besetzte Ostjerusalem, verhängte die IOF weiterhin Einschränkungen der Bewegungsfreiheit seit Beginn der al-Aqsa-Intifada im Jahr 2000. Zusätzlich zu ihren 108 permanenten Kontrollpunkten errichtete die IOF 90 temporäre Militärkontrollpunkte und verhaftete drei Palästinenser an diesen Kontrollpunkten.

Am  30. Juni 2022 verschloss die IOF den Eingang zum  Jalazone-Lager, im Norden der Stadt al-Bireh für den Fahrzeugverkehr und zwang die Palästinenser so alternative schmutzige und längere Straßen zu benutzen.

Am 03. Juli 2022 schloss die IOF ein Metalldetektortor, das am Eingang zum Dorf Aboud, im Nordwesten von Ramallah für die Dauer von  5 ununterbrochenen Stunden.

Bis heute errichtete die IOF in 2022  2188  temporäre Militärkontrollpunkte und verhaftete 112 Palästinenser an diesen Kontrollpunkten.    Quelle  (übersetzt von Inga Gelsdorf) 

Beiträge geben nicht unbedingt und in allen Aussagen  die Meinung der Redaktion wieder.
 

Eine kleine Auswahl weiterer Nachrichten und  Texte,  in meist englischer Sprache

Israeli Colonizers Release Their Cattle To Graze On Palestinian Farmlands (imemc.org)

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Jeddah Summit affirms two-state solution as right path to end Palestinian-Israeli conflict

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Presidential spokesman: Visit of the US president to Palestine carries many meanings and implications

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Israeli Army Injures Many Palestinians In Beita And Beit Dajan (imemc.org)

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