
Das Ende der Lebenslüge naht
Deutschland wird seine Israel-Politik angesichts der neuen Realitäten dort radikal überdenken müssen
Arn Strohmeyer - 2.03.2023
Die deutsch-israelischen Beziehungen waren von Anfang an auf einer Lebenslüge aufgebaut. Die drückende Schuld, die die NS-Vergangenheit mit dem maßlosen Verbrechen des Holocaust bei den Deutschen zur Folge hatte, suchte nach seelischer Entlastung. Man meinte dies erreichen zu können, indem die politische Elite sich nach 1945 umgehend zum Philosemitismus bekannte. Die Sühne für den Holocaust glaubte sie dadurch leisten zu können, dass sie sich vorbehaltlos hinter den jungen Staat Israel stellte, wobei sie diesen Staat ausschließlich als Staat der Überlebenden ansah und die Tatsache, dass er ein kolonialistischer Siedlerstaat war, dessen Existenz auf der gewaltsamen Unterwerfung eines anderen Volkes beruhte, geflissentlich übersah.
Die deutsche Politik seit Konrad Adenauer unterstützte den zionistischen Siedlerstaat politisch, materiell und auch mit Waffen und schwieg zu den Verbrechen, die das Regime an den Palästinensern beging. Man machte sich also zum Komplizen eines anachronistischen siedlerkolonialistischen Staates – des letzten kolonialistischen Staates, den es auf der Welt noch gibt. Die Verleugnung der Realität ging sogar so weit, dass man immer wieder die „gemeinsamen Werte“ betonte, die es angesichts der Realitäten in Israel/Palästina gar nicht geben kann.
Dazu kam, dass die deutsche Politik die zionistische Version der Geschichte des Nahost-Konfliktes übernommen hat, ohne zu sehen, dass es sich um Mythen handelt, die das zionistische Vorgehen dort in äußerst positivem Licht erscheinen lassen und die legitimen Ansprüche der Palästinenser abwerten und delegitimieren. Diese völlige Identifizierung mit der zionistischen Sicht der Geschichte hat verhindert, dass Deutschland sich in sinnvoller, das heißt realistischer Weise in den Konflikt einbringen konnte.
Die Widersprüche und Ungereimtheiten im deutsch-israelischen Verhältnis lagen also von Anfang an offen zu Tage, wurden aber unter den Teppich gekehrt und zwangen im Umgang miteinander zu einer großen gegenseitigen Unaufrichtigkeit, denn mit der bedingungslosen Unterstützung dieses Staates, der nach Ansicht führender globaler Menschenrechtsgruppen (Amnesty International, Human Rights Watch, Betselem und andere) und auch israelischer Intellektueller ein Apartheidstaat ist, trägt die deutsche Politik die brutale völkerrechtswidrige Unterdrückung der Palästinenser mit.
Eine solche Politik steht auch in diametralen Gegensatz zu der eigentlich aus dem Holocaust sich ergebenden Verpflichtung: der Durchsetzung und dem Einhalten der Menschenrechte und des Völkerrechts absoluten Vorrang einzuräumen. Das Dilemma, in das die deutsche Politik gegenüber Israel geführt hat, ist also ganz offensichtlich. Um aber jede Kritik an dieser zur Ideologie geronnenen Politik (Stichworte: gemeinsame Werte, Israels Sicherheit als deutsche Staaträson, Verschweigen der Verbrechen an den Palästinensern) abzuwehren, wird von deutscher und israelischer Seite die schärfste Waffe eingesetzt: der Antisemitismus-Vorwurf. Ein ganzer Apparat von Beamten und öffentlich Bediensteten (Antisemitismusbeauftragte) wacht über die Einhaltung des deutschen „Israel-Katechismus“. Den Begriff hat der australisch-amerikanische Historiker Dirk A. Moses geprägt.
Nun war der Zionismus nie eine auf Frieden und Ausgleich bedachte Ideologie. Sein Ziel war immer ein rein jüdischer – also ethnisch homogener - Staat auf dem gesamten Territorium Palästinas. Um dieses Ziel zu erreichen war und ist jedes Mittel recht. Die Geschichte des Zionismus in Palästina war und ist eine einzige Geschichte der Gewalt. Man denke an die Niederschlagung des Aufstandes der Palästinenser 1936 – 1939 durch zionistische Milizen zusammen mit britischen Truppen, die Nakba 1948 mit der Vertreibung der Hälfte des palästinensischen Volkes (800 000 Menschen), die Enteignung des palästinensischen Besitzes und Eigentums nach der Nakba, die Vertreibung von 300 000 Palästinensern im Krieg von 1967 sowie die brutale Niederschlagung der beiden Intifadas.
Dazu kommt die Siedlungspolitik, die nur durch massiven Landraub möglich war. Sie machte die Gründung eines palästinensischen Staates unmöglich und entzog und entzieht diesem Volk damit immer mehr die Existenzgrundlage. Vergessen dürfen in diesem Zusammenhang auch nicht die furchtbaren israelischen Angriffe auf den völlig von der Außenwelt abgeriegelten Gazastreifen, die in gar keinem Verhältnis zur Gewalt der dort Eingeschlossenen stehen. Israels Attacken haben diese kleine völlig übervölkerte Region, die überwiegend aus von Israel vertriebenen Flüchtlingen besteht, zu einem Elendsghetto gemacht, von dem die UNO schon vor Jahren voraussagte, dass es in Kürze unbewohnbar sein werde.
Der Zionismus war also immer eine auf Gewalt beruhende Ideologie und ihre Umsetzung in der Realität beruhte dementsprechend auch auf Gewalt. Diese Seite wollte die deutsche Politik in ihrer von Schuld und Sühne bestimmten Intentionen den Juden gegenüber aber nie sehen. Die Prämissen ihrer Politik konnte die deutsche Seite auch nur behaupten, weil sie nicht zwischen Judentum, Zionismus und Israel unterscheidet, also zwischen einer ethnischen Kultur im weitesten Sinne, einer politischen Ideologie und einem Staat, der keineswegs nur aus Juden besteht, denn im Kernland sind 20 Prozent der Bevölkerung Palästinenser. Nimmt man die besetzten Gebiete hinzu, dann ist der demographische Gleichstand bereits erreicht, bzw. haben die Palästinenser bereits die demographische Mehrheit.
Das gewollte Ergebnis der zionistischen Politik war: Sie hat den Palästinensern das Land gewaltsam fortgenommen, besser gesagt: geraubt, den größten Teil der eingeborenen Bevölkerung 1948 und 1967 vertrieben, das Land mit Immigranten besiedelt, die restlichen Einheimischen werden heute als Fremde eingestuft. Nach dem Nationalstaatsgesetz von 2019 sind die Palästinenser Menschen zweiter oder dritter Klasse, nur Juden haben in Israel das Selbstbestimmungsrecht. Das ist die Realität. Jede andere Darstellung umgeht die Ursachen des Nahost-Konflikts, enthistorisiert ihn, greift also zu ungeschichtlichen Erklärungsmustern und manipuliert so die öffentliche Meinung. Mit dieser Kritik ist die Haltung aller deutschen Bundesregierungen angesprochen und auch die der deutschen Leit- und Mainstreammedien.
Nun hat sich die Situation in Israel beträchtlich radikalisiert. Eine supernationalistische und ultraorthodoxe Regierung ist an die Macht gekommen. Sie stellt aber keineswegs ein völlig neues Element in der israelischen Politik dar, sondern ist nur die konsequente Weiterentwicklung der bisherigen Entwicklung. Der israelische Sozialwissenschaftler und Philosoph Moshe Zuckermann hat 2014 (also von neun Jahren!) in seinem Buch Israels Schicksal. Wie der Zionismus seinen Untergang betreibt prognostiziert, was jetzt eingetreten ist. Er schrieb damals: Israel steht vor einer historischen Entscheidung – der Lösung des Konflikts mit den Palästinensern durch die Errichtung eines souveränen Staates an der Seite Israels oder der Lösung des Konflikts durch die Errichtung eines binationalen Staates, eines Staates also, in dem Juden und Palästinenser gleichberechtigt und gemeinsam leben können. Für Zuckermann gibt es keine andere strukturelle Möglichkeit außerhalb dieser beiden Grundpositionen.
Denn die Ablehnung der Zwei-Staaten-Lösung bedeutet durch die Einbeziehung der besetzten Gebiete in das israelische Staatsgebiet die objektive (graduelle) Entstehung einer binationalen Struktur, die, wenn sie von beiden Seiten akzeptiert würde, in einen binationalen Staat münden würde. Da Israel diese Option nicht zulassen wird, ist ein Zustand vorauszusehen, in dem die Juden in Israel/Palästina eine Minderheit sein werden. Israel würde dann ein Apartheidstaat im vollen Sinne des Wortes werden. Der Zionismus würde durch die Verweigerung der Zwei-Staaten-Lösung das Ende seines eigenen Projekts herbeiführen. Zuckermann sieht in diesem Fall zwei Möglichkeiten: einen nicht-zionistischen Neubeginn mit einem emanzipatorischen Horizont oder den „langen Weg einer ruchlosen, faschistisch-repressiven Degeneration.“
Zuckermann liegt mit seiner Analyse offensichtlich völlig richtig. Nichts deutet auf einen Neubeginn mit emanzipatorischem Horizont hin, der Weg einer Entwicklung in Richtung eines supernationalistischen und ultrareligiösen Faschismus zeichnet sich aber bereits ab. Zahlreiche Israelis stimmen dieser Prognose inzwischen zu. Der israelische Schriftsteller David Grossman spricht von einer, „tiefen verhängnisvollen Veränderung unserer Identität und des Wesens des Staates.“ Das Chaos sei da, mit all seiner Sogkraft, ebenso der innere Hass und die gegenseitige Abscheu wie auch die grausame Gewalt.
Der israelische Journalist Gideon Levy von der Tageszeitung Haaretz weist darauf hin, dass die Politik der neuen ultrarechten Regierung nur die Fortsetzung der bisherigen Politik ist: „Plötzlich fürchten alle um die Demokratie in einem Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung unter einer militärischen Tyrannei lebt, die zu den grausamsten der Welt gehört. Plötzlich macht sich jeder Sorgen um die Zukunft des Justizsystems in einem Land, in dem dieses System fast jedes Kriegsverbrechen und jedes Verbrechen gegen die Menschlichkeit legitimiert und sich offen über das Völkerrecht hinwegsetzt. Plötzlich regt sich jeder über die mögliche Entkriminalisierung von Betrug und Untreue auf, in einem Land, in dem das Verbrechen des Mordes fast vollständig abgeschafft wurde, sofern der Mörder ein Soldat oder ein Siedler und das Opfer ein Palästinenser ist.“
Levy sieht im Siedlungsbau die Wurzel des israelischen Apartheidregimes und lehnt es ab, Israel eine Demokratie zu nennen, weil es in dem Land immer (mit Ausnahme einiger Monate vor dem Sechs-Tage-Krieg) eine Militärherrschaft über die Palästinenser gab und gibt. Die israelische Soziologin Eva Illouz spricht in einem Interview mit dem Spiegel von einem „regime change“ in Israel und vergleicht die Radikalen, die jetzt im Land die Macht haben, mit dem faschistischen Ku-Klux-Klan in den USA. Sie richtet in dem Interview auch klare Worte an die Deutschen, die immer noch vom Holocaust traumatisiert auf Israel schauten und gar nicht verstehen wollten oder könnten, was in Israel vor sich gehe: „Man kann einen souveränen, militärisch starken Staat nicht behandeln, als wäre er ein geschundenes Volk. Aber viele Deutsche können das nicht unterscheiden. Ein moralisch wie analytischer Fehler“, sagt sie.
Wegen ihrer Holocaust-Traumatisierung könnten die Deutschen zudem nicht unterscheiden, wann ein Land [wie Israel] Beistand brauche und wann es zur Ordnung gerufen werden müsse. Und im Zusammenhang mit der hysterischen Antisemitismus-Debatte in Deutschland merkt sie an: „Der deutsche Umgang mit Israel und dem Judentum hat etwas Quasireligiöses. Eine Art Büßerritual? Um rein zu sein, muss man offenbar auf der Seite der Juden stehen, immer.“ Ein solches Verhalten bringe aber weder den Juden noch Israel etwas. Deutschlands Israel-Freunde könnten nur eins tun, wenn sie diesem Staat helfen wollten: für ein Ende der Besatzung sorgen.
In der Ampelkoalition in Berlin gilt aber wie in allen vorherigen deutschen Regierungen das Prinzip Realitätsverleugnung, also wie der Strauß den Kopf in den Sand stecken. Der letzte Beleg dafür war der Besuch des neuen israelischen Außenministers Eli Cohen in Berlin Anfang des Monats. Außenministerin Annalena Baerbock bewies bei dieser Gelegenheit, wie heuchlerisch und verlogen ihr außenpolitischer Ansatz einer „menschenrechtsorientierten Außenpolitik“ ist. Die grüne Ministerin, die ja behauptet, „vom Völkerrecht her zu kommen“, hat an Israels permanenten Verstößen gegen dieses Recht nichts einzuwenden. Sie spulte weiter die üblichen Phrasen zum deutsch-israelischen Verhältnis ab: die einzigartigen Beziehungen wegen des Holocaust, die Verbundenheit durch die gemeinsamen Werte (!) sowie die Sicherheit Israels als deutsche Staatsräson.
Israel sei, so Baerbock, wie kein anderes Land vom Terror bedroht. Über die Ursachen des Terrors im Besatzungsstaat Israel hat die Ministerin offenbar noch nicht nachgedacht. Sorge bereitet ihr auch die von der neuen israelischen Regierung geplante Justizreform und die Absicht, die Todesstrafe einzuführen. Dass es die Todesstrafe in Form von Liquidierungen von Palästinensern dort längst gibt und die Täter – Soldaten, Polizisten oder Siedler – nie bestraft werden, ist der Ministerin offenbar auch entgangen. mehr >>>
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Palästinensische Häuser |

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Am fünften Tag in Folge erzwingen israelische Besatzungssoldaten weiterhin die Schließung palästinensischer Geschäfte in der Stadt Hawwara südlich von Nablus. |

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Ein
palästinensischer Mann geht zwischen verbrannten Autos auf einem
Schrottplatz nach einem Siedleraufstand in der Stadt Huwara in der Nähe
der Stadt Nablus im Westjordanland, 27. Februar 2023.
Huwara könnte Israel wegen Kriegsverbrechen anklagen
Wenn die Behörden keine Ermittlungen zu dem Amoklauf vom Sonntagabend
einleiten, könnte dies der Internationale Gerichtshof tun
David Kretzmer - 28. 2. 2023 - Übersetzt mit DeepL
Israel hat den tiefsten Punkt seiner
74-jährigen Geschichte erreicht. Das Land befindet sich in Aufruhr wegen
des Plans der Regierung für etwas, das man nur als
"Verfassungsrevolution" bezeichnen kann. Als ob dies nicht schon genug
wäre, ist der für die Polizei zuständige Minister einer der extremsten
und rassistischsten Politiker des Landes, der in der Vergangenheit wegen
Aufstachelung zum Rassismus verurteilt wurde, während ein radikaler
Führer der Siedlerbewegung als "zweiter Verteidigungsminister" für
zivile Angelegenheiten im Westjordanland zuständig ist. Gestern wurden
wir Zeuge der Früchte dieser politischen Ausrichtung.
Nach einem schrecklichen Angriff eines Palästinensers, der zwei junge
Männer, die Brüder Hallel und Yagel Yaniv, ermordete, randalierten
Mitglieder der Siedlergemeinschaft. Sie verübten ein Pogrom im Dorf
Huwara und zündeten Häuser und Fahrzeuge an. Ein Dorfbewohner wurde
getötet, viele wurden verletzt und Dutzende von Häusern wurden in Brand
gesteckt.
Und wo war die Armee? Es gab Vorwarnungen, dass Racheakte gegen
palästinensische Gemeinden geplant waren, und dennoch ging die Armee
nicht in Stellung, um die Anwohner zu schützen. Als die
Sicherheitskräfte schließlich doch vor Ort eintrafen, gelang es ihnen
nicht, die Gewalt einzudämmen. Noch bedrückender war die Unterstützung
des Pogroms durch führende Mitglieder der Koalition. Der Finanzminister,
der auch "zweiter Verteidigungsminister" ist, postete ein "Like" zu
einem Tweet des stellvertretenden Vorsitzenden des Schomron-Rates, der
dazu aufrief, "Huwara heute auszulöschen". Der Vorsitzende des
Knessetausschusses für nationale Sicherheit brachte seine volle
Unterstützung für das Pogrom zum Ausdruck. Ein Knessetmitglied schloss
sich den Randalierern in Huwara an, um ihre Unterstützung für das zu
zeigen, was sie als "ihren Protest" bezeichnete.
Wenn wir einen Premierminister haben, dem es nur darum geht, aus dem
Gefängnis zu kommen, und der wie üblich alle anderen für die sich
verschlechternde Lage im Land verantwortlich macht, hat es wenig Sinn,
über demokratische oder moralische Werte zu sprechen. Reden wir also
lieber über das Gesetz.
Verantwortung für den Schutz
Nach internationalem Recht unterliegt das Westjordanland den Regeln
eines kriegerischen Besatzungsregimes. Die IDF haben die Pflicht, für
Recht und Ordnung in dem Gebiet zu sorgen und die örtliche Bevölkerung
"vor allen Gewaltakten oder deren Androhung" zu schützen. Im Rahmen
dieser Pflicht müssen die IDF die Bevölkerung nicht nur schützen, wenn
sie angegriffen wird, sondern sie müssen auch diejenigen verhaften und
strafrechtlich verfolgen, die für die Verletzung der Grundrechte der
Bevölkerung verantwortlich sind. Sonntagnacht haben die IDF bei der
Erfüllung beider Teile dieser Pflicht kläglich versagt. Es ist schwer zu
sagen, was schlimmer ist: dass das Versagen auf Inkompetenz oder
Nachlässigkeit zurückzuführen ist, oder dass die Kommandeure aus
politischen Gründen keine Konfrontation mit den Siedlern eingehen
wollten, die in der derzeitigen Regierung, einschließlich der des
"zweiten Verteidigungsministers" und des Ministers für nationale
Sicherheit, massive politische Unterstützung genießen.
Zivilisten können für die Begehung von Kriegsverbrechen verantwortlich
gemacht werden. Zu den Kriegsverbrechen gehören unter anderem die
"vorsätzliche Verursachung großer Leiden oder schwerer Verletzungen des
Körpers oder der Gesundheit" und die "umfangreiche Zerstörung von
Eigentum, die nicht durch militärische Notwendigkeit gerechtfertigt ist
und rechtswidrig und mutwillig durchgeführt wird". Die Behörden sind
rechtlich verpflichtet, die für diese Kriegsverbrechen verantwortlichen
Personen zu verfolgen. Tun sie dies nicht, können die Täter vor dem
Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag und vor nationalen
Gerichten in anderen Ländern angeklagt werden, die ihre universelle
Zuständigkeit im Rahmen der Vierten Genfer Konvention ausüben, die für
alle Staaten der Welt verbindlich ist. Es sei daran erinnert, dass der
Ankläger des IStGH bereits untersucht, ob in "der Situation in
Palästina" Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit
begangen wurden. Wenn die Behörden nicht die Kurve kriegen und eine
Untersuchung der in Huwara begangenen Verbrechen einleiten, mit der
vollen Absicht, die Verantwortlichen strafrechtlich zu verfolgen, kann
der IStGH-Ankläger dies an ihrer Stelle tun.
Und was ist mit denjenigen, die die Randalierer angestiftet oder ihre
Unterstützung für ihre Aktionen zum Ausdruck gebracht haben? Auch sie
können wegen Anstiftung zu Kriegsverbrechen international strafrechtlich
zur Verantwortung gezogen werden.
Im internationalen Recht hat sich eine Doktrin entwickelt, die sich auf
den Begriff der R2P, der Verantwortung zum Schutz, stützt. Wenn ein
Staat es versäumt, diejenigen zu schützen, zu deren Schutz er rechtlich
verpflichtet ist, hat die internationale Gemeinschaft die Pflicht, sie
zu schützen. Stehen wir vor dem Tag, an dem die internationale
Gemeinschaft beschließt, dass es an der Zeit ist, diese Doktrin in Bezug
auf das Westjordanland geltend zu machen? Der Internationale Gerichtshof
wird in Kürze zusammentreten, um die Argumente im Zusammenhang mit dem
von ihm angeforderten Gutachten zum Status Israels im Westjordanland zu
hören. Der Gerichtshof muss sich mit der Frage befassen, wie sich
"Israels Politik und Praxis ... auf den rechtlichen Status der Besetzung
auswirken und welche rechtlichen Konsequenzen sich für alle Staaten und
die Vereinten Nationen aus diesem Status ergeben". Wie werden die
Reaktionen Israels auf Huwara die Stellungnahme des Gerichtshofs
beeinflussen?
Das Gründungsdokument Israels sieht einen Staat vor, "der auf den
Geboten der Freiheit, der Gerechtigkeit und des Friedens beruht, die von
den hebräischen Propheten
gelehrt wurden". Wie traurig ist es, dass wir uns nun möglicherweise auf
die internationale Gemeinschaft verlassen müssen, um sicherzustellen,
dass wir dieses Versprechen einhalten. Quelle |

Palästinensische Einwohner von Huwara gehen am Morgen des 27. Februar
2023, nachdem israelische Siedler in ihrer Stadt im Westjordanland
gewütet haben, durch ihre verbrannten Häuser, Autos und Geschäfte. (Oren
Ziv)
Sie brannten
unser Haus mit Kindern darin nieder. Die Armee hat uns nicht
durchgelassen.
Kinder, die von Siedlern gefangen gehalten werden. Ein
verstümmeltes Haustier. Checkpoints, die Hilfe blockieren. Eine
palästinensische Familie berichtet über die schreckliche Nacht des
Huwara-Pogroms.
Yuval Abraham - 2. März 2023 - Übersetzt mit DeepL
Als vor sechs Jahren ihr erster Sohn
geboren wurde, beschlossen Uday Dumeidi und seine Frau Ahlas, ein
rothaariges Kätzchen zu adoptieren. Sie bauten ein kleines Haus in einer
kleinen Straße in der Stadt Huwara im besetzten Westjordanland, direkt
neben einem Olivenhain. Sie nannten ihren Jungen Taym, was von einem der
arabischen Wörter für "Liebe" stammt, und ihre Katze Bousa, was "Kuss"
bedeutet. So erzählte mir Dumeidi die Geschichte, während er zitternd
über einer dunklen Blutlache schwebte.
In der Nacht des Huwara-Siedlerpogroms am vergangenen Sonntag
verstümmelte jemand die Katze und ließ sie im Hof der Familie Dumeidi
zurück, direkt neben dem Gästezimmer, das vollständig verbrannt wurde.
In der Nacht nach dem Pogrom standen Dumeidi und ich schweigend vor den
geschwärzten Wänden und dem Blut, das auf dem Boden geronnen war. Eine
leere Dose Katzenfutter, ein glitzerndes Kissen, auf dem die Katze
geschlafen hatte, und Glasscherben lagen auf dem Boden. Dumeidi sagte,
dass er Tiere seit seiner Kindheit liebt und weiß, wie er mit ihnen
kommunizieren kann. "Sie sind wie ein Spiegel meiner Gefühle", sagte er.
Nach der Gewalttat breitete sich in der Stadt eine Stille aus. Nur
wenige trauten sich, ihre Häuser zu verlassen. Früher am Tag ging ich
auf der Hauptstraße auf dem Weg zu Udys Haus spazieren; Soldaten standen
neben den verschlossenen Geschäften, neben ausgebrannten Autos, und nur
israelische Fahrzeuge durften in die Stadt fahren, deren Hauptstraße als
zentrale Arterie für den Siedlerverkehr dient, der das Westjordanland
von Norden nach Süden durchquert.
Ein Auto bremst neben mir ab. "Was glotzt du so?" hörte ich eine Stimme
aus dem Wageninneren brüllen. Bevor ich antworten konnte, sprangen zwei
israelische Siedler aus dem Auto. Erst als ich ein Wort auf Hebräisch
sagte, kehrten sie zum Auto zurück und fuhren davon.
Nach Angaben der Stadtverwaltung von Huwara setzten die Siedler
mindestens 10 Häuser in Brand. Israelischen Berichten zufolge nahmen 400
Siedler an dem Pogrom teil, um sich für die Ermordung von Hillel und
Yagel Yaniv, zwei Brüdern aus der nahe gelegenen Siedlung Har Bracha, zu
rächen. Dies ist die Geschichte einer der Familien, die dieses Pogrom
überlebt haben.
Vorbereitung auf das, was danach kommt
Es begann um 18.00 Uhr, sagte Dumeidi. Er war gerade bei der Arbeit, als
seine Frau ihn anrief. "Sie sagte, [die Siedler] würden in unser Haus
einbrechen. Ich hörte Schreie im Hintergrund. Meine beiden Kinder
schrien am Telefon: 'Papa komm, Papa komm.'"
Ahlas, die Frau von Dumeidi, sagte, sie habe ihre beiden kleinen Söhne
im Badezimmer eingeschlossen. Vom Fenster aus habe sie die Angreifer
gesehen. Sie erzählte die Ereignisse, ohne eine Pause zu machen.
"Draußen standen Dutzende von Siedlern, sie umstellten das Haus. Zuerst
schlugen sie alle Fenster ein. Dann zündeten sie mit Benzin getränkte
Tücher an und versuchten, das Haus durch die Fenster in Brand zu setzen.
Es gelang ihnen, ein Zimmer in Brand zu setzen. Das Fenster im
Badezimmer ist furchtbar klein, deshalb habe ich die Kinder dort
versteckt. Sie versuchten, durch die Tür zu kommen. In diesem Moment,
ich weiß nicht, was passiert ist, bin ich einfach erstarrt. Ich konnte
mich nicht mehr bewegen." Irgendwann während des Angriffs versuchten die
Siedler auch, den Gastank im Hof in Brand zu setzen, in der Hoffnung, er
würde explodieren. Glücklicherweise ist er nicht explodiert.
Die siedlungskolonialen Ursprünge von Israels Verfassungskrise
Ahlas verließ Huwara am Montagmorgen und kehrte zu ihrem Elternhaus in
der Stadt Salfit zurück. Sie nahm ihre beiden Kinder Taym und den
vierjährigen Jood mit, die in der Nacht zuvor wegen einer
Rauchvergiftung ärztlich behandelt worden waren. Seitdem können sie nur
schwer schlafen.
Mehrere Familien in Huwara gaben an, dass sie ihre Kinder vorübergehend
an einen sichereren Ort gebracht haben, meist zu Verwandten in größeren
Städten wie Nablus und Salfit. Huwara ist eine Kleinstadt im "Gebiet B"
des Westjordanlandes, was gemäß den Osloer Abkommen bedeutet, dass die
palästinensische Polizei keine Sicherheitsbefugnisse hat und nicht ohne
Abstimmung mit der israelischen Armee handeln darf. Die israelischen
Soldaten sind also diejenigen, die die Palästinenser in diesen Gebieten
schützen sollen. Es hat genügend Vorfälle gegeben, die zeigen, dass die
Soldaten in der Praxis den Siedlern Deckung für ihre Angriffe geben. Die
Palästinenser sind somit gezwungen, sich selbst zu verteidigen.
Ich traf Dumeidi, als er allein zu Hause saß, inmitten von Glasscherben.
Später kamen einige Verwandte zu ihm, um sich zu schützen, falls sie
erneut angegriffen würden.
In dieser Nacht rief Ahlas ihn mehrmals von Salfit aus an und sorgte
sich um sein Wohlergehen. Jedes Mal entschuldigte sich Dumeidi bei mir,
schaute weg und sprach leise in das Telefon. Er sagte ihr, dass er im
Moment ruhig sei. Dass sie auf alles vorbereitet sind, was als nächstes
passiert. Er fragte sie, ob sie etwas gegessen habe, dann fragte er sie,
was sie gegessen habe, und seine Augen quollen plötzlich über vor
Tränen.
Du bist ganz allein
In der Nacht des Pogroms brauchte Dumeidi wegen der Kontrollpunkte der
Armee eine Stunde, um sein Haus zu erreichen. "Ich stand auf der
Hauptstraße in der Nähe meines Hauses, auf dem Höhepunkt des Angriffs,
aber die Soldaten ließen mich nicht passieren", erzählt er. "Ich bin
durchgedreht. Ich kann nur ein wenig Hebräisch. Mein Vater war bei mir,
und er rief ihnen auf Hebräisch zu: 'Sie brennen unser Haus nieder, es
sind kleine Kinder und Frauen darin! Aber sie haben uns nicht
durchgelassen."
Dumeidi beschrieb, wie er sein Handy herausnahm, um den Soldaten ein
Foto von Jood zu zeigen, das er als Bildschirmschoner verwendet. "Aber
sie hatten keine Zeit, sich das Foto anzusehen, weil meine Frau anrief.
Ich stellte sie auf Freisprechen, damit sie es hören konnten. Alles, was
man hören konnte, waren Schreie. Ich erinnere mich, dass ich jemanden
[einen der Siedler] auf Hebräisch schreien hörte: 'Mach auf, du
Schlampe'. Daraufhin ließ mich einer der Soldaten durch."
Mehrere andere Zeugen, die während des Pogroms verwundet wurden,
erzählten ähnliche Geschichten. Unmittelbar nach dem Angriff verhängte
die Armee eine Ausgangssperre über Huwara. Der Verkehr nach und
innerhalb der Stadt wurde durch Kontrollpunkte abgeriegelt. Gegen 18.00
Uhr durchbrachen Hunderte von Siedlern die Absperrungen. Mindestens eine
Stunde lang setzten die Angreifer Häuser im Dorf in Brand, während
Soldaten am Rande des Dorfes standen und die Anwohner am Betreten des
Dorfes hinderten.
Dumeidi rannte zu seinem Haus. Die Luft war rot von den Bränden, sagte
er. Die Angreifer hatten sich nach Angaben der Bewohner in Gruppen
aufgeteilt und gingen relativ organisiert vor. Um Dumeidis Haus herum
befanden sich 30 Personen, von denen ein kleiner Teil maskiert war.
Einige hielten Steine, Molotowcocktails und Metallstangen in der Hand.
Andere waren mit Waffen bewaffnet. Sie versuchten, das Haus in Brand zu
setzen. Er näherte sich ihnen von hinten.
"Ich dachte mir: Wie kann ich so in das Haus kommen? Also habe ich
versucht, so zu tun, als wäre ich einer von ihnen. Ich nahm Steine in
die Hand, setzte mir eine Kapuze auf den Kopf und stellte mich neben
sie. Es hat funktioniert. Vom Fenster aus rief ich meiner Frau zu: 'Ich
bin hier, ich bin hier.' Da erkannten sie, wer ich war, dass ich der
Besitzer des Hauses war. Sie begannen, Steine auf mich zu werfen."
Dumeidis Rücken trägt noch immer die Spuren der Steine. Als ich ihn
traf, hinkte er auch von den Schlägen, die er eingesteckt hatte.
Als Dumeidi sich seinem Haus näherte, sah er seine Mutter bewusstlos
neben der Eingangstür des Nachbarhauses liegen, wo sie mit seiner
Großmutter lebt. Er ging sofort über den Hof zum nächsten Haus, wo er
seine Großmutter im Wohnzimmer vorfand.
"Sie ist 87 Jahre alt und leidet an einer neurologischen Krankheit",
sagte er. "Sie lag im Wohnzimmer auf dem Boden, zitterte, und aus ihrem
Mund kam etwas, das wie Schaum aussah. Ihre Augen waren offen, aber die
Pupillen waren nicht sichtbar. Sie konnte nicht sprechen. Ich weiß
nicht, wie ich beschreiben soll, was ich fühlte. Wohin sollen wir gehen,
um meiner Mutter, meiner Großmutter und den Kindern zu helfen? Während
ich mich um meine Mutter kümmere, sehe ich, wie die Siedler von außen
alles zerstören. Man ist völlig allein und muss sich selbst schützen.
Eine vertraute Dynamik
Zwei palästinensische Augenzeugen berichteten, dass während dieser Zeit
mehrere israelische Soldaten neben den Siedlern standen. "Sie haben
einfach nur zugesehen", stimmt Dumeidi zu.
Als irgendwann weitere Verwandte und Nachbarn am Haus ankamen, begannen
die Palästinenser, Steine, Tassen und andere Küchenutensilien auf die
Siedler zu werfen. Die Soldaten begannen daraufhin, die Siedler
zurückzudrängen, während sie Tränengas auf die Palästinenser abfeuerten,
bevor einer der Soldaten das Feuer auf die Bewohner eröffnete. Nach
Angaben von Zeugen und der örtlichen Klinik in Huwara wurden vier
Palästinenser bei der Verteidigung ihres Familienhauses durch Schüsse
verwundet; drei wurden ins Bein geschossen, ein weiterer wurde am Arm
getroffen.
Es handelt sich um eine bekannte Dynamik, die sich bei ähnlichen
Angriffen im gesamten Westjordanland wiederholt. Eine Gruppe
israelischer Siedler dringt in ein Dorf ein, und als die Einwohner sie
mit Steinen bewerfen, schießen Soldaten auf die Palästinenser, um die
angreifenden Israelis zu schützen. Auf diese Weise wird der Angriff
verlängert - und endet manchmal tödlich.
Seit 2021 hat die Armee mindestens vier Palästinenser in Dörfern im
nördlichen Westjordanland bei dokumentierten Angriffen durch maskierte
Siedler getötet: Muhammad Hassan, 21, in Qusra; Nidal Safdi, 25, in Urif;
Hussam Asaira, 18, aus Asira al-Qabilyia; und Oud Harev, 27 Jahre alt,
in Ashaka. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Sameh Aqtesh, der am
Sonntag bei den Ausschreitungen in Huwara getötet wurde, unter ähnlichen
Umständen ums Leben gekommen wäre, auch wenn die genauen Umstände seines
Todes noch nicht vollständig bekannt sind.
Den Nachbarn, die Dumeidi zu Hilfe kamen, gelang es schließlich, die
Angreifer zu vertreiben. Die Siedler verbrannten ein Zimmer und stahlen
Uhren, einen Fernseher und einen Laptop. "Sie haben alles von innen
herausgenommen, und der letzte, der herauskam, hat das Zimmer
verbrannt", sagte Dumeidi. Als die Familie nach draußen kam, fand sie
ihre Katze Bousa verstümmelt vor.

Palästinensische Einwohner von Huwara gehen am Morgen,
nachdem israelische Siedler in ihrer Stadt im Westjordanland gewütet
haben, zwischen ihren verbrannten Häusern, Autos und Geschäften umher,
27. Februar 2023. (Oren Ziv)
Ist es nicht eine Schande, so zu sterben?
Als ich spät in der Nacht zu meinem Auto ging, um die Rückfahrt nach
Jerusalem anzutreten, hörte ich von einem der Dächer ein Pfeifen. Eine
Gruppe von 10 palästinensischen Männern stand über mir auf dem Dach
eines Hauses, dessen Fenster alle eingeschlagen worden waren, und wies
mich an, vorsichtig zu sein. Sie sagten mir, ich solle langsam in ihre
Richtung gehen, weil sie vom Dach aus sahen, dass gerade wieder Siedler
in das Dorf eingedrungen waren. Jemand kam herunter, öffnete ein
verschlossenes Tor und nahm mich mit nach oben. Sie schlugen mir vor,
mit ihnen zu warten, bis der Sturm vorüber sei, und sagten mir, ich
solle hoffen, dass sie mein Auto, das an der Hauptstraße geparkt war,
nicht anzünden würden.
Auf dem Dach sah ich zwei mit Steinen gefüllte Eimer und einige
Steinschleudern. Die Gruppe erklärte, dass während des Pogroms niemand
in der Lage war, rechtzeitig zum Schutz seiner Häuser zu kommen, weshalb
die Siedler so viel Schaden anrichten konnten. Etwa 15 Verwandte und
Nachbarn waren eine Stunde lang auf kurvenreichen Straßen von Nablus aus
unterwegs, um die Kontrollpunkte der Armee zu umgehen und Huwara zu
erreichen. Es ist wichtig, hier zusammen zu sein, als Familie, falls
etwas passieren sollte, sagten sie.
Es war dunkel. Jemand bot mir einen Mantel an. Auf den Dächern um uns
herum saßen ebenfalls viele Familien und schauten zu. Sie warteten.
Unten, auf der ruhigen Hauptstraße, leuchteten weiße Lichter. Oben ist
ein hoher Berg, eine runde Silhouette, und an seiner Spitze ein dünner
Lichtstreifen. Das sind die Häuser der Siedlung Yitzhar. Plötzlich
blinkt ein Telefon. Jemand erhielt eine Nachricht. "Es gab einen Angriff
in Jericho, es gibt Verletzte." Jemand anderes fragte mich, ob es
stimme, dass es in Israel Demonstrationen gegen das Pogrom gebe.
Als er hörte, dass ich Jude bin, streckte der älteste Mann in der Gruppe
seine Hand aus und sagte in fließendem Hebräisch: "Wozu ist das alles
gut? All diese Menschen, die sterben, auf unserer Seite und auf eurer
Seite. Ist es nicht eine Schande, so zu sterben, für Land? Es ist unser
Schicksal, hier gemeinsam zu leben." Er sagte, dass er sein ganzes Leben
lang in Israel gearbeitet und an Dialoggruppen teilgenommen habe und
dass echter Frieden nötig sei, mit Gleichheit und Respekt für sein Volk,
das "als Untertanen zweiter Klasse der Armee mit grünen Ausweisen" lebe.
Ein junger Mann neben ihm grinste. Dann sagte er zu mir auf Arabisch:
"Schau, schau", während er einen Stein aufhob, ihn in die Schleuder
legte und losließ. Der Stein prallte gegen die Wände des Daches. Er bot
mir eine Zigarette an. Ich versuchte, das Eis zu brechen, indem ich
sagte, dass es so aussah, als würde es bald einen Krieg geben. "Schön
wär's", antwortete er lässig.
Es stellte sich heraus, dass wir beide genau gleich alt sind. Aber er
hat das Westjordanland noch nie verlassen. Er hat weder das Meer gesehen
noch Jerusalem besucht. Sein Vater wurde während der zweiten Intifada
inhaftiert, und seitdem steht die gesamte Familie auf der schwarzen
Liste des Shin Bet, was bedeutet, dass sie keine Genehmigungen erhalten
und von Zeit zu Zeit von Soldaten an Kontrollpunkten angehalten werden.
Er konnte fast kein Hebräisch. Wie alle jungen Männer, die dort auf dem
Dach wachsam warteten, gehört er zu einer Generation, die in das
israelische Genehmigungsregime und in den Schatten der Trennmauer
hineingeboren wurde.
Wir sprachen eine Stunde lang über die Gewalt. Er sagte, sie habe seit
der Wahl der neuen Regierung zugenommen, aber es habe sie immer gegeben.
Er sprach über die Frustration mit der Palästinensischen
Autonomiebehörde, die "alles tut, was Israel sagt" und nur die Besatzung
aufrechterhält, und wie er hofft, dass sich schon etwas ändern wird -
selbst wenn es ein Krieg ist - solange es eine Veränderung gibt. Er
erzählte mir von einem seiner Freunde, der von Soldaten erschossen
wurde, weil er Steine geworfen hatte, und wie er seitdem in einer Wut
ist, die ihn nicht mehr loslässt.
Unter uns versuchte eine Gruppe von Siedlern, die israelische Flaggen
trugen, erneut in Huwara einzudringen. Diesmal wurden sie von
Soldaten daran gehindert. Wenigstens auf diesem Dach verlief die Nacht
ruhig. Quelle
|

Nawal Domedi
betrachtet den Eingang zu ihrem Haus, das bei einem Siedlerpogrom in der
palästinensischen Stadt Huwara im Westjordanland am 28. Februar 2023
niedergebrannt wurde. (Oren Ziv)
Warum es
keine zwei Seiten des Huwara-Pogroms gibt
Huwara ist keine Geschichte von "zwei Seiten, die
sich gegenseitig bekämpfen". Es ist die Geschichte einer regionalen
Supermacht, die Millionen von entrechteten Menschen mit Füßen tritt.
Haggai Matar - 2. März 2023 - Übersetzt mit DeepL
Am Sonntagmorgen erschoss ein
palästinensischer Mann zwei israelische Siedler - die jungen Brüder
Hillel und Yagel Yaniv - als sie durch die palästinensische Stadt Huwara
im besetzten Westjordanland fuhren. Später am selben Tag randalierten
Hunderte von Siedlern stundenlang in Huwara und mehreren benachbarten
Dörfern, zündeten Dutzende von Autos und Häusern (in denen sich zum Teil
Menschen befanden) an, warfen Steine auf Krankenwagen, verletzten
Palästinenser und töteten Vieh. Ein palästinensischer Mann, Sameh Aqtash,
wurde entweder von Siedlern oder von Soldaten, die sie schützten,
erschossen.
Der Angriff auf Huwara, den viele als Pogrom bezeichnen, hat in Israel
einen öffentlichen Aufschrei gegen die Siedler ausgelöst, die ihn verübt
haben. Tausende gingen am Montagabend in mehreren Städten auf die
Straße, um gegen die Besatzung und aus Solidarität mit den Menschen in
Huwara zu protestieren. Innerhalb von 24 Stunden spendeten die Israelis
über eine Million Schekel zur Unterstützung der Opfer.
Nachrichtenkommentatoren und Knessetabgeordnete der Opposition
kritisierten scharf die Siedler, die Armee, die nichts unternahm, um sie
zu stoppen, und hochrangige Regierungsminister, die zur Auslöschung der
Stadt aufriefen (einer dieser Minister, Finanzminister Bezalel Smotrich,
wiederholte diese Botschaften der ethnischen Säuberung auch nach dem
Ereignis). Politische Führer aus aller Welt folgten diesem Beispiel
umgehend. Am Mittwoch, während der massiven Proteste zum "Tag der
Störung" im ganzen Land, riefen Demonstranten den Polizisten zu: "Wo
waren Sie in Huwara?".
Als Reaktion darauf haben viele in der israelischen Rechten und ihre
Lakaien in der Hasbara-Welt argumentiert, es sei voreingenommen, sich
"nur" um Angriffe von Juden auf Palästinenser zu kümmern und die Tötung
der beiden israelischen Brüder durch einen Palästinenser zu ignorieren.
Zu dieser Behauptung gibt es viel zu sagen, und das Folgende ist ein
Versuch, dies in aller Kürze zu tun:
1. Es ist tragisch, dass Menschen getötet werden. Alle Menschen.
Menschlich zu sein bedeutet, sich zu sorgen und zu trauern, wenn Leben
verloren gehen. Das ist immer so, und erst recht im Fall der jungen
Brüder. Mein Herz schlägt für die Eltern, die auf einen Schlag zwei
Kinder verloren haben. Wenn das niemandem klar ist, sollte es das sein,
und zu behaupten, dass diese Todesfälle den Menschen "egal" sind,
bedeutet, sie zu entmenschlichen. Die Behauptung ist noch empörender,
wenn sie - wie so oft - von denselben Politikern kommt, die die
israelischen Angriffe auf die Palästinenser rechtfertigen und wenig oder
kein Bedauern über den Tod dieser Menschen zeigen.
Die siedlungskolonialen Ursprünge von Israels Verfassungskrise
2. Es gibt ein ganzes System, das darauf ausgelegt ist, Morde an
israelischen Juden zu verhindern und darauf zu reagieren. Eine Armee,
eine Polizei, eine Grenzpolizei, ein Shin Bet, sogar ein Mossad, wenn
nötig, und ein ganzer Staat, der ausschließlich zum Schutz der Juden
aufgebaut wurde. Die Palästinenser hingegen haben niemanden, der sie
schützt. Die Armee steht dem Siedlerterror oft schweigend gegenüber oder
macht mit und unterstützt ihn, wie wir in der Vergangenheit im Fall
gemeinsamer Siedler-Soldaten-Milizen gezeigt haben, die Palästinenser
angreifen und töten.
In seltenen und extremen Fällen, wie diese Woche in Huwara, können
Soldaten eingreifen und Palästinenser aus ihren brennenden Häusern
retten, damit sie nicht sterben. Dennoch würden dieselben Soldaten nie
auf die Idee kommen, auf die Randalierer zu schießen, was sie zweifellos
getan hätten, wenn es sich um Palästinenser gehandelt hätte, oder gar
Massenverhaftungen vorzunehmen; von den Hunderten von Siedlern, die an
dem Angriff beteiligt waren, wurden nur sieben verhaftet - übrigens
nicht wegen des Angriffs auf Palästinenser, sondern wegen des Angriffs
auf Soldaten - und alle wurden schnell wieder freigelassen (zum
Vergleich: mehr als doppelt so viele wurden bei den gewaltlosen
Protesten gegen die Regierung am vergangenen Samstag in Tel Aviv
verhaftet, und mehr als viermal so viele wurden bei den Demonstrationen
am Mittwoch verhaftet).
Selbst jetzt, drei Tage später, spricht die Armee weiterhin von der
"Jagd auf den Terroristen", d.h. den Palästinenser, der die israelischen
Brüder erschossen hat, aber niemand spricht von der Jagd auf den Mörder
von Sameh Aqtash oder auf diejenigen, die die Häuser der Familien in
Huwara in Brand gesetzt haben. Deshalb müssen wir besonders laut gegen
jüdische Terroristen aufschreien.
3. Es besteht ein Unterschied zwischen Aktionen von Einzelnen aus einer
unterdrückten Gruppe, die Menschen aus der mächtigen Gruppe töten, und
Gewalt von der starken Seite, die vom Staat ausgeübt oder von ihm
unterstützt wird. Pogrome, wie wir sie in Huwara erlebt haben, sind
ebenso wie die Bombardierungen der israelischen Luftwaffe in Gaza, die
ganze Familien auslöschen, kein Fehler, sondern ein Merkmal des Regimes,
das wir hier geschaffen haben.
4. Dementsprechend ist unsere Verantwortung als Israelis für die
Handlungen anderer Israelis, von der Seite, die die ganze Macht hat,
nicht die gleiche wie unsere Verantwortung für die Handlungen der
Palästinenser.
5. Es hat etwas Trügerisches, die Geschichte ausschließlich um die
Tötung der israelischen Brüder in Huwara an jenem Morgen zu drehen, als
ob die Aktionen der Siedler eine bloße "Antwort" wären, eine von
Palästinensern initiierte Vergeltungsmaßnahme. Nur wenige Tage zuvor
tötete die israelische Armee bei einem brutalen Überfall am helllichten
Tag 11 Menschen in Nablus, einige davon bewaffnet, andere unbewaffnet;
es gibt keinen Grund, die Uhr erst mit der Ermordung der Yaniv-Brüder in
Gang zu setzen". Außerdem werden den Palästinensern unter dem
israelischen Regime seit Jahrzehnten grundlegende Rechte verweigert -
dies wird jedoch bei der Darstellung dieser Ereignisse selten, wenn
überhaupt, berücksichtigt.
6. Das führt mich zu meinem letzten Punkt: Dies ist keine Geschichte von
"zwei Seiten, die sich gegenseitig bekämpfen". Unter der Apartheid gibt
es keine Gleichheit. Es gibt eine regionale Supermacht, die über eine
der stärksten und ausgeklügeltsten Armeen der Welt verfügt und enorme
internationale Unterstützung genießt, während sie Millionen von
entrechteten Menschen unter einem rassistischen Militärregime
niedertrampelt. Die letztendliche Verantwortung für alles, was in diesem
Land geschieht, einschließlich der Tötung der Brüder, liegt bei dem
Staat, der diese Ungerechtigkeit und Unterdrückung aufrechterhält, und
bei uns allen als seinen Bürgern.
Die Palästinenser als Volk und selbst die Palästinensische
Autonomiebehörde, die seit Jahren als Subunternehmer der israelischen
Besatzung fungiert, haben keine Möglichkeit, den nächsten oder
übernächsten Anschlag einzelner Palästinenser zu
verhindern. Auch Israel kann nicht alle Anschläge verhindern, aber es
kann und muss einen Weg wählen, der auf Gleichheit und Gerechtigkeit für
alle beruht. Und das liegt in unserer Hand. Quelle |

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Siedler
eröffnen das Feuer auf Bürger in der Nähe von Jericho
Jericho, 2. März 2023, WAFA - Übersetzt mit DeepL
Heute Abend eröffneten Siedler in der Nähe
von Jericho das Feuer auf palästinensische Bürger, wie lokale
palästinensische Quellen berichteten.
Dieselben Quellen enthüllten, dass zahlreiche Siedler eine Region
westlich von Jericho überfielen und mit scharfer Munition in Richtung
der Bürger schossen.
Darüber hinaus zwangen die Siedler palästinensische Hirten, ihr Land
westlich der Stadt Jericho zu räumen.
Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser und deren Eigentum ist
im Westjordanland weit verbreitet und wird von den israelischen Behörden
nur selten verfolgt. Dazu gehören unter anderem das Anzünden von
Eigentum und Moscheen, Steinwürfe, das Entwurzeln von Feldfrüchten und
Olivenbäumen und Angriffe auf gefährdete Wohnhäuser.
Unter Verletzung des Völkerrechts leben zwischen 500.000 und 600.000
Israelis in rein jüdischen Siedlungen im besetzten Ostjerusalem und im
Westjordanland.
Internationale Organisationen berichten von einem starken Anstieg der
Gewalt von Siedlern
gegen palästinensische Zivilisten im besetzten Westjordanland in den
letzten Jahren. N.S Quelle |

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Rund 15 Verhaftungen durch die israelischen Besatzungstruppen im Westjordanland
Die israelischen Besatzungskräfte verhafteten heute Morgen 15 Bürger aus dem Westjordanland und dem besetzten Jerusalem.
2. März 2023, WAFA - Übersetzt mit DeepL
In Bethlehem verhafteten die Besatzungstruppen 3 Bürger, darunter: den freigelassenen Gefangenen Hamdallah Khaled Subaih (22) aus der Stadt Al-Khader und Malik Akram Taqatqa aus der Stadt Beit Fajjar, südlich von Bethlehem.
In Jerusalem nahm die israelische Armee acht Palästinenser fest: Ahmed Al-Taweel, Musaab Zahda aus Jerusalem, Owais Al-Ouri aus Kafr Aqab, Sami Abu Ghalia, Hussam Faroun, Luay Raouf aus Al-Eizariya, Musa Zahran und Muhammad Humaidan aus Biddu, nordwestlich von Jerusalem.
Aus Hebron wurde der Bürger Nader Ibrahim Muhammad Awad aus dem Viertel "Um Lasfa" in Masafer Yatta von den Besatzungstruppen entführt.
Aus Jenin verhafteten die Besatzungstruppen die beiden Brüder Anas und Saif Turkman aus dem Stadtteil "Suweitat" und die beiden jungen Männer Mohsen Mahmoud Hamamreh und Abdel-Rahim Ahmed, Schwestern aus der Stadt Jaba.
Die Verhaftungen und die damit einhergehende Verwüstung des Inhalts von Häusern und die Einschüchterung ihrer Bewohner sind für die palästinensischen Bürger, die täglich unter den Angriffen der Besatzungstruppen auf ihre Häuser und ihre Sicherheit leiden, zur Routine geworden.
Diese Verhaftungen, die alle Segmente der palästinensischen Gesellschaft betreffen, beeinträchtigen in der Regel die psychische Gesundheit der wehrlosen Bürger, insbesondere von Kindern und Frauen, da die Besatzungstruppen die Häuser absichtlich und häufig nachts angreifen, wenn die Menschen schlafen.
Gefangenen- und Menschenrechtsinstitutionen berichteten, dass sich die Zahl der in den Gefängnissen der Besatzungsmacht inhaftierten Palästinenser bis Ende September 2022 auf etwa (4 700) belief, darunter 30 Frauen, etwa 190 Minderjährige und 800 Verwaltungshäftlinge, darunter zwei weibliche Häftlinge, sowie etwa 6 Kinder.
Darüber hinaus führten israelische Besatzungstruppen heute eine Razzia im Haus des Märtyrers Muhammad Souf im Dorf Haris, westlich von Salfit im Norden des besetzten Westjordanlands, durch und verhörten seine Familie. Souf (18) wurde im November 2022 von den israelischen Besatzungstruppen getötet. F.N Quelle |

Olivér Várhelyi, Israels bester Kumpel in Brüssel. (Europäische Kommission)
Absurd und grausam: Neue Beweise dafür, wie die EU Israel gefallen will
David Cronin - 2. März 2023 - Übersetzt mit DeepL
Olivér Várhelyi, Israels bester Kumpel in Brüssel. (Europäische Kommission)
Die Unterstützung der Europäischen Union für Israel ist in letzter Zeit immer extremer geworden. Ein grässlicher Fall dieses Extremismus war die Einstellung der Hilfe für krebskranke und andere schwer kranke Palästinenser durch die Brüsseler Bürokratie.
Olivér Várhelyi, Ungarns Mitglied der Europäischen Kommission (der Exekutive der EU), ist der Hauptschuldige.
Im Jahr 2021 und über weite Strecken des letzten Jahres legte er sein Veto gegen die Freigabe von rund 230 Millionen Dollar für die Palästinensische Autonomiebehörde ein. Dies hatte unter anderem zur Folge, dass einer großen Zahl von Patienten die Behandlung verweigert wurde.

Verleihung des Jerusalem-Preises an Herrn Oliver Varheyli, Europäischer
Kommissar für Nachbarschaft und Erweiterung.
Als einzigen Grund für seine Obstruktion nannte Várhelyi, dass ihm nicht gefiel, was palästinensischen Kindern in der Schule beigebracht wurde. Fast alle Hilfen mussten seiner Meinung nach eingefroren werden, weil einige Schulbücher Israel nicht genügend Respekt zollten.
Dokumente, die durch einen Antrag auf Informationsfreiheit erlangt wurden, geben einen gewissen Einblick in seine mutwillige Grausamkeit.
Im März 2021 führte Várhelyis engster Mitarbeiter László Kristóffy eine Diskussion mit mehreren Diplomaten über die Frage der palästinensischen Schulbücher.
In einem für Kristóffy vorbereiteten Briefing-Papier wurde eine von der EU finanzierte und vom deutschen Georg-Eckert-Institut durchgeführte Studie über palästinensische Schulbücher zusammengefasst. Die Studie war zu diesem Zeitpunkt noch nicht veröffentlicht, doch Kristóffys Papier vermittelte einen Eindruck von den Ergebnissen.
Laut Kristóffys Papier bekräftigen die untersuchten Schulbücher "die Bedeutung der Menschenrechte im Allgemeinen". Einige Inhalte seien jedoch "höchst problematisch", heißt es in dem Papier.
"Die Schulbücher zeigen ein Narrativ des Widerstands und des Antagonismus, das den Begriff 'Israel' nur selten verwendet und einseitige Darstellungen des israelischen 'Anderen' enthält", so das Papier weiter. "Dies gilt auch für Art und Umfang der Darstellung von Gewalt, wobei in einigen Schulbüchern von Palästinensern verübte Gewalt als legitimes Mittel des Widerstands gegen die israelische Besetzung des Westjordanlands und des Gazastreifens dargestellt wird.
Das Briefing-Papier verwies dann auf Schulbücher für palästinensische Schulen im besetzten Ost-Jerusalem, die von den israelischen Behörden geändert wurden.
Die israelischen Änderungen, so das Papier, seien "gekennzeichnet durch die Streichung von Inhalten, die sich auf den Konflikt und die Besatzung beziehen, von Verweisen auf die palästinensische Identität und nationale Symbole sowie von ganzen Kapiteln über die regionale und palästinensische Geschichte".
Solche Änderungen seien "auch nicht hilfreich", so Kristóffys Papier.
Die Europäische Kommission hat ähnliche Briefing-Papiere, die für Olivér Várhelyi selbst erstellt wurden, geschwärzt. Doch die Versionen, die zugänglich gemacht wurden, enthalten nicht die milde Rüge Israels in Kristóffys Papier.
Koexistenz mit Kolonisatoren?
Im Juli 2021 hatte Várhelyi ein persönliches Gespräch mit Charlie Weimers, einem rechtsextremen schwedischen Gesetzgeber und überzeugten Unterstützer Israels.
In einem Briefing-Papier, das Várhelyi im Vorfeld dieses Treffens verfasst hatte, wurde beklagt, dass palästinensische Schulbücher "eine feindselige Haltung gegenüber Israel zeigen".
Im Oktober desselben Jahres traf sich Várhelyi mit Haim Regev, dem israelischen Botschafter in Brüssel.
Aus einem für dieses Gespräch erstellten Papier geht hervor, dass die EU starken Druck auf die Palästinensische Autonomiebehörde und ihr Bildungsministerium bezüglich des Inhalts des Lehrplans ausgeübt hat.
"Wie kompliziert der Konflikt auch sein mag, die Palästinensische Autonomiebehörde muss die höchsten Standards bei der Förderung einer Kultur des Friedens und des Zusammenlebens gewährleisten, um den Weg für eine Zukunft zu ebnen, in der der Konflikt durch Verhandlungen gelöst werden kann, die zu einer Zweistaatenlösung führen", heißt es in dem Papier.
Das Papier betonte die "eindeutige Verpflichtung der EU, mit der Palästinensischen Autonomiebehörde zusammenzuarbeiten", damit das Schulmaterial den Standards der Vereinten Nationen für "Frieden, Toleranz, Koexistenz und Gewaltlosigkeit" entspricht.
Es ist seit langem dokumentiert, dass die EU und die USA die Palästinensische Autonomiebehörde dazu gedrängt haben, Israels Handlanger zu sein. Meistens geschah dies durch "Sicherheitskoordination" zwischen der PA und Israels militärischer Besatzung.
Aus diesen Papieren geht hervor, dass hochrangige EU-Vertreter damit einverstanden sind, dass Israel diktiert, was in den Klassenzimmern und an den Kontrollpunkten geschieht.
Was genau wollen Várhelyi und seine Berater den palästinensischen Kindern in der Schule beibringen?
Dass sie ihre Unterdrücker lieben müssen? Dass sie mit ihren Kolonisatoren koexistieren müssen?
Die EU finanziert zwar das palästinensische Bildungswesen im Allgemeinen, aber nicht die Schulbücher, wie Várhelyi sehr wohl weiß. Deshalb ist seine Verstocktheit in Bezug auf den Inhalt der Bücher unentschuldbar.
Einfach ausgedrückt: Der Inhalt der Bücher geht ihn nichts an.
Absurdität
Die Botschaften der Europäischen Union haben etwas komisch Absurdes an sich.
Es ist jedoch nicht komisch, dass Várhelyi so weit ging, um Israel zu gefallen, dass er palästinensische Krebspatienten nicht behandeln ließ.
Várhelyi ließ schließlich zu, dass die von ihm blockierte Hilfe in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 verteilt wurde.
Dieser Rückzieher scheint ihn nicht zu kasteien.
Es ist sicher, dass Israel und seine Lobbyisten Várhélyi als ihren Lieblings-EU-Kommissar ansehen.
Im November wurde er von der European Jewish Association, einer führenden Pro-Israel-Gruppe, ausgezeichnet.
Als Grund für die Verleihung der "Ehre" nannte die Gruppe unter anderem Várhélyis Bemühungen, Kritik am Zionismus - Israels Staatsideologie - mit Antisemitismus gleichzusetzen.
In den vergangenen Monaten hat er Gespräche mit einer Reihe von Pro-Israel-Lobbyisten geführt.
Die spärlichen Details dieser Gespräche, die von der Europäischen Kommission zur Verfügung gestellt wurden, deuten darauf hin, dass sie sich darauf konzentrierten, wie Antisemitismus bekämpft werden sollte.
Wahrscheinlicher ist, dass er Israel bei seinen zynischen und grotesken Bemühungen unterstützt, das jüdische Trauma zu einem Knüppel zu machen, mit dem Palästinenser und Verbündete ihres Kampfes geschlagen werden.
Várhélyi hat auch die Rückkehr von Benjamin Netanjahu als israelischer Premierminister begrüßt.
Netanjahu steht der am stärksten rassistisch geprägten Regierung seit der Gründung Israels vor. Die Brandstifter, die jetzt als Minister sitzen, betrachten Várhélyi sicherlich als ihren besten Kumpel in Brüssel. Quelle
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Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich nimmt am 23. Februar 2023 an einer Kabinettssitzung im Büro des Premierministers in Jerusalem teil.
Menschenrechtsgruppen fordern USA auf, Israels Smotrich wegen Aufrufs zur "Auslöschung" der Huwwara zu ächten
Immer mehr Gruppen fordern Sanktionen gegen den israelischen Minister und ein Einreiseverbot in die USA wegen "Aufstachelung zum Völkermord
MEE-Mitarbeiter in Washington - 2. März 2023 - Übersetzt mit DeepL
Eine wachsende Zahl von Rechts- und Interessengruppen fordert die Vereinigten Staaten auf, ein Einreiseverbot gegen den israelischen Finanzminister Bezalel Smotrich zu verhängen, nachdem dieser Anfang der Woche die "Auslöschung" eines palästinensischen Dorfes gefordert hatte.
In getrennten Erklärungen haben verschiedene Gruppen - von Organisationen, die sich mit den Menschenrechten im Nahen Osten befassen, bis hin zu rabbinischen Gruppen in den USA - gefordert, dass Washington Smotrich wegen seiner Äußerungen ein Visum verweigert.
Democracy for the Arab World Now (Dawn) forderte am Mittwoch, Smotrichs Visum zu entziehen und ihn mit Sanktionen zu belegen. Die Menschenrechtsgruppe erklärte, seine Äußerungen könnten auf eine "Aufstachelung zum Völkermord" hinauslaufen.
"Die USA sollten sofort Sanktionen gegen Bezalel Smotrich verhängen, weil er direkt und dreist zu Massengewalt gegen Zivilisten aufruft", sagte Adam Shapiro, Direktor für Israel-Palästina bei Dawn, in einer Erklärung.
"Die Vereinigten Staaten dürfen nicht den Eindruck erwecken, dass sie seine hasserfüllte und gewalttätige Ideologie und Politik gutheißen, und alles andere würde die Biden-Administration schuldig machen an der Gewalt, die als nächstes kommt."
Das Adalah Justice Project hat eine Online-Petition gestartet, die ein Einreiseverbot für Smotrich in die USA fordert und bisher mehr als 3.000 Unterschriften erhalten hat.
"Einem Staatsvertreter, der zum Niederbrennen von Häusern und zum Töten von Menschen aufruft, sollte keine Plattform gegeben werden, um seinen Rassismus zu verbreiten und zu weiterer Gewalt gegen Palästinenser anzustiften", sagte Sumaya Awad, Kommunikationsdirektorin des Adalah Justice Project, gegenüber Middle East Eye.
Awad fügte hinzu, dass die USA auch dazu gedrängt werden sollten, Gruppen zu verbieten, "Geld für illegale Siedlungen zu sammeln, die auf palästinensischem Land gebaut wurden und deren Bewohner vor kurzem das palästinensische Dorf Huwwara in Brand gesetzt haben".
Auf die Frage, ob die USA ein solches Verbot erlassen würden, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag: "Wir äußern uns nicht zu einzelnen Visadaten - und auch nicht generell zu der Frage, ob eine bestimmte Person für ein US-Visum in Frage kommt."
Price bezeichnete Smotrichs Äußerungen am Mittwoch als "widerwärtig" und "abstoßend" und forderte den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu auf, die Äußerungen zu dementieren.
"Es ist an der Zeit, dass Biden die Mitschuld der USA an Israels gewalttätiger Apartheid beendet. Bezalel Smotrich sollte unter keinen Umständen die Erlaubnis erhalten, die USA zu besuchen", sagte Beth Miller, politische Direktorin der Jewish Voice for Peace Action, gegenüber MEE.
Kluft zwischen Israel und jüdischen Amerikanern
Am Sonntag griffen Hunderte von israelischen Siedlern palästinensische Städte und Dörfer in der Nähe von Nablus an, nachdem zuvor zwei Israelis in der Stadt Huwwara erschossen worden waren.
Bei dem Amoklauf in Huwwara und anderen palästinensischen Dörfern wurde mindestens ein Palästinenser getötet und fast 400 Menschen verwundet. Die israelische Polizei hat 10 Personen wegen mutmaßlicher Beteiligung an dem Anschlag festgenommen.
Vor und nach den Ausschreitungen des Mobs schienen mehrere israelische Politiker, darunter auch Smotrich, die Aktionen der Siedler zu ermutigen oder zu unterstützen.
Bezalel Smotrich sollte unter keinen Umständen in die USA einreisen dürfen".
- Beth Miller, Jüdische Stimme für Frieden Aktion
Smotrich wird voraussichtlich noch in diesem Monat in die USA reisen und sich mit der in New York ansässigen Organisation Israel Bonds treffen.
Er hat keine Treffen mit der Biden-Regierung geplant, und zwei US-Beamte sagten gegenüber Axios, dass "selbst wenn er um Treffen mit Biden-Beamten bitten würde, er sie wahrscheinlich nicht bekommen würde".
Neben Rechtsgruppen und progressiven jüdischen Organisationen verurteilten auch einige liberale zionistische Gruppen Smotrichs Äußerungen und forderten, ihm die Einreise zu verweigern.
Die pro-israelische Gruppe Americans for Peace Now hat eine eigene Petition in Umlauf gebracht, in der sie Biden auffordert, Smotrich die Einreise zu verweigern.
"Smotrichs Äußerungen sind jetzt noch gefährlicher, da Israel das Westjordanland de jure annektiert hat und er damit faktisch zum Gouverneur des Gebiets geworden ist, mit weitreichender Kontrolle über die meisten Bereiche der Zivilverwaltung", sagte Rabbinerin Jill Jacobs, Geschäftsführerin von T'ruah, einer jüdischen Menschenrechtsgruppe, die mehr als 2.300 Rabbiner und Kantoren in Nordamerika vertritt.
Jacobs forderte die Regierung Biden auf, jegliche Treffen mit Smotrich abzulehnen, wenn er ins Land gelassen wird, und forderte auch jüdische Gruppen in den USA auf, sich nicht mit ihm zu treffen.
Die Aufrufe tragen zu einer wachsenden Kluft zwischen der breiteren jüdischen Gemeinschaft in den USA und der israelischen Regierung bei, die von Netanjahu und einer rechtsextremen Koalition geführt wird. Quelle |

Ein Mann sitzt lächelnd neben einer Frau, die ein V-Zeichen blinkt
Ahmed Abu Jazar feiert mit seiner Mutter Aisha einen Tag nach seiner Freilassung. Foto mit freundlicher Genehmigung der Familie Abu Jazar)
Ein mit 18 Jahren unterbrochenes Leben beginnt wieder
Rajaa Salah - 1. März 2023 - Übersetzt mit DeepL
Ahmed Abu Jazars Reise durch das dunkle Labyrinth der israelischen Haftanstalt ist vorbei. Aber sie hat ihn für sein Leben geprägt.
Fast zwei Jahrzehnte lang kämpfte er sich durch die Härte des Gefängnislebens: die kalten, unbarmherzigen Betonwände, der karge Hof und das erstickende Gefühl der Isolation.
In dieser Zeit wurde seine Haftzeit - ihm wurde vorgeworfen, dem Islamischen Dschihad anzugehören - zweimal verlängert, einmal um 20 Monate und das letzte Mal um sechs Monate.
So war es nicht verwunderlich, dass der 38-jährige Ahmed am Morgen des 3. Februar, als er zum dritten Mal entlassen werden sollte, mit widersprüchlichen Gefühlen zu kämpfen hatte: einerseits mit der Überzeugung, dass er niemals entlassen werden würde, und andererseits mit der aufkeimenden Hoffnung, dass es dieses Mal vielleicht doch klappen würde.
Auch seine Zeit in israelischer Haft hatte zu seiner Verzweiflung beigetragen.
"Ich wurde täglich von den Wachen bedroht", sagte er gegenüber The Electronic Intifada. "Sie warnten mich, dass man neue Anklagen gegen mich erfinden würde und dass meine Haft auf unbestimmte Zeit verlängert würde. Sie gingen sogar so weit, mir vorzuschlagen, dass ich das Gefängnis erst dann verlassen würde, wenn ich in einem Rollstuhl säße."
Doch dieses Mal wurde Ahmed freigelassen. Er hatte sich auf das Schlimmste vorbereitet. Erst als er mit verbundenen Augen zum Checkpoint Beit Hanoun (Erez) gebracht und von einer Gruppe von Arbeitern, die von ihrer Arbeit in Israel zurückkehrten, über die Grenze geführt wurde, empfand er Freude.
Hochgefühl und Wehmut. Nachdem er zwei Jahrzehnte in Haft verbracht hatte und endlich seine Mutter Aisha in die Arme schließen konnte, war dies auch ein Moment der Erkenntnis, wie viel Zeit er verloren hatte.
Seine 12 Geschwister zum Beispiel waren erwachsen. Seinen Vater, den 70-jährigen Jumaa, den die Zeit und die harte Erfahrung gealtert hatten, konnte er kaum noch erkennen.
Dennoch war dies für einen Mann, der sein Zuhause zuletzt als Teenager gesehen hatte, eine Nacht, die er wie in seiner Kindheit mit seiner Mutter an seiner Seite genoss.
"Ich wachte fast jede Stunde auf und schaute mich ungläubig um, weil ich endlich frei und in Sicherheit war", so Ahmed.
Kalter Trost
Ahmeds Familie wohnt im Flüchtlingslager Rafah, ganz im Süden des Gazastreifens. Hier ist er aufgewachsen.
Und in dieser vertrauten Umgebung hatte Ahmed am Morgen nach seiner Freilassung einen besonderen Wunsch an seine Mutter: Sie sollte ihm gebratene Leber zum Frühstück zubereiten. Es ging ihm nicht nur um den Geschmack, sagte Ahmed, sondern auch um das, was sie symbolisierte: die Sicherheit der Familie und den Komfort des Zuhauses.
Im Gefängnis gab es keinen Komfort.
"An Ramadan und Festen", so Ahmed über die islamischen Feiertage, an denen die Familien traditionell zusammen feiern, "bereiteten wir das Essen mit einem kleinen Kochgerät zu, das die Wärter für ein paar Stunden mitbrachten, bevor sie es wieder wegnahmen. Wir aßen hauptsächlich Joghurt und gekochte Eier. Fleisch, Gemüse oder Obst waren für uns unerreichbar."
Die israelischen Gefängnisse für Palästinenser sind berüchtigt für ihren Mangel an angemessener medizinischer Versorgung. Es gab immer wieder Beschwerden über medizinische Nachlässigkeit, und Anfang Februar machte das Palästinensische Zentrum für Menschenrechte die israelischen Gefängnisbehörden für den Tod von Ahmad Abu Ali verantwortlich, der nur ein Jahr vor seiner geplanten Entlassung starb.
Nach Angaben der Menschenrechtsgruppe sind seit 1967 235 palästinensische Gefangene in Haft gestorben.
Ahmed litt im Laufe der Jahre unter mehreren Krankheitsanfällen, insbesondere während der kalten Wintermonate. Die einzige Erleichterung, die den Kranken geboten wurde, waren süchtig machende Schmerzmittel, sagte er.
Krankenhausbesuche stellten für die Gefangenen eine weitere Qual dar. Die Fahrten zum Krankenhaus konnten einen ganzen Tag dauern und waren körperlich und seelisch sehr anstrengend. Der eingeschränkte Zugang zu den Toiletten während der Fahrt verschlimmerte das Unbehagen und die Schmerzen noch.
Ahmed hat eine besonders schmerzhafte Erinnerung. Einmal teilte er eine Zelle mit einem Mitgefangenen, dem ein Kolostomiebeutel angelegt worden war. Der Beutel sollte zweimal am Tag gewechselt werden, was jedoch nie geschah. Manchmal blieb der Beutel bis zu zwei Wochen lang unverändert.
"Ich erschaudere immer noch bei der Erinnerung an seine Schmerzensschreie, die durch die Zellenwände hallten", sagte Ahmed gegenüber The Electronic Intifada.
Rechtsgruppen haben zahlreiche Fälle von Misshandlung und Folter von palästinensischen Häftlingen gemeldet, und die neue ultranationalistische Koalitionsregierung Israels hat die Alarmglocken läuten lassen.
Addameer, eine Gruppe für die Rechte von Gefangenen, äußerte sich "äußerst besorgt" über Äußerungen israelischer Minister zum Thema Inhaftierung. Darunter Itamar Ben-Gvir, der Minister für nationale Sicherheit, der nach dem Besuch eines Gefängnisses im Januar ankündigte, er wolle "sicherstellen, dass diejenigen, die Juden ermordet haben, keine besseren Haftbedingungen erhalten als die bestehenden. Ich werde mich weiterhin mit den Haftbedingungen für Gefangene befassen und gleichzeitig darauf hinarbeiten, ... das Gesetz über die Todesstrafe für Terroristen zu verabschieden."
Am 23. Februar brachte Israel ein Gesetz ein, das die medizinische Behandlung palästinensischer Gefangener einschränken würde.
Nach Angaben von Addameer hält Israel derzeit 4.780 Palästinenser in Haft, darunter 915 in Verwaltungshaft - Inhaftierung ohne Gerichtsverfahren - und 160 Kinder.
Eine Ausbildung
Als Ahmed im Alter von 18 Jahren zum ersten Mal inhaftiert wurde - am inzwischen aufgelösten Kontrollpunkt Abu Holi, der den Gazastreifen in zwei Hälften geteilt hatte, als Israel noch seine illegalen Siedlungen in dem Gebiet unterhielt - hatte er noch nicht einmal sein Abitur gemacht.
Und trotz der entsetzlichen Bedingungen im Gefängnis war Ahmed entschlossen, die Jahre nicht zu verschwenden.
Mit Hilfe des Roten Kreuzes und der Familien von Gefangenen, von denen er sich Bücher besorgte, sowie einer Reihe von Professoren unter seinen Mitgefangenen gelang es ihm, die Highschool abzuschließen und mehrere Diplome in Fächern wie palästinensische Geschichte, Sozialkunde, Journalismus, Medien und Psychologie an der Al Quds Open University und der Aqaba University of Technology in Jordanien zu erwerben.
Er begann auch ein Masterstudium an der Al-Quds-Universität, konnte es jedoch nicht abschließen, nachdem er in ein neues Gefängnis verlegt wurde, wo er lange Zeit in Isolationshaft gehalten wurde.
Er ist jedoch fest entschlossen, diesen Kurs zu beenden.
"Ich werde meinen Master so bald wie möglich abschließen", sagte er gegenüber The Electronic Intifada. "Ohne Wissen ist ein Mensch nichts wert."
Seit seiner Entlassung hat Ahmed versucht, die verlorene Zeit wieder aufzuholen, indem er Kontakt zu seiner Familie aufnahm. In den über 19 Jahren im Gefängnis wurde ihm nur ein einziger Familienbesuch gewährt, und zwar 2015, und auch nur 45 Minuten lang mit seiner Mutter.
Es sei eine tiefgreifende und bereichernde Erfahrung gewesen, neue Generationen von Familienmitgliedern kennenzulernen und zu erfahren, wie sich ihr Leben während seiner Inhaftierung entwickelt habe, sagte er.
Er hat sich auch mit den Straßen und Stadtvierteln von Gaza vertraut gemacht, die sich in den letzten 20 Jahren stark verändert haben, was zu einigen komischen Missgeschicken geführt hat.
"Gestern betrat ich versehentlich ein Nachbarhaus, als ich nach Hause gehen wollte. Zum Glück war es das Haus eines unserer Verwandten, und wir haben uns köstlich amüsiert.
Ahmed konzentriert sich nun darauf, sein Leben wieder aufzubauen, einen Arbeitsplatz zu finden und finanziell unabhängig zu werden. Letztendlich hofft er, eine eigene Familie zu gründen.
Doch die Zeit im Gefängnis hat ihn gezeichnet, und er setzt sich auch weiterhin für seine Mitgefangenen ein.
"Ich bin mir der Schwierigkeiten vieler Gefangener bewusst, die nach wie vor inhaftiert und von ihren Familien und Angehörigen getrennt sind. Ich schließe mich der Forderung nach ihrer Freilassung und Sicherheit an und bin solidarisch mit allen, die Gerechtigkeit und Freiheit suchen", sagte Ahmed.
Khaled Zabarqa, der Anwalt, der Ahmed vertrat, sagte, auch er sei sich nicht sicher gewesen, ob Ahmed tatsächlich freigelassen werden würde, als er es tat.
Dies sei nur eine weitere Form der Missachtung der Rechte von Gefangenen durch Israel.
"Es ist zutiefst beunruhigend zu sehen, wie die israelischen Streitkräfte die Menschenrechte der palästinensischen Gefangenen und der palästinensischen Gemeinschaft im Allgemeinen kontinuierlich missachten. Die Anwendung von Zwang und Drohungen gegen Gefangene, wie im Fall von Ahmed, ist ein klarer Verstoß gegen ihre Grundrechte und ihre Würde", so Zabarqa gegenüber The Electronic Intifada.
"Ich schließe mich der Forderung nach der sofortigen Freilassung aller Gefangenen an, die zu Unrecht inhaftiert und unmenschlich behandelt wurden. Nur durch gemeinsames Handeln und das unerschütterliche Bekenntnis zu den Grundsätzen der Menschenwürde und der Gerechtigkeit können wir einen dauerhaften Wandel herbeiführen und sicherstellen, dass die Rechte aller Menschen geachtet werden." Quelle |
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