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Das Palästina Portal

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 Kurznachrichten  -  Archiv  -  Themen  -  Linksammlung -  17. März 2024 Facebook  -  Veranstaltungen  - Sponsern Sie  - Suchen

Menschen drängen sich um Hilfspakete

IGH fordert erneut Schutz ein

Gaza: Gerichtshof verlangt Maßnahmen gegen Hunger. Israel bombt weiter

Ina Sembdner - 30.03.2024

Einstimmig kann sich der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag noch immer nicht zu den in seinem Beschluss vom 26. Januar genannten vorläufigen Maßnahmen durchringen. Einigkeit gab es am Donnerstag jedoch unter den 16 Richtern, Israel »in Übereinstimmung mit seinen Verpflichtungen aus der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes« dazu aufzufordern, unverzüglich alle notwendigen und wirksamen Maßnahmen zu ergreifen, um die Versorgung der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen mit Grundnahrungsmitteln sicherzustellen und die sich ausbreitende Hungersnot zu stoppen.

Weiterhin wird vom IGH gefordert, dass »sein Militär keine Handlungen begeht, die eine Verletzung der Rechte der Palästinenser in Gaza als geschützte Gruppe darstellen (…), einschließlich der Verhinderung der Lieferung von dringend benötigter humanitärer Hilfe«. Wie beim ersten Beschluss bleibt Israel vier Wochen Zeit, um die Umsetzung der geforderten Maßnahmen zu belegen. »Das Gericht stellt fest, dass die Palästinenser in Gaza nicht mehr nur von einer Hungersnot bedroht sind (…), sondern dass die Hungersnot bereits begonnen hat«, so die Richter in ihrem Beschluss. Die neuen Maßnahmen wurden von Südafrika im Rahmen seiner Klage beantragt, die Israel des staatlich gelenkten Völkermordes in Gaza beschuldigt.

Doch auch nach der seit Montag bindenden UN-Resolution des Weltsicherheitsrates, die einen sofortigen Waffenstillstand fordert, hat Israel sein Vorgehen – vor allem im Süden der Enklave – noch verschärft. Nach den Worten von Premier Benjamin Netanjahu wird die Militäroffensive auf Rafah, wo rund 1,4 Millionen Menschen Zuflucht gesucht haben, bereits vorbereitet. Und auch Hilfseinsätze im nördlichen Gazastreifen werden von den israelischen Behörden trotz der sich ausbreitenden Hungersnot weiterhin verweigert, wie das    mehr >>>


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Der Gaza-Krieg und die deutsch-jüdische Geschichte

Ein Interview mit Moshe Zuckermann

weltnetzTV - 24.03.2024

Ausgehend von der aktuellen Kriegssituation erörtert Moshe Zuckermann im Gespräch mit Sabine Kebir einige Themen seines mit Moshe Zimmermann publizierten Buchs ´Denk ich an Deutschland...Ein Dialog in Israel (Westend Verlag 2023).

Zutage treten bislang wenig beachtete Parallelen der Mentalitätsentwicklung von deutschem und deutsch-jüdischem Nationalismus vom 19. Jahrhundert bis heute.

Zur Sprache kommt auch, dass Zuckermann kürzlich von einer Institution der Bundesregierung in Anlehnung an die Antisemitismus-Definition der International Holocaust Remembrance Alliance zum Antisemiten erklärt wurde.

Die aktuelle Phase des Krieges zwischen israelischer Armee und Hamas ist von einem Widerspruch geprägt: Die Regierung ist nicht bereit, für die Befreiung der etwa 130 Geiseln weitere palästinensische Häftlinge zu entlassen, weil sie das Kriegsziel – die Vernichtung der Hamas – noch nicht erreicht hat. Indem Leid und möglicher Tod der Geiseln in Kauf genommen wird, wird ein ethischer Grundsatz des Zionismus verletzt, wonach für die Befreiung jüdischer Gefangener alles Menschenmögliche zu tun ist.

Des weiteren wird behandelt, wie die weltweite Kritik am Vorgehen in Gaza in Israel selbst bewertet wird. Sie hat nicht zum Umdenken, sondern eher zur Annahme geführt, dass weltweit der Antisemitismus zunimmt.

Im Zusammenhang mit der Absage einer Veranstaltung, zu der Zuckermann von der VHS Heilbronn eingeladen worden war, meint er, dass der „Anti-Antisemitismus“ zum „neuen zivilgesellschaftlichen Lustprinzip einer gewissen deutschen Öffentlichkeit avanciert“ sei.

Ausgangspunkt der Diskussion um das Dialogbuch ist der von Zuckermann festgestellte Unterschied zwischen den Ursprüngen des französischen und des deutschen sowie des deutsch-jüdischen Nationalgefühls im 19. Jahrhundert. Während das französische Nationalgefühl aus den Klassenkämpfen vor der Revolution erwuchs, die eine Gesellschaft gleichberechtigter Citoyens anstrebte, erwuchs das deutsche Nationalgefühl aus dem Kampf gegen den äußeren Feind Napoleon. Gegen einen äußeren Feind, den Antisemitismus, orientierte sich auch der deutsch-jüdische Nationalismus.

Bei aller Vorsicht, die beim Vergleichen angebracht ist, könne konstatiert werden, dass sich das deutsche und das deutsch-jüdischen Modell in völkischen Formen entwickelte, was Auswirkungen bis heute hat. Parallele Mentalitäten entwickelten sich auch mit der Verbindung von Sportkultur und Militärkultur wie auch bei der Entwicklung von „autoritärem Charakter“ (autoritätshörigem Charakter), wodurch der Einfluss aufklärerischen Denkens behindert wird.

Schließlich erklärt Zuckermann, wieso sich Deutschlands Verhältnis zu Israel von einem bislang binärem zu einem triadischen entwickeln sollte. Es muss nicht nur Verantwortung für die Opfer der Shoa übernehmen, sondern auch für das Schicksal der Palästinenser, das als direkte Folge der Shoa anzuerkennen ist.  Quelle

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Bereits im November wurde der Einsatz von weißem Phosphor an der libanesischen Grenze beobachtet

Giftiges Erbe

Israel gegen Libanon: Systematischer Einsatz von weißem Phosphor sorgt neben Leid für Menschen für dauerhafte Zerstörung der Natur


Karin Leukefeld -  30.03.2024

Seit dem Beginn des Gazakriegs Anfang Oktober 2023 eskalieren die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Hisbollah und deren Verbündeten. Frontlinie ist die »Blaue Linie«, die Waffenstillstandslinie, die von den Vereinten Nationen nach dem Abzug der israelischen Besatzungstruppen aus dem Libanon im Jahr 2000 und erneut nach dem Krieg 2006 markiert wurde. Benannt ist sie nach den blauen Tonnen, die von der UNO als Grenzmarken entlang der rund 100 Kilometer langen Linie aufgestellt wurden. Heute befinden sich dort in Teilen eine von Israel errichtete Mauer, ein Zaun und eine »Sicherheitszone«, entlang derer israelische Fahrzeuge patrouillieren.

Die »Blaue Linie« verläuft entlang der »Grünen Linie«, einer Waffenstillstandslinie, die nach dem Krieg 1948/49 gezogen wurde. Libanon, Syrien, Jordanien und Ägypten kämpften damals gegen die Gründung des Staates Israel in Palästina – und verloren. »Blaue« und »Grüne« Linie wiederum folgen den Grenzziehungen des Sykes-Picot-Abkommens, das ab dem 16. Mai 1916 die Interessensphären der beiden europäischen Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich festlegte. Zusammen mit der Balfour-Deklaration vom 2. November 1917, in der Großbritannien der zionistischen Nationalbewegung Unterstützung für die Gründung einer »jüdischen Heimstatt in Palästina« zusagte, war die Aufteilung der Region der Beginn von mehr als 100 Jahren Krieg. Frankreich und Großbritannien hatten sich Land angeeignet, das ihnen nicht gehörte.

Und ein Ende ist nicht absehbar, wie die fortwährenden Krisen und Kriege bis heute zeigen. Israel, das aus der »jüdischen Heimstatt in Palästina« hervorging und Land in Syrien, Palästina und Libanon besetzt hält, führt weiter Krieg gegen seine arabischen Nachbarn. Dabei setzt die israelische Armee alle Waffen ein, die sie aus den Waffenschmieden der USA und Europas bekommen kann. Nach Angaben des schwedischen Forschungsinstituts SIPRI stammen 69 Prozent der im Jahr 2023 nach Israel gelieferten Waffen aus den USA und 30 Prozent aus Deutschland. Italien liefert  mehr >>>

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VIDEO - MC Abdul - Shouting At The Wall (Offizielles Video)

 


 

Leichen sind ein alltäglicher Anblick in Gaza

Ahmed Sbaih - 29. März 2024 - Übersetzt mit DeepL
 

Fast ein halbes Jahr ist vergangen, und der Krieg in Gaza wütet weiter.

Ich befinde mich immer noch im nördlichen Gazastreifen, im Stadtteil al-Rimal von Gaza-Stadt. Ich weiß nicht, wie ich so lange überlebt und auch nur den geringsten Anschein von Vernunft bewahrt habe, vor allem nachdem ich Zeuge von unverzeihlichen Massakern durch Israel geworden bin.

Man nimmt einfach keine Rücksicht auf uns als menschliche Wesen.

Jeden Morgen erwache ich mit dem Knurren des Hungers in meinem Magen. Es ist die tägliche Erinnerung daran, dass ich lebe und dass ein neuer Tag des Kampfes begonnen hat.

Seit dem 7. Oktober ist nichts mehr wie es war. Israel hat in den ersten Monaten seines Krieges gegen Gaza einen Großteil von al-Rimal in Schutt und Asche gelegt, aber meine Familie ist in ihrem Haus geblieben.

Das Nötigste - Strom, Essen, Wasser - ist jetzt Luxus. Es vergeht keine Nacht, in der ich zu Bett gehe und nicht die über mir schwebenden Kampfflugzeuge höre.

Jeden Tag schleppe ich ein 500-Liter-Fass einen Kilometer weit, um Wasser zu holen, und dann wieder zurück nach Hause.

Das Wasser ist ungefiltert und verunreinigt. Aber wir müssen etwas trinken.

Wir benutzen das gleiche Wasser zum Baden und für die Toilettenspülung.

Aus den Rohren neben unserem Haus sickert Abwasser heraus. Der Geruch ist schrecklich, aber ich muss sagen, dass ich mich inzwischen daran gewöhnt habe.

Ich bin jeden Tag froh, dass ich am Leben bin und ein Dach über dem Kopf habe. Direkt vor unserem Haus befindet sich eine Schule, in der diejenigen, deren Häuser von Israel zerstört wurden, nun Schutz suchen müssen.

Während des siebentägigen Waffenstillstands Ende November sagte ich mir, dass es "eine kleine Pause" sein würde.

Am ersten Tag des Waffenstillstands ging ich durch unsere Stadt, um zu sehen, was noch übrig war. Ich hatte mit zerstörten Gebäuden und zertrümmerten Autos gerechnet.

Mir war nicht klar, dass ich am Straßenrand Leichen sehen würde.

Leichen zu sehen, ist jetzt alltäglich. Manchmal sind sie mit schmutzigen Tüchern bedeckt, manchmal liegen sie frei und verwesen.

Ich fühlte mich wie betäubt. So viele getötete Menschen zu sehen, deren Körper offen liegen und verrotten - in diesem Moment verlor das Leben für mich jeden Sinn.

Nichts spielte mehr eine Rolle.

Ich konnte nicht einmal über die zerstörten Gebäude - meine Universität, die Häuser meiner Freunde - traurig sein. Mir war nicht klar, wie viel schlimmer es nach dem Waffenstillstand werden würde.

Nichts ist mehr wie vorher

Israel tötet Menschen, die versuchen, an Mehl und Konserven zu kommen.

Am Ende meiner Straße gibt es einen Markt. Um dorthin zu gelangen, kann ich zwei Straßen nehmen.

Die erste Straße, die Straße, in der ich wohne, ist mit riesigen Löchern von israelischen Bomben übersät. Es ist unmöglich, diesen Weg zu gehen.

Die zweite Straße war früher breit und leer. Aber im Februar hat Israel ein 10-stöckiges Gebäude bombardiert, und die Trümmer blockieren nun die Straße.

Es wird vermutet, dass noch 40 Menschen unter den Trümmern liegen.

Wir versuchten, einen Weg um die Trümmer herum zu finden, durch offene Grundstücke. Aber auch hier gab es ein Problem.

Die leeren Grundstücke sind nicht mehr leer. Sie sind jetzt voll mit Gräbern von Märtyrern.

Es bleibt uns nichts anderes übrig, als diesen Weg zum meist leeren Markt zu gehen. Wir gehen vorsichtig zwischen den Gräbern hindurch.

Seit mehr als vier Monaten habe ich kein Fleisch, kein Obst und kein Gemüse mehr gesehen. Ich habe sogar vergessen, wie Brot schmeckt.

Jetzt machen wir eine andere Art von "Brot" aus tierischen Lebensmitteln.

Hilfe zu bekommen ist tödlich
Jeden zweiten Tag kommen Hilfsgütertransporte nach Gaza mit Mehl und anderen Waren, die uns vor dem Verhungern retten könnten. Doch für die Tausenden von uns, die im nördlichen Gazastreifen leben, reicht das nicht aus.

Und jetzt haben wir Angst, uns den Lastwagen auch nur zu nähern, damit Israel nicht das Feuer auf uns eröffnet.

Mein Onkel Hani ging eines Tages zu den Hilfstransportern, um Lebensmittel für uns zu holen. Er wurde von Besatzungssoldaten getötet, als er versuchte, Mehl aus einem der Lastwagen zu holen.

Er blieb stundenlang tot auf dem Boden liegen, bevor wir seine Leiche holen konnten.

Mein Onkel war wie ein Vater für mich. Wir haben ihn neben meinem Großvater begraben.

In dieser Nacht weinte ich sehr viel. Mir wurde schwindlig und meine Beine waren schwach. Ich hatte seit 48 Stunden nichts mehr gegessen.

Ich konnte mich nicht überwinden, das Wenige zu essen, das es gab.

Ich saß auf dem Boden, hilflos.   Quelle


 

Warum fühlen sich die Israelis durch einen Waffenstillstand so bedroht?

Die Beendigung des Gaza-Krieges bedeutet, dass Israel anerkennt, dass seine militärischen Ziele unrealistisch waren - und dass es sich einem politischen Prozess mit den Palästinensern nicht entziehen kann.

Meron Rapoport - 29. März 2024 - Übersetzt mit DeepL

Die Entscheidung der USA, kein Veto gegen eine Resolution des UN-Sicherheitsrats einzulegen, in der ein sofortiger Waffenstillstand im Gazastreifen gefordert wurde - das erste Mal seit Beginn des Krieges, dass sie eine solche Resolution durchgehen ließen -, hat Israel schockiert. Benjamin Netanjahus anschließende Absage eines geplanten israelischen Treffens mit der Biden-Regierung in Washington verstärkte den Eindruck, dass Israel auf der internationalen Bühne isoliert sei und Netanjahu das wichtigste Gut des Landes gefährde: das Bündnis mit den Vereinigten Staaten.

Trotz der weit verbreiteten Kritik an Netanjahus Umgang mit diesen heiklen Themen lehnten selbst seine Gegner - sowohl aus dem "liberalen" Lager als auch von der gemäßigten Rechten - das UN-Votum einhellig ab. Yair Lapid, Vorsitzender der Oppositionspartei Jesch Atid, sagte, die Resolution sei "gefährlich, unfair und Israel wird sie nicht akzeptieren". Ministerin Hili Tropper, eine enge Verbündete von Netanjahus Konkurrenten Benny Gantz - der Umfragen zufolge bei einer heutigen Wahl einen klaren Sieg davontragen würde - sagte: "Der Krieg darf nicht aufhören." Diese Kommentare unterschieden sich nicht wesentlich von den wütenden Reaktionen rechtsextremer Führer wie Bezalel Smotrich oder Itamar Ben Gvir.

Diese nahezu einhellige Ablehnung eines Waffenstillstands spiegelt die parteiübergreifende Unterstützung für eine Invasion der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen wider, auch wenn Netanjahu nicht behauptet, dass die Operation den lang erwarteten "totalen Sieg" bringen wird, den er versprochen hat.

Die Ablehnung eines Waffenstillstands mag manchen seltsam erscheinen. Viele Israelis akzeptieren die Behauptung, dass Netanjahu den Krieg fortsetzt, um seine politischen und persönlichen Interessen durchzusetzen. Die Familien der israelischen Geiseln zum Beispiel kritisieren Netanjahus "Zaudern" zunehmend und fordern verstärkt eine "sofortige Einigung".

Selbst innerhalb des israelischen Sicherheitsapparats sagen immer mehr Leute offen, dass die "Beseitigung der Hamas" kein erreichbares Ziel ist. "Zu sagen, dass es eines Tages einen vollständigen Sieg in Gaza geben wird, ist eine komplette Lüge", sagte der ehemalige IDF-Sprecher Ronen Manelis kürzlich. "Israel kann die Hamas nicht in einer Operation, die nur ein paar Monate dauert, vollständig eliminieren".

Wenn also die Ansicht wächst, dass Netanjahu den Krieg aus persönlichen Interessen fortsetzt; wenn die Sinnlosigkeit der Fortsetzung des Krieges immer deutlicher wird, sowohl was den Sturz der Hamas als auch die Freilassung der Geiseln betrifft; wenn es offensichtlich wird, dass die Fortsetzung des Krieges die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten schädigen könnte - wie kann man dann den Konsens in Israel über die "Gefahr" eines Waffenstillstands erklären?

Grundlegende Fragen
Eine Erklärung ist das Trauma, das das Massaker der Hamas vom 7. Oktober verursacht hat. Viele Israelis reden sich ein, dass es keine Alternative zum Krieg gibt, solange die Hamas existiert und von der Bevölkerung unterstützt wird. Eine zweite Erklärung ist das unbestreitbare rhetorische Talent Netanjahus, dem es trotz seiner politischen Schwäche gelungen ist, die Parole vom "totalen Sieg" auch bei denen zu verbreiten, die ihm kein Wort glauben und die bewusst oder unbewusst verstehen, dass dieser Sieg nicht möglich ist.

Aber es gibt noch eine andere Erklärung. Bis zum 6. Oktober herrschte in der jüdisch-israelischen Öffentlichkeit der Konsens, dass die "palästinensische Frage" sie nicht zu sehr beunruhigen sollte. Der 7. Oktober zerstörte diesen Mythos. Die "palästinensische Frage" kehrte mit voller, blutiger Wucht auf die Tagesordnung zurück.

Auf die Zerstörung dieses Status quo gab es zwei vermeintliche Antworten: eine politische Regelung, die die Anwesenheit eines anderen Volkes in diesem Land und sein Recht auf ein Leben in Würde und Freiheit wirklich anerkennt, oder ein Vernichtungskrieg gegen den Feind jenseits der Mauer. Die jüdische Öffentlichkeit, die die erste Option nie wirklich verinnerlicht hatte, entschied sich für die zweite.

Vor diesem Hintergrund erscheint allein der Gedanke an einen Waffenstillstand bedrohlich. Er würde die jüdische Öffentlichkeit dazu zwingen, anzuerkennen, dass die von Netanjahu und der Armee präsentierten Ziele - "Sturz der Hamas" und Freilassung der Geiseln durch militärischen Druck - einfach unrealistisch sind. Die Öffentlichkeit müsste zugeben, was angesichts der Hamas als Versagen, ja sogar als Niederlage empfunden werden könnte. Nach dem Trauma und der Demütigung des 7. Oktober ist es für viele schwer, eine solche Niederlage zu akzeptieren.

Aber es gibt eine tiefere Bedrohung. Ein Waffenstillstand könnte die jüdische Öffentlichkeit dazu zwingen, sich mit grundlegenderen Fragen auseinanderzusetzen. Wenn der Status quo nicht funktioniert und ein ständiger Krieg mit den Palästinensern nicht den gewünschten Sieg bringt, dann bleibt nur die Wahrheit: dass der einzige Weg für Juden, in Sicherheit zu leben, ein politischer Kompromiss ist, der die Rechte der Palästinenser respektiert.

Wird die gegenwärtige Auseinandersetzung mit der amerikanischen Regierung die israelischen Juden davon überzeugen, die Idee eines immerwährenden Krieges aufzugeben und einer politischen Einigung mit den Palästinensern eine Chance zu geben? Das ist sehr unklar. Sicher ist jedoch, dass Israel sich rasch einem Punkt nähert, an dem es sich entscheiden muss: für einen Waffenstillstand und die Möglichkeit eines Dialogs mit den Palästinensern oder für einen Krieg ohne Ende und eine internationale Isolation, wie es sie noch nie gegeben hat. Denn die Option, zum Status quo vom 6. Oktober zurückzukehren, ist eindeutig unmöglich.  Quelle

Vorführung von "No Other Land" in At-Tuwani, Masafer Yatta, besetztes Westjordanland, 14. März 2024. (Oren Ziv)

In Masafer Yatta kann unsere Kamera stärker sein als der Bulldozer

Bei einer Filmvorführung in At-Tuwani wurde uns klar, dass wir mit unserem Film nicht nur unsere Geschichte mit der Welt teilen, sondern auch unserem Volk zeigen wollen, wie wir für Veränderungen kämpfen.

Hamdan Ballal Al-Huraini - 29. März 2024 - Übersetzt mit DeepL

Am Abend des 14. März stellten wir 350 Stühle im Hof der Schule in At-Tuwani, in der Region Masafer Yatta im Westjordanland, auf und bereiteten uns auf eine größere Menschenmenge vor, als je zuvor in dem kleinen Dorf versammelt war. Als die Menschen ankamen - drei volle Busse aus Tel Aviv und Jerusalem und Dutzende weiterer Personen, die mit dem Auto anreisten - füllten sich die Plätze schnell, und viele mussten auf dem Boden sitzen oder hinten stehen, um einen Blick zu erhaschen.

Diese Gäste waren gekommen, um den Film "No Other Land" zu sehen, der von Basel Adra, Yuval Abraham, Rachel Szor und mir produziert wurde. Der Film war unser Versuch, den Menschen einen Einblick in die Realität unseres Lebens in Masafer Yatta zu geben: den ständigen Ansturm der israelischen Staats- und Siedlergewalt und den Tribut, den sie von uns fordert; alltägliche Momente und Interaktionen mit unseren Familien; und die komplizierten Beziehungen, die wir Palästinenser mit denjenigen pflegen, die hierher kommen, um uns zu unterstützen und Widerstand zu leisten.

In einer Szene des Films beklagt die Mutter des verstorbenen Harun Abu Aram - eines palästinensischen Einwohners, der von israelischen Soldaten angeschossen und gelähmt wurde, als sie seinen Generator konfiszierten - die ständige Anwesenheit von Journalisten und Kameras in ihrem provisorischen Haus, die ihren behinderten Sohn fotografieren wollen. Sie machen Fotos, sagt sie, aber welche Hilfe bieten sie eigentlich? Was tun sie, um Haruns Situation oder die seiner Familie zu ändern?

Der Film ist unser Versuch, diese Frage zu beantworten: mit der Kamera und den jahrelang dokumentierten Protesten, Zerstörungen und Gewalt etwas zu tun, um das Leben der Menschen in Masafer Yatta zu verändern. Und in der Tat, der Film hat internationale Wirkung gezeigt. Wir schlossen das Projekt Ende Oktober ab, und als die Welt ihre Augen auf Palästina richtete, verspürten wir ein Gefühl der Dringlichkeit, den Zuschauern zu zeigen, was wirklich vor Ort passiert.

So reichten wir den Film bei der Berlinale ein, wo die Karten für alle vier Vorführungen bereits am ersten Tag ausverkauft waren. Das war der Beweis dafür, dass die Menschen unsere Geschichte für wichtig hielten, dass sie etwas über Masafer Yatta erfahren wollten. Ich hätte nie gedacht, dass unsere Geschichte so weit reisen und von so vielen Menschen gesehen werden würde. Wir haben schließlich den Preis für den besten Dokumentarfilm und den Publikumspreis gewonnen.

Doch der vielleicht deutlichste Beweis dafür, dass unser Film etwas bewirkt hat, fand nicht auf den Bühnen Berlins oder gar in der Presse statt. Vielmehr war es bei der Vorführung des Films in At-Tuwani, wo nicht nur Hunderte von Außenstehenden, sondern auch die Bewohner von Masafer Yatta selbst kamen, um den Film zu sehen. Seit dem 7. Oktober haben Siedler und die Armee überall in Masafer Yatta umfangreiche Straßensperren errichtet, die es außerordentlich schwierig machen, sich von einem Ort zum anderen zu bewegen. Die meisten Bewohner verlassen ihre Häuser nicht und gehen nicht unnötig auf Reisen, vor allem nachts, weil die Straßen und die Dunkelheit gefährlich sein können. Und trotzdem sind sie gekommen.

Warum haben sie das Risiko auf sich genommen und sich die Mühe gemacht, unseren Film zu sehen, fragte ich mich. Sie kennen diese Geschichten. Sie haben sie selbst erlebt. Aber es stellt sich heraus, dass es eine ganz andere Erfahrung ist, die eigene Geschichte auf einer großen Leinwand zu sehen.

Man sagt uns oft, dass es auf die Darstellung ankommt, aber ich habe das noch nie so deutlich gesehen wie in den Gesichtern der Kinder von Masafer Yatta, als sie unseren Film sahen und darauf warteten, dass ihre Gesichter, ihre Häuser und ihre Lieben auf der Leinwand zu sehen waren. Ich war mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war, dass die Kinder den Film sehen sollten - er zeigt grafische Gewalt und verstörende Bilder aus ihren Gemeinden. Aber auch sie erleben das alles mit. Sie sehen es jeden Tag. Es spielt keine Rolle, ob sie es noch einmal auf der Leinwand sehen oder nicht.

Mehrere Kinder erzählten uns, dass sie zum ersten Mal ihr eigenes Leben wie eine Geschichte dargestellt sahen. Es gibt ihnen das Gefühl, dass ihre Geschichte wichtig ist, dass sie es verdient, gesehen zu werden, und dass die Menschen bei ihnen sind.

"Ich bin in dieser Situation aufgewachsen, aber es auf der Leinwand zu sehen, hat mir das Herz gebrochen, und es hat auch Masafer Yatta das Herz gebrochen", sagte ein Freund nach der Vorführung zu mir. "Wie können wir so weiterleben?"

Plötzlich waren wir wieder im richtigen Leben".
Seit Jahren haben Basel und ich israelische Hauszerstörungen und Siedlergewalt in Masafer Yatta gefilmt. Es kann sehr anstrengend sein, diese schrecklichen Vorfälle jeden Tag zu filmen. Wie Basel an einer Stelle des Films zu Yuval, einem der jüdisch-israelischen Produzenten und Protagonisten des Films, sagt: "Du kannst nicht erwarten, dass die Besatzung in 10 Tagen endet." Aber manchmal hat man das Gefühl, dass niemand weiß, was hier passiert, und dass sich nichts ändern wird.

Nachdem wir uns 2019 mit Yuval und Racheli zusammengetan hatten, gingen wir vier gemeinsam zu einem Abriss, wobei jeder von uns die Ungerechtigkeiten um uns herum dokumentierte und Racheli uns dabei filmte. Wir beschlossen, uns besonders auf Basels Geschichte zu konzentrieren: Er ist ein Aktivist, seine Eltern sind Aktivisten, und seine Beziehung zu Yuval steht im Mittelpunkt des Films. Wir haben diese Geschichten mit der größeren Geschichte von Masafer Yatta verwoben.

Der Vorsitzende des Gemeinderats von Masafer Yatta, der im Film kurz auftaucht, beschrieb einen Moment, in dem die israelische Zivilverwaltung einen Abrissbefehl für eine Schule vorlegte, als "die größte Sache, die er je gesehen hat". Es war erschütternd zu sehen, wie sich diese Geschichte auf der Leinwand in Masafer Yatta selbst abspielte, nicht weit von der Schule entfernt, die abgerissen wurde. Als ich sah, wie meine Gemeinde dies sah, fühlte ich mich stark, als ob wir wirklich etwas für unser Volk tun würden. Für uns war das eine Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir wollten unseren Leuten das Gefühl geben, dass wir immer noch für sie kämpfen, und zumindest das ist uns gelungen.

Der Film hat die Brutalität dieser Realität nicht verhindern können. Meine Freundin Awdah Hathaleen meint dazu: "Jede Familie in Masafer Yatta lebt in der gleichen Situation. Und am Abend der Vorführung ... gleich nach dem Ende des Films erhielten wir einen Anruf, dass Siedler das Dorf Umm al-Khair überfallen hatten. Wir sahen uns den Film an, aber dann waren wir plötzlich wieder im wirklichen Leben, und das war wirklich dasselbe."

Und doch war diese Vorführung vielleicht das erste, was mich wirklich glauben ließ, dass unsere Kamera stärker sein kann als der Bulldozer. Ganz gleich, wie groß er ist oder wie verheerend der Schaden ist, den er anrichtet, der Bulldozer geht immer weiter. Wenn ich diese Momente dokumentiere - ob sie nun fünf oder 20 Jahre zurückliegen -, schaffe ich eine dauerhafte Aufzeichnung der Zerstörung, die er verursacht hat.

 



Der erste Schritt zur Zerschlagung der israelischen Siedlermaschinerie

"Auf die eine oder andere Weise wird der Film eine Veränderung bewirken", sagte Awdah. "Das ist das wahre Leben - all diese Angriffe, all diese Schikanen."

Wir hoffen, dass dieser Film und ähnliche Bemühungen, die noch folgen werden, von Menschen in aller Welt gesehen werden und unsere Forderung nach einem Ende der Besatzung und des Leids in Masafer Yatta und ganz Palästina vorantreiben können. Es ist eine Erinnerung, auch für diejenigen von uns, die in dieser Realität leben, dass wir weiterhin für eine bessere Zukunft kämpfen müssen.

Gewalt durch Siedler
Hamdan Ballal Al-Huraini ist ein Aktivist und Menschenrechtsverteidiger aus Susiya. Er dokumentiert die Übergriffe der Besatzer auf Palästinenser in Masafer Yatta und ist Mitglied des Projekts Humans of Masafer Yatta. Außerdem arbeitet er freiwillig als Feldforscher für B'Tselem und andere Menschenrechtsorganisationen.

Unser Team ist erschüttert von den schrecklichen Ereignissen dieses jüngsten Krieges. Die Welt ist erschüttert von Israels beispiellosem Angriff auf den Gazastreifen, der den belagerten Palästinensern massive Verwüstung und Tod brachte, sowie von dem grausamen Angriff und den Entführungen durch die Hamas in Israel am 7. Oktober. Unsere Herzen sind bei all den Menschen und Gemeinschaften, die dieser Gewalt ausgesetzt sind.

Wir befinden uns in einer außerordentlich gefährlichen Zeit in Israel-Palästina. Das Blutvergießen hat ein extremes Ausmaß an Brutalität erreicht und droht, die gesamte Region zu verschlingen. Die ermutigten Siedler im Westjordanland, die von der Armee unterstützt werden, nutzen die Gelegenheit, um ihre Angriffe auf Palästinenser zu intensivieren. Die rechtsextremste Regierung in der Geschichte Israels geht verstärkt gegen Andersdenkende vor und nutzt den Deckmantel des Krieges, um palästinensische Bürger und linke Juden, die gegen ihre Politik protestieren, zum Schweigen zu bringen.  Quelle

Zwei verletzte palästinensische Kinder werden nach den israelischen Luftangriffen von Ärzten auf dem Boden eines Krankenhauses im südlichen Gazastreifen behandelt.

Operation "Al-Aqsa-Flut" Tag 175:

IGH weist Israel an, die Hungersnot in Gaza zu beenden, während Israel weiterhin Krankenhäuser überfällt

Der Internationale Gerichtshof hat im Verfahren Südafrikas gegen Israel wegen des Völkermords im Gazastreifen neue vorläufige Maßnahmen verhängt und Israel angewiesen, die Einfuhr von Lebensmitteln und anderen Hilfsgütern zu gewährleisten, um die sich ausbreitende Hungersnot zu stoppen.

QASSAM MUADDI - 29. MÄRZ 2024 - Übersetzt mit DeepL
 

Opferzahlen

32.623 + Tote* und mindestens
75.092 Verletzte im Gazastreifen.

450+ getötete Palästinenser im besetzten Westjordanland und Ostjerusalem.**

*Das Gesundheitsministerium von Gaza bestätigte diese Zahl auf seinem Telegram-Kanal. Einige Menschenrechtsgruppen gehen davon aus, dass die Zahl der Todesopfer weitaus höher liegt, wenn man die mutmaßlichen Toten mit einbezieht.

** Die Zahl der Todesopfer im Westjordanland und in Jerusalem wird nicht regelmäßig aktualisiert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Palästinensischen Autonomiebehörde vom 17. März ist dies die neueste Zahl.



Wichtigste Entwicklungen

Israelische Streitkräfte haben bei Luft- und Artillerieangriffen im Gazastreifen 71 Palästinenser getötet und 112 verwundet.

Der israelische Angriff auf das Al-Shifa-Krankenhaus geht in den 12. Tag und zerstört weitere Gebäude in der Nähe des Krankenhauses.

Israel lässt 102 Palästinenser frei, die in den letzten Wochen im Gazastreifen festgenommen wurden.

Israel gibt acht verwundete Soldaten innerhalb von 24 Stunden zu, da die Kämpfe zwischen der israelischen Armee und dem palästinensischen Widerstand in Gaza-Stadt und in Khan Younis zunehmen.

Der IGH ordnet neue vorläufige Maßnahmen im Völkermordverfahren Südafrikas gegen Israel an, darunter Bestimmungen zur Verhinderung einer Hungersnot.

Die in Nord-Gaza lebende Journalistin Bayan Abu Sultan, die seit dem 19. März als vermisst galt, nachdem sie berichtet hatte, dass israelische Streitkräfte ihren Bruder vor ihren Augen getötet hatten, taucht auf Twitter wieder auf und bestätigt, dass sie am Leben ist.

Mindestens 40 syrische Soldaten und Hisbollah-Kämpfer bei israelischen Angriffen auf Aleppo, Syrien, getötet.
Der UN-Sonderberichterstatter für Palästina sagt: "Es gibt genügend Gründe für die Annahme, dass Israel einen Völkermord begeht."

Westjordanland: Ein palästinensischer Jugendlicher wird im Flüchtlingslager al-Fawwar südlich von Hebron bei einer israelischen Razzia verwundet.

Westjordanland: Israel führt Razzien in Nablus und den Flüchtlingslagern von Shu'fat und Qalandia nördlich von Jerusalem durch.

71 getötete Palästinenser, die Zahl der Toten steigt auf 32.623

Das palästinensische Gesundheitsministerium gab am Donnerstag bekannt, dass bei israelischen Angriffen im Gazastreifen 71 Palästinenser getötet und 112 weitere verwundet wurden.



In Gaza-Stadt setzte die israelische Armee ihre Angriffe auf das Al-Shifa-Krankenhaus den 12. Lokale Quellen berichteten, dass die israelischen Streitkräfte mehrere Gebäude in der Umgebung des al-Shifa-Krankenhauses niederbrannten und zerstörten.

Medizinischen Quellen zufolge halten die israelischen Streitkräfte weiterhin 160 Palästinenser, darunter medizinisches Personal, im Gebäude für menschliche Entwicklung im al-Shifa-Komplex fest.

In Deir al-Balah, im Zentrum des Gazastreifens, eröffneten israelische Kriegsschiffe das Feuer auf palästinensische Häuser am Strand. Im Flüchtlingslager Al-Maghazi, östlich von Deir al-Balah, wurden bei einem israelischen Angriff auf das Haus der Familie Mousa sechs Menschen, darunter beide Elternteile und vier Kinder, getötet und mehrere ihrer Nachbarn verletzt.

In Khan Younis wurden bei israelischen Angriffen 12 Palästinenser getötet, und ein Krankenpfleger wurde Berichten zufolge von israelischen Truppen im Nasser-Krankenhaus getötet.

In Rafah, im südlichen Gazastreifen, wurden bei israelischen Angriffen auf den Osten und das Zentrum der Stadt mindestens 12 Palästinenser, darunter auch Kinder, getötet.

Vermisst gemeldeter Journalist taucht wieder auf, Israel lässt 102 Gefangene aus dem Gazastreifen frei
Die israelische Armee hat lokalen Medienberichten zufolge 102 Palästinenser freigelassen, die im Gazastreifen festgenommen und mehrere Tage und Wochen lang in israelischem Gewahrsam gehalten wurden.

Nach Angaben der Palästinensischen Rothalbmondgesellschaft handelt es sich bei neun der Freigelassenen um Sanitäter, die für die Gesellschaft arbeiten und 46 Tage lang festgehalten wurden. Drei der Entlassenen wurden in eines der wenigen noch funktionierenden Krankenhäuser im Gazastreifen gebracht, um die Folgen der Folter zu behandeln, so die Gruppe.

Unterdessen meldete sich der palästinensische Journalist Bayan Abu Sultan, der seit dem 19. März in der Umgebung von al-Shifa als vermisst gemeldet war, am Donnerstag zum ersten Mal seit 12 Tagen in den sozialen Medien.

"Ich habe überlebt", schrieb Bayan am Donnerstag auf X. Ihr letzter Tweet vor ihrem Verschwinden lautete: "Israelische Streitkräfte haben meinen einzigen Bruder vor meinen Augen getötet."

Bayan ist eine der wenigen palästinensischen Journalisten, die noch aus Gaza-Stadt und dem Norden berichten. Sie und ihre Familie hielten sich in der Nähe des al-Shifa-Krankenhauses auf, wohin ihre Familie zurückgekehrt war, nachdem sie in den ersten Wochen des israelischen Angriffs vertrieben worden war, als ihr Bruder getötet wurde.

Nachdem Aktivisten und Journalisten wegen des befürchteten Verschwindens von Bayan Alarm geschlagen hatten, forderte Reporter ohne Grenzen in einer Erklärung die israelischen Streitkräfte auf, Informationen über Bayans Verbleib zu liefern, da sie davon ausgingen, dass sie festgehalten wurde.

Die in Gaza-Stadt verbliebenen Palästinenser leiden weiterhin unter schwerwiegenden Versorgungsengpässen, insbesondere bei Lebensmitteln. "Der Hunger, der Mangel an Gütern und die in die Höhe schießenden Preise haben den Menschen [in Gaza-Stadt] die Lust am Leben genommen", sagte Huda Amer, eine weitere Journalistin aus Gaza-Stadt, gegenüber Mondoweiss. "Wir hören Bomben und Schüsse auf der Straße", fügte sie hinzu.

UN-Berichterstatter sieht "genügend Gründe" für Völkermord in Gaza
Die Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für die besetzten palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, sagte, es gebe "genügend Gründe" für die Annahme, dass Israel einen Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen begehe.

Albanese äußerte sich am Donnerstag anlässlich der Vorstellung ihres Berichts mit dem Titel "Anatomie eines Völkermords" vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf.

In dem Bericht, der Anfang dieser Woche veröffentlicht wurde, heißt es, dass Israel gegen drei der fünf in der Völkermordkonvention beschriebenen Handlungen verstößt.

Albanese sagte, dass sie wegen ihres Berichts Drohungen erhalten habe und dass sie seit Beginn ihres Mandats unter Druck gesetzt und "angegriffen" worden sei.

In einer Stellungnahme zu Albaneses Bericht warf der Sprecher des Weißen Hauses, Mathew Miller, Albanese "antisemitische Äußerungen" vor und bezeichnete das gesamte Amt des Menschenrechtsberichterstatters für die besetzten palästinensischen Gebiete als "unproduktiv". Im Februar verweigerte Israel Albanese die Einreise in das Land.

Am Donnerstag ordnete der Internationale Gerichtshof eine Reihe neuer vorläufiger Maßnahmen zur Verhinderung von Völkermord an, darunter auch Bestimmungen zur Vermeidung von Hungersnöten.

Die Maßnahmen wurden von Südafrika im Rahmen seines laufenden Verfahrens gegen Israel vor dem internationalen Gerichtshof beantragt.

Die Richter des IGH stellten fest, dass "die Palästinenser nicht mehr von einer Hungersnot bedroht sind ... sondern dass eine Hungersnot droht". Das Gericht wies Israel an, die "ungehinderte Bereitstellung dringend benötigter grundlegender Dienstleistungen und humanitärer Hilfe in großem Umfang durch alle Beteiligten" zu gewährleisten, darunter Lebensmittel, Wasser, Treibstoff und medizinische Versorgung. Die Anordnung ist rechtlich bindend, obwohl das Gericht, wie auch die ersten vorläufigen Maßnahmen, die das Gericht bereits im Januar erlassen hatte und die von Israel ignoriert wurden, über keinen Durchsetzungsmechanismus verfügt.

Bereits 31 Palästinenser, zumeist Kinder, sind im Gazastreifen an Lebensmittelknappheit gestorben, seit Israel unmittelbar nach dem 7. Oktober eine totale Blockade von Lebensmitteln, Wasser, Strom und Treibstoff gegen die dort lebenden 2 Millionen Menschen verhängt hat.

Israelische Armee verwundet Palästinenser bei Razzien in Städten des Westjordanlandes

Ein Palästinenser wurde am Donnerstagabend bei einem israelischen Militäreinsatz im Flüchtlingslager al-Fawwar südlich von Hebron im besetzten Westjordanland von israelischen Streitkräften in den Bauch getroffen.

Örtliche Medien berichteten, dass die israelischen Streitkräfte Leuchtraketen abfeuerten, bevor sie das Lager betraten, und dass sie von einheimischen Jugendlichen mit Steinen beworfen wurden. Die israelischen Truppen schossen daraufhin mit scharfen Waffen und verletzten einen Mann.

Israelische Streitkräfte führten auch Razzien in Shu'fat und Qalandia, nördlich von Jerusalem, sowie in Nablus im nördlichen Westjordanland durch.

Unterdessen kontrollieren die israelischen Streitkräfte die Kontrollpunkte im Jordantal weiterhin streng und suchen nach dem Schützen, der gestern einen israelischen Siedlerbus nördlich von Jericho beschossen und dabei drei Israelis verletzt hat.

Seit dem 7. Oktober hat Israel mehr als 7.800 Palästinenser verhaftet. Derzeit befinden sich mindestens 9.100 Palästinenser in israelischen Gefängnissen, darunter 50 Frauen, 200 Kinder und mehr als 3.500 Gefangene ohne Anklage.  Quelle

Um das Video zu sehen, auf das Bild klicken

 

"Als läge man in einem Sarg":

VIDEO + TEXT - UNICEF-Sprecher warnt vor verheerenden Folgen für Kinder in Gaza

STORYMARCH 29, 2024 - James Elder Sprecher von UNICEF - Übersetzt mit DeepL


Während die Zahl der Todesopfer im Gazastreifen 32.600 übersteigt, sprechen wir mit dem UNICEF-Sprecher James Elder in Rafah nahe der ägyptischen Grenze, wo derzeit etwa 1,5 Millionen Palästinenser Schutz vor den Kämpfen suchen. Er sagt, dass Israels fortgesetzte Behinderung von Hilfslieferungen in das Gebiet eine von Menschen verursachte und vermeidbare" Krise des Hungers und der akuten Unterernährung ist, die beendet werden könnte, wenn Israel nur den Zugang zu mehr Hilfslieferungen öffnen würde, insbesondere im nördlichen Gazastreifen, wo verzweifelte Menschen in nur 10 Minuten erreicht werden könnten. "Wenn ich auf der Straße bin, ist das erste, was die Menschen mir sagen, ob auf Englisch oder Arabisch, 'Wir brauchen Essen, wir brauchen Essen'", so Elder gegenüber Democracy Now! "Sie sagen das, weil sie davon ausgehen, dass die Welt es nicht weiß, denn wie könnte das passieren, wenn die Welt es wüsste?" Er bekräftigt auch die Forderung von UNICEF nach einem vollständigen Waffenstillstand und warnt vor Israels geplanter Bodeninvasion in Rafah, das er als "eine Stadt der Kinder" bezeichnet.


Dies ist eine Eilabschrift. Der Text ist möglicherweise nicht in seiner endgültigen Form.

AMY GOODMAN: Dies ist Democracy Now, democracynow.org, der Bericht über Krieg und Frieden. Ich bin Amy Goodman.

In Gaza hat die Zahl der Todesopfer inzwischen 32.600 überschritten, darunter 14.000 Kinder, und über 75.000 Menschen wurden verwundet. Mindestens 31 Menschen, darunter 27 Kinder, sind bereits an Unterernährung und Dehydrierung gestorben.

Für weitere Informationen fahren wir nach Rafah im Gazastreifen, wo James Elder, Sprecher von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, bei uns ist.

Willkommen bei Democracy Now, James Elder. Vielen Dank, dass Sie vor einem Krankenhaus in Rafah stehen und sich uns anschließen. Erzählen Sie uns, wo Sie in Gaza waren und was Sie dort vorgefunden haben.

JAMES ELDER: Amy, hallo.

Ich war von Süden nach Norden und von Norden nach Süden unterwegs. Beginnen wir hier im Süden, in Rafah, einer Stadt, in der normalerweise 300.000 Menschen leben, jetzt sind es etwa 1,5 Millionen, Sie können sich also die Überlastung vorstellen. Ich schaue gerade auf ein Feldlazarett. Wie oft, Amy, gehe ich herum und denke, dass es hier wie in einem Kriegsgebiet zugeht. Aber natürlich ist es ein Kriegsgebiet. Wenn ich also in einem Krankenhaus bin, dann reden Sie davon, dass Sie in einem Krankenhaus sind, und es wimmelt nur so von Menschen. Die Korridore sind jetzt keine Korridore mehr. Tausende und Abertausende von Menschen versuchen, in den Krankenhäusern Zuflucht zu finden, und natürlich auch Tausende und Abertausende von Menschen mit Kriegsverletzungen in den Krankenhäusern. Rafah ist also eine Stadt der Kinder, Amy. Hierher sind die meisten Menschen aus dem Gazastreifen geflohen, da sie eine Offensive befürchten.

Wenn man weiter in den Norden fährt, ganz in den Norden, wo ich in Jabaliya und Gaza-Stadt war, dann sieht man zuerst die Verwüstung. Ich sehe, Amy, ganze Städte, die mehr oder weniger in Schutt und Asche gelegt wurden, Dinge, die ich noch nie zuvor gesehen habe, in jeder Straße. Wenn ich mit Leuten aus dieser Stadt fahre, dann sind das Fahrer, die in dieser Stadt aufgewachsen sind und die einfach nicht mehr wissen, wie sie sich zurechtfinden, Amy, weil sie die Orientierungspunkte verloren haben, die ihnen den Weg weisen. Und dann ist da noch der Ernährungszustand der Kinder, von denen Sie sprachen. In den letzten Tagen sind über Nacht weitere Kinder gestorben, an Dehydrierung und Unterernährung. Ich sehe diese Familien, Amy. Ich sehe weinende Mütter, die mit ihren papierdünnen Kindern und Babys über Feldbetten gebeugt sind, und Tausende von Menschen auf der Straße, die dieses universelle Zeichen machen: Essen jetzt.

Das ist ein Sinn, von Norden nach Süden. Was auch immer es ist, es ist Verzweiflung, und es ist Erschöpfung. Die Menschen haben alles getan. Sie brechen ihr letztes Stück Brot, um es zu teilen, wenn sie vier oder fünf Familien bei sich wohnen haben. Aber ich habe heute Morgen mit Familien zusammengesessen, mit denen ich sprechen kann. Sie sind erschöpft. Und ja, sie sind verwirrt, warum sie nicht die Aufmerksamkeit der Welt haben.

AMY GOODMAN: Ich wollte Ihre Reaktion auf die neuesten Nachrichten hören, James Elder.

JAMES ELDER: Ich habe keine Anhörung, Leute.

AMY GOODMAN: Der Internationale Gerichtshof hat Israel angewiesen, dafür zu sorgen, dass die Hilfsgüter ungehindert nach Gaza gelangen können. Die rechtsverbindliche Anordnung wurde auf Antrag Südafrikas erlassen, das Israel im Januar wegen Völkermordes verklagt hatte. Das Gericht stellte in seiner jüngsten Anordnung fest: "Die Palästinenser in Gaza sind nicht mehr nur von einer Hungersnot bedroht, sondern ... eine Hungersnot bricht gerade aus". Die Richter zitierten auch Daten der Vereinten Nationen, wonach mindestens 31 Menschen, darunter 27 Kinder, bereits an Unterernährung und Dehydrierung gestorben sind. Das Gericht fordert Israel auf, innerhalb eines Monats einen Bericht darüber vorzulegen, wie es die Anordnung umgesetzt hat. Welche Bedeutung hat dies, da die UNO vor einer drohenden Hungersnot im nördlichen Gazastreifen warnt? Und wie viele Kinder sind davon betroffen, James?

JAMES ELDER: Ja. Ich meine, wir haben einen Bericht gesehen, Amy, vor fast zwei Wochen von der angesehensten Ernährungsorganisation in Bezug auf Krisen auf dem Planeten, und sie spricht davon, dass jetzt mehr Menschen in dieser, wie wir es nennen, katastrophalen Ernährungsunsicherheit sind als in den 20 Jahren ihrer Berichterstattung. Wenn wir uns den Norden des Gazastreifens ansehen, wo vor dem Krieg weniger als 1 % der Kinder unter 5 Jahren an akuter Unterernährung litten, weniger als 1 %. Wenn wir uns jetzt den Norden ansehen, die 2-Jährigen, die am meisten gefährdeten Kinder, Amy, dann ist es jedes dritte Kind. Einer von drei. Das ist die Geschwindigkeit, mit der wir diesen katastrophalen Rückgang erlebt haben.

Die Vereinten Nationen, angefangen von meinem eigenen Exekutivdirektor bis hin zum Generalsekretär, fordern seit Monaten ungehinderten, sicheren Zugang für Hilfsgüter - ein sehr schwieriger Arbeitsplatz. Das ist der Straßenzugang. Der effizienteste und effektivste Weg, um Hilfsgüter, lebensrettende Güter, Lebensmittel, Wasser und Medikamente zu den Menschen zu bringen, ist das Straßennetz, und zwar nicht nur vom Süden her, denn das kann schwierig sein. Es sind 30 oder 40 - 30 Meilen, das klingt nicht nach einem langen Weg. Es ist ein langer Weg, wenn man Zehntausende von Menschen auf der Straße hat. Amy, es gibt Übergänge, die 10 Minuten von den Menschen entfernt sind, die von der Hand in den Mund leben, von den Müttern, die schwer unterernährte Kinder in den Armen halten. Zehn Minuten entfernt.

Diese Krise, die Ernährungskrise der Kinder und der Zivilbevölkerung im Gazastreifen, ist also von Menschen verursacht und vermeidbar, aber sie kann auch umgekehrt werden. Wenn Sie das Glas halb voll sehen wollen, ist das eine gute Nachricht. Das kann rückgängig gemacht werden. Aber wir müssen diese Entscheidungen treffen. Alle Hindernisse müssen beseitigt werden, alle Hindernisse müssen beseitigt werden. Wir brauchen Sicherheit. Wissen Sie, wir wissen, dass in diesem Krieg mehr Kollegen der Vereinten Nationen getötet wurden als in jedem anderen Krieg seit der Gründung der Vereinten Nationen. Wir haben diese schrecklichen Videos von verzweifelten Menschen gesehen, die verzweifelt sind, weil sie einmal in der Woche einen Lastwagen mit Lebensmitteln sehen - es gibt keine Kontinuität -, verzweifelte Menschen, die auf der Suche nach Lebensmitteln getötet werden. Im Norden gibt es Grenzübergänge. Wenn diese geöffnet werden, können wir den Gazastreifen mit Hilfsgütern überschwemmen, und das Problem wird innerhalb weniger Wochen gelöst, mit der magischen Geschwindigkeit, die UNICEF hat, wird sich ihr Leben dramatisch verändern.

Aber das sehen wir nicht. Stattdessen wurde das UNRWA, die größte UN-Agentur hier, das Rückgrat der humanitären Hilfe für den Gazastreifen, das 50 % - Amy, 50 % der Nahrungsmittel in den Norden schickte, blockiert. Wir müssen also ganz klar und sehr, sehr ehrlich sagen, was die Beschränkungen sind. Die Beschränkungen sind der Grund für die derzeitige Unterernährung, insbesondere bei Kindern.

AMY GOODMAN: Also, warum - was sagt Israel Ihnen, der internationalen Organisation, den Vereinten Nationen, Ihnen insbesondere bei UNICEF, warum sie diese Hilfe nicht zulassen und insbesondere sagen, dass sie überhaupt nicht mit dem UNRWA im nördlichen Gazastreifen arbeiten werden?

JAMES ELDER: Ja. Sehen Sie, natürlich arbeiten wir hier auf der Grundlage unserer Unparteilichkeit, und wir sprechen mit jedem. Sie haben also Recht, wenn Sie das fragen. Ich bin nicht in die genauen Gespräche eingeweiht. Wie jeder andere auch, hört man die Behauptung, dass es hier einen unbegrenzten Zugang gibt. Die Realität vor Ort sieht anders aus. In den ersten drei Märzwochen wurde ein Viertel der Hilfskonvois abgewiesen. Wie ich bereits sagte, sind die Beschränkungen für das UNRWA immens.

Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, wie schwierig es ist, die Nahrungsmittelhilfe in den Norden zu bringen, und deshalb ist es ein entscheidender Faktor, wenn man aus dem Norden über diese Übergänge kommt. So wie sich die Welt ein wenig auf die Abwürfe aus der Luft und die Schiffe konzentriert hat, ist die Verzweiflung im Moment so groß, dass die Menschen, die gewaltsam in diese Lage gebracht wurden, die Nahrungsmittelhilfe annehmen werden, egal woher sie kommt. Das sollte nicht der Fall sein, wenn wir im Norden über ein Gebiet sprechen, das für Erdbeeren berühmt war - nicht für Unterernährung, sondern für Erdbeeren. Aber wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass ein Schiff, das hier ankommt, eine Tonnage hat, die etwa 12 Lastwagen entspricht. Es gibt Hunderte und Hunderte und Hunderte von Lastwagen, wissen Sie, fünf Meilen von dort, wo ich jetzt bin. Wenn der Grenzübergang im Norden offen wäre, könnte man innerhalb von 10 Minuten Hunderte von Lastwagen zu den Menschen bringen, die abgeschnitten sind. Das ist eine wichtige Sache, die man sich merken sollte.

Als ich im Norden war, Amy, waren diese Menschen abgeschnitten. Sie haben den letzten Kontrollpunkt hinter sich gelassen, als wir zu diesen Menschen kamen. Wenn ich auf der Straße bin, ist das erste, was die Menschen mir sagen, ob auf Englisch oder Arabisch: "Wir brauchen Lebensmittel. Wir brauchen Essen." Nun, ich weiß das natürlich. Das ist meine Arbeit. Aber natürlich höre ich ihnen zu. Aufschlussreich war, warum sie das sagen. Sie sagen das, weil sie davon ausgehen, dass die Welt es nicht weiß, denn wie könnte man so etwas zulassen, wenn die Welt es wüsste?

AMY GOODMAN: Können Sie über die Auswirkungen von Unterernährung auf Kinder sprechen? Wenn sie nicht an Hunger sterben, welche Auswirkungen hat die Dehydrierung und Unterernährung, die sie jetzt erleben?

JAMES ELDER: Ja, sehen Sie, in gewisser Weise ist es eines der traurigsten Dinge, die Sie sehen können, denn ein unterernährtes Kind fängt buchstäblich an, sich in seinen letzten verzweifelten Handlungen selbst zu ernähren. Wie meine Geschäftsführerin sagte, als sie in den Zentren für Unterernährung auf der ganzen Welt gewesen ist. Denken Sie daran, dass wir bei UNICEF Kindern auf der ganzen Welt helfen, und dass wir kritische, kritische Szenarien für Kinder, vor allem in Bezug auf die Ernährung, vom Sudan bis nach Äthiopien erleben. Sie sprach von der Stille auf einer Station für unterernährte Kinder, weil Babys nicht die Kraft haben zu schreien.

Aber was Kinder mit dieser schwersten Form der Unterernährung in der Regel umbringt, ist eine Krankheit, eine einfache Sache, eine Lungenentzündung, eine einfache Kinderkrankheit. Bei Kindern mit schwerer akuter Unterernährung ist das Risiko, daran zu sterben, zehnmal höher. Davor warnt UNICEF schon seit Monaten. Rafah ist zu einer Stadt der Kinder geworden, weil das Wasserversorgungs- und Abwassersystem zerstört ist, so dass es unmöglich ist, die Dienstleistungen zu erbringen, die Kinder brauchen. Ich meine die Gesundheitsversorgung. Noch nie zuvor waren so viele Kinder in Gaza auf medizinische Versorgung angewiesen. Nur ein Drittel, eines von drei, der Krankenhäuser ist teilweise funktionsfähig. Toiletten - Toiletten, sowohl in Bezug auf die Würde als auch in Bezug auf die sanitären Einrichtungen, Amy - der weltweite Standard in einem Notfall ist eine Toilette für 20 Menschen. Hier haben wir es mit einer Toilette für 800 Menschen zu tun. Für eine Dusche multiplizieren Sie das mit vier, eine Dusche für dreieinhalbtausend Menschen. Stellen Sie sich vor, ein Mädchen im Teenageralter, noch viel weniger eine schwangere Frau oder ein Kind. Unsere große Befürchtung, die wir allmählich erkennen, ist also, dass, wenn schwere Unterernährung und Krankheiten hinzukommen, dies der perfekte Sturm ist. Dann wird diese Horrorshow für Kinder am Boden genauso tödlich wie aus der Luft.

AMY GOODMAN: Nun, das ist natürlich abgesehen von den - ich glaube, es sind mehr als 14.000 Kinder, die gestorben sind, eine ungezählte Anzahl von ihnen liegt noch in den Trümmern. Können Sie etwas zu dieser Zahl der Todesopfer sagen und den Gazastreifen mit anderen Konfliktgebieten vergleichen, in denen Sie schon waren, James Elder? Sie waren überall auf der Welt, um es vorsichtig auszudrücken.

JAMES ELDER: Ja, sehen Sie, Amy, in gewisser Weise hadere ich mit dem Vergleich, einfach weil für UNICEF und mich ein Kind ein Kind ist, egal wo es ist. Und wenn man sieht, was Kindern in der Ukraine und in Afghanistan widerfahren ist, dann ist das entsetzlich, und deshalb arbeiten meine Kollegen an vorderster Front an all diesen Orten.

Ja, aber die Intensität der Zerstörung ist hier etwas ganz Besonderes. Offensichtlich handelt es sich um eine so große Kinderpopulation auf engstem Raum, die, um es klar zu sagen, wahllos angegriffen wird. Die Zahlen, die Sie hier nennen, sind beispiellos. Und wenn Sie in einem Krankenhaus die Kriegsverletzungen von Kindern sehen, Amy, denken Sie daran, dass es bei einem Raketen- oder Bombenangriff auf ein Familienhaus nicht nur um eine einzige Verletzung eines Kindes geht. Es sind die gebrochenen Knochen.

Es sind die Verbrennungen. Es ist sehr schwer zu sehen, aber wir müssen immer wieder hinsehen, die Verbrennungen bei einem Kind. Und es sind die Schrapnells. Das sind die Bilder, die ich jedes Mal sehe, wenn ich mich in einem Krankenhaus umdrehe, und ich glaube nicht, dass ich das schon einmal gesehen habe, diese Konsistenz.

Sie haben diese seltenen Momente, Amy, in denen Sie sich an etwas Hoffnung klammern. Und einmal gab es einen Moment in einem Krankenhaus, ein kleiner Junge, Mohamed, er hatte schlimme Verbrennungen, aber als ich zu Mohamed kam, machte er diese kleine Anstrengung - es tat ihm weh - einen kleinen Daumen hoch zu halten, eine unaufgeforderte Bewegung. Und ich dachte nur: "Wow! Was für ein Charakter!" Und dann erklärte der Erwachsene, der ihn begleitete, dass Mohamed auch der beste Schüler seiner Schule war, und zeigte mir Fotos von diesem hübschen kleinen Jungen, der Auszeichnungen erhielt. Und ich dachte: "Dieser kleine Kerl wird es schon schaffen." Und man hält diese Momente fest. Dann erklärte mir dieser Erwachsene, dass die Rakete, die in Mohameds Haus einschlug, alle Menschen tötete. Und da Familien sich zusammenkauern, meine ich alle - Mutter, Vater, Geschwister, Großeltern, Tanten, Onkel, Cousins. Mohamed wusste es noch nicht, aber er ist nun das letzte überlebende Mitglied seiner gesamten Familie.

Diese Horrorgeschichten, Amy, werden hier normalisiert. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas in Gaza jemals hören würde, aber ich höre es immer wieder, immer und immer wieder. Ja, und diese Wunden des Krieges, sollte ich hinzufügen, wissen Sie, in den letzten zwei Tagen habe ich mich bemüht, Krankenhäuser zu besuchen, seit die Waffenruhe beschlossen wurde, die hier Anlass zu großer Hoffnung war. Große Hoffnung. Nun, diese Hoffnung wird im Moment von Bomben übertönt. Ich habe viele Kinder gesehen, von denen die Ärzte nicht glaubten, dass sie heute noch leben würden, wenn man die Bombenangriffe seit der Entscheidung vom Montag bedenkt.

AMY GOODMAN: Sie stehen, James Elder, in Rafah. Könnten Sie uns sagen, was gerade in Rafah passiert? Premierminister Benjamin Netanjahu sagt, dass eine Invasion, eine Bodeninvasion, auf jeden Fall stattfinden wird. Es ist keine Frage des "ob", sondern eine Frage des "wann". Sie haben über eine mögliche Bodeninvasion in Rafah gesprochen. Was würde das bedeuten?

JAMES ELDER: Das Grauen in Gaza übersteigt allmählich unsere Fähigkeit, es zu beschreiben. Und es wäre eine Katastrophe. Aber natürlich ist dieses Wort schon oft zu Recht verwendet worden. Aber dies ist eine Stadt der Kinder, wie ich sagte. Diese Stadt, Rafah, hat jetzt eine doppelt so hohe Bevölkerungsdichte wie New York City, aber - ich weiß nicht, was Sie sehen können, OK, aber höher geht es nicht. Das hier ist ebenerdig. Und die meisten Menschen - die meisten Menschen leben in Zelten. Sie sind an Straßenecken. Sie sind an Stränden. Sie sind in dem, was Landwirtschaft war, was Landwirtschaft war. Sie sind auf dem Boden der Tatsachen, 600.000 Kinder hier.

Und was sie durchgemacht haben, ich meine, wir befinden uns auf unerforschtem Gebiet, wenn es um die psychische Gesundheit dieser Kinder geht. Amy. Nacht für Nacht, selbst für mich - und ich darf diesen Ort verlassen - liege ich im Bett und höre die Bombardierungen, die dich wecken, und dein Gebäude bebt, und du liegst da mit dem Gefühl, in einem Sarg zu liegen. Wie stehen die Chancen, morgen früh wieder aufzuwachen? Die Kinder hier machen das jede Nacht mit ihren Familien durch. Es gibt kein Schlaflied, das man einem Kind vorsingen kann, um das zu übertönen.

Die Menschen hier halten nicht nur durch, sie sind mit ihren Bewältigungsmechanismen am Ende, sie können nirgendwo hin. Das müssen wir verstehen. Es ist nicht so - die Sozialdienste sind am Boden zerstört. In Khan Younis, der Nachbarstadt, habe ich, wie gesagt, noch nie ein solches Ausmaß an Zerstörung gesehen. In Gaza-Stadt, weiter nördlich, ist es genauso. Es ist die Rede von einem Gebiet in der Nähe, al-Mawasi. Das ist ein Strand. Damit würde sich die Bevölkerungsdichte buchstäblich noch einmal verdoppeln. Das ist ein erschreckender Gedanke, Amy. Ich hätte nicht gedacht, dass es so weit kommen würde, aber, ja, wie Sie richtig sagen, das Gespräch ist jetzt sehr alltäglich. Ich wünschte nur, die Leute könnten sehen, wie viele Menschen hier sind, könnten die Erschöpfung sehen, könnten einem Arzt zuhören, wenn ich mit ihm in einem Krankenhaus spreche, wie er ein Kind mit massiven Kopfverletzungen behandelt, und der Arzt ist in Tränen aufgelöst und sagt: "Was hat dieses Kind getan?" Nun, wir werden das in einem Ausmaß sehen, das sich wohl keiner von uns, schon gar nicht ich, vorstellen kann.

AMY GOODMAN: Und schließlich, was würde ein sofortiger Waffenstillstand für die Kinder in Gaza, für die gesamte Bevölkerung dort bedeuten?

JAMES ELDER: Wissen Sie, ich bin froh, dass Sie so enden, denn das lässt mich erschaudern. Jeder fragt immer noch: Haben wir Hoffnung? Gibt es Hoffnung? Und die meisten Menschen halten an dieser Vorstellung fest, Amy, wie eine Mutter sagte: "Ich habe meine - ich habe zwei Kinder verloren. Ich habe mein Zuhause verloren. Ich habe meine Fähigkeit verloren, Geld zu verdienen. Ich habe meine Fähigkeit verloren, mein letztes Kind zu ernähren. Alles, was ich habe, ist Hoffnung."

Ein Waffenstillstand ist ein Wendepunkt. Waffenstillstand. Erstens: Bringen wir die Geiseln nach Hause. Irgendwo sind Kinder, nach fünfeinhalb Monaten. Beenden Sie die Quälerei. Beenden Sie die Qualen für sie und ihre Familien. Ein Waffenstillstand ermöglicht es uns, den Gazastreifen endlich mit Hilfsgütern zu überschwemmen und diese Ernährungskrise, die drohende Hungersnot - keine Frage, die drohende Hungersnot - zu beenden. Und ein Waffenstillstand, Amy, bedeutet, dass die Familien, von denen ich gesprochen habe, die heute Abend wieder das ertragen müssen, was ich dort erwähnt habe, sie werden zu Bett gehen, wenn es einen Waffenstillstand gibt, eine Mutter und ihr Kind, und sie werden zum ersten Mal seit Monaten wissen, dass sie morgen aufwachen werden.

AMY GOODMAN: James Elder, UNICEF-Sprecher - UNICEF steht für das Internationale Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen - ist heute aus Rafah im Gazastreifen zu uns gekommen. Vielen Dank, und bleiben Sie sicher.

Wenn wir zurückkommen, sprechen wir mit dem Leiter einer Unternehmensaktivistengruppe, der gerade vor Jim Jordans Ausschuss des Repräsentantenhauses vorgeladen wurde. Wir werden über die Verantwortung von Aktionären und Unternehmen sprechen. Bleiben Sie bei uns.

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