Was bin ich
töricht!
Amos Gvirtz,
Während der letzten acht Jahre habe ich
aktiv am Kampf für die Rechte der Beduinen in ihren nicht
anerkannten Dörfern im Negev teilgenommen – doch nahm ich nicht an
Demonstrationen teil, die gegen den Besuch der rassistischen Kahane
Extremisten in Rahat (Beduinenstadt) protestierten. Andrerseits
besuchte ich kürzlich das Beduinendorf Twayel Abu-Jarwal im Negev,
zwei Tage nach seiner Zerstörung zum xten Male durch Agenten des
Staates, Staatsbeamten, Beamte des Innenministeriums und der
israelischen Landverwaltung.
Nicht die Kahanisten vertrieben 1948
und 1950 die Beduinen, sondern Agenten der Regierung Israels, die
von der Mapai (Labor-Partei) geführt wurde. Nicht die Kahanisten
vertrieben die Beduinen aus ihren Dörfern, raubten ihr Land und
schlossen sie in das begrenzte Sayag-Gebiet ein, sondern die
nationale Führung des jungen jüdischen Staates. Nicht die Nationale
Einheitspartei führte die Regierung, als sie den Beduinen abschlug,
sich Häuser/ Hütten zu bauen, und sie nicht mit Wasser, Strom,
Bildung, Gesundheitsdiensten versorgte. Es war die Regierung, die
von der Labor angeführt wurde. Es waren nicht die Kahanisten, die
die augenblickliche Zerstörungskampagne der Beduinenhütten in den
nicht anerkannten Dörfern durchführt. Es sind die Beamten der
israelischen Regierung, die das tun.
Es sind auch keine Kahaneleute, die die
Ernten der Beduinen zerstören. Es ist Israels Regierung. Falls
Kahaneleute beduinische Bürger Israels morden, würde die israelische
Polizei den Auftrag geben, den Täter aufzustöbern, um ihn vor
Gericht zu bringen. Wenn aber Polizisten die Mörder sind, wird die
israelische Polizei damit betraut, sie zu verteidigen und verhindert
so ihre strafrechtliche Verfolgung und Verurteilung vor Gericht.
Die Beduinen in Israel haben ein
schreckliches Verbrechen begangen: sie wagen im jüdischen
Nationalstaat als Beduinen geboren zu werden.
Die Verfolgung, die Beduinen von Seiten
der israelischen Regierung erleiden, wird nicht aufhören, bis sie
‚freiwillig“ das Land verlassen.
Nun könnte ich wegen Aufstachelung
gegen den Staat Israel verfolgt werden. Schließlich hat dies die
Regierung nie als ihr Ziel erklärt. Sie baute ihnen Townships, wo
sie legal berechtigt sind, Häuser zu bauen, wo sie fließendes
Wasser und Strom, Schulen, Kliniken, Straßen und sanitäre Anlagen
etc haben. Aber all dies erhalten sie erst, nachdem sie vertrieben
wurden und ihr Land enteignet wurde. Um sie mit all ihrer
Großzügigkeit zu beerben, zerstört der Staat ihre Hütten, Dörfer,
ihre Ernte, beraubt sie ihrer Herden, verweigert ihnen Wasser ,
Strom, Straßen etc. Und diese Beduinen – wie sind sie doch töricht
– halten an den Resten ihres Landes fest und weigern sich, städtisch
zu werden. Sie realisieren nicht, dass es ihnen in diesen Townships
besser geht und bestehen darauf, ihr Leben in ländlichen Dörfern
fortzusetzen. Und jene die das Glück bei den Hörnern packten,
erhalten den Segen des Fortschritts in jenen Townships vom Staat,
erfreuen sich der höchsten Arbeitslosigkeit und Verbrechensrate. Wie
töricht.
Und was bin ich dumm, dass ich denke,
es sei kein Fortschritt, was ihnen der Staat gewährt, sondern eher
Enteignung der Reste ihres Landes, so dass diese Ländereien in
jüdische Hände übergehen. Weil dies der jüdische Nationalstaat ist,
in dem wir leben. Und die Kahaneleute nur laut genau das
herausschreien, was der Staat still und leise durchgeführt hat.
Keine einzige Zeitung in Israel hat die Zerstörung eines ganzen
Dorfes zum 25.Mal in ihren inneren Seiten veröffentlicht. Es sind ja
nur Beduinen.
Aber wenn die Kahaneleute ihre lauten
Provokationen demonstrieren und fordern, dass der Staat das tut, was
er sowieso getan hat, dann sind die Medien voll davon.
Und ich, ach, was bin ich töricht …
(dt. Ellen Rohlfs)
11.8. 09
www.kibush.co.il/show_file.asp?num=35004
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