Wie lange
noch?!
Felicia Langer
Ich habe über den jüdischen
Terror in „Haaretz“ und im
„Palästina-Portal“ gelesen,
über die Terroristen von
damals und heute. Etwas, was
mich zum Schreiben genötigt
hat: Ich möchte zuerst über
Bassam al Shaka schreiben,
der damals in den 80er
Jahren OB von Nablus war. Es
war eine der schönsten und
doch schrecklichsten
Ereignisse in meiner Arbeit.
Man wollte Bassam ausweisen,
nach einer gescheiterten
Provokation. Aber der
Verteidigungsminister sagte,
er habe Beweise, dass Bassam
eine Sicherheitsrisiko sei.
Es war einer meiner
schwersten Prozesse vor dem
Obersten Gericht. Es war mir
gelungen, die Ausweisung
zumindest vorläufig zu
verhindern. Ein rarer
Erfolg.
Auf meinem Weg vom Obersten
Gericht zu meiner Kanzlei
versuchte jemand, mich zu
überfahren…, mein Begleiter
riss mich im letzten Moment
zur Seite. Tatsächlich wurde
die Ausweisungsanordnung
nach etwa vier Wochen
rückgängig gemacht. So etwas
hatte es noch nicht gegeben.
Die Protestaktionen der
Palästinenser waren
beispiellos. Ich schreibe in
„Zorn und Hoffnung“: „Nach
Shakas Entlassung aus der
Haft fuhr ich nach Nablus.
Im dunklen Anzug mit
Krawatte, umgeben von
unzähligen Blumensträußen
mit Glückwunschschleifen,
saß er an seinem
Schreibtisch im Rathaus.
Unablässig kamen junge und
alte Menschen herein,
drückten ihm die Hand,
küßten ihn. Einer der Männer
sagte zu mir, daß er die
Schule, in der ich gelernt
habe, segnen möchte. Bassam
lachte, und ich sagte ihm,
dass es die Hebräische
Universität gewesen sei.
»Macht nichts, denn Sie
haben dort etwas gelernt«,
sagte der Mann. Der
Besucheransturm brach nicht
ab, Delegationen und
Einzelne, sie alle kamen mit
strahlenden Gesichtern. Und
Bassam saß ergriffen
dazwischen, hörte sich die
warmen Worte an, die an ihn
gerichtet waren,
unterzeichnete Telegramme,
und in dieser Zeit dachte
ich mir, daß ganz selten nur
die Realität schöner noch
als ein Traum ist.“
Kurze Zeit später begab ich
mich wieder auf den Weg nach
Nablus. Auch Michael, mein
Sohn, sollte Bassam kennen
lernen. Man hatte mir
gesagt, dass er im
Krankenhaus ist und man ihm
die Beine amputiere… Ich war
verzweifelt und sagte mir,
dass sie es nun wohl doch
geschafft haben! Die Rettung
vor der Ausweisung hatte
sich in einen Fluch
verwandelt… Es war ein
trauriger Tag, aber ich
hatte die Solidarität und
die Liebe des Volkes zu
Bassam gesehen. 1982 wurde
er seines Amtes enthoben,
wie andere auch fällt es dem
Besatzer offenbar schwer,
Bürgermeister zu ertragen,
die das besetzte Volk sich
wünscht…
Ich habe die
Gerichtsverfahren gegen die
Terrorgruppe beobachtet, die
enttarnt worden war. Ich war
erbost über die Freudenfeste
der Angehörigen, über die
Liebe mit der die
Angeklagten von allen Seiten
überschüttet wurden, und
über die Picknicks, die in
den Gerichtspausen
veranstaltet wurden.
Diejenigen, die das Attentat
gegen Bassam Shaka verübt
hatten, zeigten keine
Gefühle der Reue. Jehuda
Etzion wurde nach seiner
Entlassung zum Beauftragten
für die Eingliederung der
jüdischen Einwanderer aus
der Sowjetunion ernannt.
Jehuda Etzion gilt als
Chefideologe dieser
Terrororganisation und
leitete die Vorbereitungen
zur Durchführung der
Attentate in Ramallah, el
Bire und Nablus.
Heute, im Jahre 2016,
erfährt man („Haaretz“ und
„Palästina-Portal“), dass
z.B. Haggai Segal, einer
dieser Terroristen, der
damals auch verurteilt
worden war für die Attentate
gegen Bassam Shaka und
andere, jetzt durch Ajelet
Shaked, die Ministerin, zum
Organisator einer sehr
wichtigen Aufgabe ernannt
wurde: „An investgation of
incitement in internet…“
Haggai Segal schreibt in
seinem Buch „Dear Brothers“,
das er im Gefängnis
geschrieben hat, wie
israelische Politiker wie
Begin, Rafael Eitan und
Benyamin Ben Elieser mit dem
Untergrund sympathisieren.
Haggai Segal und seine zwei
Söhne, Journalisten,
erklären, dass Segal nur für
die Attacke auf die
Bürgermeister verantwortlich
war. Aber mit: „the mayors
are evil doers, without a
doubt.“ und „If you would
have done a poll, you would
have seen that most of the
public did not like Bassam
al Shaka and Karim Khalaf.“
erklärt er sich frei von
Schuld.
Wenn ich das jetzt lese,
denke ich an die Tausende in
Nablus, die ich mit eigenen
Augen gesehen habe, die ihre
Liebe und Anerkennung für
Bassam al Shaka zum Ausdruck
gebracht haben. Und Haggais
Söhne? Für sie ist das
Attentat gegen Bassam kein
Verbrechen…
So ist die Lage Jahrzehnte
danach. Wie lange noch?
Meet Haggai
Segal, Israel’s terrorist
journalist >>>
Bassam Shakaa
- Wikipedia >>> |