Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten, Texte aus dem besetzen Palästina die in den deutschen Medien fehlen.

 KurznachrichtenArchiv - Themen  - LinksFacebook  -  Sponsern SieAktuelle TermineSuchen

Kostenlos  IST nicht
Kostenfrei

Unterstützen Sie
unsere Arbeit


Jüdische Stimme
Texte von Abraham Melzer

Nach oben
Kommentar Februar - Endsieg oder Untergang - Broder
Kommentar zum Jahreswechsel 2012
Kommentar Januar - Top-Ten-Liste Antisemiten
Kommentar Dezember - An Edom!
Kommentar November - Dieter Grauman
Kommentar Oktober - Obama und Netanjahu
Kommentar September -  Antisemitismus globalisiert
Kommentar August 2011 - Stoltenberg contra Islamophonie
Kommentar Juli 2011 - Israel kein demokratischer Staat
Kommentar Juni 2011 - LINKE schafft sich selber ab
Kommentar Mai 2011 - Palästina Konferenz Wuppertal
Kommentar April 2011 - Nakba
Kommentar März 2011 - Bak Shalom
Kommentar Februar 2011 - Zionistische Nulllösung
Kommentar Januar 2011  - Israels nacktes Gesicht

 

 

 

 

TRANSLATE


Kommentar  des Monats Juli 2011 für: "Das Palästina Portal"
von Abraham Melzer

Israel ist schon längst kein demokratischer Staat mehr, in ihm gilt nur noch das Recht des Stärkeren.

 

All das, was Felicia Langer, Uri Avnery, Gideon Levy, Amira Hass, ich und viele andere seit vielen Jahren geschrieben haben und immer noch schreiben, ist inzwischen wahr geworden: Israel ist schon längst kein demokratischer  Staat mehr, in ihm gilt nur noch das Recht des Stärkeren. Die führenden Politiker dieses Staates verhalten sich paranoid, indem sie Ängste vor unbewaffneten Zivilisten schüren, Proteste gegen das offensichtliche Besatzungsunrecht verbieten und schließlich auch das kritische Denken unter zionistische Kuratel stellen.

Israel ist die älteste Besatzungsmacht unter der Sonne und die brutalste dazu. Es war der Wunsch der Juden, mithilfe der zionistischen Ideologie so zu werden wie alle Völker – dieses Ziel haben sie aber nur fast erreicht. Denn im Laufe dieses Emanzipationsprozesses haben sie ihr Judentum verloren und sind zu brutalen rassistisch-zionistischen Besatzern geworden.

Das, was die Israelis als gewaltigen Sieg feiern, nämlich die Verhinderung des Auslaufens der Gaza-Flottille und kurz darauf die Verhinderung der Einreise Hunderter Friedensaktivisten nach Israel, von wo aus sie in die besetzten palästinensischen Gebiete weiterreisen wollten, um sich dort mit den Palästinensern zu solidarisieren, ist jedoch kein Sieg, sondern höchstens ein Pyrrhussieg geworden – in Wirklichkeit hat Israel aber eine Niederlage erlitten.

Israel hat sich mit diesen zwei Aktionen weltweit lächerlich gemacht und allen gezeigt, wie paranoid seine Regierung agiert. Man hatte Angst vor friedlichen Demonstranten und dichtete ihnen alle möglichen Gräueltaten an, um vor der Weltöffentlichkeit wieder einmal als Opfer des weltweiten »Antisemitismus« dazustehen.


Manche Reisenden, die von den Israelis an der Einreise gehindert wurden, erinnerte das Verhalten Israels an das von Militärdiktaturen wie des früheren Argentinien oder heutigen Burmas. Und so mancher Jude, der den israelischen Informationsminister Juli Edelstein sagen hörte, alle Diaspora-Juden seien Israels ausländische Brigaden, denkt hier ungewollt an Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, der alle Auslandsdeutschen zu patriotischen Nazis erklärt hatte.


Dabei wird Israel von Jahr zu Jahr, von Aktion zu Aktion gewalttätiger. Man behauptet mit einer unglaublich naiven Chuzpe, die Palästinenser verstünden nur die Sprache der Gewalt, dabei spricht Israel selbst nur diese eine Sprache, ja, sie ist fast schon zur offiziellen Sprache Israels geworden. Friedensaktivisten, Menschen, die nach Recht und Gerechtigkeit streben, Veteranen des Kampfes gegen die Apartheid in Südafrika und des Kampfes um die Bürgerrechte der Schwarzen in den USA, erfahrene Gegner des Kolonialismus, Imperialismus und Faschismus, werden als gefährliche »Hooligans « diffamiert und in diversen Internetforen beleidigt und körperlich bedroht.

Es gibt unter diesen Aktivisten Intellektuelle, Holocaustüberlebende, Menschen mit Gewissen, teilweise alte und fast schon greise Menschen, die ihr Leben, zumindest aber ihre Gesundheit für eine in ihren Augen gerechte Sache riskieren. Viele Israelis halten sie jedoch für »Verräter« und »jüdische Selbsthasser«, so wie die KuKlux-Klan-Rassisten die Weißen in den Reihen der Schwarzen für Verräter und Selbsthasser hielten.


Diese Menschen haben beschlossen, nicht zu schweigen. Diese Menschen haben sich geschworen, nie mehr zu schweigen. Was für sie nicht akzeptabel ist, sollte eigentlich für keinen Menschen auf der Welt akzeptabel sein, sofern man über ein Gewissen und Moral verfügt, die gar nicht kompliziert sein muss.

Was du nicht willst, das man dir antue, das tue auch keinem anderen an. Dies ist die ganze jüdische Moral des Rabbi Hillel, und es würde reichen, wenn alle Israelis sich daran hielten. Die meisten Israelis glauben jedoch, dass für sie Sonderrechte gelten und sie alles tun dürfen, weil die christliche Welt die Juden zweitausend Jahre lang verfolgt hat und weil die rassistischen Nazis sechs Millionen von ihnen umgebracht haben. Da sie die Täter nicht zur Rechenschaft ziehen können, rächen sie sich nun an einem anderen Volk, das zu schwach ist, um sich zu verteidigen, und werden dadurch selbst zu Tätern. Viele haben sogar noch Spaß daran, wie der reaktionäre Deutschjude Henryk Broder in der »Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung« geschrieben hat. Und deshalb reagiert Israel immer wieder, schnell und vielleicht zu schnell, mit Gewalt, Gewalt und noch mehr Gewalt.

Zuerst werden die vermeintlichen Feinde dämonisiert und danach wird ihre Vernichtung legitimiert – wenn es sein muss, mithilfe rassistischer Rabbiner, die herausgefunden haben wollen, dass der Talmud das Töten nichtjüdischer Kinder erlaube, da diese später, sobald sie erwachsen seien, Juden töten könnten. Israel denkt nicht daran, internationales Recht zu achten, da es nach Meinung der Rabbiner nur für Nichtjuden bindend sei, und Juden, vor allem Israelis, bräuchten sich nicht daran zu halten. In perfider Absicht wird man als Jude in der Welt immer wieder – und ohne gefragt zu werden – für diese verbrecherischen Aktionen Israels in Haftung genommen, und Israel behauptet, es spreche, kämpfe, töte, raube, vertreibe, enteigne und vergewaltige im Namen aller Juden.

Deshalb muss ich hier ganz deutlich und unmissverständlich sagen: Nicht in meinem Namen! Die Zionisten in Israel sprechen nicht für das Judentum, sondern nur im Namen ihrer verkommenen Ideologie.


Langsam entsteht der Eindruck, dass Israel die ganze Welt beherrscht und alle Nationen, wie das kleine Griechenland und die großen USA, nach seiner Pfeife tanzen lässt. Im Falle Deutschlands versteht sich das von selbst.

Amira Hass hat es gewagt, leise und vorsichtig auf gängige antisemitische Vorurteile hinzuweisen, und schon ist sie in der israelischen Presse mit Kübeln voller Häme, Hass, Verachtung und Frust übergossen worden. Die intelligenten und die dummen »Haaretz«-Leser verstanden sofort, was und wen sie meinte, und reagierten dementsprechend. Einer nannte sogar den Unbegriff »Die Protokolle der Weisen von Zion«.

Wenn man sieht, wie Israel Regierungen, Konzerne und Organisationen von oben herab behandelt und eigene Wünsche und Pläne durchsetzt, dann kann sich so langsam durchaus die Frage ergeben, ob die Israelis die Welt beherrschen. Und da die Israelis nicht müde werden, zu behaupten, dass sie alles im Namen und im Auftrag des jüdischen Volkes täten, ist der Weg zum antisemitischen Vorurteil, die Juden beherrschten die Welt, nicht mehr weit.

Der »jüdische Staat« kümmert sich aber nicht im Geringsten darum und zeigt der ganzen Welt den Stinkefinger. Israels Recht ist Israels Macht und militärische Stärke, und neben Hunderten von Atombomben erpresst Israel die Welt mit dem Hinweis auf Samson, der in seiner Ausweglosigkeit am Ende die Philister und sich selbst umbrachte. Und die Welt lässt sich erpressen.

Es besteht in der Tat kein Zweifel, dass die israelische Regierung in ihrer paranoiden Haltung bereit wäre, die ganze Welt mit sich in den nuklearen Abgrund zu reißen.

Unterdessen geben immer mehr sogenannte Experten ihren Senf zum angeblich in der Partei DIE LINKE vorhandenen Antisemitismus. Natürlich durfte da auch der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Dieter Graumann, nicht fehlen, der sich noch nicht von seinem Zorn über Thilo Sarrazin, der es gewagt hat, vom »jüdischen Gen« zu sprechen, das Graumann und sein Terrier und Konvertit Kramer nicht kennen, erholt hat. Graumanns und Kramers Äußerungen zum Fall Sarrazin sind aber aus Sicht des verbindlichen jüdischen Religionsgesetzes unhaltbar. Nach der Halacha ist Judesein sehr wohl auch genetisch bedingt, indem nämlich nur jedes Kind einer jüdischen Mutter als jüdisch gilt. Graumanns und Kramers Äußerungen werfen freilich ein ernüchterndes Licht auf die Unbildung deutsch-jüdischer Funktionäre, denen offenbar das elementare Grundwissen über das Judentum abhanden gekommen ist. Jeder Jeschiwa-Schüler hätte ihnen den Sachverhalt – der in Israel der staatlichen Gesetzgebung zugrunde liegt – erklären können. Ein Tabu, jüdische Identität mit Genetik in Zusammenhang zu bringen, besteht bei Juden nicht, vielleicht aber bei Graumann und Kramer. Doch die Graumänner und Kramers sind nicht die Vertreter der jüdischen  Deutschen, sondern nur der Zionisten in Israel und eines winzigen Teils der jüdischen Deutschen, die sich mit dem zionistischen Regime identifizieren.

Collage für den Semit - © Erhard Arendt - vergrößern und mehr >>>

Der Zentralrat soll sich endlich um Probleme kümmern, für die er Verantwortung trägt, wie zum Beispiel die Frage, ob er der »Zentralrat der Juden in Deutschland« oder der »Zentralrat der deutschen Juden« ist. Wenn immer mehr Juden sich dazu bekennen, Deutsche und Juden zu sein, ist es an der Zeit, dass auch der Zentralrat sich entscheidet und den Juden in Deutschland eine ehrliche und zukunftsträchtige Identität verschafft. Graumann muss sich endlich entscheiden, wer oder was er sein will: Vertreter der Juden in Deutschland oder nur eine Außenstelle des israelischen Hasbara-Ministeriums?

Schon seit Jahren drückt sich der Zentralrat vor dieser Entscheidung und grenzt sich lieber weiter von der deutschen Gesellschaft ab, und zwar mit schwachsinnigen und gefährlichen Behauptungen derart, Israel sei »unsere geistige Heimat« oder – wie neulich der greise Ralph Giordano in der Zeitung »Die Welt« äußerte – Israel sei sein »Mutterland«.

Sollte aber ein aus der Türkei stammender Deutscher behaupten, die Türkei sei sein Mutterland, dann wäre Giordano derjenige, der als Erster Zeter und Mordio schrie. Es ist höchste Zeit, dass sich die Vertreter des Zentralrats zwischen Mutter- und Vaterland entscheiden. Deshalb erwarte ich, dass der Zentralrat seine Pflicht wahrnimmt und zuerst diese Identitätsfrage beantwortet, bevor er sich in innerparteiliche Diskussionen einmischt, die ihn überhaupt nichts angehen.

Bevor Graumann von der Linkspartei verlangt, bezüglich ihrer Stellung zu Israel Klarheit zu schaffen, sollte er zunächst einmal selber bezüglich seines eigenen Verhältnisses zu Israel Klarheit schaffen. Graumann sollte mit der Tradition seiner Vorgänger, die jeden Israelkritiker sofort dämonisiert haben, endlich Schluss machen.

Wann, wo und wie wurde Israel denn bitte dämonisiert? Und vor allem durch wen? Falls Graumann es ernst meint mit dem Kampf gegen Antisemitismus, dann sollte er endlich mit der »ALDIsierung« des Antisemitismus aufhören und eine klare und unmissverständliche Definition dieses Begriffs vorlegen. Denn es gibt sicherlich noch Antisemiten in Deutschland, doch sind es nicht diejenigen, die Herr Graumann meint. Und Angst brauchen wir vor ihnen auch nicht zu haben, solange der Antisemitismus nicht offizielle Regierungspolitik in diesem Land ist.

Wir sollten nicht immer wieder in Hysterie ausbrechen und jeden einen Antisemiten schimpfen, der es wagt, gegen die Mauer der israelischen Botschaft zu pinkeln. Es reicht, wenn wir unsere Demokratie und unser Grundgesetz schützen – dann sind auch wir Juden geschützt, und der Antisemitismus hat keine Chance. Oder kann der rassistische Zionismus etwa nicht ohne den Antisemitismus existieren?


Eine Debatte über das »Existenzrecht« der Palästinenser, das von den Israelis und von Herrn Graumann nicht akzeptiert und ignoriert wird, würde doch ehrlicher sein und mehr Sinn ergeben.

Denn es sind die Palästinenser, die um ihr »Existenzrecht« kämpfen, und nicht die Israelis. Sagte nicht einst Golda Meir, Israels legendäre Ministerpräsidentin, sie sehe keine Palästinenser? Inzwischen sieht aber die ganze Welt die Palästinenser, dank der israelischen Paranoia. Hier, Herr Graumann, liegt Ihre Aufgabe, wenn Sie sich Sorgen um Antisemitismus und meinetwegen auch um Israel machen – und gießen Sie nicht noch mehr Öl ins Feuer.


Und last but not least: Die Welt, darunter auch Israel und Deutschland, hat den neu gegründeten afrikanischen Staat Südsudan, der nach der Teilung des Sudan entstanden ist, anerkannt. Bravo. Nun sollten diese Welt und auch Deutschland ebenso den neu zu gründenden Staat Palästina anerkennen und als Vollmitglied in die UNO aufnehmen.

Und Israel sollte der einzige Staat weltweit sein, der mit Nein stimmen wird.

Inschallah. Abraham Melzer, Juli 2011

 

 

Das Verlagsprogramm Herbst 2011 >>>

Der Melzer Verlag >>>

n

Mail           Impressum           Haftungsausschluss                Honestly Concerned  + Netzwerk        The "best" of  H. M. Broder            Erhard  arendt art


Start | oben

 Impressum          Haftungsausschluss          KONTAKT               Datenschutzerklärung         arendt art