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Ein Reisebericht vom   25.11.06

 

Bin(...) immer noch wie gelähmt von dem was ich in Palästina persönlich gesehen und erlebt habe. Es ist für mich unfassbar, was sich diese psychopathische, faschistische Besatzungsmacht alles ungestraft erlauben kann und in diesem Tun direkt oder indirekt fast weltweit unterstützt wird! 

 

In meiner Betroffenheit möchte ich hauptsächlich von den Dingen berichten, die mich am meisten schockiert haben. Ein kompletter Bericht würde zu lang werden. Dabei waren wir „nur“ in der West Bank – nicht in Gaza,  wo alles noch viel, viel schlimmer ist. 

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1.) Bethlehem:  Eingemauert, schlimmer wie die Berliner Mauer.  Eine mindesten 8m hohe Betonwand mit vielen noch höheren Wach - Schießtürmen.

 

Z. B.: Freitag, den 20. 10.2006, Ramadan, Bethlehem Checkpoint: Viele fromme Moslems wollen zum Beten nach Jerusalem und warten geduldig vor dem Checkpoint, ob ein Durchkommen ist. Väter tragen ihre kleinen Kinder auf den Schultern. Alle stehen abgeriegelt und dicht an dicht.  Einige ältere Männer wollen den Soldaten ihre Ausweise zeigen. Sie sind schon über 48 Jahre alt und dürfen laut Israels „offizieller Regelung“ in diesem Alter durch den Checkpoint zum Beten in der Moschee passieren.  Aber die israelische Besatzungsmacht interessiert diese Ausweise nicht. Sie wollen sie gar nicht sehen, sie wollen ja niemanden passieren lassen !  Es kommen immer mehr Menschen, die durch den Checkpoint wollen, aber alles ist völlig ruhig, obwohl der Checkpoint dicht ist. 

 

Auf einmal fängt die israelische Besatzungsmacht ohne Grund an mit Tränengas und Krachbomben mitten in die Menge zu schießen, ohne Rücksicht auf die kleinen Kinder. Die Menschen fliehen vor den Geschossen zurück, einige sind verletzt, Krankenwagen warten schon…

Nach einiger Zeit kehren sie zögerlich wieder zurück, sie wollen an diesem hohen Festtag doch noch in der Moschee in Jerusalem beten… 

Und wieder kommen die israelischen Geschosse, rücksichtslos Schlag auf Schlag.  Es sind ja nur Palästinenser…

So geht es immer weiter… und der Checkpoint bleibt dicht, wie so häufig.

 

Und ich frage mich was ich tun würde, wenn ich als Palästinenser tagtäglich das alles ertragen müsste !  Meine Wut und mein Zorn wächst tagtäglich.

 

Von den Checkpoints - oder besser Käfigen aus massivem Eisen – durch deren Gitter kann man in englisch, hebräisch und arabisch  auf der 8m hohe Mauer nebst dem noch höherem Wachturm dick und fett geschrieben lesen kann: 

 

                      PEACE BE WITH YOU.  The Israeli Minister of Tourism.

 

Dieser Zynismus ist wirklich nicht zu übertreffen. (Alles fotografiert)

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2.) Bil’in: Bekannt durch seine wöchentlichen friedlichen Demonstrationen gegen die fortgesetzten völkerrechtswidrigen Landenteignungen und vor allem gegen diesen so genannten „Sicherheitszaun“ bezw. Mauer:

 

 I.) SPERRANLAGE:  80 – 100m breit.  Bestehend aus:

a) Kameras und Alarmanlagen, b) Stacheldraht, c) Militärstraße 12m breit, d) Sandweg 4m breit (für Spuren)

II.) „Zaun“ bestehend aus: a) Grundmauer 1m hoch, b) Metallzaun oder Betonwand, c) Beleuchtung, d) Militärstraße 12m breit, e) Graben 4m breit, 5m tief, f) Stacheldraht.

 

Es darf nicht vergessen werden, dass dieser Apartheid-Schutzwall immer auf palästinensischem Gebiet ohne jegliche Rücksichtnahme errichtet wird.  Palästinensische Familien werden unter einander – und von ihren Olivenbaumhainen getrennt.  Massenhaft wurden dafür Olivenbäume (oft die Lebensgrundlage!) entwurzelt.  Häuser von allen Seiten regelrecht ummauert  (Fotos kann ich auf Wunsch senden)

 

Bil’in: Freitags nach dem Gebet in der Moschee treffen sich die Teilnehmer der Demo.

 

Z.B.: Freitag, den 27.10.2006   Aus allen Richtungen sind viele Hundert Menschen gekommen. Auch sehr viele israelische Juden (vor allem junge Menschen!)  aus Israel – und den USA (Jewish Voive for Peace) sind da. Auch Uri Avnery  und seine Frau (Gush Shalom ) und Arik Ashermann (Rabbis for Human Rights) sind gekommen.

 

Die Demo beginnt wie vorgesehen völlig friedlich. Israelische Peace Aktivisten tragen eine lange Leiter mit vielen palästinensischen Fahnen.  Wir gehen durch die bergigen Olivenhaine, wo uns seitlich und vor allem an dieser hohen Sperranlage schon die israelische Besatzungsmacht erwartet.

 

Nach einiger Zeit gegenseitigen Abschätzens versuchen einige Peace Aktivisten die lange Leiter an den Zaun zu legen, um drüber zu klettern. Sofort schießen die Soldaten immer wieder mit Krachbomben und Tränengas.  Die jungen Leute fliehen zurück, warten – und versuchen es wieder. Gnadenlos schießt das israelische Militär. Das „Spiel“ wiederholt sich.

 

Wir bekamen von „alten Hasen“  den Tipp Ohropax in die Ohren zu stopfen und Zwiebeln bei solchen Attacken, einzuatmen, an die Augen zu halten – und zu essen . 

 

Wie es mit der Leiter weiter ging konnte ich nicht mehr beobachten. Bis dahin hatte ich viel fotografiert.  Plötzlich ging es bei uns los – ohne ersichtlichen Grund: Tränengas, Krachbomben – und auch scharfe Munition - von allen Seiten ! Wir rannten wie die Hasen durch die bergigen Olivenhaine, voller großer Steine und Disteln, dann die vielen Menschen dazwischen !  Ich hatte zwar Ohropax dabei, wollte aber noch abwarten, bis es richtig los geht.  Zu spät ! Eine Krachbombe ging unmittelbar neben mir zu Boden. Ich dachte mein Trommelfell ist geplatzt. Ich hörte erst mal überhaupt nichts mehr.  Dazu kam das Tränengas, ich (WIR!)  sahen kaum noch was und husteten wie verrückt, dabei immer weiter rennen!   Es ging erbarmungslos Schlag auf Schlag -  wie gesagt ohne irgendeine Aggression von unserer Seite !

 

Das ist am Freitag passiert. Sonntag war ich wieder zu Hause. Montag bin ich zum HNO – und bis heute (25. 11.06) und voraussichtlich noch länger - bin ich in Behandlung auf „Ohrsturz“. (Cortison, tägliche Infusionen, Durchblutungsfördernde Medikamente) Mein rechtes Ohr hat 50 Dezibel verloren…   Dabei hatte ich noch Glück, einige hatten sich bei  dieser Rennerei ein Fußgelenk,  einen Arm gebrochen und in der folgenden Woche gab es sogar einen jungen erschossenen Menschen ! Außerdem verursachen sämtliche israelische Geschosse, wenn man direkt davon getroffen wird, erhebliche Verletzungen!

 

Siehe auch: http://www.palsolidarity.org/main/2006/10/27/bilin-27-10-06 und:

                    http://zope.gush-shalom.org/home/en/events/1161988506

 

Trotz alledem bin ich froh, dass ich dabei war – und ich werde es wieder tun !  Diese Reise hat mir die Gewissheit gegeben, dass ich das Richtige tue, wenn ich mich für die Palästinenser einsetze.  Wir erleben die israelischen Aggressionen nur kurzfristig, wir können nicht wie selbstverständlich enteignet werden, usw….

 

Meinen Pfarrer, der sich früher was Israel betrifft, sehr reserviert verhalten hatte, ist plötzlich aufgeschlossen, hört zu was ich ihm sage, und will mir helfen eine Pax Christi Gruppe in Leimen zu gründen. Außerdem will er in allen 3 Gemeinden meine mitgebrachten Friedenslichter aus Taybeh-Ephraim zum  Heiligen Abend aufstellen und die „passenden“ Worte dazu in den Gemeinden sagen. Auch meine Fotos von dem eingemauerten Bethlehem usw. haben ihn wohl dazu bewogen.

 

Auch in der Ohrenarztpraxis konnte ich alle, inklusive den Arzt, von den tagtäglichen israelischen Aggressionen gegen die Palästinenser überzeugen.  Mein aktueller mitgebrachte Bericht von B’Tselem  wurde mit Interesse gelesen.

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Eine weitere wichtige Adresse war die Begegnung mit Dr. Jad Ishak, Institut für angewandte Forschung  http://www.arij.org 

Auf beigefügter Webseite kann man die geopolitischen Bedingungen in den von Israel besetzten palästinensischen Gebieten nach den palästinensischen und israelischen Wahlen finden. Es gibt auch eine aktuelle CD vom Juni 2006

 

Dr. Jad Ishak sagt mit gutem Grund:

 

  >>   Der Palästina Staat wird die „Vereinigten palästinensischen Ghettos“ werden. <<

 

Auch bittet er uns die neu gegründete pro israelische NGO im Auge zu behalten:  170 EU-Parlamentsabgeordnete haben die NGO „Europäische Freunde Israels“ gegründet.

Homepage ist   http://www.arij.org 

 

Wir hatten noch viele interessante Gesprächspartner:  Unter anderem: 

Reverend Dr. Mitri Raheb, der im Vergleich zu den letzten Malen, als ich ihn gehört hatte, fast ein wenig depressiv wirkte, was unter diesen Umständen kein Wunder ist ! 

 Father Raed Abu Sahlieh in Taybeh (das katholische Pendant)  Vom ihm kommen die Friedenslampen.  http://www.taybeh.info  

 

Begegnungen mit Leuten vom EAPPI

Reuven Moskovitz

Die Schwester von Faten Mukarker

Direktorin Jessica Montell von B’tselem

Das Stadtratsmitglied der Hamas von Bethlehem, Nachbar von Fuad Giacaman, Leiter des AEI.  Allgemein wird in Palästina gesagt (auch von den Christen !)  Der Hamas hätte eine Chance gegeben werden müssen. Es waren demokratische Wahlen und wenn Hams nicht gut regiert hätte, hätte man sie ja wieder abwählen können.  Die Hamas Mitglieder, die zu uns gesprochen hatten überzeugten alle durch Ehrlichkeit und guten Willen. Es gab nie Hasstiraden o. ä. !

 

AEI: Arab Educational Institute,  die Mitglieder waren unsere Gastgeber. Jeder übernachtete bei einer anderen palästinensischen Familie, was für uns alle sehr lehrreich war !

Fuad Giacaman und Elias Abu Akleh sind die Leiter.    http://www.aeicenter.org

 

Und zum Schluss noch eine ganz wichtige Webseite um aller Welt zu zeigen, dass Palästina eben nicht aus den Geschichtsbüchern und Landkarten gestrichen werden kann. Dafür gibt zu viele gut gesicherte Beweise

 

www.palestine-family.net  

 

Über die 3-stündigen Schikanen am Flughafen einschließlich einer Körpervisitation in Einzelkabinen, in deren „Genuss“ jeder einzelne von uns kam, will ich lieber nicht reden. Viele können sicher schon ein Lied davon singen !

 

 

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