Gedanken zu Chanukka
(Orginaltitel: Israel Youth resist Palestinian Occupation)
Von Ira Chernus News Center
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News and Views for the Progressive Community, 18.Dezember 2008
http://www.commondreams.org/view/2008/12/17-0
Wenn
ich ein Palästinenser wäre und die Juden in Israel und in aller Welt
beobachte, wie sie sich vorbereiten, Chanukka zu feiern, dann wäre ich
wohl etwas verwirrt. Dieser Feiertag erinnert an eine Zeit von vor
2200 Jahren, als Judäa von einer viel stärkeren benachbarten Macht
beherrscht worden war. Die Juden griffen zu den Waffen und befreiten
sich von einer militärischen Besatzung. Doch wenn Palästinenser nur
davon reden, Waffen zu nehmen und gegen die Besatzungsarmee ihres
mächtigen Nachbarn von heute zu kämpfen, nennt die israelische Regierung
und ihre Unterstützer dies: ungerechtfertigt, unmoralisch , ja, ein
schändliches Verbrechen. Und die Regierungen der USA stimmen allgemein
darin überein, egal welche Partei gerade an der Macht ist.
Das
scheint mir, nicht fair zu sein, weil es so viele Ähnlichkeiten zwischen
den Palästinensern von heute und den Juden von damals gibt. Das alte/
antike Judäa wurde von den Seleukiden beherrscht, so wie die
Palästinenser heute von Israel. Die Seleukiden hatten lokale jüdische
Agenten vor Ort, die ihnen bei der Kontrolle halfen, genau wie Israel
von einer Anzahl Palästinenser geholfen wird, die den Widerstand für
sinnlos halten.
Die
Seleukiden sagten, ihre harte Besatzungspolitik wäre notwendig, weil
viele Juden Verbündete des größten Feindes der Seleukiden, der
Ptolemäer, gewesen wären. Wenn sie Judäa nicht hart unterdrückt hätten,
wäre es zu einer Basis für ihre Feinde geworden, um sie anzugreifen.
Genau so rechtfertigt Israel seine Besatzungspolitik und behauptet, der
palästinensische Widerstand sei mit Israels größtem Feind, dem Iran,
verbunden.
Natürlich sagten die damals rebellierenden Juden, dass sie nur sich
selbst helfen wollten und niemandem anderen; es ginge nur darum, ihre
Freiheit zu erlangen. Die Palästinenser behaupten dasselbe, was ihren
Widerstand betrifft.
Wenn
ich also ein Palästinenser wäre, würde ich fragen: warum feiern Juden
ihren eigenen Widerstand von vor 22 Jahrhunderten als moralisch
gerechtfertigten Kampf für Freiheit, weigern sich jedoch, den
palästinensischen Kampf für Freiheit auch als moralisch gerechtfertigt
anzusehen? Ist das nicht Doppelmoral, ein Messen mit zweierlei Maß?
Eine
wachsende Zahl von Juden denkt so. Sie heißen die palästinensische
Gewalt nicht gut. Aber sie wollen erleben, dass Israel den
Palästinensern dasselbe Recht der Selbstbestimmung zugesteht, so wie es
Juden jedes Jahr an Chanukkah feiern.
Einige
dieser Juden für Frieden und Gerechtigkeit sind israelische
Gymnasiasten, die sich weigern, Militärdienst zu leisten. Sie sind als
Shministim bekannt. Sie sehen, wie ihre Armee dieselbe Art von
unterdrückerischer Besatzung ausübt, unter der das eigene Volk vor
Jahrhunderten gelitten hat – und sie wollen kein Teil dieser Besatzung
sein.
Heute
am Donnerstag, den 18.Dezember ist ein internationaler Tag der
Solidarität mit den im Gefängnis sitzenden Shministim. (s. meinen
Artikel Shministim vom 4.12 ER)
Ira
Chernus ist Professor für religiöse Studien an der Universität von
Colorado in Boulder.
(dt.
Ellen Rohlfs)
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