Pressemitteilung -
Clemens Ronnefeldt - Referent für Friedensfragen - beim
Internationalen Versöhnungsbund - Deutscher Zweig
30.10.2008
Häuserzerstörung und
Besatzung beenden - Friedensorganisationen stärken
-
Versöhnungsbund-Friedensreferent von Nahost-Delegationsreise
zurückgekehrt
Bethlehem/Freising. Von einer zweiwöchigen Friedensdelegation der
katholischen Friedensbewegung Pax Christi nach Israel und Palästina
kehrte Clemens Ronnefeldt, Referent für Friedensfragen beim
deutschen
Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes, Ende Oktober nach
Deutschland zurück.
Was wir an Auswirkungen des Mauer- und Grenzzaunbaus sowie der nun
mehr als 40-jährigen Besatzung im Westjordanland an Leid und Elend
gesehen und erlebt haben, lässt sich kaum in Worte fassen³, so
Clemens Ronnefeldt, der sich seit vielen Jahren für Frieden im Nahen und
Mittleren Osten einsetzt.
Durch den Verlauf des Mauer- und Grenzzaunverlaufes zum Teil tief im
Westjordanland würden rund 555 Quadratkilometer palästinensischen
Landes geraubt, die Entstehung eines künftigen Staates Palästina
nahezu unmöglich gemacht.
Beim Besuch des Israelischen Komitees gegen die Zerstörung von
Häusern
(ICAHD) sowie eines akut vom Abriss bedrohten Hauses im Ostteil
Jerusalems, das in ein Friedenszentrum umgewidmet wurde, um der
drohenden Zerstörung doch noch zu entgehen, wurde das Ausmaß des
Unrechts ansatzweise deutlich.
Angela Gottfrey-Goldstein, enge Mitarbeiterin von Professor Jeff
Halper, der 2009 den Kant-Friedenspreis in Freiburg erhalten wird,
nannte die Zahl von etwa 13 000 zerstörten palästinensischen Häusern
seit 1967 - was im Durchschnitt dem Abriss von fast täglich einem
Haus
über die letzten 41 Jahre entspricht³, so der
Versöhnungsbund-Friedensreferent.
Durch Spenden gelang es dem
Israelischen Komitee gegen die Zerstörung von Häusern, bisher etwa
150
Häuser wieder aufzubauen und den notleidenden Familien ein Dach über
dem Kopf zurück zu geben.
Zwischen Bethlehem und Hebron liegt das Grundstück der Familie Nassar,
die von vier Siedlungen umgeben ist und seit nunmehr 17 Jahren einen
juristischen Streit um ihr rechtmäßiges Eigentum führt, das von
Siedlern immer wieder angegriffen wird.
?Obwohl israelische Siedler mehr als 250 Olivenbäume auf ihrem
Grundstück zerstört haben, lädt Amal Nassar, die mit ihren Brüdern
Daher und Daoud das Grundstück bewirtschaftet, diese immer wieder
ein,
einen Kaffee mit ihr zu trinken - unter der einzigen Bedingung, dass
die Siedler ihr Maschinengewehr am Eingang ihres Grundstückes
ablegen.
Als Christin begründet sie ihr Verhalten mit der Umsetzung der
Bergpredigt³, zeigte sich Clemens Ronnefeldt und die
Friedensdelegation aus Deutschland beeindruckt.
In einem Zelt der
Nationen³ treffen sich auf ihrem Grundstück jedes Jahr bis zu 150
junge Menschen aus aller Welt als Zeichen der Solidarität mit diesem
gewaltfreien Widerstand.
In Hebron lies sich die Gruppe von einem lokalen Mitarbeiter des
Christian Peace Maker Teams die schier unerträglichen
Lebensbedingungen in der Innenstadt erläutern. Rund 400 Siedler,
geschützt von 1500 israelischen Soldaten, würfen seit Jahren Müll
und
Steine aus ihren Häusern auf die Köpfe der palästinensischen
Bevölkerung, ohne dass die israelische Regierung einschreite.
Palästinensische Kinder würden durch Steinwurfhagel der Siedler am
Schulgang gehindert.
Die internationale Präsenz ist häufig der einzige Schutz, damit
nicht
noch Schlimmeres passiert³, zeigte sich Clemens Ronnefeldt nach dem
Hebron-Besuch, der Stadt der von Juden und Muslimen beanspruchten
Gräber der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, erschüttert.
Bei einer Friedenskundgebung südlich von Bethlehem gegen den Mauer-
und Grenzzaunverlauf, zeigte sich die jahrzehntelange Verhärtung des
Konfliktes. Ein Siedler, sagte, er trage sein Maschinengewehr aus
dem
einzigen Grund, sich gegen Terroristen verteidigen zu können, die
immer wieder Israelis umbrächten, so kürzlich erst einen 86-jährigen
alten Mann³, hörte der Versöhnungsbund-Friedensreferent.
Auf der palästinensischen Seite fragte ein palästinensischer
Teilnehmer, wann endlich 9000 seiner zum Teil misshandelten
Landsleute
aus den israelischen Gefängnissen entlassen würden und die
Bombardierungen und Liquidierungen der israelischen Armee aufhörten.
Besonders beeindruckte die Friedensdelegation aus Deutschland eine
Begegnung mit einem Vertreter der Trauernden Eltern/Parents
Circle³.
In dieser Organisation haben sich rund 250 israelische und 250
palästinensische Menschen zusammen geschlossen, weil sie engste
Familienangehörige durch Selbstmordanschläge oder Militäreinsätze
verloren haben.
Mit je einer Person beider Seiten gehen die Betroffenen gemeinsam in
Schulen und Universitäten sowohl in Israel als auch in Palästina, um
für ein Ende der Gewalt zu werben - unter dem Motto: ?Wir haben
unsere
Kinder verloren - lasst uns die lebenden schützen!³.
Der israelische Historiker Reuven Moskovitz, Träger des Aachener
Friedenspreises und Mitbegründer des gemeinsamen
israelisch-palästinensischen Dorfes Neve Shalom/Wahat al Salam³
(Oase des Friedens), zwischen Tel Aviv und Jerusalem gelegen,
forderte
dazu auf, gerade um der Zukunft des Staates Israel willen die
Besatzungspolitik immer wieder zu kritisieren und sich nicht durch
den
leicht drohenden Vorwurf des Antisemitismus einschüchtern zu lassen.
Der palästinensische Pfarrer der Weihnachtskirche in Bethlehem, Dr. Mitri Raheb, nannte die internationale Gemeinschaft Teil des
Nahostproblems³ und verwies gleichzeitig darauf, dass diese auch
?Teil der Lösung³ werden könne.
Kontakt für Interviews, Bilder, Rückfragen und Vorträge:
Clemens Ronnefeldt:
08161-547015
C.Ronnefeldt@t-online.de
Clemens Ronnefeldt
Referent für Friedensfragen
beim Internationalen Versöhnungsbund - Deutscher Zweig
A.-v.-Humboldt-Weg 8a
85354 Freising
Tel.: 08161 54 70 15
Fax: 08161 54 70 16
www.versoehnungsbund.de
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Sparkasse Minden-Lübbecke, Konto-Nr. 400 906 72, BLZ 490 501 01
Stichwort: "Friedensreferat³. |