o

Das Palästina Portal

Täglich neu - Nachrichten aus dem, über das besetzte Palästina - Information statt Propaganda

 Kurznachrichten  -  Archiv  -  Themen  -  Linksammlung -   Facebook  -  Veranstaltungen  - Sponsern Sie  - Suchen

 

 

TRANSLATE

„Wohin soll ich jetzt gehen?“

Eine neue Welle der Hauszerstörungen in Ostjerusalem

 

Von ICAHD (Israel Committee Against House Demolitions = Israelisches Komitee gegen Hauszerstörungen)

 

JERUSALEM – 04. Juli 2005 – Heute wurden wieder Häuser in Ostjerusalem zerstört. Frühmorgens bewegten sich die Bulldozer auf das Wohnviertel Isawiyya zu und rissen dort eine Tankstelle ab. Dann fuhren sie weiter bis in das Viertel Tel al Ful in Beit Hanina. Hier waren Freiwillige und Mitarbeiter des ICAHD vor Ort, und zwar bei den Häusern von Bassam Ramlawi und Nur al Din Damiri. Um 9.00 Uhr erschienen Dutzende Polizeijeeps und Krankenwagen auf dem Hügel und bewegten sich anschließend auf die Häuser zu. Die beiden israelischen Aktivisten Amnon und Shai ketten sich an den Zaun, der die schmutzige Straße zu den Häusern begrenzte, und versuchten so, den vielen Fahrzeugen den Weg zu versperren. Als sie jedoch die massive Präsenz des Grenzschutzes und insbesondere der Yamam (Spezialeinheiten) sahen, die auf sie zukamen, wussten sie, dass ihr Unterfangen aussichtslos wäre und beschlossen daher, sich wieder abzuketten. Sie fürchteten die Schläge der Yamam, denen nachgesagt wird, besonders gewalttätig zu sein. Noch bevor sie die Ketten komplett von dem Zaun lösen konnten, hatten Polizisten bereits die Schlösser, welche die Ketten zusammenhielten, aufgeschnitten.

 

Die Polizisten verteilten sich dann, um das Gebiet zu sichern, und weibliche Grenzschutzpolizistinnen versuchten, Amal Ramlawi von der Einfahrt ihres Hauses wegzubringen. Als sie sich wehrte, kamen weitere Grenzschutzbeamte zu Hilfe. Mitarbeitern von B’Tselem und dem Alternativen Informationszentrum, die im Begriff waren, die Zerstörungen zu filmen bzw. zu fotografieren, befahl die Armee, sich zu entfernen. Einer von ihnen widersetzte sich; nach einem kurzen Disput und einer Rangelei wurde er schließlich weggeschafft und auf den Hügel gezerrt. Dort forderte man ihn auf, auf Distanz zu dem Haus zu bleiben. Amal war letztendlich ebenfalls von ihrem Haus weggebracht worden. Als nächstes erschienen zwei orangefarbene Daewoo-Planierraupen auf dem höchsten Punkt des Hügels, fuhren dann hinunter und auf die Häuser zu. Um 9.30 Uhr begannen sie ihre Arbeit und zerstörten das Heim von Basam Ramlawi.

 Bild Archiv

Inzwischen war die Familie im Haus von Nur al Din Damiri seit 2.00 Uhr nachts auf den Beinen, um ihre Habseligkeiten aus ihrem bescheidenen Zwei-Zimmer-Haus zu entfernen. Die fremden Arbeiter, die zusammengezogen wurden, um die Möbel aus dem Haus heraus zu transportieren, hatten keine Arbeit mehr. Um 9.54 Uhr kam die zweite Planierraupe auf das Haus zu und begann damit, es abzureißen. Nur und seine Frau Ataf standen in sicherer Entfernung und beobachteten die Zerstörung. Exakt sieben Minuten lang brauchte der Bulldozer für die Zerstörung des Hauses und für die Aushebung des Fundaments und machte damit sechs Menschen zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren obdachlos. Nur arbeitete 28 Jahre lang für die Jerusalemer Polizei, welche exakt dieselbe Polizei nicht daran hindern konnte, ihn zweimal obdachlos zu machen. Außer sich vor Verzweiflung schrie er die Polizisten sowie die Soldaten in perfektem Hebräisch an und fragte sie, wohin er und seine Familie jetzt gehen sollten; eine äußerst berechtigte Frage, wenn man bedenkt, dass alle Mittel – die finanziellen und privaten – erschöpft waren.

 

Um 10.25 Uhr hatten die Bulldozer ihr Werk vollendet und setzten sich hügelaufwärts in Bewegung. Hinter sich ließen sie vier Erwachsene und 13 Kinder zurück – obdachlos. Von dort aus fuhren sie in das Wadi-al-Dam-Gebiet in Beit Hanina und rissen dort weitere zwei unbewohnte Bauten ab.  -  Arabic Media Internet Network (AMIN) - 04. Juli 2005

 

05.07.2005, Übers. v. Gabriele Al Dahouk

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Start | oben

Mail           Impressum           Haftungsausschluss           KONTAKT      Datenschutzerklärung          arendt art