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„Wohin soll ich jetzt gehen?“
Eine neue
Welle der Hauszerstörungen in Ostjerusalem
Von ICAHD (Israel Committee
Against House Demolitions =
Israelisches Komitee gegen Hauszerstörungen)
JERUSALEM
– 04. Juli 2005 – Heute wurden wieder Häuser in Ostjerusalem
zerstört. Frühmorgens bewegten sich die Bulldozer auf das
Wohnviertel Isawiyya zu und rissen dort eine Tankstelle ab. Dann
fuhren sie weiter bis in das Viertel Tel al Ful in Beit Hanina.
Hier waren Freiwillige und Mitarbeiter des ICAHD vor Ort, und
zwar bei den Häusern von Bassam Ramlawi und Nur al
Din Damiri. Um 9.00 Uhr erschienen Dutzende Polizeijeeps
und Krankenwagen auf dem Hügel und bewegten sich anschließend
auf die Häuser zu. Die beiden israelischen Aktivisten Amnon
und Shai ketten sich an den Zaun, der die schmutzige
Straße zu den Häusern begrenzte, und versuchten so, den vielen
Fahrzeugen den Weg zu versperren. Als sie jedoch die massive
Präsenz des Grenzschutzes und insbesondere der Yamam
(Spezialeinheiten) sahen, die auf sie zukamen, wussten sie, dass
ihr Unterfangen aussichtslos wäre und beschlossen daher, sich
wieder abzuketten. Sie fürchteten die Schläge der Yamam, denen
nachgesagt wird, besonders gewalttätig zu sein. Noch bevor sie
die Ketten komplett von dem Zaun lösen konnten, hatten
Polizisten bereits die Schlösser, welche die Ketten
zusammenhielten, aufgeschnitten.
Die
Polizisten verteilten sich dann, um das Gebiet zu sichern, und
weibliche Grenzschutzpolizistinnen versuchten, Amal Ramlawi
von der Einfahrt ihres Hauses wegzubringen. Als sie sich wehrte,
kamen weitere Grenzschutzbeamte zu Hilfe. Mitarbeitern von
B’Tselem und dem Alternativen Informationszentrum, die im
Begriff waren, die Zerstörungen zu filmen bzw. zu fotografieren,
befahl die Armee, sich zu entfernen. Einer von ihnen widersetzte
sich; nach einem kurzen Disput und einer Rangelei wurde er
schließlich weggeschafft und auf den Hügel gezerrt. Dort
forderte man ihn auf, auf Distanz zu dem Haus zu bleiben.
Amal war letztendlich ebenfalls von ihrem Haus weggebracht
worden. Als nächstes erschienen zwei orangefarbene
Daewoo-Planierraupen auf dem höchsten Punkt des Hügels, fuhren
dann hinunter und auf die Häuser zu. Um 9.30 Uhr begannen sie
ihre Arbeit und zerstörten das Heim von Basam Ramlawi.
Bild Archiv
Inzwischen
war die Familie im Haus von Nur al Din Damiri seit 2.00
Uhr nachts auf den Beinen, um ihre Habseligkeiten aus ihrem
bescheidenen Zwei-Zimmer-Haus zu entfernen. Die fremden
Arbeiter, die zusammengezogen wurden, um die Möbel aus dem Haus
heraus zu transportieren, hatten keine Arbeit mehr. Um 9.54 Uhr
kam die zweite Planierraupe auf das Haus zu und begann damit, es
abzureißen. Nur und seine Frau Ataf standen in
sicherer Entfernung und beobachteten die Zerstörung. Exakt
sieben Minuten lang brauchte der Bulldozer für die Zerstörung
des Hauses und für die Aushebung des Fundaments und machte damit
sechs Menschen zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren
obdachlos. Nur arbeitete 28 Jahre lang für die
Jerusalemer Polizei, welche exakt dieselbe Polizei nicht daran
hindern konnte, ihn zweimal obdachlos zu machen. Außer sich vor
Verzweiflung schrie er die Polizisten sowie die Soldaten in
perfektem Hebräisch an und fragte sie, wohin er und seine
Familie jetzt gehen sollten; eine äußerst berechtigte Frage,
wenn man bedenkt, dass alle Mittel – die finanziellen und
privaten – erschöpft waren.
Um 10.25
Uhr hatten die Bulldozer ihr Werk vollendet und setzten sich
hügelaufwärts in Bewegung. Hinter sich ließen sie vier
Erwachsene und 13 Kinder zurück – obdachlos.
Von dort aus fuhren sie in das Wadi-al-Dam-Gebiet in Beit Hanina
und rissen dort weitere zwei unbewohnte Bauten ab. -
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04. Juli 2005
05.07.2005,
Übers. v. Gabriele Al Dahouk