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Fußballstar überbrückt die Teilung
Ben Lynfield, Jerusalem

 

Der brasilianische Fußballspieler Ronaldo besuchte am 16.05. Israel und die Westbank, um den jugendlichen Fans auf beiden Seiten Auftrieb zu geben. Nachdem der Stürmer von Real Madrid, der ein Botschafter des guten Willens für das UN-Entwicklungsprogramm ist, auf dem Ben Gurion-Flughafen gelandet war, steuerte er direkt Ramallah an, das vormals ein gefährdeter Ort und ein Ziel der israelischen Angriffe war.

 

Seine Ziele waren klar: Er wollte den Projekten gegen die Armut in den palästinensischen Gebieten Nachdruck

verleihen und mit seinen eigenen Worten "so viel wie möglich zum Frieden in der Welt beitragen".

 

Auch trotz einer weitgehend eingehaltenen, dreimonatigen Waffenruhe erhöhen sich die Spannungen. Sie wurden gestern nochmals verstärkt, als israelische Offizielle bestätigten, dass innerhalb von zwei Wochen damit begonnen werden soll, die kontroverse Westbankgrenze um Maale Adumim, Israels größte Siedlung, zu verlängern.

 

Ronaldos Besuch verschaffte den Palästinensern eine kurze Ablenkung. Bewunderer umschwärmten den Fußballer. Elitesicherheitskräfte, die normalerweise Präsident Mahmoud Abbas, der gerade Japan besucht, bewachen, wurden in die Menge zurückgedrängt.

 

Auf den Straßen sah man grüne Fahnen, aber dieses Mal waren es nicht die Flaggen der Hamas sondern grüngelbe brasilianische Fahnen, die aus Autofenstern heraus geschwenkt wurden.

Einige trugen weiße Real-Madrid-Trikots mit Ronaldos Nummer 9. In al-Bireh bei Ramallah weihte Ronaldo ein UN-Zentrum für benachteiligte Jugendliche ein, das nach ihm benannt wurde. "Ich hoffe, dass die Sportbewegung in Palästina neues Leben erhält, und dass ich eine palästinensische Fußballmannschaft sehen kann, wenn es Frieden geben wird", sagte er, "Ich bin glücklich, euch so froh und optimistisch zu sehen, und ich hoffe, dass der Friedensprozess Erfolg haben wird." Ronaldo versprach, über die palästinensische Sache in Brasilien zu sprechen.

 

Später fuhr Ronaldo in ein Stadion in Herzliya in der Nähe von Tel Aviv, wo er wieder herzlich empfangen wurde. Er traf sich mit hunderten israelischen und palästinensischen Kindern, die miteinander Fußball spielten - Teil eines Projekts des Shimon-Peres-Zentrums für Frieden. Er und Shimon Peres, der israelische Vizepremierminister, vergaben Medaillen an herausragende Spieler.

 

Auch wenn die UN versucht, die Kluft zwischen den beiden Seiten zu überbrücken, bekommen die Beziehungen einen bitteren Beigeschmack durch die Nachricht, dass Israel die Sperranlage bei der Maale-Adumim-Siedlung fortsetzen will, was die arabischen Nachbarorte von Ostjerusalem vom Rest der Westbank abschneiden wird.

 

"Israels Strategie ist es, die Welt durch die Gazaräumung abzulenken und die Zeit zu nutzen, Fakten zu schaffen, um seine territorialen Begierden zu stillen und Grenzen um ein größeres, ausgedehntes und israelisch definiertes Jerusalem zu ziehen", sagte Michael Tarazi, ein Berater in Jerusalemer Anlegenheiten, den palästinensischen Behörden. Israel hatte kürzlich erst den Bau von 3.500 Häusern genehmigt, die Maale Adumim mit den jüdischen Siedlungen innerhalb Jerusalems verbinden sollen.

Ultrarechte Gegner des Gazarückzuges blockierten gestern Abend die großen israelischen Straßen während der Hauptverkehrszeit. Berittene Polizei musste in Jerusalem die Zufahrt zur Stadt von ihnen befreien, und an einer Anschlussstelle bei Tel Aviv zerstreuten Wasserwerfer die Demonstranten. Dutzende von ihnen wurden verhaftet. Siedler und ihre Unterstützer hatten damit gedroht, das Land zum Stillstand zu bringen, um den Rückzug aus Gaza zu stoppen.

 

Die Polizei meldete gestern, dass sie neun ultranationale Juden festgenommen hätte, die unter dem Verdacht stünden, Angriffe auf die Moschee auf dem Jerusalemer Tempelberg zu planen. Mangels Beweisen ließ man die Verdächtigungen fallen. Nichtsdestotrotz gab die Polizei eine Erklärung heraus, die besagte, dass mehrere von ihnen einen Raketenangriff auf die Moschee geplant hatten.

 
17.05.2005, Übers. v. Gabriele Al Dahouk
 

Palästinensischer Junge lädt Ronaldo nach Rafah ein
WAFA Palestine News Agency

 

 

RAFAH, 16. Mai 2005 (WAFA): Der 12jährige Palästinenser Hamad Al-Nairab sandte Ronaldo einen Brief und lud ihn dazu ein, die Kinder im Rafah-Flüchtlingslager zu besuchen. Hamad, der sein Bein während eines israelischen Angriffs verlor, drückte seine Sorge aus, dass er aufgrund der israelischen Checkpoints Ronaldo vielleicht nicht sehen könne. Er hatte einen Traum, nämlich der Ronaldo Palästinas zu werden, deshalb bettelte er um Ronaldos Besuch in Rafah, damit dieser sehen könne, wie sehr ihn die Menschen hier lieben.

 

Hamads erster Brief an Ronaldo:

 

Lieber Ronaldo,

 

ich heiße Hamad al-Nairab und bin 12 Jahre alt. Zuhause bin ich im Flüchtlingslager al-Shaboura im südlichen Gazastreifen in Rafah. Ich liebe den Fußball sehr und Dich auch. Ich bin einer der Fans der Brasilianischen Fußballmannschaft. Jeden Tag sehe ich mir Fußballspiele im Fernsehen an, um Dich dabei zu beobachten, wie Du spielst.

 

Ich kickte normalerweise in unserem Viertel und trug dabei ein gelbes Shirt mit der Nummer 9. Ich hoffte immer, Dich einmal in Brasilien zu besuchen, mit Dir zu spielen und ein Foto mit Dir zu machen.

 

Ich hatte den Traum, immer älter und dabei ein berühmter Berufsfußballer wie Du zu werden. Ja, mein Traum war, eines Tages der "Ronaldo von Palästina" zu sein.

Seit einem Jahr kann ich nicht mehr Fußball spielen, weil ich mein linkes Bein verloren habe. Am 19. Mai 2004 nahmen meine Freunde und ich an einem Friedensmarsch in Rafah teil. Die israelischen Hubschrauber griffen uns mit Raketen an. Viele Freunde wurden dabei getötet und andere verwundet. An diesem Tag verlor ich mein Bein und meine Träume starben. Kein Fußballspielen mehr.

 

Hamads zweiter Brief:

 

Lieber Ronaldo,

 

ich war so erfreut und überrascht, als ich hörte, dass Du unsere Heimat Palästina besuchen willst. Aber unglücklicherweise werde ich Dich nicht sehen können, einmal wegen der israelischen Checkpoints und zum anderen wegen meines Gesundheitszustandes. Alle meine Freunde lieben Dich und den Fußball so sehr. Sie hoffen, Dich wenigstens ein paar Sekunden lang zu sehen. Dich zu sehen ist ihr großer Traum.

Ich lade Dich nach Rafah ein und bitte Dich um Dein Einverständnis, dass ich die Gelegenheit bekomme, Dir die Hand zu schütteln und Fotos mit Dir zusammen zu machen. Und daran teilzuhaben, wie sehr die Menschen Dich hier lieben. Alle reden von Dir und Deinem Besuch.

Ich hoffe, Du wirst die Kinder von Rafah nicht enttäuschen und alle die Menschen, die Dich lieben.
 
Wir warten auf Dich!
Hamad al-Nairab
Al-Shaboura Flüchtlingslager, Rafah, Palästina
 
Anmerkung des Übersetzers:
Die vollständige Geschichte von Hamad finden Sie - allerdings in englischer Sprache - unter http://english.wafa.ps/body.asp?field=enews&id=900
 

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