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Das Palästina Portal

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 Kurznachrichten  -  Archiv  -  Themen  -  Linksammlung -  18. März 2024 Facebook  -  Veranstaltungen  - Sponsern Sie  - Suchen

Westjordanland

Wie Siedler sich Land aneignen

Kitzler, Jan-Christoph - 17. März 2024

Die Siedlungspolitik im Westjordanland gehört seit langer Zeit zu den großen Streitpunkten zwischen Israel und den Palästinensern. Der Überfall der Hamas auf Israel hat die Lage verschärft. Um an Land zu kommen, greifen einige Siedler zu einem Trick.  Quelle

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„Die Partnerschaft zwischen dem Apartheidstaat Südafrika und Israel suchte auf der Welt ihresgleichen“

Warum gerade die heutige Regierung in Pretoria wegen des Genozids im Gazastreifen vor dem Internationalen Gerichtshof geklagt hat

Arn Strohmeyer - 12.03.2024

Der israelische Psychologe Benjamin Beit-Hallahmi schaute an einem Aprilabend im Jahr 1976 wie auch sonst an anderen Abenden die Nachrichtensendung des israelischen Fernsehens an. Was er da sah, haute ihn fast aus seinem Sessel heraus. Er konnte es nicht fassen: Balthasar Johannes (John) Vorster, Ministerpräsident des Apartheidstaates Südafrika und bekennender Nazi, weilte zum Staatsbesuch in Israel und durfte sogar in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem einen Kranz niederlegen.

Beit-Hallahmi war sprachlos vor Entsetzen: Dass der israelische Außenminister Jigal Allon die Taktlosigkeit besaß, einen aktenkundigen Nazi-Kollaborateur zu einer Gedenkstätte für die Opfer des Nazismus zu führen! Es war nicht nur die Taktlosigkeit, die ihn störte, er hatte vielmehr das unheimliche Gefühl, Zeuge einer Inszenierung zu sein, durch die das Unerhörte in Realität verwandelt wurde. Dann wurde ihm klar: Vorster in der Holocaust-Gedenkstätte! Was für eine Selbstdarstellung Israels! Vielleicht zeigt Israel hier sein wahres Gesicht, schrieb er später. Man muss aktuell hinzufügen: Heute gehen Antisemiten – Politiker rechtsextremer Parteien aus Europa und der Welt, die offiziell eingeladen wurden – in Yad Vashem aus und ein, und niemand regt sich mehr darüber auf!

Beit-Hallahmi hatte das Gefühl, auf ein zutiefst symbolisches Bild gestoßen zu sein. Er stellte sich selbst die Frage: „War dieses surreale Bild auf dem Fernsehschirm nur eine vorbeiziehende Wolke am blauen Himmel des Zionismus, oder war es Bein vom Bein, Fleisch von seinem Fleisch? War es eine Verwirrung oder war es Symptom einer tieferliegenden, bedeutsamen Wahrheit?“ Er beschloss, sich um die Entschlüsselung der in dem Fernsehbericht verborgenen Botschaft zu bemühen, nicht eher zu ruhen, bis er dem Geheimnis der israelisch-südafrikanischen Beziehungen auf den Grund gekommen sei. Das Ergebnis seiner Recherchen war das Buch The Israeli Connection (deutsch: Schmutzige Allianzen. Die geheimen Geschäfte Israels, München 1987) Dass der Autor bei der Veröffentlichung seines Werkes in Israel größte Schwierigkeiten mit der Zensurbehörde bekam, versteht sich von selbst.

In diesem Buch enthüllte Beit-Hallahmi, dass Israel rücksichts- und skrupellos Bündnisse und Allianzen mit Staaten der Dritten Welt einging – auch den grausamsten Diktaturen, wenn es seinen Interessen diente. Er versuchte die Frage zu beantworten, inwiefern dieses Engagement mit der Geschichte des Zionismus und des Staates Israel zusammenhängt. Er wollte vor allem Antworten auf die folgenden Fragen finden: Liegt diesen disparaten Aktivitäten eine durchdachte Gesamtstrategie zu Grunde, eine kohärente Weltanschauung? Wenn ja, was sind ihre Wesensmerkmale?

Es kann hier nicht auf die gesamten Beziehungen Israels zur Dritten Welt eingegangen werden, da Südafrika im Mittelpunkt stehen soll. Es sei aber so viel gesagt: Israel hat „systematisch und mit großem und ernst gemeintem Engagement gewisse Regime in der Dritten Welt unterstützt.“ Es wurden aber nur sehr wenige Einzelheiten über dieses Engagement der Mitwelt bekannt, was zur Folge hatte, dass das Ausmaß der Verstrickungen systematisch unterschätzt wurde.

Den Teil des Buches über Israels Kooperation mit Südafrika versah Beit-Hallahmi bezeichnenderweise mit der Überschrift: „Das Bündnis der einsamen Wölfe“. Er charakterisierte dieses Verhältnis so: „Die Geschichte der Partnerschaft zwischen Israel und Südafrika sucht auf Erden ihresgleichen. Israel hat sich in Südafrika mit Haut und Haaren engagiert, mit höherem Einsatz und Aufwand als irgendwo sonst, und es hat sich zu einer wichtigen – und zunehmend unentbehrlichen – Stütze für den Fortbestand des Apartheid-Regimes entwickelt. Dieses Bündnis zwischen Südafrika und Israel gehört zu den bestgehüteten Tabus in der Medienberichterstattung der letzten Jahrzehnte. (…) Die Geschichte des Staates Israel kennt keine vergleichbare Liaison von solcher Intimität und Dauer.“

Südafrika wurde der wichtigste Bündnispartner Israels neben den USA. Nach dem Israel-Besuch von Staatspräsident Pieter Willem Botha erklärte der Fernsehkommentator Victor Nahmias im israelischen Fernsehen: „In dieser Beziehung gibt es viel mehr Verborgenes als Bekanntes.“ Für Premierminister Vorster war Israel auch damals schon ein Apartheidstaat. Er bekannte 1971 freimütig: Israel stehe nunmehr vor einem eigenen Apartheid-Problem – im Umgang mit seinen arabischen Einwohnern. Beide Völker seien gewillt, eher zu kämpfen als ihr Schicksal in die Hände einer sie umschließenden Mehrheit zu legen.

Geheimbesuche der führenden Politiker beider Staaten im jeweils anderen Land waren an der Tagesordnung. Der israelische Botschafter in Pretoria Itzhak Unna bekannte    mehr >>>

 

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Kanzler Scholz in Israel

»Wir können nicht zusehen, wie Palästinenser den Hungertod riskieren«

(Ach, er weiß noch nicht, dass es längst eine humanitäre Katastrophe ist?
Man muss schon die Augen fest zudrücken oder wegschauen, um so etwas sagen zu können).

Olaf Scholz will Israel von den bisherigen Offensivplänen abbringen.
Beim gemeinsamen Auftritt mit Ministerpräsident Netanyahu warnt er eindringlich vor einer humanitären Katastrophe.

17.03.2024

Artikel zum Hören•2 Min

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Ein Foto von Ursula Mindermann
 

Die Cancel-Kulturhauptstadt

Shelly Steinberg unterstützt den jüdisch-palästinensischen Dialog in einem Umfeld, das eher gegenseitiges Töten für politisch und ökonomisch opportun hält.

Jonny Rieder - Interview mit Shelly Steinberg - 15. März 2024

Demokratie ist immer noch ein No-Go für die ehemalige Hauptstadt der Bewegung. München hat sich der Weltelite der Kriegsindustrie als Luxusschauplatz angedient. Stadtväter und Sicherheitskräfte sehen ihre vornehmste Aufgabe darin, die Teilnehmer vor der Konfrontation mit berechtigter Kritik zu beschützen. Zu den wichtigsten Kampfvokabeln in der Auseinandersetzung mit Gegnern gehört „Antisemitismus“. Ein Gespräch mit Shelly Steinberg1 von der Jüdisch-Palästinensischen Dialoggruppe (JPDG) am Rande der sogenannten Münchner „Sicherheitskonferenz“ (SIKO), wo sich die Kriegstreiber jedes Jahr mit Champagner bespritzen. Das Interview, geführt von Jonny Rieder, erschien am 12.03.2024 erstmals bei manova.

München eigenlobt sich gerne als „bunte“ Stadt, als Streiterin „für eine lebendige, wehrhafte demokratische Stadtgesellschaft, für Freiheitsrechte und für die Rechte von Minderheiten und Andersgläubigen“2. In der Alltagspraxis erweist sich das pathetische Gesums oft genug als Mogelpackung. Wer eine andere Meinung vertritt als die der russophoben, NATO-schmusigen Befürworter des israelischen Feldzugs gegen die Gaza-Bewohner3, wird ganz schnell ausgegrenzt. Anfang Februar beantragten die Fraktionen SPD/Volt und Die Grünen/Rosa Liste eine Streichung der städtischen Unterstützung für die diesjährige Friedenskonferenz, einer Gegenveranstaltung zur SIKO. Und zunehmend nutzt die Stadt ihre Macht, um israelkritische Veranstaltungen zu verhindern.

Jonny Rieder: Die Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe (JPDG) engagiert sich für eine friedliche Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern. Wie sieht das aus?

Shelly Steinberg: Die Gruppe hat sich 1985 gegründet, um einen Rahmen für die Begegnung von Juden/Israelis und Palästinensern zu ermöglichen. Die Palästinenser der Gruppe hatten Juden/Israelis bis dahin nur als Soldaten wahrgenommen, und einige der Juden/Israelis hatten vorher noch nie Kontakt zu Palästinensern. Das zeigt, wie vor Ort eine Trennung der beiden Völker staatlich institutionalisiert ist. Sie mussten also erst hierher nach München kommen, um sich zu begegnen und ins Gespräch zu kommen.

Daraus entstand der Wunsch, auch der hiesigen Bevölkerung zu zeigen, dass ein friedliches Miteinander möglich ist, wenn der Rahmen dafür gegeben ist. Mit Vorträgen, Filmvorführungen, Reisen nach Israel/Palästina et cetera sollen die Münchner auf die Zustände in Israel aufmerksam gemacht werden. Das Interesse ist sehr groß, auch einmal eine andere Sicht zu erfahren als die deutsche offizielle. Ich würde sagen, die Mehrheit der Deutschen hält Israels Vorgehen für falsch. Aufgrund der deutschen Geschichte jedoch fällt es vielen schwer, sich gegen Israel auszusprechen. Andere stellen sich auf keine der beiden Seiten. Für sie ist die JPDG eine Alternative. Wir betrachten selbstverständlich beide Völker als ebenbürtig — mit all ihren Rechten.

Jonny Rieder: Einige Gruppierungen werfen euch Israel-Feindlichkeit vor, weil ihr Konflikte nicht mit Gewalt lösen wollt — im Gegensatz zum israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu, der unter anderem wegen Korruption und Völkermord angeklagt wurde. Sind diese Gruppierungen wirklich Freunde Israels?

Shelly Steinberg: Es gibt ganz unterschiedliche Gruppen, die uns bekämpfen: die Stadt München, die jüdischen Gemeinden, die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG), Antideutsche, um nur ein paar zu nennen. Mit ihrer „pro-israelischen“ Agenda unterstützen sie nicht Israel an sich, sondern lediglich dessen Regierung und Politik. Wir sehen jetzt ganz deutlich, dass Netanjahus Regierung auch gegen die eigene Bevölkerung vorgeht und den Staat in Richtung Diktatur „reformieren” möchte. Wer Netanjahus Regierung unterstützt, stellt sich ganz klar gegen die israelische Bevölkerung.   mehr >>>


 

Borrell: "Es gibt Beweise, dass Israel die Einreise von Hilfsgütern in den Gazastreifen verhindert

März 16, 2024

Der Hohe Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, hat bestätigt, dass es Beweise dafür gibt, dass Israel die Einreise von Hilfsgütern in den Gaza-Streifen verhindert.

Dies sagte er am Freitag dem US-Sender PBS auf eine Frage zu seinen Äußerungen vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN), in denen er behauptete: "Israel benutzt den Hunger als Mittel, um die Bevölkerung zu ernähren: "Israel setzt den Hunger als Kriegswaffe ein."

Borrell wies darauf hin: "Es ist eine Hungersnot in Gaza. Hunderttausende von Menschen verhungern buchstäblich, darunter viele Kinder, die durch diese Ernährung sterben."

"Wenn es eine Hungersnot gibt, warum gibt es dann eine Hungersnot? Weil es nicht genug humanitäre Hilfe gibt, um diese Menschen zu unterstützen? And why is it? Weil Israel die Grenze kontrolliert und die humanitäre Hilfe nicht hereinlässt.

Das ist doch die logische Konsequenz, oder? Wenn Sie verhindern, dass humanitäre Hilfe kommt, und die Menschen verhungern, ist das nicht die logische Folge?", fuhr er fort.

Biden: "Viele Amerikaner teilen Schumers Besorgnis über Israel".

Borrell betonte, dass der unzureichende Zustrom von Hilfsgütern nach Gaza nicht auf einen Mangel an UN-Kapazitäten zurückzuführen sei, wie Israel behaupte, sondern vielmehr auf die von Israel auferlegten Beschränkungen der Grenzübergänge: "Es gibt viele Beweise dafür, dass die Kontrollen an der Grenze den Zustrom von Hilfsgütern verhindern", und fügte hinzu: "Ich glaube nicht, dass Israel sagen kann, dass es alles tut, um den Zustrom von Hilfsgütern nach Gaza zu unterstützen."


Borrell stellte fest, dass er "einen Stimmungswandel in der öffentlichen Meinung in den USA in Bezug auf die Geschehnisse in Gaza wahrgenommen hat. Immer mehr Menschen fühlen sich betroffen von dem, was ich durchaus als Massaker bezeichnen kann."

Borrell erklärte auch, dass die Europäische Union Prioritäten habe und: "Eine der Prioritäten wäre es, eine Zwei-Staaten-Lösung anzustreben und den Palästinensern das Recht auf ein eigenes Land und eine eigene Regierung zu geben."  Quelle

Menschen mit Transparenten und palästinensischen Fahnen versammeln sich am 16. März 2024 in der Nähe des Bahnhofs Sonnenallee im Berliner Stadtteil Neukölln zu einer Demonstration zur Unterstützung der Palästinenser und gegen die israelischen Angriffe auf Gaza.Am Samstag fanden in Deutschland und der Schweiz Demonstrationen zur Unterstützung Palästinas statt, um gegen Israels Angriffe auf den Gazastreifen zu protestieren.


Tausende versammeln sich in Berlin und Genf, um gegen Israels Angriff auf den Gazastreifen zu protestieren


17. März 2024

Die Demonstranten zogen mit palästinensischen Fahnen, Transparenten und Plakaten mit der Aufschrift: "Stoppt den Völkermord in Gaza", "Jerusalem ist die Hauptstadt Palästinas", "Waffenstillstand jetzt" und "Freiheit für Palästina".

Einige kamen mit Pfannen, symbolischen Puppen und Mehlsäcken, um auf den Hunger in Gaza aufmerksam zu machen.

In Genf versammelten sich Tausende auf dem Parc Des Cropettes-Platz, um zu protestieren.

Adam McBeth, ein schottischer Staatsbürger, sagte gegenüber Anadolu, er habe teilgenommen, um seine Solidarität mit Palästina und dem palästinensischen Volk zu zeigen.

"Ich glaube, dass wir nicht schweigen können, wenn wir Zeuge des Völkermordes sind. Der Anblick der Fotos und Videos des Hungers ist sehr schmerzhaft. Ich denke, die Welt tut nicht genug, insbesondere die europäischen Länder. Wir müssen aktiver werden und unsere Empörung lautstark zum Ausdruck bringen, um die Hungersnot und den Völkermord in Gaza zu stoppen", sagte McBeth.

Der Amerikaner Joseph Burke sagte: "Ich denke, wir brauchen dringend einen vollständigen und dauerhaften Waffenstillstand in Gaza. Ich glaube vor allem, dass Israels Gewalt und Völkermord gestoppt werden müssen".

Seit einem grenzüberschreitenden Angriff der palästinensischen Gruppe Hamas am 7. Oktober, bei dem 1.163 Menschen getötet wurden, führt Israel eine tödliche Militäroffensive gegen den Gazastreifen.

Mehr als 31.500 Palästinenser, vor allem Frauen und Kinder, wurden seitdem im Gazastreifen getötet und 73.546 verletzt, und das inmitten massiver Zerstörung und Mangel an lebensnotwendigen Gütern.

Der israelische Krieg hat 85 % der Bevölkerung des Gazastreifens in die innere Vertreibung getrieben, da die meisten Lebensmittel, sauberes Wasser und Medikamente blockiert sind. 60 % der Infrastruktur der Enklave sind nach Angaben der UNO beschädigt oder zerstört.

Israel wird vor dem Internationalen Gerichtshof des Völkermordes beschuldigt. In einem Zwischenurteil vom Januar wurde Tel Aviv aufgefordert, dafür zu sorgen, dass seine Streitkräfte keinen Völkermord begehen, und zu gewährleisten, dass die Zivilbevölkerung in Gaza humanitäre Hilfe erhält.   mehr >>>



Israelische Demonstranten demonstrieren in der Nähe des Verteidigungsministeriums in Tel Aviv am 16. Dezember 2023

Krieg gegen Gaza: Wie Israels Linke schnell ihr Mitgefühl für die Palästinenser verlor

Die liberale israelische Sympathie für die Palästinenser beruhte auf der kolonialen Denkweise, dass die Unterworfenen minderwertig sind und für ihre Unterstützung dankbar sein sollten

Orly Noy - 16 März 2024 - Übersetzt mit DeepL

Der Hamas-Angriff vom 7. Oktober und der Krieg, den Israel daraufhin begonnen hat, haben eine neue Begriffskategorie in das hebräisch-israelische Vokabular eingeführt: die "Desillusionierten" - also die Leute, die jetzt "nüchtern" sind.

Diese Leute bestehen darauf, dass sie bis zum 7. Oktober humanistische Friedenssucher waren, für die der Hamas-Angriff alles verändert hat: In seinem Gefolge haben sie sich gehäutet und unterstützen nun leidenschaftlich den Völkermord, den Israel in Gaza verübt.

Seit mehr als fünf Monaten peitschen sie sich nun gegenseitig für die Sünde ihrer früheren linken Unschuld aus. Nach einer angemessenen rituellen Absolution treten sie in den Schoß des Stammes ein und werden im Namen des Volkes und der Nation mit Vergebung überschüttet.

Die ohnehin schon ermüdend langen Reihen dieser Desillusionierten werden immer größer. Viele der Neuzugänge kommen aus der Unterhaltungsbranche und werden dem liberalen Lager zugerechnet. Jeder bekommt seine 15 Minuten Ruhm, um die formelhaften Argumente zu wiederholen: Ich habe an den Frieden geglaubt, ich wollte die Koexistenz, aber am 7. Oktober habe ich entdeckt, dass es auf der anderen Seite keine Menschen gibt, sondern nur menschliche Tiere, die bis zum bitteren Ende bekämpft werden müssen.

Die rituelle Läuterung wird ergänzt durch Liebesbekundungen und Anerkennung für "die israelischen Verteidigungskräfte, die moralischste Armee der Welt", durch Dank und Glückwünsche an unsere heldenhaften Soldaten und durch ein paar Lippenbekenntnisse zur Notlage der Geiseln.

Wie die altgediente Schauspielerin Hanny Nahmias sagte: "[Wir] waren am meisten für die Koexistenz" - aber jetzt will sie einen Krieg "bis zum Ende".

Legitimierte Ziele

Wenn wir uns die neuen Desillusionierten genau ansehen, scheint das Problem nicht in erster Linie in ihrer neuen, veränderten Position zu liegen - die nun oft die totale Vernichtung der Palästinenser in Gaza beinhaltet.

Der populäre Sänger Idan Raichel, der im Allgemeinen mit fortschrittlichen Werten assoziiert wird und häufig mit Musikern aus der äthiopischen Gemeinschaft zusammenarbeitet, ist beispielsweise verärgert darüber, dass die Bewohner des Gazastreifens - vertrieben, verroht, verdurstet und verhungert - nicht in die Tunnel eindringen und die Hamas bekämpfen, auch wenn sie das Tausende von Opfern kostet, um die Rückkehr aller Entführten zu erreichen.

Raichel kommt zu dem Schluss, dass sie, da sie dies nicht tun, als Komplizen der Verbrechen der Hamas und damit als legitime Angriffsziele Israels betrachtet werden sollten.

In der Tat scheint das Problem dieser neu desillusionierten Personen eher in ihrer Interpretation ihrer "linken" Position vor ihrer Desillusionierung zu liegen.

In einem Interview in der Sendung "Stronger Together" des Komikers Shalom Assayag erklärte die Schauspielerin und Fernsehmoderatorin Tzufit Grant, dass "meine linke Seite nicht mehr existiert; ich dachte, wir wären alle Menschen, aber - nein".

Nach ihren Worten haben die Angreifer am 7. Oktober "einen humanitären Teil des Gehirns, ein überwältigendes Mitgefühl, [die Idee, dass] 'wir alle Menschen sind'" abgetötet.

Grant glaubt nicht mehr daran, dass wir alle Menschen sind. Und was jetzt?

Sie beschreibt über zwei Millionen Palästinenser im Gazastreifen mit einem abscheulichen Vokabular für jemanden, für den bis vor kurzem die Liebe zur Menschlichkeit das Leitmotiv war.

Reiner Narzissmus
Grant ist nicht allein. Das vielleicht stärkste Gefühl, auf das viele der neuen Desillusionierten immer wieder verweisen, ist die Enttäuschung: Die Palästinenser haben sie verloren".

Sie, die Linken der Vergangenheit, die behaupten, dass sie sich doch voll und ganz der Koexistenz verpflichtet fühlten und jeden Menschen als Menschen ansahen - und ihre "Belohnung" war ein krimineller Anschlag am 7. Oktober.

Ja, der Angriff der Hamas auf die an den Gazastreifen angrenzenden Gemeinden war entsetzlich. Aber hüten Sie sich vor der Vorstellung, dass der bloße gute Wille des Oberherrn ausreichen sollte, um die Palästinenser zufrieden zu stellen, die für die Freundlichkeit der Mater dankbar sein und ihre Unterdrückung weiterhin schweigend ertragen sollten. (Oh, diese Sehnsucht nach der "guten alten Zeit", als die Palästinenser in Gaza dank der Freundlichkeit Israels nach Israel einreisen und als Tagelöhner arbeiten konnten und dafür dankbar waren).

Diese Haltung war bestenfalls reiner Narzissmus - keine politische Position, die auf einer Analyse der Realität und ihrer verzerrten Machtverhältnisse beruhte.

Einige Beobachter erwähnen immer wieder, dass es sich bei vielen Bewohnern der an den Gazastreifen angrenzenden Gemeinden, die am 7. Oktober angegriffen wurden, um friedliebende Menschen handelte, einige sogar um Aktivisten, die sich regelmäßig freiwillig meldeten, um Kinder aus dem Gazastreifen vom Erez-Übergang in israelische Krankenhäuser zu fahren - ein Verweis, der die Palästinenser als undankbar darstellen und die Verschiebung ihrer eigenen politischen Positionen rechtfertigen soll.

Diese Haltung ist von der gleichen narzisstischen Entpolitisierung geprägt, die alles durch die Brille der guten Absichten (einiger) Israelis betrachtet.

Zweifellos ist der freiwillige Transport kranker Palästinenser aus dem Gazastreifen eine noble Tat, und die Freiwilligen sind Menschen, deren Handeln von Moral und Gewissen geleitet wird. Ein politischer Standpunkt sieht jedoch den größeren Kontext, in dem diese Freiwilligenarbeit stattfindet: nämlich Israels langfristige Belagerung des Gazastreifens und die Zerstörung des größten Teils seiner zivilen Infrastruktur.

Eine solche Position fragt, wie es zu dieser Realität gekommen ist, dass die palästinensische Zivilbevölkerung im Gazastreifen auf die Großzügigkeit der guten Israelis angewiesen ist und im Gazastreifen selbst keine angemessene medizinische Versorgung erhalten kann. Sie fragt, warum es in Gaza keine richtigen Krankenhäuser gibt und wer die Palästinenser mit welchem Recht daran hindert, solche zu bauen.

Umarmung des Tribalismus

Eine solche Position würde die Bedeutung einer so weitreichenden Verweigerung der Bewegungsfreiheit für Millionen von Menschen verdeutlichen, die nicht nur für die Einreise nach Israel, sondern auch für Reisen in die palästinensischen Gebiete im Westjordanland die Erlaubnis des Overlords benötigen. Sie würde auch auf das Wesen des Regimes hinweisen, das seit Jahrzehnten jeden Atemzug von Millionen von entrechteten Untertanen kontrolliert, und sie würde verstehen, dass ein solches Regime unweigerlich einen Aufstand provozieren muss.

Und im Gegensatz zu allen Versuchen, zu kontrollieren, wie diese Realitäten für die Öffentlichkeit dargestellt werden, ist ein genaues Verständnis dieser Realitäten nicht gleichbedeutend mit der Unterstützung von Gewalt oder deren Rechtfertigung, sondern ganz im Gegenteil: eine leidenschaftslose Analyse dieser blutigen Realität, die es uns ermöglicht, aus ihr auszusteigen.

Dass das Subjekt höchstens die Anerkennung seines Menschseins durch den Herrn anstreben kann, eine Anerkennung, die ebenso leicht verweigert werden kann, wie sie gegeben wurde, wenn das Subjekt "enttäuscht", ist das Kennzeichen der kolonialen Situation

Die Vorstellung, dass das Subjekt höchstens die Anerkennung seines Menschseins durch den Meister anstreben kann, eine Anerkennung, die so leicht verweigert werden kann, wie sie gegeben wurde, wenn das Subjekt "enttäuscht", ist das Markenzeichen der kolonialen Situation.

In dieser Situation hält sich der Herr dem Untertan für so überlegen, dass dieser für jeden Moment dankbar sein sollte, in dem der Griff des Herrn an seiner Kehle locker bleibt, während jeder Widerstand gegen die allgegenwärtige Drohung eines Würgegriffs gleichbedeutend mit Undankbarkeit ist.

Es sind dieselben "Linken der Vergangenheit", die neben ihrer Enttäuschung über die Palästinenser plötzlich auch die Freuden des Tribalismus für sich entdeckt haben - wie Tzufit Grant es offensichtlich getan hat.

Seit dem 7. Oktober, sagt sie, wolle sie den ganzen Tag durch die Straßen laufen und Israelis küssen: "Ich bin sehr israelisch, sehr jüdisch geworden".

Bedauerlicherweise scheint dies im heutigen Israel zu bedeuten, dass man sich nicht nur vom "humanitären Teil" des Gehirns trennt, sondern vom Gehirn selbst.  Quelle


Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu leitet eine Kabinettssitzung in der Kirya, dem Sitz des israelischen Verteidigungsministeriums, in Tel Aviv am 31. Dezember 2023

Netanjahu bezeichnet Aufruf eines US-Senators zu Wahlen in Israel als "unangemessen

Der israelische Premierminister wirft dem Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer, vor, sich in die israelische Demokratie einzumischen


MEE-Mitarbeiter - Veröffentlicht am: 17. März 2024 - Übersetzt mit DeepL

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hält die Forderung des Mehrheitsführers im US-Senat, Chuck Schumer, nach Neuwahlen in Israel für "unangemessen".

Schumer hatte am Donnerstag die Absetzung der Regierung Netanjahu gefordert und gesagt, das Land brauche eine neue Führung.

"Als lebenslanger Unterstützer Israels ist mir klar geworden, dass die Netanjahu-Koalition nach dem 7. Oktober nicht mehr den Bedürfnissen Israels entspricht", sagte er und bezog sich dabei auf den Hamas-Angriff im Süden Israels, bei dem fast 1.200 Menschen ums Leben kamen.

"Die Welt hat sich seitdem radikal verändert, und das israelische Volk wird im Moment durch eine Regierungsvision unterdrückt, die in der Vergangenheit feststeckt.

Am Sonntag schlug Netanjahu auf Schumer zurück und sagte, seine Kommentare seien "völlig unangemessen" und kämen einer Einmischung in die israelische Demokratie gleich.

"Ich denke, was er gesagt hat, ist völlig unangemessen. Es ist unangemessen, in eine Schwesterdemokratie zu gehen und zu versuchen, die gewählte Führung dort zu ersetzen", sagte Netanjahu in einem Interview auf CNN.

Berichten zufolge sind führende Politiker in den USA zunehmend frustriert über Netanjahus Führungsstil in Israel, insbesondere über sein Beharren auf einem geplanten Angriff auf Rafah im Gazastreifen, wo derzeit 1,5 Millionen zumeist vertriebene Palästinenser nahe der ägyptischen Grenze Schutz suchen.

Netanjahu bekräftigte am Sonntag seine Pläne, die Stadt anzugreifen, und schwor, Hamas-Aktivisten zu entwurzeln, wie er sagt.

Israels Angriff auf den Gazastreifen hat nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Enklave mindestens 31.645 Menschen getötet, die meisten von ihnen Frauen und Kinder.

Netanjahu wies am Sonntag den wachsenden internationalen Druck zurück und warf ihnen vor, die Toten vom 7. Oktober zu vergessen.

"Unseren Freunden in der internationalen Gemeinschaft sage ich: Ist euer Gedächtnis so kurz? Haben Sie den 7. Oktober, das schlimmste Massaker an Juden seit dem Holocaust, so schnell vergessen?", sagte er zu Beginn der Kabinettssitzung am Sonntag.

"So schnell sind Sie bereit, Israel das Recht zu verweigern, sich gegen die Monster der Hamas zu verteidigen?"

Vor dem 7. Oktober war Netanjahus Regierung durch Massendemonstrationen von Israelis erschüttert worden, die über seine geplanten Reformen des Justizwesens im Lande verärgert waren.

Obwohl der Krieg gegen den Gazastreifen zu einem Rückgang der Proteste gegen Netanjahu geführt hat, hält die Ablehnung seiner Regierung gegenüber den Reformen und seinem Umgang mit dem Krieg an.  Quelle


Ein palästinensischer Mann hält den kleinen, verhüllten Körper einer Person, die bei einem israelischen Luftangriff im zentralen Gazastreifen am 16. März 2024 getötet wurde.

Operation Al-Aqsa-Flut" Tag 163:

EU-Spitzenbeamter sagt, Israel habe seine Anschuldigungen gegen das UNRWA nicht beweisen können

Netanjahu hat geschworen, trotz der internationalen roten Linie in Rafah einzumarschieren. Unterdessen haben die USA zum ersten Mal zwei illegale Siedler-Außenposten im Westjordanland mit Sanktionen belegt.

VMUSTAFA ABU SNEINEH - 17. MÄRZ 2024 - Übersetzt mit DeepL

 

Todesopfer
31.645+ Tote* und mindestens
73.676 Verletzte im Gazastreifen.

435+ getötete Palästinenser im besetzten Westjordanland und Ostjerusalem.**

Israel revidiert seine Schätzung der Todesopfer vom 7. Oktober von 1.400 auf 1.147.
591 getötete israelische Soldaten seit dem 7. Oktober und mindestens 3.221 Verletzte.***
*Das Gesundheitsministerium von Gaza bestätigte diese Zahl über den Telegram-Kanal. Einige Menschenrechtsgruppen schätzen die Zahl der Todesopfer auf 35.000, wenn man die mutmaßlichen Toten mit einbezieht.

** Die Zahl der Todesopfer im Westjordanland und in Jerusalem wird nicht regelmäßig aktualisiert. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Palästinensischen Autonomiebehörde vom 17. März ist dies die neueste Zahl.

*** Diese Zahl wird vom israelischen Militär veröffentlicht und zeigt die Soldaten, deren Namen "veröffentlicht werden durften".



Wichtige Entwicklungen
Israels Premierminister Netanjahu sagt, dass die Armee in Rafah operieren wird", während internationale und US-Beamte vor einem Einmarsch in den südlichsten Gaza-Bezirk warnen, in den mindestens 1 Million Palästinenser vertrieben worden sind.

Der WHO-Chef sagt, dass eine weitere Eskalation der Gewalt in dem dicht besiedelten Gebiet [Rafah] zu vielen weiteren Todesfällen und Leiden führen würde, zumal die Gesundheitseinrichtungen bereits überlastet sind.

Laut Al-Jazeera Arabic liefern Clanchefs im Gazastreifen und UN-Beamte Hilfsgüter auf Anweisung der Hamas-Sicherheitsbehörden, die Palästinenser auffordern, sich nicht in der Nähe von Gebieten zu versammeln, in denen Hilfsgütertransporter ankommen, da es häufig zu israelischen Angriffen auf hilfesuchende Menschenmengen kommt.

Der Vorsitzende von Euro-Med sagt, dass die Anweisung der Polizei im Gazastreifen, sich zurückzuziehen, wenn Hilfslieferungen eintreffen, "von der Bevölkerung mit vollem Engagement befolgt wurde".

Israel versucht, im Gazastreifen eine Autorität anstelle der Hamas zu schaffen, indem es humanitäre Hilfe als Mittel einsetzt, um einige Clanführer zu stärken und an die Spitze zu bringen.

Der oberste EU-Beamte für humanitäre Hilfe sagt, Israel habe weder ihm noch einem anderen EU-Beamten oder einem anderen Geber irgendwelche Beweise für seine Behauptungen gegen das UNRWA vorgelegt.

Der EU-Beamte Janez Lenarcic sagt, dass mehr Hilfsgüter per Lastwagen in den Gazastreifen gebracht werden müssen und dass Israel zusätzliche Landübergänge öffnen sollte.

Die bewaffneten Auseinandersetzungen in der Stadt Al-Zahraa im Süden des Gazastreifens verschärfen sich, als Israel den Bau einer befestigten Straße beendet, die die Enklave von Norden nach Süden in zwei Teile teilt.

Mahmoud Nofal, 42, erliegt seinen Verletzungen nach bewaffneten Zusammenstößen mit israelischen Soldaten in der Nähe der Al-Shuhada-Straße in Hebron.

Netanjahu schwört, trotz der internationalen roten Linie in Rafah einzumarschieren

Die Palästinenser im Gazastreifen haben die erste Woche des Ramadan unter israelischem Bombardement und mit wenig Essen und Trinken verbracht, was zum Tod von Dutzenden von Kindern durch Unterernährung und Dehydrierung geführt hat.



In den vergangenen 24 Stunden verübten die israelischen Streitkräfte neun Massaker in verschiedenen Gebieten des Gazastreifens, wie das Gesundheitsministerium des Gazastreifens auf Telegramm mitteilte. Dabei wurden mindestens 92 Menschen getötet und 130 verletzt. Tausende liegen unter den Trümmern der bombardierten Gebäude.

Für die 1,2 Millionen Palästinenser in Rafah steht eine israelische Bodeninvasion der südlichsten Stadt des Gazastreifens unmittelbar bevor.

Die israelischen Streitkräfte hatten Hunderttausende von Palästinensern unter schwerem Bombardement und Beschuss aus Gebieten im Norden und im Zentrum des Gazastreifens nach Rafah vertrieben, das von Israel zeitweise als "sichere Zone" bezeichnet wurde. Viele Menschen in Rafah mussten in UN-Schulunterkünften und in Zeltstädten übernachten.

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hält an einer Offensive auf Rafah fest, obwohl es angeblich Spannungen mit der US-Regierung wegen eines solchen Plans gibt. Die USA haben sich jedoch geweigert, eine harte rote Linie zu ziehen, wenn es um eine Invasion in Rafah geht. Die Biden-Administration sagte, Israel müsse nur "den Schutz der palästinensischen Zivilisten" gewährleisten.

"Es gibt internationalen Druck, uns daran zu hindern, Rafah zu betreten und die Arbeiten abzuschließen. Als Ministerpräsident Israels weise ich diesen Druck zurück", sagte Netanjahu letzte Woche vor Soldaten auf dem Militärstützpunkt Ofer.

Am Sonntagmorgen erklärte Netanjahu den Ministern im "Kriegskabinett", dass die Armee "in Rafah operieren wird. Dies ist die einzige Möglichkeit, die restlichen mörderischen Bataillone der Hamas auszuschalten, und dies ist die einzige Möglichkeit, den notwendigen militärischen Druck auszuüben, um alle unsere Entführten freizulassen".

Tedros Adhanom Ghebreyesus, der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sagte am Samstagabend, dass "eine weitere Eskalation der Gewalt in diesem dicht besiedelten Gebiet zu vielen weiteren Todesfällen und Leiden führen würde, vor allem, da die Gesundheitseinrichtungen bereits überlastet sind."

Ghebreyesus fügte hinzu, dass die 1,2 Millionen Palästinenser in Rafah "keinen sicheren Ort haben, an den sie sich begeben können" und dass sie keine voll funktionsfähigen Gesundheitseinrichtungen im Gazastreifen erreichen können, da die meisten von ihnen aufgrund der israelischen Aggression nur teilweise in Betrieb oder außer Betrieb sind.

"Viele Menschen sind zu zerbrechlich, hungrig und krank, um noch einmal umgesiedelt zu werden", schrieb Ghebreyesus auf X.

Israel plant, die 1,2 Millionen Palästinenser in Rafah auf "humanitäre Inseln" umzusiedeln, die es vor einer Offensive auf Rafah im Zentrum des Gazastreifens errichtet. Netanjahu sagte am Sonntag, er habe einen Plan genehmigt, um palästinensische Zivilisten aus den "Kampfzonen" in Rafah zu verlegen.

Mehrere UN-Beamte warnten vor einem Blutbad in Rafah, sollte Israel einen Angriff auf das Gebiet starten.

Hilfslieferungen erreichen den nördlichen Gazastreifen

Über Nacht wurden Hilfslieferungen, die im Norden des Gazastreifens ankamen, in einem Zentrum des UN-Hilfswerks für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) ausgeladen, um sie an die Menschen zu verteilen.

Nach Angaben von Al-Jazeera Arabic gelang es lokalen Clanchefs in Gaza und UN-Beamten, die Hilfsgüter auszuliefern, nachdem die Sicherheitsbehörden der Hamas die Palästinenser aufgefordert hatten, sich nicht in der Nähe des Kuwait-Kreisels oder der Salah-El-Din-Straße zu versammeln, wo normalerweise die Hilfslieferungen ankommen.

Die israelischen Streitkräfte haben in den letzten Wochen routinemäßig Palästinenser angegriffen, die sich in diesen Gebieten versammelten, um Lebensmittel zu erhalten, und dabei Hunderte von Menschen getötet. Aufgrund der immensen Nahrungsmittelknappheit und des lahmgelegten Systems zur Verteilung von Hilfsgütern waren die hungernden Palästinenser gezwungen, auf die Lastwagen zu klettern, um ihren Anteil zu erhalten, wobei sie riskierten, von israelischen Kugeln getroffen oder von der Menge erdrückt zu werden.

Rami Abdullah, der Vorsitzende des Euro-Med Human Rights Monitor in Genf, schrieb auf der Plattform X, dass die [israelische] Besatzungsarmee in den letzten 160 Tagen Mitglieder der Polizei und der Zivilverwaltung in Gaza ins Visier genommen hat, um einen Zustand des Chaos zu schaffen und Zweifel an ihrer Kontrolle zu wecken".

Er fügte hinzu, dass die Anweisung der Polizei im Gazastreifen, sich zurückzuziehen, wenn Hilfslieferungen eintreffen, "von der Bevölkerung mit vollem Engagement aufgenommen wurde... diesen Agenturen ist es zum ersten Mal gelungen, sicherzustellen, dass einige humanitäre Hilfsgüter den nördlichsten Punkt des Gazastreifens erreichen".

"Uns allen ist klar, dass es keine Partei gibt, die die Sicherheit kontrollieren kann, außer der Jugend des Gazastreifens und seinen freien Männern, die sich verpflichtet haben, ihrem Volk zu dienen und ihr Blut und ihre Opfer zu bewahren", fügte er hinzu.

Die Nachricht von der erfolgreichen Koordinierung zwischen lokalen Clans und UN-Organisationen kommt inmitten von Berichten, wonach Tel Aviv angeblich versucht, eine Behörde im Gazastreifen anstelle der Hamas zu schaffen. Eines der Mittel, mit denen Israel dies erreichen will, besteht Berichten zufolge darin, dass es die Lebensmittel- und Hilfslieferungen als Instrument nutzt, um einige Clan-Führer zu stärken und in die vorderste Reihe zu drängen und ihnen die Verantwortung für die Verwaltung der Hilfsgüter in Abstimmung mit Israel und den internationalen Agenturen zu übertragen.

Letzte Woche bekräftigten mehrere palästinensische Clans im Gazastreifen ihren Standpunkt, dass sie es ablehnen, "ein alternatives politisches Regime" im Gazastreifen zu sein und humanitäre Missionen mit Israel zu koordinieren.

EU sagt, Israel habe keine Beweise gegen das UNRWA vorgelegt
Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinenser im Gazastreifen (UNRWA) ist für die Bereitstellung humanitärer Dienste von entscheidender Bedeutung. Dem Hilfswerk wurden jedoch fast 450 Millionen Dollar entzogen, nachdem die wichtigsten Geber, darunter die USA, im Januar ihre Zahlungen aufgrund israelischer Anschuldigungen gegen das Hilfswerk eingestellt hatten.

Israel hat die UN-Agentur beschuldigt, mehr als 450 "Militärangehörige" der Hamas und anderer Widerstandsgruppen zu beschäftigen und behauptet, dass ein Dutzend von ihnen an dem Angriff auf Israel am 7. Oktober beteiligt war - eine Behauptung, die Israel bisher nicht mit konkreten Beweisen belegen konnte.

Seit dem anfänglichen Entzug der Mittel haben mehrere Länder, darunter Australien, Schweden und Kanada, ihre Spendenzusagen für das UNRWA wieder aufgenommen, da sie keine Beweise für die israelischen Anschuldigungen gefunden haben.

Die ersten Untersuchungen des UNRWA haben außerdem ergeben, dass einige seiner Mitarbeiter im Gazastreifen von den israelischen Streitkräften schwer gefoltert und misshandelt und zu falschen Geständnissen gezwungen wurden, um die Behauptungen Israels zu untermauern, die Mitarbeiter des Hilfswerks stünden mit der Hamas in Verbindung.

Der oberste EU-Beamte für humanitäre Hilfe, Janez Lenarcic, hat bestätigt, dass Israel weder ihm noch einem Beamten der EU-Exekutive oder einem anderen Geber irgendwelche Beweise für die Behauptungen gegen das UNRWA vorgelegt hat.

Die EU erklärte Anfang März, dass sie 55 Millionen Dollar an das UNRWA zahlen werde, aber fast 35 Millionen Dollar zurückhalten werde, bis die Untersuchung der israelischen Anschuldigungen abgeschlossen sei.

"Selbst wenn sich diese Anschuldigungen letztendlich als wahr erweisen sollten, heißt das nicht, dass das UNRWA der Täter ist", sagte Lenarcic.

"Das UNRWA hat richtig, sofort und effektiv reagiert. Es hat mehrere Maßnahmen ergriffen. Es gibt eine Untersuchung. Es gibt eine Überprüfung. Bis jetzt sind wir mit all dem zufrieden", fügte Lenarcic hinzu.

Das UNRWA hat bereits neun dieser Mitarbeiter entlassen und untersucht den Fall von einem. Die beiden übrigen Mitarbeiter, die von den israelischen Vorwürfen betroffen sind, wurden bei dem Angriff am 7. Oktober getötet.

"Das UNRWA spielt hier natürlich eine entscheidende Rolle, da es über eine unübertroffene Infrastruktur, Lagerhäuser, Unterkünfte und logistische Kapazitäten verfügt", sagte er.

Lenarcic sagte, dass mehr Hilfsgüter mit Lastwagen in den Gazastreifen gebracht werden müssten und Israel zusätzliche Landübergänge öffnen sollte.

Er fügte hinzu, dass der von den USA eingerichtete Seekorridor von Zypern nach Gaza "zwar eine willkommene Ergänzung ist, aber die Landwege nur ergänzen kann".

"Unter den gegenwärtigen Umständen können keine ausreichenden Lieferungen auf dem Seeweg oder durch Luftabwürfe erfolgen, da es keinen echten Hafen [im Gazastreifen] gibt", fügte er hinzu.

Israel bombardiert das Zentrum des Gazastreifens und kämpft mit Kämpfern im Norden
Israel hat seine Luftangriffe auf den Gazastreifen fortgesetzt und über Nacht mehrere Gebiete in der belagerten Enklave bombardiert. In Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens wurden bei einem israelischen Luftangriff auf ein Haus der Familie Thabet im Stadtteil Bishara mindestens 11 Menschen getötet, berichtete die Nachrichtenagentur Wafa.

Israelische Streitkräfte bombardierten auch die südliche Gaza-Stadt Khan Yunis nördlich von Rafah und das Viertel Al-Shejaiya im Norden von Gaza-Stadt.

In der Stadt al-Zahraa im Norden des Gazastreifens veröffentlichte der bewaffnete Hamas-Flügel Izz El-Din Al-Qassam Brigaden Aufnahmen von bewaffneten Zusammenstößen zwischen palästinensischen Widerstandskämpfern und israelischen Streitkräften. Palästinensische Kämpfer beschossen mehrere israelische Panzer und gepanzerte Fahrzeuge mit Al-Yaseen 105mm Panzerabwehrgranaten.

Al-Zahraa ist eine Stadt mit hohem Symbolwert, da sie 1997 als Reaktion auf Israels Plan zum Bau einer illegalen Siedlung auf dem Berg Abu Ghoneim in der Nähe von Bethlehem im besetzten Westjordanland errichtet wurde.

Sie gehört zu den ersten und wenigen Projekten, die von der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) im Gazastreifen gebaut wurden, als in den 1990er Jahren die Hoffnung auf die Gründung eines palästinensischen Staates groß war. Sie befindet sich südlich von Gaza-Stadt und beherbergt den Obersten Gerichtshof, zwei Universitäten und mehrere städtische Behörden.

Die bewaffneten Zusammenstöße eskalierten in der vergangenen Woche, als Israel den Bau einer befestigten Autobahn südlich von Al-Zahraa-Stadt beendete, die nun bis zur Mittelmeerküste reicht. Der Korridor wird den Gazastreifen in zwei Hälften teilen, in den Norden und den Süden, und würde die israelische Militärkontrolle im Gazastreifen weiter zementieren und die Bewegungsfreiheit der Palästinenser sowie die Möglichkeit der Gazaner, in ihre Häuser im Norden zurückzukehren, einschränken.

Israelische Streitkräfte töten Palästinenser in Hebron; die USA verhängen Sanktionen gegen Siedler im Westjordanland
Im besetzten Westjordanland erlag Mahmoud Abdel Hafez Youssef Nofal, 42, nach einem bewaffneten Zusammenstoß mit israelischen Soldaten in der Nähe der al-Shuhada-Straße in Hebron seinen Verletzungen.

Nofal war der Imam der Al-Qasim-Moschee in der Stadt. Er näherte sich den israelischen Soldaten auf dem islamischen Friedhof von Hebron, in der Nähe des Karantina-Gebiets und der Al-Shuhada-Straße, bevor er erschossen wurde.

Die israelischen Behörden halten seine Leiche noch immer fest. Am Samstag errichteten die israelischen Streitkräfte militärische Kontrollpunkte an den Hauptstraßen, die nach Hebron führen, und durchsuchten später Nofals Haus im Stadtteil al-Shaaba. Seit Oktober haben israelische Streitkräfte und Siedler nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Palästinensischen Autonomiebehörde 435 Palästinenser im besetzten Westjordanland und in Jerusalem getötet.

Außerdem hat Israel seit Oktober 7.605 Palästinenser im Westjordanland verhaftet. Am Samstag wurden 65 Arbeiter in Yaffa (Jaffa) verhaftet, gegen 36 von ihnen wird nach Angaben von Wafa weiterhin ermittelt. Israelische Streitkräfte nahmen in der Nacht auch Palästinenser aus Dschenin, Hebron, Qalqilya und Bethlehem fest.

In der Nähe von Nablus verübten israelische Siedler zwei Angriffe auf Palästinenser. In Burin, südlich von Nablus, warfen sie Steine auf palästinensische Häuser und feuerten Kugeln in die Luft, wobei keine Verletzten gemeldet wurden, während sie in Ain Duma Palästinensern damit drohten, sie aus dem Gebiet zu vertreiben, berichtete Wafa.

Einige dieser Siedler wurden vom US-Ministerium mit Sanktionen belegt, das auch zwei illegale Außenposten, Moshes Farm und Zvis Farm, auf die Liste gesetzt hat. Dies ist das erste Mal, dass die USA einen ganzen israelischen Außenposten mit wirtschaftlichen Beschränkungen belegen. Im besetzten Jerusalem verrichteten am Samstagabend 60 000 Palästinenser das Al-Tarawih-Gebet des Ramadan in der Al-Aqsa-Moschee. Die israelischen Behörden beschränken weiterhin die Zahl der Palästinenser aus dem Westjordanland, die nach Jerusalem einreisen dürfen. Wafa berichtet, dass die israelischen Streitkräfte mindestens 30 behelfsmäßige Kontrollpunkte am Rande der Altstadt, an den Toren der Stadt und an den Eingängen der Al-Aqsa-Moschee errichtet haben.  Quelle

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