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Vier Berichte aus den Besetzten Gebiete: Siedler- und Soldatenvandale

1).Die Hirten von Aqaba machen keine Schlagzeilen
Gush Shalom: Presse-Erklärung, 17.10.05

 

Über Telefon erhielten wir so etwas wie eilige Nachrichten aus dem winzigen Dorf  Aqaba, südwestlich von Jenin, - einem Ort, von dem aus es noch nie einen gewalttätigen  Angriff während der gegenwärtigen oder früheren Intifada gegeben hat. Der Kampf der paar hundert Bewohner geht eher ums Überleben. Es ist ein harter Kampf. Er besteht aus der täglichen Routine, den nie endenden Schikanen des Militär stand zu halten.

 

An diesem Morgen haben  israelische Soldaten  50 Schafe der Dabak-Familie von Aqaba  konfisziert. Von dieser Herde lebt die  13 köpfige Familie mehr schlecht als recht. Der 16 jährige Muhammad Dabak  ging zum militärischen Außenposten und bat darum,  man  möge die Schafe wieder frei geben. Er wurde von den Soldaten geschlagen  und mehrere Stunden - die Händen in Handfesseln auf dem Rücken -  festgehalten. Schließlich wurde er mit leeren Händen wieder weggeschickt – die Schafe waren noch immer dort.

 

Dies schien der Gipfel einer neuen Kampagne von Schikanen zu sein, die vor 2 Wochen begann. Sie zielte vor allem auf die Schafherde des Dorfes. Schafe wurden konfisziert und  auch die Identitätskarten  der Hirten – die danach schikaniert und wegen  Vergehen verhaftet wurden, sie seien ohne Ausweis ins Ausland gegangen. Die Armee setzte  das Weideland in den Bergen um Aqaba  auch systematisch in Brand, damit die Schafe kein Futter mehr finden.

 

Die offiziellen Vertreter der Besatzung haben kein Geheimnis aus ihrer Meinung über Aqaba gemacht: „es soll einfach  nicht hier  sein“ inmitten von dem, was als „strategisch militärisches Gebiet“ betrachtet wird. In der Vergangenheit  wurden schon einige Tricks – wie die Erklärung „das ganze Dorf sei  illegal gebaut“ – von internationalen Protesten verteidigt. So wird der Regierung und der Armee gezeigt, dass dies, was in einer so gottverlassenen Gegend der Westbank passiert, in der Welt allgemein bekannt wird.

Wir bitten euch noch einmal, euch an dieser Kampagne zu beteiligen – die Kampagne war weltweit – und nach einigen Tagen wurden wenigstens die Schafe zurückgegeben! (Nach Gush-Shalom-Meldung vom 19.10.)

 

Wir bereiteten gerade die Botschaft über Aqaba vor, als die Nachricht kam, dass drei Siedler aus der Westbank erschossen wurden. Zwei junge Frauen und ein Junge. Andere wurden  bei zwei gleichzeitig stattfindenden  palästinensischen Überfällen verwundet. Diese Akte wurden als  Vergeltung für das Töten von  mehreren Palästinensern  erklärt, unter ihnen ein führendes Mitglied einer Milizgruppe in Jenin und drei jungen Palästinensern an der Grenze des kürzlich evakuierten Gazastreifens.

Der weitere Kontext solchen Horrors ist die wachsende Bitterkeit in der Westbank. Verhandlungen zwischen Sharon und Abu Mazen, oder Peres und Erekat  misslangen, bevor sie anfingen. Und es gibt den Menschen keine Hoffnung, wenn sie sehen, dass  nach dem Rückzug die Belagerung des Gazastreifens nicht zu ende ist und dass  für jeden Schritt vorwärts monatelanges Gerangel nötig  ist.

Natürlich zahlen die vielen normalen, gewöhnlichen Leute, die nichts mit den Gewaltakten zu tun haben, den Preis. Wie gerade im israelischen Fernsehen verkündet wurde, reagierte Verteidigungsminister Mofaz nun mit einem Fahrverbot für Palästinenser auf den Westbankstraßen, setzte wieder Belagerung für palästinensische Orte ein  und ließ  einige Straßensperren und Kontrollpunkte wieder errichten, die in den letzten Monaten abgebaut worden waren.     Gush Shalom

 

2. Siedler  zerstören  500 + 250 Olivenbäume

Palestinian Monitor A PNGO-Information

 

Bei Salem, nahe Nablus, setzten Siedler aus  der  illegalen Hügelkuppen-Siedlung  Elon Moreh um  halb vier morgens ( 15.10.05)  300 Dunum  ( 75acres) eines   Olivenhaines in Brand.

Das Dorf Salem ist durch eine „ nur für Siedler“-Straße von 2000 Dunum seines Landes getrennt. Dies Land liegt zwischen dieser Straße und der Siedlung Elon Moreh. Die palästinensischen Besitzer dieses Landes können die Straße nur unter Gefahr durch  Verkehr und Angriffe der Siedler überqueren. Nur etwa 500 Dunum des Dorflandes liegen auf der Dorfseite der Straße und sind leichter zugänglich.

Die Olivenerntezeit ist für die palästinensischen Bauern immer besonders gefährlich. Zahlreiche Angriffe der Siedler  verursachen ernsthafte Verletzungen, Verlust von Besitz, ja enden  zuweilen  sogar mit dem Tod. Im vergangenen Jahr um diese Zeit wurde der 45 jährige Tayil Ishtayeh von Siedlern getötet, als er versuchte,  seine Olivenbäume auf der andern Straßenseite abzuernten.

Die Angriffe waren so intensiv und schlossen Steine-werfen, Zusammenschlagen der alten Leute und Schießen ein, dass die Leute von Salem ihre isolierten 2000 Dunum nicht mehr ohne Absprache mit den israelischen Behörden erreichen konnten. Doch selbst wenn Soldaten geschickt wurden, um sie zu schützen, wenden die Soldaten selten Gewalt an, um Angriffe von Siedlern  zu verhindern, oder tun gewöhnlich nichts, wenn Siedler angreifen . Der Lebensunterhalt der 5500 Bewohner von Salem ist von der Olivenernte abhängig. Wegen der Siedlerangriffe ist dies für sie sehr schwierig  geworden.

Salems Bürgermeister Adli Ishtaeh sagte, dass das augenblickliche Problem mit dem Siedler Gideon anfing, der auf dem Land von Salem einen neuen Außenposten errichtete. Dieser Siedler war wegen seiner ständigen Angriffe auf palästinensische Zivilisten bekannt. Er setzte Zelte und Wohnwagen auf das Land und gebrauchte scharfe Hunde, um die Palästinenser fern zu halten. Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass er es ist, der den  Brand der Bäume verursachte.

Am 19.10. wurden – nach einer Meldung von Gush Shalom  - 250 Olivenbäume in  Salem abgesägt.

 

3. Palästinenser von einem Wildschwein getötet.

Am selben Sonntag wurde der Palästinenser Yusif Gazal, 82, aus Sebastiya  auf seinem Land  von Wildschweinen getötet, als er dort mit seinem Sohn Jawad, 50, arbeitete. Yusif starb eine Stunde, nachdem er im Rafidiyeh Krankenhaus angekommen war, an den Verletzungen. Jawad kam mit leichten Verletzungen davon.

Da Wildschweine in diesem Gebiet nicht heimisch sind, nehmen die Palästinenser an, dass israelische Siedler oder Soldaten sie ausgesetzt haben, um die  palästinensische Ernte zu zerstören und das Leben der Palästinenser zu gefährden

 

4. Soldaten überfallen ein Dorf

 Das israelische Militär ist seit früh  um 2 Uhr im Dorf Qawat Bani Zeit ( bei Salfit) und geht von Haus zu Haus,  wirft  die Bewohner, auch ein älteres Paar (80) und ihren Besitz  aus dem Haus, zerstört Fensterscheiben und Möbel,  ... ein echtes Pogrom. Bulldozer stehen auch bereit, als wollten sie  Häuser zerstören.

Die Zivilverwaltung sagte, dass die Soldaten nach einem „Killer“ suchen . Wenn sie ihn gefunden haben, würden sie gehen. Kann sein. Aber wir erinnern uns, dass es viele Vorwände gibt, um Palästinenser zu schikanieren. Das ganze Dorf leidet.  --

Inzwischen sind die Soldaten gegangen ( 9 Uhr) Mir wurde dann noch berichtet:

Die Soldaten brachen in den Kindergarten und die Klinik und zerbrachen alles: medizinische Geräte und sogar Kinderspielzeug und alles, was in zwei Gebäuden war.

Dorothy Naor, New Profile, 17.10.05

 

Wundert sich da noch jemand, dass Palästinenser aus Ohnmacht und Wut auch zu Gewalt Zuflucht nehmen? (ER)

 

(dt. Ellen Rohlfs)

 

 

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