Bilin
–Protest in Gegenwart europäischer Diplomaten
Gush Shalom, 1.4.06
Israelische
Aktivisten von Gush Shalom und „Anarchisten gegen die
Mauer“ kamen im Dorf Bilin an, nachdem sie ihre Busse,
mit denen sie von Haifa und Tel Aviv gekommen waren,
stehen ließen und den letzten Teil des Weges zu Fuß
gegangen oder mit palästinensischen Taxis gefahren
waren. Bei der Ankunft fanden sie die Dorfstraße voll
mit PKWs des diplomatischen Corps. 15 europäische
Diplomaten waren schon früher gekommen und hatten sich
den „Trennungszaun“ in Bilins Umgebung angesehen. Sie
wollten bleiben, um die wöchentliche Demo des Dorfes
mitzuerleben.
Der Knüller dieses
Protestmarsches: ein Kind in einem leeren Badezuber
wurde hochgehalten. Er sollte die leeren Kochtöpfe der
Bewohner, ja, aller Palästinenser symbolisieren, die ihr
Land verloren haben, und die die EU nun nicht weiter
versorgen will.
Ein anderer
Knüller: eine ziemlich große Konstruktion wurde als
Brücke über einen Teil des Zaunes gelegt. Als sie
tatsächlich das 1. Mal zum Darüberklettern benützt
wurde, verursachte dies bei den anwesenden Soldaten
einen Schock. Sie fingen gleich mit dem Schießen und
Verhaften an. Abgesehen von drei verhafteten Israelis
und zwei Internationalen, wurden mehrere Leute
verwundet, auch Rachel Avnery, die von einer Lärmgranate
am Bein getroffen worden war.
Die folgende
Pressemitteilung erzählt die Geschichte aus der
Perspektive der diplomatischen Besucher von Bilin.
15 europäische
Diplomaten fahren zum „Trennungszaun“ bei Bilin.
Dorfbewohner und
Friedensaktivisten: Der Zaun stiehlt Land zu Gunsten der
Siedler.
Diplomaten werden
Zeugen der gewalttätigen Auseinandertreibung der Demo
durch die Armee. Sie werden ihren Regierungen berichten.
Fünfzehn europäische
Diplomaten machten Freitagmittag eine Fahrt zum
israelischen „Trennungszaun“, der auch auf dem Land des
Westbankdorfes Bi’lin erbaut wird. Unter ihnen waren
Vertreter aus England, Frankreich, Spanien, Deutschland,
Österreich, Tschechien, Polen, Dänemark und Schweden.
Ursprünglich
verweigerten Armeekräfte den Diplomaten, den Zaun zum
Bil’iner Land auf der andern, der wesstlichen Seite des
Zaunes zu überqueren, dort wo die israelischen
Siedlungen Modi’in Illit und Ost-Mattithyahu liegen.
Nach langen Verhandlungen stimmte der kommandierende
Offizier schließlich zu und erlaubte eine halbstündige
Tour.
Bewohner von Bil’in
begleiteten die Diplomaten und wiesen auf Grundstücke
hin, von denen die Olivenbäume wegen des Zaunes
ausgerissen worden waren und auf weitere Olivenhaine,
die auf der westlichen Seite des Zaunes liegen und die
so von ihren Besitzern abgetrennt worden sind ( für die
sie oft die einzige Quelle des Lebensunterhaltes sind).
Das frühere Knessetmitglied Uri Avnery von Gush Shalom
erklärte den Diplomaten, dass der Verlauf des Zaunes
nicht von Sicherheitserwägungen bestimmt wird, sondern
vom Wunsch, Land zu annektieren, das für die
Siedlungserweiterung gedacht ist. So werden
palästinensische Besitzer enteignet. Die Diplomaten
sagten, sie würden über alles, was sie hier sehen und
hören, ihren Regierungen berichten.
Danach stellten sich
die fünfzehn Diplomaten auf einen nahen Hügel, von dem
sie den Lauf des Protestmarsches verfolgen konnten, an
dem Dorfbewohner zusammen mit israelischen Aktivisten
von Gush Shalom und den Anarchisten und Internationalen
gegen die Mauer teilnahmen. Sie wurden Zeugen der
vielfachen Gewaltanwendung durch die Armee, um die Demo
auseinander zu treiben, einschließlich des Abschusses
von Lärmgranaten, die bei mehreren Demonstranten
Brandwunden verursachten; sie sahen auch, wie
Demonstranten mit Schlagstöcken traktiert wurden und
drei israelische Friedensaktivisten, ein australischer
Freiwilliger und ein italienischer Journalist verhaftet
wurden . Alle wurden in bereitstehende Polizeiwagen
gezerrt.
„Die Armee
beschuldigte die Verhafteten, sie hätten Soldaten
angegriffen; die glaubwürdigen internationalen Zeugen
kennen jedoch die Wahrheit. Sie sahen mit ihren eigenen
Augen, dass die Armee eine friedliche, gewaltfreie
Demonstration angegriffen hatte. Das einzige Verbrechen,
das die Bil’iner Dorfbewohner begehen, ist , dass sie
mit dem Diebstahl ihres Landes für die
Siedlungserweiterung nicht einverstanden sind. Es sieht
so aus, als ob die in der nächsten Woche nach den Wahlen
neu geschaffene isr, Regierung beabsichtigt, den
Mauer/Zaunbau und den Raub palästinensischen Landes
fortzusetzen. Deshalb wollen wir unsern Kampf gegen die
kriminelle Politik, die nur Hass produziert und unsere
Zukunft bedroht, auch fortsetzen“, sagten die
israelischen Organisatoren.
Kontakt: Uri Avnery
00972- 505- 306440
Adar Grayevsky 00972 –525 –444866
Adam Keller 00972 –3 – 5565804 ; 00972-506- 709603
(dt. Ellen Rohlfs) |