Jede hebräische Mutter sollte dies wissen
Chen Kotas-Bar, NRG/ Maariv ( „Das Schweigen brechen“)
Es geschieht sogar in einem
Offizierskurs. Die Elitejungs, die einmal die zukünftige
Generation der IDF kommandieren sollen. Mitglieder von „Das
Schweigen brechen“ stellten Zeugnisse von Kampfsoldaten
zusammen, die in einem Offizierskurs über den Lauf der letzten
vier Jahre, seitdem die Intifada begann, dienten. Ein besonders
schmerzlicher Bericht illustriert die Situation mehr als
andere:
Hauptmann einer Elite-Einheit:
Im Rahmen des Kurses als Teil des
Offizierstrainings unternahmen wir eine Operation. Es könnte
möglich gewesen sein, dass die Operation nötig war, aber wir
hatten das Gefühl, dass es nur als Training gedacht war. Wir
etablierten uns in einem Dorf und betraten willkürlich Häuser,
um Hausdurchsuchungen auszuführen. Es gab keine Terroristen in
diesen Häusern. Es war wie eine Übung – aber in realer Sache.
Wenn es wirklich notwendig gewesen wäre, wurde es nicht als
solches empfunden.
„Wir gingen hinein, um zu suchen; es
gab keine gesuchte Person oder Verdächtiges. Wir zerstörten, wir
zerrissen. Keiner kümmerte sich darum. Die Kinder begannen sich
zu sammeln und fragten uns: „Was tut Ihr eigentlich?“ „ Warum
sperrt ihr unser Dorf ab?“ Dann begannen sie auf uns Steine zu
werfen. Wir spielten eine Art Fangen mit ihnen. Aber dann – was
kann man schon mit einem Steine werfenden Jungen tun? Es ist
unmöglich, ihn laufen zu lassen, sonst wirft er weiter Steine.
Also fesselten wir sie mit Handschellen an Strommasten fest.
„Es war eine seltsame Szene: man
befindet sich in einem Offiziersübungskurs, der Kommandeur
fragt, wie man Steine werfende Kinder bestrafen kann. Das
Ergebnis: zukünftige IDF-Offiziere fesseln Kinder an Strommasten
fest. Die Situation war derart absurd, denn nach gewisser Zeit
sollten sie essen, und die Mütter kamen mit Sandwiches an und
wollten sie füttern. Wir aber hinderten sie daran. Es waren
kleine Kinder etwa zwischen acht und zwölf. Es waren nur die
Kinder die wir fangen konnten. Einen ganzen Tag waren sie
festgebunden. Sechs –sieben Stunden.“
Einen zukünftigen Offiziers so
etwas tun zu sehen - ist nicht normal . Man befindet sich hier
auch an keinem normalen Platz. Es beeinflusst aber die Zukunft.
Einen Jungen an einen Strommasten zu fesseln, sagt viel über den
Zustand der IDF aus . Und wir tun es, weil es ein Problem ist,
zwischen einem klar illegalen Befehl und einem legalen Befehl zu
unterscheiden.
Es ist keine einfache Sache und
mancher wurde so zu fall gebracht.
Schließlich hält man dich für
gehorsam und diszipliniert. Es ist für einen Soldaten, aber
besonders für einem Offizierskurs schwierig, zu sagen: „Ich
werde das nicht sagen, ich nicht!“. Heute weiß ich, dass ich das
nicht tun muss. Aber damals hatten wir Angst, dies zu sagen. Das
erste Mal gehorcht man, weil man angst hat, nein zu sagen – beim
2. und 3. Mal ist man schon daran gewöhnt, das zu tun.
Über „Das Schweigen brechen“
Sie sind keine Verweigerer, sie
sind keine Politiker; sie lieben den Staat. Sie sind nur
Soldaten, die dort waren, was gleichzeitig auch hier ist und sie
entschieden, dass es so nicht weiter gehen kann. Dass jemand
aufstehen muss und schreien: wacht auf und schaut, was hier
unter uns geschieht. „Das Schweigen brechen“ – jeden Dienstag
bringt Chen Kotas-Bar Zeugnisse aus dem Krieg in den besetzten
Gebieten – und was es uns antut.
(dt. Ellen
Rohlfs)
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